
18.7. Auf vier Rädern - Ab East London
Heute soll der grosse Tag sein. Nachdem die Ankunft von unserem Frachter "Morning Celesta" vom 1.Juli auf den 10. dann auf den 14. und schlussendlich auf den 18.verschoben wurde, sind wir alle guter Dinge, heute unsere Fahrzeuge wieder zu bekommen. Wir hatten als einzige losgelöst von der Gruppe, von Natasha der Agentin, den Termin Montag morgens um 8.00 Uhr bekommen. Klingt gut. Aber leider kam dann doch ein neuer Termin per SMS für Sonntag Abend, wir sollten uns mit all den anderen im Premier Hotel einfinden, und unsere Unterlagen mitbringen.
Wir bummeln also hin, und Natasha erklärt uns, dass sie die Papiere vorbereiten muss, weil nun doch keiner der Fahrer in den Hafen darf. Wir sollen frühestens um 15.00 Uhr ins Gelände dürfen...Am Sonntag Abend spät dann die nächste Mitteilung per SMS, alle Fahrer sollen sich nun doch um 9.00 Uhr morgens am Hafen einfinden. Tinu geht also mit Patrick und Hans zum Hafen für die Zollkontrolle. Die Autos werden aber nicht im Innern kontrolliert sondern nur die Motoren Nummern mit den Fahrzeugpapieren verglichen. Das ist bei ca. 30 Fahrzeugen mal beendet, und die drei kommen wieder zurück ins Hotel. Sie müssen auf "stand by" bleiben, denn die Hafenbehörden werden ab ca. 15.00 Uhr grünes Licht geben um die Fahrzeuge zu holen. Wir bestellen also mal ne Pizza und beginnen zu packen.
Etwa um 13.30 Uhr kommt die nächste Meldung, dass die Fahrer ab 14.00 Uhr in die Autos dürften, um Arbeiten zu erledigen. Allerdings ohne Gepäck. Die drei bestellen also wieder einen Uber und fahren zum Hafen. Sie montieren schon mal Rückfahrkameras, Sandbleche und Navis. Tinu programmiert schon mal unsere nächsten Plätze und kontrolliert die Batterien und den Luftdruck in den Reifen. Der Solar arbeitet wie gewünscht- in Zukunft sollten Stromunterbrüche nicht mehr unser Problem sein.
Kurz nach drei bekomm ich eine SMS von Tinu, die Hafenbehörden rechneten damit, dass der Papierkram bis 19.00 Uhr dauert. Allerdings müssten sie sich noch mit Seabridge über den Preis der zu bezahlenden Überstunden einigen...so ein Quatsch! Was kann an Papierkrieg anfallen für 30 Autos. Elf Stunden. Grrrr....
Ich kläre schon mal mit Sam, unserem Gastgeber im Guest House, ob er noch drei Zimmer hätte. Ich glaube nicht mehr daran, dass es heute noch was mit den Autos wird, und schliesslich ist im Dunkeln zu fahren nicht gerade das, was man sich für die erste Fahrt wünscht. Der bedauert, aber es sind alle Zimmer besetzt. Mist. Ich klicke mich mal durch Booking, und da wäre also noch sehr viel frei. Gut zu wissen. Auf einmal gehts ganz schnell und Tinu meldet, dass er gleich aus dem Hafen fahren darf. Es ist 16.30 Uhr. Cool. Sie düsen alle gemeinsam zu Gastanke, weil die um 17.00 Uhr schliesst. Der Typ schiebt heute natürlich auch Überstunden.
So gegen 18.00 Uhr kommen Tinu und unser Indy endlich um die Ecke. Sam unser Gastgeber ist ganz aufgeregt, solche Autos hat er noch nie gesehen, und jetzt gleich drei. Er war soo nett, vielen Dank an dieser Stelle - wir waren unter diesen Umständen - hier in sehr guten Händen!



Wir laden also rasch unser Gepäck ein, und machen Platz für Patrick und Hans die nacheinander eintrudeln. So gross ist nämlich der Hof des Guest Houses nicht. Wir fahren schon mal los in Richtung Nature's Rest. Der Camping Platz ist nur ca. 11 km entfernt, allerdings ist es mittlerweile zappenduster. Es brennt natürlich keine Strassenlampe und die Löcher im Belag sind tückisch. Über gute Strasse und ein kurzes Stück ausgewaschene Piste erreichen wir den Platz. Wir schreiben uns ein, und treffen Joachim und seine Frau, das andere Fahrzeug welches nicht zur Gruppe gehört und verschifft wurde. Sie kämpfen mit ersten Problemen am Fahrzeug. Wir stolpern im Indy über all unser Gepäck und freuen uns wie Honigkuchenpferde darüber, heute wieder in unserem Bett zu schlafen.
Nach und nach trudeln die anderen auch alle ein. Ein kurzes Ausschnaufen macht sich bereit. Alle hatten wohl die letzte Nacht nicht sehr gut geschlafen, alles kann an so einem Hafentag passieren. Aber alle Autos sind heil, nichts wurde geklaut und alle sind happy. Nun beginnt in grosser Hektik, das auf- und wegräumen, und schliesslich wollen alle auch noch etwas Essen. Die Gruppe muss morgen früh aufbrechen, denn sie haben ab dem 22. Juli die Camps im Kruger Nationalpark reserviert. Das heisst, drei Tage lang mehr als 500 km am Tag fahren. Schade, sie hätten es auch gerne mehr genossen. Aber die Camps im Kruger lassen sich für 14 Fahrzeuge nicht verschieben. Zum Glück wurde die Seabridge Gruppe aufgeteilt, so dass sich zumindest die zweite Gruppe etwa mehr Zeit lassen kann. Für sie gehts ab dem 26. in den Kruger. Aber alle unsere Freunde, werden sich bereits um 8.00 Uhr auf den Weg machen, damit sie das gesteckte Fahrziel erreichen können. Somit gehts dann auch, als die Verbauungen und das Gröbste weggeräumt ist, in die Küche und dann in die Federn. Wir sitzen noch ein bisschen mit den anderen zwei am Feuer, und freuen uns darüber, dass wir mehr Zeit haben.
19.7. Nature's Rest
Wir erwachen am Morgen um 7.00 Uhr ausgeruht in unserem eigenen Bett. Tinu ist zwar ziemlich erkältet, aber ein erster Blick aus dem Fenster weckt die Lebensgeister. Wir stehen an einem wunderschönen kleinen See mit vielen Vögeln. Da wir im Dunkeln angekommen sind, haben wir das gar nicht gesehen. Unsere Freunde sind alle schon fleissig. Es werden Wassertanks gefüllt, Toiletten geleert, Kisten umgepackt, Sandbleche montiert und Garagen umgeräumt. Nach und nach sind alle fertig und es geht einmal mehr ans Verabschieden. Ihr Lieben! Wir haben uns sooo gefreut euch zu treffen, oder euch kennen lernen zu dürfen. Wir hoffen, dass alles gut geht, ihr eure Reise geniessen könnt - und wir werden uns wieder sehen. Vielleicht in Namibia? Wir werden versuchen es einzurichten! Solong, ihr Lieben!
Für uns geht es gemütlich zu und her. Nach der anfänglichen Hektik des Aufbruchtages, machen wir uns erst mal einen Kaffee und verdauen den Abschied. Später füllen wir im Superspar unsere Vorratsschränke, tanken Diesel, kaufen Wein und Holz. Schliesslich sind wir in Südafrika. Wir gehen zurück an "unser" Seeli und räumen alle Kisten aus. So ein Chaos. Es gilt erst mal alles wieder umzuräumen und die Schränke und Vorräte zu organisieren.
Wir parkieren direkt unter einem Baum mit Webervögeln, sehen immer wieder Eisvögel, viele Reiher, Warane und Nashornvögel. Wir sind angekommen. In Afrika!
20.7. Unterwegs Richtung Durban
Heute wollen wir etwas über 430 km fahren. Viele haben uns davon abgeraten auf der Strecke zwischen East London - Mthatha - und der Küste anzuhalten. Sogar ein Weisser der uns vor dem Spar angesprochen hat, und unser Abenteuer wahnsinnig spannend findet meinte, die Transkei Region sei übles Pflaster und wir sollten immer in den Orten die Türen und Fenster verschlossen halten und nicht übernachten. Wir brechen also früh auf, weil man nie weiss wie gut die Strassen sind, und ob etwaige Baustellen das Weiterkommen verzögern. Wir kommen aber gut voran und machen an einer grossen Shell Tankstelle, die einen sicheren Eindruck macht, am Mittag halt.
Die ganze Mannschaft kommt angerannt, und der Supervisor meint; sie hätten eine Frage. Sie seien sich nicht einig darüber ob wir KFZ Schilder von Simbabwe oder Harare hätten? Äähm eigentlich wäre das doch das Gleiche, nicht? Nein, wir sind von der Schweiz und wollen durch ganz Afrika mit unserem Auto. Die Augen der Jungs werden grösser und grösser, sie finden das wahnsinnig spannend und löchern uns mit Fragen. Was wir denn sehen wollten in Südafrika? Wir versuchen das immer ein wenig abzukürzen und geben zur Antwort "die Big Five". Also die grossen fünf der afrikanischen Tierwelt. Aber warum? Weil es die bei uns nicht gibt...Was, ihr habt keine Elefanten? Tinu meint, nein, bei uns gäbe es Kühe, Pferde, Ziegen und so, aber leider keine Elefanten, Büffel oder Nashörner - geschweige denn Löwen. Sie können das erst gar nicht glauben, und auf einmal überschlagen sie sich mit Tipps. Den Blyde River Canyon müssten wir besuchen, und Kapstadt und die Garden Route und Mossel Bay, und natürlich die Wale die jetzt ihre Jungen aufziehen und und und. Auf einmal ruft der Chef, weil ihm wohl das Personal an den Zapfsäulen fehlt. Sie verabschieden sich nur ungern, winken uns zum Abschied und rufen uns Glückwünsche zu. Sehr nett!
Wir fahren weiter und wollen heute noch vor Einbruch der Dämmerung zum Mount Curry Nature Reserve. Das liegt auf 1400 M.ü.M., die Strassen sind gut und wir werden nur ab und zu von langen Lasterkolonnen , die nicht überholt werden können, ausgebremst. Bei Regen gestartet, scheint mittlerweile die Sonne und die afrikanische Savanne leuchtet durch zersiedeltes Gebiet.
Die Ortschaften sind wuselig, es gibt immer wieder Strassenmärkte, laden aber nicht zum verweilen ein. Wir fahren durch. Als wir von der Asphalt Strasse für die letzten 6 km auf eine mittelmässige Piste einbiegen, meint Tinu; das Fahrzeug da vorne in der Staubwolke, ist das nicht ein WoMo? Ich kann überhaupt nichts sehen, so wirbelt sich der Staub auf. Wir halten noch kurz für eine Pipipause als von hinten auch ein WoMo kommt. Heee? Wo kommen die auf einmal her? Tinu geht dem hinteren WoMo entgegen, und es sind Sabine und Hermann, die zwei die uns in Bremerhaven mit ihrem Taxi mitgenommen haben, als wir mangels Bus, im Hafen gestrandet waren. So witzig. Offenbar übernachtet Gruppe 2 der Seabridge Tour auch auf dem Mount Curry. Wir fahren also gemeinsam zum Camp und suchen uns eine nicht allzu schräge Stelle, an diesem wunderschönen See.
Einige der anderen Camper sind bereits eingetroffen, andere sind noch unterwegs. Wir stellen uns erst mal zusammen und trinken was. Einige haben heute schon wieder viel erlebt. Einem wurde beim Gastanken, als er mit Kreditkarten bezahlen wollte irgendwie sein Natel geklaut. Einer hat auf der Strasse ein streunendes Schaf erfasst, was natürlich für das Schaf schlecht ausging.
Die gleichen wollten am Mittag irgendwo Rast machen, dann kamen zwei Uniformierte, die meinten sie müssten einen Parkschein vorweisen. Den hatten sie aber nicht, deshalb waren die Beamten so nett sie zum nächsten Automaten zu begleiten. Der war etwa 500 Meter weg (wer würde ein Parkschein ziehen, wenn er 500 Meter fahren müsste?), und die Beamten wollten ihre Kreditkarte um ihnen zu zeigen wie es funktioniert. Natürlich waren die Kreditkarte und die Uniformierten auf einmal verschwunden...So ein Scheiss! Einem wurde beim Geld abheben am Automaten, die Kreditkarte geschreddert und so weiter. Es haben also nicht alle gute Laune.
Später, als es schon richtig Dunkel ist, kommen zwei weitere Fahrzeuge an. Offenbar wollten die an einem Automaten Geld ziehen, und wurden von Einheimischen so abgelenkt und bequatscht, dass sie nicht gemerkt haben, wie die sich die Kreditkarte samt PIN gekrallt haben. Als sie ein paar Minuten später die Karte bei der Bank in Deutschland gesperrt hatten, war der Betrag von 50'000 Rand (3000.-) bereits abgehoben. Sowas am ersten Reisetag - echt Mist!
Aber Tinu meint beim Nachtessen; gut, dass wir die Beispiele aus erster Hand gehört haben, dann ist es uns jetzt eine Lehre. Wir sind ja diesbezüglich schon immer vorsichtig aber vielleicht doch nicht vorsichtig genug. Wir nehmen uns vor, in Zukunft wenn möglich Geld nur noch an Automaten in Banken zu ziehen, und solche auf den Straßen zu meiden.
Nichts desto trotz ist unser Platz direkt am See wirklich wunderschön, und wenn die Seabridge Gruppe morgen weiterzieht ist er auch einsam und ruhig. Aber wir haben uns natürlich gefreut, unverhofft noch einmal einige Reisefreunde wieder zu sehen. Solong ihr Lieben, vielleicht bis Namibia!



21.7. Mount Curry - Camping Scottburgh
Die Nacht auf dem Mount Curry war so frisch, dass wir keine Lust haben, da noch länger zu bleiben. Gefroren haben wir in den letzten 8 Wochen genug. Wir brausen also kurz nach der Seabridge Gruppe weg, und auf guter Strasse in Richtung Küste. Die Strasse ist toll, oftmals noch im Bau, aber manchmal auch so breit, dass ein Jumbo Jet locker landen könnte. Wir kommen somit gut voran und machen erst in Scottsburgh an der Küste wieder Halt. Mittlerweile ist die Landschaft wieder geprägt von Zuckerrohrfeldern und Bananenstauden. Es wird tropischer. Wir finden einen richtig tollen Camping. Zum Glück ist Nebensaison, und wir finden einen Platz direkt in der vordersten Reihe mit Sicht auf die grossen Wellen und den Strand. Mega. So muss ein Platz sein. Es ist windig, aber ziemlich warm, und Tinu schmeisst den allseits vorhandenen Grill an. Wir haben uns mit Holz und Kohle eingedeckt und wollen, wann immer möglich, am Abend ein Feuer machen. Und das Znacht war richtig gut. Steaks vom Feuer, dazu Kartoffeln in Alufolie und Salat.
Am Morgen ist unsere Aussicht bereits aus den Bett super. Weit draussen sieht man die Atemwolken der Wale, und ab und zu ein Rücken oder eine Flosse. Wir haben heute zu tun. Südafrika und Mosambik verlangen Reflektoren auf allen Seiten des Fahrzeugs. Es soll an der Längsseite gelb sein, vorne silbern und hinten rot. Tinu wäscht also erst mal die entsprechenden Stellen sauber, denn unser Indy ist schon ziemlich dreckig. Dann wird fleissig gemessen, zugeschnitten und geklebt. Passt. Jetzt sollten wir bei Polizeikontrollen diesbezüglich keine Probleme haben. Wir waschen noch ein paar Kleider, welche aber im Laufe des Tages, trotz Wind immer gleich feucht bleiben. Gischt macht die Luft so feucht, dass man nicht mal mehr aus den Fenstern sieht...
Wir machen eine Platzrunde über den wirklich grossen Camping. Hier könnten viele Camper in Europa noch etwas lernen. Die Zelte der Dauercamper sind festgezurrt wie für die Ewigkeit, und alles ist an seinem Ort. Wir werden von einem netten Paar angesprochen, woher und wohin...Sie leben 10 Monate im Jahr hier auf dem Platz, und alles ist so festgezurrt weil hier manchmal der Wind mit 80 km in der Stunde über die Küste fegt. Sie sagt, dann fliege so ziemlich alles durch die Luft, und jeder Camper sei Draussen um sein Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Das heute sei wirklich nur ein laues Lüftchen.
Am Abend gehen wir noch in das kleine Restaurant, welches sich direkt vor dem Camping Eingang befindet. Gutes Internet lockt uns an und manchmal braucht man's einfach um das Weitere zu organisieren. Wir buchen einen Camping in Namibia für die Weihnachtstage - ja wirklich. Wir haben gehört, dass im südlichen Afrika über Weihnacht/Neujahr bereits vieles ausgebucht ist, vor allem Mietfahrzeuge und Lodges. Offenbar haben in Namibia die Autovermietungen während Covid ihre Flotte von ca. 8000 Fahrzeugen auf 2000 reduziert. Jetzt wo alle wieder reisen wollen, sind keine Fahrzeuge auf die Schnelle beschaffbar und sie fehlen an allen Ecken und Enden.
Unser Wunschcamping, das Urban Camp in Windhoek, welches offenbar bei Overlandern (Langzeitreisenden im eigenen Fahrzeug) an Weihnachten Tradition ist, hat auf jeden Fall noch einen Platz frei, und somit wissen wir bereits wo wir Weihnachten 2022 feiern werden. Hoffentlich treffen wir so viele coole Leute wie damals in Ushuaia. Ebenfalls Tradition für Overlander an Silvester, haben wir viele nette Menschen kennengelernt, unter anderem Annina und Päscu, die danach für viele Monate unsere Reisefreunde wurden. Let's hope!
23.7. Scottsburgh - Ballito
Unsere Strecke führt uns heute Samstag, über Durban nach Ballito, immer nördlicher an der Küste des Indischen Ozeans. Wir kommen aus dem kargen Hochland in tropischeres Gebiet. Bananenstauden und grosse Plantagen von Zuckerrohr prägen die hügelige Landschaft. Es gibt weniger Siedlungen bis kurz vor Durban die Häuser wieder zunehmen. Die Autobahn ist mittlerweile sogar vierspurig und führt uns ohne nennenswerte Verzögerung rund um Durban. Ab und zu sehen wir vom kürzlichen Unwetter noch Spuren. Abgebrochene Teile der Autobahn oder von Brücken, die gut signalisiert umfahren werden können. Wir erreichen Ballito, einen Ort an der Küste der eher an Südfrankreich erinnert als an Südafrika. Viele Spaziergänger am Strand , im Dorf oder dem schön angelegten Holzsteg der entlang des Meeres führt. Ein ganz neues Bild, denn Spaziergänger waren in Südafrika bisher selten. Unser Camping gleicht eher einem tropischen Garten und ist etwa zu Hälfte besetzt...und auch der - richtig schön!
24.7. Ballito - St.Lucia - Cape Vidal
Bei Regen fahren wir heute in Ballito vom ruhigen Camping weg, und nehmen Kurs auf die Küstenautobahn. Etwas über 200 km sind es heute. Auch hier eine top Strasse, so kommen wir super voran. Bereits kurz nach der Mittagspause kommen wir in die Nähe des Nationalparks Cape Vidal, der zur Provinz KwaZulu Natal gehört. Die Strassenschilder wechseln von "Achtung Kühe können die Strasse queren" zu "Vorsicht vor Hippos in der Nacht"...Wir fahren durch den kleinen Ort St.Lucia, der eigentlich bereits im Nationalpark liegt, der sieht touristisch und ungefährlich aus. Ein paar Restis und einige kleine Läden und natürlich eine Tourist Information. Es gibt Bootstouren in den hier üblichen Flachbooten zu den Hippopools und den Krokodilen. Wir suchen aber erst mal unseren schönen Campingplatz Shugarloaf, der wie schon die letzten, sehr gepflegt und weitläufig unter grossen Bäumen viele Plätze anbietet, von denen man sich einfach einen aussuchen kann. Es hat eh nur zwei andere Camper, also ist ein sonniger Platz schnell gefunden. Zum Glück ist er komplett eingezäunt und bewacht, so werden wir sicher schlafen. Offenbar kommen die Flusspferde hier beim Grasen auch schon mal ins Dorf...



25.7. NP Cape Vidal
Unser erster richtiger Nationalpark. Wir fahren von St.Lucia die kurze Strecke zum Gate, bezahlen die Eintrittsgebühr, weil dies ein Nationalpark von KwaZulu Natal ist, ist er nicht in der Wild Card eingeschlossen, die für die meisten der anderen Nationalparks Südafrikas gilt, und passieren den Wachposten am Gate. Dieser Park war 1999 der erste in Südafrika, der wegen seiner Artenvielfalt als Schutzgebiet registriert wurde. Mit 332 000 Hektaren ist dieser Park etwas grösser als der Kanton Waadt. In ihm fliessen 8 ineinandergreifende Ökosysteme zusammen, und nirgends in Afrika ist die Biodiversität höher als hier. Er ist Heimat für über 500 Vogelarten und die 25000 Jahre alten Küstendünen, sind die höchsten Afrikas. Die Strasse ist gut asphaltiert und dennoch fühlen wir uns in der Wildnis. Die ersten Schilder warnen davor auszusteigen oder in den Wasserstellen zu schwimmen. Krokodile und Flusspferde könnten dort schon am Plantschen sein. Bereits früh sehen wir erste kleine Zebra Herden, das Licht ist wunderschön und der Himmel stahlblau. Wir nähern uns dem ersten grösseren Pool und sehen einige Nilpferde am Ufer grasen. Friedlich und total ungestört von uns fressen sie weiter, auch als ein weiteres Auto kommt. Abgehend von der Teerstrasse kann man immer wieder über unbefestigte Pisten kleinere und grössere Runden in die Savanne oder zu anderen Pools fahren. Viele Büffel, noch mehr Zebras, Wasserböcke, Warzenschweine und Flusspferde grasen friedlich in kleinen Gruppen. Der Park ist hügelig und ab und zu ist die Aussicht toll auf den grossen See, der einen grossen Teil des Parks einnimmt, oder auf die Weite der Steppe.
Wir fahren einen 30km langen Loup über Piste und unser Indy muss die ersten Kratzer einstecken. Seitlich und auch in der Höhe ist die Piste manchmal nicht breit und hoch genug. Die kratzenden Geräusche schmerzen in den Ohren, aber auch daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen...
Wir kommen zum Camping der im Park liegt und überlegen uns dort eine Nacht zu bleiben. Allerdings war der Shugarloaf so schön, dass wir beschliessen im tollen Abendlicht zurückzufahren. Auch auf dem Rückweg sehen wir grosse Büffel Herden und viele Flusspferde. Toll. Dieser erste Tag hat uns schon viel gezeigt. Obwohl sogar Elefanten, Nashörner und Leoparden im Park leben, haben wir sie nicht gesehen. Allerdings wollen wir uns ja auch auf die nächsten Parks freuen.
26.7. Bushbaby Lodge - Hluhluwe NP
Die nächsten zwei Tage wollen wir in der Bushbaby Lodge übernachten. Sie liegt 35 km ausserhalb des Hluhluwe (Schluschlui gesprochen) National Parks, und eine Familie der vom Aussterben bedrohten Bushbabys leben offenbar in ihren Bäumen. Die Lodge und der Campingplatz sind komplett leer - wir die einzigen Gäste. Wir dürfen uns den Platz selber aussuchen und können direkt am lodgeeigenen Wasserloch stehen. Natürlich haben sie keine der Big Five. Aber Zebras, diverse Antilopen und sogar Giraffen leben auf dem dazugehörigen Land.
Am Ankunftstag haben wir erst mal ziemlich zu tun. Endlich ist das Internet wieder mal ein bisschen besser als ganz schlecht, und es hat sich ziemlich viel Papierkram angestaut. Die Webseite ist bereits 11 Tage im Rückstand, Steuerzeug muss verschickt werden, mein immer noch fehlendes Login kann endlich eingerichtet werden. Zudem können wir bereits die Autohaftpflichtversicherung für Mosambik abschliessen und eine erste Übernachtung nach der Grenze buchen (diese Buchung wird offenbar an der Grenze verlangt). Endlich reicht das Internet auch um News mit Freunden zu Hause und unterwegs auszutauschen. Das ist toll! Als es bereits eindunkelt, kommt doch noch ein Mietfahrzeug mit zwei Dachzelten. Eine holländische Familie mit einem Jungen. Sie freuen sich über Gesellschaft auf einem Campingplatz. Wie sie erzählen waren sie in Mosambik, wo sie die letzten zwei Wochen waren, meist alleine. Wir tauschen also Neues aus der Reisewelt untereinander aus, und bummeln gemeinsam um 19.00 Uhr zum Pool der Lodge.
Nicht etwa um zu Baden, aber täglich genau um diese Zeit werden die Bushbabys mit Bananen und anderen Früchten aus den Bäumen gelockt. Sie gehören zu Gattung der Primaten, uns erinnern sie aber eher an die Lemuren auf Madagaskar. Sie haben grosse runde Knopfaugen und ihr Fell sieht flauschig aus wie das Fell der Chinchillas. Auf leisen Sohlen kommen sie vom Baum herunter, und holen sich, ein bisschen scheu um sich blickend, die ersten Stücke, die auf einem dicken Ast für sie bereit gestellt wurden. Zuerst verschwinden sie mit den Stückchen in die Krone des großen Baums, aber als sie merken, dass keine Gefahr droht, fressen sie die Bananen direkt vor Ort. Sie sind wahnsinnig süss, aber in der Nacht nicht zu fotografieren. Damit ihr wisst, wie sie aussehen, findet ihr in der Galerie ein Bild aus dem Internet.
Am Vormittag fahren wir gemütlich in Richtung National Park Hluhluwe. Am Gate müssen wir uns wie immer einschreiben, zeigen die Wildcard, werden gefragt ob wir Waffen dabei hätten, und dürfen passieren. Die Strasse ist asphaltiert und Abzweige und Loops sind gut ausgeschildert. Es begegnen uns nur wenige Autos, aber die Tiere halten sich bedeckt. Ein paar Warzenschweine, immer wieder mal Kudus oder Springböcke, und ab und zu mal ein grosser Wasserbock. Die Landschaft ist anders als in den anderen Parks. Das Gate ist auf 56 M.ü.M. und der höchste Hügel über 500 M.ü.M. Wir haben Aussicht auf ein wunderbar hügeliges weites Panorama, auf den Umfolozi Fluss und alles gehört zum 8 Quadratkilometer grossen Park. Wir fahren zum Hilltop, dem höchsten Punkt des Parks. Weit und breit keine Elefanten, Nashörner oder Löwen. Wir trösten uns damit, dass es halt kein Zoo ist, und wir einfach nur nicht aufgeben dürfen...
Später treffen wir unterwegs ein junges südafrikanisches Paar, sie halten neben uns an, und fragen was wir so gesehen hätten. Wir berichten von - eigentlich nichts, und sie meinen, sie wären am Hilltop gewesen und direkt vor der Restaurant Terrasse hätte ein Elefant gefressen. Na sowas, vielleicht war das ein gaaaanz kleiner den wir nicht gesehen haben? Sie geben uns noch ein paar Tipps, wo sie am Morgen früh Elefanten gesehen hätten, und wir verabschieden uns. Nett, dass Tipps ausgetauscht werden. Wir fahren langsam zurück und nichts zeigt sich. Wir biegen von der Teerstrasse in eine schlechte Piste ein und kurz darauf sehen wir ein Safarifahrzeug zwischen den Bäumen stehen. In der Regel ist das ein untrügliches Zeichen...und wirklich. Ein paar Elefantenkühe, begleitet von Jungen in jeder Grösse, rupfen Äste und Blätter von den Bäumen, sind ganz ungestört obwohl schon ein zweites Fahrzeug kommt. Sie wissen wohl, dass ihnen von Fahrzeugen keine Gefahr droht. Wir schauen zu, wie immer mehr von den grossen Riesen den Weg überqueren und gemütlich fressen. Auf einmal höre ich, wie auf der Höhe meiner Beifahrerseite Äste knacken und sich was tut. Oje, ganz schlecht für meine Herzfrequenz. Mein Fahrer weiss, dass in solchen Situationen nicht zu spassen ist. Zwischen eine Herde mit Jungtieren zu geraten, ist so ziemlich das Letzte wonach wir Lust haben. Tinu legt den Rückwärtsgang ein, und rollt langsam retour. Einige der Grossen, wollen auch in die selbe Richtung. Es ist schwierig, rückwärts eine schlechte Piste mit Kurven zu fahren. Vor allem wenn die hohen Büsche den ganzen Weg zuwachsen. Aber alles geht gut aus, und die Riesen sind friedlich. Wir fahren weiter zum Umfolozi, wo gerade ein einzelner Elefant den Fluss durchquert und im dichten Unterholz verschwindet. Toll. Ganz beseelt tuckern wir im Schneckentempo weiter zurück auf die Hauptstrasse.
Das Licht am späteren Nachmittag ist wunderbar warm und unsere Augen bleiben in der Ferne an einer grossen Elefantenherde mit Bullen hängen. In sicherer Distanz geht die ganze Herde zum Trinken an den Umfolozi. Was für ein schönes Erlebnis, und gleich darauf sehen wir eine Nashornkuh mit einem Jungem friedlich im hohen Gras. Es ist wie Garten Eden. In Ruhe und ohne gejagt zu werden, sehen wir noch weitere Nashörner, Buffelherden, viele Zebras, Gazellen und Warzenschweine die ihrer Nahrungssuche nachgehen.
Zurück in der Bushbaby Lodge, besuchen wir um 19.00 Uhr nochmal die kleinen Äffchen, und essen draussen Tinus Thai Curry. Gut, dass die Currypaste nicht vom Zoll in Bremerhaven entdeckt wurde😋.
28.7. Bushbaby Lodge - Mlosinga Nature Reserve
Heute steht zum ersten mal eine Grenze an. Wir fahren ins Königreich Swaziland. Swaziland ist eine Monarchie mit König Mswati lll an der Macht seit 1987. Umgeben von Südafrika, ist Swaziland oder Eswatini wie es seit 2018 heisst, unabhängig, und nach Gambia das kleinste Land Afrikas. 1.2 Mio. Einwohner, 95% gehören dem Volksstamm der Swazis an. Dieser homogenen Bevölkerungszugehörigkeit ist es zu verdanken, dass innenpolitische Probleme rar sind. 60% der Erwachsenen leben unter der Armutsgrenze, 25% der Erwachsenen sind mit HIV infiziert.
Auf wiederum bester Teerstrasse bei ruhigem Verkehr fahren wir die 100km zur Grenze. Überhaupt muss man sagen, dass hier in Südafrika anständige Verkehrsbedingungen herrschen. Da wird weder gedrängelt noch gehupt, oder auch nur mal ein unfreundliches Handzeichen gemacht oder die Lichthupe betätigt. Eher wird Vortritt gelassen, gewinkt oder eine nette Geste gemacht. Angenehm. An der Grenze ist alles ruhig und gut ausgeschildert. Man kann nicht sagen, dass hier ein grosses Gedränge herrschen würde. Wir werden von netten Polizisten in die richtigen Spuren gewiesen, die Ausreise aus Südafrika ist schnell gemacht. Ein paar Autometer weiter, ein bisschen anstehen für die Einreise der Personen und an einem weiteren Schalter die Strassengebühr für das Auto bezahlen. Hinter uns fahren ebenfalls Schweizer mit einem Mietauto, die bringen uns noch einen Zettel mit, der "unser" Polizist vergessen hat, uns mitzugeben - Vor lauter Plappern und Fragen stellen. Nett. Also eine Sache von vielleicht einer halben Stunde total. Fast wie in Konstanz. Quasi eine Grenze in Afrika zum Warmlaufen. Ab der nächsten wird's wohl mühsamer.
Das Mhlosinga Nature Reserve hat wieder einen grandiosen Platz direkt am See für uns parat. Natürlich sind wir auch hier die einzigen. Es soll Hippos und Krokodile geben, aber die werden uns wohl nicht belästigen. Ansonsten ist es nur ein kleiner Hupf ins Auto.


29.7. Mlosinga - Mlilwane Nationalpark
Obwohl Swaziland eines der ärmsten Ländern der Welt ist, haben wir gegenüber Südafrika eher das Gefühl es sei sauberer, die Häuser sind in gutem Zustand, die Menschen ausgesprochen freundlich.
Polizeikontrolle 1
Wir werden ausserorts bei einer Strassenkontrolle von zwei Polizisten auf den Randstreifen gewunken. Wir machen uns seelisch bereit für die ersten Debatten. Der Polizist kommt auf meine Seite, ich lasse das Fenster herunter, grüße freundlich. Er stellt sich vor und verlangt gerade die Papiere, als ihm aufgeht, dass nicht ich fahre, sondern unser Steuer auf der "falschen" Seite ist, er lacht - das ist schon mal gut. Wir händigen ihm die verlangten, laminierten Kopien vom Fahrzeugausweis und vom Fahrausweis vor, geben niemals die Originale. Er studiert die Papiere, läuft damit ums Auto, studiert Vignette und den Aufkleber für die Umweltzonen in Deutschland. Er meint, uns fehlt die Diskette. Wir stutzen. Von einer vorgeschriebenen Diskette haben wir nie etwas gehört. Also sagen wir aufs Geratewohl, dass wir als ausländisches Fahrzeug die nicht brauchen. Er meint, er muss das mit seinem Vorgesetzten besprechen. Dieser kommt ans Fenster, stellt sich vor, ist nett. Sagt, jawohl uns fehlt die Diskette. Wir geben auch ihm die Auskunft, dass wir bereits an der Grenze kontrolliert wurden und die uns gesagt haben, dass wir die als ausländisches Fahrzeug nicht brauchen. Er kommt ein bisschen ins Grübeln und wünscht uns gute Fahrt. Huch, wir sind ganz überrascht, dass das so schmerzfrei ging - aber lassen uns das nicht zweimal sagen. Weg sind wir.
Wir durchfahren die grösste Stadt des Landes mit 110 000 Einwohnern. Manzini. Sieht modern und aufgeräumt aus und ist offenbar sicher, viele sind zu Fuss unterwegs.
Am Nachmittag erreichen wir den National Park Mlilwane. Einer der wenigen, in denen man zu Fuss unterwegs sein darf, oder per Fahrrad oder zu Pferd. Hier gibt es keine der Big Five, auch kein Hippos oder Hyänen. Eigentlich vor allem viele Paarhufer und Nilkrokodile. Und was für welche. Bereits bei der Fahrt zum Rest Camp im Park, führt uns ein Damm über einen kleinen See. Auf der Insel im See sonnen sie sich fett und träg und sind bestimmt 3 oder vier Meter lang. Mächtig beeindruckend, wie sie hier liegen, so wie sie schon seit tausenden von Jahren geschaffen wurden, sich nie verändern oder anpassen mussten und alle Widrigkeiten überlebt haben. Sogar bis jetzt den Menschen.
Wir bleiben zwei Tage im Park die Zeit vergeht im Flug. Immer wieder mal werden wir von anderen Reisenden angesprochen die einen bleiben zum Quatschen, Tinu arbeitet an seinem Film von Mexiko 🤓, sichtet Fotos von Südafrika, ich bin immer noch an einem Moskitonetz für die Fahrertüre und so weiter. Am Abend gibt es endlich wieder mal grosse Feuer. Der Wind hat nachgelassen, wir haben eine gute Feuerstelle und Holz. Alles im Lot.
31.7. - 1.8. Swaziland - Kruger NP
Für uns geht es heute Sonntag, 180 km zurück nach Südafrika. Viel später als geplant, verlassen wir nach einem ausgiebigen Schwatz mit einer Schweizer Familie, das Rest Camp im Mlilwane. Wir staunen unterwegs über die guten Strassen, die modernen Autos, die sauberen Dörfer und die massiv gebauten Häuser. Keine Wellblechhütten oder mottenden Abfallhaufen. Die Menschen sind herausgeputzt, es geht in eine der vielen Kirchen und die meisten haben wohl frei.
Heute wollen wir noch richtig gut einkaufen, denn ab morgen geht es für uns für ca. 10 Tage in den Kruger NP. Wir freuen uns sehr. Auf dem Camping des Malelane Golf Clubs direkt vor den Toren des Krugers mit Sicht auf das Flusstal und die Elefanten, treffen wir auf Bekannte. Jochen und seine Frau (wie die wohl heisst 🤔) sind bereits da, und warten ebenfalls auf ihren Einlass morgen. Sehr cool. Wir sind dann also für die nächsten paar Tage mal weg...da es im Kruger kein oder nur langsames Internet gibt.
1.8. - Krüger National Park
Erst mal ein paar interessante Facts zum Kruger. 1898 wurde unter dem damaligen Präsidenten Paul Kruger, einem begeisterten Grosswildjäger, das erste Schutzgebiet eingerichtet. Nicht etwa um die Tiere zu schützen, sondern weil er in Sorge war, dass er und seine Freunde nicht genug Grosswild zum Jagen hatten, da sich die Bestände immerzu drastisch verkleinerten. 1903 wurde das Gebiet, welches damals Sabie Game Reserve hiess, um das doppelte zu 5000 Quadratkilometer vergrössert. Naturschutzgedanken, wie wir sie heute kennen, waren damals noch unbekannt. Erst James Hamilton, ein Schotte, kämpfte als angestellter Wildwart unermüdlich für den National Park und schaffte es 1926. Die beiden Schutzgebiete wurden zusammengelegt und weitere kleinere Flächen folgten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Tiere bereits fast alle abgeschossen. Dank ihm und seinen Nachfolgern haben sich die Bestände der "Big Five" bis heute gut erholt. Heute leben im Kruger NP 1500 Löwen, 1000 Leoparden, 12'000 Elefanten, 2500 Büffel und 5000 Breit- und Spitzmaulnashörner. Der Kruger hat zur Zeit eine Grösse von 20'000 Quadratkilometern, was der Grösse der Niederlande entspricht. Er grenzt im Norden an Zimbabwe, im Osten an Mozambik und im Westen an Privatland von Südafrikanern. Dies sind private Wildgebiete von denen die meisten ohne Grenzzaun an den Kruger grenzen. Mittlerweile haben sich die drei Länder darauf geeinigt, die Zäune ihrer Landesgrenzen innerhalb des National Parks zu entfernen, mit dem Ziel dass die Tiere sich ungehindert über eine viel grössere Fläche bewegen können.
Direkt vor dem Malelane Gate, unserem Eingang für den Kruger Park, überquert eine lange Brücke den Sabie River. Wir sehen schon von Weitem, dass ein paar Fahrzeuge auf der Brücke geparkt sind und die dazugehörenden Menschen mit grossen Objektiven über das Brückengeländer hängen. Und tatsächlich. Ein paar grosse Nilkrokodile sonnen sich auf einer Sandbank, und ein paar verdächtige Rundungen schauen aus dem Wasser. Die dazugehörenden Hippos sind unter Wasser und tauchen nach und nach auf um zu atmen. Nach einer Weile fahren wir weiter zum Gate, gehen zur Reception und schreiben uns ein. Unsere Wildcard gibt uns freien Einlass, unsere Buchungen von den Camps werden kontrolliert, und nach der obligaten Frage nach Waffen dürfen wir den Schlagbaum mit unserem Indy passieren.
Heute haben wir eine erste Reservation im Camp "Berg-en-Dal". Eines der eher kleineren und älteren Camps in einer, wie der Name schon vermuten lässt, eher hügeligen Umgebung. Wir fahren also vom Hauptgate in Richtung Camp, etwa 35km. Bereits auf der Fahrt zum Camp kommen wir an grossen Elefantenherden vorbei, die wie überall eine Spur der Verwüstung in der Vegetation hinterlassen. Die Elefanten sind hier sehr entspannt. Obwohl sie Junge dabei haben, fressen sie gemütlich weiter, auch als wir näher heranfahren. Es ist toll sie so ruhig und gemütlich fressen zu sehen. Wir fahren weiter, sehen viele verschiedenen Gazellen, oder sind es Antilopen(?) unterwegs. Impalas, Kudus und Wasserböcke und ab und zu Warzenschweine. Im Camp checken wir ein, kurz nett und zügig geht das voran, dann dürfen wir uns einen Platz auf der Camping aussuchen. Es gibt keine Parzellen, nur Feuerstellen, die markieren, dass da ein freier Platz ist. Wir stellen uns direkt an den Zaun, der das Camp umzäunt, an einem ausgetrockneten Flussbett. Im Juli sind die Camp Öffnungszeiten von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Man darf das Camp also nur in dieser Zeit verlassen, danach muss man wieder zurück sein. In der Dunkelheit ist es verboten im Kruger unterwegs zu sein. Wir waschen also erst mal unsere Dreckwäsche - davon wird man ja auch im Urlaub nicht befreit - und hier hat es zwei richtig gute Maschinen.
Am spätere Nachmittag machen wir nochmal eine kurze Pirschfahrt, sehen wieder viele Tiere und kommen gegen 17.00 Uhr zurück. Tinu sammelt Holz für ein 1.August Feuer, und schliesslich wollen unsere Chicken Schenkel darauf erst mal noch gar werden. Es ist noch nicht ganz dunkel, kommen bereits die ersten Gäste zum Zaun. Eine grosse Hyäne schaut ob sie was Essbares abstauben kann, denn offenbar gibt es genug dumme Menschen, die Wildtiere füttern. Ein paar mal kommt ein Tier, welches wir noch nie gesehen haben, und schon gar nicht kennen. Es ist eine African Civet, wie wir den Unterlagen des Kruger Parks entnehmen können. Eine Mischung aus Waschbär nur grösser, mit den Flecken der Wildkatzen. Süss. Sie suchen nach Käfern oder anderen Insekten und bestimmt auch nach Abfällen der Menschen. Sie sind überhaupt nicht scheu, und als unsere Nachbarn später in ihren Wohnwagen verschwinden, sehen wir wie eines deren ganzer Platz absucht, in der Hoffnung was Leckeres zu finden.
2.8. - Kruger NP
Die Tage gehen dahin. Am Morgen machen wir uns jeweils nicht allzu spät auf den Weg aus den Camps, auf Pirschfahrt. Immer noch auf der Suche nach dem seltenen Leoparden. Immerhin sehen wir von Weitem im Abendlicht mal fünf halbstarke Löwenmännchen, die stoisch ihre Macht über die Tierwelt, am Ufer des Sabie Rivers geniessen. Angstfrei liegen sie in der Sonne und schauen zu, wer sich alles zum Trinken in ihre Nähe begeben muss. Was ist stärker? Der Durst oder die Angst gefressen zu werden? Aber sie sind nicht auf Futtersuche, somit können all die anderen gefahrlos zum Wasser. Unterwegs begegnen wir riesigen, einsamen Tuskern, den alten Elefantenbullen mit ihren riesigen Stosszähnen. Es sind gewaltige Tiere. Aber auch sie sind friedlich und lassen sich von den Besuchern nicht stören. Die Landschaft verwandelt sich, je mehr wir in den Norden kommen, von Buschland zu Steppe. Das Land ist flach, das goldene Steppengras hoch. Eigentlich ideale Bedingungen für Geparden. Aber ja, die gefleckten Grosskatzen lassen sich nicht blicken und auch die Leoparden wollen sich nicht zeigen. Nach gefühlt 5000 abgescannten Bäumen, ist immer noch keiner in Sicht. Wir wissen, dass es sie gibt. Die grossen geschmeidigen Baumkletterer, und wir geben nicht auf. Irgendwann wird er uns vor die Linse kommen.
Die Landschaft um den grossen Olifants River ist grüner und riesige Mahagoni Bäume wachsen entlang des Ufers. Er führt nicht sehr viel Wasser, aber trotzdem reicht es, um in den Pools Hippos und Krokodile anzulocken. Hippos grasen friedlich im saftigen Grün, einmal sehen wir sogar, wie eine kleine pfiffige Schildkröte einen Hipporücken als Insel benutzt.
Wir verbringen eine Nacht im Camp Skukuza, wo wir wieder auf die Seabridge Gruppe treffen, uns zwei Nächte in Letaba. Beides grosse Camps mit vielen Besuchern. Offenbar ist nächstes Wochenende ein Feiertag, weshalb viele Südafrikaner eine viertägige Brücke machen. Die Camps sind sehr gut ausgebucht, trotzdem finden wir mit unserem Indy immer schöne Plätze am Zaun, also der Umrundung des Camps. Nachts kommen die Hyänen zu Besuch und von Weitem hören wir die Schreie der Nachtvögel.
Zwei Nächte sind wir im Camp Letaba. Wir fahren weiter gen Norden, wo leider die Landschaft in dichtes, frisches Buschland übergeht. Also absolut keine Chance, auch nur einen Flecken irgend einer Grosskatze zu erhaschen. Dafür sehen wir grosse Herden Elefanten und viele Giraffen. Unsere Camp Nachbarn kommen am späteren nachmittag nach Hause, und fragen uns, ob wir Glück hatten. Sie hätten direkt vor dem Gate (!) einen Leoparden gesehen und das am Mittag. Zudem später noch vier Geparden die auf der Strasse unterwegs waren. Naja echt, das ist doch keine Leistung. Wir scannen immerhin jede Baumkrone, also Mitten auf der Strasse würde wir sie auch sehen - vielleicht...Wir geben nicht auf. Morgen wollen wir in aller Früh raus. Hoffentlich werden wir belohnt!
Um es gleich vorweg zu nehmen: Früh aufstehen wird überbewertet! Wir sehen ausser einem Sonnenaufgang - eine ganz neue Erfahrung -, nicht viel. Eine total süsse Affenbande zwar, die grossartige Landschaft des breiten Olifants Rivers, Hippos, Giraffen, viele afrikanische Fischadler und Elefanten. Also man könnte meinen, ein tolles Abenteuer. Aber eben keine Katzen. Und obwohl man im Kruger ausser in den Camps nirgends aussteigen darf, müssen wir doch noch auf die Jagd. Denn kurz vorher hat es im oder am Heck unseres Indy heftig geknallt. Ich meine schon, Tinu hätte etwas überfahren. Aber als er zum Fenster rausblickt, sieht er, dass es unser Fenster vom Bett ist, dass da am Boden rumliegt. Leider hatte ich wohl vergessen es ganz zu schliessen, und dann wurde es vom Wind fortgerissen. Aber Glück gehabt. Weder das Fenster noch am Auto ist irgendwas passiert. Und mit der Reparatur haben wir schon Erfahrung vom Death Valley. Dort ist uns ja das gleiche passiert🤪.
Nun, wir trollen uns zurück zum Camp, halten unterwegs auf der breiten Brücke über den Fluss. Ein afrikanisches Paar hält direkt hinter uns, und will ebenfalls Krokodile suchen. Tinu meint zum Spass: und wo habt ihr heute Löwen gesehen? Sie meinen, also die letzten etwa 5 km zurück auf der linken Seite. Die, die etwa zu sechst oder siebt gespielt haben. Aha.Schön. Wir lachen, und erklären ihm, dass wir seit gefühlt einer Woche auf der Suche nach den Katzen sind. Was, ihr habt noch keine gesehen? Er kann gar nicht glauben, dass wir noch nie über welche gestolpert sein. Nicht mal Leoparden? Haha, sehr witzig. Wir drehen kurz nach der Brücke, Tinu behält den Kilometerzähler im Auge, und ok, wir wollen nicht kleinlich sein, die Löwen kamen nach ca. 6 Kilometern ins Bild. Faul wie sie sind, lümmeln sie sich im Schatten unter einem Busch, nur etwa 6 Meter vom Strassenrand entfernt - und ehrlich- hätten nicht schon fünf Autos da gestanden, wären wir daran vorbei gefahren. Aber nun ist die Freude gross, und wir bleiben lange und beobachten sie. Das coole; wir machen uns erst mal ein Kaffee, richten uns gemütlich ein, und bleiben einfach sitzen und schauen und schauen. Wie schön! Danke dem unbekannten Späher auf der Brücke.
4.8.- 8.8. Immer noch Kruger
Wir tuckern also immer wieder mal ein Camp weiter, lernen andere Reisende kennen, drehen unsere Runden im Park und sehen immer wieder viele Tiere. Im Balule Camp lernen wir Vreni und Ernst aus Zürich kennen. Sie sind seit 2019 mit Corona bedingten Unterbrüchen von Nord nach Süd unterwegs, mit ihrem kleinen MAN (o-Ton Ernst). Wir sitzen am Abend zum Kaffee beisammen und beobachten die Hyänen am Zaun. Sie erzählen, wie sie die Afrika Durchquerung erlebt haben, von den Menschen, den Grenzen, den Schwierigkeiten und den Highlights. Sie sind ebenfalls glücklos in Sachen Katzen, aber sonst haben wir alle tolle Erlebnisse im Kruger. Entsprechend gross ist der Fotofundus. Also für alle die sich bei Tierfotos langweilen, am Besten weiterlesen in Mosambik😜.
Und gestern war Tinus Geburtstag. Ich glaube, er hat den Tag genossen. Am Morgen eine Pirschfahrt, dann unterwegs ein kleines Mittagessen und am Abend haben wir uns im Restaurant ein schönes Nachtessen servieren lassen. Zuvor startet die Natur noch ihr allabendliches Farbschauspiel zum Sonnenuntergang. Bei einem Glas Wein, sitzen wir mit Vreni und Ernst, und den wieder dazugestossenen Joachim und Jutta zusammen. Schön wars! Direkt am Sabie River mit Blick auf den Fluss. In der Ferne sehen wir den Hotelzug vom Kruger Park, der immer auf der Eisenbahnbrücke über den Sabie River steht. Suiten mit 38 Quadratmetern, mit allem drum und dran, pro Nacht für 900 .-
Am Morgen verlassen Vreni und Ernst das Camp sehr früh. Sie machen sich auf den Weg zum Namaqua Land, an der Westküste Namibias. Dort ist jetzt die Zeit der Millionen Wildblumen. Nur genau im August blüht die karge Landschaft in hellem Orange, und das soll wunderschön sein. Viel Spass ihr beiden! Passt weiterhin auf euch auf und Allzeit "Save travels".
Wir drehen am Morgen wieder eine Runde durch den Park. Ein netter Südafrikaner spricht uns an, und meint, die nächste Piste rechts und ca. 5 Kilometer später, könnt ihr im Flussbett drei männliche Löwen sehen, die einen Büffel gerissen haben. Okay, wir tuckern los, durch die gewaltige Landschaft des Sabie Rivers, teils ist das Flussbett komplett trocken und sandig, ab und zu glitzern noch kleine, übriggebliebene Pools. Und dann sehen wir sie. Blutverschmiert verschwinden die riesigen Köpfe der Löwen immer wieder im Innern des Büffels. Das ist selbst für Löwen eine grosse Malzeit. Sie verschwinden mit ihren runden Bäuchen immer wieder im Schatten, kommen zurück und nehmen sich einen Happen. Wahnsinnig eindrückliche Tiere, wie sie da die Tierwelt beherrschend, mit dem Wind in ihren Mähnen komplett ohne Furcht, herumstolzieren. Ansonsten sehen wir fast keine Tiere. Keine Ahnung wo die vielen Elefanten sind? Nur immer wieder grosse Herden Impalas oder ab und zu kleinere Ansammlungen Gnus. Platzhalter in der Landschaft wenn sonst nix läuft.
Als wir zurück im Camp sind, müssen wir uns noch ein Abendessen beschaffen, denn so nach neun Tagen geht alles langsam zur Neige. Wir kaufen also Kudu Steaks und verschiedenes Grünzeug. Bei Jutta und Joachim brennt auf dem Platz schon ein Feuerchen, und sie backen Brot im Dutch Oven. Riecht auf jeden Fall schon mal gut. Später setzt Jutta noch einen Schmortopf an, der dann ein Stündchen vor sich hin köchelt. Wir braten unser Kudu, dass wider erwarten aus vielen ganz dünnen Steaks besteht, und eigentlich gut schmeckt. Allerdings müssten wir ein anders mal ein dickeres Steak nehmen, das könnte noch besser sein. Der Abend ist gemütlich, aber morgen trennen sich definitiv unsere Wege. Joachim und Jutta fahren nordwärts, in Richtung Simbabwe, und wir tuckern südwärts, für eine letzte Nacht im Kruger Park, zum Berg-En-Dal Camp. Danach geht es für uns in Richtung Komatipoort, des Grenzpostens zu Mosambik. Palmenstrände warten!
Fazit Südafrika 1.Teil / 6 Wochen und 2500 km:
Südafrika weckt unterschiedliche Gefühle. Einerseits die hohe Kriminalität, die wir direkt bei anderen Reisenden erlebt haben, andererseits die Belastung der Geschichte, die hier nie überwunden werden wird. Es herrscht viel unausgesprochener Groll unter den Ethnien, es werden hauptsächlich Schuldige für das bestehende Desaster gesucht, Lösungen eher weniger. Rassismus ist allgegenwärtig und mitnichten mit der Abschaffung der Apartheid verschwunden.
Auf der anderen Seite ist es für Touristen ein grossartiges Land, mit netten offenen Menschen, toller Tierwelt, wilder Küste, wunderschöner Landschaft, leckerem Wein und einer guten Küche. Aber es ist ein grosser Unterschied ob man mit einer Pauschalreise von Lodge zu Lodge und von Restaurant zu National Park geht, oder ob man direkter an der Basis reist.
Für uns wägt das Positive auf jeden Fall das Negative auf. Wir hatten selber keine Schwierigkeiten, wurden nie von der Verkehrspolizei kontrolliert oder gar schikaniert und freuen uns, im nächsten Jahr wieder zurückzukommen. Wir hoffen auf wohlwollende Grenzbeamte, damit wir noch mal ordentlich Visum bekommen.
