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Simbabwe

 

Das ehemalige Rhodesien, ist ein Binnenstaat mit 15 Mio.

Einwohnern und einer Fläche, die etwas grösser ist als die

Deutschlands. Es grenzt an Mosambik, Südafrika, Botswana und

Sambia. Das Land hat für afrikanische Verhältnisse mit 90% eine

sehr hohe Alphabetisierungsrate. Das Durchschnittsalter liegt

bei 60 Jahren. 

 

Seit der Gründung der britischen Kolonie Rhodesien durch ihren Namensgeber Cecil Rhodes im 19. Jahrhundert wanderten weiße Händler und Farmer aus Großbritannien und Südafrika ein, die um die Mitte des 20. Jahrhunderts mit einer Viertelmillion knapp 5 % der Gesamtbevölkerung stellten. Doch schon bald nach der Unabhängigkeit des heutigen Simbabwe ging deren Zahl zurück. Da diese Bevölkerungsgruppe eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben spielte, trug ihre Auswanderung seit den 1980er Jahren zur Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme des einst für afrikanische Verhältnisse sehr produktiven Landes bei. Nach der Unabhängigkeit galt das Land lange Zeit als Vorbild für eine friedliche postkoloniale Transformation. Die soziale und politische Lage verschlechterte sich 1991 bis 2009 jedoch wieder deutlich, und es lebten etwa vier bis fünf Millionen Simbabwer im Exil.

 

Ab 1980 regierte Robert Mugabe das Land und wollte 2008 mit 84 Jahren und nach 5 Amtszeiten immer noch nicht abtreten. Er hat das Land mit den vielen Bodenschätzen zu Fall gebracht und vor allem sich und die Seinen bereichert. Nachdem der über 90-jährige Mugabe keine Bereitschaft erkennen ließ, 2017 das Präsidentenamt zu übergeben, und es Anzeichen dafür gab, dass er seine Ehefrau Grace Mugabe zu seiner Nachfolgerin aufbauen wollte, wurde die Kritik an seiner Amtsführung auch aus den eigenen Reihen immer lauter. Am 15. November 2017 übernahm das Militär Simbabwes die Kontrolle über das Land. Mugabe trat schließlich am 21. November 2017 zurück. Am 24. November 2017 wurde Mugabes Parteifreund Emmerson Mnangagwa als neuer Präsident eingesetzt, jahrzehntelang ein enger Weggefährte Mugabes...

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LKW Stau vor der Grenze
Unterwegs zur Grenze

7.9. Grenztag Chimoio - Mutare (Grenztage sind nervig!)

 

Wir verabschieden uns am Morgen von John und Mariebelle, die gestern Nachmittag auf einmal auch noch am See angekommen sind, nicht ohne noch ein paar Tips und Landkarten zu erhalten. Danke ihr zwei und macht's gut in Malawi!

 

Wir rollen los, in Richtung Grenze. Es sind knapp 100 km super Asphaltstrasse, wir kommen noch in letzte Polizeikontrollen, werden aber nett und ohne Trara vorbeigelassen. Die Laster stauen sich bereits viele Kilometer vor der Grenze,  zum Teil sogar zweispurig. Wir fahren wie bereits gewohnt an ihnen vorbei und versuchen uns erst mal zu orientieren. Es hat ja immer mehrere Gebäude mit Schaltern und Menschenschlangen und Tinu hat den Motor noch nicht abgestellt, als die ersten Fixer uns belagern. Gegen einen Betrag helfen die den Unbedarften mit dem Schreibkram. Nun hat es ja fast keine Touristen aber immer noch gleich viele Fixer. Wir werden also von allen Seiten bedrängt: Wir helfen dir! Afrika Grenzen könnt ihr nicht selber machen! Es ist kompliziert! Und das Auto auch! und und und...gleichzeitig wollen andere, dass wir bei Ihnen Geld wechseln, Turnschuhe oder hartgekochte Eier kaufen. Wir fragen erst mal bei einem Uniformierten, ob wir unseren Indy so stehen lassen können, er ist nämlich zu hoch um bei der PKW Kolonne durchzukommen. Yep, das passt.

 

Ich geh mal schauen, ob ich den Anfang des ganzes Prozesses finde, werde dabei von Fixern begleitet die auf mich einreden. Im ersten Gebäude spreche ich einen dunklen Motorradfahrer an, wie das hier läuft. Er erklärt, dass wir nur zu diesen zwei Schaltern müssen, dann wäre die Sache für die Ausreise aus Moçambique erledigt. Super. Tinu kommt mit den Papieren, und wäre der Dödel am Schalter so schlau gewesen seiner Kollegin zuzuhören, hätte er uns innert kürzester Zeit ausgecheckt gehabt. Sein Stolz und seine Dummheit kommen ihm aber dazwischen, was ca. 10 maliges Einscannen unserer Pässe erfordert, zudem weiss er nicht aus welchem Land wir sind. Er scrollt also immer wieder die ganze Länderliste auf seinem PC rauf und runter, seine Kollegin am Nachbarschalter sagt ihm Suiza. Aber Nein....irgendwann ist auch das Problem gelöst, wir melden den Indy ab und dürfen los. Am Gate wollen sie eine Quittung für eine Strassengebühr sehen. Die haben wir nicht und denken uns, dass sie uns linken wollen. Wir sagen, was wir in so einem Moment immer sagen, wir hätten ein Carnet de Passage für ein Fahrzeug aus Europa, dann bräuchten wir das nicht😇, aber der Junge will das mit seinem Chef abklären, und ja wir müssen bezahlen. Es gibt sogar eine offizielle Quittung🤣.

 

Wir rollen also gemächlich mit vielen anderen zum Grenzposten von Zimbabwe. Auch hier lauter "nette Fixer" die uns behilflich sein wollen. Ein Uniformierter kommt und fragt ob wir belästigt werden; nein alles ok. Wir gehen ins erste Gebäude, wo uns jemand darauf aufmerksam macht, dass wir ein Einreiseformular ausfüllen müssen. Ok. Wir erledigen den Schreibkram, werden beim ersten Schalter an den zweiten verwiesen, wo sich eine sehr nette Lady um unsere Visa kümmert. Sie ist gewissenhaft und genau - und schnell. Sie schickt uns weiter zum nächsten Schalter, um dort schon mal die Visagebühren von 30 U$ pro Person zu bezahlen. Wir kommen mit der Quittung zurück und sie schickt uns an Schalter eins. Der Mann mit dem weissen Hemd und dem steifen Kragen, er ist der Typ, der unsere Visa ausfüllt und in die Pässe klebt.

 

Es ist ein Schauspiel. Seine Brille ist wohl nicht mehr an seine Sehschärfe angepasst und sowieso ist es zu dunkel an Schalter eins. Er schreibt also unsere Angaben aus dem Einreiseformular mit der Beleuchtung der Taschenlampe des Natels ab, aber die Pässe sind widerspenstig und klappen immer wieder zu, und die Formulare werden vom Durchzug immer wieder weggeweht. Ich nicke schon mal kurz ein bis er mit einer wahnsinns Akribie, die zwei Zettelchen ausgefüllt hat. Dann strahlt er mich an, und macht beide Daumen hoch. Ist wohl ebenso froh wie ich, dass er heute die zwei Visa noch geschafft hat. Er schickt mich weiter, und ich frage ihn nach dem Gate Pass. Ohne den wird man nämlich nicht aus dem Grenzbereich gelassen. Ach ja herrje, vergessen. Die zwei Visa waren offenbar einfach zu viel für einen Mittwoch. 

 

Nach etwa zwei Stunden haben wir (und die Beamten) es endlich geschafft. Wir können los. Kein Blick ins Innere des Autos, wäre also kein Problem gewesen, Lebensmittel dabei zu haben. John und Mariebelle, welche schon länger hier unterwegs sind, haben uns gesagt, dass sie noch nie an der Grenze wegen Lebensmitteln gefilzt wurden. Manchmal hat die afrikanische Lethargie für uns auch Vorteile!

 

Wir fahren ins nahgelegene Stadtzentrum von Mutare. Eine etwas grössere Stadt, die einen geschäftigen Eindruck macht. Wir finden den grossen Spar und direkt davor an der Hauptstrasse einen Parkplatz. Wir sind uns über die Sicherheit nicht ganz im klaren und entscheiden, dass ich alleine einkaufen gehe und Tinu im Indy bleibt. Von aussen sieht der Spar ganz normal gross aus, drinnen brauche ich fast einen Kompass. Unverständlich, dass es immer Reisende gibt, die sagen in dem und dem Land kann man fast nicht einkaufen, das Angebot ist so schlecht. Also hier ist das Angebot super, ich komme lediglich mit dem Wechselkurs nicht klar. Verschiedene Reisende haben uns gesagt, dass wir als Ausländer in Simbabwe nicht mit Kreditkarten bezahlen können, und die lokale Währung nur für die Einheimischen gilt. Wir müssen mit U$ bezahlen. Okey. Wir haben sowieso ziemlich viele U$ in cash dabe, also kein Problem. Nur ist nichts in U$ angeschrieben... Ich kaufe also mal ein was mir gefällt, und gehe zu Kasse. Ich frage einfach mal aufs Geratewohl ob ich mit Kreditkarte bezahlen könne, und der nette Typ meint: aber ja kein Problem. Ich bekomme den Preis in Bonds und in U$ auf der Quittung, und werde das später mal entschlüsseln. Als ich wieder im Indy bin, meint Tinu es haben einen Parkwächter. Er hat überall einkassiert nur bei uns nicht. Wir denken, dass muss wohl so sein und er winkt uns zum Abschied. Tinu organisiert noch eine SIM Karte und los gehts. 

 

Unser heutige Übernachtungsplatz ist auf dem Hillside Camping. Ein grosser, schöner Golfplatz mit Tennisplatz und Laufstrecken. Wir werden von einem Einheimischen am Gate abgefangen, und er zeigt uns mit Stolz den Platz, die Duschen, das Restaurant etc. Er meint, Kevin der Besitzer sei grad am Golfen, komme aber nachher vorbei. Wir schauen uns im Restaurant mal die Menükarte an, und finden, dass wir heute Abend wieder mal auswärts essen könnten. Reservieren muss man natürlich nicht, wir gehen davon aus, dass wir alleine sein werden. Nachdem wir uns eingerichtet haben, ist es auch bereits Zeit fürs Essen. Wir haben ja heute das Mittagessen (Cracker und Cola) fliegend im Auto in der Kolonne gegessen. Wir hören die vielen Stimmen schon von Weitem. Bestimmt 40 Personen sind auf der Terrasse und im Restaurant und von einer Frau werden wir nett begrüsst. Sie ist nicht etwa die Gastgeberin sondern auch Gast, aber halt Stammgast. Alles Golfer die sich jeden Mittwoch auf dem Kurs treffen und dann gemeinsam Essen.

 

Kevin der Besitzer kommt uns begrüssen. Ein weisser etwa 70jähriger Typ. Super sympathisch. Fragt uns wies geht und wie der Grenzübergang war. Wir löchern ihn mit Fragen, er ist ein ideales Opfer und erzählt gerne. Also das Auto kann man jederzeit und überall alleine stehen lassen. Es ist sicher zu Fuss unterwegs zu sein, und Touristen können auch mit Bonds bezahlen. Es gibt sogar Geldwechsler, die einem bevor man an die Kasse kommt ansprechen und fragen, ob sie in Bond die Einkäufe bezahlen dürfen, und man ihnen nach dem Kassieren den Gegenwert zu einem guten Dollarkurs zurückzahlt. Kevin sagt, dass sei ein beliebter Weg an U$ zu kommen und für den Tourist ist der gute Dollarkurs auch ein Gewinn. Die einheimische Währung unterliegt einer dermassen hohen Inflation, dass Geld innerhalb einer Woche, den halben Wert einbüssen kann. Verrückt! Also es gibt viel Neues zu lernen, auch bezüglich Einkaufen. Nachdem ich mich auf dem Camping mit dem Kurs und dem Kassenzettel vom Spar vertraut gemacht habe, staunen wir nicht schlecht. Die zwei gelben Peperoni haben sage und schreibe 9 Franken gekostet. Ein Glas Nescafé 19 Stutz. Holy moly! Es scheint, dass alles was hier produziert wird, recht günstig ist, und was importiert wird hoch besteuert wird. Das werden wir uns wohl merken müssen...

9.9. Mutare - Hot Springs

 

Wir verabschieden uns von Kevin und seinem Golfplatz mit den unglaublich tollen Bäumen. Jetzt da der Frühling naht, beginnt alles zu erwachen, zu spriessen und zu blühen. Hier auf 1100 M.ü.M. ist auch im trockenen Winter genug Wasser vorhanden um Pflanzungen oder auch nur Ziergärten zu pflegen. Heute haben wir nur 90 km gute Asphaltstrasse vor uns, wir wollen zu den Hot Springs. Natürliche Thermalquellen die schön in einem Park gelegen sein sollen, wo man ebenfalls campen kann. Die Strasse ist wirklich erstaunlich gut, fast keine Schlaglöcher und wenn dann in zierlicher Ausführung. Es geht runter auf 600 M.ü.M. und wird trocken. Die Vegetation ist karg, aber zu unserer Freude recken die grossen Baobabs ihre Kronen wieder über das Buschland. Zersiedelte kleine Örtchen, aus Rondavels mit Schilfdächern oder gemauerten Häuschen bestehend und ab und zu kleinere oder grössere Kirchen von unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften. Viele Menschen sind zu Fuss am Strassenrand unterwegs und Grüssen freundlich, Kinder winken. An den Strassen und sowieso bei den Häusern ist es sauber und gepflegt. 

Wir erreichen Hot Springs, und ja was soll ich sagen? Die besten Tage waren vor 20 Jahren und sind längst vorbei, aber Gilbert der freundliche, dunkle Gastgeber meint, er würde uns hier auch campen lassen für 10 U$ anstatt für 20. Okay das machen wir. Stolz zeigt er uns "seine" Anlage, die Wasserbecken mit den unterschiedlichen Temperaturen und den Platz zum Übernachten. Er meint zudem er würde die Duschhäuser/Toiletten aufschliessen lassen, damit wir auch die nutzen können. Da wir die einzigen Gäste sind, stürzen wir uns schon mal ins Wasser und das ist wirklich angenehm. Wir lachen zwar, denn das ist der erste richtig heisse Tag - bestimmt 30 Grad - seit langem, und wir liegen in einer Therme...aber hey, man kann nicht alles planen.

 

Das Ausmass des Zustands wird bei genauerem Hinschauen aber rasch klar. Das ehemals bestimmt tolle Haus mit der Reception trägt ein eingestürztes Dach, hat eingeschlagenen Fenster und die ganze Konstruktion rostet. Das allerschärfste ist aber das Duschhaus. Helga hat in solchen Fällen in Südamerika jeweils gesagt; ach, wir hatten bestimmt schon schlimmere Duschen! Dann haben wir überlegt🤔, bis uns eine eingefallen ist, und gelacht. Aber hier, liebste Helga, hätten wir lange in uns gehen müssen...Unbeschreiblich, und die Fotos spotten dem Original!

ABER es ist trotzdem ein chilliger Platz, und warm gebadet haben wir auch wieder mal...

Nach einem gemütlichen Morgenbad wollen wir weiter zum Lake Kyle. Die Landschaft erinnert uns an Namibia. Rote Erde, trocken und einsam. Unser Indy bekommt langsam wieder die sandige Patina, aber wir sind begeistert wie dicht die Hecktüren sind. Bei den gemieteten Toyota Hilux der 2000er Jahren, war das Innere jeweils so sandig wie das Äussere. Bei Indy nicht. Super, denn wir haben ja die Rückwand der guten Lüftung und Aussicht wegen herausgenommen, und hätten sonst das ganze Krümelzeug im Bett. Nach der staubigen aber superschönen Fahrt, erreichen wir Lake Kyle. Wow! Tiefblau liegt er da, fast unverbaut weil der grösste Teil des angrenzenden Lands Naturschutzgebiet ist. Zu dieser Jahreszeit ist er umgeben von den soeben spriessenden Msasa Bäumen. Die jungen Blätter dieses Baums sind rot und werden später grün. Eigentlich genau das Gegenteil unseres Herbstes. Der See hat einen sehr hohen Wasserstand wie uns scheint, denn mittendrin ragen Bäume aus dem Wasser, die bestimmt bei Niedrigwasser auf einer Insel stehen. Wir fahren über gute Piste zum Romelda Resort, welches nebst 6 tollen Zelt-Cottages auch drei Plätze für Camper hat. Wir werden von Gottfred empfangen, der wie wir später von seinem Sohn Tambela erfahren, seit 30 Jahren Vorarbeiter auf der Farm ist. Was für ein schöner Flecken Erde. Die robusten Zelte stehen direkt am Wasser auf Plattformen, unser Platz liegt ein bisschen erhöht mit Blick auf den See, mit den allerfeinsten Duschhäuschen die man sich vorstellen kann. Im Vergleich zu gestern - es ist immer wieder spannend was der Tag bringt.

 

Wir installieren uns, und schauen uns um. Erst mal hören wir ein allgegenwärtiges Summen. Die Bäume blühen alle und die Bienen sind offenbar ziemlich beschäftigt. Zitronen-, Orangen-, Mango-, Avocado-, Bananen- und Eukalyptus verbreiten einen unwiderstehlichen Duft. Ab und zu knallt es - immer dann wenn eine der riesigen Avocados vom Baum fällt. Später kommt Dave, der weisse Besitzer der hier aufgewachsen ist, bei uns vorbei. Er arbeitet unter der Woche in Harare, der Hauptstadt, und kommt nur an den Wochenenden vorbei. Er ist Grossgrundbesitzer züchtet Rinder und Schafe und baut Weizen an. Irgendwie ist er der Enteignungswelle von damals entkommen. Da nur zwei der Zelte besetzt sind, erlaubt er uns ausnahmsweise auch die Terrasse über dem See zu nutzen, die sonst eigentlich den Lodge Gästen vorbehalten ist. Der Sonnenuntergang soll grandios sein. Wir machen uns also zu gegebener Zeit mit einem Glas Wein auf das Deck, wie hier Terrassen genannt werden, und es ist wirklich magisch. Wenn die Sonne hinter den Hügeln untergeht ist das wenig spektakulär, aber etwa eine halbe Stunde später ist die ganze Region ist goldenes rot-violett getaucht. Vielleicht wird das sogar einer der schönsten Sonnenuntergänge der ganzen Reise?

 

Eigentlich wollten wir am Morgen weiter, aber wie so oft, finden wir gerade keinen Grund von hier wegzugehen. Einen weiteren Sonnenuntergang wollen wir uns hier noch gönnen. Die anderen Gäste sind abgereist, und wir nutzen den Tag und das viele vorhandene Wasser, welches sogar durch Solarzellen aufgeheizt wird, um wieder mal Wäsche zu waschen. Das geht hier super, und bereits nach einer knappen Stunde sind die Teile knusprig. Am Abend, macht Tinu auf dem Feuer Gulasch. 😂 Schliesslich ist ja Winter - auch wenn es 30 Grad hat.

11.9. Lake Kyle - Great Zimbabwe

 

Dem Lake Kyle entlang führt eine gute, staubige Piste mit wenig Verkehr. Wir folgen ihr, sehen immer wieder Farmen, die wie wir vermuten vor der Enteignungswelle richtig ertragreich waren, jetzt aber heruntergekommen und vernachlässigt sind. Unbrauchbare Maschinen und Traktoren mit mehreren Platten Reifen, verdammt dazu vorsichhinzurosten. 

 

Wir erreichen Great Zimbabwe, die Ruinen einstiger Zeit. Wir sind die einzigen Gäste und nach dem Mittagessen schnüren wir unsere Wanderschuhe. Mit Champion, dem Guide, erkunden wir die Ansiedlung auf dem gleichnamigen Plateau, die seit 1986 als UNESCO Weltkulturerbe geschützt ist. Diese war zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert die Hauptstadt des heutigen Simbabwes und zur Blütezeit zählte sie 30'000 Einwohner. Den Reichtum der Metropole beruhte auf Rinderzucht, Goldgewinnung und Fernhandel. Zudem war die Anlage spirituelles Zentrum der Shonakönige. Künstler stellen die für Simbabwe immer noch typische Speckstein-Schnitzkunst aus, Frauen zeigen uns ihren traditionellen Schmuck und die Herstellung von "Küchenutensilien", Bauleute sind dabei die Rondavels mit Schilf zu decken - wie es auch heute noch gemacht wird. Wir bekommen einige traditionelle Tänze dargeboten und werden zum Mitmachen animiert. Aber dafür waren wir noch nicht lange genug in Afrika oder zu wenig betrunken😜. 

 

Wir verlassen Great Zimbabwe und suchen uns am Seeufer einen ruhigen Übernachtungsplatz. Wir haben keine Lust auf Campingplatz, zudem wurde uns von allen bisherigen Bekanntschaften versichert, dass frei stehen hier überhaupt kein Problem darstelle. Wir finden eine kleine schlechte Piste, die direkt zum See führt und doch gegen die Strasse, die am Abend nur sehr schwach befahren ist, mit dichten Büschen bewachsen ist. Unser Indy ist mit seiner Farbe, von der wir am Anfang nicht so begeistert waren, fast nicht auszumachen. Viel besser als der weisse Landy, mit dem wir überall sofort aufgefallen sind. Perfekt. Wir verbringen einen ruhigen Abend, lauschen immer wieder auf das Plätschern des Wassers, denn vielleicht ist die Ecke ja auch die Heimat eines Hippos oder Kroks. Aber alles bleibt ruhig und am Morgen zwitschern nur die Vögel.

13.9. Lake Kyle - Bulawayo

 

Wir sind früh wach, und machen uns bereits für uns zu unchristlicher Zeit auf den Weg. Wir haben heute über 320 km zu fahren - wir wollen nach Bulawayo. Die zweitgrösste Stadt Zimbabwes mit 750 000 Einwohnern auf über 1400 M.ü.M. Sie liegt uns gut auf dem Weg nach Victoria Falls, und soll die schönste Stadt Zimbabwes sein. Kolonialzeit sei Dank, gibt es dort die entsprechende Architektur. 

 

Im Moment läuft bei uns die Planung rollend, wir wollen die Freunde von der Seabridge Gruppe nochmal bei den Vic Falls treffen, später ergeben sich auf unserer Tour keine Berührungspunkte mehr. Sie sind so schnell unterwegs - oder wir so langsam. Auf jeden Fall ist das für uns easy zu machen, zudem sind Bea und Pit, die zwei die wir von Mauritius her kennen im Anflug retour von Madagaskar nach Südafrika. Heisst Treffen planen um vielleicht ein paar Tage oder Wochen (?) gemeinsam Namibia zu entdecken. Noch mehr Freunde haben sich von zu Hause gemeldet, dass sie Ferien im südlichen Afrika machen möchten, also noch mehr planen. Für uns zwar immer schwierig, wenn wir Termine haben, weil wir so ans spontane Reisen gewohnt sind. Aber wenn Freunde sich anmelden freuen wir uns sowieso. Dann lässt sich alles einrichten. 

 

Wir erreichen am Nachmittag das Zentrum von Bulawayo. Die Dame am Empfang des Campingplatzes mitten im Zentrum ist ein richtiges Herzchen. Sie hat weder Bock noch Interesse, heute neue Besucher zu empfangen, gibt nur zögerlich Auskunft über die Preise und was darin enthalten ist. Zudem scheint sie die Schwerarbeit, uns den Platz zu zeigen, zu fürchten. Wir kriegen sie dennoch dazu, ihren Allerwertesten aus dem Häuschen zu hieven, und uns den Platz zu zeigen, wo wir stehen können. Der Gärtner hingegen, den sie dann abkommandiert uns die Duschen zu zeigen, ist total nett und gibt gerne Auskunft. Wir sind die einzigen Gäste, bis auf drei in Käfigen eingesperrten Hunde. Zwei Schäfer und ein Golden Retriever sind in wirklich kleinen Boxen eingesperrt. Seltsam denken wir uns? Sehen aus wir Rassehunde, und sind hier ganz alleine. Der Gärtner klärt uns auf, dass drei Mitarbeiter der Polizei hier in Bungalows wohnen und das deren Tiere seien. Drogenspürhunde vom Zoll und Wachhunde für Patrouillen. Aha, deshalb sehen die so schlau aus. Wir sind auf jeden Fall gut bewacht in dieser Nacht. 

 

14.9. Bulawayo

 

Am Morgen ist es richtig kühl und bewölkt. Ein mittlerweile für uns ziemlich ungewohnter Anblick des Himmels. Tinu sitzt mit seinem ersten Kaffee in Daunenjacke und Mütze draussen, und ich erwäge sogar mir Socken überzuziehen. Bäähh! Wir haben das Gefühl, dass wir für den Stadtbummel nicht den ganzen Tag brauchen. Also machen wir uns auf, zu den grossen Supermärkten um unsere Vorräte aufzustocken. Wir wollen unsere Schränke und das Gefrierfach füllen, denn wir werden die nächsten Tagen wieder in Nationalparks oder in der Natur verbringen. Zwei Kilometer von uns entfernt finden wir einen riesigen Pick n'Pay, einen großen Food Lover und so weiter. Und obwohl wir ansonsten in der Stadt keine Weissen gesehen haben, sind hier nur Weisse beim Einkaufen. In unseren Köpfen entstehen viele gute Mahlzeiten und wir kaufen entsprechend ein. Vollbepackt verlassen wir die Shopping Mall und tanken nochmal unseren Indy auf, da wir sogar eine Tankstelle die Kreditkarte nimmt, finden. Bisher war das bezahlen mit Kreditkarte sowieso kein Problem. Alles einfach hier. Zu Hause verstauen wir erst mal unsere ganze Ware und können damit locker zehn feine Abendessen kochen, oder sollte es wieder Feuerstellen haben, auch grillieren. 

 

Nach einem kleinen Mittagessen machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Da wir umgeben von Schulen, Privatschulen und Colleges sind, reihen wir uns  auf dem Fussweg in die Massen von Schülern die gerade Schulschluss haben. Das Zentrum ist wirklich nur einen Steinwurf entfernt, aber eine Enttäuschung. Natürlich hat es zwei, drei schöne Viktorianische Bauten, nämlich die, die auf jedem Bild im Internet zu sehen sind. Aber sonst gibt es nichts zu sehen. Es hätte ein Eisenbahnmuseum, aber Museen in Afrika sind immer so eine Sache, es gibt einen Markt, aber da werden vor allem Teile aus den europäischen Kleidersammlungen angeboten, die Stadt ist eher auf der schmutzigen Seite und wir haben bald genug gesehen. Bulawayo kann man, muss man aber nicht. 

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Schöner Platz mitten im Zentrum
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16.9. Bulawayo - Tuskers Camp, Hwange

 

Für uns geht es weiter in Richtung Victoria Falls. In 260 km wollen wir bei einem Camp übernachten, welches zwar schon ausserhalb des Hwange Nationalparks liegt, aber da es zwischen dem Park und dem Camp keine Zäune gibt, können die Tiere ungehindert zu deren Wasserstelle wandern. Ein holländisches Paar mit einem Land Rover, welches im 2013 auf dem Landweg von Holland nach Südafrika gereist ist und jetzt in den Ferien ist, und ein junger Kapstädter Biologe, der im Auftrag eines Giraffenprojekts im Park arbeitet, sind hier. Sonst alles leer. Beim Einchecken am Empfang in der Lodge, haben sie netterweise nebenher erwähnt, dass am Montag eines dieser "Rollendes Hotels" erwartet wird. Wir werden also auf keinen Fall mehr hier sein😜. 

 

Direkt auf dem Platz wurde bei einem grossen Baum eine Aussichtsplattform gebaut. Man hat also eine super Sicht auf alle ankommenden Tiere und kann sie sehr gut beobachten. Wir verbringen eine Weile oben, aber am ersten Tag tut sich da nix. Ein paar Vögel, ein paar Huftiere. 

Der Biologe meint, dass es etwa 1200 Giraffen in der Region gibt und 20 - 30'000 Elefanten. Wie in vielen National Parks in Zimbabwe und Botswana, ist die Elefantenpopulation dank Artenschutz in den letzten Jahren stark gestiegen. Zum Nachteil der anderen Tiere und der Vegetation. Wo Elefanten lang gehen, wächst im wahrsten Sinne des Wortes kein Baum mehr. Sie zerstören einfach alles, und für die anderen Tiere gibt es dann zu wenig Busch- und Blattwerk. So auch hier im Hwange. Da sich Tiere im Allgemeinen nur dann vermehren, wenn genug Futter im Angebot ist, stagniert im Hwange die Giraffenpopulation. 

 

Roddick, der dunkle Camp Houst, bringt uns am Abend Holz und macht sogar für uns Feuer. Das hätten wir schon selber geschafft, aber er nimmt das als Teil seines Jobs wahr. Sehr nett. Er braucht nur eine Handvoll dürres Buschgras und mit einem einzigen Zündholz, brennt das ganze Holz lichterloh. Es ist knochentrocken, jetzt am Ende des Winters. Toll wieder im Busch auf dem Feuer zu kochen, allerdings schon etwas ungewohnt, dass das Camp nicht umzäunt ist. Bei uns in Europa sind die Tiere im Zoo hinter den Zäunen, in Namibia sind die Camps eingezäunt und die Tiere frei, und hier in Zimbabwe hat es gar keine Zäune mehr. Es heisst also, ab und zu über die Schulter schauen, ob da nicht irgendwelche Augen auf uns gerichtet sind. Obwohl wir am Ankunftstag fast keine Tiere gesehen haben, ist es ein toller Platz und wird noch besser, weil am Morgen die Holländer abreisen. Es ist ihnen zu langweilig, wenn es nichts zu sehen gibt. 

 

Kaum sind die zwei weg, bummelt die erste durstige Giraffe zum Wasserloch. Es ist schon ein Krampf bis die sich in Position gebracht hat, um mit ihrem Maul das Wasser zu erreichen. Die beiden Kroks im Wasserloch beäugen das Ganze genau, allerdings ist eine Giraffe für ein Krokodil doch zu gross. Eine ganze Affenbande mit ihren Jungen tummelt sich ebenfalls neuerdings am Wasser, die lassen aber Vorsicht walten. Zu einfach kann man als Affe im Handumdrehen zu Futter werden. Etwas später tröten die ersten Elefanten durstig zum Wasserloch. Auf den letzten Metern rennen sie regelrecht und die Kleinen beginnen natürlich sofort zu spritzen und zu plantschen. Aber der Durst der Grossen ist offenbar riesig. Sie halten sich eine Weile am Wasserloch auf und bummeln nachher gemütlich weiter. Toll, all die Tiere hier nacheinander vorbei pilgern zu sehen. Roddick erzählt uns, dass hier manchmal Elefantenherden mit über 200 Tieren rasten. Sogar bis zu 500 Büffel haben sie schon in diesem Tal gesehen. Über die grösste Hitze am Nachmittag kehrt etwas Ruhe ein, aber schon am frühen Abend, kommt die nächste Elefantenherde ans Wasser. Wir beschliessen noch eine Nacht zu bleiben, denn die Meute mit dem rollenden Hotel kommt ja erst am Montag. Leider erweist sich der Sonntag als richtig laaaahhhhmer Tag. Ausser ein paar Vögeln, einem Wildschwein und ein paar Huftieren - tote Hose.