-Einwohnerzahl: 85 Mio.
-Die Türkei ist fast 20 x grösser als die Schweiz
- Ankara ist die moderne Hauptstadt
- Es gibt 6500km Küstenlinie
- 16 Sehenswürdigkeiten auf der Liste der UNESCO
- Nur 5% von Istanbul und der Türkei gehört zu Europa, der Rest zu Asien
- Istanbul ist eine der wenigen Städte auf zwei Kontinenten
- Die türkische Küche gehört nebst der Chinesischen und der Französischen zu den drei Weltküchen
- 50% des Landes besteht aus Landwirtschaftsfläche
- In der Türkei gibt es 82'693 Moscheen
- 99% aller Türken sind Moslem
- Es gibt mehr als 30 Sprachen in der Türkei
-...und dann gibt es da noch die Mondlandschaft von Kappadokien - genau wegen der sind wir hier 😄(unter Anderem)
Und das Beste: Vor ein paar hundert Jahren hatten türkische Frauen das Recht, sich scheiden zu lassen, wenn der Ehemann sie mit nicht genug Kaffee versorgt hat...gefällt mir.
8.7. Richtung türkische Grenze
Bei Eva wären es ja nur 300 Meter gewesen, aber da gibts natürlich keinen offiziellen Grenzposten. Wir fahren also die gute Autobahn ca. 40 km weiter, und kommen an ein Knudelmuddel von Lastwagen, PKW's und Wohnwagen. Die Ausreise, die ja in der Regel rasch vonstatten geht, dauert fast eine Stunde. Aber hei, Grenze ist Grenze und jede hat ihre eigenen Regeln. Laaaangsam schieben wir uns mit vielen anderen vorwärts, passieren den Grenzfluss mit den Militärposten und kommen zu den Schaltern der türkischen Grenzposten. Dann gehts ratzfatz, Stempel in den Pass, Autopapiere kontrolliert und "willkommen" in der Türkei. Das Ganze hat etwa drei Stunden gedauert aber die Grenzer waren alle sehr nett!
Die Landschaft ist ganz ähnlich der in Griechenland, aber wir haben den Eindruck, dass hier wohl schon lange sehr heisse Temperaturen herrschen. Die Region sieht sehr trocken aus, die Felder sind abgeerntet und die Sonnenblumen welken. Wir wollen nach Kesan, weil uns Janni den dortigen Markt/ Basar empfohlen hat. Allerdings ist es bereits so spät als wir ankommen, dass der Markt gelaufen ist. In der Stadt zu bleiben, macht uns nicht an, es ist mindestens 35°.
Wir verlassen die Stadt und fahren erst mal zu einer Tankstelle. Für ganze 1.23 pro Liter füllen wir unseren Tank. Nach Griechenland, wo der Dieselpreis so zwischen 1.55 und 1.68 war, fühlt sich das nochmal ein grosses Stück günstiger an. Wir kaufen noch ein paar Dinge ein und los gehts wieder aufs Land. Irgendwo im Nirgendwo verlassen wir die sehr gute Autobahn und suchen uns einen ruhigen Übernachtungsplatz. Bei einem riesigen Sonnenblumenfeld können wir uns erst mal wieder sortieren. Geld konnten wir zwar noch nicht ziehen, die ATM Automaten haben nicht funktioniert, aber wir haben zur Not noch Euro. Ich stelle mir vor, dass die Menschen vielleicht gerne Euro nehmen, denn bei dem Währungszerfall in der Türkei, verliert das Geld schneller seinen Wert als du gucken kannst. Im Dezember musste man für 100 Türkische Lira 3.30 CHF bezahlen, jetzt, sechs Monate später sind es noch 2.70 CHF. Verrückt.
9.7. Silivri - Istanbul
Nach unserem tollen Übernachtungsplatz in den Sonnenblumen fahren wir weiter nach Silivri, auch am Meer gelegen und vor allem auf unserem Weg nach Istanbul ein guter letzter Stopp vor der Stadt. Muss man nicht gesehen haben, aber das Internet vom nahen Café war gut und somit konnte der Bericht von Griechenland und der Start in die Türkei hochgeladen werden.
Wir nehmen gegen Mittag, als der Schatten unter unserem Baum langsam schwindet, den Weg nach Istanbul in Angriff. Wir erwarten richtig viel Verkehr und Chaos, aber hei: alles gesittet, breite dreispurige Autobahn, immer wieder Radar - deshalb wahrscheinlich auch gesittet. Die Stadt ist riesig. Wir denken an unsere Freunde die die Stadt auf ihren Fahrrädern durchquert haben. Ziemlich verrückt. Sie ist endlos gross. Vom Stadtrand bis zu unserem Stellplatz beim Atlétic Club nahe der Altstadt haben wir etwa 75 km vor uns. Die Stadtautobahn ist gut ausgeschildert, nur kurz vor den Ziel verfransen wir uns ein wenig. Aber beim Atlétic Club gibt es genügend Platz, obwohl schon etwa 15 WoMo's da stehen. Und offenbar wird es für uns langsam interessant. Bis jetzt waren ja eher die grossen Weissen Mobile unterwegs, jetzt kommen wir langsam in den Dunstkreis der Abenteurer. Ein riesiger alter Unimog steht da, ein grosser MAN - natürlich beide Deutsch, dann ein paar Sprinter mit Schnorchel und den ganzen anderen Gadgets und Hubi, ein Zuger der direkt vom Irak in Richtung Heimat unterwegs ist - mit seinem Dachzelt.
Der Platz kostet pro Nacht 15 €, nah an der Altstadt und ganz nah am Bosporus. Bereits auf der Herfahrt dümpeln grosse Frachter auf Reede vor dem Hafen und andere warten auf die Durchfahrt des Bosporus. Dieser verbindet das Marmarameer mit dem Schwarzen Meer und teilt Istanbul in den europäischen und den asiatischen Teil. Diese Wasserstrasse ist 30km lang und maximal 2.5km Meter breit. Schiffe mit einer Länge von über 150 Metern müssen für die Durchfahrt des Bosporus einen Lotsen an Bord haben und geniessen Vorfahrt. Dies wurde eingeführt, nachdem jedes Jahr viele Schiffe kollidiert sind. Für Schiffe mit Gefahrgütern ist zudem an einigen gefährlichen Stellen die Durchfahrt gesperrt, solange ein anderes Schiff mit einer ähnlichen Ladung in der Nähe ist.
Wir springen also in die schnellen Schuhe und machen uns auf den Weg in die Stadt der sieben Hügel. Ein Gewusel in jeder Gasse. Unvorstellbar. Wenn eine dieser Gasse superschmal ist, und vielleicht eine Vespa sich zwischen den links und rechts geparkten Autos durchzwängen kann, dann kommt bestimmt ein 80 Plätzer Personen Bus, und will da auch durch. Und irgendwie gehts immer. Da wird halt der Marktstand weggeräumt, einer pfeift dem Nachbarn weil sein SUV auch im Weg steht, der kommt dann direkt vom Mittagessen und rollt sein Gefährt auf den Gehsteig, nicht ohne einen Schwatz mit dem Busfahrer, ein Café räumt seinen Gast samt Teetasse und Tischchen weg - alles kein Problem.
Als Fussgänger ist das schon ein wenig problematischer. Ich hab es also geschafft, beim überqueren einer schmalen Gasse, natürlich einspurig, etwa viermal fast überfahren bzw. eingeklemmt, bzw. an der Wand zerquetscht zu werden, bzw. auf einer Kühlerhaube zu landen. Und besonders schön; alle hupen erst 2cm hinter der Kniekehle. Das Blut gefriert dann direkt in den Adern. Herrje, also an das muss man sich erst mal gewöhnen.
Dann diese Taxifahrer. Grrrr! Wir haben in nur zwei Tagen bereits wieder schätzen gelernt, dass in den meisten Städten dieser Welt Uber oder Bolt buchbar sind. Die ewigen Diskussionen um Taxameter oder Destination sind einfach nur öde. Und eigentlich hätten wir gedacht, dass die der Vergangenheit angehören. Aber nein, in Istanbul steigt man in das Taxi ein, zumindest wenn sich nicht wieder gerade jemand vordrängelt, der Fahrer fährt los, man sagt ihm die Adresse, dann hält er an, und meint wir sollen wieder aussteigen. Problem, Problem. Grosse Gesten, grosse Erklärung auf türkisch, von der wir nur verstehen: Problem Problem. Ist ja gut. Irgendwie will er nicht in den starken Verkehr, oder eine weitere Distanz oder was auch immer. Auf jeden Fall ist es offenbar ein Problem. Wir haben das Gleiche noch ein paarmal erlebt, aber es gibt natürlich auch sehr nette Fahrer. Wie für die Strecke ins Roof Top Restaurant zum Abendessen, als uns einer sagt, das koste mindestens 600 Lira. Am Ende haben wir einen anderen gefunden, der ganz selbstverständlich den Taxameter einschaltet, und es dann 60 Lira kostet.
Der war sehr nett, hat sein Trinkgeld gekriegt und wir waren erst noch auf die Minute genau, für unsere Tischreservation im Restaurant. Schweizer halt. Sehr fein gegessen, wirklich super gute Mezze vorneweg, dazu Delphine in der Bucht und grossartige Aussicht - echt kitschig. Wir trinken Sauvignon Blanc, Alkohol ist eher eine Seltenheit in Istanbul. Auf unsere Frage von wo der herstammt, sagt unser Kellner wie selbstverständlich: von hier natürlich. Er schmeckt sehr gut, wir schauen auf dem Etikett nach, können das meiste nicht lesen, ausser "Santiago de Chile, Chile"...sehr geil.
Natürlich machen wir hier das Meiste per pedes. Topkapi Park, Hagia Sophia, Ortaköy, Taksim Platz, Itsiklal (die Bahnhofstrasse Istanbuls), schlendern am Bosporus entlang, beobachten wahnsinnig viel Verkehr von Fähren, Frachtern, kleinen und grossen Privatyachten und Kreuzfahrtschiffen. Wir machen eine Bootstour, essen viele türkische Spezialitäten, besuchen den grossen Basar und den für Gewürze - überall ein wildes Gewusel und überall wird man beinahe überfahren. Istanbul hält uns auf Trapp. Aber wir wollen noch nicht weg, obwohl langes Wochenende mit Feiertag uns erwartet. Dann wird es womöglich noch voller. Egal. Wir bleiben. Die Stadt ist toll! Zudem ist auf dem Stellplatz ein immer währendes Kommen und Gehen. Wir lernen nette Menschen kennen, gehen mit ihnen zum Abendessen und tauschen uns über unsere Reisen aus. Und: Wir sind in der Stadt der Katzen: und die allersüssesten sind bei uns. Oder im Indy. Oder machen Quatsch. Vielleicht nehmen wir sie auch mit. Vielleicht. Die Verhandlungen laufen.
Auf unseren etwa 60 oder 70 km zu Fuss entdecken wir viele Ausgehviertel, kleine und grosse Basare, schöne Läden, nette Restis und Cafés, schöne Werkstätten in denen noch alles von Hand gefertigt wird und natürlich den sehr lebendigen Hafen. Jeden Tag mindestens ein oder zwei Kreuzfahrtschiffe, mitten in der Stadt. Natürlich grossartige Moscheen und Museen, und Regierungsgebäude schön herausgeputzt - und immer wieder operierte Nasen. Offenbar gibt es hier einen gut laufenden Schönheitsoperationen-Tourismus. Denn es sind längst nicht alles Einheimische.
Der grosse Basar ist übrigens wirklich gross. Ein Labyrinth von 66 Strassen verbindet ca. 3000 Geschäfte. Er ist sehr gepflegt, man wird weder zum Kauf gedrängt noch belästigt, aber man darf die Ware jederzeit anschauen und bekommt Infos vom Verkäufer auf sehr nette Weise. Die berühmten Türkish Delights, Tees oder Nüsse gibt es immer wieder zu verkosten. Übrigens werden in der Türkei die meisten Haselnüsse der Welt angebaut. Dementsprechend gibt es überall Desserts und Cookies mit Nüssen...Und als wär das alles nicht genug, ist es im gedeckten Basar immer schön kühl. Nehmen wir gerne bei 35°.