
3.5.25 Silopi - Mardin
Der Morgen beginnt wie immer in einem neuen Land, mit der Suche nach einer SIM Karte. Die Preisunterschiede sind riesig und wir werden bei einem Mädel fündig. SIM Karte, 300 Giga für drei Monate für unter 30.- Dann kommt Kühlschrank auffüllen bei der MIGROS an die Reihe, tja, alles wie zu Hause. Wir fahren 190 km entlang der syrischen Grenze, entsprechend hoch ist das Militäraufgebot. Die Felder sind jetzt im Frühling grün, überall steht der Hafer und die Weizenfelder bereits hoch.
Die an Hanglage gebaute Altstadt von Mardin liegt auf knapp 800 M.ü.M. und ist bereits gut zu sehen, als wir in den zentral gelegenen Parkplatz einbiegen. Ein richtiger Camper Stellplatz mit Duschen und Waschmaschine - alles was wir im Moment ziemlich dringend benötigen.
Am Abend laufen wir die vielen Treppenstufen bis ins Zentrum der Stadt. Wow, ist die cool! Schön beleuchtet, interessante Geschäft mit handgemachten Seifen, viel Kaffee und Schokolade, natürlich alles aus Mandeln und Nüssen und sehr viel schönes, sehr feines Silber, gute Restaurants und viele Bummler denn es ist Samstag - ein fantastischer Ort um wieder anzukommen. Aber auch ein krasser Unterschied zu den letzten Tagen...im positiven Sinne. Einmal mehr denken wir, dass es reine Glückssache ist, wo man geboren wird.
5.5. - 8.5. Sanliurfa - Gaziantep
Unser Weg weiter westlich führt uns über die beiden Städte Sanliurfa und Gaziantep. Beide mit über 2 Mio. Einwohnern, aber total entspannt. Es ist bequem, dass Stadtautobahnen in der Türkei meist vier- oder sechsspurig sind, so sind Staus selten und der Verkehr übersichtlich und fliessend.
In beiden Städten gibt es gute Übernachtungsplätze mitten im Zentrum. So bummeln wir einfach jeweils in die schöne Altstadt, im Falle von Gaziantep in das besonders schöne Viertel des Basars. Hier reiht sich Werkstatt an Werkstatt, es wird Silber und Kupfer gehämmert, Eisenwaren geschmiedet, Lederwaren zugeschnitten und genäht, Messer geschliffen, Seifen hergestellt, Süsswaren produziert und Holz gedrechselt, wir sehen nur sehr wenige Souvenirs, von denen wir glauben sie seien aus Fernost.
Tinu gibt eines seiner grossen Taschenmesser zum schleifen, der nette Opa hat das in nullkommanichts erledigt, 1 Franken wechselt den Besitzer und Tinu könnte jetzt damit rasieren.
Viele Geschäfte mit den bekannten Baklava Spezialitäten, sind hier noch um eine Spezialität reicher. Pistazien. Die von Gaziantep sind wohl besonders berühmt, und es gibt überall grünes Zeug in allen Variationen zu kaufen.
Das Schöne, manchmal auch das Eklige, man darf alles, und jeder macht das, kosten. Also wirklich alles. Jeder langt in die Nüsse, in die Bonbons, in die Früchte, mann halbiert eine Aprikose und wenn die erste Hälfte nicht schmeckt, legt man die zweite Hälfte einfach zurück, natürlich hat es auch immer zahllose Hände in den Zuckermandeln, den Turkish Delights und überhaupt. Wenn man Datteln kostet, legt man den Stein natürlich zurück auf die Datteln - also es ist schon nicht jedermann Sache. Hat aber für uns den Vorteil, dass wir so vieles kennen lernen, von dem wir sonst nicht kosten würden.
Gaziantep ist auch bekannt für seine gute Küche. Wir gehen am Abend in ein kleines Lokal, verstehen dank Google Translate zumindest ein bisschen was, denn die Übersetzungen der Speisekarten sind manchmal auch haarsträubend. Ich esse Lamm in einer warmen Joghurtsauce mit Kichererbsen und Minzeöl, Tinu einen Eintopf mit Lamm, Tomaten, Auberginen und Kartoffeln. Beides richtig fein. Wir haben uns vorgenommen, noch viel mehr zu kosten. Die Spiesse, also Kebabs sind zwar immer lecker, aber die türkische Küche ist so vielseitig, dass wir uns da noch ein bisschen durchprobieren wollen. Eine Herausforderung vor allem für unseren Übersetzer.
9.5. Planänderung - Adana - Kayseri
Eigentlich wollten wir auf direktem Weg zu den Ballons nach Kappadokien. Allerdings sind die Wetterprognosen so schlecht, dass wir zwei Strandtage und einen Umweg nach Kayseri einschieben. Nicht dass wir neuerdings aus Zucker wären, aber die Ballons werden nur bei Wind unter 20 km/h gestartet. In diesen Tagen ist Wind zwischen 30 und 70 km/h gemeldet. Also fern von allen Startmöglichkeiten. Und hey: Kappadokien ohne Ballone geht ja wohl gar nicht. Also fahren wir in die Nähe von Adana und stellen uns da an einen Strand bei einer Ferienhaussiedlung, die im Moment noch recht verwaist ist...und das tolle: wir haben immer wieder Besuch von grossen Kangals, den wunderschönen türkischen Hunden. Sie sind riesig, friedlich, verspielt und freundlich. Wir lieben sie.


Sehr netter Besuch am Strand. Ein ziemlich verschmuster Kangal Mischling.
Wir übernachten irgendwo in den Bergen zwischen Adana und Kayseri. Auf einer Höhe von etwa 1400 M.ü.M. ist es bereits ziemlich frisch, und als am Abend noch ein starkes Gewitter über uns niedergeht wird es richtig kühl. Die Bergspitzen um uns herum sind alle weiss verschneit und bestimmt um 4000 Meter hoch. Wir schlafen auf einer total ruhigen grossen Autobahnraststätte und fahren am Morgen weiter nach Kayseri. Dort im Zentrum gibt es viele gute Parkplätze zu einem sehr günstigen Preis. Wir sind also nur in Spazierdistanz vom traditionellen Bazar und der Altstadt entfernt. Kayseri hat viele kulinarische Köstlichkeiten zu bieten, unter anderem getrocknetes Rindfleisch, Pastrami oder Bündnerfleisch ähnlich. Diese wird überall zum kosten angeboten, ebenfalls gepökelte Würste die wir sonst noch nirgends gesehen haben. Es soll sogar die Hauptstadt der Mantis sein, der berühmten kleinen Ravioli, die es im ganzen Land in ganz unterschiedlicher Art gibt.
Auf Tripadvisor suchen wir uns am Abend ein einfaches Resti mit guten Bewertungen und bummeln durch die Gassen zum versteckten Lokal. Wir versuchen der türkischen Karte etwas was wir verstehen zu entlocken, aber der Kellner hilft uns mit seinen minimalen Englischkenntnissen. Wow, haben wir super fein gegessen. Im Tontöpfchen geschmortes Rindfleisch, dazu hausgemachtes Brot, Joghurt mit Melasse, frische Petersilie, geschmorte Zwiebeln, Zitronen und Chilis und natürlich Pide (gleicher Teig wie das Brot) belegt mit Käse und Pastrami. Alles wird auf dem Feuer zubereitet und schmeckt daher einfach doppelt gut. Kugelrund rollen wir zum Auto zurück und haben Glück, denn gerade als wir im Indy wieder ankommen, geht erneut ein heftiges Gewitter runter. Passt.
11.5.25 Kappadokien
Die Fahrt durch die grüne saftige Landschaft ähnelt der in der Schweiz. Berge, Weizenfelder, Kartoffeläcker, Bergföhren ab und zu Mohnblumen. Die Türkei ist auch im Frühling sehr schön. Erst als wir durch die Feenkamine fahren und die rosa Felsen von Kappadokien sehen, sind wir wieder ganz weg aus der Heimat. Diese Region ist einfach der Hammer. Wir steuern einen der Plätze an, an dem wir ziemlich genau vor neuen Monaten bereits gestanden haben, lassen vorher noch kurz und unkompliziert unsere beiden Gasflaschen füllen und richten uns ein. Die Aussicht ist auch ohne Ballone schön, aber wir freuen uns bereits auf den Morgen. Auch dieses mal hat es einige andere Wohnmobile, hier und da auch mal ein kleines Grüppchen von Seabridge oder so, aber alles in allem ist es doch sehr ruhig und hat endlos viele Plätze zum Stehen.
Wir unternehmen unter Tags ein paar mal schöne Wanderungen, bummeln durch das wuselige Göreme, statten auch dem Felsenort Uchisar einen Besuch ab, beginnen aber die Tage immer gleich.
4:45 klingelt der Wecker, Ohren spitzen ob wir das Fauchen der Gebläse schon hören, ein erster Blick aus dem Fenster und dann ab in die warmen Klamotten. Sie sind einfach magisch! Die ungefähr 160 Ballone die verteilt über eine kleine Region in die Luft steigen. Es ist ein Spektakel den Piloten zuzusehen wie sie die Körbe nur knapp über die Felsen steuern, wie Ballone sich manchmal sogar berühren und überhaupt das ganze Geschehen drumrum. Da wegen Wind die Ballons nicht jeden Tag in die Luft können, sind die guten Tage total ausgebucht. In den Körben sind die Menschen zusammengepfercht, aber alle haben Spass und geniessen das einmalige Erlebnis. Wir bleiben wiederum fünf Tage, treffen noch alte Bekannte vom Irak-Konvoi und lernen alles mögliche an Wohnmobilisten kennen. Eine sehr schöne Zeit. Kappadokien - wir kommen wieder...vielleicht, wenn wir das nächste mal in den Iran fahren...
Wanderungen durch Kappadokien
...und vielleicht die allerletzten Ballone
18.5.25 Kappadokien - Obruk
Es lässt sich nicht vermeiden: wir fahren heute weiter. Tanken im Dorf noch Wasser, kaufen unterwegs ein und fahren 180 km zu Karawanserei von Obruk. Eine seldschukische Karawanserei, auf der Handelsroute Kayseri - Konya. Schätzungen nach stammt sie aus dem 12. Jahrhundert. Das Gebäude wurde über die Jahre bei mehreren Erdbeben schwer beschädigt, und stürzte zu grossen Teilen ein. Im 2007 setzte eine umfassende Renovation ein, welche im 2018 abgeschlossen wurde. Jetzt sind dort Artefakte aus der ganzen Region ausgestellt, es wird als kleines Hotel betrieben und im Restaurant kann man Frühstücken. Auch der Garten ist sehr schön gestaltet, viel Lavendel und Rosen die im Moment leider noch nicht blühen. Allerdings sind die Kangale die da wohnen freundlich, und kommen bei uns vorbei um hallo zu sagen und uns zu bewachen. Denn man darf ausdrücklich mit dem Wohnmobil in dem schönen Park übernachten.
Direkt hinter dem schönen Gebäude ist eine Doline (Sinkhole), welches früher viel Wasser geführt hat. Leider hat die exzessive Nutzung des Wassers den Wasserspiegel bedenklich sinken lassen.
19.-21.5. Beysehir Gölü im Nationalpark
Durch die Millionenstadt Konya kurven wir eher ungern, wollen aber nicht bleiben sondern direkt weiter zum schönen Beysehir See im gleichnamigen National Park. Der drittgrösste Süsswasser See der Türkei, 45 km lang und 25 km breit, mit fast unverbautem Ufer, vielen Wasservögeln und türkisblauem Wasser. Für kleines Geld, darf man am Westende des Sees übernachten. Es ist so schön und ruhig, wir bleiben direkt zwei Nächte. Sehen Störche, Adler, Goldschakale, Gänse und unterschiedlichste Enten bringen wieder mal unseren Indy und uns auf Vordermann, und kochen auf der offenen Feuerstelle. Sehr schön!