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Iran

- Einwohnerzahl: 89 Mio.

- Der Iran ist 40x grösser als die Schweiz.

- Hauptstadt      : Teheran

- Der Iran ist einer der ältesten Staaten der Welt und  kann

  auf eine Geschichte zurückblicken, die Zehntausende von

  Jahren zurückreicht. Die erste große Stadt des Landes,

  Susa, wurde um 3200 v. Chr. auf der zentralen Hochebene

  erbaut.​​

- Fast die Hälfte des iranischen Territoriums ist Wüste

- Der Iran hat viele Berge und sogar Skigebiete. Der höchste Berg des Nahen Ostens, der

   Damavand, ist ein ruhender Vulkan und 5609 Meter hoch. 

- Der heißeste Ort der Erde ist im Iran

- Die Bevölkerung im Iran ist sehr jung. Durchschnittsalter 33 jährig.

- Besonders bekannt ist Iran für seine kunstvoll geknüpften Teppiche, die

   Perserteppiche, und seine Katzen, die Perserkatzen.

- Wichtigste Wirtschaftssparte sind die reichen Erdöl- und Erdgas-Vorkommen im Iran.

  Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind die Textilindustrie, die Landwirtschaft und die

  Zement- und Baustoff-Produktion. 

- Der reichste Iraner ist Pierre Omidyar. Gründer von eBay.

- An vielen älteren Türen/Toren gibt es zwei Türknäufe. Einen rundlichen für Frauen und einen

  länglichen für Männer. Anhand des unterschiedlichen Klanges können die Leute im Haus

  erkennen, ob ein Mann oder Frau vor der Tür steht

- Übertriebene Höflichkeit ist ein wichtiger Teil iranischer Kultur. Steht man zum Beispiel mit

  einer größeren Gruppe von Freunden vor einer Haustür, können Minuten vergehen, bis der

  Erste durch diese tritt. Jeder möchte dem Gegenüber den Vortritt lassen und bietet diesen

  höflich lächelnd an. Regen, Kälte, Hitze und der simple Zeitaufwand sind dabei

  untergeordnete Faktoren. So ergeht es auch mit dem letzten Stück Kuchen, Keks oder

  ähnlichem. Möchte man dieses essen, wird es erstmal jeder einzelnen Person im Raum

  mehrfach mit Nachdruck angeboten, bevor man es selbst essen kann.

- Tarof: Eine übergroße Rolle im gesellschaftlichen Leben des Irans spielen rituelle

  Höflichkeitsfloskeln. Allgegenwärtig ist der Tarof: Das rituelle Anbieten und Ablehnen von

  Gegenständen, Nahrungsmitteln und Geld. Es passiert nicht selten, dass sich etwa ein

  Taxifahrer am Ende der Fahrt zunächst weigert den Fahrpreis anzunehmen. Der Kunde

  besteht dann darauf zu bezahlen, der Taxifahrer lehnt wieder ab. Das Ganze geht

  mindestens drei Mal hin und her, bis der Taxifahrer das Geld dann doch annimmt. Dieses

  Ritual wiederholt sich im gesamten Alltag der Iraner. Bei jedem Einkauf, bei jeder Bezahlung,

  bei jeder Dienstleistung. Immer. Das Gleiche gilt für Einladungen aller Art. Es handelt sich

  dabei um rituelle Höflichkeitsformeln, welche nicht zwangsläufig ernst gemeint sind. Tarof

  hat in erster Linie den Sinn, dass beide Seiten, vor allem der Einladende, das Gesicht

  wahren. Denn auch wenn er nicht die Mittel hat sein Gegenüber einzuladen, hat er dieses

  dennoch versucht und sogar mit Nachdruck darauf bestanden.

 

Mehr Spannendes hoffentlich ab 1.September auf diesem Blog. Ab dann ist unser Carnet de Passage für das Auto gültig und wir wollen auch dann die Grenze passieren. Das Internet ist im Iran nicht überall gut, somit wird der Blog eventuell erst später aktualisiert.

1.9. 24 Grenze Kapikoy - Razi

 

Nachdem wir noch einen letzten schönen Abend in der Türkei mit Urs und Brigitte aus Zürich verbracht haben, fahren wir bis kurz vor die Iranische Grenze. Unser Übernachtungsplatz liegt in einer wunderschönen kargen Berglandschaft auf 2300 M.ü.M. Grosse Schafherden ziehen vorüber, die Hirtenhunde alle mit Stachelhalsbändern, im Gegensatz aber zu denen im Kreis 4 in Zürich, sind die Stacheln nicht gegen den Hals des Hundes sondern gegen Aussen gerichtet. Sieht echt furchteinflössend aus. Die Stachel sind bestimmt fingerlang. Wir gehen davon aus, dass diese zum Schutz der Hunde gegen Wolfs- Bärenangriffe sind.

 

In der Nacht wird es ganz schön frisch, das Thermometer zeigt, als wir um halb sieben aufstehen, 12°an. 

 

Es ist Grenztag. Border Run, wie wir sagen! Himmel, in mir kribbelts ganz schön, und Tinu ist auch nicht ganz so entspannt wie sonst. Grenzen sind immer Wundertüten, aber in den Iran einzureisen, ist nochmal spezieller. Total verrückt, oder nicht ganz bei Trost? Man weiss es nicht.

Wir fahren los und wollen um 7.30 an der Türkischen Grenze sein. Irgendwo haben wir gehört, dass die Grenze zwar 24/7 geöffnet ist, aber das die Grenzbeamten der Türkei zwischen 8 und 9 Uhr frühstücken. Alle. Gemeinsam. Also sind wir bereits um 7.30 an der wahnsinnig verdreckten und zugemüllten Grenze. Vor uns und dem verschlossenen Tor stehen nur zwei Autos. Da an allen Grenzen in den Iran, Fahrzeuglenker und deren Beifahrer getrennt abgefertigt werden, kommen die ersten Fussgänger bereits mit gigantischen Gepäckstücken von der iranischen Seite in die Türkei. Diese Woche sind viele Feiertage. Daher hat es diesseits und jenseits der Grenze natürlich viele Besucher die für ein langes Wochenende das Land wechseln. Einerseits um mal andere Waren einzukaufen, andererseits um billigen Diesel zu tanken - und natürlich Freunde und Verwandte zu besuchen.

 

Nach einer halben Stunde und etwas Palaver, fahren die beiden Autos vor uns rückwärts weg...Wir schliessen zum Tor auf, sehen Grenzer kommen, PC einschalten, Jacke ausziehen, Jacke anziehen, aus dem Büro gehen und eine rauchen, wieder ins Büro gehen, Schalterfenster öffnen, Jacke ausziehen und über die Stuhllehne hängen, Bildschirm auf die richtige Höhe einstellen, aufstehen, Jacke anziehen, den Reinigungsmann begrüssen, das Büro verlassen damit der Putzmann sein Werk beginnen kann, dann Brötchen hervorkramen, irgendwelchen Saft und ja wir ahnen es schon, alle beginnen mit dem Frühstück. Einer kommt noch zu uns, und meint in einer halben Stunde gehe es los, aber ich müsse das Grenzprozedere zu Fuss machen, denn nur der Fahrer dürfe bei ihm rein. Ich bleibe noch ein wenig, denn bei Tinu wird's ja dank Frühstück noch ein Weilchen dauern, dann pack ich meine sieben Sachen und richte zum x-ten mal meinen Hijab der immer in alle Richtungen zu rutschen droht, und mach mich auf den Weg. Durch grosse Gepäckstücke und einige Passagiere, gehe ich in den komplett menschenleeren Glastunnel, der die Grenze der Türkei mit der Grenze des Iran für Fussgänger verbindet. Ich frag mich, ob ich richtig bin weil keine Menschenseele zugegen ist, aber es ist eindeutig: Departing Passengers. 

 

Irgendwann komme ich an einen einsamen Schalter, wo mich ein türkischer Mitarbeiter mustert, meinen Pass einscannt und mir eine gute Reise wünscht. Ich bummle den Korridor weiter, komme an einen einzelnen gut bewaffneten Soldaten, der sich den Pass ansehen will. Nein, das Visum will er nicht, er zeigt mir mit einer Handbewegung wo weiter. Ich bummle zum Scanner, aber da ist kein Mensch, also gehe ich davon aus, dass die meine Handtasche nicht sehen wollen. Fünf Einreiseschalter, alle leer, nur einer besetzt mit einem Mitarbeiter, ich gehe dahin, er nimmt mein Pass, mustert mich, fragt; Swiss? Ja. Zack, Stempel auf dem Visablatt (kommt nicht in den Pass) Welcome to IRAN! War für mich eine Grenze je einfacher oder entspannter? Nein. Einmal mehr viel zu viele Sorgen gemacht, viel zu viel darüber nachgedacht, was alles schiefgehen könnte.

 

Ich informiere Tinu darüber, dass ich bereits im Iran eingereist bin, er hingegen steht immer noch irgendwo zwischen den diversen Checkpoints. Die Türken haben sich in der Zwischenzeit die Krümel abgewischt und den Dienst aufgenommen, leider frühstücken die Iraner etwas später. Also jetzt. (Vielleicht wäre ein gemeinsames Brunchbuffet eine Alternative?). Er wartet also nun auch auf die Iranis, fährt ein paar grüne Ampeln weiter, bis er von einem Grenzer gerügt wird, und zurück zum Start muss. Erwischt. Also beginnt er noch einmal, die Grenzer kommen ins Auto, schauen in paar Schränke, aber der Kofferraum bleibt verschlossen und geröntgt wird auch nicht. Nur einer nimmt Fridolin, unsere grüne Gummischlange aus Südafrika, und erschreckt seine Kumpels im Büro. Sehr witzig! Beim nächsten Checkpoint wird das Carnet de Passage mit dem Fahrzeug verglichen, beim dritten bekommt das Carnet den Stempel.

 

Mittlerweile habe ich auf der anderen Seite Erfan getroffen, ein iranischer Student, der ein Minibusiness aufgebaut hat, indem er Reisenden bei der Grenze behilflich ist und erste Dinge für sie organisiert. Erfan geht Tinu entgegen, und bringt dann die diversen Papiere in die entsprechenden Schalter. Tinu muss als Person natürlich auch noch einreisen, dann ist aber alles erledigt. Unkompliziert, nett und speditiv. Einfach mit viel Warten verbunden. Das Ganze hat drei Stunden gedauert, aber keine Nerven gekostet.

 

Erfan will sich noch kurz mit dem Leiter der Grenzstelle treffen, weil er sich über den schlechten Service beschweren will. Offenbar ist die Grenze komplett in kurdischer Hand, und die zocken teilweise die Reisenden ab... uns nicht.

 

Nach einer weiteren Stunde ist er zurück und wir fahren durch ein tolles Tal mit kargen Bergen - unsere ersten Kilometer im Iran. In Khoy, Erfans Heimatstadt, bringt er uns zu einem Geschäft von Irancell. Es geht um SIM Karte und VPN. Ohne sind im Iran viele Seiten gesperrt und das Internet nicht nutzbar. Viel Palaver, man kennt und schätzt sich, sie fragen uns aus von wo und wohin, und Welcome to Iran. Nach einer Weile sind unsere Telefone bereit und erste SMS können versendet werden. Cool. Wir sind alle ein bisschen erschlagen, es ist bereits etwa drei Uhr. Wir beschliessen Erfan am Abend wieder zu treffen für die nächsten Schritte. Wir bummeln über wuselige Gassen zurück zum Indy und hauen uns einen Moment aufs Ohr. Es ist 35c heiss, aber noch okay. Um 17.00 Uhr sind wir im Shop von Erfans Vater verabredet. Dort treffen wir auf einen italienischen Fahrradfahrer auf dem Weg in die Mongolei. Er sitzt da, braungebrannt in ultrakurzen Velohosen und ärmellosem Netzshirt. Uiuiui. Nicht gerade dem Dresscode entsprechend. Wir smalltalken und warten wieder mal auf Erfan. Dann fährt ein slowakisches Paar, mit einer grossen Afrika Twin und viel Gepäck, vor den Shop. Auch sie brauchen noch eine SIM Karte. Genau wie der Italiener. 

 

Wir bummeln also alle gemeinsam in die Stadt, wieder zum SIM Shop, und der Italiener braucht gefühlt Stunden bis er drankommt. Erfan hat mittlerweile für uns Geld gewechselt. Ein Kapitel für sich. Im Iran funktionieren keine ausländischen Kreditkarten. Nur inländische Debitkarten, und so eine hat uns Erfan bereits bestellt. Bargeld wollen wir aber trotzdem auch, obwohl Erfan sagt, mit der Debitkarte könne alles bezahlt werden. Also auch drei Pfirsiche am Strassenrand, oder ein Glas Honig beim Strassenstand. Das können wir kaum glauben. Also wechselt er für uns 100 U$. Nun gibt es im Iran drei Währungen. Rial, wird in Millionen gehandelt, Toman und New Toman. Wir haben es noch nicht richtig mit der Umrechnerei geblickt, aber das spielt keine Rolle, denn wir können Preisschilder eh nicht lesen. Alles in Persisch. Aber definitiv sind wir nun Millionäre :-)

 

Im SIM Shop können sie den Italiener einfach nicht im System finden, obwohl er natürlich über eine Grenze eingereist ist und aufgeführt sein sollte. Auf jeden Fall kann er so keine SIM Karte bekommen und er will es mit Erfan am nächsten Tag nochmal versuchen. Wir bummeln also ins nahe Zentrum zum zentralen Bazar. Einige Teile des Bazars sind 500 Jahre alt. Erfan zeigt uns die verschiedenen Gänge. Gewürze, Teppiche, Klamotten, Süsskram - alles mögliche. Natürlich auch Honig und Sonnenblumenkerne. Für beides ist Khoy berühmt. 

 

Wir bummeln durch einige schöne Gassen mit Geschäften, kaufen unterwegs Nüsse und der Velofahrer braucht Linsen und Peanutbutter. Alles ist jetzt am Abend beleuchtet und die Temperatur wird immer angenehmer. Im Iran ist die Mittagszeit (Siesta) von ca. 14.30 bis 16.30 Uhr, dann sind die Geschäfte geschlossen. Donnerstag Nachmittag und Freitag sind die offiziellen Büros und Ämter geschlossen. Also einfach zu merken, ausser dass die nächsten Tage Feiertage sind. Da geht gar nichts, weil man einem gedenkt, der seit über 600 tot ist...

 

Erfan führt uns zu einer Mosche, der einzigen Mosche im Iran die ohne Dach und folglich ohne Kuppel konstruiert wurde. Teile von ihr sind über 1000 Jahre alt. Man stelle sich das vor. Leider wurde sie in diversen Kriegen beschädigt und wurde vor 500 Jahren restauriert. Seither ist sie so wie sie ist. Sie wird nur zu besonderen Feiertagen genutzt, weil das Mauerwerk doch nicht mehr ganz so sicher ist. Aber sie ist wunderschön. 

 

Wir gehen gemeinsam Essen, alle haben riesigen Hunger - der Velofahrer sowieso. Erfan bringt uns seltsamerweise in ein Shoppingcenter, wo er sagt, dass sie richtig gutes persisches Essen machen. Das ist dann nicht der Fall, weil fast alles bereits aus ist. Sogar für Cola und Wasser müssen wir über eine Stunde warten. Also an diesem Tag ist soweit die Geduld aufgebraucht aber die beiden Slowaken retten uns. Sie treffen uns in dem Restaurant und bringen ein riesiges Fladenbrot mit, welches ihnen direkt vor die Füsse gefallen ist. Die beste Bäckerei der Stadt, wie Erfan sagt. Fladenbrot mit Mohn und das ganze noch warm! Mega.

 

Leider ist unsere Debitkarte noch nicht bei Erfan gekommen, die Autoversicherung lässt auch auf sich warten und getankt haben wir auch noch nicht. Wir verabreden uns also für den nächsten Morgen und bummeln zum Indy. Die anderen versuchen es immer noch mit den SIM Karten. Wir fahren in einen nahen Stadtpark, wo wir direkt bei der Feuerwache übernachten können. Obwohl wahnsinnig viele Menschen um etwa 23 Uhr noch Picknicken, ist es im Park ruhig. Ein Mann kommt vorbei und klopft, und will uns nur versichern, dass wir hier sicher und ruhig schlafen können. Nett. Irgendwie fallen wir ziemlich rasch in Tiefschlaf. Ein aufregender Tag geht zu Ende und hey: Wir sind im Iran!

2.9. Khoy - Lake Urmia

 

Als wir gut ausgeruht am nächsten Morgen aufstehen, sehen wir beim ersten Kaffee einen nahen kleinen Laden, bei dem ein paar Personen vor der Türe Schlange stehen. Könnte das der Bäcker sein? Und wie! Die grossen Fladenbrote kommen direkt aus dem Ofen und werden an die Hungrigen weitergereicht. Heiss! Einige diskutieren kurz, und einer der Anstehenden gibt uns kurzerhand ein Fladenbrot und sagt es sei ein Geschenk. So nett. Vor dem Laden hat es einen Tisch auf dem man übriges Mehl auf seinem Fladenbrot wegbürsten kann und dann ist die Kunst nur noch die, das heisse Fladenbrot ganz nach Hause zu bringen. Viele beissen nämlich bereits beim weggehen rein.

 

Bei der Feuerwache dürfen wir noch Wasser tanken, dann gehts für uns wieder in die Innenstadt. Zum Treffen mit Erfan. Er kommt zu uns ins Auto und wir besprechen noch das Fehlende. Die geladene Debitcard wird er uns ins Sathi Guesthouse schicken, wo wir in ein paar Tagen sein werden. Die Autoversicherung kommt per Mail sobald er sie hat. Wir zeigen ihm die geplante Route und er findet, dass wir so einen sehr schönen Teil des Landes sehen werden. Er hat aber noch einige Tipps auf Lager und fügt die direkt in unseren Plan ein. Wir rechnen ab und sind froh, dass Erfan uns behilflich war. Natürlich wäre es auch ohne gegangen. So war es aber entspannt - und bisher haben nicht sehr viele Menschen gutes Englisch gesprochen und in Englisch angeschrieben ist sowieso fast nichts. Wir fahren gemeinsam zur Tankstelle, von welcher Erfan eine Tankkarte hat. Das ist nämlich etwas trickreich. Diesel wird im Iran nur von LKWs getankt. Und der ist spottbillig. So um einen Cent der Liter. Autos fahren mit Gas oder Benzin. Um Diesel zu tanken muss man also ein Unternehmen sein, oder eine Tankstelle. Wir als Touristen sind beides nicht, müssen also jemanden finden, auf dessen Tankkarte wir tanken können. Das ist dann halt Glückssache. Erfan hat als Freund des Tankstelleninhabers auch eine solche Karte und füllt uns den Tank auf. Geschenkt. 25 Liter sind so billig das lohnt gar nicht...Mamnoun Erfan. 

 

Wir verabschieden Erfan und machen uns auf den Weg in Richtung Salzsee von Urmia. Stadtauswärts kaufen wir bei einem Strassenstand noch ein paar Tomaten und Kartoffeln. Wir haben natürlich keine Ahnung was sie kosten, und der nette Verkäufer schreibt den Preis auf seine Hand. Natürlich in Persisch. Tja das wird wohl noch ein paarmal eine Challenge. Zwei Jungs auf einem Motorrad halten an, sitzen ab, machen je ein Selfie mit Tinu und verschwinden wie sie gekommen sind ...

Gerade als wir wegfahren wollen, rennt der Verkäufer zu uns und drückt uns noch zwei Päcklein Waffeln in die Hand. Geschenk von ihm. Willkommen im Iran.

 

Die ersten Kilometer sind ähnlich wie die letzten in der Türkei. Karge Berge, bestimmt mindestens Dreitausender, viel Landwirtschaft, Schafherden und ab und an kleinere oder grössere Dörfer. Wir Übernachten heute am Lake Urmia. Ein grosser Salzsee, ruhig gelegen, tolle Plätze und viiiiiel Salz. Wir füllen auf jeden Fall unsere Mühle auf und nehmen noch etwas für Spaghettiwasser mit.

 

3.9. Lake Urmia - Täbris

 

Apropos ruhiger Platz. Irgendwann am Abend, wir sind gerade ins Bett, kommt ein schnelles Fahrzeug und ein Bewaffneter steigt aus. Es klopft, wir nicht adäquat angezogen. Wir sind aber nicht sonderlich erschrocken, denn es ist ein Pick-Up den wir schon am Nachmittag am See gesehen haben, mit den beiden gleichen Soldaten, die  uns damals gewinkt haben. Tinu zieht sich an, öffnet die Türe, der Soldat sagt ein paar Worte auf Farsi, Tinu ein paar auf Englisch, sie verstehen beide das andere nicht. Der Soldat ist freundlich, verabschiedet sich - und weg sind sie. 

 

Tinu macht eine Nachtaufnahme mit Langzeitbeleuchtung mit seiner Go-Pro Kamera. Wir gehen wieder ins Bett, aber schon vor sechs Uhr kommen die ersten paar Fahrzeuge, die an uns vorbeifahren um weiss Gott wohin zu gehen. Denn nach uns ist die Bucht irgendwo zu Ende. Auf jeden Fall will Tinu die Go-Pro wieder reinholen, nicht dass die noch einer mitnimmt. Er will gerade wieder zurück in die Federn, als er hört wie einer sich komplett einsandet. So ein Depp. Bis auf die Achse steht er im feinen Sand, Tinu nimmt die Schaufel und geht im zu Hilfe. Auch nach einer Stunde konnte das Auto nicht befreit werden, denn immer wenn sie ihn rausgeschaufelt hatten, hat der am Steuer viel zu viel Gas gegeben und ist noch mehr abgesoffen. Eigentlich will er, dass wir ihn mit dem Indy rausziehen. Tinu hat aber keine Lust alles auszupacken, und sagt er habe kein Seil. Also will der Typ jemanden mit Traktor anrufen, aber natürlich hat sein Handy kein Akku. Tinu holt die Powerbar und lädt sein Telefon, bis er genug Saft hat. um seinen Freund anzurufen. Ich würde sagen, der hatte heute Morgen Weihnacht und Geburtstag zusammen. Das nächste mal wird Tinu mit ziemlicher Sicherheit weder mit Schaufel noch mit der Powerbar in der Bucht stehen...

 

Der Tag beginnt also früh, wir verlassen nach dem ersten Kaffee die Bucht und nehmen noch einen zweiten mit. Im kleinen nahgelegenen Dorf, haben wir einen kleinen Laden gesehen, dort wollen wir Brot kaufen. Beim Laden angekommen, sehe ich schon von draussen, dass Brot nicht in seinem Sortiment ist. Aber eine alte Frau kommt mit einem grossen Packet Etwas in Tuch eingewickelt um die Ecke - und das sieht sehr nach Brot aus. Ich mache ihr Gesten und deute auf das Brot...sie weist mir den Weg und bereits nach ein paar Metern rieche ich es auch. Frisches Brot. Durch ein kleines Fenster sieht man die beiden Bäcker bei der Arbeit. Diesmal ist es nicht ein dickes Fladenbrot wie in Khoy, sondern hauchdünn, eher wie bei uns Fasnachtsküchlein aber natürlich salzig. Der alte Bäcker fragt mich wie viele, ich halte zwei Finger hoch. Er nickt, nimmt einen grossen Plastiksack und packt fünf von den riesigen Broten ein. Ich gehe davon aus, dass dies für einen anderen Kunden ist, denn neben mir palavern zwei Männer. Aber nein, der Bäcker reicht mir die Tüte heraus, und als ich ihm Geld geben will winkt er ab. Geschenkt. Welcome to Iran!

 

Unterwegs knabbern wir also an unserem noch warmen Brot und machen uns auf den Weg Richtung Täbris. 1.5 Mio Einwohner und gemäss Erfan eher konservativ. Der Verkehr ist irgendwie chaotisch und doch relativ kontrolliert. Die Strassen sind in der Regel vierspurig, aber die Iraner machen mindestens sechs daraus, einer fährt immer in der Mitte und wie bei der Formel eins wird rechts noch über den Pannenstreifen überholt und zwischen zwei nahen Fahrzeugen eingeschert. Aber es funktioniert wir sehen nirgends Unfälle. Erfan meinte, Blinker und Hupen hätten nicht das gleiche Gewicht wie Handzeichen. Der Finger (wie bei uns der Mahnfinger) im rechten Moment aus dem Fenster und alle bleiben wo sie sind und lassen einen einbiegen... läuft!

 

 

In Täbris gibt es einen grossen Park wo man stehen darf, den El-Goli Park, und den einzigen Camping mitten im Zentrum. Wir entscheiden uns für das Zentrum und biegen vor den Eingang des dazugehörenden Parks. Wir sehen nirgends Zelte und suchen zu Fuss. Wir haben nämlich momentan Schatten unter einem grossen Baum - und die sind sehr rar, also lassen wir den Indy dort stehen. Nach ein paar hundert Metern sehen wir den "Camping". Volle Sonne - bei fast 40°, belegt von vielen Grossfamilien die aussehen wie von der Ethnie der Romas - gefällt uns nicht so. Wir beschliessen das Auto zu lassen wo es ist, scheint uns ein guter Platz zu sein. Nach einer "kühlen" Dusche (ich möchte mal, dass das Wasser im Winter zu Hause so warm wäre), machen wir uns zu Fuss auf den Weg in die Stadt. Wir haben ganz in der Nähe eine Metro Station gesehen, und wollen das mal ausprobieren, sonst gibts ja dann immer noch Taxis. Wir verschwinden also in den Tiefen der Metro, sehen eine Anzeigetafel mit unserem Ziel, der nächste Zug fährt aber erst in 15 Minuten. Wir überlegen gerade ob wir so lange warten wollen, als uns eine kurzhaarige (!) Frau ohne Hijab (!) in gutem Englisch anspricht, ob sie uns helfen könne. Ja gerne, wir fragen ob dies die richtige Linie ist und die wirklich erst in 15 Minuten fährt. Sie meint lachend nein, die fahren viel öfter aber die Linie sei für den grossen Bazar die richtige. Sie geht an einen Ticketschalter und will für uns zwei Tickets kaufen. Als ich ihr Geld hinstrecke, weist sie das zurück und meint, nein nein, sie übernehme das. Sie streckt also dem Mann am Ticketschalter das Geld für unsere beiden Tickets hin, aber der lehnt ab, und meint die Fahrt sei geschenkt. Wir sollen einfach durch die Drehkreuze. Welcome to Iran!

 

Nach zwei, drei Minuten fährt eine total saubere, moderne und schön gekühlte Metro ein, und wir unterhalten uns noch ein wenig mit der netten Dame. Sie ist Public Relations Manager in einer Industrieanlage die Kabel herstellt. Englisch hat sie sich selber beigebracht - wie Erfan und andere übrigens auch. Ich frage sie, ob die Stadt für Frauen am Abend spät sicher ist. Sie meint eigentlich schon, aber Frauen seien hier nur selten am Abend alleine unterwegs. Dafür sorge die Familie...Sie empfiehlt uns noch, unbedingt auf dem großen Bazar Kebab mit Reis und Butter (?) zu essen und wir verabschieden uns an unserer Haltestelle. So nett.

 

Unsere Haltestelle ist wirklich nah beim Bazar, nur ein zwei Strassen mit vielen Gemüseständen und kleinen Spezial-Läden. Da ist der Sanitär, der Elektriker, der Maler und natürlich Klamotten und Spielsachen. Die Gemüsestände haben im Moment eine grosse Auswahl. Es ist Erntezeit. Pflaumen, flache und normale Pfirsiche, Trauben, Melonen in allen Farben und Grössen, und bereits Herbstgemüse wie Kabis, Maronen und Kürbis. Kartoffeln und schöne Zwiebeln hat es sowieso immer, es gibt überall Oliven und Öl, und was wir besonders toll finden: Grosse Sonnenblumenköpfe. Die Türken und die Iraner lieben ja das Knuspern von Sonnenblumenkernen beim Zusammensitzen und Plaudern. Hier werden aber keine bereits gepulten und gerösteten Kerne gegessen, sondern ein ganzer Sonnenblumenkopf kommt auf den Tisch und jeder nimmt sich was er haben möchte. Soo cool. Knusperzeugs und Deko in einem...

 

In den Gängen des über 500 Jahre alten, UNESCO geschützten Bazars angenehm kühl. Die dicken Mauern halten die Hitze draussen, und mittlerweile gibt es auch kleine Geschäfte mit Aircon. Vor allem der Goldbazar ist riesig, in einem Land mit einer hohen Inflation ist das edle Metall immer noch eine gute Geldanlage. Die wunderbaren Düfte von Safran und Zimt, frischem Tahini, Tee und frische gemahlenem Kaffee wabbern durch die langen Korridore. Wir werden oft gegrüßt und gefragt woher wir kommen. Und immer: Welcome in Iran!

 

Leider ist die grosse und weltberühmte Teppichhalle bereits geschlossen. Erfan hat uns schon gesagt, dass Teppichgeschäfte immer als erste schliessen. Die gehen davon aus, dass sich Teppiche vor allem Menschen mit Geld leisten, die nicht zwingend erst nach Feierabend vorbeikommen können. Wer Geld hat kann sich bereits am Morgen mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen...Also da müssen wir wohl nochmal zurückkommen, wenn der Bazar geöffnet ist. Schliesslich sind die Teppiche aus Täbris weltberühmt.

 

Bei uns macht sich langsam Hunger breit und wir suchen den angeschriebenen Foodmarket. Finden ihn nicht. Tinu fragt eine junge Frau (da junge Menschen öfter Englisch können), ob sie uns den Weg sagen kann. Ihre kleine Schwester, die sehr gutes Englisch spricht und die Mama gesellen sich dazu, und sind stolz wie Oskar Touristen aufgegabelt zu haben. Nach längerem plaudern, setzen wir uns in Bewegung, sie wollen uns einen Kebabladen zeigen. Pech, der ist leider schon geschlossen. Nachdem ein anderer ebenfalls den Betrieb schon eingestellt hat, fragen sie an einem der Gewürzstände, und der Verkäufer meint, es seien alle schon zu, da der Bazar bald schliesst. Sie wollen uns zu sich einladen, wir lehnen ab, sie fragen nochmal, wir entschuldigen uns, dass wir noch etwas die Stadt anschauen möchten, weil wir morgen schon wieder weiterziehen. Sie insistieren nicht und wir erinnern uns: Eine Einladung sollte man mindestens drei mal ablehnen, damit das gegenüber nicht das Gesicht verliert und trotzdem seinen Willen kundgetan hat. Ich würde sagen, erste Hürde erfolgreich gemeistert (ich glaube, in Zukunft werden wir einfach sagen wir seien noch mit Freunden verabredet. Dann kommen alle gut weg). Natürlich fragt mich die Mama nach unseren Kindern. Und natürlich haben wir schon auf der Panamericana gefühlte 100 mal gesagt, dass wir keine haben. Darauf folgt dann immer ein trauriger Blick und Mitleidsbekundungen, dass es nicht geklappt hat :-) (die notta bene nicht nötig ist).

 

Für diese Reise haben wir uns eine neue Strategie zurecht gelegt. Liebe Freunde, mehr als 20 Jahre jünger als wir, stellen sich zur Verfügung als unsere Kinder herzuhalten. Also haben wir ein Fotoalbum auf dem Handy mit netten Fotos von Cynthi und Mike, und zeigen die her, wenn es gewünscht ist. Läuft! An dieser Stelle lieben Dank an unsere Kids ad interim. Wir könnten uns keine besseren wünschen🤣!

 

Jedenfalls tauschen die einen noch Instaprofile aus, dann verabschieden wir uns. Verlassen die Gassen des geschlossenen Bazars, und draussen hat es in der Zwischenzeit bestimmt schon 2° abgekühlt. Wir suchen uns also ein Resti, und sind vielleicht im falschen Viertel. Auf jeden Fall sind wir zwischen Klamotten und Schuhen gelandet, irgendwo hat ein Kellerlokal geöffnet, aber wir ziehen uns rasch zurück, als wir die verdreckten Tische und Essensresten sehen. 

 

Gleich darauf erspähen wir ein Resti im 1.Stock und bereits der Eingang macht einen guten Eindruck. Wir erklimmen also die bunt beleuchtete Treppe und kommen in einen Raum, eher einem italienischen Palazzi gleich, denn iranisch. Eine Frau begrüßt uns in Farsi, kommt aber recht schnell ins Schleudern als sie merkt, dass dies nicht unsere Muttersprache ist. Sie ruft eine junge Kollegin, vielleicht auch die Tochter, die ein paar Worte Englisch kann. Ja gerne, wir können hier essen. Sie weisst uns an, einen der freien Tische zu wählen und wir setzten uns. Als erstes fällt uns auf, dass hier viele Frauen den Hijab nicht tragen oder nur dürftig irgendwie ein wenig die  Haare bedecken. Sehr gut, dann hab ich auch keinen Stress mit den herauslugenden Haarsträhnen. 

 

Wir fragen nach der Karte, aber die ist natürlich auch nur in Farsi. Wir fragen nach Kebab und Reis - wie die Dame in der Metro empfohlen hat und die Kleine nickt. Huscht ab und kommt mit einer grossen Schüssel Suppe wieder. Sie stellt sie in die Mitte und bringt zwei kleine Schälchen. Uns fällt auf, dass die Suppe auf allen Tischen steht und alle Kebab essen. Also Menu eins oder nur das eine Gericht auf der Karte? Wir wissen es nicht. Aber vielleicht war das die allerbeste Suppe ever! Safransuppe mit frischen Granatapfel Kernen. MEGA. Danach kommt ein frischer Kebab, also Spiess vom Feuer, mit gegrillten Tomaten, Oliven und einer Limette, separat eine Platte mit Reis und ein Tellerchen mit Butter (!?) und Zwiebel. Auf anderen Tischen sehen wir, dass die Butter dem Trockenreis beigemischt wird. Wir machen das auch, aber die Butter schmeckt uns nicht so gut. Wir lassen das also, geben Lime über den Kebab, kosten vom wirklich guten Fleisch und haben ein sehr feines und offenbar typisches persisches Essen. Wir loben bei den zwei Damen im Service die wirklich guten Gerichte und dann kommt der Chef persönlich strahlend aus der Küche. Er meint, wir sollen noch sitzen bleiben und verschwindet wieder in seinem Reich. Ein paar Minuten später kommt er strahlend mit zwei dampfenden Sarfan Tees um die Ecke. Ein Geheimrezept des Chefs und natürlich offeriert. Welcome to Iran!..und ich bin eigentlich nicht so der Safran Fan. Aber hier, könnt ich es noch werden!

 

 

Übrigens hat sich eine Dame beim verlassen des Restaurants kurz bei uns vorgestellt. Eine Iranerin, die schon lange in Schweden lebt. Sie begrüsst uns und wünscht uns eine tolle Reise. Kurze Zeit später kommt die Kellnerin des Restaurants mit einem Zettel in der Hand und macht Handzeichen, dass eben diese Dame nochmal angerufen habe und ihren Namen und die Telefonnummer für uns da gelassen habe. Falls wir Hilfe brauchen oder eine Übersetzung dürfen wir sie jederzeit anrufen! Wirklich mega!

 

Wir verlassen das Restaurant, nachdem wir versprochen haben, die Fotos die Tinu gemacht hat auf ihrem Instagram Account zu posten, und landen wieder direkt in der Fussgängerzone. Da ist mittlerweile mächtig was los. Offenbar kommen die Iraner auch erst aus den Löchern, wenn die Temperatur gegen "erträglich" sinkt. Überall wird gestöbert, geplaudert, ganze Familien sind unterwegs, denn morgen ist ja Feiertag und vor zehn Uhr sind sowieso nur wenige Restaurants gut belegt. 

 

Irgendwann bummeln wir wieder in Richtung Metro, natürlich werden wir auch zu dieser Fahrt eingeladen, und als wir bei unserer Haltestelle aussteigen winkt uns der Mann am Ticketschalter freundlich zu. Bei unserem Indy tanzt jetzt auch der Bär. Picknick ist bei den Iranern ebenfalls erst spät angesagt, und der Park füllt und füllt sich. Wir werden eingeparkt, aber egal, wir wollen sowieso nicht weg. Noch ein paar Plaudereien hier und da, dann ruft unsere Heija. Wir sind ein bisschen erschlagen, ob all der Eindrücke der ersten Tage. Es ist toll, fremd und doch nicht, orientalisch aber nicht nur, immer extrem freundlich - IRAN halt. 

4.9. Täbris - Adlagh Lar (Colorful Mountains)

 

Am Morgen, ich bin noch nicht richtig wach, höre ich Tinu schon wieder in Plauderlaune draussen mit den Iranern. Sie haben ebenfalls in Zelten oder den Autos übernachtet und stellen natürlich tausend Fragen. Irgendwann hat sogar Tinu dann genug und er kommt rein für Kaffeenachschub. Kurz darauf klopft es, ich mach mich klein da kein Hijab und so, und Tinu steht kurz darauf mit einem wunderbar frischen immer noch heissen Sesam Fladenbrot da. Hat einer einfach vorbeigebracht - einfach so geschenkt. Welcome in Iran! ...und das mit unserer grossartigen iranischen Nutella, die wir gestern auf dem Bazar gekauft haben. Himmlisch!

 

 

Wir haben beschlossen, den heutigen Feiertag ausserhalb der Stadt zu verbringen. Die Parks sind bestimmt total voll, Geschäfte, Märkte und der Bazare sind alle geschlossen. Wir fahren zu den Colorful Mountains gerade mal gut 30 km von Täbris entfernt. Es gibt auf dem Netz nur wenig Informationen, weshalb wir uns nicht all zu viel erhoffen. Aber die Überraschung ist gross, die Landschaft ist gewaltig. Wir lieben es total. Ein bisschen Utah und ein bisschen Arizona in einem. Natürlich finden wir hier easy einen Übernachtungsplatz mit Aussicht, und sind einmal mehr froh, dass die Zeiten wo man mit 36er Filmen zugange war, endgültig vorbei sind.

5.9. Adlagh Lar - Täbris

 

Nach diesem wunderbaren Platz in der Natur, fahren wir zurück nach Täbris. Wir müssen unbedingt noch auf den Teppichmarkt. Schliesslich ist er der grösste der Welt, in dem UNESCO geschützten 500 jährigen Bazar. Kurz vor der Stadt wollen wir aber noch unser erstes Tankabenteuer starten.  Wir brauchen erst etwa 30 Liter, aber wir wollen lieber zu früh mit der Suche nach Treibstoff beginnen - Erfan hat uns nämlich gewarnt, dass sei schwierig. Die nächsten Tage werden wir dann wieder im Outback verbringen und wir stellen uns vor, dass es hier vielleicht einfacher ist, eine Tankstelle zu finden, die uns ihre Tankkarte leiht. Wir fahren also die erste Tanke die uns begegnet an, und Tinu geht ins Office fragen. Einer im Blaumann sagt, dass Gesetz verbiete ihm den Verkauf von Diesel an Touristen. Hmm. Ein grosser Brummi ist an einer Zapfsäule, und Tinu geht zu dessen Chauffeur. Klar können wir auf seine Karte tanken. Wir sollen zur Säule fahren. Zack. Getankt. 30 Liter für 70 Rappen! Welcome in Iran!

 

Im El Goli Park ist bereits mächtig was los. Feiertag. Die Iraner sind Picknick adictets, und fahren reihenweise auf den Parkplatz, gepackt mit riesigen Decken, Samowar, Mini Grill und Sack und Pack mit Großmutter. Sie sind schmerzfrei uns suchen keinen Platz mit Aussicht, Grünfläche Schatten oder so. Wo Platz ist, das kann auch zwischen zwei Autos sein, wird alles ausgebreitet und geplaudert, gegessen und gedöst.

 

Wir nehmen nochmal die Metro um in die Stadt zu gelangen. Auch an dieser Haltestelle werden wir zur Fahrt eingeladen. Wir fahren ins Zentrum und bummeln zum Bazar. Wow, jetzt ist die Teppichhalle noch geöffnet. Was für eine Pracht. Vor einem kleinen Laden machen wir Halt, weil die Farben der Seide so wunderschön ist, die Muster so klar und gekonnt - echte Perser. Der Ladenbesitzer versucht mit uns zu sprechen, aber sein Englisch ist minimal. Wir verstehen, dass alle Teppiche in seinem Geschäft handgeknüpft sind, und dass einer, der uns gut gefällt so um 3000 U$ kostet. Wir haben ihm aber bereits erklärt, dass wir mit dem Camper unterwegs sind, also wird das auch kein Verkaufsgespräch. Sehr sympathisch. Teppiche in allen Farben, Wolle und Seide, maschinell und handgemacht in klein, gross und riesig. 

 

Der Bazar ist heute extrem voll, weswegen wir uns bald wieder an die frische Luft begeben. Wir wollen uns noch die Blaue Mosche ansehen. Sie wurde im 13. Jahrhundert gebaut, wurde aber in den 80er Jahren bei einem Erdbeben fast vollständig zerstört. Seit dreissig Jahren versuchen nun also geschickte Hände, die Fliesen und Steinblöcke wieder an ihre richtige Stelle zu platzieren. Aber wir sehen schon, dass ist noch ein weiter Weg. Wohl eine Lebensstelle für mehrere Generationen...

 

 

So lustig. Während ich das hier im Auto schreibe, sitzt Tinu draussen und hat im Minutentakt neue Interessenten mit endlosen Fragen. Manchmal stehen sie sogar Schlange, warten aber geduldig bis sie an der Reihe sind. Sie lieben die Schweiz, sie lieben unser Auto und laden uns ein. In der Metro hat uns heute nachmittag ein älterer Businessmann in exzellentem Englisch angesprochen. Gefragt ob wir reisen und uns willkommen geheissen. Dann hat er sich verabschiedet. Als wir am Ziel wieder mit der Rolltreppe an die Oberfläche gekommen sind, hat er dort auf uns gewartet. Er wollte uns bitten, zu Hause unseren Freunden zu erzählen, dass im Iran die Menschen nett seien. Es sei nur die Regierung die komplett irre sei...

 

Auf dem Heimweg zum Auto kommen wir an einer Bäckerei vorbei, und die haben in der Auslage etwas was genau aussieht wie unsere Schmelzbrötli. Bereits ein paar mal haben wir solche gesehen, aber es war nie der richtige Moment. Jetzt aber. Wir betreten die heisse Bäckerei, und der Bäcker tröstet uns, dass es ab morgen ein bisschen kühler werde. Es sei nicht normal, die Hitze die im Moment herrsche (sagts und hat Schweissperlen auf der Stirn). Er fragt mich, ob ich Muslima sei. Nein. Er meint, dann könne ich ruhig den Hijab ablegen. Wir plaudern ein bisschen und bestellen zwei der hübschen Schmelzbrötli. Natürlich - auch hier - geschenkt! Welcome in Iran!

Wir kommen zurück in den El Goli Park, und dann ist da ein wahnsinns Trubel. Kreuz und quer Fahrzeuge, Zelte, Decken und Grossfamilien beim Essen und Plaudern. Verkäufer die von wunderschönen Holzinstrumenten über Sonnenbrillen und Taschen alles verkaufen. Es ist letztes Ferien Wochenende bevor es am Samstag zurück zur Schule geht. 

 

Ich verzieh mich bald ins Innere des Autos während Tinu im Minutentakt da weiter macht, wo er am Nachmittag aufgehört hat. Wir bekommen Einladungen nach Kurdistan, nach Lahijan ins Teegebiet, bekommen Orangen und viele gute Reisetipps. Obwohl es voll ist wie an einem Open Air, ist die Nacht nicht allzu laut. Einige fahren bereits am Morgen früh weg, es ist kalt geworden über Nacht. Das Thermometer ist auf 15° gefallen und es bläst ein steifer Wind. 

 

 

6.9. Täbris - unterwegs zum Tahkt-e Soleyman

 

Tinu meint nach dem Aufstehen im Scherz, ob er sich nach draussen setzen solle, vielleicht bringe ja jemand auf dem vollen Parkplatz ein frisches Brot zum Kaffee...nein kein Brot. Aber bereits nach wenigen Minuten bekommen wir von einem Nachbarn ein Topf heisse Suppe. Und was für eine. Ganz ähnlich der im kleinen Restaurant in der Stadt, schmeckt sie nach Safran, Petersilie, Karotten und Kartoffeln und ist wirklich megafein. Die würd ich noch ein paarmal essen solange wir im Iran sind. Aber wie die heisst - man weiss es nicht.

 

Wir nehmen die direkte Strasse um die Stadt zu verlassen, dank des Feiertags ist auch nicht allzu viel Verkehr. In einem kleinen Tante Emma Laden kaufen wir noch ein paar Dinge ein und düsen los. Genug Stadt für eine Weile. Viele Ernte LKW's unterwegs, beladen mit Tomaten, Trauben, unglaublich vielen Äpfeln, Pistazien und vielen Zwiebeln. Grosse Annahmestellen für Tomaten sind eingerichtet, die Bauern müssen also nur dorthin, um ihre Ware abzuladen. 

 

Nach 190km finden wir einen schönen Fluss, der tatsächlich noch Wasser führt und wo wir gut stehen können. Auch hier sind bereits viele Familien und geniessen den letzten Tag der Ferien. Kaum stehen wir und sind eingerichtet, kommt ein Nachbar fragt uns über seine kleine Tochter die ein bisschen Englisch spricht, nach dem woher und wohin. Später bringt die Kleine dann noch einen grossen Schnitz Wassermelone und düst wieder ab. Kaum darauf, kommen schon die nächsten. Diesmal eine Grossfamile, parkt unmittelbar in der Nähe, die Männer packen ihre Angelruten aus, fischen direkt vor unserem Auto und platzieren ihre Fragen. Kurz darauf kommt die Frau des einen und bringt uns frische Pfirsiche und Nektarinen aus ihrem Garten. Alle plaudern ein wenig und versuchen noch ein paar Fische zu kriegen. Welcome in Iran! Wir haben gerade mit Mühe und Not den Melonenschnitz verputzt, bringt irgendwer die nächste. Diesmal eine Halbe Riesenmelone. Ich hab den Überblick verloren....

7.9. Platz am Fluss  - Tahkt-e Soleyman

 

Bei unserem Platz am Fluss, kommen am Morgen zwei Arbeiter mit ihrem Wasserlaster und schmeissen die Pumpe an, um ihn zu füllen. Ein schöner alter Mercedes Rundhauber mit einem riesigen Tank. Das wird also dauern. Wir nutzen die günstige Gelegenheit, und unsere Hälfte der Riesenmelone vom Vortag, findet zwei neue strahlende Besitzer. Wir bekommen im Gegenzug einen frisch gepflückten Apfel - perfekt. 

 

Wir fahren wiederum durch grossartige Weiten, aber noch nie, in keinem anderen Land haben wir so viele, wirklich schreckliche Unfälle gesehen. Autos die sich mehrfach überschlagen haben, und nur noch als Blechpaket zu erkennen sind. Jeden Tag. Immer sind bereits viele Personen und Helfer vor Ort, so dass wir uns drücken können. Aber ich glaube, erste Hilfe ist in diesen Fällen sowieso kein Thema mehr. Es wird auf diesen Überlandstrassen auch gebrettert. Die Ränder der Strasse haben oft viele Centimeter hohe Absätze, und wenn man nicht aufmerksam fährt, oder abgedrängt wird, nimmt das ein böses Ende.

 

Für uns geht die Fahrt sicher weiter, bis wir auf 2200 M.ü.M. den Tahkt-e Suleyman erreichen. 

UNESCO Welterbe aus dem 13. Jahrhundert. Ein grosser Gebäudekomplex, bestehend aus Palast, Feuertempel, Befestigungsanlage und einem See. Der See hat nur 80 Meter Durchmesser ist aber 112 Meter tief und klar. Die Aussicht ist gigantisch und im Abendlicht sieht es hier traumhaft aus. Wir treffen zum ersten Mal andere Reisende mit Fahrzeug. Ein tschechisches Paar, welches in vier Monaten nach Indien und wieder zurück gereist ist. Verrückt. 

Mit ihnen plaudern wir noch eine Weile und tauschen ein paar Impressionen. 

 

Wir kämpfen immer noch mit dem Internet für meinen Mac. Aber Tinu gibt nicht auf, und hat mittlerweile fast eine private Leitung zu Nord VPN. Aber die Leute da wissen uns zu helfen und sind auch immer rasch mit antworten. Mega. Hier im Iran werden VPNs geblockt und viele Webseiten, eigentlich fast alle ausser vielleicht dem Wetter, sind gesperrt. Die Cyberheinis der bärtigen Männer in schwarz machen einen guten Job, aber schlussendlich kann Tinu alle austricksen🤗. Nur ist jetzt noch das Internet langsam, aber hey: man kann nicht alles haben. Würde mich auch nicht wundern, wenn eine Foto zweimal gepostet wurde oder irgendwo sonst ein Bock drin ist. Es fällt immer wieder der VPN raus, oder das Internet, oder beides...dann weiss ich bis es wieder geht, nicht mehr was ich schon gemacht habe und was nicht - und um alles zu kontrollieren ist das Netzt viel zu langsam. Also sorry an dieser Stelle.

8.9. Tahkt-e Soleyman - Behestan Castle

 

Von nun an führt die gute Strasse über diverse Bergrücken, es geht auf und ab wie damals in den Anden. Nur viel einfacher. Denn wo Sprinter draufsteht ist Sprinter drin😜. Trotz Diesel mit schlechtem Ruf, scheint unser Indy die ungewohnte Qualität wegzustecken, steigt 1000 Höhenmeter rauf und das gleiche wieder runter. Mehrmals. Easy.

 

Unterwegs zum Sati Guesthouse, wo man als Overlander offenbar hin muss, wollen wir das Behestan Castle besuchen. Nicht etwa ein Schloss im herkömmlichen Sinn, sondern ein aus Sandstein geformter Fels mit Wohnhöhlen. Nach etwa 90 km erreichen wir den hohen Monolith. Wie im Monument Valley steht er da und überragt das grüne Flusstal mit seinen Fischzuchten, den grossen Walnussbäumen und reifen Trauben. 

 

Wir finden einen schönen Übernachtungsplatz, bummeln rauf und runter und um den Fels, machen Fotos und geniessen die Ruhe. Scheint kein begehrtes Wahrzeichen bei Touristen  zu sein, nur selten kommt ein Auto. Ein paar Einheimische fahren mit ihren Motorrädern vorbei und winken, ein sehr nettes Paar aus Shiraz möchte mit uns plaudern, aber das wird von  Sprachschwierigkeiten erschwert. Wir zeigen ihnen wo wir bereits gewesen sind, und unseren Plan für die nächste Zeit. Sie sind begeistert, dass wir auch ihre Stadt besuchen werden und schenken uns eine grosse Hand voll Trauben. Welcome in Iran!

9.-12. Sati Guesthouse and Hotel,  Soltiyaneh

 

Auf dem Weg zurück zur Hauptroute verlassen wir irgendwann leider die tollen Berge des Nordwesten Irans. Unterwegs machen wir noch einen Tankversuch, damit wir genug Reserve hätten, falls es nicht klappt. Aber bereits beim ersten Versuch bekommen wir 60 Liter für 3 Stutz. Weil es gerade so gut läuft, nehmen wir noch Anlauf um die Gasflasche zu füllen. Das klappt nicht, wir finden auf unserem Weg gar keinen Gashändler. Das ist aber total egal, weil wir gerade erst gewechselt haben, und nun ca. sechs Wochen mit der neuen kochen können. In dieser Zeit gibt es bestimmt eine Lösung.

 

Am späteren Nachmittag erreichen wir das Sati Guesthouse in Soltiyaneh. Eine sehr herzige junge Familie empfängt hier in ihrem historischen Haus Hotelgäste und Overlander. Zudem haben sie bestimmt die süssesten Zwillinge auf diesem Planeten. Tinu hat auf dem Weg zum Tor ohne Höhenbegrenzung noch fast ein Crash, weil irgend so ein Meister des Autofahrens, Bremse und Gas beim Rückwärtsfahren verwechselt, kommt dann aber dank Glück sicher im Innenhof an. 

 

Kurze Zeit später treffen Michi und Sarah aus Zug mit ihrem blauen Defender ein, sie sind auf dem Weg nach Australien. Joana und Teresa aus Portugal, mit ihrem uralt Honda Civic fahren auch noch auf den Hof, sie sind auf dem Weg nach Indien. Wir haben also zum ersten mal im Iran Gesellschaft von Overlandern mit sehr interessanten Zielen. Setia und Behzad, die beiden Hosts, meinen aber, dass wir die ersten sind die nach Südafrika wollen. Aber hey: einer muss halt voran gehen. 

 

Wir haben also interessante Gespräche, nette Teestunden und werkeln alle ein bisschen an unseren "To do" Listen. Am Abend macht Setias Köchin ein wunderbares Essen, was wir aber nur kosten. Wir haben uns für den nächsten Tag zum Essen angemeldet. Wir wussten nicht wann wir ankommen, und wie es mit meinen Sitzressourcen steht. Und um die steht es im Moment eher bescheiden. Die 600 km Runde durch die Berge fordert ihren Tribut. Wir essen also vom feinen Fladenbrot, welches uns am Nachmittag schon wieder geschenkt wurde. Welcome in Iran!

Dazu gibts Feta, Oliven einen geschenkten Apfel, Tapenade und lauter so Leckerzeugs.

 

Den Folgetag verbringen wir mit Wäsche waschen, am Auto werkeln, besuchen den hiesigen Dom und plaudern mit den anderen Reisenden. Die zieht es am Nachmittag aber weiter, sie wollen gemeinsam am Donnerstag die Indische und die Pakistanische Botschaft in Teheran aufsuchen, um zu prüfen wie weit ihre Visaanträge sind. Klingt nach Spass. Wenn die Botschaften überhaupt geöffnet sind. Es ist nämlich wieder mal ein Feiertag. Wieder eine Hommage an einen der vor tausenden von Jahren das zeitliche gesegnet hat. Wir bleiben im schönen Sati, sind immer noch in Kontakt mit Erfan wegen unserer Debitkarte, plaudern mit den beiden Hosts, erfahren viel über das Land - (denn beide haben auch schon als Tour-Guides gearbeitet, sie zudem als Dozentin an der UNI) die Probleme, die Regierung, das Leben an sich und das Leben als Hoteliers im Iran.

 

Am Abend bekommen wir ein grossartiges Essen. Sehr traditionell, mit safranigem Knusperreis, lange geschmortem Fleisch (ähnlich Ragout), welches dem Reis untergemischt wurde und Granatapfelkernen. Dazu gibt es gewürzten Joghurt und ein Relish aus Tomaten, Gurken und Zwiebeln. Wahnsinnig fein! Kugelrund rollen wir also zurück zum Indy im Innenhof, und haben Gänsehaut als wäre es Herbst. Dabei sind es 26°. Aber es wird überall ein bisschen "kühler". Wir haben natürlich die Temperaturen von Shiraz und Isfahan, den Städten im Süden im Blick. Und da haben die Temperaturen zumindest die 40er verlassen....

 

Wir bleiben noch einen Extratag im Sati, erstens ist es einfach nett hier, zudem haben wir immer noch dies und das zu tun. Setia sieht am Morgen unsere leere Gasflasche, und fragt ob wir sie schon füllen konnten, was nicht der Fall ist. Also fährt Behzad rasch mit Tinu zum Gashändler -  zack gefüllt. Eine 2.5 Liter Gasflasche für 60 Rappen. Es war noch nie irgendwo auch nur annähernd so günstig und wird es wohl auch nie mehr sein. 

 

Zudem möchten wir immer noch die Taxi App Snapp herunterladen und Tinu kämpft mit dem SMS Code und Sunrise. Es braucht einige Telefonate und Tricks und sollte vielleicht Morgen laufen? Man weiss es nicht, aber es wäre super für Teheran. Wir helfen Setia bei einigen Übersetzungen fürs Hotel, arbeiten an der Webseite, gehen einkaufen und so geht der Tag vorüber. 

 

Am Abend gibt es neue Gäste im Sati House. Mehrere iranische Familien, geniessen das verlängerte Wochenende dank des Feiertags. Einige fragen über Setia ob sie in unseren Indy schauen dürfen. So was; schüchterne Iraner, ist ja ganz was Neues😁. Natürlich dürfen sie.  

 

Wir sitzen am Abend lange mit zwei Familien zusammen, die uns in ihre Runde einladen. Wir knuspern also gemeinsam Sonnenblumenkerne, wie man das so macht, und plaudern in alle Richtungen. Wir werden viel gefragt, aber sie geben auch viel preis. Einige von ihnen, darunter auch der 13 jährige Sohn, sprechen sehr gutes Englisch. Sie sind sehr direkt. Fragen, was wir von der Frauenbewegung im Iran halten, was von der Regierung und so weiter. Wir erfahren sehr viel Interessantes über dieses wunderschöne Land und irgendwann werden wir auch darüber berichten. Vielleicht wenn wir in Kuwait sind.

 

 

Während ich mit den Frauen und den Jungs plaudere, spricht Tinu mit dem Vater, der supergutes Englisch spricht. Er gibt uns gute Tipps zu unserem weiteren Reiseverlauf und natürlich lädt er uns auch ein, sie in Teheran zu besuchen. Irgendwann kommt die Sprache auf die Taxi app die wir gerne hätten, also nimmt er sich der Sache an. Er merkt, dass die im SIM Karten Laden, unsere Nummer falsch notiert hatten. So kann das natürlich nicht funktionieren. Der 13 jährige, sucht noch in den Einstellungen unsere Sprache - läuft. Es gibt immer eine Lösung!

 

Wir bekommen noch einige Tipps für Teheran und sind nun gespannt auf diese teils ultramoderne und teils ultrakonservative Grossstadt mit ihren vielen Millionen Einwohnern. Und was uns noch mehr erstaunt; Wohnungen und Häuser in Teheran zu kaufen, soll um ein vielfaches teuerer sein als in New York City. Wer hätte das gedacht.

13.9. Sati House - Qasim - Teheran

 

Irgendwann ist es dann doch Morgen und der Abschied naht. Setia und Behzad waren wundervolle Gastgeber, wir haben uns so wohl gefühlt, konnten uns neu sortieren und haben tolle Menschen kennen gelernt. Wenn es irgendwie geht, kommen wir wieder. Sehr gerne! Inshallah.

 

Wir tanken beim Dorfbrunnen noch Wasser und fahren über die Autobahn in Richtung Qasim. Leider entpuppt sich die Stadt nicht als das was wir erwartet haben. Es ist Freitag, also alles geschlossen, der ausgesuchte Übernachtungsplatz gefällt uns auch nicht recht. Wir kaufen im ersten grösseren Supermarkt den wir im Iran gesehen haben ein, und verlassen die Stadt. 

 

Wieder zurück auf der Autobahn, peilen wir einen der vielen grossen Rastplätze an. Das muss halt für heute reichen. Wir finden auf jeden Fall eine ruhige Ecke, und schattige Bäume. Passt. Erst zieht mal ein übler aber kurzer Sandsturm über uns hinweg. Später ist es dann ein bisschen wie auf der Post. Jeder stellt sich an, bis er an der Reihe ist, und feuert dann seine Fragen ab. Irgendwann sind wir umringt von etwa 12 Personen, alle zur gleichen Familie gehörend, Fragen und Tipps kommen gleichzeitig aus unterschiedlichen Richtungen. So lustig. Manchmal verlieren wir ein wenig den Überblick, wer was gesagt hat, aber super nett, ohne Kopftuch und sehr dezidiert. Tinu geht in die Bäckerei, kauft ein Brot und bekommt direkt vom Bäcker eines aus dem glühenden Tonofen. Vorbei an den wartenden Kunden, aber das finden die total in Ordnung. Beim zurückkommen zum Indy, drückt ihm ein anderer netter Mensch so etwas wie eine warme Zimtschnecke in die Hand. Lecker! Welcome in Iran!

14.9. - 16.9. Teheran

 

Also Autobahnen im Iran sind per se schon sehr nervenaufreibend. Aber die um Teheran, haben noch eine ganz andere Qualität. Nichts für schwache Nerven! In der Regel sind sie mindestens vier- oder fünfspurig in einer Richtung, aber die Iraner machen mindestens sechs oder sieben daraus. Es wird also um jede Wagenlänge gekämpft, und wenn zwischen den Autos noch ein Blatt Papier passt, reicht das. Und zwar in allen Richtungen. Es gehört zum fahrerischen Alltag, dass man von der ganz linken Spur, drei oder vier Spuren nach rechts schert, natürlich niemals mit Blinker, dann über den Pannenstreifen einen Wagen überholt, dann wieder ganz nach links kommt, um noch ein paar zu überholen, Zickzack ist also an der Tagesordnung. Und das bei hohem Tempo. Tinu muss sich konzentrieren, damit wir nicht abgeschossen werden, und alle Richtungen jederzeit im Auge behalten. War es irgendwo jemals so crazy? Ich glaube nicht...Bereits 65 km (!!) vor der Stadt beginnen die ersten Staus. Es ist fast schon erholsam, bei Schleichtempo mal durchzuatmen. Unser Ziel ist der Parkplatz vom Imam Khomeini Schrein, dem Mausoleum des ehemaligen Oberhaupts. Es soll da 20'000 Parkplätze geben, und da wird auch einer für uns dabei sein. Dieser Platz liegt für uns sehr gut, da er sich am südlichen Stadtrand befindet, und einen direkten Anschluss an die Metro hat. 

 

 

Wir kommen heil an, und finden einen schönen ruhigen Platz in einer Ecke unter schattigen Bäumen.Der Schrein ist riesig, ebenso der Parkplatz. Einige Einheimischen campen, haben wieder Zelte dabei oder Picknicken unter Bäumen. Wir wollen uns erst mal bei einem Kaffe ein bisschen erholen, bevor es ins Gewühl der Innenstadt geht. Ein Militarist mit Motorrad, Majid wie sich herausstellt, kommt zu uns, Tinu smalltalkt wie immer und fragt ob wir hier übernachten dürfen. Die Kommunikation ist erschwert, da nur Google Translate funktioniert. Aber am Ende ist alles easy. Majid macht noch ein Selfie mit Tinu und meint, sollte einer seiner Kollegen bei uns vorbei kommen, sollte wir sagen, dass wir das ok von Majid haben und ihm das Selfie zeigen. Nett.

 

Wir müssen zwar nach dem Stadtbummel an einen beleuchteteren Ort umparken für die Nacht. Ich glaube, die Kameras konnten uns in der dunklen Ecke nicht erfassen. Majid hat uns ja zugesichert, dass er und seine Kollegen auf unser Fahrzeug aufpassen werden, und nimmt das ernst. Uns soll's recht sein. 

 

Wir bummeln die paar Meter zur Metro Station und fahren etwa eine halbe Stunde bis ins alte Zentrum Teherans. Der Basar ist unser Ziel. Verrückt wie voll die Metro ist, und das ist noch gar nichts, im Vergleich zur Metro Station beim Basar. Wir werden zum Ausgang geschoben, die Treppe hoch, alles wie ferngesteuert. Oben geht es ganz ähnlich weiter. Die Strassen, der Basar alles total überfüllt. Crazy!!!

 

Der Basar ist auch hier riesig, ganze 10 km lang. Aber er gefällt uns nicht ganz so gut wie der in Täbris. Das Gebäude ist nicht so schön erhalten und er ist nicht so gepflegt. Ein Typ der uns anspricht und dann Freude hat weil wir aus der Schweizer sind, war natürlich auch schon in Genf und hat zufälligerweise ein Teppichgeschäft :-) Er will uns die grosse Teppichhalle zeigen, die wir tatsächlich schon gesucht hatten, und zeigt uns dann seine Schätze - alle handgemacht und wunderschön. Leider kann keiner fliegen, daher kommen wir nicht ins Geschäft und bummeln weiter durch das Getümmel. Wir lassen uns durch die Strassen und Sträußchen treiben, werden dauernd beinahe von den schnellen Motorrädern oder Rollern überfahren - da diese natürlich auch auf dem Gehsteig fahren. Wir finden irgendwo einen kleinen Open Air Food Court, und lassen uns da japanische Nuldeln schmecken. Auf dem Rückweg ist die Metro nicht mehr ganz so voll, meist macht mir auch jemand Platz. Übrigens kann man hier in der Metro seinen halben Einkauf bereits auf dem Nachhauseweg erledigen. Von Cookies über Socken, von Telefonkabeln über Batterien - alles dabei.

Ziemlich k.o. kommen wir beim Indy an, schmieden Pläne für den nächsten Tag und schlafen später tief und fest.

Schon zeitig am Morgen holen wir in der benachbarten Bäckerei ein süssliches Fladenbrot und nach dem zweiten Kaffee machen wir uns wieder auf den Weg zur Metro. Die ist auch heute schon wieder gut besucht. Im Zentrum steigen wir aus und suchen den Golestan Palast. Dieses prachtvolle Monument ist der einstige Regierungssitz der Kadscharen (turkmenisch-stämmige Herrscher), er wurde Ende 18. Anfang 19. Jahrhundert errichtet. Eine geflieste, orientalische Schönheit, die mit ihren bunten Fassaden und gespiegelten Säulen, Geschichten aus vergangener Zeit erzählt. Natürlich UNESCO-Welterbe, grossartig erhalten, von einem grünen gepflegten Garten umgeben, trägt sie den Namen des Blumenpalastes zu Recht. 

 

Auch der heutige Präsident soll in irgend einem abgelegenen Winkel des Palastes wohnen. Man weiss es nicht. Auf jeden Fall sind wir vom ganzen Pomp und Prunk des Innern mächtig beeindruckt. Alleine die Empfangshalle für Gäste, wohl in der Regel Staatsgäste, lässt keine Einrichtungswünsche offen und es darf offenbar auch ein bisschen mehr sein. Viele Gastgeschenke aus allen Herrenländern sind ausgestellt. Chinesische Vasen, Nordische Möbel, Französische Gemälde und feinstes Porzellan, alles fein säuberlich inventarisiert von wem und von wann. Der ganze Palast ist eine Oase der Ruhe im ganzen Lärm und Gewusel des Teheraner Zentrums.

 

Wir wollen weiter zum Museum für Zeitgenössische Kunst, nur ein paar Kilometer entfernt. So blöd, geschlossen wegen Ausstellungswechsel. Sehr schade, denn das Museum beherbergt die grösste Sammlung zeitgenössischer Kunst ausserhalb Europas. Wir können aber in paar Blicke auf die Skulpturen im Garten werfen und sehen das Museumsgebäude, welches in den 1970er Jahren von "Kaiserin" Farah Pahlavi in Auftrag gegeben, und von ihrem Cousin, dem Architekten Karmann Diba, entworfen wurde.

 

He nu, dann war das halt nichts. Wir schnappen uns ein Taxi und lassen uns zum Goftegou Park fahren. In der Teheran Times hatte ich vor ein paar Tagen gelesen, dass es eine Ausstellung für Handwerk, Mode und sonstiges Schaffen von Frauen gibt, die sich mit Kleinunternehmen selbständig gemacht haben. Wir wollen das gerne unterstützen und nach ein bisschen suchen, werden wir im Park fündig. Über drei Etagen sind schöne Dinge ausgestellt. Geknüpft, genäht, gewoben oder getöpfert - alles dabei. 

 

Wir sind schon ein wenig auf den Felgen, aber die Stadt ist so weitläufig und riesig, dass wir den Norden von Teheran nicht verlassen wollen, ohne den Fernsehturm Borj-e Milan gesehen zu haben. Sonst müssen wir nämlich vom Übernachtungsplatz noch einmal quer durch die ganze Stadt. Darauf haben wir keinen Bock. Also wieder zurück zur Metro und rauf zum Turm. Die Sicherheitsvorkehrungen sind ein bisschen wie am Flughafen, aber wir werden reingelassen. Beim Ticketschalter steht, dass sich ausländische Touristen bei einem anderen Desk melden sollen. Wir machen das, bekommen von einem netten Mädel gegen kleines Entgeld zwei Tickets und dürfen ohne in der Schlange anzustehen, direkt zum VIP Lift. Hey, das gefällt uns. Nach ein paar Minuten sind wir bereits 260 Meter höher, es is tmit 436 m der höchste Turm Irans und der sechsthöchste Turm der Welt. Die Aussicht ist ziemlich beeindruckend. Im Rücken die schroffen Berge, und zu unseren Füssen die Stadt mit 10 Mio Einwohnern ...und nie endenwollendem Stau!

 

Wir haben gesehen, was wir sehen wollten und genug von der Stadt. Mit der Metro fahren wir ein letztes mal quer durch alles, brauchen dafür mehr als eine Stunde und sind zeitweise so eingequetscht, dass wir selbst bei einer Vollbremsung keinen Centimeter weit fallen könnten. 

Ja, wir mögen die Colored Mountains, die Wüste und das Meer. Let's go!

16.9. Ghom - Vatikan Irans

 

Nur 107 km weiter südlich ist unsere nächste Destination, Ghom. Hier werden Tonwaren, Glas und Baumwolltextilien produziert, Nüsse und Mohn angebaut, Erdgas und Erdöl gewonnen. Aber berühmt ist Ghom als wichtigste Pilgerstätte Irans. Es gibt nirgends eine höhere Dichte an islamischen Hochschulen, alleine 60'000 Studenten werden hier unterrichtet. Wir gehen hier nicht der Geschichte wegen hin, sondern wegen des 500 jährigen Schreins der Fatima Masuma, ein 25000 Quadratmeter grosser Gebäudekomplex. Das heiligste aller Heiligtümer der Region, für Ungläubige ist das Innern des Schreins natürlich tabu, aber den Platz und Innenhof darf man betreten. 

 

Nachdem wir einen Parkplatz mitten im Zentrum gefunden haben, bummeln wir den kurzen Weg zum Schrein. Natürlich adäquat angezogen und voller Selbstvertrauen, schreiten wir durch die dicken Vorhänge, die den Eingang für Männer von dem der Frauen trennen. Vor mir sind nur etwa sechs Frauen, die sich abtasten lassen müssen und ihre Tasche zeigen, dann nehmen die Verantwortlichen mich war und ...wissen nicht was sie tun sollen. Es wird von allen Seiten auf mich eingeredet, ich habe keine Ahnung was sie meinen. Ich finde, dass ich korrekt angezogen bin, aber offenbar reicht das bei weitem nicht. Es wir telefoniert, wieder gefragt, gerätselt bis dann noch eine schwarzgekleidete (was alle sind) kommt, und mich in aller Strenge mustert. Huch, ich komm mir vor wie in der Schule, und sie findet offenbar keinen Gefallen an mir. Sie winkt ab und es wird erneut jemand telefonisch kontaktiert. Eine junge Frau die gutes Englisch spricht, springt ein, und meint ich solle einfach warten. Ein paar Momente später kommt eine junge Frau, natürlich auch ganz in Tschador, sie ist für Ausländische Angelegenheiten zuständig und spricht sehr gutes Englisch.

 

Sie packt einen geblümten Umhang aus, der ist riesig und lässt mich fast verschwinden, aber sie ist zufrieden und alle anderen auch - somit werde ich in das Allerheiligste gelassen. Tinu wartet seit 15 Minuten und hat sich schon Sorgen gemacht. Aber da bin ich und die Führung kann losgehen. Man darf sich nämlich nicht alleine durch den Komplex bewegen. Wir werden mit ganz viel Geschichte konfrontiert, sehr interessant, aber das Wichtigste ist, dass hier Imam Khomeini die Rede zum Aufruf der Revolution gehalten hat. Sie erzählt das alles voller Stolz, wir machen Fotos, staunen über die wunderschöne Architektur und werden am Ende zum nächsten Ausgang geleitet. Dort kann ich meinen Fummel wieder abgeben, und naja, irrsinnig schön, ein bisschen verstörend, die Menschen sind eher abweisend was ja für den Iran überhaupt nicht typisch ist, mir wird sogar von einer alten Frau mal "Hijab" zugezischt, was ich darauf schliesse, dass meine Haare darunter hervorlugten...alles etwas seltsam. Das erste mal auch, dass wir nicht eine einzige Frau ohne Hijab gesehen haben, auch die Männer in langen Gewändern, Frauen alle im Tschador aber immerhin ohne Gesichtsschleier - aber irgendwie unfröhlich, abweisend, nicht einverstanden mit unserer Anwesenheit, vielleicht auch nicht einverstanden mit ihrer Anwesenheit.

 

Nach einer kleinen Nachmittagssiesta machen wir am Abend nochmal einen Ausflug zum Schrein, Tinu geht alleine rein, ich hab keinen Bock mehr auf das Theater. Nach 20 Minuten kommt er wieder raus, hat schöne Fotos vom leider scheußlich beleuchteten Schrein gemacht und wir bummeln auf der Suche nach etwas Essbarem durch die gut besuchten Gassen.

17.9. Kashan - die Stadt der Rosen

 

Heute sind wir mit Rania und Daniel aus Deutschland bei den Fin Gardens in Kashan verabredet. Wir sind seit der Türkei mit ihnen über die Sozialen Medien in Kontakt, haben sie aber noch nie getroffen. Sie fahren ebenfalls einen Sprinter, etwas neuer und etwas grösser als unser Indy und mit allem Pipapo. Ihr Ziel ist ebenfalls der Oman, also wird sich unsere Route vermutlich noch das eine oder andere mal kreuzen. 

 

Die Fin Gärten wollen wir alle anschauen, also ein guter Treffpunkt. Pünktlich wie die Schweizer treffen wir uns zum vereinbarten Zeitpunkt auf dem grossen Parkplatz. Sie haben auch einiges zu erzählen. Sie sind ebenfalls seit anfangs Mai unterwegs, waren aber noch in den Stan Ländern, in Georgien und in Armenien. Interessanterweise hat ihnen Armenien total gut gefallen, und begeistert waren sie von Kasachstan. Vielleicht auch mal eine Überlegung wert?!

 

Wir besuchen gemeinsam die Fin Gardens. Natürlich - wie könnte es anders sein - UNESCO Welterbe. In diesem Garten sind architektonische Elemente aus verschiedenen Epochen zu sehen, Fontänen und Wasserläufe und wieder wunderschöne Fliesen und Kalligraphien. Wir kosten einen überraschend guten Rosenwassereis-Drink und bummeln in ein nahes Teehaus.

 

Wir trinken lokalen Tee mit Safranzucker, plaudern mit unseren iranischen Nachbarinnen, und Tinu der ewige Nichtraucher, pafft so was wie eine Shisha mit den Mädels. 

 

Am Abend fahren wir mit Daniel und Rania ins Zentrum von Kashan zum Abendessen. Mittendrin ein richtig guter Parkplatz. Rania hat ein tolles Resti mit schöner Dachterrasse gefunden und wir lassen uns unser Nachtessen schmecken. Das Ganze mit Blick über die Kuppeldächer eines alten Hamams und den Windtürmen alter Lehmhäuser. 

 

Die zwei fahren zum Schlafen weiter in die Berge wo es kühler ist. Wir bleiben mittendrin, denn morgen wollen wir uns den Ort anschauen. 

18.9. Kashan - die Blume im zentralen Hochland

Dank des guten Klimas gibt es hier viel Landwirtschaft. Insbesondere der Anbau von Rosen, aus denen Rosenwasser und Rosenöl gewonnen wird, spielt hier eine zentrale Rolle. Überall in den Geschäften werden Erzeugnisse aus der Ölgewinnung angeboten. Wir sehen Manufakturen, die natürlich jetzt im Herbst stillstehen. Ansonsten ist Kashan berühmt für seine Teppiche, Samtstoffe, glasierte Keramik und Fliesen. Kashan hat Lieblingsstadt Potenzial! Mit ihren 300 000 Einwohnern ist sie nicht ganz so gross wie andere, sie ist entspannt, hat tolle Sehenswürdigkeiten wie die Fin Gärten, die historischen Häuser, die alten Hamams und schönen Strassen, den historischen Bazar und die Karawanserei. 

 

Kashan gefällt uns auf Anhieb. Nur eine kurze Viertelstunde entfernt bummeln wir als erstes zum Bazar. Der ist richtig toll. Nicht sehr voll, nicht total warm, schöne Geschäfte und vor allem eine großartige Teppichhalle mit unglaublich schönen Läden. Vieles ist hier antik, die Teppiche handgeknüpft, alte Tongefässe und eine angeschlossene Karawanserei, die in früherer Zeit müden Reisenden und ihre Tieren Obdach geboten hat. Ich entdecke einen tollen Laden, der Schmuck, Stickereien und andere schöne Dinge verkauft, und dank Google translate wechseln ein paar Artikel den Besitzer. Der Ladenbesitzer lädt uns auf einen Drink oder Tee ein. Wir entscheiden uns für die eisgekühlten Drinks und kosten einmal Kirsche und einmal Safran/ Rosenwasser. Was erst mal süss und klebrig klingt, entpuppt sich als übermässig lecker! Er zeigt uns noch ein Geschäft im ersten Stock, von wo aus wir schöne Fotos machen können. Wieder so ein supernetter Typ! Die Iraner habens einfach drauf. Höflich geboren (in einer total natürlichen Art), zuvorkommend, fröhlich, direkt aber immer korrekt - wir sollten alle ein wenig iranischer sein.

 

Am Nachmittag werden auch hier alle Läden geschlossen. Wir bummeln also zum Chinesen, den wir gestern gesichtet haben, bestellen uns ein paar feine Dumplings und gehen danach zurück zum Auto. Es gibt viel zu tun an der Webseite. Auf dem Parkplatz direkt hinter uns, sehen wir das Auto der beiden Portugiesen-Mädels vom Sati Guesthouse. Die beiden hatten seit sie im Iran eingereist sind, soviel Pech. Erst hat man sie 29 Stunden an der Grenze festgehalten, weil sie Pfefferspray dabei hatten, der im Iran nicht erlaubt ist, dann wurde ihr portugiesisches Carnet für das Auto nicht akzeptiert, und sie mussten auf die Schnelle in Armenien ein neues beschaffen. Da wurden sie dann mit 940€ richtig abgezockt - aber in der Not muss man da halt durch - und das wussten die Beamten auch. Dann hatten sie Pech mit den Visen für Pakistan und Indien, weil die Botschaften immer geschlossen waren und ihr einmonatiges Carnet langsam abläuft, und als die Botschaften in Teheran endlich geöffnet hatten, ist ihr 30 jähriges Auto (Wert € 350.-) zusammengebrochen. Sie mussten abgeschleppt werden - Diagnose: Kupplung und Getriebe sind k.o. 

 

Sie fanden tatsächlich eine Werkstatt, die ihren alten Honda Civic für 1000€ wieder auf Vordermann gebracht hat. Die haben gebrauchte Teile in Teheran zusammengekauft, und ihre defekten wieder verkauft. Als das Auto endlich wieder lief, sind sie auf dem Weg zur Pakistanischen Botschaft noch von einem Taxi gecrasht worden, der Fahrer wollte ihnen sogar die Schuld in die Schuhe schieben und hat auf der Strasse ein grosses Gezetter veranstaltet. Aber die Polizei hat das immerhin geregelt. 

 

Jetzt sollte alles wieder in Ordnung sein, und die beiden bekommen ihre Visen online. Also kann die Reise weitergehen. Wir treffen sie also beim Chinesen, dann fahren sie weiter nach Isfahan. Auch die beiden werden wir wahrscheinlich nochmal wieder sehen, bevor sie Richtung Pakistan abbiegen. 

 

Wir schauen uns auf dem Rückweg noch das alte Sultan-Amir-Ahmad Badehaus an. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde 1778 durch ein Erdbeben fast komplett zerstört. Später wurde es glücklicherweise wieder aufgebaut. Es erstreckt sich über 1000 m2 und ist mit türkisen und goldfarbenen Fliesenarbeiten geschmückt, hat ausserdem sehr schöne Stuck- und Malerverzierungen. Das Dach des Hamams besteht aus mehreren Kuppeln mit Konvexlinsen, zur ausreichenden Versorgung mit Licht und gleichzeitigem Sichtschutz nach aussen.

19.9. Natanz - best Dizzy of the world?

 

Von unserem Freund Mike, der quasi nie auf Sozialen Medien, Whats app, FB oder sonstigen Mitteilungswegen unterwegs ist, bekommen wir eine Nachricht!! Einen Restaurant Tipp für das Garden Restaurant Kohaan in Natanz, zwischen Kashan und Isfahan. Auf ihrem Weg mit dem Fahrrad nach Australien haben er und Cynthia dort Dizzy gegessen. Dizzy ist ein gestampfter Eintopf, den er für uns schon mal auf dem Feuer gekocht hat, und der uns sehr gut geschmeckt hat. Also nichts wie hin. Das Restaurant hat einen grossen schattigen Parkplatz und die Tische stehen im Garten unter grossen Bäumen, mit den hier üblichen Sitzecken und Teppichen, richtig lauschig. Der Mann, der dieses Restaurant betreibt, ruft seine Nichte als er merkt, dass er es hier mit internationaler Kundschaft zu tun hat😄. Sein Englisch tendiert zu null.

 

Das Mädel, in der neunten Klasse wie sich später herausstellt, spricht tolles Englisch - sie lernt fleissig weil sie nach London will um Mathe zu studieren. Wir fragen nach Dizzy, und sie strahlen weil sie das natürlich im Angebot haben. Ich glaube, hier isst jeder das gleiche. Wir bekommen einen Tisch nach Wahl, kurze Zeit später wird aufgefahren. Es gibt einen Topf mit dem Fleisch-Böhnli Gemisch. Die flüssige Sauce wird in zwei Schalen abgeschüttet und der feste Teil, also das Fleisch - in diesem Fall Beef (wahrscheinlich) - und die weissen Bohnen, werden mit einem Stössel gestampft. Dazu gibt es getrockneten Yoghurt (über Nacht im Passiertuch abgetropft) mit Minze, frische Kräuter, Zwiebeln und Chillies, flüssigen gewürzten Yoghurt, in Essig eingelegen Blumenkohl und dazu frisches Fladenbrot. Man wickelt was auch immer man zusammen essen mag ins Brot und isst von Hand. Natürlich ist dieses Fleisch speziell gewürzt, mit einer Note von Zimt und was sonst noch? Keine Ahnung. Ist aber lecker und das Resti sehr sympathisch. Natürlich trinken wir auch dazu den üblichen Tee, der mal mit Safranzucker, mal mit Rosenwasserzucker getrunken wird. hier wird sogar noch eine Prise Zimt dazugegeben.

 

Wir werden ein bisschen von anderen Gästen belagert, die unbedingt in unser Auto schauen wollen, die uns die ganze Zeit filmen und ausfragen. Ein bisschen seltsam und das Mädel entschuldigt sich. Sie meint, dass seien keine guten Leute. Ja, das ist uns auch aufgefallen. Die Frauen für einmal alle aufgepimpt, laut und irgendwie unsympathisch. Keine Iraner auf jeden Fall. 

 

Wir wandern mit unseren vollen Dizzy Bäuchen zufrieden ins Bett, denn morgen heisst es für uns früh aufstehen. ISFAHAN "die Schönste von allen" ruft. Und offenbar ist der Verkehr in dieser 

2 Mio. Stadt mörderisch. Deshalb wollen wir früh los. Vielleicht sind uns dann die Verkehrs-Götter gnädig. 

20.9. ISFAHAN - die schönste von allen?

 

Unser Wecker klingelt bereits um halb sieben. Wir machen Kaffee to go, und packen unsere sieben Sachen zusammen. Bereits vor sieben sind wir zurück auf der fast leeren Strasse. Die Region ist einsam, wir sind auf 1700 M.ü.M. es hat nur ab und zu Minen wo auch am Sonntag gearbeitet wird, Kieswerke und kleine Dörfer. Die Berge sind karg und markant, die Strasse neu asphaltiert. Wir kommen gut voran und auch als wir näher zu Isfahan kommen - ganz wenig Verkehr. Für uns macht es einmal mehr Sinn, am Sonntag morgen in eine grosse Stadt einzufahren. Nur ganz zum Schluss, als wir beim Chilla Hostel ankommen welches uns Erfan empfohlen hat, verfransen wir uns ein bisschen, weil die Einfahrt mit dem grossen Auto über eine ganz andere Ecke angefahren werden muss. Aber der Parkplatz ist gross, wir finden guten Schatten und richten uns ein. Es ist ein typisches Hostel. Wir heben den Altersdurchschnitt deutlich an 🤣, aber es ist gemütlich, hat einen schönen Innenhof, gute Duschen und schnelles Internet. Reiseherz was willst du mehr?

 

Wir sind tatsächlich nur ein "Kirschsteinspucken" entfernt vom grossen Imam Platz, dem zweitgrössten Platz der Welt, nach dem Platz des himmlischen Friedens. Der Naqsch-e Dschahan-Platz wie er korrekt heisst, ist umgeben von einem zweistöckigen Säulengang in dem allerlei untergebracht ist. Viele Geschäfte und kleine Werkstätten, der grosse Bazar, Museen und Paläste die besichtigt werden können, Restaurants und zwei grosse Moscheen. Der Platz ist so gross, dass er mit Pferdekutsche besichtigt werden kann. In der Mitte sind grosse Wasserbecken mit Springbrunnen, überall ist es schöne bepflanzt und gepflegt. Am Abend, wenn alles beleuchtet ist, tanzt hier der Bär. Es gibt Live Musik, und hunderte oder tausende Menschen Picknicken, plaudern und treffen sich hier im Zentrum.

 

Wir bummeln durch die grosse Stadt wo es überall nur so wuselt, viele Menschen sind unterwegs und besonders schön an Isfahan: hier gibt es viele Fussgängerzonen und die sind unter hohen Bäumen. Man wird also nicht dauernd von irgendwelchen Zwei- oder Vierrädern überrollt und es ist schön kühl. Wir erkunden die Si-o-se Pol-Brücke, oder die 33-Bogen Brücke wie sie wegen ihrer Bögen auch genannt wird, aber leider führt der Zayan Fluss kein Wasser. Ob das nur der Jahreszeit geschuldet ist, oder schon länger, wir wissen es nicht. 

 

Es geht weiter zum armenischen Viertel, bekannt als Ausgehviertel wegen seiner vielen Restaurants und Geschäfte die auch am Abend lange geöffnet haben. Endlich können wir auch wieder mal Preise und Schriften lesen, und sogar katholische Kirchen stehen im lebendigen Zentrum des Viertels. Auch hier sitzen viele Einwohner gemeinsam auf Treppenstufen oder Brunnenrändern, plaudern, essen und rauchen. Es ist eine sehr entspannte Atmosphäre, viele Kinder sind dabei, weil die immer noch ein paar Tage Ferien haben. Auf anraten eines netten Einheimischen vor einem Teppichgeschäft, gehen wir in einem nahen Restaurant essen. Wieder ein toller Innenhof, eine englischsprachige Karte👏 und danach richtig feines persisches Essen. 

 

Zur Vorspeise Humus, Khoresh Mast (getrockneter Yoghurt mit Safran, Lammnacken und Honig) und Marun Mast (getrockneter Yoghurt mit Baumnüssen, Berberitzbeeren, Tahini, Trauben und kleinem Gemüse) - alles schmeckt wunderbar!

 

Als Hauptgang Vazir Pasand. Iranischer Knusper-Reiscake gefüllt mit Hähnchenbruststückchen, Yoghurt, Ei, Safran, Trauben, Beeren von Berberitzen und Auberginen, dazu ein Over gebackener Pouletschenkel - oder so. Ziemlich frei übersetzt und ehrlich gesagt, ziiiiiiemlich lecker! 

 

Dazu die geliebten Mojitos. Jus aus Limetten und gestampfte oder gehackte Minze auf Eis. Ein Teil zum Mojito fehlt also, aber eigentlich fehlt er gar nicht. Diese Säfte sind zum Reinliegen! 

 

Wir lieben das Persische Essen!

Unser Rückweg von doch fast einer Stunde, vergeht schnell. Es gibt immer noch viel zu sehen jn den Gassen, alles ist offen, beleuchtet und voller Menschen. 

21.9. Isfahan

Wir bleiben noch einen Tag in Isfahan, schauen uns vieles an, und lassen uns durch die Stadt treiben. Auch am Abend ist die Stadt besonders zauberhaft. Die Lichter auf den wunderschönen Moscheen und Kuppeln - 1001 Nacht. Dann haben wir aber ein bisschen genug von Städten, Parkplätzen in Mauern und heissen Temperaturen. Wir wollen weiter. Wieder mal eine Nacht in den Bergen oder in der Natur. Let's go!

22.9. Isfahan - Yazd

 

 

Wir verlassen Isfahan, die wirklich Schöne, auf der Schnellstrasse und es geht zügig ostwärts. Unterwegs wollen wir uns noch mit ein paar Lebensmitteln eindecken, damit wir in den Bergen übernachten können. Irgendwo im Nirgendwo hat es etwas wie ein kleines Dorf mit einigen Werkstätten, kleinen Imbissen und Tante-Emma-hat-Alles-Läden und wir halten an. Im ersten können wir schon mal ein paar Liter Milch, Brot und Getränke kaufen und laden das im Indy ab. Bei einem anderen sehen wir in der Auslage Tomaten und Kartoffeln - da gehen wir hin. 

 

Wir werden nett begrüsst, der Mann an der Kasse ist gerade im Gespräch mit einem Mann, wahrscheinlich dem Nachbarn, denn der hat total schwarze Hände wie ein Mechaniker, und neben dem Laden ist eine Werkstatt. Der Mech sieht uns an, und ein Schwall Farsi kommt uns entgegen. Er ist so gerührt, dass wir sein Land besuchen. Wir verstehen ja kein Wort, aber er weint fast, umarmt Tinu und dankt uns tausendmal, dass wir das Örtchen beehren. Wir wollen die Tomaten und Kartoffeln und ein paar Süssigkeiten bezahlen, aber er lehnt das vehement ab. Er gibt noch einige Süssigkeiten dazu, und sagt zum Kassier, dass er das übernehme. Auf keinen Fall dürfen wir zahlen, wir sind Gäste im Iran. Dabei haben es die Einheimischen wirklich schwer. Es gibt fast keine Touristen, die Wirtschaft ist am Boden, nur die Inflation erfährt einen Höhenrausch. Aber er besteht darauf und lädt uns auch zu sich nach Hause ein. So sind sie die Iraner. Wahnsinn!

Welcome to Iran!

 

 

Unterwegs ostwärts haben wir einige Hügelzüge zu überqueren bevor es in die noch heissere Tiefebene gegen Yazd geht. Wir sind immer noch auf 1600 M.ü.M. und Yazd liegt dann auf knapp unter 1200 und hat gemäss Prognose 40°. Aber hey: man kann nicht im Iran gewesen sein ohne Yazd gesehen zu haben. Sie gilt als grösste komplett aus Lehm gebaute Stadt der Welt - ein Open Air Museum. 

 

 

Wir tun also gut daran, in den Bergen zu übernachten. Die Region ist nicht so einsam wie gedacht. Immer wieder hat es kleine und ganz kleine Dörfer, Hirten oder Militäranlagen. Wir fahren einfach mal einen Feldweg ab, finden einen schönen Platz mit viel Aussicht, aber auch einer riesigen Antenne auf der Bergkuppe. Ob das auch Militär ist? Wir wissen es nicht, denken uns aber, wenn was nicht passt, werden wir es bald erfahren. 

 

Es ist toll, mal nicht in der Hitze einer Stadt zu stehen, und etwas Weitsicht zu haben. Wir kochen mit unserem neu erstandenen Safran einen Risotto, denn auf 2500 M.ü.M. kann man am Abend schon wieder mal etwas heisses vertragen. Die Nacht ist ruhig, mit viel frischer Luft und ohne Smog. Als am Morgen, Tinu ist zum Glück schon Draussen, ein Fahrzeug angefahren kommt. Oha, jetzt gibts Schimpfis...Genau: Militär. Sie sind nett, haben einen Übersetzer am Telefon und ja, wir stehen mitten im Militärgebiet und die Strasse sei tabu...Okey. Sie fotografieren unseren Pass und verabschieden sich nett, nachdem sie sicher sind, dass wir keine amerikanischen Spione sind, und fahren davon. 

 

Wir packen also unser Zeug zusammen und fahren die restlichen 220 km. Unterwegs bunkern wir bei einem grossen Park Wasser, bei einer Tankstelle bekommen wir auch hier auf Anhieb 40 Liter guten Diesel. Wir wollen zu einem öffentlichen Parkplatz mitten im Zentrum beim Silk Road Hotel, wir wissen aber auch, dass grosse Fahrzeuge nicht den Weg gemäss Navi nehmen können, sondern eine Einbahnstrasse in falscher Richtung nehmen müssen. Freunde von uns waren mit einem grossen LKW da, und haben eine gute Anfahrtsskizze auf der App hinterlegt. Danke Ernst.

 

Der Verkehr ist moderat, wir kommen gut durch die Stadt, finden den Parkplatz und der ist wirklich toll gelegen. Am Fuss von drei Moscheen und alles in "zu Fuss Distanz" erreichbar. Die Stadt hat nämlich auch wieder über eine Million Einwohner, aber das interessante Zentrum ist natürlich viel kleiner, die Einwohnerzahl wird auf 750 000 geschätzt.  

 

Yazd ist, wie gesagt die älteste Lehmstadt der Welt. Man sagt die erste Oase, der Yazd zu Grunde liegt, sei vor 7000 Jahren gebaut worden!! Den Reichtum verdankt Yazd seiner Nähe zur Gewürz- und Seidenstrasse. Bereits früh wurden die alten Lehmbauten, Hamams, Bazare, historischen Gärten, Wasserzysternen, Moscheen und Synagogen geschützt und renoviert, wo sie zu gleicher Zeit anderen Orts abgerissen und neu gebaut wurden. Deshalb ist Yazd natürlich: UNESCO - Welterbe. Und wie verdient. Was für eine tolle Stadt. Man fühlt sich wie in "Laurence of Arabien". 

 

Als wir am Nachmittag bei 40° durch die engen Gassen bummeln, sind wir ganz alleine. Eine mystische Stimmung. Enge dunkle Gässchen, kühler Dank des vielen Schattens den die hohen Mauern spenden, ab und zu eine Werkstatt wo gearbeitet wird, oder ein Café wo Menschen bei einem berühmten Yazd Kaffee sitzen. Der wird mit einem Schuss Rosenwasser und Kardamom aufgegossen, wir werden ihn noch probieren. Von Weitem hören wir das Klappern der Webstühle und wir erlauben uns einen Blick in eine kleine Weberei, wo ein Mann schöne Stoffe auf uralten Webstühlen webt, besuchen eine Töpferei, wo auch schon lange kein Tourist mehr war - es ist wirklich bitter. Die Menschen bräuchten den Tourismus sooo dringend, aber jeden Tag neue Hiobsbotschaften aus den Nachrichten schaffen es, dass hier gar nichts mehr geht. Es kommen fast keine Airlines mehr nach Teheran, Touristen auf dem Landweg können Gruppentourismus niemals ausgleichen - und man spürt einen Hauch Resignation. Alle sprechen von der jetzigen "Situation", sie sei halt schwer, aber in'shalla'h, wird das wieder mal besser, und wir sollen doch zu Hause sagen, dass die Iraner keine bösen Menschen seien...Man könnte weinen. Kein Volk hat jemals mehr verdient, dass sich alles zum Guten ändert. Und vielleicht müsste es gar nicht vieles sein. Denn dieses Land hat wirklich alles zum touristischen Juwel. 

 

 

Yazd ist jedenfalls anders als alles andere. 1001 Nach in der heutigen Zeit. Wir essen zu Abend auf einer der wunderschönen Dachterrassen, sehen die vielen Windtürme, diese traditionellen persischen Architekturelemente, welche seit Jahrhunderten zur natürlichen Lüftung von Gebäuden verwendet werden. Die beleuchteten Kuppen von Moscheen, die Minarette der grossen Freitags Mosche, die engen Gassen, wo am Abend mehr Menschen unterwegs sind...und sind verzaubert. Sie ist wunderschön. Märchenhaft und unvergesslich. Genau deshalb reisen wir. 

24.9. Yazd

 

Am Nachmittag des Vortags, bei der grössten Hitze, haben wir entschieden, dass das so nicht geht und wir am nächsten Tag abreisen wollen oder müssen. Aber am Abend, auf dem lauschigen Restaurant-Terrässli, mit Blick über die märchenhafte Lehmstadt, haben wir unsere Meinung wieder geändert. Es muss irgendwie möglich sein, den Tag zu überstehen, damit wir am Abend wieder durch die engen Gassen spazieren können und vielleicht noch mal auf einer Dachterrasse die Aussicht geniessen. Wir duschen also drei mal am Tag, und in nassem Zustand fühlt man sich etwa 3 Minuten lang gut. Immerhin.

 

Wir gehen in ein nahes Café, wo uns bereits am Vortag ein Typ angesprochen hat, essen da wirklich feine Shakshukas und die allerbesten Mojitos ever. Im Café ist es angenehm kühl, wir kommen mit den Kellnern und den Gästen ins Gespräch. Einer ist verheiratet mit einer Deutschen aus Freiburg im Breisgau und gerade dabei, hier in Yazd seine Zelte abzubrechen. Sein Teppichladen steht vor dem Aus. Keine Touristen - keine Teppichverkäufe. Seine Frau bereitet zu Hause alles vor und er reist in ein paar Monaten nach. Alles höchst ungerne. Sogar seine Frau, wäre sehr viel lieber im Iran geblieben, aber man braucht ja nun mal Geld zum Leben. 

 

Das Café ist sehr modern mit orientalischem Touch. Wir finden es grossartig, sind aber mit den paar anderen nur zu fünft. Wir sagen zum Kellner, dass es so schade ist, dass das Café nicht läuft (in Zürich wäre das jeden Tag voll). Er meint vor Covid, seien die Menschen am Morgen bis auf die Strasse Schlange gestanden, um bei ihm ein Käffchen und etwas zu Knabbern zu kaufen. Offenbar hatte es damals grosse Touris-Gruppen vor allem Deutsche und Franzosen, die den Iran besucht haben. Jetzt, nach Covid und vor allem der "Situation" sei alles anders. Sie hätten gar keine Gäste mehr. Touristen kommen keine, und Einheimische haben kein Geld mehr. Extrem traurig!

 

Irgendwie überstehen wir so die heisseste Zeit und machen uns am Abend wieder auf den Weg durch die Gassen. Wir finden erneut schöne Dachterrassen mit toller Aussicht auf die verschiedenen Moscheen und Windtürme. Es gäbe hier noch viele Möglichkeiten Dachterrassen zu sanieren und zu Oasen umzuwandeln. Viele sind fast eingefallen, andere müssten nur mal aufgepept werden, aber - kein Geld. Auch die Wasserspiele und Brunnen, die in allen Gärten gebaut wurden, laufen schon lange nicht mehr. Kein Wasser. 

 

Auf der Suche nach etwas Essbarem, werden wir auf einer anderen Terrasse fündig. Es gibt für Tinu gegarte Aubergine mit Yoghurt, Wallnüssen und Fladenbrot, und für mich Kartoffelstock mit süssen Zwiebeln und Wallnüssen, dazu isst man frische Kräuter und Fladenbrot. Beides wunderbar anders - und in Vegi-Versionen sind die Iraner einsame Spitze. 

 

Wir bummeln durch den Bazar zurück und finden da und dort schöne Geschäfte, obwohl der Bazar nicht zu den allerschönsten des Landes gehört. Bei einem Teppichgeschäft mit toller Auslage bleiben wir hängen. Sollten wir den Iran wirklich verlassen ohne Perserteppich? Ohne selbst geholten Perserteppich? No! Wir haben schon vor Längerem mal unsere Masse im Indy gemessen, und betreten einfach mal den Laden. Ein sehr netter Typ, der sogar Spanisch und Englisch spricht, fragt, ob wir uns umschauen möchten oder ob wir was Bestimmtes suchen.

Ja, das tun wir. Wir möchten nämlich ein Kelim. Das sind Teppiche die nicht geknüpft sondern gewoben werden und sie kommen aus dem tiefen Süden des Irans. Sie sind immer handgemacht und die Wolle wird naturgefärbt. Also entweder die Naturtöne der Kamel- oder Schafwolle, oder mit Granatapfelsaft für dunkelrot, Kurkuma für Gelbtöne und so weiter. Sie sind herber und haben einen ländlichen Charme, während die Seidenteppiche Eleganz und Reichtum ausstrahlen und natürlich auch wunderschön sind. Aber für unser Reisemobil ist ein Kelim schlicht perfekt. Er hat sogar ein paar in unserer Grösse zur Auswahl, ist total nett, lässt uns beraten und kramt immer wieder neue aus riesigen Stapeln von Teppichen hervor. Wir möchten uns mit den Fotos im Indy beraten, und vereinbaren mit ihm, dass wir am nächsten Morgen bei ihm vorbeikommen, sollten wir uns entscheiden. Kein Problem - wir verabschieden uns und bummeln nach Hause. Im Auto ist mittlerweile wieder Normaltemperatur um 30° eingekehrt und wir sind uns rasch einig, welchen Teppich wir in Zukunft mit uns um die Welt schaukeln wollen. 

25.9. Yazd - Weg nach Shiraz

 

Am Morgen schmelzen wir in unserem Auto schon früh dahin. Wir gehen wie vereinbart zum Teppichmann, und machen mit ihm ein Tauschgeschäft, Geld gegen Teppich. Er ist nett, und wechselt uns noch ein paar Dollars. Er freut sich, dass wir an unserem neuen Kelim so Freude haben und Stolz wie Holz tragen wir ihn nach Hause. 

 

Und was soll ich sagen: Unser Camper mit echtem Perserteppich - selbst geholt! FREUDE!🤗.

 

Endlich kommen wir los von Yazd, obwohl ein Nächtle könnten wir vielleicht noch...nee. Mal muss es weitergehen. Wir nehmen die Schnellstrasse in Richtung Shiraz, die südlichste Grossstadt auf unserem Weg durch den Iran. Wir machen auf 2200 M.ü.M. Siesta und geniessen die annehmbaren 32°. Essen unser Müsli und fahren im Ganzen 154 km bis nach Abarkuh. Dort steht die älteste Zypresse Asiens - sie ist 4000 Jahre alt. Wir statten ihr einen Besuch ab, und sie ist mit ihren 25 Metern Höhe und 11 Metern Stammumfang schon eindrücklich. 

 

Zum Übernachten fahren wir zu einem Mausoleum auf einem nahen Hügel etwas ausserhalb des Dorfes. Ein toller Sonnenuntergang, jetzt bereits um 17.45, färbt den Himmel dunkelrot. Ist das vom Sand in der Luft? Wie zu Hause bei Saharastaub? Frau weiss es nicht...

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26.9. Weg nach Shiraz

 

Die 300 verbleibenden Kilometer wollen wir nochmal in den schönen Bergen Irans unterbrechen. Unterwegs, immer noch so um 1600 M.ü.M. , wird auf den Feldern überall gearbeitet. Tomaten, Bohnen, Chilies und Zucchetti sind erntereif und neuerdings sind an den Strassenständen überall Baumnüsse und Granatäpfel zu kaufen. Zum ersten mal sehen wir im Iran grosse Reisfelder, die jetzt trocken sind und wahrscheinlich bald eingebracht werden. 

 

Wir suchen uns in einem Seitental inmitten toller Berge einen schönen Übernachtungsplatz. Überall hat es Feuerstellen, dies wird wohl auch bei Einheimischen eine begehrte Freizeitregion sein. Zudem ist Freitag, der hiesige Sonntag. Für uns keine gute Kombi. Da wir bei genauerem Hinsehen schon etliche Autos unter Bäumen entdecken, entscheiden wir uns noch weiter ins Tal hinein zu fahren. Die Landschaft wird immer schöner, und die Internet Abdeckung immer schlechter. Mist. Wir möchten noch das Visum für Saudi Arabien beantragen. Tinu hat gestern schon die Visen für Kuwait in Angriff genommen, ist aber dann an den Zahlungsmodalitäten gescheitert, was eventuell damit zusammenhängt, dass wir im Iran sind. Bei anderen Reisenden hat das nämlich auch nicht funktioniert.

 

Egal, wir bleiben unter einer grossen Berberitze die uns gut mit Schatten versorgt, plempern ein bisschen durch den Tag, haben aber auch einiges zu tun. Am Abend gesellt sich dann doch noch eine iranische Grossfamilie zu uns, stellt ihre Zelte auf, lässt uns aber in Ruhe den Sternenhimmel geniessen.  

 

Am nächsten Morgen stellt sich die Frage: Wollen wir weiter? Oder noch eine Nacht in dem schönen Tal bleiben? Wenn ja, reicht das Wasser? Wenn ja, wollen wir an einen anderen Platz mit Internet? Wir entschliessen uns zu bleiben, das Wasser können wir einteilen, aber wir wollen an einen Platz fahren wo wir im Idealfall 4G Empfang haben. Der Blog könnte noch etwas Aufmerksamkeit vertragen, zudem haben wir noch vieles zu tun und zu recherchieren. 

 

Wir fahren also ein wenig aus dem Talkessel hinaus und sobald wir von den steilen Felswänden nicht mehr eingekesselt sind, kommt auch die 4G Abdeckung. Und eine richtig fette und stattliche Berberitze. Wir stellen uns in ihren Schatten und haben den viel schöneren Platz als in der Vormacht. Toll. Gut sind wir geblieben. 

28.9. Persepolis

 

Ungefähr 55km vor Shiraz sind die Überreste der ehemaligen Hauptstadt Persiens zu besichtigen. Nachdem wir unterwegs Wasser gebunkert und in einem kleinen Laden eingekauft haben machen wir uns auf den Weg. 

 

Der Name „Persepolis“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Stadt der Perser“. Als man die frühere Residenz von Pasargadae um 50 km hierher verlegte, wurde am Fuße des Berges Kuh-e Mehr eine 15 ha große Terrasse angelegt. Über 14 Gebäude sind auf der Plattform unter verschiedenen Herrschern errichtet worden.Weitere Paläste wurden unmittelbar am Fuß der Terrasse ausgegraben. Die Palaststadt wurde 330 v. Chr. durch Alexander den Großen zerstört, aber ihre (teils wiederaufgebauten) Reste können auch heute noch besichtigt werden. Da bei der Zerstörung die Bewässerungsanlagen ebenfalls vernichtet worden waren, wurden die Gebäude weitgehend vom Wüstensand bedeckt und dadurch konserviert. Und natürlich zählen sie zum UNESCO-Welterbe.

Die Ausgrabung ist gross, der Eingangsbereich, die Fastfoodrestis und die Ticketschalter, alles gemacht für grosse Busladungen Touristen. Nur fallen die ja seit längerem weg. Eine handvoll "Entdecker" sind dennoch unterwegs und da es bereits späterer Nachmittag ist, wird das Licht goldig und warm. Zum Glück hat der starke Wind vom Morgen aufgehört, der hat regelrechte Wind/Sandhosen durch die Gegend gefegt. 

 

Wir können direkt bei der Ausgrabung übernachten und haben zwei sehr nette grosse Wachhunde die uns besuchen. Sie bekommen von Tinu Futter und Wasser somit ist die Bewachung für die Nacht gesichert. 

29.9. Shiraz

Die iranische Großstadt Shiraz ist die Hauptstadt der Südprovinz Fars, und gehört mit rund 2 Mio. Einwohnern zu den fünf grössten Städten Irans. Sie liegt rund 700km südlich von Teheran auf etwa 1500 M.ü.M. Im Juni 1824 wurde die Stadt von einem Erdbeben komplett zerstört später aber wieder aufgebaut. Sie ist berühmt für ihre Gärten, die Rosenzüchtungen aber auch für ihre liberale  und offene Haltung. Offiziell ist sie die Kulturhauptstadt Irans.

 

UND ...was für uns oder vor allem für mich zählt: Die Nasir-ol-Molk Mosche, auch bekannt als die "Pinke Mosche", steht seit 1876 im Zentrum dieser Stadt. Lange bevor wir in den Iran eingereist sind, habe ich mir immer wieder Bilder dieser zauberhaften Mosche angeschaut. Eine der wenigen Moscheen im Land, bei der die Grundfarbe der Fliesen nicht hellblau/ dunkelblau sondern pink/ gelb ist. Aber das Highlight ist das gefärbte Glas der Fenster. Es kommt einem so vor, als würde man vor einem grossen Kaleidoskop stehen. 

Auch der Vakil Bazar aus dem 10. Jahrhundert, mit seinen 74 Bögen ist ein architektonisches Meisterwerk. In den 800 Meter langen Gängen findet man von Gewürzen über Teppichen zu Antiquitäten alles was man braucht. Im Innenhof befindet sich eine Karawanserei und ein altes Badehaus.

Übrigens könnte man glauben, dass die Rebsorte Shiraz ursprünglich aus dem Iran stammen würde, was nicht stimmt. Sie stammt aus dem Rhone-Tal in Frankreich wie Forscher herausgefunden haben. Aber für uns würde es sowieso nichts ändern - hier ist alles trocken - in jeder Beziehung...

Obwohl uns die Stadt gefällt und wir einen guten Parkplatz mitten im Zentrum haben, zieht es uns wieder weiter. Eigentlich wollten wir an den Pink Lake. Einen rosafarbenen Salzsee, von dem ich schon superschöne Bilder gesehen habe. Wir erkundigen uns auf den diversen Chats, ob der See im Moment tatsächlich Wasser hat - aber leider nein. Ein Guide antwortet und meint, im Moment sei der lange Weg nicht ratsam. Der See sei fast vollständig ausgetrocknet. Schade. 

 

Somit reift bei uns der Entschluss, langsam in Richtung Grenze Iran/ Irak/ Kuwait zu fahren. Das sind ungefähr 600km, die werden wir auf mindestens drei Fahrtage aufteilen. Der Weg führt uns durch das Zargos Gebirge auf über 2500 M.ü.M. bevor es dann in die Tiefe an den Persischen Golf geht. 

30.9. Auf dem Weg zur Grenze...

Wir verlassen Shiraz mit dem erklärten Ziel, Diesel zu bekommen. Sonst ist nämlich demnächst Schicht im Schacht. Die rote "Reserve" Lampe brannte schon deutlich vor Shiraz, und bei den Tankstellen an denen wir gefragt hatten, war entweder gar kein Diesel vorhanden, sie hatten keine eigene Dieselkarte, oder sie wollten nicht geben. Also ist die Mission jetzt klar - Diesel muss her. Wir steuern die erste Tankstelle, noch in der Stadt an, sorry leider kein Diesel nur Benzin. An der zweiten schicken sie uns weiter, denn sie haben ebenfalls keinen. Ein Taxifahrer der selber Benzin auffüllt, bekommt die Diskussion mit, und gibt Zeichen, dass wir ihm folgen sollen und er uns zu besagter Tanke bringen will. Wir verfolgen ihn also kreuz und quer, uns kommt vor durch die halbe Stadt, alleine hätten wir sie nie gefunden. Er bringt uns also hin und verhandelt mit dem Tankwart, aber Fehlanzeige. Hat oder will nicht. Er schickt uns auch weiter, somit lassen wir das, denn im Moment fahren wir nicht in die Richtung in die wir müssen. Wir wollen also dem netten Taxifahrer seine Fahrt vergelten, aber er will das Geld auf keinen Fall. Sehr nett, dass er uns zu helfen versucht hat.

 

Wir fahren also in die Richtung der Ringautobahn um die Grossstadt zu umfahren. Bei der ersten Tankstelle halten wir an, und Tinu bekommt vom netten Tankwart auf seine Karte, die er extra aus dem eigenen Auto holt, 30 Liter. Jetzt können wir schon mal aufatmen. Am Ende schenkt er uns sogar den Diesel und ist sehr nett. Er strahlt, dass er unser Held ist. Wir fahren durch den crazy Verkehr und brauchen wieder mal Nerven. Wir sind uns jetzt sicher: die Iraner sind die schlechtesten und verrücktesten Autofahrer auf diesem Planeten. Definitiv. Bei einer nächsten Tankstelle sperrt sich der Tankwart erst, fragt aber dann einen der Lastwagenfahrer, ob er uns etwas von seinem Diesel abgeben würde. Der nette Brummifahrer gibt uns 30 Liter und kurze Zeit später bekommen wir von einem anderen 20 Liter. Ein ganzer Tank für etwa 5 Franken. Verrückt. Aber es ist schon sehr ungewohnt, dass wir nicht einfach kaufen können was wir brauchen, sondern auf den guten Willen von anderen angewiesen sind und immer ein paar Leute fragen müssen ob sie uns was abgeben. 

Wir lassen Shiraz also hinter uns und fahren durch das Gebirge und wunderschöne Landschaften. Wir übernachten in einem eigentlich trockenen, breiten Flussbett, aber leider finden all die Picknicker, Kiffer und Alkis, ja auch das gibt es hier, das Flussbett auch schön. Es ist also richtig was los. Es wird gesungen und getrommelt, und das am liebsten direkt bei unserem Auto. Dabei hätte es sooo viel Platz... Irgendwann wird es dann auch ruhiger und wir schlafen tief und fest. 

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Brummis hohlen Wasser für die Felder im Flussbett

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1.10. ...immer noch auf dem Weg zur Grenze

Unser Indy braucht ganz dringend eine Wäsche, bevor wir über die Grenze fahren. Man sieht ihm die vielen staubigen Pisten und Plätze an. Alte Tradition und vielleicht auch Aberglaube. Wir finden einen riesigen Waschplatz, bei dem wir nur kurz warten müssen, bevor es richtig losgeht. Sogar die Solarzellen auf dem Dach, die Dachluken, die Felgen, alles wird geschrubbt. Er braucht sage und schreibe eineinhalb Stunden, dann aber ist unser Indy wie neu. Toll, und Strom wird jetzt auch wieder mehr produziert! 

 

Wir suchen Brot für unsere Mittagspause. Es geht schon gegen Mittag, um diese Zeit sind die Bäckereien bereits geschlossen. Somit brauchen wir also einen dieser Tante-Emma-hat-alles-Laden, die haben immer ein gutes Sortiment. Ich gehe rein, der Lädelibesitzer schaut Tennis. Er sieht mich an und greift sofort zum Telefon. Spricht und schaut mich an. Ähm?! Ich habe mir bereits ein Packet mit Fladenbrot gegriffen, da kommt ein junger Typ um die Ecke. Ich denke mir, der muss Englisch können, wenn der andere ihn extra angerufen hat. Nein, kann er nicht - ich glaube der wollte nur schauen. Hier im tiefen Süden, sind Touris wahrscheinlich die totale Ausnahme. Er macht mir verständlich, dass er wissen will, woher ich komme. Schweiz. Wir sind Touristen. Er versteht so halb. Ich denk mir, wenn der Tennis schaut, kennt er bestimmt unseren Roger. Ich frage ihn...Bahnhof. Er hat keine Ahnung von was ich spreche. Der andere sowieso nicht. Ich lass mir das Telefon vom jungen auf Alphabet umstellen, und schreibe, dass ich aus der Schweiz bin, wie der beste Tennisspieler aller Zeiten. Roger Federer. Er sagt was zum älteren und beide strahlen. Ja, natürlich! Sogar in der hintersten Ecke Irans ist unser Roger ein Begriff🤩.

 

Ich verabschiede mich- natürlich auf Farsi - und beide freuen sich mächtig. Ich glaube, die werden das heute beim Abendessen ihren Familien am Tisch erzählen. Und sie sind eigentlich ein wenig die Ausnahme. Seit wir südlich von Isfahan unterwegs sind, haben sich die Menschen stark verändert. Sie sind nicht mehr so offen und freundlich wie im Norden. Sie haben sprachlich einen ganz anderen Tonfall, vielleicht sprechen sie auch eine andere Sprache oder Dialekt. Wir wissen es nicht. Aber schliesslich sind die Tessiner auch nicht gleich wie die Zürcher, und die wohnen deutlich näher beieinander als hier. Egal. 

 

Hier, wie überall sonst auf der Welt, erreichen uns Hiobsbotschaften vom Nahostkonflikt. Unglaublich was da abgeht. Für uns wird es Zeit den Iran zu verlassen. Wir beschliessen, die letzten zwei Fahrtage zusammenzulegen, und falls wir es schaffen, am Donnerstag den "Border Run" zu starten. Am Freitag ist ja dann Sonntag, und wir haben gehört, dass die Iraner am Freitag keine Autos abfertigen. Es folgen also ein paar spannende Tage (auf die ich gut verzichten könnte... )

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Gedanken vor der Grenze:

Border Run! Iran - Irak - Kuwait

 

Für uns Synonym für stressig-nervige-aber-auch-überraschende-nette-und-unkomplizierte Tage an der Grenze, bei denen man nie genau weiss, wie es ausgeht. Sitzt man ewig fest? Wartet man sich schläfrig? Sind die Grenzer Sadisten? Oder sind sie nett? Wollen sie einen so richtig geniessen? Machen einen auf Auto und Kisten ausräumen und Scannen? Oder sind sie gut gelaunt und friedlich? Manchmal sogar witzig und interessiert? Man weiss es nie!

 

Für uns ist der nächste Border Run aber eine besondere Challenge, weil es gilt, zwei Grenzen an einem Tag zu durch- und überleben 🤓 und das am besten innerhalb der Öffnungszeiten. 

 

Wir werden also nah zur Grenze Irans übernachten, damit wir bei der Öffnung der Schalter bei Abadan vor Ort sein können. Dann heisst es den Iran verlassen, und nach ein paar Metern bei Basra auf die Grenze Iraks zuzusteuern. Nach der Irakischen Einreise folgen etwa 80km irakisches Gebiet, welches wir durchqueren müssen, bevor wir aus dem Irak wieder ausreisen um in Kuwait wieder einzureisen. Alles klingt erst mal kompliziert, kann aber durch viele Reisende, Frühstückszeiten, lustlose Mitarbeiter, verordneter Smalltalk etc. noch erheblich erschwert werden. Um eventuell zumindest etwas Bürokram an der Grenze zu überspringen, machen wir das Kuwait Visum bereits online.

 

Wir nehmen es wie's kommt, notfalls könnte man auf Irakischem Gebiet auch übernachten. Aber es ist wie die berühmte Schachtel Pralinen: Man weiss nie was man bekommt. Am Ende werden wir berichten.

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Wir finden also einen ruhigen Platz, nicht weit weg von unserer Schnellstrasse, und richten uns ein. Als es eindunkelt leuchtet der Himmel rot-orange von den vielen Flammen, die das überschüssige Gas abfakeln. Ein bisschen spooky... wir kochen zu Abend und auf einmal kommen aus aller Welt, von Reisefreunden unterwegs und von Freunden zu Hause, besorgte SMS. Wir konsultieren mal die News und im nahen Osten geht ganz schön was ab. Der Iran hat offenbar das kleine Land angegriffen, nachdem er lange genug provoziert worden war. Wir lesen, dass Vergeltungsschläge seitens des kleinen Landes geplant seien, und die in erster Linie Öl- oder Gasförderanlagen betreffen würden. Und wir sind mittendrin. Aber so richtig in den Gasfeldern des Südens.

 

Ich dreh mal kurz am Rad, und wir beratschlagen, was zu tun ist. Wir haben noch 360km bis zur iranischen Grenze vor uns, davon etwa 100km durch Berge, wo man nie weiss wie gut man voran kommt. Rein theoretisch könnten wir also in einem Tag an die Grenze fahren, und direkt am nächsten den Border Run beginnen. Das würde aber heissen, dass wir in den Freitag reinkommen, und wir wissen ja, dass am hiesigen Sonntag an der Grenze nur eingeschränkt abgefertigt wird. Wir sollten also an die Grenze fahren und die Ausreise aus dem Iran und die Einreise in den Irak in einem Tag schaffen. Das ist so fast nicht zu machen, denn der Grenzübertritt soll chaotisch und zeitraubend sein. Wir überlegen ob wir noch einen Teil am Abend fahren sollen, und dann am Morgen früh weiter, aber Ernst, ein Reisefreund den wir aus Südafrika kennen, rät uns dringend davon ab. Er meint, in der Nacht im Iran zu fahren sei bestimmt gefährlicher als die Eskalation. Keiner fahre mit Licht und es ist ja am Tag schon kriminell auf den Strassen unterwegs zu sein. Wir lassen das also bleiben und beschliessen, am Morgen ganz früh loszufahren, damit wir im Idealfall die eine Hälfte der Grenze noch schaffen. 

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2.10. Border Run Iran - Irak

Unser Wecker klingelt um 3.45 Uhr. Wir haben eigentlich ziemlich gut geschlafen, es ist kühler und war definitiv richtig, nicht mehr am Abend loszufahren. Jetzt sind wir startklar, machen uns Kaffee to go und nachdem wir uns im Dunkeln durch Gräben und tiefen Schotter durchgearbeitet haben, erreichen wir wieder die Schnellstrasse. Die Flammen schiessen immer noch viele Meter hoch in den Himmel, nix wie weg hier. 

 

In aller Regel vermeiden wir im Dunkeln zu fahren, es ist somit ziemlich ungewohnt. Es gibt im Iran kaum Strassenmarkierungen und sowieso keine Leitplanken, aber das übelste sind die Speed Bumps. Diese, man kann schon fast sagen Mauern, sind wahlweise am Dorfanfang, in der Dorfmitte, bei der Dorfausfahrt oder auch mal irgendwo auf der Autobahn platziert. Sie sind nur selten markiert, und wenn Tinu bei 80 oder 100km/h so einen übersieht, kann das schnell mal Federn oder Stossdämpfer kosten. Es gilt also aufmerksam zu sein, und zum Glück sind nur wenig Verkehrsteilnehmer unterwegs. Wir kommen gut voran, und gerade als es beginnt zu dämmern, kommen wir in die märchenhafte Bergwelt. Erinnert uns an den Norden von Argentinien, als wir mit Annina und Päscu unterwegs gewesen sind. Die Region hat uns sooo gut gefallen. Auch hier, mega! Aber wir haben irgendwie nicht so die Musse, es zu geniessen, es gilt voranzukommen. Und dann noch dies: Wir werden von der Polizei rausgewunken! Echt jetzt. Für sowas haben wir nun wirklich weder Zeit noch Lust. Der sehr nette Beamte fragt nach unserer iranischer KFZ Nummer. Bis vor Kurzem musste man nämlich als ausländisches Fahrzeug im Iran lokale Schilder am Auto anbringen. Dies hat aber vor ein paar Monaten geändert. Wir erklären ihm das und er lässt uns springen. Sehr nett. Wir erreichen den Iranischen Grenzposten so gegen 10 Uhr. Nicht schlecht! 

 

Unterwegs bei einer Kaffeepause haben wir bereits die Papiere und die U$ gerichtet, Tinu hat die lange Hose angezogen und ich den Hijab bereitgelegt, somit können wir direkt los. Die Iraner sind eigentlich ganz gut organisiert, es hat nicht viele Personen vor uns und Ausreisen ist eh nicht die grösste aller Herausforderungen. Die Beamten brauchen etwa eine Stunde um das Carnet de Passage abzustempeln, das Auto zu inspizieren, den richtigen Teil beim Carnet rauszureissen, und diverse Formulare auszufüllen. Unterwegs zum nächsten Office, werden wir auch hier von den üblichen Fixern (Grenzhelfer gegen Geld) und Geldwechslern belagert, aber im Office bekommen wir die Ausreisestempel in die Pässe gedrückt und können in Richtung Gate.

 

Mittlerweile ist die Temperatur bereits bei 40°, es weht ein staubiger Wind durch die Gegend. Im Indy ist es angenehme 46° und natürlich steht er in der prallen Sonne. Kein schattenspendender Baum weit und breit. Die nette und effiziente Lady vom Carnet Schalter, möchte nach der Inspektion des Autos natürlich noch ein Selfie mit uns - aber klar doch. Dann können wir zum Gate. Auch da, grosses Manöver und Palaver, alles voller LKW's, es ist nicht nur schwierig die jeweiligen Schalter in den Containern zu finden, sondern auch das Gate vom Ausgang. Nie ist etwas angeschrieben, man weiss das einfach...Irgendwann haben wir uns dann durchgefragt, erreichen das Gate und "Freude herrscht", wir dürfen ein Feld vorrücken. Wir verlassen den Iran und sind staatenlos.

 

Der nette iranische Soldat am Gate winkt uns zum Abschied und wünscht uns alles Gute - ja so sind sie die Iraner!

 

Nach nur ein paar Metern kommt bereits ein neues Gate. Ob das noch zum Iran gehört oder doch schon zum Irak? Ein schnittiger junger Soldat in Uniform kommt aus seinem Kabäuschen und begrüsst uns. Wir immer alle Papiere vor, er schaut in die Pässe und fragt woher wir seien, wir sagen Schweiz, er nickt und hat keine Ahnung. Sehr schön. Er schickt uns weiter, wir fahren eine Weile bis wir zu einem grossen, sandigen Areal kommen, auf dem weisse Container wie hingewürfelt stehen, alle mit geschlossenen Türen wegen der Klimaanlage und natürlich - keiner angeschrieben wie immer. 

 

Erst geht es mal ums Visum. Wir brauchen für den einen Tag und die ca. 80km durch den Irak natürlich trotzdem ein Visum. Um eines mal klarzustellen; die Bewirtung an der irakischen Grenze ist wunderbar. Wasser, Tee, Muffins, Mandarinen und dann mal Datteln, dazwischen immer wieder ewiges Warten, smalltalk und noch ein Cookie? Dann fehlt wieder eine Kopie, dann, wenn wir endlich den nächsten Container finden, fehlt wieder was vom letzten Office, also wieder alles zurück, reklamieren beim Vormann und so weiter. Es ist eigentlich wie Foxtrail im Dunkeln an einem Ort wo man noch nie war. Man braucht am Ende etwa acht Stempel und in der Regel sind pro Formular ungefähr vier ausgewachsene Männer nötig. Sie können es einfach nicht. Sie habens nie gelernt, kennen den Prozess nicht und sind nicht mal besonders willig. Davon ausgenommen ist der Drogenhund. Der war richtig kompetent - und süss!

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Solche Container gibt es haufenweise. Hinter welcher Tür sich wohl der begehrte Stempel verbirgt?

​​​​​Unten: X-Ray fürs Auto in Kuwait

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Wir gehen nach dem Erhalt des Visums in die Immigration mit unseren Pässen. Die kleine Halle ist voll von schwitzenden, tropfenden und müffelnden Menschen, offenbar ist soeben ein Bus vorgefahren. Die Nerven liegen blank es wird gedrängelt und sobald es vor uns in der Kolonne eine handbreit Platz gibt, werden wir vom Hintermann deutlich darauf aufmerksam gemacht, dass wir gefälligst vorrücken sollen. Bei Affenhitze Menschen die mir in den Nacken hauchen, ich kann nicht mehr. Sein Bauch berührt dauernd Tinus Rücken er stösst und schiebt. Gehts dann schneller? Wir wissen es nicht, denn wir haben einfach seinen Kommentar nicht verstanden😇.

Nach vier (4!) Stunden, ca. 300 U$ weniger aber immer noch gut gelaunt, verlassen wir den Grenzposten Irak. Zwei Felder vor.

Wir nehmen die 80km Grenzland in Angriff. Flaches dreckiges Ödland, Wüste, ab und zu Büsche, unglaublich viel Plastikmüll UND: die ersten Dromedare! Juhu, endlich. Wir erreichen die moderne Stadt Basra und fahren bis zum nächsten Grenzposten. Ausreise Irak und Einreise Kuwait. Aber das sparen wir uns auf für den nächsten Tag. Dann wollen wir ja auch noch ein bisschen Spass.

 

Wir übernachten auf einem grossen Areal für LKW's die auf die Grenzabfertigung warten. Der riesige Platz ist fast leer, nur ein sehr netter Brummifahrer, der ein bisschen spanisch spricht ist vor Ort. Später kommt mal die Zivilpolizei vorbei und fragt was wir hier machen, aber wir erklären, dass wir den Irak am nächsten Tag in Richtung Kuwait verlassen wollen. Dann ist alles in Ordnung. Ein Privatmann fährt vor, will uns zu sich nach Hause einladen, wo er uns ein Zimmer und Abendessen anbietet - sehr nett. Aber wir bleiben. Kochen Tortellini und Tomatensalat und stossen mit einem alkoholfreien Bierchen auf unseren Teilerfolg an. 

 

3.10. Border Run 2.Teil

Total ausgeruht sind wir gewappnet für mehr Bürokratie, Inkompetenz, Lustlosigkeit - und noch mehr Tee. Und wir müssen ehrlich sagen, dass alle Grenzbeamten, egal ob in Zivil oder Uniform sehr nett waren. Kein Machtgehabe oder Schikane, einfach nur keine durchdachten Workflows, keine Mitarbeiterschulung und vor allem keine Lust. Auch hier. 

 

Wir fahren wieder zu einer grossen Anzahl Containern. Ohje, uns schwant schon Böses. Alles dreckig mit Stacheldraht umgeben und der erste Fixer spricht uns auch schon an. Wir nehmen auch ihn nicht, einfach aus Prinzip. Hier kapitulieren wir aber nach der ersten Stunde vergeblichem hin und her suchen, und lassen uns von dem Typen helfen. Und hätten wir das mal von Anfang an gemacht, hätten wir vielleicht sogar noch etwas Zeit gespart. Er kennt sich aus. Weiss genau wo Stempel zu holden sind, wo wir was bezahlen müssen, wo wir was abgeben müssen oder Kopien brauchen, das Ganze noch in der richtigen Reihenfolge und wir merken schon nach kurzer Zeit, ohne ihn würden wir noch Tage später durch die Container irren. Schon interessant: Der einzige der alle Abläufe kennt ist ein nicht Angestellter Tagelöhner der ein bisschen stottert und uns von seinen zwei kleinen Kindern erzählt. Vielleicht sollten sie den mal befördern😜.Irgendwann hat auch das ein Ende, nämlich genau nach zwei Stunden (für die Ausreise!). Wir verlassen das Gate und was soll ich sagen: nochmal drei Felder vor. 

 

Nur ein paar Meter weiter kommen wir an ein weisses Gate, alles aufgeräumt, kein Dreck und ein zackiger junger Mann in Uniform kommt aus seinem klimatisierten Häuschen. Auf seinem Hemd steht "Police of Kuwait". Aha, jetzt gehts vorwärts - denken wir uns. Er schaut in unsere Pässe und greift zum Telefon. Nach einer kurzen Diskussion, dürfen wir mit dem Auto etwa zwei Kilometer weiter fahren und dort vor einem grossen Gebäude parken. Ein zweiter zackiger, junger Soldat nimmt uns mit gutem Englisch in Empfang, ist offenbar für uns zuständig und fungiert zudem für uns als Übersetzer. Zum x-ten mal in diesen zwei Tagen erklären wir von wo wir sind, und woher wir kommen und wohin wir wollen und so weiter und so fort. 

 

Wir werden in ein Office gebracht, wo fünf Soldaten in netter Runde einen Plausch halten. Es gibt nur einen freien Stuhl, der ist natürlich für Tinu, aber einer der Soldaten überlässt mir seinen Bürostuhl und lässt eine Runde Tee oder wars Kaffe(?) bringen. Wir wissen beide bis heute nicht was es war. Aber kardamomig, süss und die Datteln dazu waren lecker. Der eine, wie wir später erfahren der Zweithöchste an dieser Grenze, ist ganz begeistert, dass wir aus der Schweiz sind. Zack, Natel hervor - Fotos von Ringgenberg und Interlaken wo er im September in den Ferien war, von Frau und Kind und Wasserfällen und noch mehr Interlaken. Witzig. Er verbindet sich mit Tinu direkt über Instagram, man weiss nie wozu das gut sein kann. Jedenfalls geht auch dieser Kaffee/Teeplausch mal zu Ende und wir starten wieder unser Rennen nach den diversen Stempeln. Leider ist auch noch das Röntgengerät für das Auto defekt und muss zuerst repariert werden. Das dauert dann auch noch gut und gerne ein Stündchen und so weiter. Die Grenze ist nach gut zweieinhalb Stunden geschafft, und wir sind es auch. Total nochmal fast fünf Stunden Border Run. Ganz Oben angekommen auf der Leiter des Spiels, nach vier Grenzen in zwei Tagen.

Und echt: Die können's mit afrikanischen Grenzen aufnehmen! Locker.

 

Wir sind in Kuwait!

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Fazit Iran: knapp 5 Wochen/ 3350 km

Wir sprechen hier nur aus unserer Sicht als Touristen. Wir haben uns in diesem wunderschönen Land immer sicher und frei gefühlt. Die Iraner sind ganz besondere Menschen. Jederzeit höflich, ehrlich, direkt und unglaublich gastfreundlich. Die Landschaft, Geschichte und Kultur im Iran ist einzigartig. Das Essen hat uns begeistert und wir schätzen uns glücklich, dass wir die Möglichkeit gehabt haben, diese Reise machen zu können. Wir verlassen den Iran mit einem weinenden Auge, und In schāʾa llāh, sehen wir uns wieder. . Wir wünschen den Menschen hier alles erdenklich Gute und dass sie bekommen was sie verdienen. 

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