Vorbereitungen TransAfrika
Verrückt. Mir kommt es vor, als wären wir gerade erst von Südamerika zurückgekommen, schon sind wir wieder mitten in den Vorbereitungen für die nächste grosse Tour. Die Covid Zeit war anstrengend und irgendwie zieht es uns wieder in die Ferne. Mein Rücken wird ja auch nicht besser, und "mein" Professor meinte, da müsste wohl mal was chirurgisch geregelt werden. Also hau ich lieber gleich ab, bevor er mich noch erwischt. Tinu ist sowieso immer ready und Afrika sein Ding. Hat sich früher noch die Frage nach dem Fahrzeug gestellt, weil ich die Vibration im Ländy nicht mehr vertragen habe, ist die nun vom Tisch, weil wir seit 2020 mit unserem Indy, einem Mercedes Sprinter 4x4 unterwegs sind. Unser Ländy war mit seinen 25 Jahren reif für ein bisschen Wellness und gemütlichere Touren.
Und nun DAS!
TRANSAFRIKA
Für uns ist Afrika immer ein Traum gewesen. Der Kontinent mit seinen vielen Gegensätzen, wo es Mittelmass oder Durchschnitt so nicht gibt. Entweder ist es unglaublich grossartig, unbeschreiblich schön oder so absolut nervig, deprimierend und dreckig. Wir haben schon einige Monate im südlichen Afrika verbracht. So von 2000 bis etwa 2006 waren wir ein bisschen angefressen und haben mehrmals Namibia, Botswana, Südafrika und Tansania bereist. Die Tierwelt hat es uns angetan, die einsamen Ecken der Namib und die grossartigen Landschaften mit ihren endlosen Weiten sind für uns zwei Schweizer, die wir aus einem komplett zugebauten und engen Land kommen, wahnsinnig eindrücklich.
Es heisst also wieder planen. Afrika, das haben wir schnell gemerkt, ist eine andere Nummer als die Panamericana. Nach Südamerika waren wir einfach auf dem gleichen Frachter wie das Fahrzeug. Also Terminplanungen mit Abgabe im Hafen, Flügen, Hotels, Entgegennahme im Hafen etc. sind schon mal weggefallen. Die Visen für uns sind ein vielfaches begrenzter als in Südamerika, sie geben somit grösstenteils den Reisetakt vor. Wir arbeiten also wieder täglich unsere drei to do Listen ab, und immer wenn wieder was durchgestrichen werden kann, kommen drei neue Punkte die uns einfallen dazu. Gut sind wir schon nicht mehr im Arbeitsprozess. Ich glaube das wäre fast nicht zu schaffen.
Wir haben also bereits neue Mieter, ein cooles junges Paar mit ultramegasüssem Hund, die sich bereits im Vorfeld sehr auf unsere Wohnung freuen. Was heisst, wir räumen. Ich betreibe gefühlt einen Online-Shop, und wir merken wieder mal wie unsinnig viele Dinge wir haben. Sind die wichtig? Nein. Im Auto leben wir mit so viel weniger und brauchen trotzdem nie alles. Das wird dann später verschenkt. Wir machen also wieder mal Bündel: Geht in die Brocki, kommt mit im Indy, kommt in den Keller und kommt mit auf die vierwöchige Reise bis nach Südafrika. Unser Auto ist vier Wochen auf dem Frachter.
Wir könnten irgendwo vier Wochen Zeit verdödeln und Blümchen pflücken - wir haben uns aber für Mauritius entschieden 😎. Da waren wir noch nie und wenns ja am Weg liegt...
Aber zuerst rotieren wir jetzt noch ein wenig. Ziel wäre am 16. Mai die Wohnung abzugeben und am 17. loszudüsen. Mittlerweile wird aber wieder Frachter-Domino gespielt. Hat es zuerst noch Bremerhaven - Durban geheissen, war zwischenzeitlich schon mal Antwerpen - Port Elizabeth aktuell, neuerdings wieder Antwerpen - Durban. Wir bleiben also geschmeidig, organisieren unsere Reiseapotheke, ein bisschen was für die Foodbox (Trockenhefe, Ferment, Natron, Backpulver etc.), treffen uns fast jeden Abend mit Freunden, machen Arzt und Zahnarztbesuche, buchen Hotels in Dubai, Port Louis, Mauritius am Strand und Port Elizabeth, verkaufen Zeug, planen unser Abschiedsumtrunk mit den Freunden, bringen den Indy immer wieder in andere Garagen (mal für die Heizung, dann für den Dieselpartikelfilter, dann für die Gasflaschen, dann für den Service und neue Reifen, dann für eine Wasserfilteranlage, eine Ersatzteilkiste und so weiter - die Liste ist beliebig verlängerbar).
...und dann der ganze Papierkram 🙈! Impfausweise, Pässe, internationale Krankenkasse, Schweizer Krankenkasse sistieren und nur die Zusatzversicherungen laufen lassen, Einwohnergemeinde abmelden, Steuern bezahlen, Freizügigkeitskonto transferieren, Carnet de Passage für das Auto, e-post (Klara) einrichten, Geld in US$ wechseln, bereits die Camps für den Kruger National Park reservieren weil der offenbar an den Wochenenden über ein Jahr im Voraus ausgebucht ist, x-fach Kopien von den wichtigsten Papieren, Pässe und Fahrzeugausweise laminieren, damit bei Polizeikontrollen nicht das Original verschwindet, und ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, aber Antwerpen hat nur lausige Campingplätze! Dabei sollten wir einen Guten haben, damit wir am Tag vor der Autoabgabe gemütlich umladen können, den Indy herrichten, alles möglichst wegschliessen und leeren können. Das wollen wir nicht mitten in der Stadt auf einem Parkplatz machen. He nu, dann muss ein schlechter halt reichen - das wird nicht der letzte auf dieser Reise sein...egal. Also weitermachen, wir brauchen einen der möglichst nah am Hafen ist und am besten sogar noch eine gute Waschanlage in der Nähe hat. Erfahrungsgemäss sind die Hafenbehörden immer ein bisschen kleinlich. Also es geht einfach immer so weiter, und irgendwann wird die Wohnung leer, der Indy bereit und die Freunde verabschiedet sein...🥺
Bis 18. Mai
Phuu!
Wir fallen momentan von einem Extrem ins andere. Schöne Momente mit Freunden, aber auch immer wieder Abschied, Kram verpacken, Kram ausschreiben und verkaufen, sich ärgern über die Unverbindlichkeit von Menschen, in die Entsorgung düsen, in die Brocki düsen, versuchen die ganze Administration auf die Reihe zu kriegen, den Ämtern den Krieg erklären (zumindest ab und zu) und und und...
Latest News von der Reederei: Unser Indy-Taxi fährt nun doch von Bremerhaven allerdings nicht mehr nach Durban sondern nach East London. Uns soll's recht sein, den Flug ab Hamburg können wir also so lassen, und Antwerpen ist auch vom Tisch. Anpassen des Hotels wegen der Reisedaten ist rasch gemacht, neu sind wir nun im Ibis an der Reeperbahn. Hamburg ist bereits wahnsinnig gut gebucht im Mai.
Nachdem die Wohnung endlich leer und gereinigt ist, unsere sympathischen Mieter die Schlüssel übernommen haben, schlussendlich alles was mit muss, im Indy verstaut ist, fahren wir am Montag Abend den 16.Mai unserem neuen Abenteuer entgegen. Total unreal und seltsam ist der Moment auf den wir uns so lange gefreut haben. Aber das war im 2015 genauso. Es muss wohl so sein, dass man ein Teil von sich und seinem Herzen bei den Freunden/ Familie lässt, aber die Neugier auf Neues gross ist und die Vorfreude sowieso.
Wir übernachten kurz nach der Grenze und nach einem feinen und gemütlichen Znacht beim Griechen sind wir offenbar am Morgen schon ziemlich entschleunigt. Ich steh mal so um 9.30 auf und geniess meinen ersten Kaffee gemeinsam mit Tinu der schon einen Vorsprung hat, und wir merken gerade, dass so unser neues Leben aussieht. Oftmals nur das machen worauf wir Lust haben. Wenig planen, sich dem Moment hingeben, kurzfristig Pläne ändern und einfach los.
Bevor es für uns also südwärts geht, führt die Strasse zuerst mal noch in Richtung Norden. Wir besuchen auf dem Weg Heidy und Mike in der Nähe von Freiburg im Breisgau. Mit beiden habe ich früher zusammen gearbeitet. Wir verbringen einen weinseligen Abend, die beiden bekochen uns lecker und es gibt viel zu Lachen. Sooo lange nicht gesehen. Herzlichen Dank ihr zwei. Für das spontane Date - und den netten Abend!
Nach einer ruhigen Nacht am Rhein geht es weiter nach Heidelberg. Knappe 200 km bestes Asphaltband (solche werden wir uns in Zukunft wohl manchmal wünschen). Wir finden einen guten Stellplatz, verbinden das erste mal unseren Indy mit Landstrom, Tinu macht ein paar Checks wie Luftdruck messen etc. ist ja jetzt irgendwie alles fast neu, oder von uns zumindest bis jetzt entweder noch nicht gebraucht oder nicht getestet. Aber das wird sich in der nächsten Zeit wohl ändern...Die Wasserfilter funktionieren schon mal einwandfrei!
19.5. - 28.5. Heidelberg - Mosel - Köln - Hannover - Bremen - Cuxhaven
Nachdem wir uns Heidelberg angeschaut haben, tuckern wir weiter in Richtung Mosel. Eine Region die wir noch gar nicht kennen, aber immer schon mal besuchen wollten. Es werden im Grossraum Trier heftigste Gewitter mit Sturm und Orkan gemeldet, die Kinder müssen nicht in die Schule.
Haben wir schon mal gehört, dass Kinder wegen Gewitter nicht in die Schule gemusst hätten?? Wir können uns nicht erinnern, und es treibt uns einige kleine Sorgenfältchen auf die Stirn. Wie muss ein Gewitter oder Sturm sein, wenn Kinder gefährdet sind? Werden die davon fliegen?
Auf jeden Fall kommen im Halbstunden Takt Aufrufe im Radio, dass man sich in Sicherheit bringen soll, wegen umherfliegenden Teilen und Hagelkörnern mit 3-4 cm Durchmesser. Ohje, das wärs noch.
Wir stellen uns zu einem Weingut, welches ca. 30 Plätze zwischen den Reben für Wohnmobile anbietet. Direkt an der Mosel. Wie schön! Wir kochen uns einen feinen Spargelrisotto mit Salat, denn Spargeln und Erdbeeren werden gerade überall verkauft. Es gibt schlimmeres. Dann gehen wir in die kleine Gartenwirtschaft des Weinguts, und versuchen zwei der Weine die sie dort anbauen. Der Wein hat uns leider so gar nicht gemundet 😝und wir sind froh, dass wir noch Argentinier im Keller haben. Das Gewitter hat uns nur spät am Abend kurz gestreift. Gerade genug Regen, damit die Frontscheibe wieder einigermassen klar ist. Gut.
Nach eine ruhigen Nacht fahren wir weiter entlang der Mosel. Sehr beschaulich, ruhig, sauber und entspannt ist diese Gegend. Schiffsverkehr gibts momentan fast keinen, da an einigen Schleusen Wartungsarbeiten gemacht werden müssen. In den kleinen Dörfchen gibt es vor allem Weinverkostungen, Weinproben, oder Weinführungen oder Weinverkauf oder Weinirgendwas. Alle laufen mit verdächtigen Kisten durch die Gegend, der Absatz vom lokalen Erzeugnis ist gut.
Entlang der Mosel gibt es immer wieder wunderschöne Stellplätze direkt am Wasser. Überall hat es Plätze frei - richtig toll. Wir haben mit Claudia und Marcel auf einem Stellplatz den sie kennen am Samstag morgen abgemacht. Die zwei kennen wir aus Mexiko. Wir haben damals unsere Autos zusammen von Veracruz nach Bremerhaven verschifft. Sie wohnen in der Nähe von Frankfurt und wollten uns spontan nochmal treffen, bevor wir den Kontinent verlassen. Sie kommen nicht vor den frühen Abendstunden los, und wir rechnen mit ihnen am Samstag morgen. Aber bereits nach 19.00 Uhr schreibt Claudia, dass sie gut durch den Feierabendverkehr gekommen sind und bereits am Abend bei uns sein werden. Super. Um 20.30 sind die beiden bereits vor Ort. Wir haben zwei tolle Stellplätze direkt an der Mosel und Marcel öffnet ein Falsche hiesigen Riesling - zur Ehrrettung des hiesigen Gewächses muss man sagen. Der war richtig fein.
Wir verbringen zwei entspannte und lustige Tage mit den beiden, lassen es uns gut gehen, bei gutem Wein und schönen Gesprächen. Ihr Lieben, es war uns ein Freude, euch wieder einmal zu treffen. Passt auf euch auf und macht's gut. Wir sehen uns auf jeden Fall. Irgendwo - irgendwann, und wir freuen uns darauf!
Am Sonntag Mittag trennen wir uns von den beiden und machen uns auf den Weg nach Köln. Unterwegs machen wir auf einem grossen einsamen Rastplatz halt um Müsli zu essen. Eine Zweirad-Rakete mit neongelben Felgen kommt angebraust, darauf ein junger Typ. Er streckt sich, geht ein paar Schritte und raucht eine. Als er wieder davonrauschen will, macht sein Motorrad keinen Mucks mehr. Er versucht ihn anzurollen, aber keine Chance. Tinu, mit Müsli in der Hand, meint; aha Batterie zu heiss. Okey. Er geht mal hin zu dem Typ, der ist schon am Ende mit seinen Startversuchen. Aber wir haben ja einen niegelnagelneuen Jumpstarter dabei. Für Technikunbedarfte, dies ist eigentlich eine kleine aber ultrastarke Batterie und ersetzt das zweite Auto, welches du normalerweise zum Überbrücken brauchst und ist etwa- so gross wie eine Kleenexschachtel. Tinu bummelt mit dem Teil zum sichtlich glücklichen Motorradfahrer und lässt ihn die zwei Pole anschliessen. Ein Klick und .....läuft! Der wird sich denken, dass heute Ostern und Weihnachten zusammenfällt. Wie gross ist die Chance, dass dir das passiert?😅Ja, wir arbeiten an unserem Karma - auch wir werden bestimmt wieder mal die Gunst von San Viaje , dem Reisegott brauchen.
Bei bestem Wetter und ziemlich zügig erreichen wir den Stellplatz in Köln direkt am Rhein. Ich mach mir ja immer ein wenig Sorgen, ob es bei den Hot Spots wohl Platz haben wird, und wenn ja, dass es dann nicht nur den hat, zuhinterst links bei der Entsorgung. Das mag ich nämlich so gar nicht. Aber nein. Vorderste Reihe, direkt am Rhein. Riesenmobile sind alle hinten, weil sie so knackig gar nicht ums Eck kommen würden. Aber unser Indy ist natürlich gertenschlank und gelenkig - heisst für uns nach ein bisschen Zickzack erste Reihe mit Blick auf den Fluss und viele Schiffe - erste Sahne.
Wir erkunden zwei Tage Köln. Mal bei Sonnenschein und angenehmer Wärme, mal werden wir aber auch übelst verregnet. Alles dabei bei so viel Wind. Aber Köln gefällt uns auch diesmal wieder gut und auf dem Rhein ist richtig viel los. Frachter und Hotelschiffe, dazu noch Kursschiffe und Fähren, und alle brauchen Anlegeplätze und das genau vor unserem Übernachtungsplatz.
Heute rollen wir weiter nach Schloss Ricklingen zu Helmut. Er und seine Helga waren über viele Wochen unsere Reisebegleiter im südlichen Südamerika. Zwei Tage genossen wir seine grosszügige Gastfreundschaft, er zeigt uns sein Hannover, eine wirklich tolle grüne Stadt. Wir kochen und geniessen zusammen, er führt uns aus und zeigt uns seine Heimat. Vielen Dank lieber Helmut, schön wars bei dir! Lass es dir gut gehen und geniesse deinen Ruhestand. Wir sehen uns - unterwegs oder bei dir - und danke für das grosszügige Angebot in deinem Haus🤣...
Auf dem Weg nach Cuxhaven machen wir einen Zwischenstopp in Bremen. Nett und regnerisch. Auf Cuxhaven freuen wir uns aber schon seit langem. Direkt an der Elbemündung gibt es da einen Stellplatz von dem aus man alle Schiffe und Frachter von und nach Hamburg sehen kann. Es ist unglaublich windig, und wahrscheinlich verdanken wir es diesem Umstand, dass wir einen Platz direkt am Wasser bekommen. In der Regel ist dieser Platz nämlich sehr voll und vorderste Plätze gehen quasi in die Erbmasse. Wir sehen riesige Containerschiffe und ein Einheimischer gibt uns noch den Tipp, dass die grossen Kreuzfahrtschiffe, die Hamburg um die Abendessenszeit verlassen, hier so um 23 Uhr vorbeikommen. Wir werden da sein.
Am Nachmittag besuchen wir den Wasserturm. Allen die das letzte Format "Auf und davon" auf SRF1 gesehen haben, ist der Wasserturm in Cuxhaven ein Begriff. Wir haben mit dem sympathischen Paar aus Langnau im Emmental ab Folge 1 mitgelitten...wir hatten gehofft, dass sie zumindest mit dem Café im Erdgeschoss mittlerweile starten konnten. Aber leider weit gefehlt. Die beiden werden nach wie vor von der Stadt überhaupt nicht unterstützt, ja man kann sagen, ihnen werden wo immer möglich Knebel zwischen die Beine geworfen. Mal sind es Feuerwehrauflagen, mal fehlendes Material oder Personal, mal scheinbar fehlende Bewilligungen und ab und zu auch offensichtliche Willkür, die verhindern, dass der Wasserturm endlich geöffnet werden kann. Sehr schade. Die beiden sind super nett, der Kaffee grossartig und der selbst gebackene Kuchen richtig lecker. Bis es nun soweit ist, dass die Arbeiten fürs Café begonnen werden können, wird wohl noch etwas Zeit vergehen, aber die beiden sind guter Dinge, dass es in diesem Jahr noch soweit sein könnte. Und bis dahin, betreiben sie ihren hübschen Kaffeewagen direkt vor dem Wasserturm. Wir wünschen euch von Herzen alles erdenklich Gute und gute Geschäfte!
Nun folgen für uns ein paar "Zitter-Tage". Vorbereiten und Verschiffen! Immer eine totale Lotterie. Kann schnell und easy gehen, oder langwierig und nervig sein je nach Laune des Kontrolleurs. Wir haben von der Reederei viele Do's and dont's bekommen. Also Lebensmittel, Gewürze, Medikamente, Schmiermittel, Sprays und gefährliche Flüssigkeiten raus. Gas muss leer sein, Kleider nur erlaubt wenn sauber, alles im Innern von Indy muss sauber und verstaut sein, und vieles mehr. Morgen gehts zudem noch in die Spezialwaschanlage wo wir für die Fahrzeug-Wäsche sogar ein Zertifikat bekommen werden...
29.5. - 31.5.22 Bremerhaven
In Bremerhaven finden wir einen für unsere Zwecke perfekten Stellplatz. Direkt beim Havenhostel angeschlossen, ein Kilometer vom Büro von Wallenius Wilhelmsen (der Reederei) entfernt. Wir haben gutes W-Lan, können Wäsche waschen und vor allem hat es viel Platz fürs Räumen. Alles muss raus aus dem Fahrzeug, dann gründlich putzen, Gasflaschen sicher verpacken, alte Campinggasflasche verschenken weil die in Afrika nicht betankt werden kann, Vorräte wegschmeissen (finden wir richtig schwierig auf dem Weg nach Afrika), Getränke und originalverpackte Lebensmittel verschenken, Technik wegräumen, Navi, Rückfahrkamera etc. abmontieren verstauen, alles in den Safe was muss, packen für ein Monat unterwegs, Papiere für den Hafen vorbereiten, dann in die Spezialautowäsche, wo wir sogar ein Zertifikat für die Reederei bekommen und dann...ein E-Mail von Seabridge. Unser Schiff verspätet sich um 14 Tage und wird für den 17. Juni erwartetet😩. Da Seabridge aber mit der Reederei einen guten Kontakt pflegt, versuchen sie die ganze Gruppe umzubuchen. Wohl auf ein Schiff welches nur 5 Tage später ablegen soll...mal schauen.
Mittlerweile sind schon einige andere Fahrzeuge auf dem Stellplatz eingetroffen, die aussehen als gingen sie auf Abenteuertour. Grosse 4x4, Pick-up Kabinen etc. Wir sprechen mit zwei Paaren die schon gemeinsam die Mongolei-Tour mit Seabridge gemacht haben - ihre Aufkleber verraten sie. Der eine, ein Berner, die anderen aus Friedrichshafen. Alle starten mit der Putz- und Räumaktion, denn keiner weiss wie streng die Inspektion sein wird. Jedes noch so keine Mücklein wird auf der Karosserie ausfindig gemacht, und Vögel die über unsere Autos fliegen, werden mit Argusaugen beobachtet. Die beiden bauen mit Holz vorbereitete Absperrungen hinter den Vordersitzen ein. Sie glauben, dass so das Diebstahlrisiko minimiert werden kann. Da unser Indy nie besser ausgesehen hat, bearbeiten wir sogar noch einige Lackschäden, reinigen den Abwassertank und den Kühlschrank und so weiter und so fort. Wir bauen keine Sperrung ein. Wir gehen davon aus, dass ein abgeschlossener Bereich eher Begehrlichkeiten weckt, und vielleicht glauben lässt, da sei Wertvolles weggeschlossen. Zudem kann man sich durch das Dachfenster sowieso jederzeit Einstieg verschaffen, was noch blöder wär, denn eine Dachluke in Südafrika zu ersetzen dürfte ziemlich zeitaufwändig sein.
Am Abend bummeln wir der Weser entlang nach Bremerhaven ins Zentrum. Eine interessante Stadt mit einer neuen Promenade. Schöne Museen und spannende Ausstellungen. Leider sind wir nur aus einem Grund hier: Verschiffen. Nach dem Abendessen gehen wir für die letzte Nacht zurück zum Indy. Wir glauben, alles gemacht zu haben was nötig ist, damit wir keinen Ärger kriegen und unser Fahrzeug problemlos aufs Schiff genommen wird.
Am Morgen dann der letzte Schliff ein starker Kaffee und los gehts zum Hafen. Bei Wallenius Wilhelmsen steht schon einer vor dem Haus - der Zuständige für die Gasabnahme - wie er sich vorstellt. Wir haben noch den Kaufbeleg von vor einem Monat und die Flaschen sind originalverpackt. Der ist offenbar guter Laune, und erspart uns die Prüfung der Flaschen für ein Zertifikat für 80 Euro. Nett. Dann kommt der nächste Mensch mit Warnweste und meint ob wir brennbare Flüssigkeiten, Lebensmittel oder ähnliches im Fahrzeug hätten? Wir verneinen, und er schaut nur in die Garage, fragt nochmal ob wir brennbare Sprays oder Flicksets etc. dabei hätten, wir sagen nochmal nein. Glück gehabt, dass er nicht genauer hinschaut. Nun sucht er im Motorraum und im Innenraum nach Käfern, aber wir haben keine Haustiere. Alles was er beanstandet ist ein Feuerzeug und ein Salzstreuer. Perfekt. Nach etwa 10 Minuten ist die ganze Aufregung vorbei und wir werden mit Verdacht zum Hafen entlassen. Dort begleitet Tinu ein Fahrzeug zum reservierten Parkplatz.
Etwa 10 Fahrzeuge von der Gruppe sind schon dort abgestellt und wir wollen mit dem Schlüssel zurück zu Wallenius weil die den ja brauchen werden, um das Fahrzeug auf das Schiff zu fahren. Zwei Personen die schon bei der Herfahrt bei der Bushaltestelle gestanden sind, sind immer noch dort und sprechen uns an. Auch sie haben ihr Fahrzeug bereits abgegeben, und soeben herausgefunden, dass an dieser Bushaltestelle, ein Bus bestellt werden muss, wenn man einen haben will. Dann kommt er nach 45 Minuten. Okeeey!? Sie haben ein Taxi bestellt um zu ihrem Hotel zu gelangen und wir beschliessen das selbe zu tun. Bringen den Schlüssel ins Büro und fragen die nette Mitarbeiterin ob sie uns ein Taxi zum Hauptbahnhof bestellen würde. Wir haben nämlich keine SIM Karte für Deutschland und W-Lan gibts da keines. Sie versuchts, allerdings gehen die in der Taxi-Zentrale nie ans Telefon. Nach etwa 10 Minuten beschliessen wir, die etwa 1.5 km zur nächsten Busstation zu laufen. Eigentlich nicht weit, aber wir haben schon ziemlich viel Gepäck. Die zwei stehen immer noch an ihrer Bushaltestelle und machen uns das Angebot, uns mitzunehmen, sollte ihr Taxi tatsächlich auftauchen. Sie wohnen nämlich in einem Hotel direkt am Hauptbahnhof, wo wir ebenfalls hin möchten. Super nett.
Am Bahnhof, können wir direkt online unsere Zugtickets nach Hamburg buchen und kurz darauf fährt unser Schüttelexpress in etwas mehr als zwei Stunden über Buxtehude nach Hamburg. Ein guter Tag! Wir wünschen den Fahrzeugen eine gute, sichere und unterhaltsame Überfahrt nach Südafrika. Bestimmt haben die sich wahnsinnig viel zu erzählen. Von all den Abenteuern und Reisen die da zusammenkommen...