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Iran

- Einwohnerzahl: 89 Mio.

- Der Iran ist 40x grösser als die Schweiz.

- Hauptstadt      : Teheran

- Der Iran ist einer der ältesten Staaten der Welt und  kann

  auf eine Geschichte zurückblicken, die Zehntausende von

  Jahren zurückreicht. Die erste große Stadt des Landes,

  Susa, wurde um 3200 v. Chr. auf der zentralen Hochebene

  erbaut.​​

- Fast die Hälfte des iranischen Territoriums ist Wüste

- Der Iran hat viele Berge und sogar Skigebiete. Der höchste Berg des Nahen Ostens, der

   Damavand, ist ein ruhender Vulkan und 5609 Meter hoch. 

- Der heißeste Ort der Erde ist im Iran

- Die Bevölkerung im Iran ist sehr jung. Durchschnittsalter 33 jährig.

- Besonders bekannt ist Iran für seine kunstvoll geknüpften Teppiche, die

   Perserteppiche, und seine Katzen, die Perserkatzen.

- Wichtigste Wirtschaftssparte sind die reichen Erdöl- und Erdgas-Vorkommen im Iran.

  Weitere wichtige Wirtschaftszweige sind die Textilindustrie, die Landwirtschaft und die

  Zement- und Baustoff-Produktion. 

- Der reichste Iraner ist Pierre Omidyar. Gründer von eBay.

- An vielen älteren Türen/Toren gibt es zwei Türknäufe. Einen rundlichen für Frauen und einen

  länglichen für Männer. Anhand des unterschiedlichen Klanges können die Leute im Haus

  erkennen, ob ein Mann oder Frau vor der Tür steht

- Übertriebene Höflichkeit ist ein wichtiger Teil iranischer Kultur. Steht man zum Beispiel mit

  einer größeren Gruppe von Freunden vor einer Haustür, können Minuten vergehen, bis der

  Erste durch diese tritt. Jeder möchte dem Gegenüber den Vortritt lassen und bietet diesen

  höflich lächelnd an. Regen, Kälte, Hitze und der simple Zeitaufwand sind dabei

  untergeordnete Faktoren. So ergeht es auch mit dem letzten Stück Kuchen, Keks oder

  ähnlichem. Möchte man dieses essen, wird es erstmal jeder einzelnen Person im Raum

  mehrfach mit Nachdruck angeboten, bevor man es selbst essen kann.

- Tarof: Eine übergroße Rolle im gesellschaftlichen Leben des Irans spielen rituelle

  Höflichkeitsfloskeln. Allgegenwärtig ist der Tarof: Das rituelle Anbieten und Ablehnen von

  Gegenständen, Nahrungsmitteln und Geld. Es passiert nicht selten, dass sich etwa ein

  Taxifahrer am Ende der Fahrt zunächst weigert den Fahrpreis anzunehmen. Der Kunde

  besteht dann darauf zu bezahlen, der Taxifahrer lehnt wieder ab. Das Ganze geht

  mindestens drei Mal hin und her, bis der Taxifahrer das Geld dann doch annimmt. Dieses

  Ritual wiederholt sich im gesamten Alltag der Iraner. Bei jedem Einkauf, bei jeder Bezahlung,

  bei jeder Dienstleistung. Immer. Das Gleiche gilt für Einladungen aller Art. Es handelt sich

  dabei um rituelle Höflichkeitsformeln, welche nicht zwangsläufig ernst gemeint sind. Tarof

  hat in erster Linie den Sinn, dass beide Seiten, vor allem der Einladende, das Gesicht

  wahren. Denn auch wenn er nicht die Mittel hat sein Gegenüber einzuladen, hat er dieses

  dennoch versucht und sogar mit Nachdruck darauf bestanden.

 

Mehr Spannendes hoffentlich ab 1.September auf diesem Blog. Ab dann ist unser Carnet de Passage für das Auto gültig und wir wollen auch dann die Grenze passieren. Das Internet ist im Iran nicht überall gut, somit wird der Blog eventuell erst später aktualisiert.

1.9. 24 Grenze Kapikoy - Razi

 

Nachdem wir noch einen letzten schönen Abend in der Türkei mit Urs und Brigitte aus Zürich verbracht haben, fahren wir bis kurz vor die Iranische Grenze. Unser Übernachtungsplatz liegt in einer wunderschönen kargen Berglandschaft auf 2300 M.ü.M. Grosse Schafherden ziehen vorüber, die Hirtenhunde alle mit Stachelhalsbändern, im Gegensatz aber zu denen im Kreis 4 in Zürich, sind die Stacheln nicht gegen den Hals des Hundes sondern gegen Aussen gerichtet. Sieht echt furchteinflössend aus. Die Stachel sind bestimmt fingerlang. Wir gehen davon aus, dass diese zum Schutz der Hunde gegen Wolfs- Bärenangriffe sind.

 

In der Nacht wird es ganz schön frisch, das Thermometer zeigt, als wir um halb sieben aufstehen, 12°an. 

 

Es ist Grenztag. Border Run, wie wir sagen! Himmel, in mir kribbelts ganz schön, und Tinu ist auch nicht ganz so entspannt wie sonst. Grenzen sind immer Wundertüten, aber in den Iran einzureisen, ist nochmal spezieller. Total verrückt, oder nicht ganz bei Trost? Man weiss es nicht.

Wir fahren los und wollen um 7.30 an der Türkischen Grenze sein. Irgendwo haben wir gehört, dass die Grenze zwar 24/7 geöffnet ist, aber das die Grenzbeamten der Türkei zwischen 8 und 9 Uhr frühstücken. Alle. Gemeinsam. Also sind wir bereits um 7.30 an der wahnsinnig verdreckten und zugemüllten Grenze. Vor uns und dem verschlossenen Tor stehen nur zwei Autos. Da an allen Grenzen in den Iran, Fahrzeuglenker und deren Beifahrer getrennt abgefertigt werden, kommen die ersten Fussgänger bereits mit gigantischen Gepäckstücken von der iranischen Seite in die Türkei. Diese Woche sind viele Feiertage. Daher hat es diesseits und jenseits der Grenze natürlich viele Besucher die für ein langes Wochenende das Land wechseln. Einerseits um mal andere Waren einzukaufen, andererseits um billigen Diesel zu tanken - und natürlich Freunde und Verwandte zu besuchen.

 

Nach einer halben Stunde und etwas Palaver, fahren die beiden Autos vor uns rückwärts weg...Wir schliessen zum Tor auf, sehen Grenzer kommen, PC einschalten, Jacke ausziehen, Jacke anziehen, aus dem Büro gehen und eine rauchen, wieder ins Büro gehen, Schalterfenster öffnen, Jacke ausziehen und über die Stuhllehne hängen, Bildschirm auf die richtige Höhe einstellen, aufstehen, Jacke anziehen, den Reinigungsmann begrüssen, das Büro verlassen damit der Putzmann sein Werk beginnen kann, dann Brötchen hervorkramen, irgendwelchen Saft und ja wir ahnen es schon, alle beginnen mit dem Frühstück. Einer kommt noch zu uns, und meint in einer halben Stunde gehe es los, aber ich müsse das Grenzprozedere zu Fuss machen, denn nur der Fahrer dürfe bei ihm rein. Ich bleibe noch ein wenig, denn bei Tinu wird's ja dank Frühstück noch ein Weilchen dauern, dann pack ich meine sieben Sachen und richte zum x-ten mal meinen Hijab der immer in alle Richtungen zu rutschen droht, und mach mich auf den Weg. Durch grosse Gepäckstücke und einige Passagiere, gehe ich in den komplett menschenleeren Glastunnel, der die Grenze der Türkei mit der Grenze des Iran für Fussgänger verbindet. Ich frag mich, ob ich richtig bin weil keine Menschenseele zugegen ist, aber es ist eindeutig: Departing Passengers. 

 

Irgendwann komme ich an einen einsamen Schalter, wo mich ein türkischer Mitarbeiter mustert, meinen Pass einscannt und mir eine gute Reise wünscht. Ich bummle den Korridor weiter, komme an einen einzelnen gut bewaffneten Soldaten, der sich den Pass ansehen will. Nein, das Visum will er nicht, er zeigt mir mit einer Handbewegung wo weiter. Ich bummle zum Scanner, aber da ist kein Mensch, also gehe ich davon aus, dass die meine Handtasche nicht sehen wollen. Fünf Einreiseschalter, alle leer, nur einer besetzt mit einem Mitarbeiter, ich gehe dahin, er nimmt mein Pass, mustert mich, fragt; Swiss? Ja. Zack, Stempel auf dem Visablatt (kommt nicht in den Pass) Welcome to IRAN! War für mich eine Grenze je einfacher oder entspannter? Nein. Einmal mehr viel zu viele Sorgen gemacht, viel zu viel darüber nachgedacht, was alles schiefgehen könnte.

 

Ich informiere Tinu darüber, dass ich bereits im Iran eingereist bin, er hingegen steht immer noch irgendwo zwischen den diversen Checkpoints. Die Türken haben sich in der Zwischenzeit die Krümel abgewischt und den Dienst aufgenommen, leider frühstücken die Iraner etwas später. Also jetzt. (Vielleicht wäre ein gemeinsames Brunchbuffet eine Alternative?). Er wartet also nun auch auf die Iranis, fährt ein paar grüne Ampeln weiter, bis er von einem Grenzer gerügt wird, und zurück zum Start muss. Erwischt. Also beginnt er noch einmal, die Grenzer kommen ins Auto, schauen in paar Schränke, aber der Kofferraum bleibt verschlossen und geröntgt wird auch nicht. Nur einer nimmt Fridolin, unsere grüne Gummischlange aus Südafrika, und erschreckt seine Kumpels im Büro. Sehr witzig! Beim nächsten Checkpoint wird das Carnet de Passage mit dem Fahrzeug verglichen, beim dritten bekommt das Carnet den Stempel.

 

Mittlerweile habe ich auf der anderen Seite Erfan getroffen, ein iranischer Student, der ein Minibusiness aufgebaut hat, indem er Reisenden bei der Grenze behilflich ist und erste Dinge für sie organisiert. Erfan geht Tinu entgegen, und bringt dann die diversen Papiere in die entsprechenden Schalter. Tinu muss als Person natürlich auch noch einreisen, dann ist aber alles erledigt. Unkompliziert, nett und speditiv. Einfach mit viel Warten verbunden. Das Ganze hat drei Stunden gedauert, aber keine Nerven gekostet.

 

Erfan will sich noch kurz mit dem Leiter der Grenzstelle treffen, weil er sich über den schlechten Service beschweren will. Offenbar ist die Grenze komplett in kurdischer Hand, und die zocken teilweise die Reisenden ab... uns nicht.

 

Nach einer weiteren Stunde ist er zurück und wir fahren durch ein tolles Tal mit kargen Bergen - unsere ersten Kilometer im Iran. In Khoy, Erfans Heimatstadt, bringt er uns zu einem Geschäft von Irancell. Es geht um SIM Karte und VPN. Ohne sind im Iran viele Seiten gesperrt und das Internet nicht nutzbar. Viel Palaver, man kennt und schätzt sich, sie fragen uns aus von wo und wohin, und Welcome to Iran. Nach einer Weile sind unsere Telefone bereit und erste SMS können versendet werden. Cool. Wir sind alle ein bisschen erschlagen, es ist bereits etwa drei Uhr. Wir beschliessen Erfan am Abend wieder zu treffen für die nächsten Schritte. Wir bummeln über wuselige Gassen zurück zum Indy und hauen uns einen Moment aufs Ohr. Es ist 35c heiss, aber noch okay. Um 17.00 Uhr sind wir im Shop von Erfans Vater verabredet. Dort treffen wir auf einen italienischen Fahrradfahrer auf dem Weg in die Mongolei. Er sitzt da, braungebrannt in ultrakurzen Velohosen und ärmellosem Netzshirt. Uiuiui. Nicht gerade dem Dresscode entsprechend. Wir smalltalken und warten wieder mal auf Erfan. Dann fährt ein slowakisches Paar, mit einer grossen Afrika Twin und viel Gepäck, vor den Shop. Auch sie brauchen noch eine SIM Karte. Genau wie der Italiener. 

 

Wir bummeln also alle gemeinsam in die Stadt, wieder zum SIM Shop, und der Italiener braucht gefühlt Stunden bis er drankommt. Erfan hat mittlerweile für uns Geld gewechselt. Ein Kapitel für sich. Im Iran funktionieren keine ausländischen Kreditkarten. Nur inländische Debitkarten, und so eine hat uns Erfan bereits bestellt. Bargeld wollen wir aber trotzdem auch, obwohl Erfan sagt, mit der Debitkarte könne alles bezahlt werden. Also auch drei Pfirsiche am Strassenrand, oder ein Glas Honig beim Strassenstand. Das können wir kaum glauben. Also wechselt er für uns 100 U$. Nun gibt es im Iran drei Währungen. Rial, wird in Millionen gehandelt, Toman und New Toman. Wir haben es noch nicht richtig mit der Umrechnerei geblickt, aber das spielt keine Rolle, denn wir können Preisschilder eh nicht lesen. Alles in Persisch. Aber definitiv sind wir nun Millionäre :-)

 

Im SIM Shop können sie den Italiener einfach nicht im System finden, obwohl er natürlich über eine Grenze eingereist ist und aufgeführt sein sollte. Auf jeden Fall kann er so keine SIM Karte bekommen und er will es mit Erfan am nächsten Tag nochmal versuchen. Wir bummeln also ins nahe Zentrum zum zentralen Bazar. Einige Teile des Bazars sind 500 Jahre alt. Erfan zeigt uns die verschiedenen Gänge. Gewürze, Teppiche, Klamotten, Süsskram - alles mögliche. Natürlich auch Honig und Sonnenblumenkerne. Für beides ist Khoy berühmt. 

 

Wir bummeln durch einige schöne Gassen mit Geschäften, kaufen unterwegs Nüsse und der Velofahrer braucht Linsen und Peanutbutter. Alles ist jetzt am Abend beleuchtet und die Temperatur wird immer angenehmer. Im Iran ist die Mittagszeit (Siesta) von ca. 14.30 bis 16.30 Uhr, dann sind die Geschäfte geschlossen. Donnerstag Nachmittag und Freitag sind die offiziellen Büros und Ämter geschlossen. Also einfach zu merken, ausser dass die nächsten Tage Feiertage sind. Da geht gar nichts, weil man einem gedenkt, der seit über 600 tot ist...

 

Erfan führt uns zu einer Mosche, der einzigen Mosche im Iran die ohne Dach und folglich ohne Kuppel konstruiert wurde. Teile von ihr sind über 1000 Jahre alt. Man stelle sich das vor. Leider wurde sie in diversen Kriegen beschädigt und wurde vor 500 Jahren restauriert. Seither ist sie so wie sie ist. Sie wird nur zu besonderen Feiertagen genutzt, weil das Mauerwerk doch nicht mehr ganz so sicher ist. Aber sie ist wunderschön. 

 

Wir gehen gemeinsam Essen, alle haben riesigen Hunger - der Velofahrer sowieso. Erfan bringt uns seltsamerweise in ein Shoppingcenter, wo er sagt, dass sie richtig gutes persisches Essen machen. Das ist dann nicht der Fall, weil fast alles bereits aus ist. Sogar für Cola und Wasser müssen wir über eine Stunde warten. Also an diesem Tag ist soweit die Geduld aufgebraucht aber die beiden Slowaken retten uns. Sie treffen uns in dem Restaurant und bringen ein riesiges Fladenbrot mit, welches ihnen direkt vor die Füsse gefallen ist. Die beste Bäckerei der Stadt, wie Erfan sagt. Fladenbrot mit Mohn und das ganze noch warm! Mega.

 

Leider ist unsere Debitkarte noch nicht bei Erfan gekommen, die Autoversicherung lässt auch auf sich warten und getankt haben wir auch noch nicht. Wir verabreden uns also für den nächsten Morgen und bummeln zum Indy. Die anderen versuchen es immer noch mit den SIM Karten. Wir fahren in einen nahen Stadtpark, wo wir direkt bei der Feuerwache übernachten können. Obwohl wahnsinnig viele Menschen um etwa 23 Uhr noch Picknicken, ist es im Park ruhig. Ein Mann kommt vorbei und klopft, und will uns nur versichern, dass wir hier sicher und ruhig schlafen können. Nett. Irgendwie fallen wir ziemlich rasch in Tiefschlaf. Ein aufregender Tag geht zu Ende und hey: Wir sind im Iran!

2.9. Khoy - Lake Urmia

 

Als wir gut ausgeruht am nächsten Morgen aufstehen, sehen wir beim ersten Kaffee einen nahen kleinen Laden, bei dem ein paar Personen vor der Türe Schlange stehen. Könnte das der Bäcker sein? Und wie! Die grossen Fladenbrote kommen direkt aus dem Ofen und werden an die Hungrigen weitergereicht. Heiss! Einige diskutieren kurz, und einer der Anstehenden gibt uns kurzerhand ein Fladenbrot und sagt es sei ein Geschenk. So nett. Vor dem Laden hat es einen Tisch auf dem man übriges Mehl auf seinem Fladenbrot wegbürsten kann und dann ist die Kunst nur noch die, das heisse Fladenbrot ganz nach Hause zu bringen. Viele beissen nämlich bereits beim weggehen rein.

 

Bei der Feuerwache dürfen wir noch Wasser tanken, dann gehts für uns wieder in die Innenstadt. Zum Treffen mit Erfan. Er kommt zu uns ins Auto und wir besprechen noch das Fehlende. Die geladene Debitcard wird er uns ins Sathi Guesthouse schicken, wo wir in ein paar Tagen sein werden. Die Autoversicherung kommt per Mail sobald er sie hat. Wir zeigen ihm die geplante Route und er findet, dass wir so einen sehr schönen Teil des Landes sehen werden. Er hat aber noch einige Tipps auf Lager und fügt die direkt in unseren Plan ein. Wir rechnen ab und sind froh, dass Erfan uns behilflich war. Natürlich wäre es auch ohne gegangen. So war es aber entspannt - und bisher haben nicht sehr viele Menschen gutes Englisch gesprochen und in Englisch angeschrieben ist sowieso fast nichts. Wir fahren gemeinsam zur Tankstelle, von welcher Erfan eine Tankkarte hat. Das ist nämlich etwas trickreich. Diesel wird im Iran nur von LKWs getankt. Und der ist spottbillig. So um einen Cent der Liter. Autos fahren mit Gas oder Benzin. Um Diesel zu tanken muss man also ein Unternehmen sein, oder eine Tankstelle. Wir als Touristen sind beides nicht, müssen also jemanden finden, auf dessen Tankkarte wir tanken können. Das ist dann halt Glückssache. Erfan hat als Freund des Tankstelleninhabers auch eine solche Karte und füllt uns den Tank auf. Geschenkt. 25 Liter sind so billig das lohnt gar nicht...Mamnoun Erfan. 

 

Wir verabschieden Erfan und machen uns auf den Weg in Richtung Salzsee von Urmia. Stadtauswärts kaufen wir bei einem Strassenstand noch ein paar Tomaten und Kartoffeln. Wir haben natürlich keine Ahnung was sie kosten, und der nette Verkäufer schreibt den Preis auf seine Hand. Natürlich in Persisch. Tja das wird wohl noch ein paarmal eine Challenge. Zwei Jungs auf einem Motorrad halten an, sitzen ab, machen je ein Selfie mit Tinu und verschwinden wie sie gekommen sind ...

Gerade als wir wegfahren wollen, rennt der Verkäufer zu uns und drückt uns noch zwei Päcklein Waffeln in die Hand. Geschenk von ihm. Willkommen im Iran.

 

Die ersten Kilometer sind ähnlich wie die letzten in der Türkei. Karge Berge, bestimmt mindestens Dreitausender, viel Landwirtschaft, Schafherden und ab und an kleinere oder grössere Dörfer. Wir Übernachten heute am Lake Urmia. Ein grosser Salzsee, ruhig gelegen, tolle Plätze und viiiiiel Salz. Wir füllen auf jeden Fall unsere Mühle auf und nehmen noch etwas für Spaghettiwasser mit.

 

3.9. Lake Urmia - Täbris

 

Apropos ruhiger Platz. Irgendwann am Abend, wir sind gerade ins Bett, kommt ein schnelles Fahrzeug und ein Bewaffneter steigt aus. Es klopft, wir nicht adäquat angezogen. Wir sind aber nicht sonderlich erschrocken, denn es ist ein Pick-Up den wir schon am Nachmittag am See gesehen haben, mit den beiden gleichen Soldaten, die  uns damals gewinkt haben. Tinu zieht sich an, öffnet die Türe, der Soldat sagt ein paar Worte auf Farsi, Tinu ein paar auf Englisch, sie verstehen beide das andere nicht. Der Soldat ist freundlich, verabschiedet sich - und weg sind sie. 

 

Tinu macht eine Nachtaufnahme mit Langzeitbeleuchtung mit seiner Go-Pro Kamera. Wir gehen wieder ins Bett, aber schon vor sechs Uhr kommen die ersten paar Fahrzeuge, die an uns vorbeifahren um weiss Gott wohin zu gehen. Denn nach uns ist die Bucht irgendwo zu Ende. Auf jeden Fall will Tinu die Go-Pro wieder reinholen, nicht dass die noch einer mitnimmt. Er will gerade wieder zurück in die Federn, als er hört wie einer sich komplett einsandet. So ein Depp. Bis auf die Achse steht er im feinen Sand, Tinu nimmt die Schaufel und geht im zu Hilfe. Auch nach einer Stunde konnte das Auto nicht befreit werden, denn immer wenn sie ihn rausgeschaufelt hatten, hat der am Steuer viel zu viel Gas gegeben und ist noch mehr abgesoffen. Eigentlich will er, dass wir ihn mit dem Indy rausziehen. Tinu hat aber keine Lust alles auszupacken, und sagt er habe kein Seil. Also will der Typ jemanden mit Traktor anrufen, aber natürlich hat sein Handy kein Akku. Tinu holt die Powerbar und lädt sein Telefon, bis er genug Saft hat. um seinen Freund anzurufen. Ich würde sagen, der hatte heute Morgen Weihnacht und Geburtstag zusammen. Das nächste mal wird Tinu mit ziemlicher Sicherheit weder mit Schaufel noch mit der Powerbar in der Bucht stehen...

 

Der Tag beginnt also früh, wir verlassen nach dem ersten Kaffee die Bucht und nehmen noch einen zweiten mit. Im kleinen nahgelegenen Dorf, haben wir einen kleinen Laden gesehen, dort wollen wir Brot kaufen. Beim Laden angekommen, sehe ich schon von draussen, dass Brot nicht in seinem Sortiment ist. Aber eine alte Frau kommt mit einem grossen Packet Etwas in Tuch eingewickelt um die Ecke - und das sieht sehr nach Brot aus. Ich mache ihr Gesten und deute auf das Brot...sie weist mir den Weg und bereits nach ein paar Metern rieche ich es auch. Frisches Brot. Durch ein kleines Fenster sieht man die beiden Bäcker bei der Arbeit. Diesmal ist es nicht ein dickes Fladenbrot wie in Khoy, sondern hauchdünn, eher wie bei uns Fasnachtsküchlein aber natürlich salzig. Der alte Bäcker fragt mich wie viele, ich halte zwei Finger hoch. Er nickt, nimmt einen grossen Plastiksack und packt fünf von den riesigen Broten ein. Ich gehe davon aus, dass dies für einen anderen Kunden ist, denn neben mir palavern zwei Männer. Aber nein, der Bäcker reicht mir die Tüte heraus, und als ich ihm Geld geben will winkt er ab. Geschenkt. Welcome to Iran!

 

Unterwegs knabbern wir also an unserem noch warmen Brot und machen uns auf den Weg Richtung Täbris. 1.5 Mio Einwohner und gemäss Erfan eher konservativ. Der Verkehr ist irgendwie chaotisch und doch relativ kontrolliert. Die Strassen sind in der Regel vierspurig, aber die Iraner machen mindestens sechs daraus, einer fährt immer in der Mitte und wie bei der Formel eins wird rechts noch über den Pannenstreifen überholt und zwischen zwei nahen Fahrzeugen eingeschert. Aber es funktioniert wir sehen nirgends Unfälle. Erfan meinte, Blinker und Hupen hätten nicht das gleiche Gewicht wie Handzeichen. Der Finger (wie bei uns der Mahnfinger) im rechten Moment aus dem Fenster und alle bleiben wo sie sind und lassen einen einbiegen... läuft!

 

 

In Täbris gibt es einen grossen Park wo man stehen darf, den El-Goli Park, und den einzigen Camping mitten im Zentrum. Wir entscheiden uns für das Zentrum und biegen vor den Eingang des dazugehörenden Parks. Wir sehen nirgends Zelte und suchen zu Fuss. Wir haben nämlich momentan Schatten unter einem grossen Baum - und die sind sehr rar, also lassen wir den Indy dort stehen. Nach ein paar hundert Metern sehen wir den "Camping". Volle Sonne - bei fast 40°, belegt von vielen Grossfamilien die aussehen wie von der Ethnie der Romas - gefällt uns nicht so. Wir beschliessen das Auto zu lassen wo es ist, scheint uns ein guter Platz zu sein. Nach einer "kühlen" Dusche (ich möchte mal, dass das Wasser im Winter zu Hause so warm wäre), machen wir uns zu Fuss auf den Weg in die Stadt. Wir haben ganz in der Nähe eine Metro Station gesehen, und wollen das mal ausprobieren, sonst gibts ja dann immer noch Taxis. Wir verschwinden also in den Tiefen der Metro, sehen eine Anzeigetafel mit unserem Ziel, der nächste Zug fährt aber erst in 15 Minuten. Wir überlegen gerade ob wir so lange warten wollen, als uns eine kurzhaarige (!) Frau ohne Hijab (!) in gutem Englisch anspricht, ob sie uns helfen könne. Ja gerne, wir fragen ob dies die richtige Linie ist und die wirklich erst in 15 Minuten fährt. Sie meint lachend nein, die fahren viel öfter aber die Linie sei für den grossen Bazar die richtige. Sie geht an einen Ticketschalter und will für uns zwei Tickets kaufen. Als ich ihr Geld hinstrecke, weist sie das zurück und meint, nein nein, sie übernehme das. Sie streckt also dem Mann am Ticketschalter das Geld für unsere beiden Tickets hin, aber der lehnt ab, und meint die Fahrt sei geschenkt. Wir sollen einfach durch die Drehkreuze. Welcome to Iran!

 

Nach zwei, drei Minuten fährt eine total saubere, moderne und schön gekühlte Metro ein, und wir unterhalten uns noch ein wenig mit der netten Dame. Sie ist Public Relations Manager in einer Industrieanlage die Kabel herstellt. Englisch hat sie sich selber beigebracht - wie Erfan und andere übrigens auch. Ich frage sie, ob die Stadt für Frauen am Abend spät sicher ist. Sie meint eigentlich schon, aber Frauen seien hier nur selten am Abend alleine unterwegs. Dafür sorge die Familie...Sie empfiehlt uns noch, unbedingt auf dem großen Bazar Kebab mit Reis und Butter (?) zu essen und wir verabschieden uns an unserer Haltestelle. So nett.

 

Unsere Haltestelle ist wirklich nah beim Bazar, nur ein zwei Strassen mit vielen Gemüseständen und kleinen Spezial-Läden. Da ist der Sanitär, der Elektriker, der Maler und natürlich Klamotten und Spielsachen. Die Gemüsestände haben im Moment eine grosse Auswahl. Es ist Erntezeit. Pflaumen, flache und normale Pfirsiche, Trauben, Melonen in allen Farben und Grössen, und bereits Herbstgemüse wie Kabis, Maronen und Kürbis. Kartoffeln und schöne Zwiebeln hat es sowieso immer, es gibt überall Oliven und Öl, und was wir besonders toll finden: Grosse Sonnenblumenköpfe. Die Türken und die Iraner lieben ja das Knuspern von Sonnenblumenkernen beim Zusammensitzen und Plaudern. Hier werden aber keine bereits gepulten und gerösteten Kerne gegessen, sondern ein ganzer Sonnenblumenkopf kommt auf den Tisch und jeder nimmt sich was er haben möchte. Soo cool. Knusperzeugs und Deko in einem...

 

In den Gängen des über 500 Jahre alten, UNESCO geschützten Bazars angenehm kühl. Die dicken Mauern halten die Hitze draussen, und mittlerweile gibt es auch kleine Geschäfte mit Aircon. Vor allem der Goldbazar ist riesig, in einem Land mit einer hohen Inflation ist das edle Metall immer noch eine gute Geldanlage. Die wunderbaren Düfte von Safran und Zimt, frischem Tahini, Tee und frische gemahlenem Kaffee wabbern durch die langen Korridore. Wir werden oft gegrüßt und gefragt woher wir kommen. Und immer: Welcome in Iran!

 

Leider ist die grosse und weltberühmte Teppichhalle bereits geschlossen. Erfan hat uns schon gesagt, dass Teppichgeschäfte immer als erste schliessen. Die gehen davon aus, dass sich Teppiche vor allem Menschen mit Geld leisten, die nicht zwingend erst nach Feierabend vorbeikommen können. Wer Geld hat kann sich bereits am Morgen mit den schönen Dingen des Lebens beschäftigen...Also da müssen wir wohl nochmal zurückkommen, wenn der Bazar geöffnet ist. Schliesslich sind die Teppiche aus Täbris weltberühmt.

 

Bei uns macht sich langsam Hunger breit und wir suchen den angeschriebenen Foodmarket. Finden ihn nicht. Tinu fragt eine junge Frau (da junge Menschen öfter Englisch können), ob sie uns den Weg sagen kann. Ihre kleine Schwester, die sehr gutes Englisch spricht und die Mama gesellen sich dazu, und sind stolz wie Oskar Touristen aufgegabelt zu haben. Nach längerem plaudern, setzen wir uns in Bewegung, sie wollen uns einen Kebabladen zeigen. Pech, der ist leider schon geschlossen. Nachdem ein anderer ebenfalls den Betrieb schon eingestellt hat, fragen sie an einem der Gewürzstände, und der Verkäufer meint, es seien alle schon zu, da der Bazar bald schliesst. Sie wollen uns zu sich einladen, wir lehnen ab, sie fragen nochmal, wir entschuldigen uns, dass wir noch etwas die Stadt anschauen möchten, weil wir morgen schon wieder weiterziehen. Sie insistieren nicht und wir erinnern uns: Eine Einladung sollte man mindestens drei mal ablehnen, damit das gegenüber nicht das Gesicht verliert und trotzdem seinen Willen kundgetan hat. Ich würde sagen, erste Hürde erfolgreich gemeistert (ich glaube, in Zukunft werden wir einfach sagen wir seien noch mit Freunden verabredet. Dann kommen alle gut weg). Natürlich fragt mich die Mama nach unseren Kindern. Und natürlich haben wir schon auf der Panamericana gefühlte 100 mal gesagt, dass wir keine haben. Darauf folgt dann immer ein trauriger Blick und Mitleidsbekundungen, dass es nicht geklappt hat :-) (die notta bene nicht nötig ist).

 

Für diese Reise haben wir uns eine neue Strategie zurecht gelegt. Liebe Freunde, mehr als 20 Jahre jünger als wir, stellen sich zur Verfügung als unsere Kinder herzuhalten. Also haben wir ein Fotoalbum auf dem Handy mit netten Fotos von Cynthi und Mike, und zeigen die her, wenn es gewünscht ist. Läuft! An dieser Stelle lieben Dank an unsere Kids ad interim. Wir könnten uns keine besseren wünschen🤣!

 

Jedenfalls tauschen die einen noch Instaprofile aus, dann verabschieden wir uns. Verlassen die Gassen des geschlossenen Bazars, und draussen hat es in der Zwischenzeit bestimmt schon 2° abgekühlt. Wir suchen uns also ein Resti, und sind vielleicht im falschen Viertel. Auf jeden Fall sind wir zwischen Klamotten und Schuhen gelandet, irgendwo hat ein Kellerlokal geöffnet, aber wir ziehen uns rasch zurück, als wir die verdreckten Tische und Essensresten sehen. 

 

Gleich darauf erspähen wir ein Resti im 1.Stock und bereits der Eingang macht einen guten Eindruck. Wir erklimmen also die bunt beleuchtete Treppe und kommen in einen Raum, eher einem italienischen Palazzi gleich, denn iranisch. Eine Frau begrüßt uns in Farsi, kommt aber recht schnell ins Schleudern als sie merkt, dass dies nicht unsere Muttersprache ist. Sie ruft eine junge Kollegin, vielleicht auch die Tochter, die ein paar Worte Englisch kann. Ja gerne, wir können hier essen. Sie weisst uns an, einen der freien Tische zu wählen und wir setzten uns. Als erstes fällt uns auf, dass hier viele Frauen den Hijab nicht tragen oder nur dürftig irgendwie ein wenig die  Haare bedecken. Sehr gut, dann hab ich auch keinen Stress mit den herauslugenden Haarsträhnen. 

 

Wir fragen nach der Karte, aber die ist natürlich auch nur in Farsi. Wir fragen nach Kebab und Reis - wie die Dame in der Metro empfohlen hat und die Kleine nickt. Huscht ab und kommt mit einer grossen Schüssel Suppe wieder. Sie stellt sie in die Mitte und bringt zwei kleine Schälchen. Uns fällt auf, dass die Suppe auf allen Tischen steht und alle Kebab essen. Also Menu eins oder nur das eine Gericht auf der Karte? Wir wissen es nicht. Aber vielleicht war das die allerbeste Suppe ever! Safransuppe mit frischen Granatapfel Kernen. MEGA. Danach kommt ein frischer Kebab, also Spiess vom Feuer, mit gegrillten Tomaten, Oliven und einer Limette, separat eine Platte mit Reis und ein Tellerchen mit Butter (!?) und Zwiebel. Auf anderen Tischen sehen wir, dass die Butter dem Trockenreis beigemischt wird. Wir machen das auch, aber die Butter schmeckt uns nicht so gut. Wir lassen das also, geben Lime über den Kebab, kosten vom wirklich guten Fleisch und haben ein sehr feines und offenbar typisches persisches Essen. Wir loben bei den zwei Damen im Service die wirklich guten Gerichte und dann kommt der Chef persönlich strahlend aus der Küche. Er meint, wir sollen noch sitzen bleiben und verschwindet wieder in seinem Reich. Ein paar Minuten später kommt er strahlend mit zwei dampfenden Sarfan Tees um die Ecke. Ein Geheimrezept des Chefs und natürlich offeriert. Welcome to Iran!..und ich bin eigentlich nicht so der Safran Fan. Aber hier, könnt ich es noch werden!

 

 

Übrigens hat sich eine Dame beim verlassen des Restaurants kurz bei uns vorgestellt. Eine Iranerin, die schon lange in Schweden lebt. Sie begrüsst uns und wünscht uns eine tolle Reise. Kurze Zeit später kommt die Kellnerin des Restaurants mit einem Zettel in der Hand und macht Handzeichen, dass eben diese Dame nochmal angerufen habe und ihren Namen und die Telefonnummer für uns da gelassen habe. Falls wir Hilfe brauchen oder eine Übersetzung dürfen wir sie jederzeit anrufen! Wirklich mega!

 

Wir verlassen das Restaurant, nachdem wir versprochen haben, die Fotos die Tinu gemacht hat auf ihrem Instagram Account zu posten, und landen wieder direkt in der Fussgängerzone. Da ist mittlerweile mächtig was los. Offenbar kommen die Iraner auch erst aus den Löchern, wenn die Temperatur gegen "erträglich" sinkt. Überall wird gestöbert, geplaudert, ganze Familien sind unterwegs, denn morgen ist ja Feiertag und vor zehn Uhr sind sowieso nur wenige Restaurants gut belegt. 

 

Irgendwann bummeln wir wieder in Richtung Metro, natürlich werden wir auch zu dieser Fahrt eingeladen, und als wir bei unserer Haltestelle aussteigen winkt uns der Mann am Ticketschalter freundlich zu. Bei unserem Indy tanzt jetzt auch der Bär. Picknick ist bei den Iranern ebenfalls erst spät angesagt, und der Park füllt und füllt sich. Wir werden eingeparkt, aber egal, wir wollen sowieso nicht weg. Noch ein paar Plaudereien hier und da, dann ruft unsere Heija. Wir sind ein bisschen erschlagen, ob all der Eindrücke der ersten Tage. Es ist toll, fremd und doch nicht, orientalisch aber nicht nur, immer extrem freundlich - IRAN halt.