top of page
Bildschirmfoto 2025-04-15 um 14.00.37.png

IRAK:   Der Irak hat 45 Mio. Einwohner davon   

              leben 7.5 Mio. in der Hauptstadt

              Bagdad.

             Das Land ist etwa 10 x grösser als die 

             Schweiz

              97% der Iraker sind Moslem

  • Die Flüsse Euphrat und Tigris wurden schon in der Bibel beschrieben und gaben der Region  den Namen Mesopotamien (Zweistromland). Hier entstanden rund 4000 Jahre vor Christus die ersten sogenannten Hochkulturen. Der Irak wird darum auch oft als „Wiege der Zivilisation“ bezeichnet.

  • Der Irak ist offiziell eine Parlamentarische Republik und ein demokratischer Staat. Die politische Lage ist aber sehr schwierig, da es viele verschiedene Gruppen gibt, die sich bekämpfen. In den letzten dreißig Jahren gab es immer wieder heftige Kriege im Land. Ab 2014 verbreitete die Terrorgruppe "Islamischer Staat“ (IS) Angst und Schrecken. Sie wollte mit großer Brutalität die Macht an sich reißen und einen eigenen Staat gründen. Heute ist der IS besiegt, es gibt aber immer noch kleine Gruppen von Kämpfern, die eine ständige Gefahr für den Frieden im Land darstellen.

  • Der Irak ist zweigeteilt. In den südlichen Teil "Federal Irak", und in die autonome Region Kurdistan. Beide haben eigene Bildungssysteme, eigene Verwaltungen und natürlich eine eigene Regierung.

  • Die Schrift hat ihren Ursprung im Irak

 

  • Das Land verfügt über die fünftgrößten nachgewiesenen Ölreserven der Welt

  • Die meisten Menschen arbeiten in der Landwirtschaft, allerdings sind über 50% der jungen Bevölkerung arbeitslos.

 

  • Neben den bekannten Wüstenregionen gibt es im Irak auch fruchtbare Ebenen, Gebirgsregionen und üppige Sumpfgebiete.

  • Die irakische Küche ist vielfältig und köstlich und spiegelt die reiche Geschichte des Landes und seine vielfältigen kulturellen Einflüsse wider. Sie kombiniert Aromen und Techniken aus der alten mesopotamischen Zivilisation sowie persische, türkische und levantinische Traditionen, was zu einer einzigartigen und schmackhaften kulinarischen Tradition führt.

Bildschirmfoto 2025-04-15 um 20.27.01.png

Der südwestlichste Teil des Irak gilt nicht als sicher. Die IS hat bis 2017 in dieser Region die Oberhand gehabt, wurde dann allerdings von der irakischen und der syrischen Armee vertrieben. Kleine Splittergruppen sind noch aktiv. Für uns heisst das, dass wir nicht autonom nach Bagdad fahren dürfen. 

Es gibt täglich einen Konvoi dem man sich anschliessen kann/muss, Militärfahrzeuge und Soldaten begleiten den Konvoi je nach Sicherheitslage bis kurz vor Bagdad. Wir werden also an einem Tag den Border Run für die beiden Grenzen erledigen, dann direkt an der Grenze übernachten und am nächsten Morgen, wenn alles klappt, mit den Militärfahrzeugen die lange Strecke bis nach Bagdad angehen. Dies dauert in der Regel 10 - 14 Stunden, denn es hat etwa 30 Checkpoints.

27.4.25 Boarder Run Jordanien - Irak

Am Abend ist unsere Gruppe bei unserem Übernachtungsplatz auf total 5 Fahrzeuge und 8 Personen angewachsen. Ein belgisches Paar, Laura und Damien, zwei deutsche Fahrzeuge mit je Anna und Frank und wir beiden Schweizer Paare. Wir plaudern, verabreden uns für den nächsten Tag und wollen die Grenzen gemeinsam angehen, und natürlich auch den Konvoi. 

 

Am Morgen brechen wir um 7.45 Uhr auf und fahren die paar Kilometer zur Jordanischen Grenze. Es hat doch einige Privatfahrzeuge die bereits am Gate stehen, die Schlange der geparkten Laster ist nur etwa einen Kilometer lang. Wir überholen die Laster und als erstes machen die Grenzer mal ein Fass auf wegen unserer Rückfahrkamera. Obwohl sie sehen, dass wir ja nur das hintere Fahrzeug im Monitor haben, bestehen sie darauf, dass wir sie demontieren. Machen wir natürlich, dann geht es weiter. Foxtrail an der Jordanischen Grenze. Es gilt in nützlicher Frist alle Stempel und Zettel zu bekommen, die einem zur Ausreise berechtigen. Klingt einfach, und an diesem Punkt glaubt man noch Jordanien sei eventuell gut organisiert, was vielleicht auch ein bisschen personenabhängig ist. Wir müssen nämlich gesamthaft 5 mal zum gleichen Schalter zurück, der natürlich in einem anderen Haus ist als alles andere, um am Ende alles bezahlt, alle Zettel bekommen und alle Stempel gesammelt zu haben. Immer zum gleichen Typen. Es ist wieder mal Administrationsirrsinn. Nach diesem Gebäude, trifft sich unsere Gruppe und bei jedem wurde am Ende alles anders verrechnet, anders gestempelt und zu unterschiedlichen Preisen. Man muss es nicht verstehen. Die einen haben dann auch Diskussionen bei der Ausfahrt, weil halt wieder ein Zettel oder eine Quittung fehlt. Wir brauchen total eineinhalb Stunden bis wir aus dem Gate fahren, in Saudi oder so, muss man für das gleiche Prozedere nicht mal aus dem Auto aussteigen und das Ganze dauert zehn Minuten. Aber so werden Arbeitsplätze erhalten und gerechtfertigt und sie waren alle nett und korrekt und das ist ja auch was. 

 

Wir verlassen das schöne Land Jordanien also nach zwei Monaten und machen uns auf, in Richtung Irak. Um 10 Uhr morgens starten wir den Border Run. Der erste Grenzer ist nett, kann natürlich wie alle kein Englisch, da kommt ein Typ in Uniform und spricht uns in perfektem Deutsch an. Er war lange in München - super. Er erklärt uns die ersten Schritte, und wir landen bei einem Mini-Schalter wo sich zwei ältere Iraker mit einem PC abmühen. In Zeitlupe versuchen sie den Informationen aus unserem Fahrzeugausweis Herr zu werden, dann das Ganze noch elektronisch zu erfassen. Aber auch sie sind nett...

 

Den Fahrzeugscanner dürfen wir überspringen, denn unser Auto ist zu hoch. Es geht direkt zur Fahrzeuginspektion, die wir nach etwas Herumgekurve auch finden. Drei Mann und ich, sind gleichzeitig im Indy um den Inhalt der Schränke zu prüfen. Dann wird es kompliziert. Und am Ende, wir sprechen hier von sechs Stunden später, sind wir alle fix und fertig. Stempel, Unterschriften, Fingerabdrücke und Gesichtsscanner, Versicherung, SIM Karten und noch mehr Stempel und Unterschriften, Kopien von den Kopien, das administrative Prozedere findet seinen Höhepunkt, gerade als wir meinen, wir würden doch noch am frühen Nachmittag fertig und könnten zumindest einen Teil der Strecke noch heute fahren, genau da kommt uns die Mittagspause in die Quere! Wir fragen wie lange, denn alle Schalter schliessen! 15 sagt einer. Da denken wir noch 15 Minuten, also wie für das Mittagsgebet, bis uns sehr viel später ein Licht aufgeht; der meinte 15 Uhr. 

 

Wir sind also fast zwei Stunden verdammt zum Nichtstun, gleichen mal alle unsere Papiere ab und finden erhebliche Differenzen. Dem müssen wir noch auf den Grund gehen. Später stellen wir fest, dass einfach geschlampt wurde. Anstatt auf fünf gelbe Zettel, wurde nur auf deren drei unterschrieben, wenn man es dann merkt, weil einem ein anderer Beamter wieder zurück zum Start schickt, dann bekommt man niemals eine Entschuldigung oder zumindest ein Nicken oder Eingestehen, sondern nur wie in diesem Fall die fehlende Unterschrift. Es ist zum Verrückt werden. Irgendwann, viiiiieeel später, haben wir alles zusammen, aber um 16 Uhr kann man nicht mehr losfahren. Dann wird es bald dunkel und wie sie sagen, wird die Strasse geschlossen. Jedenfalls sind wir mit dem Konvoiführer morgen um 7 Uhr verabredet, und wir werden sehen, wer alles und wann da ist.

 

Aber bereits eine Stunde später, als wir gerade alle gemütlich vor den Autos sitzen und das Erlebte verdauen, kommt einer und beordert uns mit google Translate mit allen Papieren zum Chef. Sofort. Etwas irritiert packen wir alle unseren anwachsenden Papierstapel und bummeln ins Office. Der nette "Chef", der auch am Nachmittag vor lauter Plaudern immer wieder was vergessen hat, will all unsere Versicherungsausweise für die Autos, die CdP und den Fahrzeugausweis. Er schickt einen Unterstellten los um die Papiere zu kopieren, obwohl das eigentlich auch am Nachmittag bereits hätte gemacht werden können. Dann meint er, so bräuchten wir am Morgen nur noch im Gebäude der Visa den Gate Pass abholen und könnten direkt losfahren. Klingt gut. Aber erst um acht, wie er sagt. Vorher ist das Gate geschlossen.

28.4.25 

 

Gut ausgeruht erwachen wir am Morgen und treffen uns um 8.00 Uhr wie vereinbart um nur noch den Gate Pass abzuholen. Weit gefehlt. Es werden Fotos von allen Papieren gemacht, dann die Autos wieder und wieder fotografiert, dann müssen wir wieder zum Boss ins Hauptgebäue, der kopiert auch noch was, dann bekommen wir etwa nach einer Stunde hin und her Gerenne den Gate Pass und können endlich los. Etwa nach 400 Metern, kommen wir zu einem Gate, zücken den Gate Pass - und müssen aussteigen. Papiere zeigen. Alle Papiere werden fotografiert. Erst mit einem Tablet später noch mit einem Telefon. Vieles wird kopiert. Es ist nur ein Mitarbeiter an diesem Posten, und der nimmt sich mega wichtig. Striegelt immer wieder sein Haartransplantat und seinen kunstvollen Schnurrbart. Plustert sich auf...

 

...Verlässt aber das Office immer wieder um einheimische Personenwagen zu kontrollieren und deren Gepäck zu durchwühlen. Bei Frank, der als erstes im Büro war, dauert das schon mal eine halbe Stunde. Bei uns ein Vielfaches länger, weil er immer wieder sein Zeug liegen lässt um auf einen Schwatz nach Draussen zu gehen oder ein Fahrzeug zur checken. Es ist zum Verrücktwerden. Als er endlich wieder kommt, macht er von allem noch Kopien. Und das für fünf Fahrzeuge. Mittlerweile ist es nun schon wieder Mittag, zum Glück nicht allzu heiss, und wir dürfen weiter. Jippie! Nach weiteren 200 Metern kommt das nächste Gate. Hier kommt nun der Gate Pass zum Zug. Wird fotografiert, kopiert es werden Fotos von den Autos gemacht, einige Autos nochmal innen kontrolliert und so weiter und so fort. Nach viereinhalb Stunden nochmal an der Grenze können wir endlich los. Ein paar Meter, schon steht die erste Eskorte bereit.  Ein uralter gepanzerter Wagen, mit sehr netten Soldaten soll uns wohl übernehmen. Alle Autos werden fotografiert, Pässe den Autos zugeordnet, dann Sefies und zum Glück haben die in der Wüste kein Kopiergerät...

Das Fahrzeug lässt uns in einer Linie aufstellen und fährt los. Etwa 3.5 km. Dann meinen sie wir könnten jetzt selber weiterfahren. Oh, super. Denn mit den gefahrenen 50 km/h wären wir wohl lange nicht in Samarra angekommen. Wir verabschieden uns also, wieder im Besitz unserer Pässe und fahren los. Die Strasse ist sehr gut und fast leer. Ab und zu kommen ein paar Laster aber ansonsten gehört die zweispurige Strasse uns. Um es ein bisschen abzukürzen: Wir fahren in 8 Stunden 400 km, immer wieder mit neuen Eskorten, passieren 20 Checkpoints, an denen immer die Autos fotografiert und die Pässe kontrolliert werden und kommen am Abend spät in einem Kaff namens Al Ramidi an.

 

Wir sagen am Checkpoint, dass wir übernachten wollen und nicht mehr im Dunkeln weiterfahren. Wir seien alle müde und hungrig. Wir wären mit einer nahen, grossen Tankstelle einverstanden. Sie leider nicht. Es wird also wieder ein Spezialfahrzeug, welches uns durch den grossen Ort voraus fährt organisiert, bestimmt eine halbe Stunde kurven wir durch den ziemlich hübschen und aufgeräumten Ort am Euphrat. Der Konvoi hält direkt an der Corniche des Euphrat, bei einem Posten einer SWAT Einheit und diverser Polizeiposten. Besser bewacht haben wir wohl noch nie übernachtet. Die Soldaten sind super nett, wollen uns noch Food und Wasser organisieren, aber wir sind für den heutigen Tag bedient. Zu Froschgequake schlummern wir also alle ein, und hoffen, dass wir morgen alleine weiterfahren können. 

29.4.25 

 

An einem schönen Seitenarm des Euphrats gibt es für uns also den ersten Kaffee des Tages. Wir besprechen mit den mittlerweile gut vertrauten Reisegspähnli wer jetzt wohin fährt, und wo man sich eventuell am Abend treffen könnte. Aber wir haben die Rechnung ohne das Militär gemacht. Natürlich werden wir weiterbegleitet. Wir haben das Gefühl mittlerweile ein Super-VIP-Treatment zu bekommen, denn die Männer in Uniform haben immer breitere Schulterabzeichen und die Anzahl der Streifen nimmt zu...Neuerdings haben wir ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht welches uns voraus fährt. Wir brauchen alle Diesel, welcher aus irgendwelchen Gründen im Irak schwer zu bekommen ist. Viele Reisende nehmen endlos Kanister mit Reservediesel mit, wir nicht. Haben das Gefühl es muss irgendwo Diesel zu bekommen sein, das hat ja sogar im Iran geklappt... Wir fragen unsere Begleiter ob es eine Möglichkeit gibt Diesel zu bekommen. Ja klar. Sie fahren uns also voraus und bringen uns an eine grosse Tanke. Für alle Fahrzeuge gibt es ein paar Liter, nur die ganz grossen Tanks der Laster können nicht ganz gefüllt werden. Wir sind mit unseren 41 Litern zufrieden, und haben damit fast einen vollen Tank. Sollte also reichen bis in die Türkei, allerdings ist das Tanken in Kurdistan, wie wir gehört haben, kein Problem und diese Grenze erreichen wir bereits in etwa 400 km. Wir haben uns nämlich alle gegen Bagdad und für Samarra entschieden. In Bagdad sind in den nächsten Tagen über 40° gemeldet, dass ist in einer Stadt mit fast 8 Mio. Einwohnern einfach zu viel.

 

Im Konvoi geht es nun über eine schmalere Strasse weiter, viele Laster sind unterwegs, es ist etwas mühsamer vorwärts zu kommen, denn unser Konvoi kann natürlich einen langsamen Laster so nicht überholen. Mittlerweile ist es zu einem Nachteil geworden in einer so grossen Gruppe zu reisen. Einzelne Fahrzeuge lassen sie offenbar eher auch mal alleine fahren. Wir kennen nämlich niemanden der sooo lange mit Konvoi unterwegs war. He nu, wir haben immerhin eine lustige Truppe, und falls einer mal die Nerven verliert, wird er durch die anderen mit Galgenhumor aufgefangen. So geht es auch heute den ganzen Tag weiter. Immer wieder Checkpoints, alles von Vorne, Pässe kopieren, Autos fotografieren, schwatzen, Selfies etc. Wir versuchen immer wieder zu erklären, dass wir ab jetzt auch sehr gut und gerne alleine fahren können, aber davon wollen sie nichts hören. An einem der letzten Checkpoints fragt Damien, ob die Fahrzeuge die nach Mosul wollen und nicht nach Samarra, bei der Verzweigung auf der Autobahn, den direkten Weg einschlagen könnten? Vielleicht wurde er nicht richtig verstanden, vielleicht hatte dieser Soldat auch nicht die Kompetenz, der sagt auf jeden Fall ja, was wir alle so verstehen, und somit steigt auch unsere Hoffnung, dass wir bald entlassen werden. Sie hupen zum Abschied und vielleicht, ihr Lieben, sehen wir uns in Kappadokien. Würde uns freuen. 

 

Beim nächsten Checkpoint merken die Soldaten im ersten Fahrzeug auf einmal, dass nicht mehr alle Fahrzeuge hinter ihm herfahren. Sie sind ausser sich. Haben Touristen verloren - für sie ein totales No go. Da gab es wohl irgend ein Missverständnis. Es ist halt für uns auch schwierig, wir wissen nie wer wirklich was zu Sagen hat, die Verständigung ist extrem schwierig auch mit Google Translate, zudem werden wir alle paar Kilometer weitergereicht, es ist ein bisschen wir beim Telefonspiel. Die Nachricht die der erste bekommen hat, hat mit der letzten nicht mehr viel zu tun. So ähnlich ist es hier auch. Jedenfalls stehen wir also wieder mal herum, die Eskorte macht sich offenbar auf den Weg die anderen zu suchen, aber etwa nach einer halben Stunde kommt für uns ein anderes Fahrzeug. Wieder fährt es voraus, diesmal direkt bis zum Spiralminarett der grossen Moschee, wo uns der Polizist versichert, dass wir auf dem total vermüllten Parkplatz übernachten dürfen, aber dass die Moschee leider geschlossen ist. Das ist für uns total in Ordnung. Nur ein paar Minuten später kommt der nette Schichtleiter des Militärs und öffnet für uns das Tor zur Moschee. Wir dürfen sie von aussen anschauen und Fotos vom machen, Innen ist sie geschlossen da sie renoviert wird. Wir bedanken uns, und er meint, wir könnten auch die Fahrzeuge holen und gut bewacht direkt bei der Moschee stehen. Das ist ein tolles Angebot, denn der Platz ist richtig schön sauber, es hat Gras vor den Autos, was es weniger staubig und heiss sein lässt und so zügeln wir noch ein letztes mal an diesem Tag unsere Fahrzeuge. Natürlich kommt unser Polizeifahrzeug, welches uns über die Nacht bewachen soll auch mit. Die Typen der Nachtwache sind leider etwas mühsam. Sie wollen dauernd etwas von uns, mal Kaffee, mal kalte Getränke und eigentlich wollen sie Geld. Was wir natürlich ablehnen. Wir sagen einfach wir hätten noch keines, weil wir gerade eingereist sind und bisher nur im Konvoi unterwegs waren. Was ja eigentlich sogar stimmt. 

 

Die grosse und unkontrollierte Hundemeute hält uns alle lange wach. Aber irgendwann wird es morgen, der Dicke General wie wir ihn nennen, will schon wieder Kaffee, was Tinu ablehnt mit der Begründung ich sei noch am schlafen...Übrigens fehlen am Morgen Tinus Lieblingsflipflops die er vor der Tür gelassen hatte. Aber darauf angesprochen meinen die Wächter, es hätte halt viele Hunde. Die irakischen Hunde klauen Schuhe offenbar immer paarweise...🤣Die Iraker sind nicht alle gleich sympathisch...

30.4.25

 

Am Morgen sind wir also guter Hoffnung, nach Abholen der Pässe am Checkpoint alleine weiterfahren zu dürfen. Leider nein. Wir werden wieder ins Schlepptau genommen, und es wäre jetzt dann langsam auch mal gut. Wir beschliessen beim nächsten Checkpoint, den Soldaten zu verstehen zu geben, oder es zumindest zu versuchen, dass wir jetzt gross genug sind und uns deshalb alleine fortbewegen können. Als ob sie es geahnt hätten, halten sie an, als wir auf der richtigen Autobahn eingefädelt sind. Sie steigen aus und verabschieden sich. Winken uns einfach durch! Wir können es kaum fassen. Wir bedanken uns und sich erleichtert. Sie waren alle sehr nett und um unsere Sicherheit bemüht. Für uns was es eine Lektion in Geduld, und dass man sich manchmal einfach in eine Sache hineingeben muss. Schliesslich und schlussendlich können wir die Sicherheitslage des Landes überhaupt nicht einschätzen. Gerade jetzt, mit dem Machtvakuum in Syrien, ist es ja durchaus möglich, dass die IS versucht, sich wieder auszubreiten. Aber geteiltes Leid, war halbes Leid und diese Reise wird uns alle bis in alle Ewigkeit in Erinnerung bleiben. Und hey: in Zukunft kann uns keine Grenze mehr was. Denn die ist nicht zu toppen! 

 

 

 

Wir verabschieden uns von den anderen beiden Fahrzeugen, und vereinbaren uns am Abend, wenn alles normal läuft, in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan, zu treffen. Zügig kommen wir nun auf der guten Strasse voran und machen Mittagshalt in Kirkuk. Eine grosse Stadt mit einem noch grösseren Markt. Wir parken den Indy unter schattigen Bäumen und bummeln zum Markt. Wow, gleich zu Beginn der Geflügelmarkt. Eine Herausforderung für die Synapsen bei 37°. Dann tolles, superfrisches Gemüse und Früchte, Haushaltartikel und Esswaren, Batterien und Schminkzeug, Schuhe und Bonbons, Singvögel und Nüsse - alles was der Kirkuki halt so zum Leben braucht. Ein toller Markt, und irgendwie das erste was wir wirklich vom Irak sehen. Zudem essen wir in einem ganz kleinen Laden die alleeallerallerbesten Falafel ever!

Anm. der Redaktion: Diese Abfolge ist bestimmt nicht chronologisch korrekt und vieles wurde nicht erwähnt, weil es einfach den Rahmen sprengen würde. Fakt ist: wir haben für die Grenze und die 581 km etwa 3 Tage gebraucht, 30 Checkpoints passiert, etwa gleich viele verschiedenen Eskorten bekommen, aber alle Soldaten waren korrekt, die meisten sehr nett, die Strassen gut, es gab Diesel, wir konnten unterwegs übernachten und niemand hatte auch nur einen Kratzer am Fahrzeug. Alles gut!

Nach der Mittagsstärkung geht es nochmal etwa 90 km weiter bis Erbil. Da es sich bei Kurdistan um eine autonome Region handelt, gibt es etwas wie eine Landesgrenze. Die Kolonne der wartenden Autos ist lang, aber es geht recht zügig vorwärts. Wir werden von einem netten Soldaten in perfektem Englisch an die Seite gewunken. Pässe abgeben und bei einem kleinen Schalter warten, bis die Daten erfasst sind. Während wir warten, betrachten wir die Grenze. Es ist, als würden wir aus grosser Höhe direkt aus Arabien nach Europa fallen. Die Grenze ist sauber, es hat Blumenbeete, alle sprechen Englisch und ich sehe sogar einen Soldaten, der ein Fitzelchen Papier zu einem Container bringt - wann hatten wir das zum letzten mal gesehen! Der nette möchte noch ins Innere des Autos sehen, dann dürfen wir weiter. Welcome to Kurdistan!

 

Die Felder sind hier grüner und üppiger als im kargen Nachbarland Federal Irak, wir treffen auf grosse Schafherden, neue Autos und nette Menschen. Am späteren Nachmittag erreichen wir Erbil, die Hauptstadt. Edith und Pit sind schon da, und auf dem grossen Parkplatz wo sie stehen, wird offenbar alles für ein Festival aufgebaut. Es ist recht laut und sonnig, wir wollen schauen ob wir noch einen besseren Platz finden. Denn für zwei oder drei Nächte, muss es schon nett sein. Wir finden am anderen Ende des Platzes, direkt beim Parkeingang schattige Bäume, und sehen ein WoMo aus Dubai. Und was für eines. Natürlich lernen wir den Besitzer kennen. Das Paar ist auf dem weg zum Nordkapp! Cool. Am nächsten Tag schenken uns die beiden noch ein paar Kilo Datteln von ihrer eigenen Farm, wie nett ist das denn!

 

Wir zügeln auf jeden Fall die Autos, später kommt auch Frank mit seinem Laster dazu. Am Abend bummeln wir ins nahe Zentrum von Erbil. Gefällt uns super. Ein authentischer, grosser Bazar, übrigens einer der ältesten der Welt. Er stammt aus dem 8. Jahrhundert genau wie die Zitadelle, die über dem Stadtplatz tront und momentan leider restauriert wird. Man sagt, die Zitadelle sei der älteste durchgehend bewohnte Ort der Welt, und natürlich ist das alles Weltkultur Erbe der UNESCO. 

2.5.25 Erbil - Mosul - Grenze Türkei

 

Da sich auch heute auf unserem nahen Festivalgelände nichts oder nur wenig tut, beschliessen wir zu fahren. Packen also unsere sieben Sachen und fahren durch den ruhigen Morgenverkehr in Richtung Mosul. Nur ca. 80 km trennen uns von der Stadt weiter nördlich. Und wiederum Checkpoint um Checkpoint. Unfassbar, manchmal nur wenige Kilometer auseinander, müssen wir mit dem Pass in ein nahes Gebäude, wo er wieder und wieder eingescannt wird, manchmal braucht es noch andere Papiere, aber es dauert alles unendlich lange. Der Himmel ist gelblich eingetrübt vom fernen Sandsturm, und dunkle Wolken tauchen die ganze Gegend in ein düsteres Licht. Echt irgendwie spooky. 

 

Wir kommen also in den Dunstkreis von Mosul, der Hauptstadt des Kalifats. Im 2014 wurde vom Führer des Islamischen Staates dessen Gründung aus der grossen Moschee verkündet. Damit begann in der Region die Schreckensherrschaft der Terrormiliz IS. Während dreier Jahre wurde die Region komplett von den Fanatikern unterdrückt, zum Beispiel stand auf die Nutzung des Internets die Todesstrafe, viele Menschen und ganze Familien verloren ihr Leben und ihre Lebensfreude. Um die Ausweitung des IS zu verhindern, zerstörte die US-Luftwaffe alle fünf Brücken. Nach der Rückeroberung der Stadt durch irakische und US-amerikanische Streitkräfte blieben nur Schutt und Asche. Immer noch gleicht das Zentrum einer Geisterstadt. Es stehen nur noch Ruinen, Wege sind gesperrt wegen gefürchteter Minen.

 

Es herrscht ein ganz spezieller Groove bei den Menschen. Sie sind uns Fremden gegenüber eher unfreundlich und abweisend. Über viele Kilometer ist jeder freie Quadratmeter Boden mit Bauschutt zugeschüttet. Die Überreste der zerbombten Häuser mussten ja erst weggeräumt werden, bevor neues aufgebaut werden konnte. Also musste der Schutt irgendwo hin, wo er mit möglichst wenig Aufwand aus dem Weg war. Es sieht trist aus. Viele der noch stehenden Häuser haben unzählige Einschusslöcher, einige sind eingestürzt oder wie nach Erdbeben verzogen und verlassen. Bereits etwa 10 Kilometer vor Mosul beginnt diese Tristesse. Wir ändern unsere Pläne und verlassen Mosul auf direktem Weg in Richtung türkischer Grenze. Diese erreichen wir, wieder nach einigen Checkpoints am späteren Nachmittag. 

Wir sind unentschlossen ob wir entgegen unserer Regel den Border Run jetzt am Abend noch machen sollen, obwohl wir einheitlich schon müde sind, oder doch mal eine Nacht schlafen und direkt am Morgen an die Grenze rollen wollen. Diesel zu tanken, kostet uns nochmal fast eine Stunde, es ist unmöglich irgendwo mit Kreditkarte zu bezahlen und ATMs sucht man in Kurdistan vergebens. Bei einem netten Tankwart dürfen wir Diesel mit US Dollars bezahlen, den Liter zu 60 Rappen, somit ist die Sache zumindest geregelt und nach einer kurzen Pause, machen wir uns auf zur Grenze. Die Lasterkolonne ist lang, aber wir passieren sie und kommen an eine ziemlich leere Grenze. Ein paar Fahrzeuge sind vor uns an der Reihe, aber wir dürfen direkt zu Schalter drei. Jawoll, hier hat eine pfiffige Seele die Schalter nummeriert. Was für ein Einstein - wir bedanken uns an dieser Stelle. Ein Typ spricht uns in perfektem Deutsch an! ist in Deutschland aufgewachsen und nun zurück in der Heimat Kurdistan. Unser Border Rum steht also unter einem guten Stern, er macht kurz die Passagierliste, welche eigentlich durch uns hätte erstellt werden müssen (also unsere beiden Namen in einer Tabelle mit Passnummer), erfasst unseren Fahrzeugausweis und schickt uns zu Office 2. Dort muss man eigentlich 3000 Iraki Dinar bezahlen, wir bezahlen 2000, dafür sucht er vergebens ein Papier welches wir nicht haben. 

 

Er nimmt also unseren gelben Zettel voller Stempel von der Einreise und unser Carnet de Passage. Nun meint er, wir müssten erst noch im Office gegenüber die 43000 bezahlen, wir haben aber kein Geld mehr. U$ werden nicht angenommen aber auf dem Gelände gibts eine Bank. Wir bekommen also das Carnet zurück, und machen uns auf die Suche nach der Bank. Ein netter LKW Fahrer sagt uns, wie wir sie finden, und tatsächlich ein netter Typ wechselt uns den entsprechenden Betrag. Zurück beim Office bezahlen wir unseren Obolus, bekommen eine Quittung und gehen zurück auf Feld zwei. Der ist jetzt zufrieden und lässt uns von dannen ziehen. Auf unsere Frage, ob das Carnet nicht abgestempelt werden müsse (und das muss es auf jeden Fall!!), nimmt er es wiederwillig entgegen und knallt einen Stempel rein. Wir sind also entlassen und fahren durch leere Korridore bis zu einem grossen Gebäude, wo sogar Duty Free dransteht. Also rein und anstehen beim ersten Schalter, da bekommen wir zwei kleine Kärtchen, mit denen sollen wir einen Schalter weiter. Der sieht unsere Pässe und knallt die Stempel rein. Macht eine faltige Stirn und blättert hin und her in unseren Pässen. Dann ruft er den Mann mit den Kärtchen, der kommt uns abholen und bringt uns zurück in sein Office. Offenbar gibt es ein Problem. 

 

Wir harren der Dinge die da kommen, und sie kommen in Form eines grossen geschniegelten netten Typen, der uns in sein schickes Office mitnimmt. Er schaut immer wieder in den Computer, fragt mehrmals ob wir zwei Fahrzeuge haben, was wir jedes mal verneinen. Er macht ein langes Telefongespräch von welchem wir natürlich nix verstehen, und fragt uns nach einem Blatt - welches wir nicht haben. Wir wissen nicht welches er meint, wir zeigen alle Papiere in unserem grossen Stapel, aber das Gesuchte ist nicht dabei. Tinu hat glücklicherweise (einmal mehr) alle Papiere fotografiert, und zeigt sie ihm - und siehe da! Er sucht das gelbe Blatt voller Stempel, welches uns der Typ ein paar Büros zuvor abgenommen hat und nicht mehr zurückgegeben hat. Echt jetzt. Er meint, das gelbe brauche er immer. Und nur er. er findet aber auf dem Foto von Tinu, die gewünschte Nummer, gibt sie in seinen Computer und fragt nochmal nach unserem zweiten Auto - welches wir immer noch nicht haben. Dann erklärt er uns das Dilemma. Es gibt Stempel für die Pässe für Fahrzeughalter und -fahrer wie Tinu, und es gibt andere für Passagiere. Die Hirsche an der irakischen Einreisegrenze haben aber bei uns in beide Pässe einen Stempel für Fahrzeughalter geknallt. Die konnten wirklich gar nichts richtig machen... Das Problem hat sich also aufgeklärt und wir werden mit den besten Wünschen entlassen. 

 

Weiter geht es wieder mit dem Indy, noch eine Fahrzeugkontrolle mit sehr netten Männern die das Innere begutachten und toll finden. Dann ist es endlich soweit. Und tschüssssss Irak. Wir kommen eventuell nicht wieder. Mann war das alles kompliziert.

 

Wir fahren also über den Tigris und kommen auf der türkischen Seite an. Als erstes kommt mal ohne Vorwarnung eine Desinfektion des ganzen Autos. Zum Glück haben wir den Sprühnebel beim Vordermann gesehen und gerade noch die Fenster schliessen können. Dann gehts weiter zu einem Schalter für das Fahrzeug - Carnet de Passage hat sich nun glücklicherweise erledigt. Denn irgendwie weiss keiner so recht, wofür das eigentlich gut ist. Es geht jetzt recht zügig, aber am Ende stolpern wir noch fast über den Versicherungsnachweis fürs Auto. Den haben wir nämlich nicht, denn das passiert ja heute alles elektronisch. Das Auto ist angemeldet, die KFZ Nummer wurde uns zugeschickt, aber der Versicherungsausweis noch nicht gemailt. Die die wir dabei haben sind natürlich abgelaufen, aber Tinu hat die Bestätigung elektronisch und zum Glück funktioniert das irakische Internet noch, so kann ers abrufen. Also kurz vor knapp nochmal etwas Adrenalin im Blut, aber dann hey: Welcome to Turkiye! 

 

Für einen kurzen Schlenker in den Duty Free Shop reicht unsere Energie gerade noch. Dann fahren wir nach Silopi, wo es bei einem Park einen sehr guten Übernachtungsplatz hat. Mit Bürokratie sind wir für die nächste Zeit durch und Grenzen haben wir auch genügen gehabt. Wir stossen mit einem Glas Rotwein auf unser Abenteuer an - denn das ist Reisen. Urlaub geht anders. 

 

Wir sind kaum angekommen, hält ein junger Mann mit seiner ganzen Familie direkt neben uns und lädt uns zu sich nach Hause ein. Duschen, essen, schlafen - alles bei ihm. So nett, aber heute der falsche Moment. Wir erklären ihm, dass wir total müde seien und direkt von Erbil kommen. Er lacht und meint mit Google Translate, dann verstehe er das, und wünscht uns eine gute Nacht. Auch schön wieder in der Türkei zu sein.

Fazit Irak: 6 Tage/ 1100 km

 

Für uns war der Irak ein Transitland, vor allem auch, weil die Temperaturen auf 40° geklettert sind. Da wir so lange im Konvoi unterwegs waren, hatten wir erst im Norden die Möglichkeit uns noch etwas anzuschauen. Kirkuk und Erbil haben uns sehr gefallen. Allerdings ist im Norden Kurdistans der Krieg noch allgegenwärtig und die Menschen waren uns nicht sehr freundlich gesinnt. Daher ist es uns auch leicht gefallen, das Land wieder zu verlassen.

IMG_6519.jpeg
  • b-facebook
  • Twitter Round
  • Instagram Black Round
bottom of page