

Griechenland
Einwohnerzahl: 10.5 Mio.
Griechenland ist etwas mehr als dreimal so gross wie die Schweiz
15.6. Grenztag Griechenland
Vom Restaurant Livia haben wir es nicht weit auf die kleine Fähre, die uns für 14€ auf die andere Seite des ca. 100 Meter breiten Flüsschens bringt. Sie erspart uns aber einen grossen Umweg. Mit einer Radfahrerin, zwei Fussgängerinnen und einem Indy ist die Barke voll und wir legen ab. Keine fünf Minuten gewartet - perfekt. Ein letztes mal cruisen wir durch das fruchtbare Albanien mit Orangen-, Oliven- und Zitronenbäumen und schon sind wir am Grenzgebäude von Albanien. Wir fahren zum Häuschen mit dem Schalter, strecken unsere Pässe raus, der nette Mensch hinter Glas fragt noch nach unseren Papieren vom Auto und dann sind wir auch schon wieder entlassen.
Nach etwa drei Kilometern kommen wir an die Grenze Griechenlands. Aussteigen und mit den Pässen und den Autopapieren zum Schalter gehen, zack, fünf Minuten später einreisen. Es kann so schön sein!
Wir fahren direkt in Sagiada an die Küste runter zum Meer. Griechenland wie man es erhofft zu finden. Türkis Meer, warmes Wasser, ein toller Platz direkt gegenüber von Korfu. Schiffe und Fähren kommen und gehen - bestimmt wird das unser Platz für mindestens zwei Nächte.



17.6. Sagiada - Igoumenitsa - Korfu
Von unserem Platz am Meer ausserhalb Sagiadas sehen wir immer in die Meerenge zwischen uns und Korfu. Sehen wie viele Fähren den Wasserweg nehmen und ab und an sogar ein grosses Kreuzfahrtschiff. Ausnahmslos alle Kreuzfahrtschiffe laufen die Stadt Korfu an und nach unseren Recherchen ist das eine wirklich hübsche kleine Altstadt. Wir beschliessen nach Igoumenitsa zu fahren, dort das Auto stehen zu lassen und einen Tagesausflug nach Korfu zu unternehmen. Parkplatz und Terminal sind schnell gefunden, und bereits um 9.30 Uhr sitzen wir auf der Fähre nach Korfu. Wir geniessen den Fahrtwind, einmal mehr ist es über 30°. Die Fähre ist schlecht besetzt und wir haben viel Platz. Ich halte unermüdlich Ausschau nach Delphinen und bin sicher, dass sie direkt vor unserer Nase tanzen, aber sie lassen sich nicht blicken...
Nach fast zwei Stunden legen wir im Hafen von Korfu an. Zum Glück sagt uns einer der Schiffsagenten im Hafen, dass die Fähre retour allenfalls von einem anderen Pier aus zurückgeht und bucht uns auf die 17.00 Uhr Fähre. Die Altstadt ist wirklich nur ein paar Fussminuten weg. Unterwegs kauft sich Tinu in einem Fachgeschäft für Wassersport eine neue Taucherbrille und dann sind wir bereits in den schmalen schönen Gassen der Altstadt. Sie ist autofrei, total sauber, gepflegt mit schönen Blumenkübeln und belebten Plätzen, tollen Geschäften und das Beste: Egal in welchem Laden - alle Verkäufer sind total nett. Und zwar nicht nur wenn man das Geschäft betritt, sondern auch beim Verlassen, wenn schon klar ist, dass man nichts kauft. Wirklich super sympathisch und das bei all den Schiffspassagieren, die zu tausenden das Örtchen fluten.
Wir essen, natürlich Tzaziki und feine Souvlakis (die tollen Spiesschen die auf dem Holzfeuer gegrillt werden), dazu Kartoffeln und feines Pitabrot. Unerwartet tolles Essen, was wir in einem solchen Touristenmekka nicht erwartet hätten. Korfu gefällt uns richtig gut, wir sind froh, dass wir den Ausflug gemacht haben. Auch auf dem Rückweg zeigen sich keine Delphine, aber eine Schifffahrt ist eh immer super. Irgendwie Schulreiseatmosphäre :-)
Unser Indy hat währenddessen den ganzen Tag in der prallen Sonne gestanden, und als wir wieder zurückkommen, zeigt unser Temperaturmesser im Innern 49° an. Oh Mann! Und bei einer Aussentemperatur von 35° kann man auch nicht wirklich lüften...Also kommt unsere Klimaanlage zum Zug und muss alles geben. Wir fahren durch die Stadt, in die nächstgelegene Bucht und stellen uns da zu anderen Wohnmobilisten, die uns bestätigen, dass sie schon einige Tage hier stehen und die Polizei nie etwas beanstandet hat. Cool. Parken unter Bäumen, Badesachen fassen und rein ins Meer. Mega! Bei einem Bauern, der auf der Ladefläche seines Pick-ups Gemüse verkauft, erstehen wir danach noch Früchte und Tomaten und kochen uns ein feines Znacht.
18.6. Igoumenitsa - kurz vor Meteora
Über eine einwandfreie Strasse fahren wir durch die grünen Berge Griechenlands, Föhren und Olivenbäume und immer wieder viel blühender Ginster. Eine tolle Landschaft die noch dazu gewinnt, als uns nach und nach immer mehr Oldtimer begegnen. Viele über 50 jährig auf einer Rallye von Peking nach Paris. Das ist ja mal ne verrückte Route mit diesen alten Kisten. Immerhin haben sie Werkstattfahrzeuge und Mechaniker dabei.
Wir kommen gut vorwärts und wollen heute nicht mehr bis zum Campingplatz in Kalambaka. Die Idee ist an einem schönen Platz am Fluss zu übernachten, dann am Morgen früh zu fahren und auf einen der Klosterberge zu wandern - in einer der spektakulärsten Landschaften Griechenlands.



19.6. Meteora - Kalambaka
Wikipedia:
Der Name Meteora leitet sich ab vom griechischen Wort „meteoros“, was so viel bedeutet wie „hoch schwebend“. Mönche errichteten vor Jahrtausenden auf den bizarren Sandsteinfelsen diese majestätischen Klöster, um Gott nahe zu sein. Von den 14 Klöstern aus dem 14. Jahrhundert sind einige bereits verfallen, andere immer noch von Mönchen bewohnt und die restlichen dem Publikum zugänglich. Schon der erste Anblick lässt einen ehrfürchtig staunen. Noch bis ins frühe 20. Jahrhundert waren die Meteora Klöster praktisch unzugänglich. Mensch und Waren wurden mit Seilwinden und in Netzen zu den Klöstern hinaufgezogen. Die Region ist natürlich UNESCO-Kulturerbe.
Wir schlafen gut an unserem Fluss und starten bereits um sieben in den Tag. Es ist noch richtig kühl, rasch ist alles zusammengeräumt und bereits eine halbe Stunde später sind wir im Zentrum von Kalambaka. Läck mir, und dann wird's richtig anstrengend. Aber richtig. Es geht über Tritte, hohe oder ganz hohe Tritte, hohe Felsen oder starke Steigungen immer obsi. Je höher wir steigen desto beeindruckender die Aussicht. Die steilen Felsen vor dem stahlblauen Himmel und zuoberst thronen einst schwer erreichbare Klöster. Ab und an ein kreisender Adler aber keine andere Menschenseele, kein Wunder. Irgendwo auf halber Strecke will ich schon den Geist aufgeben, aber dann pack ich's doch, und komme irgendwie oben an. Wir sind noch ein wenig früh, das Kloster Trinity öffnet erst um 9.30. Wir machen ein kleines Picknick, wie sich das für eine Bergbesteigung :-) gehört. Und dann sind die Tore auch schon geöffnet. Mädels dürfen nur in langen Röcken und langärmligen Shirts rein, ich hab beides nicht. Ich hab es aber vorher gewusst und bin deshalb nicht enttäuscht. Ich gehe auch nicht gerne in Kirchen, also warum in Klöster? Übrigens war das Kloster Trinity Schauplatz des James Bond 007 "In tödlicher Mission".
Natürlich folgt nach dem Aufstieg unweigerlich der Abstieg. Die hohen Stufen sind immer noch da, aber einige Opfer die die Wanderung auch unter die Füsse genommen haben und uns begegnen, sehen nicht viel besser aus. Stöhnen und ächzen überall. Irgendwann sind wir wieder beim Indy und unser Schritte App vom iphone vermeldet 10'000 Schritte und 132 Stockwerke!!!
Wir fahren zum Camping Vrachos, denn wild stehen darf man in Kalambaka nicht. Und ehrlich, der Pool ist ein tolles Argument. Schöner Platz mit allem und sogar mehr als man braucht.
20.6. Meteora - eine neue Liebe
Nachdem wir den Tag auf dem Camping verbummelt haben, fahren wir Mitte Nachmittag auf die Rundroute die die Klöster verbindet. Wir wollen zum Sonnenuntergang beim Sunsetfelsen sein, von wo aus man ins Tal der Felsgiganten mit ihren Klöstern sieht. Noch einmal sind wir fasziniert von der Baukunst in luftiger höhe, aber die Felsen an sich würden für die Faszination schon ausreichen. Wir stellen fest wie sehr uns steinige Landschaften immer wieder aufs Neue berühren. Blutkoppe in Namibia, "the Burr trail", Bryce, Alabama Hills oder the Wave in den USA, oder Ischigualasto in Argentinien, wir lieben sie alle. Je karger desto besser!
Wir machen Halt im Kloster Varlaam. Über eine neu gebaute Brücke und einige neue Treppenstufen gelangt man ins Innere des Klosters. Es liegt auf 373 Meter über dem Talboden über felsigem Abgrund. Leider ist es sehr gut frequentiert, da Reisebusse ganz in der Nähe ihre Passagiere ausladen können. Dennoch findet man im Innern einige ruhige Ecken, und darf sich ganz ungeniert umsehen. Im Gegensatz zu anderen Klöstern wird dieses nicht mehr von Nonnen oder Mönchen bewohnt und ist ganz und gar für das Publikum geöffnet. Spektakuläre Aussicht, wunderbare Fresken und viele Reliquien und Schätze aus dem 14. und den folgenden Jahrhunderten.
Nach unserem Cirquit rund um die Klöster ist es noch zu früh für die Sonnenuntergansaufnahmen. Wir suchen uns also vorab schon mal einen Übernachtungsplatz - und finden einen. Eine kleine ebene Fläche mit einer Aussicht wie aus dem Flugzeug. Mega. Hierhin wollen wir später am Abend zum schlafen zurück.
Der Sonnenuntergang zwischen den hohen Felsen lockt viele Menschen an. Erstaunlicherweise sind alle sehr ruhig und andächtig. Kein lautes Geschnatter oder Gekicher, alle sind berührt von der mystischen Stimmung und der wunderschönen Aussicht. Viele Fotos werden gemacht, einige auch von uns, obwohl dies wieder mal ein Blick ist, der sich nicht einfangen lässt. Wir haben ihn uns auf die Netzhaut gebrannt und nehmen ihn in unseren Herzen mit...für mich das Highlight auf unserer bisherigen Reise.
21.6. Meteora - Ägäisches Meer
Freitag Morgen - Markttag in Kalambaka, zudem brauchen wir dringend einen ATM. Wir haben gefühlt 0 Euro in der Kasse und auf dem Markt kann man bestimmt nicht mit Kreditkarte bezahlen. Wie überall in Griechenland hat es auch in Kalambaka grosse gratis Parkplätze, wir schnappen uns einen davon, holen Kohle und bummeln zum Markt. Unsere Vorräte sind total aufgebraucht, wir können also aus dem Vollen schöpfen. Wir lieben es! Und was für ein schöner Markt.
Die Ware ist sehr viel schöner als in Albanien, die Auswahl um Einiges grösser und wir staunen ob den für uns günstigen Preisen. Wir wissen, dass für die Einheimischen das Leben massiv teuerer geworden ist, aber uns erscheinen zum Beispiel Lebensmittel oder Restaurants vergleichsweise günstig. Wir kaufen also Baumnüsse, Oliven, Tomaten, Paprikas, Orangen, Nektarinen, Bananen, Kartoffeln, Aprikosen, Zitronen und alles ist irgendwo um 14€.
Wohlverstanden: etwa 300 gr. Oliven, die auf dem Markt mittlerweile in Zürich fast mit Gold aufgewogen werden, haben wir nachdem wir alle querbeet degustiert hatten, 2€ bezahlt und für die etwa 500 gr. Baumnüsse von der sehr netten Bäuerin 5€. Das schöne Gemüse und die Früchte werden wieder ein paar Tage reichen, und es macht total Spass damit zu kochen. Gerade Tomaten und Paprikas sind unvergleichlich.
21.6. Ankunft am Ägäischen Meer
Zwei Tage stehen wir an einem schönen Strand direkt unter dem Olymp, etwa 70 km vor Thessaloniki, kurz Saloniki. Es gibt mehr und mehr Badewillige und nach kurzer Konsultation des Kalenders, realisieren wir: die Sommerferien der Griechen haben begonnen und dauern bis zum 9. September! Zudem ist langes Wochenende, es ist orthodoxer Pfingstmontag. Es wird also immer voller, wir packen unsere sieben Sachen zusammen und brauchen eine halbe Stunde nur um aus dem Fahrzeugknuddelmuddel des Parkplatzes rauszukommen. Grosse Linien- und Strandbusse, viele PKW's und beidseitig geparkte Fahrzeuge jeder Grösse verstopfen die kleinen Zubringerstrassen zum Strand. Durch Saloniki kommen wir dank Sonntag ohne grössere Staus und bald schon nehmen wir wieder Kurs auf den nächsten Strand. Auf dem ersten Finger von Chalkidiki nur etwa 40 km von Saloniki weg, finden wir einen schattigen Platz für unseren Indy, direkt am glasklaren Meer. Allerdings nicht ganz alleine. Einige kleinere Hotels haben ihre Sonnenliegen aufgestellt, regelmässige Strandgänger mit ihren ganzen Ausrüstungen geniessen die heisse Zeit des Tages im oder am Wasser. Aber es ist entspannt und nicht gar so voll, wir stehen etwas ausserhalb der Hotelzone. Am Abend gehen die Einheimischen nach Hause, internationale Touristen hat es nur vereinzelt und WoMo's sind auch selten. Somit haben wir den Strand und den magischen Sonnenuntergang am Abend fast für uns alleine.
Bis nach den Feiertagen bleiben wir hier und am Dienstag suchen wir mal eine Mercedes Werkstatt auf. Unsere Klimaanlage leckt in den Innenraum, Fussbäder bei 36° sind ja nichts Schlechtes - aber das muss sich wohl trotzdem ein Mechaniker ansehen...
Wir bekommen von der Mercedes Zentrale in Deutschland einen Termin in einer Werkstadt genau am anderen Ende von Saloniki. Heisst für uns einmal quer durch die grosse Stadt, aber wir sind froh überhaupt einen Termin so zeitnah bekommen zu haben. Es riecht im Auto nämlich schon wie in einem feuchten Keller. Für die 21 km brauchen wir genau zwei Stunden, Rushhour gibt es also auch in Griechenland, und kommen in einer sehr modernen grossen Werkstadt mit Ausstellungsraum von Mercedes Benz an. Nein, wir seien nicht gemeldet, und nein sie hätten heute leider keine Zeit - meint die sehr nette Dame am Empfang. Tinu zeigt ihr den Termin auf seinem Telefon, und sie kontaktiert den Werkstattchef. Dieser kommt nach kurzer Zeit raus zu unserem Auto, und meint, er könne es eventuell einschieben. Bestimmt sei ein Schlauch der Klimaanlage blockiert oder geknickt. An sich eine kleine Sache, allerdings muss ein grosser Teil der Frontabdeckung demontiert werden, was offenbar ziemlich Zeit braucht.
Wir lassen unseren Indy also in der Werkstatt, rufen uns ein Taxi und machen uns auf den Weg nach Thessaloniki. Die zweitgrösste Hafenstadt Griechenlands mit ihren 350'000 Einwohnern, hat einen netten Stadtkern, einige hübsch Läden und eine sehr schöne Markthalle. Tinu und ich waren vor 39 (!) Jahren schon mal mit den Motorrad hier, und es hat sich doch einiges verändert. Uns gefällt natürlich auch der Hafen, wo momentan die "Crystal Symphony" mit ihren 1000 Passagieren angelegt hat, auf der wir vor ewigen Zeiten sogar mal gearbeitet haben.
Allerdings sind wir natürlich nicht wegen der Stadt hier, sondern weil in unmittelbarer Umgebung die Dreifinger Halbinseln Chalkidiki, mit ihrem türkisblauen Meer und den weissen Sandstränden lockt. Nicos, der Werkstattchef meinte noch, unser Indy werde bestimmt vor Schliessung der Werkstatt um 16.30 fertig sein, aber wir bekommen bereits um etwa 14.00 Uhr eine Mail, das Auto sei abholbereit. Er erwartet uns mit einem breiten Grinsen. Ein Käfer mit einem breiten Hintern hat tatsächlich eine der Leitungen blockiert und so das System zum Erliegen gebracht. (Naja, sich selber hat er natürlich auch in Schwierigkeiten gebracht). Aber sie hätten alles entstopft und somit stehe unserer Reise in wärmere Gefilde nichts mehr im Wege. Vielen Dank ihr Helden! Nasse Füsse im Auto ist irgendwie nichts.
Also fahren wir wieder im Schneckentempo durch die ganze Stadt, besuchen noch einen Campingladen von zwei Brüdern die lange in Deutschland gearbeitet haben und der keine Wünsche offenlässt, tanken Gas, füllen Wasser und weiter gehts direkt zurück an unseren Platz am Strand.
Ein guter Platz. Allerdings ist heute Kindergeburtstag und es ist nicht ganz so ruhig. Aber wir sind froh, die Stadt verlassen, und den Indy repariert wieder zurückbekommen zu haben.
26.6. Chalkidiki Sithonia (2.Finger)
Wir fahren beim Lidl vorbei (ja den gibts hier häufig und das schöne - die Parkplätze sind immer riesig), kaufen alles Mögliche für ein paar Tage am Strand ein, und machen uns auf den Weg ostwärts. Leider gefallen uns die Plätze nicht wirklich. Viele Sonnenhungrige, viele Sonnenschirme und Liegestühle, alles zugeparkt - nicht wie wir es mögen. An einem wunderbaren Strand mit glasklarem Wasser, plantschen wir erst mal ausgiebig, und fahren dann weiter. Überall viele Menschen - Sommerferien halt.
Dann sehen wir auf einmal von der Strasse aus, eine wunderschöne Bucht, schlecht zugänglich, lausige Piste aber türkisblaues Wasser. Wir inspizieren den Weg zuerst zu Fuss und Tinu meint: Kein Problem. Ich gehe also zu Fuss vorneweg, Tinu ruckelt und schaukelt mit unserem Fahrzeug, was dann in dem schmalen, kleinen Pfad doch grösser aussieht hinterher, und wir finden DEN Platz schlechthin. Direkt am Wasser, glasklar und türkis, Sandstrand, ganz kleine Bucht und nur Platz für etwa vier Fahrzeuge - perfekt. Wir haben noch 70 Liter Wasser, und einen vollen Kühlschrank. Ich glaube, so schnell gehen wir hier nicht weg! Und als ich die Wetter App konsultiere, gibt sie als Standort "Paradisos" an. Nomen est omen!
27.6. ...und dann war da noch Janni
Irgendwann an einem unserer tollen Strandtage, schreibt Tinu unserem langjährigen Freund Api (der Vater meines Gottenkindes Achilleas), dass er wirklich wieder mal in die alte Heimat reisen sollte, weil es hier unwahrscheinlich schön sei. Dieser meldet sich, und schreibt dass sein Bruder Janni, den wir natürlich auch seit langem kennen, auf dem Weg zur Mama sei, die weiter östlich in Richtung türkischer Grenze wohnt, aber im Moment ebenfalls auf Chalkidiki seine Ferien geniesse. Echt jetzt? Das ist ja witzig. Kurzerhand schreibt Tinu Janni eine Nachricht, und der ist genau 26km von uns entfernt. Also näher als Zuhause, denn er wohnt in Stuttgart 😆.
So treffen wir uns also nach vielen Jahren wieder. Janni besucht uns mit seiner Freundin Ursula und deren Freundin Gitte bei unserem schönen Platz. Wir haben uns sooo gefreut. Janni überhäuft uns mit griechischen Mitbringseln, sooo feine Oliven, Ouzo, Feta wunderbaren Wein - herzlichen Dank mein Lieber.
Janni schlägt ein Restaurant für's Abendessen ganz in der Nähe vor. Er hat darüber mal in Deutschland einen Bericht gesehen, und war begeistert. Wir fahren also alle in seinem Auto die drei Kilometer und - WOW! Allerschönste, etwas erhöhte Lage direkt am Meer, einen wunderbaren Tisch, sehr netter Inhaber. Wir überlassen Janni gerne die Bestellung und nach und nach biegt sich unsere Tischplatte ob all dem fantastischem Essen. Tsatziki, gegrillte Auberginen, Miesmuscheln, Jakobsmuscheln, gegrillter Tintenfisch mit Favebohnen und Zucchini Streifen, Gemüseküchlein, Schafskäse und dazu grossartigen Weisswein von Chalkidiki. Vielen herzlichen Dank Janni! Toll gewählt, das Essen war wirklich köstlich und euch getroffen zu haben war ein Highlight! Wir wünschen euch noch einen grossartigen Urlaub - wir sehen uns. Irgendwo - irgendwann! Vielleicht sogar in Zürich😘.
29.6. ...und weil es hier soooo schön ist, haben wir beschlossen, noch das Wochenende zu bleiben. Da die Strände jetzt oft gerade an den Sonntagen hoffnungslos überfüllt sind, bleiben wir lieber noch an unserem Traumplätzchen und fahren dann am Montag weiter, wenn sich alles wieder normalisiert. Am Samstag kommen Janni, Ursula und Gitte auf ihrem Weg nach Saloniki vorbei und überhäufen uns wieder mit viel zu vielen Leckereien - Danke ihr Lieben!
Wir schauen am Abend das Spiel CH-Ita auch das geht mit den Füssen im Sand, und erleben es unverhofft erfreulich! Toll, dass es für die Equipe noch weitergeht.
30.6. Paradisos Adios
Unerwartet früh erwache ich am Sonntag, und höre wie Tinu bereits mit jemandem vor dem Auto redet. Da das oft der Fall ist, mach ich mir bis zum Zeitpunkt als Tinu reinkommt um seinen Pass zu holen, keine Gedanken. Er meint, die Polizei sei hier. Okay, auch da mach ich mir noch keine Sorgen, wir haben immer wieder mal patrouillierende Polizeifahrzeuge an Stränden oder in den Dörfern gesehen und sind Kontrollen auch gewohnt von anderen Ländern, oft halten sie auch einfach gerne einen Schwatz.
Ich zieh mich an, und linse mal vorsichtig zwischen unseren Vorhängen raus. Zwei ältere Männer und zwei junge Girls in Uniform, also 4 (!) Polizisten, reden, schreiben und übersetzten so ein bisschen. Der Typ der schreibt, scheint ein bisschen angepisst zu sein, und es sieht so richtig nach "Schimpfis" aus. Um genau zu sein: Schimpfis in Form von 300€. Autsch! Unerlaubtes "wild Camping". Auch den älteren Slowaken mit seinem alten Kastenwagen neben uns, hat's erwischt...und Tinu fragt den Tschugger noch, ob wir eventuell bis morgen bleiben können🤭. Ähm NEIN! Ist ja gut, wir sind ja schon weg. Zum Glück sind wir so oft wild gestanden, und zum Glück haben wir die Tage in unserem kleinen Paradies so genossen...und ehrlich: in 21 Jahren wild Camping ist das erst die zweite Busse. Alles ok.
Am 1.Juli hat offiziell die Hochsaison begonnen, dass wild Camping nicht mehr toleriert wird, hat bestimmt damit zu tun. Chalkidiki zieht mit seinen traumhaften Stränden natürlich auch Dank "Vanlife" viele WoMo's an, und ehrlich gesagt, lassen viele einfach zu viel Dreck liegen. Also eventuell auch kein Wunder. Wir ziehen Wohl oder Übel weiter, vielleicht gut dass wir weg müssen, sonst wären als nächstes dann die vom Büro für Einbürgerung gekommen.
Jedenfalls sollten wir sowieso wieder mal einen Camping ansteuern, denn wir haben einen Berg schmutzige Wäsche und das Auto könnte auch wieder mal eine gute Versorgung gebrauchen. Wir finden also am schönen Sykia Beach den Camping Melissi, gut eingerichtet, tiptop sauber, riesig und gut belegt. Wir tanken Wasser, entsorgen was zu entsorgen ist und machen zwei Maschinen Wäsche. Unser Platz zwischen Deutschen und Bulgaren ist gar nicht so schlecht, aber nach unserem kleinen Strand schon ein Kulturschock. Man muss sogar zum Beach laufen...
1.7. Immer Richtung türkische Grenze
Heute wollen wir bis zum Volvi See. Natürlich gehts zuerst noch zur Post: Busse tun und bezahlen!
Die Küstenstrasse gibt immer wieder den Blick auf türkisfarbene Buchten frei, wir wollen uns bei einer abkühlen, aber die ganze Bucht gehört zu einem Camping, und auf dem hat es keine Plätze für WoMo's direkt an Strand. Somit sind wir weg, stolpern aber bereits nach einigen Kurven in den nächsten. Camping Armenistis. Ein Riesentohuwabohu, viele Junge Menschen die einchecken, viele Autos, Restaurant, Shop, sogar DJ und Kinderanimation. Eigentlich genau nicht unser Ding. Aber die nette sehr beschäftigte Lady am Empfang, sagt sie habe genau einen Platz für ein Camper am Strand, ob wir den anschauen möchten. Wir bummeln also durch die riesige Anlage und sofort ist der Fall klar; eine solche Beach und so ein Meer werden wir vielleicht lange nicht mehr sehen. WOW! Das Wasser ist glasklar und warm, keine Algen, kein Abfall, der Strand makellos sauber, die Farbe - ein Traum. Ja, und es hat Menschen und Sonnenschirme, aber hei, hier bleiben wir für eine Nacht. Wir überlegen, ob das Meer je irgendwo schöner war. Ich glaube nicht. Entweder hatte es Seeigel, Malariamücken, hohe Wellen, versaute Strände oder aufdringliche Verkäufer. Also vielleicht das allerschönste Meer - und das in Griechenland. Wer hätte das gedacht.
Leider ist der Campingplatz nach dieser Nacht ausgebucht. Wir verlassen ihn somit und fahren etwas über 100km weiter in Richtung türkischer Grenze. Durch fruchtbares Land mit tausenden von Olivenbäumen, abgeernteten Getreidefeldern, grünen Mais- und Kartoffelfeldern und Millionen leuchtend gelber Sonnenblumen, fahren wir immer mehr ostwärts. Die Hügel sind von dichtem Buschwerk und Bäumen bedeckt, ganze Hügelzüge leider auch von abgebrannten, schwarzen Holzstämmen, fast korallengleich - Überbleibsel vom letzten grossen Waldbrand. Vielerorts grenzen die verkohlten Baumreste bis direkt an kleine Dörfer oder einzelne Häuser. Unvorstellbar wie machtlos man dort ist, wenn die Feuerwalze auf das eigene Häuschen zurollt.
Wir verbringen die Tage in einigen schönen Buchten am Meer, fern von Hotels und Liegestühlen. Westeuropäische Touristen treffen wir kaum noch, sie wurden von Bulgaren und Rumänen abgelöst. Schliesslich sind die schönsten Strände nur etwas über 100km von der bulgarischen Grenze entfernt. Alexandropoulis, die letzte grosse Stadt vor der Grenze, besuchen wir eigentlich wegen des grossen Bauernmarktes. Es soll gemäss Internet einer der grössten in Griechenland sein. Nachdem wir ihn in der ganzen Stadt nicht gefunden haben, erklärt uns der Typ vom Camping: ach ja den gab's mal, aber das ist schon Jahre her 😆...Dann müssen wir uns wohl bis Istanbul gedulden.
7.7. ...und das Beste kommt ja bekanntlich immer zum Schluss
Heute sind wir nochmal mit Janni verabredet, diesmal bei seiner Mama Eva, in deren Heimatdorf Lykofos. Wir freuen uns sehr, schliesslich ist sie das Grosi von Achilleas und die Mama von Janni und Api - einer unserer langjährigsten Freunde in Bern. Wir werden sooo herzlich empfangen! Eva wohnt in einem schönen Haus mit grossem Garten, ganz ländlich in die Hügel gebettet, nur gerade 300 (!) Meter von der türkischen Grenze entfernt. Da sie früher mit ihrem Mann viele Jahre in Deutschland gelebt hat, kann sie immer noch sehr gut Deutsch - zum Glück. Sie erzählt uns ein bisschen von ihrem Leben, vom Dorf Lykofos in welchem immer weniger Menschen leben, mittlerweile nur noch knapp 200. Vor 20 Jahren, als sie und ihr Mann von Deutschland zurückgekommen sind, waren es immerhin doppelt so viele. Wir zeigen ihr Fotos von Enkel Achilleas und unserer gemeinsamen Reise nach New York im April, erzählen von Zuhause, von unseren Kochabenteuern mit Api (dem besten Kochclubmitglied aller Zeiten😘) und unserer Reise - und Janni hat sowieso immer viel Interessantes zu erzählen.
Und zu all dem gibt es die besten griechischen Köstlichkeiten die man sich vorstellen kann. Wir futtern Tzaziki 🥰, Bauernsalat mit Gartengemüse, frittierte Zucchinischeiben, Schafskäse, Feta aus Ziegenmilch in Olivenöl mit Oregano, dazu geröstetes Brot mit Olivenöl - ein Traum. Ich bin fast schon satt, es war sooo lecker - dann gibts Eva's Moussaka. Best ever! Es war so ein schöner Abend, ein bisschen Zuhause und ein bisschen bei Freunden. Tinu lernt bei Eva, wie man korrekten Mokka macht, er will sich nämlich auch so ein original Kännchen auf dem grossen Basar in Istanbul kaufen. Janni besteht darauf, dass Vitamine nicht vernachlässigt werden sollten, und die Wassermelonen vom Markt sind genau das richtige für uns alle. Er mixt uns also aus Gin, eisgekühlter Wasser- und Zuckermelone, Zitronensaft und Zucker, einen unwiderstehlichen, eiskalten Cocktail. Der war fantastisch und gegen seine Devise "Wassermelonen sind zum Trinken" gibt es nichts einzuwenden.
Wir rollen also zu fortgeschrittener Stunde mehr oder weniger in unser Bett, und schlafen selig. Herzlichen Dank, liebe Eva und lieber Janni!
Am Morgen ist Eva offenbar bereits wieder früh aus den Federn. Sie war für uns schon beim Bäcker und hat natürlich selbst gemachte Marmelade, mit Pfirsichen von der Freundin und das absolute Highlight: sie hat für uns "Spanakopita" gemacht. Eine Offenbarung aus Blätterteig, Feta, Spinat, Minze und Dill. Ein Wahnsinns-Frühstück.
Aber irgendwann ist auch der schönste Moment vorbei, und wir wollen oder müssen uns auf den Weg zur türkischen Grenze machen.
Ihr zwei Lieben! Wir danken euch von ganzem Herzen - es war so schön bei euch. Dir liebe Eva, für deine wunderbare Gastfreundschaft und dass du uns so verwöhnt hast. Und dir lieber Janni, sowieso. Einfach für alles. Wir hatten uns viel zu lange nicht gesehen. Also in Zürich. Wir sehen uns. Versprochen?
Fazit Griechenland: 24 Tage/ 1320 km
Ein tolles Land! Warum verbringen wir nicht einfach die ganze Nebensaison im Land der Mythologie, der traumhaften Strände, des grossartigen Essens und der netten Menschen? Wir können uns das durchaus vorstellen. Und es gibt wahnsinnig viel zu sehen. Nebst dem Festland die vielen komplett unterschiedlichen Inseln. Meteora alleine ist eine Reise wert. Wir kommen wieder. Sehr gerne und auf jeden Fall!

Total gefahrene Kilometer von Zuhause bis an die Grenze der Türkei 3470 km