Von zu Hause nach Hamburg
Jeannette:
Emotionen beherrschten in letzter Zeit meinen Alltag. Rückenschmerzen, Abschied nehmen, Ämter Wahnsinn, Abschied nehmen, Versicherungs Chaos, Abschied nehmen, Formulare und Gesuche, Abschied nehmen, letzte Treffen mit Freunden, Abschied nehmen, nochmal die Gotten- und Göttikinder herzen, Abschied nehmen, Wohnungsinventar, Abschied nehmen, Verträge und Abmachungen, Abschied nehmen usw. Was ich sagen will, es war eine Zeit wie im Auge des Sturms und manchmal drehten wir uns fast zu schnell um noch den Überblick zu behalten. Gut, dass wir zu zweit sind, einer hatte in der Regel noch den Durchblick. In der Regel...
Aber jetzt ist alles gut. Die Wohnung ist geräumt und geputzt, die persönlichen Dinge im Keller und das Schönste: Lena und Arnaud die nun unser zu Hause bewohnen, haben sich mega über den Einzug gefreut. Zu unserer grossen Freude sind heute noch die beiden Tickets für den Frachter in Hamburg und die Sea Spirit in der Antarktis gemailt worden. Yeah!
Nachdem wir uns in Niedergatt noch von den Freunden verabschiedet haben, sind wir endgültig in Richtung Bern gefahren. Vom gleichen Ort wurde ja bereits die Veloroute nach Australien erfolgreich unter die Räder genommen, und wir freuen uns schon jetzt auf Vegas, liebe Pedaleurs !
Bei einem gemütlichen Fondue, DANKE Bärble und Peschä, haben wir noch ein wenig die Route besprochen und schon mal Pläne für ein Treffen in der Karibik oder so geschmiedet. Never know.
Lieben Dank auch an Aernis die uns ihr neues zu Hause gezeigt haben und uns so liebevoll bekocht haben. Das war toll.
Der allerletzte Abschied fiel dann natürlich auch nicht leicht. Liebe Family Zgouras und allerliebste Mungge ihr werdet uns soo fehlen. Wir hoffen natürlich auch von euch ab und zu News zu hören oder zu lesen und in ein paar Monaten werden wir sicher über all das Zeug wie Facebook, Whats’ up, Viber, Facetime und Co bestens Bescheid wissen.
Nachdem wir heute morgen ausgeschlafen haben, sind wir mal bis zur ersten Kaffeetasse im Grauholz gerollt. Dann gemütlich Richtung Norden bis zum schönen Städtchen Breisach in der nähe von Freiburg. Wir stehen direkt am Rhein und sehen den Passagierschiffen beim An- und Ablegen zu, den Hunden beim Planschen und den Schwänen beim Fauchen. Letzteres wegen Zweitletztem. Es gibt auch noch einiges im Ländy zu tun. Mal sehen wie weit der Elan noch reicht, aber jetzt heisst's erst mal Hektik ablegen, die ersten Freitage geniessen und entspannen. Slow down…oder so.
Wir freuen uns bereits auf morgen. Weiter gehts
in Richtung Loreley.
Loreley - Münsterland - Hamburg
Die Loreley war toll. Hotelschiffe haben sich mit Frachtern abgewechselt, Uniworld , Viking und alle möglichen Nationen, und zwar nicht nur ab und zu eins, sondern richtig viele und immer wieder. Manchmal waren vier oder fünf gleichzeitig auf der Bildfläche. Mega spannend. Rüdesheim ein kleines, hübsches Örtchen lag ja direkt auf dem Weg- Glace schlecken quasi Pflicht und weiter gings in Richtung Köln.
Köln hat uns sehr gut gefallen. Der Stellplatz unter schattenspendenden Bäumen mit Blick auf die Schiffe auf dem Rhein war sehr gut gelegen und in Lauf-Distanz zum Zentrum. Unglaublich viele Restaurants aller Länder dieser Welt, eine schöne Flaniermeile direkt am Rhein, Partyschiffe und Konzerte, diese Stadt pulsiert, natürlich auch wegen der sommerlichen Temperaturen die einfach jeden aus dem Haus locken.
Wieder auf der Autobahn nordwärts treffen wir zufällig auf Nicole und Ralph, ein Paar aus Niederglatt mit einem ähnlichen Fahrzeug wie unser Landy. Sie sind auf dem Weg zur Camper-Messe Düsseldorf und haben ihre Ausfahrt verpasst. Also wird gequasselt, sich ausgetauscht über bereiste Länder, die Fahrzeuge und und und. Es war ein unterhaltsames Mittagessen und wir wünschen den beiden eine gute Weiterfahrt in Richtung Rügen. Nächstes Treffen wie versprochen zu den Reisefotos der Panamericana in Niederglatt.
Am Abend sind wir mit Maria und Theo Wilmink verabredet. Wir freuen uns sehr und sind gespannt auf das Landidyll-Hotel. Das Münsterland gefällt uns schon bei der Anreise sehr gut. Die Landschaft ist flach, grün und wenig überbaut. Viele Pferde weiden und überall sind die Bauernhöfe sehr gepflegt. Das Hotel liegt auf einem riesigen grünen Grundstück, mit Teich mitten in Neuenkirchen. Eigentlich haben Maria und Theo ja heute frei, aber sie nehmen sich Zeit und zeigen uns ihr Hotel welches sie bereits 30 Jahre zusammen führen. Wir unterhalten uns super und Maria nimmt uns alle mit in Ihren Weinkeller zu Weinprobe. Sie warnt uns bereits im Vorfeld, dass bei ihr weder mit Wasser noch mit Brot neutralisiert wird. Nicht wie im Knast (O-Ton Maria). Sie fordert unsere Gaumen ganz schön heraus mit ihren tollen Weinen die sie auch gerne mal vor und zurück zum Degustieren gibt. Also wieder der von vorhin, nachdem man einen total anderen probiert hat, dann neu beurteilen usw. Es gibt nur zwei Sorten Weine in ihrem Keller „schmeckt“ und „schmeckt nicht“. Von allen degustiert man in kurzer Folge drei kleine Schlucke. Ich, die ich ja nicht viel Ahnung von Wein habe, hab wieder ganz viel gelernt. Ich dachte immer, ich mag alle Sauvignon blancs. Aber nein, so ist es überhaupt nicht. Ich mag auch nicht alle Riesling wie ich vorher angenommen habe. Dafür mag ich Weinprobe mit Maria und Theo. Es war sehr witzig. Am nächsten Morgen hab ich zwar ein bisschen dafür Busse getan aber was soll’s, es war schliesslich für die Bildung. Theo hat uns zu später Stunde mit seiner schmackhaften Küche verwöhnt und so gingen wir fröhlich beschwipst und kugelrund zu Bett (also ich kann ja nur für mich sprechen…). Vielen lieben Dank ihr zwei!
Maria hat uns Bremen zur Besichtigung empfohlen. Gesagt getan. Ist eine wirklich hübsche kleine Stadt, hat überhaupt keinen Grossstadtcharakter, lebt von seinen Fussgängerzonen an der Weser und den kleinen gepflegten Gassen mit den anderen Läden. Nicht 08-15.
Am nächsten Morgen wollen wir unsere Solarzellen bei einem Spezialisten prüfen lassen. Wir sind uns nicht sicher ob diese die gewünschte Menge Strom erzeugen und machen sicherheitshalber noch einen Anruf zu Dominik in die Schweiz (der, wie sich herausstellt auch auf der Messe in Düsseldorf ist). Er empfiehlt uns dies und das zu prüfen und wir finden einen Solarspezialisten in der Nähe der sich der Sache annimmt und uns beruhigt. Alles i.O. Danke, Dominik für deine unkomplizierte Hilfsbereitschaft! Weil wir schon mal in der Garage sind, wechselt Tinu noch unsere Kfz-Schilder-Duplikate aus und wir senden die Originale später in Hamburg zurück nach Zürich. Perfekt. Wir sind bereit.
Wir rollen gemächlich nach Hamburg und freuen uns auf diese Stadt. Tinu war noch nie da und freut sich besonders auf den Hafen und die vielen grossen Schiffe. Ich war vor ein paar Jahren mal mit Mungge hier und es hat uns damals sehr gut gefallen. Wir finden auf Anhieb den Stellplatz mitten in der Stadt, und der Hüttenwart ist sehr freigiebig mit Informationen. Gut gelaunt gibt er viele male am Tag die Erklärungen wie die S- und U-Bahnen fahren, wo und wann was los ist und in welchem Viertel man was erleben kann. Sehr nett! Wir erfahren noch nebenbei von Seabridge, dass unser Kahn irgendwo in Belgien mit einem technischen Defekt im Hafen liegt, und dass es durchaus noch ein paar Tage dauern kann bis wir auslaufen. Aber egal. Hamburg bietet unglaublich viel und wir werden uns bestimmt nicht langweilen. Das nächste mal werden wir uns wahrscheinlich wieder melden sobald wir auf der anderen Seite des Atlantiks über festen Untergrund rollen.
Da wir immer unglaublich lange ein Internetcafé oder ein W-Lan Hotspot suchen müssen, haben wir in der Zwischenzeit schon wieder News von unserer Reederei. Unser Kutter hängt in Antwerpen wegen eben diesem technischen Defekt fest und wird frühstens am 13.!!! also in 10 Tagen von Hamburg auslaufen.
Blöd, denn wir hängen auch hier fest. Da wir unsere Kfz-Schilder bereits dem Strassenverkehrsamt zurückgeschickt haben, sind wir in Europa nicht mehr versichert. Müssen daher den Landy in Hamburg stehen lassen. Na ja, das heisst wir werden Hamburg richtig gut kennen lernen, am Hafenfest teilnehmen, Lion King schauen gehen, viele Beizen testen, Schiffe gucken, nach Blankenese tingeln, Museen besuchen und so weiter. Egal, wir haben nämlich einen ziemlich guten Stellplatz und sind ja im Ferienmodus. Wat soll's also? Wenigstens bleibt so reichlich Zeit für eine Grundreinigung unserer Kabine an Bord und dann können sie schon mal die Rosenblätter streuen...
Hamburg - Schleswig Holstein
Hamburg hat uns für die ersten Tage sehr gefallen. Überall sind Sommerfeste geplant oder bereits im Gange, Alstervergnügen, Hafennacht in blau und so weiter. Wir machen eine Hafenrundfahrt zu den Containerschiffen, fahren kreuz und quer mit U- und S-Bahnen, suchen schnelles W-Lan, geniessen gutes Essen im Portugiesen-Viertel, Bummeln an der Alster, machen Bummeltouren mit dem Doppeldecker-Bus…was man halt in Hamburg so macht. Es ist eine schöne Stadt. Aber nicht für zwei Wochen!
Es ist nun also definitiv, unsere Grande Francia wird frühestens am 13. September Hamburg verlassen. Ein Anruf zu Nicola in der Schweiz rettet uns für die nächsten 10 Tage. Er holt kurzum auf dem Strassenverkehrsamt unsere Kfz-Schilder bevor die Versicherung abgemeldet wird und nimmt sie mit zu sich. Somit sind wir versichert und können uns noch von Hamburg wegbewegen. An dieser Stelle vielen lieben Dank an dich, Nicola. Du bist unser Held!
Wir fahren immer der Elbe entlang und hoffen auf einen guten Platz um die ein- und ausfahrenden Schiffe zu beobachten. Dies erweist sich als schwieriger als gedacht, da der Deich überall sehr hoch ist. Hochwasserschutz. Aber dann, in Brunsbüttel ein toller Platz mit Aussicht, man glaubt es kaum. Direkt am Kreuz der Elbe und des Nord-Ostsee Kanals. Wir sehen als erstes ein paar riesige Frachter, dann die Silver Whisper, eine Aida und noch mehr Frachter. Alle paar Minuten kreuz einer direkt vor uns. Auf unserer App „Ship finder“ :-) sehen wir die Eckdaten der Schiffe. Viele der Frachter sind um 400 Meter lang. Der längste lädt 19’000 Container. Unglaublich, dass die schwimmen. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus!
Rüdesheim | Rüdesheim |
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Köln | Vollmond über Köln |
Maria & Theo | Böttcherstrasse Bremen |
Jeder kennt sie, jeder liebt sie... | Böttcherstrasse Bremen |
Bremen |
Hamburg Hafenkräne | Hamburg | Elbphilharmonie (immer noch im Bau) |
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Alsterarkaden | DSC00442.JPG | MSC Splendida |
Aida Diva | Hafenexpress | Beach Bar |
Beizli an der Alster |
Brunsbüttel - St.Peter Ording - Büsum
Wir sind ja nun an der Nordseeküste und schauen uns mal Schleswig-Holstein an. Bisher wusste ich so gut wie gar nichts über dieses Bundesland. Aber oha, das ist richtig schön hier. Die Dörfer sind herausgeputzt, riesige Weiden mit Schafen, Longhorns oder Pferden, grosse Deiche und Watt so weit das Auge reicht. Mega windig ist wohl hier an der Tagesordnung, daher mal Regen aber doch meistens Sonne. Uns gefällts.
St. Peter-Ording | St. Peter-Ording |
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Die Seemöve- "Gegen den Wind" | Wattlaufen - machen hier alle |
thumb_DSC00526_1024.jpg | thumb_DSC00534_1024.jpg |
Pflotschnass...aber würklich |
…und wieder Hamburg
Da wir für den Moment immer noch in Hamburg gestrandet sind, haben wir genügen Zeit die Stadt aus zu kundschaften. Am Freitag Abend waren wir im Schanzenviertel unterwegs. Erinnert uns an den Kreis 4 in Zürich. Viele Kneipen, Gourmettempel und In-Restaurants von Fernsehköchen, werden von einem kunterbunten Publikum bevölkert. Viele kleine Läden mit allerlei Krimskrams sind in den bunten Wohngebäuden wo offenbar auch viele Studis und Szenis hausen.
Bei tollem Wetter sind wir gestern ca. 10 Kilometer der Elbe entlang gegangen und da dieses Wochenende die bereits früher erwähnten Cruise Days stattfinden, gab es immer sehr viel zu sehen. Tolle Dreimaster, Riesenfrachter und Kreuzfahrtschiffe. Alles wahnsinnig beeindruckend!
Zusätzlich kommt man am Gelände der Airbuswerke vorbei und sieht die Riesenvögel. Man könnte sich an so eine Aussicht vom Balkon aus direkt gewöhnen.
Am Abend war dann die Parade, angeführt von der „AIDA Belle“ gefolgt vom „Mein Schiff“ und der „MS Europa“. Jedes Schiff wurde mit Feuerwerk aus dem Hafen verabschiedet und von vielen kleineren Schiffen begleitet. Eine riesige Fressmeile entlang des Hafens mit viel Livemusik wurde aufgebaut um die eine Million erwarteten Besucher zu unterhalten und verpflegen. Toll.
Am Sonntag morgen ist in Hamburg Fischmarkt. Der Markt ist nur bis 9.30 Uhr, man muss sich also schon früh auf die Socken machen, wenn man was davon sehen will. Es handelt sich dabei einerseits um einen sehr schönen Lebensmittelmarkt und andererseits um eine alte Markthalle wo bereits früh am Morgen Live Jazz zum gemütlichem Brunch gespielt wird. Kaffee oder ein Brötchen welches nicht mit Makrele oder Matjes kontaminiert ist, muss man allerdings zwischen den vielen Bierständen ziemlich lange suchen. Auf zehn Bierbars gibt es einen Kaffeestand.
Wir haben von der Reederei die Mitteilung bekommen, dass „unsere“ Grande Francia am Montag Abend auslaufen soll. Mittlerweile sind wir schon vier Fahrzeuge (allesamt ziemlich grosse Lastwagen, ausser unserem natürlich), Wir werden also am Morgen in einem ziemlich langsamen Konvoi zusammen zu Pier 48 tuckern. Wir werden sehen…Wenn dem so wäre wünschen wir allseits eine gute Zeit und wir melden uns wieder von irgendwo. Kurz News gibt es allenfalls auf Facebook bei Timbila.
Kürbissuppe - meegafein! | Frachter aus China |
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Queen Mary 2 | MSC Splendida |
Mein Schiff 4 | Hamburg by night |
Speicherstadt | Alte Fischmarkthalle |
Fischmarkt | Hafen City |