top of page

Südafrika 5.2.23

Südafrika

Heute ist Grenztag!

 

Wir verlassen also die tolle Lodge am Oranje River und erreichen nach etwa 2 Stunden Fahrt die Grenze. Wahnsinnig wie easy das hier geht. Obwohl dies quasi die A1 zwischen Genf und dem Bodensee ist, denn diese Strasse verbindet Windhoek mit Kapstadt, hat es nur vereinzelt andere Grenzgänger. Wir werden an jedem Schalter bereits erwartet und so geht das rasch. 

 

Wir hatten ja ein 4-monats Visum, aber leider nicht bemerkt, dass der Strassenzoll jeweils maximal für drei Monate bezahlt werden kann. Somit fahren wir seit einigen Wochen ohne die Maut bezahlt zu haben, und werden von dem netten Beamten darauf aufmerksam gemacht. Ups. Er meint, das sei nicht so schlimm. Eigentlich müssten wir für die Zeit nochmal einen solchen Schein lösen, aber er will ein Auge zudrücken, da wir ja das Land verlassen. Sehr nett, danke!

 

Die Route führt uns weiter durch die herrlich kargen Cederberge, Südafrika empfängt uns mit grossartigem Ausblick. Wir erreichen Springbock, ein Kaff im Nirgendwo, allerdings für uns gut gelegen um die Freunde, die vom Transfrontier Park herkommen werden, zu treffen. Wir kaufen im grossen Checkers für die ersten zwei Abende ein, damit die anderen keinen Stress haben. Der Nationalpark Goegap macht nämlich um 16.00 Uhr seine Lucken dicht. 

 

Wir übernachten eine Nacht im Caravan Camp und fahren am nächsten Morgen in den Nationalpark. Toll in der Wüste umgeben von hohen Felsen gelegen, werden wir von einem jungen Mädel bereits vor dem Reception in Empfang genommen. Wie sie uns erzählt, hatte sie in den letzten zwei Tagen gar keine Gäste gehabt und wir haben sie nun aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Wir fahren zum nahen Campingplatz mit nur fünf Plätzen, der natürlich leer ist. 

Erst machen wir mal Teig für unsere Naan vom Feuer, dann bereiten wir einiges für das Abendessen vor. Es soll als Vorspeise Tsatziki und einiges zu Picken geben, und dann Tinus Butter Chicken aus dem Duch Oven. Gegen 15.00 Uhr kommen dann Clöidi, Peter und Christophe an. Sie hatten heute eine 400 km Strecke auf gutem Asphalt, kein Problem. Sie richten sich erst mal häuslich ein und machen ein paar Gin Tonics. Lecker! 

Gemütlicher Abend
Gin Tonic - von Peter - yummie
Toller Platz in der Wüste

Wir versuchen noch einen Konsens über unsere weitere Reise zu finden, merken aber rasch, dass ganz andere Erwartungen vorhanden sind, und einigen uns fürs erste darauf, Morgen während der Fahrt einen Platz zu suchen. Nach mehr als 300 km kommen wir auf dem Weingut Highlander an, am Olifants River. Von Reben umgeben ist das Weingut sehr gepflegt und grün, die fünf Stellplätze sind unter hohen Bäumen mit schönen Feuerstellen, gefällt uns. Die drei möchten in der Lodge wohnen und nicht im Zelt, und Rauly zeigt uns die kleinen aber netten Zimmer. Nach einer Runde im sauberen Pool, treffen wir uns zum wine tasting. Mit einer Gruppe von jungen Leuten die gemeinsam in einem grossen Bus reisen, wird das total lustig. Die haben sich erst gestern in Kapstadt kennengelernt, ein netter Mix aus vielen Nationen, auf dem Weg nach Kenia. 

Wir machen schon leicht angeschickert erst mal ein Feuer und einen feinen Couscoussalat und grillen grosse Steaks - der Mensch lebt nicht von Flüssigem allein. Erneut wollen wir unsere gemeinsame Weiterreise planen, was irgendwie nicht gelingt.

 

Die einen wollen lieber Wüste, die anderen Lodge. Die einen wollen lieber Lagerfeuer, die anderen lieber Austern. Das Tempo können wir erst recht nicht mithalten, wir sind nicht auf der Flucht und haben einen super schmerzhaften Rücken, bereits nach den ersten 300 km am Stück. Wir verschieben die Diskussion auf den nächsten Morgen, aber auch mit einem Kaffee in der Hand finden wir keine Lösung. Ausser die einzige: Wir gehen getrennte Wege. Nach nicht mal 36 Stunden trennen wir uns. Verrückt!

 

Tinu und ich nehmen noch einen Kaffee und packen gemütlich zusammen. Revuepassieren nochmal das Geschehene: unglaublich dass sich fünf Erwachsene nicht eine gute Zeit gönnen und Kompromisse eingehen können! Für uns ist die Erfahrung lehrreich: Wir werden in Zukunft besser abwägen, wann wir für Besuch viele Kilometer zurücklegen, oder Umwege machen oder gar ein tolles Land frühzeitig verlassen. Wenn's passt dann passt 's, ansonsten soll's halt nicht sein.

 

Unser Weg führt uns heute an die Küste nach Lamberts's Bay zu einer Kaptölpel Kolonie. Unterwegs sehen wir zum ersten Mal Roiboosh Felder, die gerade abgeerntet werden. Wie anderes auch. Hier ist Herbst - Erntezeit. Auf dem Caravan Park in Lambert's Bay sind viele Plätze frei, denn der ist riesig. Wir stellen uns natürlich direkt ans Meer, haben Sicht auf einen Surfer und sehen von weitem erste Delfine. Wir bummeln zur kleinen Halbinsel wo die Vogelkolonie, mit den ungefähr 20'000 Tieren, angesiedelt ist. Ist das ein Lärm! ...glücklicherweise weht der Wind aus der richtigen Richtung, und so erreicht uns nur ab und zu eine übel riechende Wolke vom Guano, der hier sogar abgebaut wird. Tinu macht viele Fotos, denn die Tölpel sind richtig hübsch und tollpatschig. 

8.2.23 Lambert's Bay - Langebaan 

 

Der schönen Küste lang folgend, immer wieder durch Blaubeeren- und Roibooshfelder, erreichen wir nach dem Mittag Langebaan, das Kiter-Mekka schlechthin. Wir sehen die bunten Schirme über dem Wasser schon von weitem, der Wind bläst mächtig, auch über den weissen sauberen Strand. 

Dieser Ort erinnert eher an Florida, denn an Afrika. Weisse Häuschen, saubere Teerstrassen, gepflegte Vorgärten, schöne Geschäfte und immer wieder mal ne Bar oder ein Restaurant. Afrika ist gerade in weite Ferne gerückt. Wir finden den schönen Campingplatz mitten im Zentrum und bleiben direkt für zwei Nächte. Zwei Tage hintereinander Sushi als Abendessen - es gibt soviel Schlimmeres 😋!

10.2.23 Langebaan - Kapstadt

 

Am Morgen fahren wir die kurze Strecke nach Kapstadt. Der Verkehr ist total geordnet, keine Fahrräder oder Fussgänger, nur Autos auf vier oder fünf Spuren. Es wird nicht gedrängelt oder gehupt. Der Verkehr nimmt in Stadtnähe zu, ist aber gut zu händeln, und Tinu kurvt durch die Strassen, als wäre er schon 10 Jahre in Kapstadt Taxifahrer. Bereits von weitem sind Tafelberg, Lions Head und Signal Hill zu bestaunen und dies bei strahlend blauem Himmel. Wir finden die Waterfront auf Anhieb. Hier ist das Zentrum der reichen, weissen Südafrikaner, hier frönen sie gutem Essen, dem Shoppen und Flanieren, ein Groove wie in einer Touristenmetropole in Europa. Vor 20 Jahren gab es all die Hallen mit den Shops und Restaurants noch gar nicht, keine Flaniermeile weit und breit und alles viel heruntergekommener. Südafrika kommt uns hier sehr sicher vor. Wir parken unser Auto direkt an der Waterfront, Parkplätze sind hier bewacht und mit Schranke gesichert. 

 

Es gibt viel zu sehen in Kapstadt. Wir erkunden zu Fuss die Region der Waterfront, steigen auf zum Bo-Kaap, dem Quartier mit den bunten Häusern und den steilen Strassen. Hier hatten sich die ersten Kap-Malayen angesiedelt, entsprechend gibt es heute noch überall indische Restaurants und es riecht nach unbekannten Gewürzen. Das berühmte Museum Mocca, für zeitgenössische Kunst, welches in einem umgestylten Getreidesilo untergebracht ist, streifen wir nur - das Wetter ist einfach zu gut. Ein interessantes Museum zum Thema Diamanten verschieben wir ebenfalls auf später und auch nach Robben Island, wo Nelson Mandela viele Jahre Haft verbüsst hat, verschieben wir auf März, wenn wir wiederkommen. Allerdings nehmen wir den grossartigen Markt in der alten Keks Mühle mit. In umgenutzten Fabrikhallen wird von afrikanischer Kunst über afrikanisches Handwerk, bunten Klamotten und allerhand Skurrilem alles angeboten. Natürlich gibt es auch jede Menge zu Futtern. Zwischen Riesenburgern, Brot aus dem Holzofen, frischen Säften, Samosas und koreanischen Spezialitäten, aber auch veganen Currys, Austern und Paella wird hier bestimmt jeder fündig.  

Am Abend treffen wir auf unserem Camping Hardekraltje in Belleville ein. Nur etwa 20 km vom Stadtzentrum und 20 Minuten mit dem Taxi, ist er gut gelegen um die Stadt zu erkunden. Am Abend treffen Werner und Christine ein, die wir seit Botswana immer wieder getroffen haben. Sie waren in der Weinregion unterwegs und haben gesehen, dass wir in Kapstadt sind. Kurzerhand haben sie ihre Route geändert und sind nun nochmals zurück in Kapstadt. Sie sind immer noch begeistert von ihren Wein- und Esserlebnissen in Stellenbosch und Co., erzählen uns und geben Tipps. Am Sonntag fahren Tinu und ich in den berühmten Botanischen Garten Kirstenbosch. Wunderschön gelegen, schmiegt er sich an die Rückseite des Tafelbergs, üppig grün und tropisch feucht das Klima. Leider ist hier mittlerweile Spätsommer, entsprechend sind viele Blumen fast oder ganz verblüht. Überall strahlen aber noch die blauen Kaplilien, einige Proteas lassen sich auch nicht unterkriegen, man kann auf Holzstegen in den Baumkronen bummeln und ansonsten ist die Aussicht auf Woodstock grossartig. 

 

Beim Zurückkehren an die Waterfront bemerken wir die vielen Menschen, die auf den Gehsteigen am Meer entlang ausharren, mit Ferngläsern und Programmen in der Hand. Was die wohl tun? Oder auf was die wohl warten? Dann hören wir in den Lautsprechern, dass die ersten Segler des "Ocean Race" in einigen Minuten erwartet werden. Von Genua über die Kapverden nach Kapstadt, dann über den indischen Ozean nach Südamerika und wieder nordwärts bis Genua. Crazy! Wir bummeln also zum Hafenbecken und kommen gerade rechtzeitig um das erste Boot, das der Schweizer Crew zu begrüssen. Allerdings wird es nur von Schweizer Firmen gesponsert, die Crew dagegen ist international. Nach und nach treffen weitere Segler ein, die Stimmung im Hafen ist grossartig. Freunde, Familien und Begleitteams freuen sich aufs Wiedersehen und die Segler sehen teils ganz schön müde aus nach so langer Zeit auf See. Bestimmt sind auch sie froh wieder mal festen Boden unter den Füssen zu haben, bevor in ein paar Tagen die lange Strecke bis Südamerika ansteht.

Wir treffen uns mit Christine und Werner, trinken ein Glas in der Abendsonne mit Blick auf die Bucht und die vielen Menschen, die hier ihre Freizeit geniessen. Eine schöne Stadt!

 

 

13.2.23 Kapstadt - Paarl

 

Wir ziehen weiter in die weltberühmte Weinregion von Südafrika. Es gibt unzählige die erstklassigen Wein oder auch Olivenöl, Käse etc. produzieren, und es fällt schwer sich auf einige wenige festzulegen. Wir haben aber mittlerweile von anderen Reisenden viele Tipps bekommen, und natürlich gibt es auch Wein, der uns schon die ganze Reise über begleitet, weil man auch in Namibia, Botswana oder Moçambique südafrikanischen Traubensaft kaufen konnte. Vom Routenverlauf her, passt am besten Paarl als erste Destination für uns (die Weingüter von Paarl, Stellenbosch und Franschhoek liegen alle nah beieinander - wie praktisch!). 

 

Als erstes liegt für uns Nederburg am Weg. Eines der grössten, wenn nicht das grösste Weingut Südafrikas. Die günstigen Weine sind nichts besonderes, wir sind aber hier weil die zum einen sehr gute Premium Weine herstellen und zum anderen ein schönes Restaurant in einem wundervollen Park haben. Das Winetasting findet direkt zum Mittagessen statt, was wir sehr sympathisch finden. Ich kann dann am ehesten entscheiden, welcher Wein mir schmeckt und welcher nicht. Wir werden vom sehr netten Anthony bedient, der viel über Wein und die Region weiss. Wir essen richtig super und verbringen einen chilligen Nachmittag. Wir denken uns: auch so kann ein Montag sein! Wer hat entschieden, dass wir in ein Büro gehören?

 

Später, schon ein wenig angeschickert, fahren wir in das Berg River Resort, ein Campingplatz direkt am Berg River. Genau auf dem Platz waren wir vor über 20 Jahren auch schon, nur war er damals ganz klein und heute hat er 150 Plätze. Er ist aber immer noch sehr schön im Grünen, und fast menschenleer. Deshalb sehen wir auch schon von weitem den Laster von Verena und Wolfi. Die beiden lustigen Österreicher haben wir in Botswana kennengelernt. Wir verbringen also einen gemütlichen Abend und tauschen Reisetipps und Erlebnisse aus. 

Christine und Werner
Nederburg Wine Estate
Der war richtig gut
.
.

14.2. Fairview - Wilderer Gin

Heute geht es für uns aufs Weingut Fairview. Auch hier sind die Mitarbeiter bei der Ernte, die Rebstöcke hängen voller reifer Trauben. Im Moment wird vor allem Chenin Blanc geerntet, eine kleine, recht süsse, goldfarbene Beere. Das coole nebst dem guten Wein, sind deren Holzofenbrote, Trockenwürste, Konfitüren, Olivenöl und vor allem allerlei Erzeugnisse aus Ziegenmilch. Sie betreiben einen wunderschönen Laden, und wir kommen direkt in Shoppinglaune. Allerdings brauchen wir im Moment nicht viele Lebensmittel, wenn wir uns immer in den Restaurants der Weingüter rumtreiben...😜. Auch hier war das Mittagessen super gut. Unter grossen schattenspendenden Bäumen, sehr nettem Service und ja, gutem Wein. Wir machen noch ein Winetasting und teilen uns das mittlerweile. Tinu muss jeweils noch fahren und ich kann schlecht schon am Mittag betrunken durch die Gegend torkeln. Hier wird nämlich bei den tastings ordentlich eingeschenkt. Auch hier kaufen wir natürlich ein paar Flaschen, sogar einen wirklich guten Portwein, der in Südafrika selten hergestellt wird.

 

Weiter geht es in die Hügel, wo "Wilderer" seinen berühmten Medaillen Gewinner herstellt. Keine andere Destillerie in Südafrika hat so viele Preise für Gin gewonnen wie sie. Wunderbar liegen die Häuser der Destillerie und der Restaurants über den Weinbergen, mit grandioser Aussicht. Heute ist aber Valentinstag und bei Wilderer herrscht Ausnahmezustand. Eines der wenigen Restaurants welches am Abend geöffnet hat, ist natürlich an diesem Tag ausgebucht. Zudem gibts zum Dessert noch "Dirty Dancing" auf Grossleinwand, Patrick Swayze für die Frauen anstelle von Rosen😂. Die Gin Degustation fällt also eher kurz und knackig aus, aber Tinu weiss schnell was er will. Und so tingelt neuerdings auch eine Flasche Gin mit uns durch die Gegend.

15.2. Babylonstoren Paarl - Spier Stellenbosch

 

Auch heute frönen wir unserem neuen Hobby - Wein verkosten. Babylonstoren wurde uns empfohlen und liegt vom Campingplatz nur ein paar Kilometer entfernt. WOW! Was für eine riesige, wunderschöne Anlage. Ich kann gar nicht aufzählen, was dort alles von Hand in Feinarbeit produziert wird. Zudem kann man überall durch Glas beobachten wie die Produkte hergestellt werden. in einem Gebäude werden zum Beispiel Säfte gemacht. Man kann zusehen wie die Pflaumen und Äpfel die heute hereingebracht wurden, von Hand sortiert, gewaschen und dann gepresst werden, anschliessend wird der Saft in rezyklierte Flaschen abgefüllt. Eine Etage höher reift in Holzfässern 12 jähriger Balsamico Essig...In einem anderen Raum, komplett aus Glas arbeiten Mitarbeiter an der Herstellung von Seifen und Body Lotions und Destillieren Lavendel vor Ort. Direkt angeschlossen sind immer wunderschöne kleine Geschäfte in dem die jeweiligen Produkte an den Käufer gebracht werden. Ein grosser Fleischladen in dem ganze Rinderhälften hinter Glas reifen, ein Nussladen in dem von Macadamia über Mandeln etc. alles von der eigenen Nussfarm verkauft wird, ein toller Lebensmittellanden für alles Grüne, seltene Tomatensorten, Beeren, Säfte, Konfitüren, Eingelegtes und so weiter. 

 

Wir bummeln durch den riesigen Garten, und sehen reifende Quitten, Zitronen, Nektarinen, Baumnüsse, Feigen, Trauben, Oliven und natürlich hat es überall viele Kräuter und Lavendel - alles für die Eigenproduktionen. Wir hören dass hier alleine 60 Gärtner angestellt sind! 

Schöne Seerosenbecken mit Schildern, dass Kinder gerne darin Baden dürfen, überall in kleinen schattigen Nischen Liegestühle - also alles in allem könnte man locker einen Tag hier verbringen.  

 

Wirklich toll ist auch das Erlebnishaus in Sachen Wein. Es wird ganz viel erklärt zu Themen wie wir Wein schmecken, welche Farben Wein haben kann, wie man die einzelnen Gerüche erkennt, wo Kork herkommt, welche Gläser und Flaschengrössen es gibt und endlos mehr. Da haben sich einige Menschen richtig viele Gedanken gemacht und dann super umgesetzt.

 

Aber wir sind ja nicht zum Spass hier. Wir degustieren ein paar der hauseigenen feinen Olivenöle und schreiten dann zur Tat. Sieben Weine werden verkostet, Tinu und ich teilen. Dazu bestellen wir ein Plättchen mit hausgemachten Kleinigkeiten und die sind richtig köstlich. Am Ende sind wir von den Weinen nicht ganz so begeistert wie vom Rest des Weinguts, aber kaufen von dem sehr feinen Olivenöl.

Und falls jemand in der Nähe ist, und etwas wirklich Tolles erleben möchte: verbringt ein Tag auf Babylonstoren!

Noch völlig begeistert fahren wir weiter in Richtung Stellenbosch. Auch dieses Gebiet ein Hotspot der gekelterten Trauben und unzähligen Weingütern, und unser Weg führt auf's Weingut "Spier". Unter all den Reisenden wohl einer der beliebtesten Weine. Auf jeden Fall wurde oft, wenn wir jemanden kennengelernt haben und es zum gemütlichen Beisammensitzen mit Wein kam, eine Flasche dieses Weinguts aus dem Kühlschrank gezaubert. Jedenfalls ist bereits nach dem Gate ein riesiger Parkplatz, offenbar tanzt hier an gewissen Tagen der Bär. Heute nicht, es ist ruhig und wir parken erst mal am Schatten und schlafen unser zierliches Räuschen vom Mittag aus.

 

Später werden wir von einem Deutschen "Hallo ist da jemand" geweckt, irgendeiner der Fragen hat zu woher und wohin und wie mit dem eigen Auto... die Fragen, die wir immer wieder gestellt bekommen. Ich drehe mich nochmal um, Tinu gibt Auskunft...später gehen wir durch den mit Kunstobjekten bestückten Park des Weinguts Spier. Auch hier, eine grosse gepflegte Gartenanlage, hübsche Restaurantterrassen, überall Skulpturen, African Art und natürlich das Haus fürs Winetastig. Wir werden sehr nett von einem Mädel empfangen, welche uns auch durch das tasting begleitet. Ihre Leidenschaft für Wein ist ansteckend, richtig süss. Wir entscheiden uns fürs Winemaker Casting, die anderen kennen wir im Grossen und Ganzen. Wir bekommen also die Besten des Weinguts und die gefallen uns sehr. Wirklich leckeren Sauvignon Blanc - quasi Fruchtsalat im Glas. Aber letztendlich wandern ein paar Flaschen Rotwein mit uns ins Auto, und nach und nach füllen sich die Ecken und Nischen im Indy😋. 

 

Unser Nachtlager ist heute der neue Campingplatz Leef'n Biki ausserhalb von Stellenbosch. Irrsinnig schön gelegen, zwischen Rebbergen und einem kleinen See (Wasserreservoir), stehen wir ganz alleine auf Rasen, der jeden Golfrasen vor Neid erblassen lassen würde. Wir plantschen mit den vorhanden aufgeblasenen Reifen, und Tinu braucht sogar das Kanu. Wärmer als alles was wir in letzter Zeit hatten und bestimmt auch sauberer als all die Pflästerlitümpel 😛. 

.
Spier Wine Estate
Gute Tropfen bei Spier
Leef'n Biki

16.2.23  Stellenbosch & Tokara Wine Estate

 

Stellenbosch ist eine Universitätsstadt, Tinu nennt sie "Running City". Irgendwie joggt hier jeder und jede und überall und immer. Auch diese Stadt ist klar weiss, sauber und aufgeräumt, umgeben von Reben und überragt von kargen Bergen. Unaufgeregt und sicher, hat sie einen kleinen Stadtkern mit hübschen Restaurants und Geschäften, und natürlich vielen Cafés. Überall stehen Parking Marshalls, Parkwächter in offiziellen Uniformen, bei ihnen bezahlt man direkt mit Kreditkarte den Parkplatz. Wie praktisch und transparent. Wir fühlen uns also absolut sicher, unseren Indy im Zentrum stehen zu lassen und bummeln durch die paar Gassen in der Innenstadt, besuchen ein paar Geschäfte, kaufen ein paar Dinge ein und essen gut zu Mittag. Tinu findet sogar noch einen Friseur und neue Lederschuhe, also ein sehr erfolgreicher Tag. 

Wir verlassen Stellenbosch "City" und fahren zum Orange-Ville Guesthouse, einem Camping der von einem netten Deutschen Paar geleitet wird. Nicht weil wir unbedingt dorthin wollen, sondern weil er gut zu unserem heutigen Date am Abend passt. Schon vor langer Zeit habe ich einen Tisch im Tokara Wine Estate reserviert. Sie haben ein vorzügliches Restaurant und stellen grossartige Weine und Olivenöl her. Nachdem wir uns auf dem Camping eingerichtet haben, ist es bald Zeit uns aufzubrezeln. Wir fahren mit unserem Auto die drei Kilometer, denn für diese kurze Strecke ist es unmöglich einen Uber zu finden, und Hardy unser Host meint, Polizeikontrollen gäbe es hier so gut wie keine. Wir fahren also die kurze Strecke und landen im Garten Eden von Tokara. Wow, Kunst, Kräuter, Blumen, Reben und Olivenbäume so weit das Auge reicht. Am Ende des Horizonts (ca.30 km) meint Tinu sogar das Meer zu sehen. Nach dem dritten Glas Wein meine ich das dann auch🤪. 

 

Wir bekommen eine tollen Tisch direkt hinter der Glasfront, so bemerken wir gar nicht, wie stark hier oben der Wind bläst. Mit Blick auf den Sonnenuntergang, bekommen wir Gang um Gang wunderschöner und feinster Köstlichkeiten serviert, die uns die Küche kredenzt. Die Restaurantleiterin schildert uns leidenschaftlich welche Weine die Speisen begleiten, selten war jemand so bei der Sache wie sie. Gastgeberin mit Leib und Seele. Leicht und geschmeidig gleitet der Abend dahin uns ist trotz der vielen Gänge viel zu schnell vorüber. Aber wir werden wiederkommen. Und zwar morgen schon; Denn wir wollen ein paar Flaschen des Sauvignon Blanc kaufen, den ich bei meiner Weinbegleitung hatte. Ich hätte mich reinlegen mögen...

Wir sind auf jeden Fall gut wieder auf dem Camping angekommen und haben lange geschlummert. Am Morgen nutzen wir das selten gute W-Lan und machen uns wieder mal an unsere Webseite. Lange ist diesbezüglich hier nichts passiert, und es hat sich viel Geschriebenes und noch mehr Fotos, angestaut. Ich bin also fast zwei Stunden beschäftigt, bevor wir unsere sieben Sachen zusammenpacken und uns auf nach Boschendal machen. Natürlich nicht, ohne vorher noch kurz bei Tokara unseren Wein zu kaufen...

 

 

Boschendal ist ein Weingut ganz in der Nähe, auf welchem am Freitag Nachmittag ein kleiner Essmarkt stattfindet. Wir machen erst ein Winetasting und bummeln dann durch den riesigen Biogarten, der fürs Restaurant und den kleinen Laden Gemüse, Kräuter und Früchte produziert. Nach einer kurzen Siesta im Obsthain, gehen wir auf den Foodmarket und kaufen uns bei einem sympathischen Typen, ein Chiabatta-Sandwich mit auf dem Feuer gebratenem Beef Fillet. Wir kommen mit ihm ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass er Argentinier ist, somit Profi in Sachen Asado, und das witzige: er freut sich total, dass wir aus der Schweiz sind. Er hat nämlich soeben die Bewilligung bekommen, für den ganzen Juni am Food Festival in der Europaallee in Zürich seinen Stand aufzubauen. See You there Juan, wir freuen uns auf ein nächstes Asado von dir.

 

Es ist später Nachmittag als wir beschliessen, uns noch auf den Weg nach Franschhoek zu machen. Uns rennt langsam die Zeit davon, für alles was wir noch vorhaben bis am 6. März. Schliesslich wollen wir noch ans Kap, dann an die Küste, dann zu den Elefanten im Addo und so weiter. Time is running. Für uns total ungewohnt, denn normalerweise war Zeit ein vorhandenes Gut. Neuerdings haben wir eine Deadline - seltsam und so uncool. Also auf nach Franschhoek denn da ist am Samstag Markttag. Bereits nach 15 km erreichen wir das Zentrum des kleinen hübschen Örtchens und parken einfach mal mittendrin. Heute haben wir keine Lust einen Camping zu suchen, denn am Morgen wollen wir eh ins Zentrum. Wir suchen uns also noch etwas kleines zu essen, bummeln durch die Hauptstrasse und besuchen Geschäfte und Galerien. In einer Galerie sehen wir Bilder von David Filer. Erst denken wir es seien schwarzweiss Fotos. Aber es sind tatsächlich alles Bleistiftzeichnungen. Wer also mal staunen möchte googelt David Filer Art. Ein junger, erst noch hübscher Typ aus Zimbabwe. Unglaublich, dass jemand so zeichnen kann, bin immer noch hin und weg!

Der erste Lebensgrosse in Bleistift
.
.

18.2.23 Franschhoek - Kap der guten Hoffnung

 

Wir verbringen eine total ruhige Nacht auf einem Parkplatz direkt bei der Kirche von Frenschhoek, hören nur ab und zu die Security die durch das Örtchen patrulliert und direkt hinter uns durchfährt. Am Morgen erwachen wir wieder bei strahlend blauem Himmel und freuen uns. Heute ist Markttag. Und der ist tatsächlich viel mehr wie in Frankreich als in Afrika. Hier wo sich vor langer Zeit Franzosen angesiedelt haben, sind die Häuser und Gärten gepflegt, blüht der Lavendel, gibt es französische Restaurants und auf dem Markt wird Ziegenkäse angeboten und Petanque gespielt. So viele schöne Dinge werden angeboten. Oft würden wir gerne Menschen unterstützen die ein eigenes kleines Geschäft oder Handwerk betrieben, aber wir können nun mal nicht alles kaufen was uns gefällt. So verlassen wir, nur mit einem vollen Bauch den Markt, und überlegen ob wir bleiben sollen oder noch weiterfahren wollen. 

.
.
Markt in Franschhoek
.

Es ist Samstag, und am Montag melden sie im ganzen Land richtig übles und kaltes Wetter, und eigentlich wollten wir noch gerne ans Kap. Also warum nicht jetzt? Es ist wohl richtig windig, aber ansonsten wunderschön. Wir rollen also los, nehmen jetzt für einen Teil die Autobahn und fahren die Küstenstrasse richtung Kap der guten Hoffnung. Das Meer hat hier eine wahnsinns Farbe...türkis wie in der Karibik. Wir kommen zum Gate des Nationalparks und sind überrascht: Die ganze Kap Halbinsel gehört zum Table Mountain National Park, und da wir immer noch die "Wildcard" haben ist er somit für uns kostenlos. Wir fahren also durch die tolle Landschaft, die geprägt wird von Fynbos, einem kleinen buschigen Hartlaubgewächs und vielen Proteas, die leider im Moment nicht blühen, und ab und zu holt uns eine der starken Böen fast von der Strasse. Aber es ist toll. Nicht allzu viele Menschen und Autos, aber eine irrsinnige Aussicht auf den gefürchteten Punkt der Seefahrer. Zwar ist das nicht der südlichste Punkt Afrikas, und auch nicht da wo der Atlantik und der indische Ozean zusammentreffen, aber für uns ist es ein grossartig Moment...und Cape Agulhas - der tatsächlich südlichste Punkt - besuchen wir beim nächsten mal!

19.2.23 Boulder Beach - Chapmans Peak - Hout Bay

 

Wir verbringen die Nacht auf dem windigen Platz des Froggy Ponds und bekommen am Morgen eine SMS von Gisi und Thomas, die wir aus der Schweiz kennen. Sie sind tatsächlich nur einen Kilometer von uns entfernt in einem Guesthouse. Wir verabreden uns also bei den Pinguinen am Boulders Beach. Nun ist leider gerade an diesem Wochenende ein Marathon der durchs Dorf führt, und somit ein Chaos in Sachen Autos, Verkehr, Umleitungen etc. Wir müssen also durch komplett verstopfte Strassen und durch kleine Wohnquartiere an einem steilen Hang kurven, und natürlich haben die Anwohner auf den Strassen ihre Autos geparkt. Erinnert uns ein bisschen an La Paz. Aber Tinu kann das und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Irgendwann finden dann auch wir einen Parkplatz und bummeln zum Eingang des National Parks. Gisi und Thomas sind schon da, und gemeinsam spazieren, beobachten und plaudern wir, mit Blick auf die putzigen Pingus. Es war schön mit euch zwei, macht's gut und geniesst eure lange Auszeit! 

Nachdem wir uns verabschiedet haben, führt uns unser Weg über den Chapman's Peak, eine der schönsten Strassen Südafrikas. Erinnert ein wenig an die Côte d'Azur. Kurvenreich und teils schmal schlängelt sie sich dem Fels entlang, bis nach Hout Bay. Das Wasser ist wiederum in Strandnähe glasklar und türkis, allerdings so richtig kalt. Hout Bay ist ein kleines Örtchen, wunderbar in einer schönen Bucht gelegen, weg von Kapstadt und dem Stadtrummel, und doch nur etwa 20km entfernt. Heute ist Sonntagsmarkt in einer umgenutzten Fischfabrik. Als erstes stolpern wir wieder in eine Galerie. Wow, wiederum sooo tolle Bilder. Diesmal in Öl und riesengross. Katzen, Gesichter, Elefanten...ich könnte wieder Wände füllen. Allerdings haben wir zu Hause gar nicht so viele wie ich schon Bilder gekauft haben möchte. 

 

 

Nach dem netten Markt fahren wir weiter, wieder zurück über den Chapman's Peak, auf den Camping Imhoff. Mittlerweile ist später Nachmittag, das Wetter ist immer noch schön und warm, gemeldet wurde in den nächsten Stunden Sturm und Starkregen im ganzen Land. Wir tingeln zum nahen Strand, und laufen in der Bucht wo Kaiter, Spaziergänger und Hunde ihren Sonntag geniessen. In der Nach dann, rauscht es auf einmal. Erst in den Bäumen, dann auf unserem Dach. Es schüttet wie aus Kübeln, der Wind pfeift um die Ecken aber wir Habens ja warm und kuschlig. Wir haben gut geguckt wo wir uns hinstellen, also weit und breit keine brechenden Äste oder sonstiges Ungemach. Wir Habens warm und schlafen lange. Aber irgendwann müssen wir dann trotzdem aufstehen, wir sehen kaum vor die Front vom Indy. Ringsum sind die Berge total verhangen, neblig und Riesenpfützen haben sich um unser Auto gebildet. Na dann wollen wir mal. Heute ist ein guter Tag Land zu gewinnen, aber wir sind froh, am Kap gewesen zu sein. Die nächsten Tage wäre das nix, denn bei starkem Wind ist der Nationalpark geschlossen und natürlich ist es auch sonst nicht so schön.

Wir fahren also weiter zum Weingut Vergelegen in Somerset West. Dieser Küstenabschnitt ist bereits östlich von Kapstadt, und es schüttet immer noch in Strömen. Ein guter Moment für ein Winetasting. Allerdings ist es schade, dass wir so nicht in den riesigen Park können. Der sieht von weitem unglaublich schön aus. Aber wir genehmigen uns erst mal gemeinsam eine feine Holzofenpizza mit Erzeugnissen vom hiesigen Weinberg, danach hat sich der Himmel merklich aufgeklart, und zumindest den Schirm können wir wieder im Auto lassen. Wir bummeln durch die gross angelegte Gartenanlage aus dem 17 Jahrhundert. Einige Bäume haben den Sturm der letzten Nacht nicht überstanden, aber die 300 jährigen Kampferbäume stehen immer noch, und haben bestimmt schon manchem Sturm getrotzt. Viele Rosen, riesige Beete mit blauen und weissen Kaplilien und unglaublich viele Hortensien blühen und sind schwer vom letzten Regen. Teiche hier und da, alte Bibliotheken, das Gourmetrestaurant und das Tagesrestaurant, alles wunderbar gepflegt. Wir machen noch ein tasting, allerdings begeistert uns das nicht so sehr, wie der Wein den wir zum Mittagessen getrunken haben. Kurzerhand wandern auch von dem ein paar Flaschen in unseren Indy 😋.

 

Nach einem kleinen Nickerchen ist der Fahrer wieder ausgenüchtert und wir beschliessen, noch etwas Strecke zu machen. In der Nähe von Paarl wollen wir auf einen Campingplatz auf einer Weinfarm. Der Plan wäre die R62 zu fahren, die durch die Kleine Karoo Wüste führt bis nach Oudtshoorn, wo die grossen Straussenfarmen liegen. Wir werden sehen...

20.2.23 Black Pearl - Guano Caves Montagu

 

Auf dem Weingut Black Pearl bekommen wir einen schönen Platz mit toller Aussicht über das Tal mit seinen vielen Reben. Obwohl der Tag erst verhangen war, sehen wir noch einen schönen Sonnenuntergang. Tinu spricht länger mit dem Papa der Winzerin. Er erzählt, dass sie nur noch wenig Wein macht, weil durch die vielen stundenlangen Stromabschaltungen des Staates, die Kühlung nicht mehr gewährleistet ist, und vieles dann verdirbt. Sie erneuert jetzt die Reben, in der Hoffnung, dass sich  in ein paar Jahren die Situation bessert...verrückt. Nur so als Eindruck; bei Stage 6 wird jeden Tag 3x 4 Stunden der Strom abgeschaltet - es bleibt also nicht mehr viel Tag mit Strom übrig. 

 

Am Morgen fahren wir zügig  durch wunderbar karge Berge weiter ostwärts, ins Robertson Valley. Bei dem Weingut "Four Cousins" machen wir Halt, weil die bekannt sind für allerbeste Holzofenpizza. Tinu hat eine Glückssträhne ganz nach dem Motto "a Pizza every Day, keeps the Doctor away"😜. Aber man muss ja seinen Fahrer bei Laune halten, so bekommt Tinu Pizza und ich dazu noch ein Glas Wein...aber immerhin machen wir nicht noch ein tasting. Also manchmal denk ich schon, "Detox in Saudi hätte uns nicht geschadet". 

Unser nächster Platz ist 6 km nach Montagu. Kein sehenswerter Ort, aber ein toller Campingplatz. Alpacas, Ziegen, Pferde, Esel, viele Enten auf einem künstlichen, kleinen See und ein schöner Aussen- und Innenpool - und dann noch gutes Internet. Perfekt. Wir bleiben gleich zwei Nächte. Müssen Waschen und richtig viel Organisieren. 

 

  • Flug Port Elizabeth - Kapstadt buchen ✅

  • Hotel Kapstadt buchen ✅

  • MSC Personalien einreichen ✅

  • MSC Datenpakete und Getränke buchen ✅

  • Hotel in Venedig buchen ✅

  • Hotel in Rom buchen ✅

  • Flug Venedig - Rom buchen ✅

  • Flug Rom - Zürich buchen ✅

 

Nun sind wir ziemlich ready für unseren letzten Teil dieser Reise. Können es kaum fassen, dass schon fast ein Jahr rum ist. Nun fehlt uns nur noch ein Schiff für unseren Indy. Vor Kurzem haben wir von Seabridge schlechte Neuigkeiten bekommen. Unser vorgesehenes Schiff, nimmt nur noch komplett leere Autos mit. Ist also keine Option. Nun sind sie auf der Suche nach einer neuen Reederei, wo WoMo's voll verschifft werden können, und im Idealfall auch nicht aufgebrochen oder beschädigt werden. Wir sind natürlich guter Dinge und werden hören, was organisiert wird.

23.2.23 Guano Caves - Calitzdorp

 

Da schlechte Nachrichten meistens im Doppel kommen, hat sich Air Italia heute dazu entschieden, unsere beiden Flüge von Venedig nach Rom, und von Rom nach Zürich zu annullieren. Warum oder wieso? Wer weiss das schon? Aber Afrika beginnt bekanntlich direkt nach dem Ticino...Nun jedenfalls fahren wir weiter auf der R62 und wir lieben sie. Gefällt uns viel besser als die Garden Route. Durch die Kleine Karoo sind die Berge kahl, aber die Täler voller Reben, grosser Plantagen mit Nektarinen und Pflaumen, ab und zu einer Farm mit Angus Rindern und die  Strassen sind fast komplett leer. Überall dürfte man mit 120 km/h fahren, nicht mal in Dörfern oder vor Schulen müsste man die Geschwindigkeit reduzieren. Nice. Aber wir machen das natürlich trotzdem, zudem fahren wir eh meistens so mit 90 km/h. 

 

Wir kommen nach Calidtzdorp, ein Nest weder bekannt noch berühmt, aber trotzdem nett. Wir übernachten auf dem alten umgenutzten Bahnhof zwischen zwei Weingütern. Schon als wir aussteigen riecht Tinu die vergärenden Trauben, und Shean der Host vom Camping Station, klärt uns auf, dass wir nur ein paar 100 Meter Luftlinie vom besten Weingut des Ortes wohnen, und dass die natürlich auch "tastings" anbieten. Die stellen sogar "Porto" her, der hier natürlich wegen der geschützten Bezeichnung Portos nicht so heissen darf, sondern "Sweet Wine" genannt wird. Warum nicht? Wir bummeln also die paar hundert Meter in der grössten Hitze der Strasse lang, und kommen zum Weingut "De Krans", wo ein Traktor gerade eine neue Fuhre frisch gelesener, weisser Trauben abliefert. Die Mädels im Degustationsraum langweilen sich, denn sie warten noch auf eine kleine Gruppe Probierwilliger, die aber momentan noch im Rebberg verweilt. Wir überbrücken für sie also die Langeweile und lernen Joyce kennen. Eine Weisse Südafrikanerin, die nicht mehr trinkt, oder nur ab und zu ein Gläschen weil Sie's nicht verträgt, aber mit grosser Leidenschaft die Weine und deren Herstellung erklärt, und uns einiges über Südafrika und die Region erzählt. 

 

Am Allerbesten mag ich den Satz: " Wine is to me art in a bottle". So treffend und doch noch nie bei einem tasting gefallen. Sie erklärt, dass so viel dazugehört, vom Pflanzen der Rebe, über das Wetterglück, über das Regenglück, über die Arbeit und so weiter, bis der Saft dann endlich als Wein oder Sweet Wine genossen werden kann. Es kann dabei soviel schief gehen. So wie in letzter Zeit. Sie hatten sieben ganz schlechte Regenjahre. Normalerweise werden auf dem Weingut durchschnittlich 600 Tonnen Trauben geerntet. In einem sehr guten Jahr sogar bis 900 Tonnen. Die letzten sieben Jahre lag der Durchschnitt bei 250 Tonnen! Verrückt und nicht beeinflussbar. 

 

Leider gefallen uns die Weine nicht so wirklich, und so bummeln wir nur mit einem Glas Honig von dannen. 

 

Tinu schafft es am Abend doch noch, die Flüge bei Air Italia wieder zu buchen, mal schauen ob diese Buchung länger standhält als die 24 Stunden der letzten. Zudem wollten wir im Addo Elephant Park ein paar Nächte auf dem Camping buchen - so als Abschluss vor Kapstadt möchten wir nochmal ein paar der grauen Riesen sehen. Aber oh weh - voll - ausgebucht - nix zu machen! Was? Das ist ja ganz neu. Jetzt waren wir so oft ganz alleine oder nur mit ein, zwei anderen Fahrzeugen auf Campings und jetzt sowas! Eine Nacht können wir buchen und für die anderen müssen wir dann halt vor Ort schauen. Vielleicht gibt uns ja jemand mit einem grossen Platz Asyl...

Traubenernte
Calitzdorp
Muskat Ernte de Krans
Toller Pool im Bahnhof

24.2.23 Calitzdorp - Oudtshoorn  

 

Eigentlich wollen wir heute nach Knysna. Einer der berühmteren Orte an der Garden Route und direkt an der Küste. Allerdings wird in der Region Regen gemeldet und darauf haben wir nun wirklich keinen Bock. Wir fahren also auf der R62 nur weiter bis nach Oudtshoorn, die Straussenhochburg Südafrikas. Auf den Farmen wurde früher das Geld vor allem mit dem Verkauf der Federn gemacht, heute ist es eher das Fleisch und das Leder. Im Prinzip ein Nest mit etwa 10'000 Einwohnern, weiss, sauber und mit ein paar Läden die Straussenerzeugnisse verkaufen. Aber aus unserer Sicht, ein sonniges Nest ohne Regen mit einem netten Campingplatz😄.

 

Und der ist tatsächlich voll, weil am Samstag ein Marathon genau durch das Örtchen führt. Egal. Nachdem wir zwischen zwei Loadsheddings kurz eine Wäsche und einen Trockner starten können, machen wir uns also zu Fuss auf die Suche nach Straussenfleisch, allerdings zu spät. Hier schliesst alles um 16.30 Uhr. Wir sind ja nicht mehr in Kapstadt. Also bleiben uns nur die Ketten Food Lovers und Pick n'Pay aber die haben sowas nicht. Uns bleibt also nur ein Porterhouse Beef, und auf dem Feuer ist ja auch das kein Beinbruch...

25.2.23 Oudtshoorn - Knysna

 

Wir verlassen den Ort und wollen weiter auf der N12 in Richtung Küste. Aber kurz nach Dorfausgang, kommen wir an einer umgenutzten Fabrik vorbei, wo jetzt offenbar allerhand "Straussiges" zum Verkauf angeboten wird. Draussen hängen grosse Werbetafeln, dass frisches Fleisch, Leder, Schuhe und natürlich alles mögliche aus Federn hier zu haben ist. Also nix wie los, einmal müssen wir in Südafrika schon ein Straussenfilet auf dem Feuer gegrillt haben. Ein richtig toller Laden, mit Restaurant, offenem Café, alten schwarzweiss Fotografien aus der Zeit, wo alles rund um den Strauss richtig viel Kohle einbrachte, und sogar Fotos von Queen Elizabeth, als sie in den 50ern mal Oudtshoorn besucht hat. 

 

Alles im Industriedesign, mit viel Holz und Metall - sieht cool aus. Ein grosses Geschäft mit vielen Schuhen und Kleidern aus superweichem Straussenleder, aber nicht mehr wie vor 20 Jahren in Windhoek altbacken oder bestenfalls elegant zu bezeichnen, sondern richtig moderne und coole Designs und poppige Farben, dann natürlich allgegenwärtig Strausseneier als Nachttischlampe, als Globus, als Lampenschirm oder als Dekoartikel... aber eigentlich suchen wir ja Fleisch. In sauberen grossen Kühlschränken, gibt es vom Straussenburger bis zum Filet einfach alles. Sieht frisch und ordentlich aus, und wir erstehen ein Filet. Unser Kühlschrank gewöhnt sich wohl an all die Beef- , Schweins- und Straussenfilets. Hoffentlich nimmt er dann auch mal wieder eine Wurst auf😜. Jedenfalls probiert Tinu noch einige Caps und eines passt super! 

 

Ich sehe mit Freuden, dass sie alle Frauenschuhe auch in meiner Grösse haben. Tolles Straussenleder in hellblau gefällig? ...und wie! Als ich die Schuhe gerade anprobiere, spricht mich ein älterer Herr in Afrikaans an. Ich erkläre ihm, dass ich ihn leider nicht verstehe und er schwenkt um zu Englisch. Er meint die Schuhe die ich gerade anprobiere, könne man immer nur im Viererpack kaufen, die seien so schön und es habe so tolle Farben...Der gefällt mir. Er sagt, er sei aus Oudtshoorn und seine Frau trage eigentlich fast nur Schuhe aus Straussenleder. Kaum gesagt, kommt seine nette Begleiterin um die Ecke und steuert geradewegs auf das Schuhregal zu. Natürlich hat sie bereits ein paar an ihren Füssen, welches zusätzlich in anderen Farben gesucht wird. Ich lach sie an und erzähle ihr, was ihr Mann zu mir gesagt hat. Sie meint, es seien wirklich die besten Schuhe ever. Sie trage sie immer ohne Socken und die seien super. Sie wisse nicht wie viele paare sie davon habe...ich schon: ich habe jetzt eines🥰.

Alles rund um den Strauss
Tall Goose 😂
 

Nun also fahren wir nicht mehr weiter auf der 62, sondern der N12 und die ist ebenfalls grossartig! Die Landschaft ist so viel aufregender als auf der Garden Route, wo es eigentlich aussieht wie an der Mittelmeerküste. Karg, rote Erde, ab und zu Straussenfarmen oder Früchteplantagen. Wir kommen auf eine Passhöhe bei 800 M.ü.M und haben grossartige Aussicht über die Leere Afrikas. Diese Region ist wirklich der Hammer, vielleicht weil sie uns stark an Namibia erinnert. Jedenfalls kommen wir in die nächste grössere Stadt mit Namen George. Nichts besonderes, aber ab da kann man der  Küstenstrasse folgen, zumindest teilweise. Ansonsten prägen Holzplantagen die Landschaft und ab und zu grosse Villen mit Blick über den Indischen Ozean.

 

Wir kommen nach Knysna, einer oder vielleicht der touristischste Ort an der Garden Route. Im 2017 hat ein grosses Feuer über tausend Häuser zerstört, somit ist vieles renoviert oder sogar neu. Ein kleiner Ort mit Restaurants, Touristenläden und netten Hotels. Könnte auch in den USA sein. Aber ich habe heute Geburtstag und Tinu will mit mir hier in ein Resti. Gemäss unseres Apps, ist das Parken und Übernachten direkt auf dem Parkplatz der National Park Behörde auf der kleinen Insel Thesen's Island möglich, und so machen wir es auch. In einem kleinen Yachthafen, wo auch die grossen Katamarane für die Sunset Cruises auslaufen, nehmen wir ein erstes Aperöli - zum Glück bei trockenem Wetter - denn Straussenschuhe haben nicht gerne Regen 😅. Bei Sushi und Scampi und wie könnte es anders sein, bei grossartigem Wein, feiern wir also ein Jährchen mehr auf meinem Tacho. Schön wars und die Nacht war ruhig und gut bewacht. Wir haben nämlich den Generator vom Loadshedding schon bei der Ankunft gehört und haben uns dementsprechend weit weg hingestellt. 

26.2.23 Knysna - Plettenberg Bay

 

Nur ein paar Kilometer weiter kommen wir nach Plettenberg Bay. Ebenfalls sehr touristisch, unendliche, saubere Strände, Hotels und so weiter. Wir sind hier, weil Tinu einen Platz fürs Schwimmen mit Seehunden reservieren will. Hier gibt es nämlich nur etwa eine halbe Stunde mit dem Boot entfernt, eine Seehundekolonie mit ca. 8000 Tieren, die es lieben mit Tauchern zu spielen und rumzualbern. Er reserviert für morgen Montag einen Platz und bis jetzt sind in der Gruppe nur 5 Teilnehmer. Gerade als wir ankommen, verlässt eine Gruppe mit 23 Leuten gerade die Bucht - wie uncool! Aber fünf oder auch zehn sind perfekt. Wir sind also gespannt. 

 

Für die Übernachtung besuchen wir einen von iOverlander empfohlenen Campingplatz der uns dann aber nicht gefällt. Dafür lernen wir ein nettes Paar aus Port Elizabeth kennen, welches sich den Camping ebenfalls anschaut. Wir kommen ins Gespräch und die zwei empfehlen uns einen Camping den wir auf dem Weg gesehen haben, ein paar Kilometer näher zu Plett. Sie kommen gerade von dort und sagen uns sogar welche Platznummer wir verlangen sollen. Okey so machen wir's. Die zwei geben uns sogar noch ihre Karte und meinen, falls wir in P.E. irgendwie Hilfe bräuchten, sollen wir uns einfach bei Ihnen melden. So nett. Aber eigentlich brauchen wir nur ein Schiff für unseren Indy...

 

Wir fahren jedenfalls auf den Camping Keurbooms Lagoon und suchen nach der empfohlenen Nummer CC oder BB. Nur finden wir sie nicht und natürlich ist die Reception am Sonntag geschlossen (obwohl 300 Plätze). Aber das ist halt auch Afrika...Wir bummeln ein bisschen über den halb leeren Platz und auf einmal kommt ein Guard mit dem Fahrrad. Er meint im Vertrauen, er hätte noch einen tollen Platz für uns. Er zückt einen Plan aus seiner Tasche und zeigt mir den Weg nach CC. Ja genau so gehts. Und der ist meeeega! Toller Platz direkt an der Lagune, als wir ankommen, sind viele Sandbänke sichtbar, die nach und nach von der Flut verschluckt werden. Ein Nachbar meint, heute würden fluoreszierende Algen (also eigentlich Plankton in den Algen) in den Wellen erwartet. Das wär ja toll! Wir sind also gespannt und harren der Algen die da vielleicht kommen...

 

..Und sie kommen tatsächlich. Ein glitzerndes, magisches Schauspiel. Weil wir ja an einer Lagune stehen hat das Wasser fast keine Bewegung. Unser Nachbar, der Mann der Bescheid weiss erklärt, dass man sie vor allem sieht, wenn das Wasser schäumt. Wir sammeln also alle wie die Verrückten Steine und werfen sie ins Wasser. Es ist soooo toll! Lässt sich mit keiner Kamera einfangen, ist nur fürs Auge und bleibt für immer im Herzen. Wir sind so begeistert. Es leuchtet in blau und grün. MAGIE!

Direkt an der Lagune
Glasklares Wasser
Plettenberg Bay

27.2.23 Plettenberg Bay - Tsitsikamma National Park (Tinus Tag)

 

Am Morgen starten wir schon früh, denn Tinus Abenteuer mit den Seebären (wie die Einheimischen sie hier nennen) wartet. Wir fahren also zur Tauchschule, wo Flossen, Neoprenanzüge und das restliche Zubehör verteilt wird. Mit einem Zodiac, welches von einem Traktor schwungvoll ins Meer geschoben wird, machen sich die neun Schwimmwilligen auf den Weg. Nach etwa 20 Minuten erreichen sie Felsen an der Küste, auf denen sich die Seebären bis zu 7000 Seebären sonnen und spielen. Etwa 200-300 Tiere sind im Grossraum im Wasser und begutachten die fremden Wesen, die sie kennen lernen wollen.

 

Tinu kommt zurück und ist total begeistert. "Best ever", meint er und strahlt! Es sei, wie wenn man mitten in einem Haufen Welpen sizte. Viele ca. 4 Monate alte und einjährige waren im Wasser, welches nur etwa 4 - 5 Meter tief war. Grosse Seebären seien nur am Grund entlang geschwommen; die Wachpatrouille. Sobald die Alarm schlagen und die Kleinen an Land schwimmen, müssen auch die Taucher ins Boot. Dann ist Haialarm. Er sagt, sobald er unter Wasser war, hätten überall die Jungen an ihm rumgezupft. Sie sind neugierig und interessieren sich für die Flossen, für die Kamera und natürlich auch die Taucherbrille. Er macht total lustige Aufnahmen, von grossen runden Augen, dicken Barthaaren und unglaublich beweglichen Tieren. 

Wir fahren weiter in den National Park Tsitsikamma. Dort hängt die längste Hängebrücke Südafrikas in einer Schlucht, wo der Storm River in den Indischen Ozean mündet. Wir bekommen einen Spitzenplatz direkt am Meer, wo die Gischt der grossen Wellen über einen langen Küstenabschnitt zu sehen ist. Wir parken also neben einem Südafrikanischen Senioren Paar, welches, wie wir erfahren, immer lange an diesem Platz weilt. Sie warnen uns, dass eben ein Ranger bei ihnen war, und einen Hubschrauber direkt vor unserem Platz angekündigt hat. Eine Frau hat sich wohl auf einer Wanderung einen Knöchel gebrochen. Damit erst gar nicht alles wegfliegt, packen wir nur Tisch und Stühle aus und machen wieder dicht. 

 

Auf dem Meer, kurz hinter der Brandung, sehen wir viele silbern glitzernde Inseln, die sich bewegen. Sardinenschwärme! Zum Schutz vor Räubern, bleiben sie kompakt zusammen und schwimmen immer alle gemeinsam in die gleiche Richtung. Nicht sehr spannend, aaaaber wo die sind, sind auch Delphine und Wale, weil die auf deren Speisezettel stehen. Wir fragen eine der Nachbarinnen ob man hier viele Delphine sehe, sie meint nein, hier habe es keine. Kann das sein?

 

Nach und nach ist hier ein grosser Auflauf. Mittlerweile sind drei Ambulanzen vor Ort, Ranger und natürlich Schaulustige. Von weitem hören wir bereits die Rotoren von zwei Hubschraubern, und sind erst irritiert, weil die in der Ferne über der Küste schweben und erst dann checken wir, dass die die Frau bergen um sie dann in eine Ambulanz umzuladen. Später kommt einer der Helis und wirklich, das bläst einem fast von den Beinen...irgendwie cool, wieder mal ein bisschen Kerosin schnüffeln...fast wie zu Hause😜.

 

Auf jeden Fall ist die Dame mit dem bandagierten Fuss, schon wieder guter Dinge, und lässt sich von den Männern auf die Trage hieven. Alles gut. Ich glaube, die hat den gröbsten Schrecken schon überstanden. Als sie verfrachtet ist, startet der Heli wieder, und verlässt uns in Richtung Plettenberg. Wir schnüren also unsere Wanderschuhe und machen uns auf zur Hängebrücke. Durch üppiges Grün und würzige Pflanzen treppauf treppab, treppauf treppab und so weiter, geht es die 4.6 Kilometer hin und wieder zurück. Die Brücke ist toll. Zwei verbundene Hängebrücken, überqueren mit 77 Metern Länge und 7 Meter Höhe den River. Da es schon später am Nachmittag ist, haben wir den Weg und die Brücke fast für uns alleine. Schön. Auf einmal sehen wir draussen an der Küste eine grosse Schule Delphine. Sie jagen und springen immer wieder aus dem Wasser. Bestimmt 30 oder 40 Tiere. Von wegen hier gibt's keine...Wir sehen ihnen zu, bis sie aus unserem Blick verschwinden. 

 

Am Abend gibts bei uns das zweite Fondue von Zita. Extra aufgespart für einen kalten Abend an der Küste, haben wir heute in einer schönen Bäckerei bereits ein Brot erstanden. Das Fondue schmeckt mit Blick aufs Meer mindestens so gut wie mit Blick auf die Glatt, und kalt muss es auch nicht zwingend sein. Es ist nämlich bestimmt noch über 20°. Als es wieder dunkel wird, geht das Plankton Spektakel in die nächste Runde. Hier wo die Wellen hoch sind, und das Meer kabelig, leuchten die Wellenkämme in tollem blau und grün! Also so ein Tag...aufregend, grossartig und genau der Grund, warum wir so gerne Unterwegs sind! 

Am Morgen machen wir direkt am Strand unsere Übungen und schauen dazu den riesigen Wellen, die auf die Felsen prallen, zu. Richtig wild und kraftvoll rollen sie an und spritzen viele Meter in die Höhe. Danach folgt die ungeliebte Hausarbeit, aber die fällt auch unterwegs an...Später gehts wieder auf einen längeren Spaziergang. Der Küste entlang soll man bis zu einem Felsenfeld gut laufen können. Das machen wir und werden dann umdrehen. Rutschige Felsen kann ich nun mal nicht brauchen. Wir gehen los, die Küste ist toll. Das Meer und die Strände sind sehr sauber, das Wasser wild und ungestüm. Die Luft riecht würzig, nur wenige andere Wanderer kommen uns entgegen, bis etwa nach 3 km ein junges Päärli unseren Weg kreuzt, schon etwas erhitzt und aufgeregt. Sie warnen uns vor einem grossen Baboon Männchen, der mitten auf dem Pfad sitze und sie nur ungern habe passieren lassen. Grrr. Die sind sooo gross und ich mag sie so gar nicht. Und wenn man einen sieht, sieht man 20 andere nicht. Tinu lässt sich nicht beeindrucken, nimmt ein paar Steine in seine Hose, weil wir schon gesehen haben, dass die Einheimischen sie mit der Wurfgeste jeweils vertreiben. Man muss also nicht zwingend einen Stein in der Hand haben und ihn tatsächlich schmeissen. Man kann nur so tun als ob, das reicht oft schon. Aber wenn sie sooo gross sind; ich weiss nicht. Ich mach mal noch ein paar Schritte um die nächste Kurve und bin dankbar, dass die beiden uns vorgewarnt haben. Mein Herz rutscht auch so in die Hose, der ist einfach zu gross! Eigentlich ist er unaufgeregt, aber wer weiss wie es ist, wenn wir neben ihm den schmalen Pfad entlang wollen. 

 

Tinu würde es wagen, für mich kommt das nicht in Frage. Ich bin schon so ein bisschen ausser Kontrolle und muss weg. Auf einmal höre ich es überall in den hohen Bäumen rascheln...bin froh als die Gegend wieder offener wird, und wir aus dem dichten Wald kommen...Als wir wieder bei den Cottages beim Einstieg in den Pfad ankommen, sehen wir direkt in unserer Nähe einen riesigen Baboon der genüsslich irgendwas Geklautes verdrückt, und der Abfalleimer ist komplett von Innen nach Aussen gedreht. Aha, da hat wohl einer etwas stibitzt. Obwohl die Abfalleimer einen speziellen Dreheinwurf (ähnlich einem Wasserrad) haben, ist es für Affen überhaupt kein Problem, Zeug rauszufischen. Ansonsten montieren sie einfach den ganzen Deckel ab, und voilà kommen sie schon an die geliebten Früchte oder so.

 

Der Affe bewegt sich gemächlich in Richtung der Häuschen und geht dann zielstrebig auf ein Küchenfenster zu, welches aber geschlossen ist. Er setzt sich auf den Fenstersims und knibbelt so lange oben am Verschluss des Fensters bis er's aufbringt. Nur Sekunden später rennt er mit einer blauen Plastiktüte von dannen, hinten drein ein Inder in Shorts - der Mieter des Häuschens. Aufgebracht meint er zu uns, er habe extra das Fenster richtig geschlossen, weil der Affe schon mal in der Küche stand. Nützt ja nix, der ist schlau! Nur ein paar Meter weiter packt der Affe die eroberten Früchte aus, setzt sich genüsslich hin, und mampft in aller Ruhe seinen Snack. So lustig. 

1.3.23 Grrr Seabridge!

 

Seabridge beschäftigt uns in diesen Tagen in mehrerlei Hinsicht. Erst meldet sich Frau Berger, dass sie einfach keinen Platz auf einem Schiff für unseren Indy findet und nur lauter Absagen bekommt. Die Reedereien wollen nur noch leere WoMo's verschiffen. Aber sie bleibt weiter dran, und gibt nicht auf. Danke auch, sie macht das eigentlich super, aber wir machen uns doch langsam Sorgen. Tinu ruft Natascha die Agentin an, und die meint, unser Indy werde bis das definitive Schiff bekannt sei, in einer guten Halle stehen. Wir können ihn sogar selber bringen und uns von den Sicherheitsvorkehrungen überzeugen. Nur kann er natürlich nicht "ausgeführt werden", also bleibt das Carnet de Passage bei ihr, bis es definitiv vom Zoll abgesegnet ist. Sie wird uns das Carnet dann per DHL nach Hause senden. Sie ist top, auch sie versucht uns noch irgendwo einen Platz zu ergattern. 

 

Dann füllt sich nach und nach unser wundervoller Campingplatz, mit grossen Plastikmobilen mit Seabridge Stickern auf der Rückseite. Aha, die nächste Tour kreuzt unseren Weg. Einige Schweizer und Deutsche die Teil der Gruppe sind, kommen bei uns auf einen Schwatz vorbei. Tinu fragt nach deren Programm... und klar, die gehen in den Addo Elephant Park. Deshalb haben wir auch zum ersten mal seit langem keinen Platz auf einem Camping bekommen. Wir hatten uns schon gewundert, warum der voll sein soll. Keine Ferien, keine Feiertag - natürlich Seabridge! Grrr!

 

Als wir Wegfahren wollen, hält eines der Plastikmobile neben uns. Es sind die Tourguides der Seabridge Gruppe. Sie erkennen uns, weil sie in East London bei der Entgegennahme der WoMos damals auch dabei gewesen sind. Fragen uns wo wir als nächstes hinwollen. Naja eigentlich in den Addo, aber der ist ja voll - wir wissen auch wieso. Er lacht und sie meint, sagt einfach ihr seid Teil der Gruppe und stellt euch dann auf unseren Platz, wir können den problemlos teilen. Cool, das machen wir. So können wir nämlich auch ein paar Tage direkt im Park bleiben und müssen ihn am Abend nicht verlassen. Natürlich hat es ausserhalb des Parks auch Camps, aber dann hat man nicht immer den Hin- und Herweg. Und wenn man bedenkt, wie viele Tiere wir direkt am Zaun im Kruger gesehen haben...

 

So bleibt also alles spannend bis auf den letzten Drücker, neuerdings müssen wir jetzt auch noch einen PCR Test für die Kreuzfahrt machen - nein, die werden schon lange nicht mehr verlangt, aaaaussser; wenn man mehrere Kontinente besucht und die Reise als "Grand Voyage" gekennzeichnet ist. Es wird also für Unterhaltung gesorgt und wenn je einer sagen sollte, Reisen sei langweilig, dann weiss man, der hat keine Ahnung.

 

Wir kommen am Nachmittag in Jeffrey's Bay an. Wiederum an einem tollen Platz am Strand - den Ort muss man aber nicht gesehen haben. Wir finden wahnsinnig viele, schöne Muscheln auf unserem Strandspaziergang und freuen uns schon auf das Spektakel am Abend: fluoreszierende Algen. Aber als es dunkel wird hat es draussen über 60 Fischerboote, auf Oktopussfang wie unser Nachbar weiss, alle hell beleuchtet. Also keine Chance für unseren leuchtenden Plankton.

2.3.23 Jeffrey's Bay - Addo Elephant Park

 

Bei der Abfahrt von Jeffrey's Bay versichern wir uns mit der Karte, dass wir die richtige Strecke wählen. Vom Addo NP Tourismus Komitee wird empfohlen, dass man von Süden her über die N2 kommt, und die R335 in jedem Fall meidet. Zu oft werden dort Fahrzeuge überfallen. Schon verrückt: das wird dann im Internet und überall gepostet und vor der Route gewarnt, das Problem ist also bekannt, aber es wird von niemandem etwas dagegen unternommen. Vielleicht wäre ja das Sache des Staates?

 

Wir fahren also die N2 gen Osten, es ist grün und bergig wie in der Schweiz, nur die Rinder- und Kuhherden sind ein Vielfaches grösser. Beim Eingang des National Parks werden wir kurz registriert und dürfen dann die ca. 45 km zum Camp die Schotterstrassen befahren. SCHOTTER! Hatte schon ganz Vergessen wie ätzend das ist. Meine Knochen beginnen bereits nach ein paar Minuten zu schmerzen, und die Zweifel ob die Entscheidung mit der Rückkehr in die Schweiz richtig war, löst sich bald in Luft auf. Auch im Addo ist es wahnsinnig grün. Die Büsche sind hoch und dicht, es wird also schwierig sein Tiere zu erspähen. Überall blühen kleine Wüstenblumen und ein dichter Teppich Kamille liegt über dem roten Sand. Wir sehen die ersten Elefanten, genüsslich von dem Grünzeug verdrücken. Da hier der Boden lehmig ist, und sich die Elefanten bei den Wasserstellen zum Schutz der Haut mit dem Lehm-Wasser Gemisch bespritzen, sind sie hier nicht grau wie üblich, sondern braun. Die Büsche und kleinen Bäume im Addo sehen nicht so zerstört aus wie in anderen Parks, wo Elefantenfamilien richtige Schneisen der Verwüstung hinterlassen. Überhaupt ist es hier recht beschaulich. Eigentlich ein Park der "Big Five", allerdings muss man sich schon wirklich glücklich schätzen, Löwen oder Leoparden zu sichten. Hier geben die Elis den Ton an.

 

Wir fahren jedenfalls durch hügeliges grün, sehen immer wieder schöne Zebra Familien und unglaublich viele Warzenschweine mit vielen Jungtieren. Ab und zu ein paar Strausse und die wunderbare rote Erde. Während wir so cruisen, ist die Stadt wieder weit weg und wir sind wieder in Afrika. Ein einzelner Elefantenbulle beschmiert sich in einer kleinen Kuhle mit roter Erde und scheint sich wohl zu fühlen. Ansonsten fahren wir die fast 45 km zum Camp, ohne viel zu erspähen, allerdings ist es cool wieder auf Tiersuche zu sein. Das Camp sei voll, meint die nette Dame am Empfang, aber wie vereinbart sagen wir, dass wir zur Gruppe Seabridge gehören. Ach so, dann ist das kein Problem. Sie tippt ein paar unserer Angaben in ihren Compi, übergibt uns die Quittung und meint, wir könnten uns einfach irgendwo hinstellen. Wir fahren also auf den wirklich schönen Platz, und finden York und Kathi beim Vorbereiten des Abendbreafings. Sie freuen sich uns zu sehen, und weisen uns einen der kleineren Plätze zu und meinen: Es gäbe einige Teilnehmer die sich gerne zu zweit auf grosse Plätze stellen. Und die hat es in Hülle und Fülle. Am Ende brauchen sie nicht mal die alle und wir sind happy, dass wir die 45 km nicht wieder zum Hauptgate fahren müssen um ausserhalb zu übernachten.

 

Wir plaudern also noch ein wenig mit den beiden, dann mit Teilnehmern der Reise, einige auch Schweizer und so geht der Abend schnell vorüber. Als wir (oder ich) am nächsten morgen aufstehen, ist bis auf ein, zwei WoMo's von Seabridge nichts mehr zu sehen. Wir machen uns ebenfalls auf den Weg zu den Elefanten. Mit unserem Plan des Parks fahren wir ein paar der Wasserstellen an, und finden wirklich viele Elefanten. Sie sind entspannt, plantschen, trinken und die Kleinen machen Unsinn. Wir sehen viele einzelne Familien zu den Wasserstellen pilgern, und kurz bevor sie jeweils das Wasser erreichen, rennen die grossen Tiere regelrecht, um rasch zum Wasser zu gelangen. Allerdings wäre dies im Moment nicht nötig, denn es hat viele gut gefüllte Wasserlöcher. 

 

Die Elefanten im Addo sind allgemein kleiner als im Krüger NP und natürlich sowieso kleiner als in Botswana. Es sind aber "echte" afrikanische Elefanten, und erst nachdem sie Anfang des 20 Jahrhunderts, sehr lange wegen der Zerstörung von Frucht- und Gemüseplantagen gejagt worden sind und bis auf 16 Elefanten dezimiert wurden, wurde der National Park zum Schutzgebiet erklärt. 1954 lebten 22 Tiere im Park, als er erstmals zu deren Schutz eingezäunt worden ist. Bereits 2004 war die Population auf 350 Tiere gestiegen.

 

Info des Parks:

Aufgrund der kleinen Zahl überlebender Elefanten bei der Gründung des Parks ist der Gen-Pool im Addo NP extrem eingeschränkt. Gerade die Träger von grossen Stosszähnen waren natürlich als erstes erschossen worden. Daher gibt es im Park besonders viele Tiere mit sehr kleinen oder sie haben - wie viele Weibchen - überhaupt keine sichtbaren Stosszähne. Allerdings gibt es mittlerweile Hoffnung, denn bei den Nachkommen zeigen sich auch Ausnahmen . Ein grosser Bulle von etwa 50 Jahren, lebt heute mit grossen Stosszähnen im Park, er wird Big Tusker genannt. Die Anlage zu Stosszähnen ist also nicht komplett aus dem Gen-Pool heraus selektiert worden und die Gene von Big Tusker werden sich wohl auf Dauer durchsetzten. 

 

Richtig magisch wird es, wenn wir an einer Wasserstelle warten, und eigentlich nichts oder nicht viel läuft. Einige der Besucher sind dann jeweils total von den Wasservögeln begeistert, aber wir sind keine "Birdies". Für uns wird's grossartig, sobald wir in der Ferne eine grosse Herde in Richtung des Wassers bummeln sehen. Riesige Bullen, flankiert von Leitkühen mit ihren teils unterschiedlich grossen Jungtieren. Selten, dass wir Bullen so integriert in einen Familienclan gesehen haben wie hier. Oft sind die ja alleine unterwegs, und auch hier scheinen sie keine Paarungsabsichten zu haben, und trotzdem sind sie dabei. Toll. 

 

Wir bleiben noch zwei weitere Tage und sind richtig begeistert vom Addo. Irgendwie hatten wir ihn ein bisschen wie einen Zoo in Erinnerung, aber dem ist überhaupt nicht so. Der Park ist gross und weitläufig, es gibt viel zu sehen. Leider für uns keine Leo's oder Löwen, aber immerhin noch einen Büffel - aber hey, hier ist man eh wegen der Elefanten.

 

DENN: Pinguine machen glücklich - und Elefanten auch! Nur dass bei Begegnungen mit ihnen, manchmal der Puls ganz schön rauscht!

4.3.23 Addo Elephant Park - Pearson Resort

 

Heute ist es also definitiv Zeit die Elefanten zu verlassen. Es fällt extrem schwer, denn wir verlassen nicht nur die Elefanten sondern bald Afrika. Wir nehmen uns Zeit, fahren noch mal zu einer Wasserstelle, aber heute scheinen sich die Elefanten irgendwo anders versammelt zu haben. Wir entscheiden uns dafür, noch etwas zu packen und zu räumen, können das ja genau so gut am Wasserloch wie auf dem Camping. Irgendwann sehen wir in der Ferne viele Elis und da wir eh unser Müsli schon verdrück und abgewaschen haben, sind wir ready um ihnen nochmal entgegen zu fahren. Wir machen noch einmal den Loop, und siehe da, unglaublich viele grosse und kleine braune Riesen stehen versammelt und trinken, beschnuppern sich oder fressen Grünzeug. 

 

Ja, Elefanten machen definitiv glücklich. Bis uns ein grosser Tusker entgegen kommt. Also auf unserer Strasse, gemächlich, würdevoll und riesig. Wir wissen nicht genau wo er hin will, Tinu legt den Rückwärtsgang ein, und im gleichen Tempo wie er geht, fahren wir rückwärts. Gemischte Gefühle überfluten mich. Pures Glück ob so viel Schönheit, Eleganz und Würde aber auch schneller Puls und Adrenalin fluten die Venen, weil man nicht weiss wie schnell sich seine Laune verschlechtert. Aber "unser" Riese ist gutgelaunt und erhaben über solche Gefühle, er schreitet nur seines Weges und weg ist er. Man ist sprachlos ob so viel Schönheit. Und auch im Nachhinein kann ich das Video welches ich mit dem Mobile aufgenommen habe immer wieder anschauen - und er ist soooo unglaublich schön! Afrika für Immer 💙!

Aber irgendwann ist es halt doch so weit. Wir verabschieden uns von den Elefanten und Zebraherden und fahren in Richtung Haupteingang. Wir fahren auf die N2 zu unserem vorletzten Übernachtungsplatz auf dieser Reise. Und kurz bevor wir auf die Autobahn auffahren, sehen wir noch zwei Giraffen und einen weissen....eh was ist das? Seltsam, wir sehen in der Ferne ein weisses Tier bei den beiden Giraffen und rätseln. Ich tippe auf Einhorn, Tinu will das nicht so richtig glauben. Er zückt sein Fernglas, und ja es ist ein weisser Esel. Hätte mich aber nicht gewundert, wenn Afrika noch ein Einhorn aus dem Hut gezaubert hätte....

 

Wir fahren also die N2, ich bin innerlich schon auf einen Platz eingestellt, der halt für unsere Zwecke günstig liegt, sonst aber nichts zu bieten hat. Ich betrete das muffige Office der Campinginhaberin oder -Managerin, es ist ein Chaos und auch um das Häuschen ein wahnsinns  Puff. Sie ist nett, fragt ob wir Strom brauchen, ist im Moment ja gerade Loadshedding (ist es das nicht immer?), ich verneine, dann meint sie, könnten wir auch runter zum hinteren Platz. Der sei weiter weg von der Strasse und deshalb ruhiger. Alles klar. Sie meint: Never turn right or left, just go ahead, but never turn right or left. Just to the end of the street. You can't miss, just never turn left or right. Ich glaub, ich habs verstanden. Vielleicht biegen wir einfach nicht ab.

 

Wir fahren also etwa 4 km über feste Sandpiste, es schüttet wie seit Monaten nicht mehr, und wir biegen weder links noch rechts ab. Und dann so was! Irrsinnig tolle Dünenlandschaft die eine grosse Lagune umgibt. Total unreal hier in Südafrika und grossartig. Nur zwei andere Zelte sind aufgestellt, nicht gerade beneidenswert bei dem Regen, für uns kein Problem, wir haben ja das gröbste schon gepackt und werden nur noch ein paar Vorräte aufbrauchen und drinnen kochen. Sogar bei dem Regen ist dieser Platz grossartig. Kommt sofort in die Kategorie der Lieblingsplätze ever - und definitiv müssen wir hierhin zurückkommen. Maps me: Pearson Park, Colchester, Südafrika. Check, Nadel gesetzt!

6.3.23 Pearson Park - Port Elizabeth

 

Das Wetter ist besser, nur grosse Pfützen erinnern noch an den Regen von gestern. Retour geht's nach einem kurzen Tankstopp zur N2 in Richtung Final Destination. In P.E., wie hier die Stadt von allen genannt wird, suchen wir als erstes eine "Waschanlage". Finden sie direkt an der Hauptstrasse neben einer Tankstelle und einem grossen Spar. Tinu verhandelt mit den Jungs und für 100 Rand, was etwa 5.20 entspricht, wollen sie unseren Indy auf Hochglanz polieren. Ich bleibe im Auto und mache uns zwei Sandwiches, sogar mit frischem Sauerteigbaguette. Die Jungs, die auf Leitern um unser Fahrzeug turnen und die Aussenseite mit Schwämmen schrubben, gucken interessiert hinein und lachen mich an. Haben bestimmt noch nicht oft so ein Fahrzeug gesehen. Aber sie legen sich ins Zeug, und als die Schrubberei fertig ist, dürfen wir aus der Garage fahren, und auf dem Vorplatz kommt Team zwei zum Einsatz, trocknet und poliert. Sogar die Felgen und die Räder sind glänzend als wir dankend davonrollen. Wir beschliessen direkt auf dem Parkplatz von Spar, mit Blick auf den grossen Hafen, unser Mittagessen zu verdrücken. 

 

Ein junger, gut gestylter dunkler Typ in Anzug, mit Funkgerät und Security Abzeichen, klopft an unser Fenster. Er fragt uns, ob wir ein Parkticket gelöst hätten, was wir verneinen, weil dies in Südafrika eigentlich selten verlangt wird. Er meint, hier sei dies obligatorisch und will uns den Ticketautomaten zeigen. Unsere inneren Antennen schlagen Alarm, Tinu steigt aus, zum einen weil es mitten am Tag ist, und zum anderen weil der Parkplatz gross und sehr belebt ist. Der Typ macht auf Hektik und will Tinu zum Bankomaten bringen. Ein Weisser der gerade in sein Auto steigt, sagt Tinu auf dessen Nachfrage, dass Parkplätze hier selbstverständlich gratis sind. Also doch. Der Typ meint, wir hätten ein "übergrosses Fahrzeug" dann sei es zahlungspflichtig, Tinu sagt, er glaube ihm nicht und bummelt wieder zurück zum Indy. Zufälligerweise kommt ein Polizeifahrzeug angefahren und wie von Zauberhand sind die Typen verschwunden. Nicht mit uns ihr Lieben, wir sind africaproof 😅. So eine ähnliche Masche haben wir doch schon in Johannesburg erlebt...

 

Wir fahren zur Pine Lodge, und beziehen unseren letzten Platz. Zum Glück ist uns Petrus gut gesinnt, nur ab und zu fallen einige Tropfen, ansonsten bleibt es trocken und angenehm warm. Kühlschrank, Campingmöbel, Sandbleche, Toilette, Abflüsse alles muss gereinigt werden, Tinu füllt zudem noch Wasser auf gibt überall Chemie rein, so sollte nichts passieren auch wenn Indy länger stehen sollte. Die Gasflasche wird entfernt und am Ende muss innen noch der Sand von Namibia weggewischt werden. Wir haben wirklich viel Zeug, wenn man alles so auf dem Haufen betrachtet. Tinu vollbringt das Kunstwerk alles in der Garage verstauen, Tetris für Fortgeschrittene. Aber irgendwann ist alles an seinem Platz, kein Blatt passt mehr hinein. Gut. Zum Schluss zu Oberst noch die Sandbleche, so wird es beinahe unmöglich von Innen etwas auszuräumen. Alles, auch wir sind geschafft. Am Abend gehen wir in das Restaurant vom Campingplatz noch was feines essen, dann ist Schicht im Schacht.

.
.
Geschafft!
bottom of page