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22.1.2025 Back to Saudi Arabia

 

Tatsächlich verlassen wir am Morgen den Persischen Golf in Katar endgültig. Ich kann es fast nicht glauben - bleiben wäre eine Option gewesen...

 

Rasch erreichen wir die Grenze und nach knapp einer Stunde haben wir beide Seiten hinter uns und sind wieder in Salwa, wo wir bereits zwei mal übernachtet haben. Diesmal füllen wir nur den Tank und fahren gleich weiter auf die Autobahn in Richtung Al Hofuf. Ganz in der Nähe dieser Stadt, haben wir auf dem Weg in die Emirate bereits die Al Quara Höhlen und den grossen Felsen "Judah Tumb" besucht. In der Stadt stellen wir uns einfach ans Ibrahim Palace, ein grosses Fort mitten im Zentrum. Wir besuchen den ziemlich schönen Souk, bummeln durch die Gassen, entdecken hier und da Produkte die wir noch nicht gesehen haben und werden von den Marktleuten aufgeklärt. Hennapulver in grün...trüben Zitronensaft zum Kochen überall in Flaschen erhältlich die aber nicht von einer Fabrik abgefüllt, sondern eher in kleinen Manufakturen, es fehlen nämlich Etikett, Datum und alles was uns in der Regel wichtig erscheint. Glücklicherweise gibt es wieder überall Datteln und in einem Laden können wir kosten. Der nette Besitzer gibt uns von den grossen aus Medina zu versuchen, quasi die Königsklasse was so an Dattelpalmen wächst. Gegen 12.- CHF bekommen wir 1.2 Kg der allerbesten Datteln und lassen uns unterwegs schon mal ein paar schmecken. 

 

Im Internet haben wir ein nepalesisches Restaurant entdeckt welches Momos anbietet. Quasi eine meiner Leibspeisen, also machen wir uns auf die Suche nach dem Restaurant. Wohl ganz klein und vor allem für die Gastarbeiter finden wir es nicht an erster Adresse, erst als wir auch die ganz dunklen Gassen in zweiter und dritter Reihe absuchen werden wir fündig.

 

Klein, unscheinbar, nicht die Optik sondern was auf den Teller kommt ist hier relevant. Wir bekommen als erstes eine Suppe, und ich frage Tinu nach den ersten paar Löffeln, ob es wohl aus meinen Ohren qualmt. Mann ist die scharf- aber super! Und die Chicken Momos gehören bestimmt zu den Besten die wir je gegessen haben. Das Suchen hat sich also gelohnt. Später kommen noch ein paar Nepalis zum essen, und meinen dies sei ihr Stammlokal weil es ihnen so gut schmeckt. Als Gastarbeiter freut man sich sicher besonders über die heimische Küche. 

23.1.25

 

Am Morgen wollen wir nicht allzu lange rumlümmeln, lieber zeitig los. Endlich wieder mal beim Auto das Salz von den letzten Stränden abwaschen lassen und ein par Kilometer machen. Riad, die Hauptstadt Saudi Arabiens ruft in ca. 360 km Entfernung. Als wir unseren Einstiegstritt reinnehmen wollen - ist er weg!!! Irgendein Lümmel hat in der Nacht doch tatsächlich unseren Tritt geklaut. So ein Mist. Hoffentlich kann er ihn wenigstens richtig gut gebrauchen. Nicht dass der dann nutzlos rumsteht. Gekauft in Namibia hat er uns manchen Einstieg erleichtert und bleibt jetzt wohl oder übel in Saudi Arabien. Weitgereist ist er auf jeden Fall. 

 

Etwas ausserhalb von Al Hofuf findet jeden Tag ein Kamelmarkt statt. Den wollen wir uns auch ansehen - soviel Zeit muss sein. Und es lohnt sich. So viele tolle Kamele warten auf einen neuen, stolzen Besitzer. Sie sind von schokobraun bis weiss und wie immer total auf Streicheleinheiten aus. Würd ich hier leben, würd ich ein Kamel wollen 🥰.

 

Wir fahren über breite Autobahnen durch grossartige rote Dühnen, die letzten Ausläufer der Rub al Khali, die im Oman begonnen hat. Ab und zu kommen wir an gigantischen Wassertanks von nahen Entsalzungsanlagen vorbei, die die Stadt und die Vororte mit Süsswasser versorgen. Wir würden gerne eine nacht in den Dünen bleiben, aber leider sind die Strassen überall mit Zäunen abgetrennt, wohl der grossen Ölfelder wegen.

 

Baustellen sind hier absolut riesig und bestimmt vom Weltall aus sichtbar. Sie sind endlos, staubig und werden von gefühlt tausenden von Lastern befahren. Unglaublich was für monströse Projekte Prinz Mohamad Bin Salman (MBS) in diesem Land am Laufen hat. Alle paar Kilometer entstehen neue Einkaufszentren mit Vergnügungsparks, Parks, Hotels, Resorts und unzähligen Restaurants. Alte Stadtteile mit Lehmhäusern werden restauriert, neue Wohngebiete entstehen, Strassen und Strassenlampen werden bereits in die Wüste gebaut wo noch kein Haus weit und breit zu sehen ist. Gleichzeitig wird das Strassennetz ausgebaut, es entstehen vielspurigen Autobahnen, Brücken und Viadukte. 

 

Nur wenige Kilometer vor der Stadt entschliessen wir uns einen Übernachtungsplatz zu suchen. Wie immer wollen wir auch hier die Millionenstadt am Freitag Morgen früh anfahren, Feierabendverkehr oder ähnliches ersparen wir uns in solchen Megastädten wo immer möglich. 

24.1.25 Riyadh

 

Nach einer ruhigen Nacht in einer leider wie immer etwas vermüllten Gegend, machen wir uns bereits um 9 Uhr auf den Weg in die Stadt. Wir kommen gut und entspannt vorwärts und erreichen bereits um 10 Uhr unseren tollen Platz unter grossen Bäumen beim National Museum. Von hier aus können wir die nahe Gegend und das Museum gut auskundschaften. Wir kommen an einigen tollen Bäckereien vorbei, die offenen Feuer leuchten aus den Öfen und laufen auf Hochtouren. Seit dem Iran haben wir eigentlich keine schönen Bäckereien mehr gesehen. Der Oman hat keine eigentliche Brotkultur, dort werden die vom Grossverteiler in Plastik verpackten Teigfladen gegessen. Bäckereien stellen nur wenigen Süsskram her, aber Brot wie wir es kennen, oder frisches Fladenbrot vom Bäcker gehört nicht zu den Mahlzeiten der Omanis. 

 

Die Freude bei den Männern der Bäckerei ist gross, als wir sie betreten. Jeder Kunde, es sind ausschliesslich Männer, nimmt sich eine Plastiktüte, und nimmt von den unterschiedlichen Blechen und Platten was er haben möchte, und geht die Ware dann bezahlen. Nur das süsse Kleberzeug, welches im Zuckersirup oder Honig auf den Platten vor sich hinschwimmt, muss von den Angestellten auf hübsche Einwegteller platziert werden. 

 

Wir bummeln also mit unserer Beute direkt zurück in den Park zum Indy und verspachteln wieder mal ein Frühstück wie wir es kennen. Sogar mit Gipfeli. Eines mit Käse und eines mit Schokolade gefüllt für Tinu und ich mit einem ungefüllten, dafür noch mit etwas wie Baguette. Alles ungesalzen und trotzdem sehr fein. Aus einer kleinen Gruppe Männer, die im Park auf das Freitagsgebet warten, kommt einer auf uns zu und spricht uns in fliessendem Hochdeutsch an. Was für eine Überraschung. Er ist Ägypter und hat in Stuttgart studiert, war sogar schon mal bei der ETH in Zürich. Nun arbeitet er seit einem Jahr hier in Riyadh. Er erklärt uns, dass wir uns hier in einem fast schon ägyptischen Viertel befinden. Die Bäcker und Metzger, ja sogar die anderen kleinen Läden, seien fast ausschliesslich von und für Ägypter. 

 

Nach dem ausgiebigen Frühstück erkundigen wir erst mal unsere Nachbarschaft und landen ein paar Strassen weiter - mitten in Pakistan. Was für ein Gewusel mit Klamottenläden, Elektrozeug, Küchengeräten, "Goldschmuck", anderem Krimskrams und indischen, nepalesischen und pakistanischen Schnellküchen. Die Strassen sind schmutziger und die Abfallberge grösser als anderswo in Saudi. Aber es fühlt sich echt an, und offenbar kommen die Gastarbeiter an ihrem freien Tag hierher zum einkaufen oder um Freunde zu treffen. Dieses Viertel gefällt uns, wir wollen am Abend wenn bestimmt noch mehr los ist, wiederkommen. 

 

Die Männer sind vom Freitagsgebet zurück und der Park um das Museum füllt sich mit Grossfamilien die ihr Picknick auspacken. Viele Kinder spielen im grossen Brunnen, die Eltern geniessen es, dass man die Kinder hier mit kleinen Rädern oder Trottis einfach machen lassen kann, denn der Park ist rundum eingezäunt. 

 

Das Museum öffnet erst um 4 Uhr. Der nette Ägypter hat uns aber auf unser Nachfragen erklärt, dass einige Linien der neuen Metro (auch ein MBS Projekt) bereits seit einem Monat geöffnet sind.  Übrigens gibt es auch erst seit einem Jahr ein Bussystem in Riyadh. Vorher gab es keine öffentlichen Verkehrsmittel - in einer Stadt von dieser Grösse! Weitere Linien werden folgen, aber für unsere Zwecke ist es schon gut genug. Wir wollen zum Kingdom Tower im Zentrum und laufen das kleine Stück zu unserer Metrostation. Natürlich ist diese brandneu, man könnte vom Boden essen, alles ist gut ausgeschildert und die Security Mitarbeiter begrüssen jeden Gast einzeln. Wir werden nach unserem Ziel gefragt und in die richtige Richtung gewiesen. Ticket brauchen wir keines, man kann direkt mit der Kreditkarte beim Drehkreuz bezahlen. Also eigentlich wird die Karte erst registriert und wenn man am Ziel wieder beim Drehkreuz die Kreditkarte einliest, wird anhand der Strecke der Preis belastet. So clever! Somit entfällt in fremden Städten mühsames Karten kaufen und rausfinden in welcher Zone man sich befindet und ob Kurz- oder Langstrecke gebucht werden muss. Eine echt tolle Erfindung!

 

Die Metro kommt bereits angeflitzt als wir die endlosen Rolltreppen in die Katakomben der Stadt hinunterfahren. Noch schnell checken "Männerwaggon", "Familien- oder Frauenabteil" - unsereins gehört in die Familienabteilung. Wir steigen ein und begutachten den Wagen. Sauber und ruhig obwohl voll, Stationen in arabisch und englisch ausgeschildert ...da kommt schon ein Mitarbeiter mit Weste "Customer Care" auf uns zu, und meint freundlich, dass es ein paar Bänke weiter noch zwei frei Plätze gibt. He, wo gibts denn sowas? Bei uns ist das eher "geben sie die Türen frei! " oder "Schliessen sie auf, dass alle reinpassen". Er hier ist von der "hapyness" Fraktion. Kundendienst heisst hier in den Läden nie "Customer Service" sondern "Hapyness Counter" - gefällt uns! Brav setzen wir uns also hin und er schenkt uns ein breites arabisches Lächeln.

 

 

Wir steigen beim Kingdom Tower aus und suchen über unseren Köpfen erst mal sein oberes Ende. Die Brücke befindet sich im 99 Stockwerk auf 180 Meter Höhe. Der Ausblick soll atemberaubend sein, aber heute ist es wie schon in den vergangenen Tagen diesig. Wir wollen trotzdem rauf, aber der öffnet ebenfalls erst um vier. Egal, wir bummeln durch die grosse Kingdom Mall, in der sich ebenfalls das Four Seasons Hotel befindet. Einen Blumenschmuck wie der in ihrer Lobby, haben wir nun auch noch nie gesehen. Der passt nicht mal aufs Foto so gross und wunderschön ist er. Ein Traum in blau. 

 

Das Viertel gibt sonst nicht allzu viel her, und nach einer Weile machen wir uns per Metro wieder auf den Heimweg. Mittlerweile ist der Park voller Menschen und Katzen die auf einen Happen hoffen, und das Museum ist geöffnet. Nach den herausragenden Museen in Abu Dhabi und Doha hat dieses in Riyadh natürlich einen schweren Stand. Im Innern stellen wir rasch fest: Es liegen Welten zwischen diesem und den anderen. Altbackene pixelige Filme aus den 60 ern, alles ziemlich verstaubt. Wir sind rasch wieder draussen und gehen lieber für eine kurze Siesta zum Indy. Später gibt es im wuseligen Pakistaniviertel für uns nochmal Momos - man nutze die günstige Gelegenheit!

25.1.25 Diriya

 

Wir wechseln am Morgen unseren Standort und fahren nach Diriya. Die ehemalige Lehmstadt wird seit 2013 restauriert und ist zu einem grossen Teil bereits geöffnet. Zudem gibts in dieser Ecke der Stadt die Al Turaif Terrace, ein Ausgehviertel für Tag und Abend, mit grossen Gärten und Flanierparks. Wir passen natürlich in keinen der vorgesehen Parkplätze, wie immer zu hoch für die Schattendächer, finden aber dennoch ganz nah einen gute Platz. Wir bummeln durch schöne Oasen und Gärten, zu den Terrassen. Es ist schon immer ziemlich surreal, dass wir mitten in der riesigen Wüste, dennoch in grünen Gartenanlagen und Ziergärten landen. Wir besichtigen die alten Lehmhäuser und die Ausstellung zur Araber Pferdezucht des Königs. Es gibt viel zu sehen und einmal mehr staunen wir über die diversen Grossprojekte die da alle gleichzeitig laufen. Dennoch ist jedes einzigartig und wenn mal was begonnen wird, wird nicht gekleckert. Dann werden wohl die besten Architekten und Arbeiter für die Leitung angestellt, denn es sieht wirklich alles top aus. 

Das komplette Gegenteil ist die Boulevard City Mall die wir später besuchen wollen. Aber erst muss man sie überhaupt anfahren können. Wir sind über längere Zeit Gefangene der Autobahnabschrankungen und Umleitungen von - genau, einer riesigen Baustelle. Wir fahren nur eine Spurbreite am riesigen Parkplatz der Mall vorbei, können aber nicht runter. Es gibt keine Abfahrt und erst etwa 6 km weiter, können wir in ein anderes Viertel abbiegen. Dort sind wir inmitten kleiner und kleinster Quartiergassen, was für ein Chaos, denn alle anderen sind auch dort unterwegs. Zudem Lastwagen der Baustellen und dann gibts ja noch Anwohner, die werden ihre Freude haben. Irgendwann, gelangen wir dann tatsächlich zum Parkplatz der riesigen Mall mit Vergnügungspark. Wir nehmen uns einen der vielen tausend Parkplätzen und machen uns auf den Weg für einen ersten Augenschein. Verrückt. Ein Lichtermeer wie am Times Square, ein grosser See mit Wasserspiel, viele Kunstobjekte, Springbrunnen und Wandmalereien und natürlich unzählige Restaurants. 

 

Wir kehren am Abend nochmal zurück, denn beleuchtet ist alles noch viel schöner. Und dann werden wir doch tatsächlich verregnet. Regen! Hier! Verrückt, aber die Saudis lieben es. Die meisten bleiben an ihren Terrassentischen sitzen und lassen den kurzen Regen vorbeigehen. 

 

Nach einer wirklich superguten italienischen Pizza, bummeln wir wieder zurück zum Auto. Es war schön in Riyadh. Aber es ist keine Stadt die man aus unserer Sicht, unter allen Umständen gesehen haben muss. Es wird Zeit für die Wüste. Morgen!