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Namibia

 

Die Republik Namibia ist ein Staat in Südwestafrika. Er ist fast

zweieinhalbmal so groß wie Deutschland, hat aber nur 2.5 Mio

Einwohner. Damit ist Namibia nach der Mongolei, das am dünnsten

besiedelte Land der Erde. Namibia grenzt im Norden an Angola und

im Nordosten an Sambia. Im Osten sind Botswana, im Südosten und

Süden die Republik Südafrika die Nachbarstaaten.

Der Westen des Landes wird vom Atlantik begrenzt und die Hauptstadt ist Windhoek. 

Die Wirtschaft ist weitgehend abhängig von der Republik Südafrika. Der Hauptwirtschaftszweig ist der Bergbau. Gefördert werden Diamanten, Gold, Kupfer, Uran, Blei und Silber.
Von der Landwirtschaft leben über 30 % der Erwerbstätigen. Die Industrie ist noch wenig entwickelt. Erzverhüttung, Fisch- und Fleischverarbeitung, Metall- und Textilindustrie sind wichtige Zweige.

Namibia war bis 1915 deutsche Kolonie, deshalb gibt es immer noch Menschen die Deutsch sprechen und Strassen und Plätze die deutsch ausgeschildert sind. Nach Ende des 1. Weltkrieges gelangte es unter Südafrikanische Herrschaft. Seit 1990 ist der Staat unabhängig. Namibia gehört somit zu den jüngsten unabhängigen Staaten Afrikas. Anders als in den anderen südafrikanischen Ländern kam es nach Erreichen der Unabhängigkeit zu keinen größeren Konflikten zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung. Mehr als 70% der Bevölkerung sind dunkelhäutig und sprechen Sprachen aus der Bantu-Familie wie die Ovambo und die Herero. Namibia ist eine weitgehend funktionierende Demokratie.

Namibia

17.10. Heute ist Grenztag!

Da wir noch viele Pulas haben, fahren wir zuerst zum Tanken und füllen auf. Unser Indy ist ziemlich eingesaut von den Pisten und in Kasane gibt es einige Waschmöglichkeiten. Wir müssen genau hinschauen, denn es gibt einige - in allen Ländern mit wenig Wasser - die nur ein paar Liter über das Auto einreiben, und dann mit Lappen polieren. Also das reinste Schmirgeln von bereits klebendem Sand. Wir finden einen sehr sympathischen jungen Typ, der sogar ein Hochdruckreiniger hat, und zu einem sehr guten Preis bereit ist sich unserem Auto anzunehmen. Super gründlich wäscht er bestimmt eine Stunde lang jede Fläche und Ritze, und bestimmt nicht SUVA konform sogar das Dach und die Solarpanelen. 

High Class Autowäsche! Danke_
Junior Chef

Die ungefähr 60 km entlang des National Parks sind rasch gefahren, leider ohne nochmal Giraffen oder Elefanten gesehen zu haben. Der Grenzübergang ist gut ausgeschildert, ganz schnell wären wir ausgecheckt, wäre nicht der junge Beamte so wissbegierig, alles über unsere Pläne und die Schweiz zu erfahren. Sehr nett. Wir loben sein Land und sagen ihm wie begeistert wir sind. Er freut sich und lässt uns mit den besten Wünschen ziehen.

Wir amüsieren uns. Eine Österreichische Bus-Reisegruppe muss sich etwas irritiert bei der Einreise nach Botswana dem leidigen Thema des Schuhe Desinfizierens hingeben. Also packen alle ihre Schuhe aus den, natürlich unten im Bus liegenden Gepäckstücken, und tunken die Sohlen in die braune Brühe in den Blechkisten. Tja, so läuft das hier🤪. 

Wir fahren bei Affenhitze die paar Kilometer zum Grenzposten von Namibia. Ein erstes kleines Häuschen mit einer netten Beamtin, die unsere Daten einmal mehr von Hand in eines der mystischen grossen Bücher einträgt, wo wir uns immer wieder fragen, was mit den Daten geschieht. Aber egal, sie schickt uns zum Gebäude der Immigration. Wir gehen rein, keine anderen Einreisewilligen, bekommen wie immer das Einreiseformular und füllen aus. Wir stocken bei der Frage, wie lange wir bleiben wollen. Eigentlich sind 90 Tage das Maximum. Wir möchten aber gerne 100, da wir bis Ende Januar in Namibia bleiben wollen. Haben uns nämlich schon überlegt, dass es vielleicht schwierig sein wird, über die Festtage in Windhoek ein offenes Immigration Office zu finden um das Visum verlängern zu lassen. Wir denken uns; den Frechen gehört die Welt und schreiben einfach mal vier Monate...Der Beamte, der sich unserer Pässe annimmt, murmelt etwas in seinen ausgefransten Bart. Wir verstehen nicht und fragen nach. Wie lange wir in Namibia bleiben wollen? Ähm, vier Monate wenns geht?!?! Er blättert durch die Pässe, hin und her, stellt seinen Stempel ein, und knallt ihn auf eine leere Seite. Wir bedanken uns und bummeln zum nächsten Schalter. Natürlich gucken wir sofort nach der Länge des Visums - zack, 4 Monate! Das gibts doch nicht. So ein Glück! Das Problem mit der Verlängerung über die Festtage hat sich somit erledigt. Wir drehen uns um und Danken ihm. Beim nächsten Schalter geht es um das Auto. Nachdem wir abermals ein Formular ausgefüllt haben, kommt die Beamtin und will mit Tinu das Fahrzeug inspizieren. Allerdings nur von Aussen und auch nur kurz - zack erledigt. Kein Covid-Pass, kein Test, kein Impfausweis...das alles wurde offenbar zwischenzeitlich abgeschafft. Nach einem kurzen Stündchen, heisst es für uns - NAMIBIA wir freuen uns auf dich! ...und zudem 4 Monate, wie geil ist das denn!?

 

Wir fahren nach Katima Mulilo, den nächsten grösseren Ort nach der Grenze, und füllen unsere Vorräte auf. Das gute namibische Supermarkt Angebot ist uns noch aus den 1990/2000er Jahren in Erinnerung, und tatsächlich ist fast alles zu haben wie bei uns. Nur viiiiiel besseres Fleisch. Wir kaufen 900 gr. Rindsfilet für etwa 14 Franken und sonst noch Allerlei was wir für etwa eine Woche brauchen. Denn unsere Reise führt uns in den Caprivi Streifen. Den äussersten und nördlichsten Zipfel Namibias, noch nicht lange mit einer Asphaltstrasse erschlossen. Früher nur befahrbar mit 4x4 und am besten mit mindestens zwei Fahrzeugen. Dies ist die "schwarze Ecke" Namibias. Hier ist der Deutsche Einfluss kaum spürbar, die Armut gross und das Land trocken und karg. Wir verlassen das Eldorado der leeren Kühlschränke und steuern den Platz des Hotels Protea an.

 

Hier sind wir mit den beiden Gritschs, Verena und Wolfi, die wir aus Vic Falls kennen, verabredet. Sie haben den grossen Platz direkt am Fluss fast für sich alleine, und sind bereits mit ihrem Abendessen zu Gange. Wir verbringen ein paar gemütliche Stunden, bevor sich am nächsten Tag unsere Wege trennen. Die beiden haben einiges im Ort zu tun und wollen nachher in den Mudumu Nationalpark ganz in der Nähe. Wir müssen langsam mal Land gewinnen, damit wir rechtzeitig beim Etosha eintreffen um Bea und Pit zu treffen. Bis dorthin sind es bestimmt noch über 1000 km und noch soo viele schöne Plätze warten auf uns. Verena und Wolfi geben uns noch einige Tipps mit auf den Weg, denn die beiden kennen Namibia wie ihre Westentasche. Sind sie doch beim  Covid-Lockdown während neun Monaten in Namibia gestrandet. 

 

Mit Verena & Wolfi

Den ersten Tipp von ihnen steuern wir etwa 120 km nach Katima Mulilo an. Ein kleiner Camping Platz, der von der Dorfbevölkerung betrieben wird, auf dem sie schon mehrmals gestanden sind. Und wirklich: der ist mega! Ich mach das nicht oft: Aber ihr Lieben, die ihr unseren Blog lest und hier in Namibia unterwegs seid. Übernachtet beim Kapako Waterfront Camp wenn ihr im Caprivi unterwegs seid. Mit dem wenigen was die Menschen hier zur Verfügung haben, ist der Platz sehr liebevoll gestaltet und gepflegt. Lucas, der Host gibt sich unglaublich Mühe und kann schöne Ausflüge ins Flussdelta organisieren. Ihr bekommt hier günstig Holz zu kaufen, es hat Feuerstellen und ihr steht direkt am Okawango. Wir sehen Hippos und ab und zu sollen sogar Krokodile vorbei schwimmen, und nur die Insekten sind hier laut. Einen vollen Wassertank und natürlich einen vollen Kühlschrank müsst ihr mitbringen. Folgt einfach den iOverlander Koordinaten und geniesst den schönen Ort. Und zudem ist hier euer Geld wirklich gut angelegt und geschätzt. @ Ernst: auch für deinen LKW hat es hier einen tollen Platz😊...wundervolle Sonnenuntergänge gibt es übrigens dazu!

20.10. Kapako River Camp- Divundu

Am Morgen kommt Lucas mit seinem Kassabuch, wo jeder Reisende seine Daten selber erfasst und den zu bezahlenden Betrag. Transparenz gegenüber der Dorfbevölkerung nehm ich an. Auf einmal stutzt er, sieht genauer in den Sand und meint: ihr hattet diese Nacht Besuch von einem Leoparden. WHAT?!? Er sagt, das sei das erste mal, dass er auf dem Camping Spuren gesehen habe. Aber der dichte Busch beginne direkt dahinter. Er wolle zur Sicherheit noch einen Freund holen. Gesagt getan, der Freund kommt, schaut sich die Spuren an, und kann den Weg des Leoparden ganz genau rekonstruieren. Beide freuen sich, die Spur gesehen zu haben, und das ein Leopard in dem Gebiet ist. Ich frag ihn, ob er ab sofort, Hühner und Ziegen am Abend einsperrt. Aber er lacht und meint, nein, es gäbe genug wilde Beute für einen Leo und zudem seien sie sehr scheu gegenüber Menschen. Na denn...

 

Und übrigens hat Lucas gelacht beim Namen unserer Webseite. Er hat uns gefragt, ob wir wissen, was "timbila" in seiner Sprache bedeute? Es sei "Dungbeetle". Die von allen geliebten Mistkäfer, die sogar auf den Strassen ein Schild haben mit "Dungbeetle haben Vortritt". Witzig!

Dungbeetle at work
Dungbeetle at work

Für uns geht es heute 200 km geradeaus auf guter Teerstrasse nach Divundu. Wobei, zwei kleine fast nicht auszumachende Kurven waren denn doch eingebaut, aber immerhin mit Warnschildern angekündigt. Trockenes Buschland mit langsam grüner werdenden grossen Bäumen und einige Kraals beidseits der Strasse. Das war alles. Nachdem es gestern ungewohnterweise bewölkt war, und sogar ein paar Tropfen vom Himmel gefallen sind, ist es heute wieder heiss und die Sonne knallt. In diesen Momenten ist die Klimaanlage schon eine feine Sache. Wir erreichen die Nunda Lodge kurz nach dem Mittag. Eine wundervolle Gartenanlage direkt am Okavango mit Pool und tollem Deck über dem Fluss. Der Camping ist fast leer, und wir dürfen wählen. Nummer 2 direkt am Fluss, mit Feuerstelle und grossem Baum als Schattenspender ist genau richtig. Und dank den vielen Südafrikanern die immer Kühlboxen in den Autos mitfahren, gibt es auch hier Stromanschluss. Perfekt. Während ich also hier schreibe, grunzen die Hippos, Fischer kommen mit den schmalen Mokoros vorbei und grosse Ameisen beissen mich immer wieder in die Zehen.

 

Es ist ein toller Platz. Wunderbar sich bei fast 40 Grad im Pool abzukühlen, ab und zu machen wir einen Versuch mal über Internet eine Rechnung zu bezahlen, eine Buchung zu tätigen oder einen neuen Bericht auf unsere Webseite zu stellen. Vergebens. Nirgends war das Internet bisher so schlecht wie in dieser Region. Ätzend. Dafür ist die Aussicht umso besser. Am Abend als Tinu auf dem Feuer kocht, hören und sehen wir immer wieder Hippos in der Nähe, manchmal auch ein Krokodil. Als es nach und nach finster wird, merken wir, dass eines der Hippos immer näher zum Ufer kommt. Bei unserem Platz hat es nämlich richtig schönes Gras, was ja die Lieblingsspeise der   grossen Dicken ist. Wir spitzen also die ganze Zeit die Ohren, damit wir das Platschen nicht verpassen, sollte es aus dem Wasser steigen. Von blossem Auge ist es schwierig noch etwas zu erkennen. Auf einmal meint Tinu, was ist denn das Grosse da am Ufer, war da immer schon ein Busch. Hiiiilfe, das Hippo ist schon ganz aus dem Wasser, wohl geschmeidig wie eine Nixe, denn wir haben nichts gehört, nur ungefähr 30 Meter von uns entfernt. Meine Fluchtreflexe funktionieren noch, ich mache einen Hupf ins Auto und bleibe im Türrahmen stehen. Irgendwo zwischen Faszination und Bammel. Tinu bleibt sitzen und verhält sich ruhig, und das Hippo beginnt einfach zu grasen. Cool. Mein Puls ist mittlerweile auch wieder in vertretbarer Frequenz und wir können das grosse Tier noch lange beobachten. Irgendwann erschreckt es, wovon auch immer, und nimmt einen Flug in die Fluten - und weg wars. Toll!

23.10. Divundu - River Dance Lodge

Nach drei Tagen verlassen wir die tolle Nandu Lodge, fahren zum Einkaufen und Tanken, und rollen gemütlich die nur 40 km zur River Dance Lodge. Eine von Schweizern geführte Lodge, die wir schon vor langer Zeit auf anderen Blogs gesehen haben, und immer schon gesagt haben: Sollten wir mal in dieser Region sein, wollen wir dahin. Und wirklich! Bereits nach dem grossen Schild an der Schotterstrasse führt ein sehr gepflegter Sandpfad durch gestutztes Buschland, das Tor ist wunderschön und gleich dahinter beginnt ein saftig grüner Rasen - mitten im Trockengebiet! Alles irrsinnig schön gemacht, die Reception im offenen Restaurant integriert, eine wahnsinns Aussicht von der tollen Terrasse mit riesiger Feuerschale - einfach mega. Eine junge Schweizerin (vermutlich die Tochter der Besitzer die für ein paar Tage unterwegs sind), begrüsst uns mit einem Willkommens Drink. Clementine, eine Angestellte erklärt uns was es alles zu tun und zu erleben gibt und wo sich was befindet. Sie bringt uns zu unserer Camp Site, einer von nur vier Plätzen. Zudem hat die Lodge auch nur sieben Bungalows. Also alles in allem sehr übersichtlich. 

 

Auf dem Platz müssen wir uns zu allererst um Unangenehmes kümmern. Wir haben gerade vorhin bemerkt, dass in den Türdichtungen, welche ja ziemlich dick und wie Schläuche zusammengerollt sind, rege Ameisenstrassen entstanden sind. BÄÄÄÄHH! Das hatten wir doch schon mal in Mexiko....und auf unserer Terrasse in Niederglatt! Die Mistviecher sind fast nicht loszukriegen. Im Landy waren sie erst weg, nachdem er fast einen Monat bei eisiger Kälte im Hafen von Bremerhaven gestanden hat. Aber so weit wollen wir jetzt nicht gehen, wir fragen Clementine, ob sie eventuell eine Wunderwaffe hat und sie fragt die Männer vom Unterhalt. Zurück kommt sie mit Puder und Spray - wir verteilen beides und hoffen, dass die Arbeiterinnen das Zeug ihrer Königin als Geschenk mitbringen. 

 

Auch auf dem ganzen Lodge Gelände hat es unzählige verschiedenen Ameisenkolonien. Sie sind ganz wild und in allen Grössen und Farben. Irgendwann hätten wir sie also sowieso eingefangen...am späteren Nachmittag, verdunkelt sich seit langem wieder mal der Himmel, der Wind beginnt zu blasen und Regen setzt ein. Bei uns ist der Regen bald vorbei, und es ist merklich angenehmer. Kurz bevor der Regen fällt ist es nämlich unglaublich schwül, obwohl wir ja immer noch auf 1000 M.ü.M. sind. Blitze zucken im Sekundentakt auf der gegenüberliegenden Seite des Okavango, in Angola. Bestimmt bekommen die einiges an Wasser, worauf hier ebenfalls alle sehnlichst warten.

24.10.River Dance Lodge - Ndurukoro Lodge

Am Abend essen wir auf dem wunderbaren Deck von River Dance mit der grandiosen Sicht auf den Okavango und das Ufer von Angola. Das Essen wurde von Reisenden schon oft gelobt und schmeckt wirklich ausgezeichnet. Die Lodge ist toll, das Essen auch, der Pool sauber und trotzdem mögen wir nicht mehr bleiben. Irgendwie ist alles ein bisschen zu schweizerisch, genau und gepützelt, man sieht keine Tiere im River, und vom Stellplatz sehen wir sowieso nicht gut genug zum Fluss. Zudem machen uns die unglaublich vielen Ameisen auf dem ganzen Grundstück ganz kirre. Die müssten dringend mal was dagegen unternehmen. Zumindest uns, ist so ein Ameisenüberschuss noch nirgends untergekommen.

 

So fahren wir los, zum nächsten Tipp von Gritsch's. Nur knappe 40 km später sind wir an einem grossartigen Platz, dem von Eddy. Die Ndurukoro Lodge ist wie auch unser Platz direkt am Wasser, Rasen, Grillstelle, überall viel Holz vorbereitet für die Lagerfeuer der Gäste, superschöne Duschen und wir hören schon die Hippos. Bei unserem Platz gibt es sogar ein kleines überdachtes Deck, um bei Regen oder Sonne geschützt über dem River Tiere beobachten zu können. Überall flattern Perlhühner, Pfaue und anderes Getier und sogar Bushbabys sollen hier in den Bäumen leben. Toll. Gut, dass wir ein Haus weiter sind. Wir sind überrascht und begeistert wie viele, wirklich irrsinnig schöne Campingplätze/ Lodges es hier so abgelegen im Caprivi Streifen gibt. Man könnte offenbar jeden Tag ein bisschen weiterziehen und würde wieder an einem tollen Ort landen. Und natürlich ist es toll, dass viele direkt am Okavango liegen. So viele Tiere und die wirklich grossartige Landschaft, ich möchte gar nicht mehr weg aus diesem Teil Namibias - wobei ich ja weiss, dass mir vor allem die Wüste gefällt. Also ist es ein Tausch von grossartig zu grossartig😉.

26.10. Ndurukoro - Kaisosi River Lodge in Rundu

Wow, heute morgen regnet es wie aus Kübeln - eine fast vergessene Erfahrung. Es ist etwa 16 Grad und ich muss nach vielen Wochen erst mal meine wärmeren Hosen suchen - in der ersten Hektik der Gänsehaut, grüble ich sogar über Socken nach. Die Regenzeit setzt offenbar ziemlich pünktlich ein. Denn November bis Januar ist es in Namibia soweit und von den Einwohnern und im Speziellen von den Farmern wird Regen herbeigesehnt. Auf jeden Fall fällt uns so der Abschied leichter (wir haben nämlich schon überlegt noch eine Nacht zu bleiben). Wir fahren also in strömendem Regen los in Richtung Süden. Heute wollen wir 150 km bis zur Kaisosi River Lodge. Die wurde uns empfohlen, gefällt uns aber nach der Ankunft nicht ganz so gut. Man sieht nicht auf den Fluss, die Bungalows scheinen sehr gut gebucht zu sein, entsprechend viele Menschen sind auf dem Gelände unterwegs. Aber es hat gutes W-Lan und wir können ein paar Rechnungen bezahlen, Buchungen machen und uns mit anderen Reisenden kurzschliessen. Zudem ist die Waschmaschine auch wieder mal ganz willkommen, somit alles in allem doch ganz gut. 

Aber am Morgen rollen wir bereits wieder los, für die 215 km zum nächsten Platz, dem Roy's Rest Camp. Überraschend wie gross das Geschäftsangebot in Rundu ist. Sogar erste Weihnachtsdeko ist in den Schaufenstern zu bestaunen🙈...Somit stocken wir noch etwas die Vorräte auf und düsen los. Die Strasse ist super, keine Schlaglöcher, keine Polizeikontrollen, nur guter Asphalt und ab und zu Ziegen, die über die Strasse stöckeln, als hätten sie viele Schutzengel, und Tinu muss seine Wohlfühlzone bei 100 kmh mit Tempomat verlassen und auf 0 kmh abbremsen. Wir sind auf 1400 M.ü.M. und trotzdem ist es bereits am späteren Vormittag 37 Grad. Eine Veterinärkontrolle ist verdankenderweise bereits auf unserem Navi eingetragen, somit halten wir zwei Kilometer vorher, verstecken alles tierische aus dem Kühl- in den Kleiderschrank und lassen den netten Beamten seine Arbeit machen. Er guckt kurz in den Kühlschrank und ist zufrieden. Ein paar Kilometer später geht alles aus dem Kleiderschrank wieder zurück in den Kühlschrank. Geht doch. 

Unterwegs begegnen uns immer wieder Mietwohnmobile der Marke Maui mit Schweizer oder deutschen Flaggen. Als uns jemand bei einem Picknick Platz anspricht stellt sich heraus, dass Seabridge wieder mit Gruppen unterwegs ist, die Namibia, Botswana und Südafrika während zwei Monaten bereisen. Auf unsere Frage wo sie denn heute übernachten werden, meinen sie bei Roy's Rest Camp. Uiuiui, ob das für uns auch noch Platz hat. 15 dieser Riesenmobile brauchen schon ganz schön Platz auf so einem normalen Camping. Als wir dort einrollen, ist die erste Frage ob wir denn reserviert hätten; natürlich nicht. Oje, sie seien total ausgebucht. Alles klar. Es ist sowieso an der Reception, im Resti und am Pool ein Riesentohuwabohu also eher nichts für uns. Wir checken kurz iOverlander und fahren weiter zur nächsten Lodge. Die Kalkfontein Lodge, ganz leer, mit Blick auf eine Wasserstelle wo wir im Laufe des Abends viele Antilopen und sogar Giraffen sehen. Nichts grossartiges, im Vergleich zu den letzten Plätzen im Caprivi, aber ok für eine Nacht, und Morgen gehts für uns aufs Otavi Weingut. Eines der Fünf Weingüter Namibias. Wir sind gespannt.

29.10. Otavi - Boshoff Wineyard und Camping

Das Weingut Otavi der Familie Boshoff liegt auf fast 1600 Metern eingebettet in Hügeln und grüner Landschaft. Man sieht, dass sie hier bereits ein paar Tage Regen gehabt haben, die Bäume spriessen und die Hänge der umliegenden Hügel werden grün. Wir treffen die Besitzerin, Tamara aus dem Aargau. Sie ist der Liebe wegen seit 18 Jahren in Namibia, hat mit ihrem Mann dem Oenologen drei Kinder, viele Hunde, Schafe und seit einen Monat vor Ausbruch von Corona auch vier Stellplätze für Camper.

 

Wir stehen hier mit Blick in die Reben unter einer grossen Akazie. Sie ist super nett, erzählt uns viel über die Farm, die Arbeit, die Pläne, aber auch die Risiken und die Ängste die man als selbständiges Unternehmen hat. Sie bieten ein schönes Winetasting an, aber das wollen wir überspringen und dann mit Bea und Pit nach dem Etosha nochmal hier vorbeikommen. Wir bleiben aber mal für zwei drei Nächte hier, es gefällt uns, hat eine tolle Feuerstelle, eine gute Lapa (Unterstand wie überdeckter Aufenthaltsraum mit Tisch und Koch-, Waschgelegenheit) - nicht zu verachten bei den abendlichen Gewittern die jetzt ab und zu niedergehen und die allerallerschönsten Duschen südlich vom Äquator. zudem kann man durch die Weinberge wandern und am Abend das Erzeugnis direkt vom Hof geniessen. Besser geht nicht!

Vineyard Otavi Boshoff

Ein wirklich schöner Ort - Boshoff Vineyard Otavi, bei Tamara und Gillmar

1.11. Otavi - Gerus Camp - Otjiwarongo - Sophienhof Lodge

 

Es fällt uns ein bisschen schwer vom Weingut wegzugehen. Aber nach drei Tagen muss es sein, aber wir kommen ja wieder - freuen uns schon drauf. Nachdem wir eine Nacht bei Gerus Camp waren (und fast deren Hund geklaut hätten weil er soooo süss war), fahren wir in die Stadt Otjiwarongo, die für namibische Verhältnisse mit 30'000 Einwohnern schon richtig gross ist, zum Einkaufen. Viel Verkehr, Menschen auf den Strassen, volle Parkplätze und zum ersten mal Himbas. Die Ethnische Gruppe der Himbas, ist in der Akzeptanz der Weissen etwa gleichzusetzen mit den San, den Inuit und den Aborigines - also ziemlich weit unten. Sie laufen in ihrer traditionellen Bekleidung in den Supermärkten und auf der Strasse. Neugierige Blicke der Touristen, verachtende Blicke der Einheimischen Schwarzen und Ignoranz der Einheimischen Weissen, begleiten sie. 

Himba Frauen - Bild aus Wikipedia

Himbafrauen - Bild aus dem Internet

Otjiwarongo ist ein guter Ort um Vorräte aufzustocken und es ist alles zu bekommen. Zum ersten mal werden wir, eigentlich auf etwas unsympathische Weise, angemacht. Der Parkwächter will Geld für ein Fussballprojekt, alle möglichen Leute wollen uns etwas verkaufen von überall wird etwas gerufen. Diese Stadt ist Ausgangspunkt für alle Etosha Reisenden, entsprechend viele Touristen und Reichtum ist sichtbar. Natürlich haben die Einheimischen auch unter den Covid Jahren gelitten, entsprechend hat die Not zugenommen. 

Wir kaufen also ein und verschwinden. Nur knappe 40 km zur Sophienhof Lodge, wo wir am Freitag mit Bea und Pit verabredet sind. Es ist eine richtig grüne gepflegte Oase, mit einem kalten sauberen Pool und einem Wasserloch. Wir sind mutterseelenallein auf dem riesigen Gelände und richten uns häuslich ein. Wir werden ja vier Tage hier sein, bevors für eine Woche in den Etosha National Park geht. 

4.11. Sophienhof Lodge

Wir machen im Auto ein bisschen Ordnung, kleben alle Lüftungsöffnungen von Heizung etc. ab (weil auf den Gravelroads, den fiesen Schotterstrassen sonst alles zustaubt), Schlösser müssen ebenfalls neu abgeklebt werden, wir planen die Route, erkundigen uns über Übernachtungspunkte und verbringen ein paar nette Stunden mit Uli und Max und ihren beiden Kindern Emil und Leo, einer österreichischen Familie, die mit Mietauto unterwegs ist. Sie sind schwer begeistert von unserer Tour und von Indy und haben Namibia ebenfalls schon mehrfach bereist. Somit gibt es viel zu erzählen.

 

Am späteren Nachmittag treffen Bea und Pit mit ihrem Mietauto mit Dachzelt ein. Ein schönes Wiedersehen, nachdem sich unsere Wege nach Mauritius getrennt hatten. Sie waren in der Zwischenzeit zwei Monate auf Madagaskar und sechs Wochen in Südafrika, und nun werden wir eine zeitlang gemeinsam Namibia bereisen. Es gibt viel zu erzählen, besprechen und lachen und wir kochen ein feines Abendessen. Die zwei müssen sich erstmal an ihren neuen fahrbaren Untersatz gewöhnen, denn sie sind noch nie mit Dachzelt gereist. Man muss erst mal ein Gefühl für die praktischste Ordnung finden und Vorräte aufstocken etc. Die zwei sind ja sonst seit fast zehn Jahren mit dem Fahrrad auf der ganzen Welt unterwegs und haben über 100 000 km in über 60 Ländern gemacht. Crazy! 

5.11. Outjo - Etosha

Nach einer ruhigen Nacht bezahlen wir die Zeche und machen uns auf den Weg nach Outjo um einzukaufen und zu tanken. Der Dieselpreis hat vor ein paar Tagen einen Sprung von 12 Rappen auf 1.50 gemacht, ganz schöne viel, vor allem für die Einheimischen. Wir fahren die 110 km durch flache Steppe über eine super Teerstrasse und erreichen das Anderson Gate vom Park Mitte Nachmittag. Wir tragen uns einmal mehr in ein riesiges Buch ein und bekommen einen Permit um den Etosha National Park zu befahren. Nach 16 km erreichen wir das Camp Okaukuejo. Es ist das grösste Camp im Etosha und bietet eine gute Infrastruktur. Vor allem aber hat es das beste Wasserloch im ganzen Park. Schon beim letzten mal haben wir am nachts beleuchteten Wasserloch viele Tiere gesehen. 

Eigentlich war der Plan draussen zu kochen und zu essen, aber der Wind bläst so stark aus allen Richtungen, dass ein Feuer oder kochen auf dem Gas schlicht unmöglich ist. Es weht Stühle um wenn keiner drauf sitzt, und es weht Gläser und Getränke weg, wenn sie nicht voll sind. Also alles in Allem ein Reinfall und uns bleibt nur das Essen im Restaurant. He nu. Aber das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss. Natürlich bummeln wir nach dem Essen zur Wasserstelle. Eine Elefantenherde ist bereits genüsslich am Trinken, ein paar Mamis mit ihren Jungtieren.

 

Nach und nach machen sie sich wieder auf den Weg, wohin auch immer und verlassen das Wasser. Kurz darauf kommt ein einzelnes Nashorn und checkt die Lage. Es trinkt und bald darauf folgen das Weibchen mit dem Jungen, welches wahrscheinlich vom letzten Jahr ist. Sechs Giraffen, zwei sehr grosse Bullen und zwei Weibchen je mit ihren Jungen haben auch Durst und ein Schakal mogelt sich auch noch ins Bild - es ist richtig was los. Am liebsten möchten wir die ganze Nacht sitzen bleiben, allerdings fallen Tinu die Augen zu und mich schmerzt das Füdli vom Sitzen... und schliesslich ist morgen auch noch ein Tag. 

6.11. Etosha NP

Am Morgen ist es immer noch stark bewölkt, nachdem es in der Nacht sogar ein paar Tropfen geregnet hat. Es ist angenehm warm, aber nicht so glühend heiss wie in den letzten Tagen. Wir fahren eine erste Runde durch den Park entlang der Salzpfanne. Das Land ist komplett flach, nur ganz kleine Büsche bedecken hier den weissen, kalkigen Boden. Wir sehen viele Oryxe, Springböcke, Strausse und Zebras, aber sonst nichts Grosses. Dies ist weder Elefanten noch Giraffenland - zu wenig Bäume - zu wenig Futter. Als wir am späteren Nachmittag wieder zum Camp zurückfahren kommen kurz darauf Bea und Pit ebenfalls wieder an. Sie haben ganz viele Löwen gesehen. Sind irgendwo am Flussbett rumgelümmelt und seien faul rumgelegen. 

 

In den folgenden Tagen machen wir viele Pirschfahrten in alle Richtungen. Wir sehen wahnsinnig viele Tiere. Grosse Herden Elefanten, unglaublich viele Gnus, Zebras, Oryxe und Springböcke und immer wieder Nashörner. Wir entdecken sogar ein Löwenmännchen mit seinem Harem - alle faulenzen in der Mittagshitze unter einem schattenspendenden Busch. Im Kuddelmuddel des Löwenhaufens sehen wir gar nicht wo ein Löwe aufhört und der nächste beginnt. Es sind ungefähr fünf Weibchen mit ihrem Macho. 

Aber die Strassen im Etosha sind ein Witz. Natürlich ist Namibia berühmt berüchtigt für seine Wellblechpisten. Aber vor 20 Jahren waren viele dieser Grader unterwegs, die monströsen Maschinen, die die Oberfläche der Wellen abfräsen und die Fahrbahn wieder für eine gewisse Zeit befahrbar machen. Jetzt sieht man überhaupt keine Grader mehr. Sogar die Hauptpisten sind in einem desolaten Zustand. Und dies im Stolz Namibias und dem meistbesuchte Teil des Landes, wo viele tausend Besucher jedes Jahr hinpilgern und Eintritt bezahlen. Irgendjemand muss es eine grosse Tasche haben, worin all diese Gelder versichern. Jetzt verstehen wir auch, was uns Guide Ricky erzählt hat, den wir im Caprivi Streifen kennen gelernt haben. Er meinte, seine und andere Reiseagenturen hätten in vergangenen Jahren schon selber Geld zusammengelegt, damit die schlimmsten Strassenabschnitte im Etosha ausgebessert werden können. Denn natürlich leiden auch die Mietfahrzeuge unter den schlechten Bedingungen. Verrückt!

Wir brauchen also für lausige 73 km satte 4 Stunden 15 Minuten reine Fahrzeit. Bei der Ankunft im Halali Camp, denk ich, dass mir bestimmt ein paar Knochen unterwegs abhanden gekommen sind. Der Indy und ich ächzen. Mensch und Maschine haben die Schnauze voll für heute. Auch Bea und Pit stöhnen ob der üblen Pisten. Aber egal, wir hatten noch das Glück einen Leoparden am Rietfontein Wasserloch zu sehen. Das macht alles wett. Obwohl; er war natürlich im Baum, unter schattigem Laub, zusammengerollt und schlafend - also alles in allem ein Suchbild. Aber die Krähen haben ihn verraten. Als ein paar Impalas beim Wasserloch vorbeigehen wollen, machen sie ein Riesengezeter und setzen sich auf "seinen" Baum um die anderen Tiere vor der Gefahr zu warnen. Aber ihn interessiert das sowieso nicht - er will nur pennen bis es endlich kühler wird.

Auch in den folgenden Tagen machen wir viele Game Drives. wir sehen so viele Tiere, es ist toll. Am Abend kommt immer was Feines aufs Feuer, die Abende sind lau und sogar in der Nacht bleibt es jetzt teilweise heiss. In der Ferne sehen ziehen Gewitter auf, die betreffen uns aber nicht. Etosha ist toll. Wir freuen uns, dass wir eine ganze Woche hier sind. Tinu macht ich schätze mal ein paar Pausen Bilder. Eine erste kleine Auswahl hier:

...und noch mehr Fotos...

12.11. Tamboti - Kupferquelle - Boshoff Vineyards

Mit vielen schönen Eindrücken verlassen wir ein bisschen wehmütig den Etosha. Bis auf die Strassen hat es uns hier sehr gut gefallen. Wir übernachten einmal direkt ausserhalb im Tamboti Camp, essen dort mit Blick auf das eigene Wasserloch wunderbare Oryx Steaks🙈 und fahren bereits am nächsten Tag in die Kupferquelle. Auch ein toller Camping mitten in Tsumeb mit dem größten Pool ever. Ein 50 Meter Becken mit glasklarem Wasser. Tinu hat das Becken für sich alleine - also das heisst, er muss es nur mit sechs weissen Enten teilen. Auch der Laden und das Restaurant sind toll und wir haben die Möglichkeit wieder mal Klamotten zu waschen. Also ein richtig guter Platz. 

Heute werden wir im Weingut Otavi erwartet. Wir hatten ja schon vorrangig bei Tamara reserviert und haben für Morgen ein Weintasting gebucht. Darauf freuen wir uns schon, denn die Flaschen die wir beim letzten Besuch gekauft hatten, sind alle schon verkostet und für gut befunden worden.

Tamara und ihre Volontäre legen sich richtig ins Zeug, das Winetasting und das neu dafür geschaffene Gebäude zu dekorieren und feine Häppchen zu machen, damit man die Weine besser verträgt. Es sind ja immer noch 35 Grad am Nachmittag, da steigt der Alkohol auf leeren Magen schon ziemlich rasch in den Kopf...Es gibt hausgemachtes Brot, feinen Käse und Wurst von einer befreundeten Bäuerin, Guacamole, Erbsenpürree und so weiter und natürlich Weintrauben direkt vom Feld. Ein Deutsches Paar schliesst sich unserer Degustation an, und Diane die Deutsch-Namibierin startet mit der Erzählung über die Entstehung des Weinguts. Später kommt Tamara dazu, und wir verbringen einen genüsslich-geselligen Vorabend. 

14.11. Otavi - Etotongwe - UgabTerrace

Wir verabschieden uns nun endgültig von Tamara und ihren Mitarbeitern und machen uns auf den Weg Richtung Westen. Unser nächstes Ziel sind die roten Tafelberge im breiten Tal des Ugab, ähnlich dem Monument Valley in den USA - nur einsamer. Um die mehr als 300 km zu unterbrechen, halten wir in der Etotongwe Lodge um zu übernachten. Den ersten Gast den wir sehen ist Werner. Ihn und seine Frau Christine haben wir schon einige Male getroffen und somit ist der Fall klar - wir bleiben. Kühlen uns im schönen Pool, quatschen zu einem Glas Wein und Tinu kocht zum ersten Mal das Südafrikanische Nationalgericht "Bobotje" im Dutch Oven. 

Heisst eigentlich übersetzt "Töpfchen" und will meinen, alles was die Küche hergibt kann in den Topf. Es gibt wohl ein paar tausend Variationen, wie bei Currys oder Tajines. In Tinus kommt Hackfleisch, viele Gewürze wie Curry und Tumaric, Salz und Pfeffer dann Pfirsich Chutney oder was ähnlich süsses, Rosinen und in Milch eingelegtes Brot. Zuoberst legt man eine Schicht Bananenscheiben, welche mit Eierguss zugedeckt wird. Dann bleibt alles im Dutch Oben auf dem Feuer und muss garen. Das Rezept ist aus dem Buch von Dave, dem Koch aus der Westlodge in Graaskope, welches er während Covid geschrieben hat und uns auf den Weg mitgegeben hat. Dazu gibt es Reis und schmeckt - obwohl all der teils abenteuerlichen Zutaten Kombi - richtig lecker! 

Es geht für uns vier weiter in Richtung Ugab. Die Landschaft ist grossartig - namibisch. Es ist total entspannt zu fahren, hat keine Polizeikontrollen, die Gravel Roads sind meist ziemlich gut, nicht immer wieder Dörfchen mit Menschen, Ziegen oder Hunden - einfach nichts. Grossartig! Wir biegen ein in den Weg der zur Vingerklipp Lodge führt. Dort waren wir bei unserem letzten Besuch auch, und die Lodge liegt auf einem Hügel mit absolut grossartiger Aussicht. Wir wollen hier nicht übernachten, aber auf ein Glas mit was Kühlem die Aussicht geniessen. Bea und Pit sind ebenfalls begeistert von dieser Gegend und gewöhnen sich langsam daran, mit dem Auto unterwegs zu sein. 

Aber im Gegensatz zu damals, ist die Vingerklipp Lodge jetzt eine Enttäuschung. Damals gab es nur ein Gebäude mit Restaurant und Bar, und zudem einige Bungalows. Jetzt steht auf dem Parkplatz bereits ein grosser Bus, die Gäste haben die Wahl von diversen Restaurants, Bars und Aussichtsterrassen, es gibt zwei Pools und sogar einen Souvenir Shop, und und und. Viel zu viel Basar für unseren Geschmack. Wir geniessen also die Aussicht und unsere Eiswürfel und machen uns vom Acker. Wir wollen zur Ugab Terrace Lodge, die hat es damals noch nicht gegeben, und gemäss Karte ist die nur wenige Kilometer entfernt.

Ja, ich kann wirklich sagen, dass ich noch nie eine sooo steile Strasse raufgefahren bin. Weder mit einem PKW und schon gar nicht mit unserem Indy. Zur Lodge führt ein Weg in der Breite von einer Fahrspur, links und rechts ist Abhang und es ist wirklich megasteil. Tinu meint, das sei gar kein Problem, aber ich denke mir schon, dass sich bestimmt unsere Hecktüren öffnen werden :-).

 

Aber alles gut, mit 4x4 ist die Steigung zu schaffen, und auf dem Gipfel erwartet uns eine wirklich grossartige Lodge. Die Aussicht ist natürlich absolut überwältigend. Aber auch sonst, sind die kleinen Bungalows mit viel Liebe gemacht, alle Wege und Gärten sind herausgeputzt und der Pool ist der Beste auf dieser Reise so far! Aber am allerbesten ist hier der Sonnenuntergang über der Ebene mit all den Tafelbergen. Wir sind alle restlos begeistert, und ich glaube es ist dieser Moment, der unsere Reisepläne wieder über den Haufen wirft. Wir beschliessen Südafrika nicht  durch den Krüger National Park nach Zimbabwe zu verlassen, sonder wieder durch Namibia nordwärts zu fahren. MEGA!

18.11. Ugab Terrace - Bush Camp

Die Gegend, hier im Nordwesten Namibias ist sehr einsam. Wir begegnen kaum anderen Fahrzeugen, ab und zu fahren wir an Farmland vorbei, wobei wir uns immer wieder fragen, wovon die Rinder überhaupt leben. Es gibt kein Gras, nur ganz wenige Mopane Büsche mit ein paar Blättern, goldenes dürres Steppengras, sonst - Nichts. Hin und wieder eine Person oder einige Ziegen, nur tolle Gegend, Ruhe und Einsamkeit. Wir suchen uns einen Platz irgendwo in der Einöde, sammeln viel Holz, und kochen am Abend alle gemeinsam ein tolles Diner. Gemütlich, ohne Internet dafür mit grandioser Aussicht. Am Abend, am Feuer (als ob es nicht schon so heiss genug wäre🙈), ist es Zeit die nackten Füsse zu überdenken und zumindest schon mal in die Höhe zu nehmen. Skorpione und Spinnen machen die Runde und kriechen aus unserem gesammelten Holz. Grrrr.

Auch in den nächsten Tagen übernachten wir immer wieder an einsamen Plätzen irgendwo in der grossartigen Landschaft. Tinu macht unzählige Fotos, die Sujets sind grenzenlos, ebenso die Begeisterung. 

Wir fahren nach Uis, ein kleiner Ort im Nirgendwo, einzig bekannt durch 5000 Jahre alte Felsmalereien am Brandberg und durch seine Mine in der Wolfram abgebaut wird. Nach dem Erongo Gebiet haben wir mittlerweile die Provinzgrenze ins Damaraland passiert. Wir kommen an kleinen Himba Siedlungen vorbei und ab und zu bieten Herero Frauen ihre genähten Waren an kleinen Verkaufsständen an. Sie sind sehr sympathisch, wollen einem nichts aufschwatzen sind aber jederzeit zu einem Schwatz aufgelegt. Wir haben noch ein Röhrchen Tiki-Täfelis dabei, welche wir ihr für ihre kleinen Kinder geben. Sie gibt es ihrem Grössten, der etwa vier jährig ist, und der verteilt sie an alle Kinder und deren Eltern an den Verkaufsständen. So süss! Nichts zu haben und dennoch Geschenktes zu teilen - gross! Wir kaufen ihnen Einiges ab, nicht weil wir es wollen oder brauchen, aber wir denken uns, dass es hier direkt ankommt wo es hin soll. 

Tinu und ich sind total hin und weg von der Landschaft. Es macht mich richtig glücklich, wenn ich am Morgen aufstehe und mitten in einer dieser wahnsinns Gegenden Namibias den Tag beginnen kann. Bea und Pit sind mittlerweile ebenfalls Namibia Angefressene, reisen inzwischen seit mehr als drei Wochen mit uns. Sie haben sich mit ihrem Dachzelt-Fahrzeug angefreundet und wollen es sogar nochmal um zwei Monate verlängern (obwohl sie es ja bereits für drei Monate gemietet haben🤣). Aber sowas passiert in Namibia...

20.11. Daureb Isib Uis

Wenn man glaubt in Uis sei nichts los, dann liegt man genau richtig. Es ist ein staubiges, heisses Nest mit einer übergrossen Mine, die man schon von Weitem sieht, in der Wolfram abgebaut wird. Gemäss Internet wird Wolfram in der Stahlherstellung verwendet 🤷🏻‍♀️. ABER nichts desto trotz, gibt es dort einen richtig tollen Campingplatz mit nur drei Plätzen, einem schön angelegten Kaktusgarten, einem sehr guten Restaurant und einem sauberen kühlen Pool. Also alles in Allem doch unerwartet gut. Touristen gibt es hier nur wegen besagten uralten Wandmalereien.

Wir fahren die 40 km richtig üble Mistpiste zum Brandberg. Ich glaube mittlerweile, dass Strassen die nur von Touristen befahren werden, überhaupt nicht mehr gepflegt werden. Die Touris kommen ja sowieso, sind ja alle angefixt von Namibia. Danach führt uns unser Guide Stella, eine Einheimische vom Volk der Damara, durch die wunderschönen Berge zu den Malereien. Sie ist witzig, erzählt uns viel zu den hiesigen Pflanzen, der Geschichte der Region und versucht uns ein paar Worte in ihrer Klicksprache beizubringen. In diesen Bergen sollen bereits über 50 000 solcher Malereien entdeckt worden sein. Die Wanderung ist schön, und es tut uns allen gut, wieder einmal ein bisschen unsere Knochen zu bewegen. Zum Glück ist nicht strahlender Sonnenschein, ansonsten würde man es hier kaum aushalten. Zurück im Camp machen wir in unserem Dutch Oven Lasagne. Schmeckt richtig gut. Überhaupt sind wir froh, dass wir die schwere Gusspfanne mitgeschleppt haben. Seit wir zu viert unterwegs sind, nutzen wir sie noch öfter als vorher. 

22.11. Uis - Atlantikküste

Heute sind es nochmal 125 km schlechte Schotterpiste bis zum Meer. Aber die Aussicht ist zum "niemals genug kriegen". Die Sandwüste der Küste hat sich bereits bis ins Landesinnere ausgebreitet und oftmals sehen wir so weit das Auge reicht, nur weissen Sand. In der Ferne flimmert ein See - und die schnurgerade angelegten Telefonmasten verlieren sich in der Ferne. Irre. Immer wieder mal sehen wir Bautrupps bei der Arbeit, die an der Strasse zu Gange sind und irgendwann wird diese Strasse ebenfalls asphaltiert sein. Für Rückengeschädigte eine schöne Vision, aber eigentlich machen diese Strassen auch den Reiz Namibias aus. Auf jeden Fall führt uns eben diese Strasse immer weiter dem Atlantik entgegen, und genauso wie wir an Höhenmetern verlieren, verlieren wir Temperatur🥶. Von 30° geht es innerhalb etwa einer halben Stunde bis auf 17°.

 

Wir fragen uns schon, ob man bei 17° eigentlich bereits Socken anziehen muss und wo wir unsere warmen Jacken verstaut haben🤔. Bereits von Weitem sind die dicken Nebelschwaden am Himmel zu sehen, dort wo Land auf Wasser trifft. Mystisch sieht es aus in dieser Gegend. Nur Sand und Nebel, und dieser lichtet sich, sobald wir uns entschliessen eine Nacht dort am Strand zu bleiben. Nach über 10'000 km im südlichen Afrika sind wir im Westen angekommen. Von der Küste des indischen Ozeans bis zur Küste des Atlantiks, crazy. Was für eine tolle Reise bisher. Und weil wir Glückskinder sind, windet es auch kaum, und wir können sogar draussen essen. Pit und Tinu machen ein Feuer und zum ersten mal seit Langem, rutschen wir näher ans Feuer anstatt weiter weg...

Was für Farben!
Toller Platz
Am Atlantik...

23.11. Beach - Swakopmund

Die Strasse entlang der Küste bringt uns in die wohl deutscheste Stadt Afrikas. Sie wurde 1892 von Deutschen Kolonisten gegründet und auch heute sind von den ca. 50 000 Einwohnern Swakopmunds immer noch etwa ein Drittel Deutsch oder deutschstämmig. Viele Strassen und Geschäfte sind in dieser Sprache angeschrieben, Biergärten und Deutsche Hotels servieren Eisbein, Kassler und Leberkäs. Die Stadt zwischen Sandwüste und Nebelschwaden des Atlantiks macht einen sicheren und entspannten Eindruck. 

Aber wir gehen vor allem dorthin, weil uns auf dem Camping Alte Brücke schnelles W-Lan versprochen wird. Zum ersten WM Spiel der Schweiz wollen wir eine gute Übertragung gesichert haben und Bea und Pit, die eher mit der Deutschen Mannschaft mitfiebern ist das ebenfalls recht. 

Ein toller, gepflegter Platz mit allen Annehmlichkeiten und tatsächlich super gutem Internet. Wieder mal ein paar Anrufe machen, Buchungen tätigen, die Reise planen und so weiter. Hier ist ein richtiges Nest an Langzeitreisenden (vielleicht gerade weil Fussball WM ist) mit grossen und kleinen Fahrzeugen. Viele Deutsche und sogar zwei Bündner. 

 

Der Platz ist so gut gelegen, dass wir zu Fuss ins Stadtzentrum bummeln können. Wieder mal durch hübsche Geschäfte tingeln, Nötiges einkaufen, feinen Cappuccino trinken und sogar ein französisches Croissant geniessen. 

Für die Deutschlandfans unter uns, ist der WM Start eher frostig, für uns eher erfolgreich. Jetzt hat die Nati ja ein paar Tage Pause und wir fahren ca. 100km ins Landesinnere zur Blutkoppe. Für das Spiel Brasilien - Schweiz am Montag haben wir beschlossen auf den gleichen Platz zurückzukehren. Er ist ja schlicht perfekt.

26.-28. Blutkoppe

Wir hatten wettertechnisches Glück in Swakop, aber trotzdem bin ich froh, wenn es wieder weiter ins Landesinnere geht. Wir machen einen Ausflug ins Blutkoppe gebiet, eine Granitformation mit roten Einschlüssen, weshalb sie auch so heisst. Da sie sich im Namib Naukluft National Park befindet, brauchen wir dafür einen Permit. Den gibts auf dem Amt für Inneres in Swakop, einem  schmuddeligen alten Kasten mit überstellten Büros aber sehr netten Mitarbeiterinnen. Der Permit ist schnell ausgestellt und somit haben wir die Bewilligung zwei Nächte im Nirgendwo zu übernachten. 

Bevor es losgeht muss der Kühlschrank aufgefüllt werden und dann führen uns erste Kilometer gute Asphaltstrasse südwärts entlang der grössten Dünen Afrikas. Abgesehen von den Dünen gibt es hier keine Erhebungen. Eine endlose Ebene aus weissem Sand, kaum Pflanzen - wunderbare Einöde. Nur zweimal kommen wir an Uranminen vorbei (Namibia ist der 5.grösste Uranabbauer der Welt). Später geht der Teer über in Schotterpiste, und 10 km vor der Blutkuppe in schlechte Schotterpiste. Die Felsformationen sind bereits von Weitem zu sehen. Grossartige rötliche Rundungen, die zum Klettern und Kraxeln einladen. Wir schauen uns die verschiedenen Plätze auf denen man campen kann an, und entscheiden uns für Nummer drei. Tolle Aussicht, windgeschützte Feuerstelle, Schatten unter Felsvorsprüngen - was sollten wir noch wollen? Auch hier hat es wieder tolle, glitzernde Steine, von denen ich gerne gewusst hätte, was für welche es sind und ob man sie sogar schleifen könnte. Die Sammelleidenschaft packt mich einmal mehr, obwohl ich weiss, dass ich sie alle dort lassen werde. Aber ich finde Steine Sammeln mindestens so aufregend wie schöne Muscheln...

Wir machen tolle Spaziergänge, Tinu fotografiert so ziemlich jeden Stein, sehen Klippschliefer - die kleinen Nager ähnlich unserer Murmeli, kleine Gazellen und genau keine Menschen. Das ist in Namibia das tolle. Es ist so wunderschön leer. Am Abend geniessen wir alle ein Glas Wein zum Sonnenuntergang und danach wird gekocht und fein genossen. Im Moment ist Sonnenuntergang erst um 19.30 Uhr, wir haben also sehr lange Tageslicht und im Landesinneren sind die Temperaturen auch wieder sommerlich. 

Wir fahren also zurück nach Swakopmund, weil nämlich wieder die Schweiz spielt. Diesmal gegen Brasilien. Wir bekommen wieder einen richtig schönen Platz auf dem Camping und richten uns häuslich ein. Wir wollen ein paar Tage bleiben. Tinu und ich haben sogar einen mittlerweile höchst dringenden Friseurtermin und wir sind ja nicht in Eile.

Daumen drücken angesagt
Hopp Schwiiiz!

28.11. Swakopmund 

Wir verbringen die Tage gerne und gemütlich auf unserem tollen Campingplatz. Das W-Lan ist gut, die Infrastruktur super und es ist schön der Mole entlang zu gehen, oder ein wenig im Ständchen zu bummeln. Wir haben entschieden am Samstag 3. Dezember weiterzufahren und wollen vorher tanken und gut einkaufen, weil es dann eine Weile keine grosse Auswahl mehr geben wird. Die Schweiz, die grossartigerweise an der WM weitergekommen ist, spielt auch erst am Dienstag wieder - also let's go. 

2.11. Der Tag an dem wir auf Ingrid treffen - oder umgekehrt🤔?

Wir gehen in das neue Einkaufszentrum "Platz am Meer", etwas ausserhalb im neuen Teil der Stadt, um unsere Vorräte aufzustocken. Der Parkplatz direkt am Meer ist riesig und wir können zur Abwechslung sogar im überdachten Bereich parken. Der uniformierte Wächter kommt herbei, wir fragen ob es hier ok ist zu stehen, und er meint "kein Problem; er sei da und werde ein Auge auf ihn haben". Nett wie alle!

Nach unserem Einkauf kommen wir mit einem gefüllten Trolley an, als uns bereits "unser" Guard und noch ein anderer Uniformierter und sogar einer mit weissem Hemd und Uniform in Empfang nehmen. Der Chef erklärt uns, dass eine Frau mit ihrem Wagen beim Rückwärtsfahren unser Auto gerammt hat.😳Sie hätten aber ihren Namen, Telefonnummer und Adresse aufgenommen. Die Frau habe gesagt, dass man ja nichts sehe und sie ihren Schaden selber übernehme. Aha! Ja wir übernehmen den bestimmt nicht! 

Auf den ersten Blick sieht eigentlich alles ganz gut aus, aber als Tinu den Sack Holzkohle im Heck verstauen will, geht die Türe nicht mehr auf. Die Dame, Ingrid nämlich, hat mit ihrem Fahrzeug unsere Sandbleche verschoben, die auf zwei fixen Metallschinen festgeschraubt sind. Daher wurde die Türfalle mit dem Schloss der Sandbleche blockiert. Tinu versucht das zu lösen, und dann sehen wir den Schade direkt darunter. Jetzt nichts wirklich Grosses und dennoch eine blöde Delle. 

Die netten Guards sind immer noch vor Ort und wir fragen den Chef, was er in der Situation machen würde. Er meint ganz klar "machen lassen". Er schlägt uns vor, zur Polizei zu gehen und einen Rapport erstellen zu lassen. Er schreibt uns alle seine Koordinaten auf, damit die Polizei bei ihm Rücksprache halten kann. Wirklich ein sehr netter Typ. Wir fragen ihn, ob er Ingrid mal anrufen könne, damit sie herkommt und wir uns mit ihr absprechen können. Aber sie meint, sie sei jetzt beschäftigt und habe keine Zeit. Ooookkaay! Eigentlich ist SIE ja in uns reingefahren! Wir sagen den netten Guards, dass wir mal was Essen gehen, und uns überlegen was wir machen wollen.

Bei Calamares vom Grill und Tacos diskutieren wir hin und her, ob "machen" oder "sein" lassen. Eigentlich sind wir ja nur heute noch in Swakop und es ist Freitag. Würde also heissen wir müssen noch länger bleiben. Erst in Windhoek machen lassen, wo wir ja im Januar auch einige Tage sein werden, erscheint uns zu riskant, wer weiss ob Ingrid sich dann noch erinnert, dass sie unser Auto gerammt hat und die Zeche zahlt. Gar nichts machen, wäre eine andere Möglichkeit, aber wir würden uns bestimmt immer wieder darüber ärgern. Tinu ruft Ingrid also selber an, und sagt ihr, dass wir doch einen Schaden entdeckt haben. Sie meint, sie könne jetzt nicht kommen, sie sei bei ihrem Karossier. Sie müsse ja den Schaden machen lassen. Tinu meint: ja und was ist mit unserem Schaden? Sie ist kurz ruhig, und meint dann, na wir sollen halt auch zum "Body Works", ihrem Karossier des Vertrauens, kommen. Das machen wir und sehen die weisshaarige Deutsch-Namibierin Ingrid, wie sie mit "ihrem" Garagisten, ihr Auto begutachtet. 

Wir begrüssen die zwei, und der Typ - Koos - ist wirklich sehr nett. Ein alter Hase in seinem Geschäft und bestimmt zählt Ingrid zu seinen Stammkunden. Sie meint nämlich: Es sei so ärgerlich, sie hätte sich fest vorgenommen gehabt, keine Blechschäden mehr zu verursachen🤣. Aber unser Auto sei so gross gewesen, dass ihre ganzen Leuchten hinten kaputt gegangen seien! Sehr geil, die Oma.

Nun, Koos meint, dass sei nicht so eine grosse Sache, aber er brauche den Indy trotzdem einen ganzen Tag. Die Delle würde mit Vakuum herausgesaugt, und falls es am Lack Schäden gäbe, müsse er das natürlich auch machen. Immerhin könnte er uns bereits am Montag einschieben, Ingrid sei so eine langjährige gute Kundin, da würde er ihr den Gefallen tun... kommt uns auch so vor😜! 

Auf jeden Fall vereinbaren wir den Montag, und ergreifen noch die Gelegenheit, weil die Werkstatt wirklich einen superguten Eindruck macht, ihn zu fragen ob er unsere Seitenfenster und die Scheinwerfer folieren würde. Auf Schotterstrassen spicken oft Steine von überholenden oder entgegenkommenden Lastwagen hoch, und treffen Scheinwerfer oder Glas. Zudem werden die Seitenscheiben bei Fahrer und Beifahrer dann bruchsicher - wir wollen ja wieder zurück nach Südafrika...Koos kann das jedenfalls einrichten und so wird unser Aufenthalt in Swakop noch etwas verlängert. Blöd für Bea und Pit, denn eigentlich wollten wir alle weiter in Richtung Grosse Wüste. He nu, die beiden machen dann in den verbleibenden Tagen noch ein paar Ausflüge und am Dienstag verschwinden wir🤞🏼.

Das Parking ist riiiesig

Soooo viel Platz!

Sooo viel Platz - Aber Ingrid haut drauf!
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7.12. Swakopmund - Wüste

Am Montag gegen vier Uhr bekommen wir von Koos bereits den Anruf, dass unser Auto fertig sei und er uns abholen kommen könne. Zehn Minuten später ist er auf dem Campingplatz und Tinu geht unser Häuschen auf Räder abholen. Sieht gut aus! Beule ausgebessert, Scheiben foliert und Scheinwerfer mit Schutzfolie überzogen. Perfekt. Wir beschliessen auch am Dienstag noch zu bleiben, weil die Schweiz im Achtelfinale spielt. Wir haben eine gemütliche Runde, mit Jungs aus Luzern die soeben die Westküste gefahren sind und einiges zu erzählen haben, mit Christine und Werner und Bea und Pit. Von einem netten Franzosen, der mit seiner Grossfamilie in einem normalen WoMo den Kontinent bereist, haben wir sogar einen Beamer bekommen. Genützt hat's trotzdem nichts - 6:1!

Mittwoch Morgen. Nach zehn Tagen in Swakopmund verlassen wir endlich den netten aber immer kühlen Küstenort. Diesen Wind werden wir alle nicht vermissen. Entlang der hohen Dünen fahren wir Richtung Walfish Bay zu der grossen Flamingo Kolonie. Ganz nah am Ufer stehen die staksigen Pinkies, suchen im Schlamm nach Essbarem und pflegen ihr Gefieder. 

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Flamingos all over

Heutiges Ziel ist der Vogelfederberg, eine grosse Steinformation im National Park wo wir übernachten werden, und bereits den Permit organisiert haben. Eine gute Schotterstrasse bringt uns durch grossartige Landschaft. Eben, kaum Vegetation, nur Sand, Steine und Felsen. Fast kein Verkehr...und auf einmal sehen wir am Strassenrand in der grössten Hitze zwei Männer, die einen Reifen vorwärts rollen, ins Nirgendwo. Wir halten an und fragen wohin sie den wollten!?! Sie hätten einen Reifenplatzer gehabt, etwa 40 km von hier😳! WAS - und dahin wollen sie zu Fuss?!? Ja, es gibt keinen Bus und sie hoffen, dass irgendjemand sie mitnimmt. Das Problem ist nur: hier hat es kaum Verkehr. Und wenn, dann sind das gebuchte Safarifahrzeuge, die Kunden an Bord haben und kaum zwei verschwitzte Jungs, die seit zwei Tagen unterwegs sind, mitnehmen.

 

Wir laden sie ein und die zwei sind total froh. Als sie Erfahren, dass wir Schweizer sind, meint der eine lachend, es sei wohl ihr Schweizer Tag. Bereits am Morgen, hat sie ein Schweizer Paar mit Mietauto mitgenommen. Auf jeden Fall bringen wir die zwei noch 33 km weiter als unser Abzweig eigentlich gewesen wäre und ihr Auto steht noch unversehrt am Strassenrand. Wer hätte es auch klauen sollen? Wir füllen ihren Wasservorrat auf und verabschieden uns. Wir werden fortan in sämtliche Gebete eingeschlossen und sind nun Familie😁. Nett die zwei. Obwohl wir einen zusätzlichen Weg von 66 km übler Schotterpiste in Kauf nehmen mussten, sind wir froh, die zwei gebracht zu haben. Wir arbeiten ja stetig an unserem Karma😇.

Am Vogelfederberg warten Bea und Pit bereits auf uns. Es hat vier oder fünf grossartige Plätze, mit Feuerstellen unter Felsvorsprüngen, fast wie Höhlen. Die Aussicht auf den Sonnenuntergang ist super und wir sind wieder mal die einzigen Fahrzeuge. Und das Beste: Es ist wieder warm!

8.12. Kuiseb Canyon

Die Landschaft wird immer schöner. Von der totalen Einöde, werden grosse Felsen immer sichtbarer, wir kommen in die Region vom Kuiseb Canyon. Tinu hat den noch gut in Erinnerung vom letzten mal, und immer bedauert, dass wir dort nicht mindesten eine Nacht wild gestanden sind. Wir machen uns also auf die Suche nach diesem perfekten Platz. Gute Aussicht, eben zum parken, wenn möglich Schatten (🤣), einsam und nicht sichtbar von der Strasse. 

Bääääähm! Da ist er. UNSER Platz am Canyon. 

Einer der Allerallerbesten!

Vielleicht einer der drei Besten ever (auf diesen drei Podestplätzen sind etwa 20 Lieblingsplätze), aber bestimmt der Beste seit Namibia. Eine wahnsinns Aussicht! Direkter Blick auf den Sonnenuntergang im Westen, direkten Blick auf den Vollmondaufgang im Osten, Picknick Tisch mit Schattendach, flach und weit weg von der Strasse. Was soll man da sagen: PERFEKT! Wir machen alle tausend Fotos, kochen, geniessen und staunen immer wieder, wohin uns unser Weg geführt hat. Karma meint es gut mit uns.

9.12. Kuiseb - Solitaire - Sesriem

Wir verlassen also unseren neusten Lieblingsplatz und fahren durch die Berglandschaft weiter. Eine Nacht bleiben wir im Bushman Desert Camp, dann gehts weiter nach Solitaire, zum Desert Camp. Eigentlich nur ein kleines Kaff in der Wüste, aber irgendwie doch berühmt. Als Tor zur Wüste mit dem besten Apfelkuchen der Welt! Diese Bäckerei gibt es schon seit immer, und irgendwie kommt keiner daran vorbei. Zudem gibt es eine Tankstelle und einen kleinen Shop mit dem Nötigsten. Sieht eigentlich immer noch aus wie vor 20 Jahren. Neuerdings gibt es noch einen guten Campingplatz mit einigen Spots unter grossen Akazien, sogar mit tollem Pool, Feuerstellen und W-Lan im Restaurant. Wir richten uns für eine Nacht ein, Tinu macht Köfte mit Couscous - und vielleicht gerade mit dieser Unterstützung gewinnt Marokko das Achtelfinale👏🏻. 

 

Nach Sesriem führt uns eine weitere Schotterpiste über 85 km. Wir erreichen den Nationalpark, die Berge werden höher und der Sand geht über in die berühmte rote Farbe. Einfach grossartig. Wir sind wieder hier. Vor mehr als 20 Jahren waren wir so begeistert und nach gefühlt 5000 km üblem Schotter sind wir wieder angekommen. Der Weg hat sich gelohnt, wenn auch mit Pharmazeutischer Unterstützung aus Basel😜. 

In Sesriem bekommen wir noch den letzten Platz auf dem Camp, mit Blick in die Wüste. Es ist das vorletzte Abendessen mit Bea und Pit, es gibt Gschwellti und superfeinen Käse, dazu Sonnenuntergang und eine Million Sterne. Gemäss Auskunft im gut sortierten Laden, öffnet das Tor zum Sossusvlei um 6.15 Uhr. Dann sind es 65 km bis zum letzten Punkt, an den Touristen in dem riesigen Park fahren dürfen. Die letzten 5 km davon Tiefsand. Wer sich das nicht zutraut, oder kein Allradfahrzeug hat, kann das mit einem Shuttelservice umgehen. Was es nicht alles gibt. ist viel passiert in den letzten 20 Jahren.

12.12. SOSSUSVLEI - Eines der Highlights Namibias

Das Sossusvlei ist eine von mächtigen Sanddünen umschlossene Lehmsenke. Die höchste Düne ist hier 350 Meter hoch, und wird Big Daddy genannt - sie soll die höchste Düne der Welt sein. Da es hier nur extrem selten regnet, machen die Bäume im Vlei einen abgestorbenen Eindruck. Sobald es aber irgendwann doch regnet, erblüht die Wüste und an den Bäumen spriessen für kurze Zeit Blätter, bis sie ob der unerträglichen Hitze wieder verdorren. Das Vlei ist beliebt bei Fotografen vor allem in der Modewelt. Immer wieder sind Bilder oder Modestrecken, die im Vlei abgelichtet wurden in Hochglanz Zeitschriften oder Plakaten zu sehen.  

Um das Farbenspiel des roten Sandes in voller Schönheit zu erleben, bricht man am besten Frühmorgens auf. Wir wundern uns, dass wir um 6.00 Uhr am Gate nur das vierte Auto sind. Hätten erwartet, dass Grossandrang herrscht - umso besser. Die Parkgebühr muss erst auf dem Rückweg bezahlt werden, so können wir nach der Registrierung des Kennzeichens lostuckeln. Weil wir auf Schotterstrassen immer den Reifendruck reduzieren, dürfen wir dann auf Teer nicht allzu schnell fahren, wenn wir nicht aufpumpen wollen. So mit 60 km/h geniessen wir also die Wahnsinns-Landschaft, und dass diese abgelegene Ecke mit bester Asphaltstrasse erreichbar ist, freut Mensch und Maschine. 

Ungefähr um 7 Uhr erreichen wir den hinteren Teil des Parks in dem immer noch dichter Nebel liegt. Dann sieht Sossusvlei nicht viel anders aus als Niederglatt. Aber als erste Sonnenstrahlen den Nebel zum Schmelzen bringen, erscheinen die majestätischen roten Dünen in goldenem Licht. 

Unterwegs gibt es kaum Vegetation, die doch zahlreichen Oryx und Springböcke leben vom Tau der sich auf ihrem Fell und auf den Blättern ablegt, und von den wenigen Büschen und dürren Gräsern die sie hier finden. Sehr erstaunlich, da Oryx doch stattliche Tiere sind, und bestimmt eine ganze Menge an Kalorien zuführen müssen. Jä nu, das scheint jedenfalls zu funktionieren, aber ansonsten gibt es hier nur noch Dungbeetles (Timbila - ihr erinnert euch) oder ab und an mal ein Wüstengecko. Wir erreichen den ersten Parkplatz für die 2x2 Fahrzeuge und der ist quasi leer. Tinu lässt noch mehr Luft ab. Durch das Reduzieren des Luftdrucks wird der Reifen auf der Fläche länger und hat somit mehr Auflage auf dem Sand. Am Morgen früh ist der Sand jeweils noch kalt und daher fester. 5 Kilometer sollten also schon zu schaffen sein.

Wir sitzen auf und schaukeln los. Ohlàlà, der ist ganz schön tief und zusätzlich gibt es noch festes Wellblech im Sand. Wie nett. Aber Tinu lässt sich nicht beirren, und unser Indy schon gar nicht. Die zwei schaukeln immer weiter und ich muss nur schauen, dass ich mich festhalten kann, denn das Gefühl ist ähnlich wie auf einem Kamel. Links Geschaukel, rechts Geschaukel, im Kühlschrank wird der Inhalt neu angeordnet und in den kleinen Schränken der Küche ist heftiges Gepolter hörbar.

Aber wir erreichen fehlerfrei und ohne Probleme den hinteren Parkplatz wo etwa 10 Fahrzeuge stehen. Ätsch! So ein Züri-Laberi hat in Solitaire auf dem Camping unser Fahrzeug begutachtet und gemeint: "isch halt scho kä Gländewage!" Von wegen.

Wir steigen bei kühlen 15 Grad aus und montieren gute Schuhe und Socken. Ich bin ja eher das Barfusskind, aber hier wird der Sand viel zu heiss. Mit Wasserflaschen, Hut und Fotoapparat ausgestattet bummeln wir los. Wir erreichen den Rand des Vleis, eben dieser Lehmpfanne. Grossartig. Tinu macht sich auf den Weg hinunter in die Senke, ich versuche die höchste Düne zu erklimmen. Es ist so unglaublich anstrengend. Drei Schritte im tiefen Sand nach Vorne und mindestens zwei wieder zurück. Ich hole dennoch ziemlich rasch ein deutsches Paar ein, welches ebenfalls durch den tiefen Sand hinaufächzt und lerne Hanno und Elke "kennen". Hanno dessen Beine immer schwerer werden, der aber meint die Scheissdüne werde er doch wohl erklimmen können, und Elke die, als die Düne endlich erklommen ist, nicht mehr weiss wie sie runter soll, da sie nicht schwindelfrei ist. Für Unterhaltung ist also gesorgt, und als die zwei sich wider nach Unten trauen, hab ich den Dünenkamm für mich alleine. Ich könnte weinen. Es ist sooooo schön hier. Dieses leere, grossartige Land macht mich glücklich.

Irgendwann keucht Tinu auch den Berg hoch und wir sitzen, schauen, staunen. Wir machen Fotos und Videos und geniessen den Blick in die Weite und die Ruhe. Wer hätte gedacht, dass am Hotspot Namibias nix los ist. Nach etwa einer Stunde, wird es immer wärmer und das Licht verliert seine Intensität. Tinu sprintet die ganze Düne runter, ich nehme es mit Rucksack und Fotoapparat etwas gemütlicher. Wir versinken bis unter die Knie im Sand. Ein Gefühl wie im Tiefschnee nur wärmer! 

Unser Auto steht unter einem der wenigen Bäume am Schatten und ist angenehm warm aber lange nicht heiss. Es kommen und gehen immer wieder Autos und Shuttles und in einem der Schuttles sind Bea und Pit. Sie haben sich nach 500 Metern eingesandet und ihr Auto stehen lassen. Sie hatten vom Vermieter die Info erhalten, dass bei ihrem Auto der Allrad immer zugeschaltet sei, was offenbar nicht der Fall war. Der Shuttlefahrer, der ihr Auto aus dem Sand gefahren hat, wurde offenbar sofort fündig und hat sie bis ins Vlei mitgenommen. Alles paletti also. 

Wir bleiben den ganzen Tag im National Park. Unter einem Baum machen wir Müsli, bei einem nächsten Baum bei Düne 45, mariniert Tinu sein Butter Chicken und ich mache Kabissalat und so vergeht der Tag schnell und schön - und ich freu mich schon wenn wir wiederkommen!

Am Abend ist Farwell Diner mit Bea und Pit. Obwohl wir die beiden erst seit Juni in Mauritius kennen, haben wir in den vergangenen 6 Wochen gemeinsam Namibia unsicher gemacht und tolle Ecken und Camps kennengelernt. Hat sich einfach so ergeben. Zusammen reisen, zusammen kochen und zusammen ein Land kennenlernen - alles Dinge die uns verbinden. Also ihr Lieben. Macht es gut, tragt euch Sorge und allzeit gute Reise! Wir sehen uns bestimmt wieder! Irgendwo, irgendwann. Wir freuen uns darauf.

Achtung: viele Bilder von Sand und toten Bäumen

Nach genau zwei Monaten in Namibia,  total 3700 gefahrenen Kilometern und davon fast 2000 auf guten und schlechten Schotterpisten ist es Zeit für einen zweiten Teil...Hab ich schon erwähnt, dass wir total begeistert sind?

Namibia
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