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                         Jordanien: Einwohnerzahl 11.4 Mio. , davon 

                          35 % Ausländer 

                            

                          Jordanien ist etwas mehr als doppelt so

                          gross wie die Schweiz 

 

                          Amman ist die Hauptstadt und Heimat von

                          über 4 Mio. Einwohnern

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- Jordanien ist eine konstitutionelle (vererbbare, durch die Verfassung geregelte) Monarchie. Es         wird    regiert von König Abdullah (der hat übrigens als grosser Fan, 1996 im Film Star Trek eine Statistenrolle

   übernehmen dürfen)

 

- Das Durchschnittseinkommen in Jordanien liegt bei  4000 Euro im Jahr. Ein Arzt verdient etwa 1000 U$ 

   im Monat

 

- 94% der Bevölkerung sind Moslem, die anderen Christen (im Gegensatz zu Saudi Arabien, herrscht in  

   Jordanien Religionsfreiheit).

 

- Weihnachten ist ein offizieller Feiertag

 

-  Alkoholkonsum ist im Islam gemeinhin nicht erlaubt. Aber auch hier ist man in Jordanien in der  

   Auslegung großzügig, es gibt große Weinberge und sehr gute Winzer. Letztere sind allerdings in der  

   Regel Christen.

 

- Jordanien ist eines der trockensten Länder der Welt. Ein Land gilt als trocken, wenn pro Person nicht

   mehr als 500 Kubik Liter Wasser pro Jahr zur Verfügung stehen. In Jordanien sind es nicht mal 100.  

   Entsprechend sorgsam wird mit Wasser umgegangen. Wasser wird aus einem Reservoir welches mit

   den Saudis unterhalten wird bezogen, zudem gibt es mit Israel ein Abkommen zur Nutzung des

  Wassers des Sees Genezareth. Seit 2024 läuft ein Großprojekt an, welches vorsieht, dass in Zukunft

  Salzwasser aus dem Roten Meer bei Aqaba entsalzt wird, und dies 24/7.

- Es gibt initiativen zur Nutzung von gereinigtem Wasser aus Kläranlagen für die Landwirtschaft. 

 

- In Jordanien wachsen rund 11 Mio. Olivenbäume, vor allem im Norden des Landes. Es werden jedes Jahr    ungefähr 50 000 Tonnen Oliven geerntet

- Das bekannte Nationalgericht ist „Mansaf“. Es besteht vor allem aus Reis und Lammfleisch, das  in

  Brühe und Jameed, einem Ziegenjoghurt, gekocht wird. Dazu kommen Zwiebeln, Knoblauch,  Zimt,  

  Mandeln, Nüsse und die arabische Gewürzmischung „Baharat“. „Mansaf“ gibt es in  Jordanien zu allen

  großen und kleinen Festen. Die UNESCO hat es zum immateriellen Kulturerbe erklärt.

 

- In Jordanien gibt es über 100 000 archäologische Stätten. Wir werden sie nicht alle besuchen.

28.2.25 Saudi Arabien - Jordanien - Border Run!

 

Nach einer stürmischen Nacht am schönen Strand von Haql sind wir bereits ziemlich früh wach. 

Die ganze Nacht hat ein starker Wind geweht und im Indy haben wir uns ein bisschen wie auf einem Schiff gefühlt. Genug der Schüttelei brechen wir nach einem Kaffee auf in Richtung Grenze.

 

Bei den Saudis dauert das Check-out keine 10 Minuten. Da alles elektronisch erfasst ist, sind das Auto und die Pässe rasch ausgetragen. Es ist auch nicht viel los an den Fenstern, man muss nicht mal aussteigen. Drive-Thru so quasi.

 

Bei den Jordaniern überholen wir die Brummi-Kolonne und parken vor dem Häuschen für die Pässe. Wir kommen sofort an die Reihe und sind überrascht, dass das Visum nichts kostet. Aber offenbar ist Aqaba eine Ausnahme in Jordanien, eine Art Freihandelszone und daher für die Einreise kostenlos. Wir haben also für 30 Tage bereits ein Visum und können dieses auf jedem grösseren Polizeiposten im Land um einen Monat für 40 JOD verlängern. Da wir für das Fahrzeug ein Tip brauchen (Zollpapier) welches Cash bezahlt werden muss, gehen wir in der nahen Wechselstube Geld wechseln. Wir bekommen für 100 CHF ca. 74 Jordanische Dinar. Das Tip ist somit rasch bezahlt und mit einem letzten Stempel im Carnet de Passage ist bereits alles erledigt. 

 

Wir bekommen hier zwar keinen arabischen Kaffee oder Datteln, aber die Grenzer sind sehr nett und machen alle Spässchen. Sie freuen sich, dass wir ihr Land besuchen und dann gleich so lange. Sie sind wohl eher Touristen gewohnt, die für eine Woche oder zwei ins Land kommen. Einer studiert unsere Länder-Sticker auf dem Heck des Fahrzeugs. Sein Blick sucht die jordanische Flagge...findet sie nicht. Wir erklären, dass wir ja noch nicht eingereist seien. Quasi Niemandsland. Das erste was wir morgen machen werden ist den kleinen Fleck polieren und die Flagge aufkleben. Dann sind wir bereit für Jordanien.

 

So brauchen wir für die Grenze nicht mal ein schlankes Stündchen und können sogar noch kurz den Mini-Duty-Free Shop besuchen. Wir fahren los, es geht durch die gleichen kargen Berge, die wir soeben in Saudi verlassen haben. Ein grosser Container-Terminal und viele Hafenkräne sind das erste was wir sehen. Es hat wenig Verkehr, es ist Freitag, also Sonntag und heute Abend ist Beginn des Ramadans. 

 

Keine Ahnung ob das damit zu tun hat. Hier soll Ramadan etwas gemässigter sein als in Saudi, da hier auch andere Religionen zugelassen sind. Jedenfalls wird am Tag nichts gegessen und getrunken, und "Iftar", das Fastenbrechen beginnt nach dem Abendgebet direkt nach Sonnenuntergang. 

 

Aqaba ist eigentlich seit vielen Jahren touristisch erschlossen, zu verdanken ist dieser Umstand natürlich dem roten Meer, der Nähe zu Petra und der Wüste Wadi Rum. Entsprechend viele Hotels jeder Preisklasse sind in der Gegend verstreut, viele alt und nicht mehr im Betrieb, aber auch ein schönes Mövenpick und sogar Kempinski sehen wir. Allerdings ist Aqaba nicht die erhoffte Perle am Roten Meer. Die Region wurde erst durch Covid und dann durch den Nahostkrieg schwer getroffen. Touristen blieben und bleiben aus, entsprechend fehlt das Geld an allen Ecken und Enden. Und obwohl dies ein muslimisches Land ist und direkt an Saudi Arabien grenzt, fallen uns  dennoch einige Unterschiede sofort auf:

 

  • Männer tragen keine Nachthemden mehr, sondern Hosen und Hemden. Entsprechend schwer 

    ist es Einheimische von Gastarbeitern zu unterscheiden

 

  • Frauen tragen selten den schwarzen Tschador mit Nikab. Häufiger nur lange Hosen und lang-   ärmlige Blusen und den Hijab. Den Gesichtsschleier sehen wir hier selten.

 

  • Polizei an Strassenkreuzungen oder vor Gebäuden ist bewaffnet mit Maschinengewehren

 

  • Sehr viele Männer rauchen. In Saudi ist das verpönt und man sieht kaum jemand mit Zigarette.

 

  • Und apropos Rauschmittel: offenbar ist hier Muskat wieder Halal. Bereits im ersten Gewürzladen können wir 50 gr. der braunen Droge erstehen. Feiner Kartoffelstock ist somit wieder in Reichweite.

 

  • Kinder müssen mitarbeiten. Sie verkaufen am Abend Kaugummis oder anderen Kleinkram in den Strassen. In  Saudi Arabien natürlich nicht, denn Saudis haben es nicht nötig und die Gastarbeiter sind alle ohne Familie im Land. Es gibt also keine oder zumindest keine sichtbaren armen Kinder.

 

  • Am Abend schlendern viele Menschen durch die Strassen, und zwar Frauen und Männer. Frauen scheinen hier einen lockereren Lebensstil zu geniessen.

 

  • Grosse Boliden sehen wir hier bisher keine, allerdings sind unerwartet viele kleine, neue   Elektro- oder Hybridautos unterwegs

 

  • Und nach der ersten Nacht können wir definitiv sagen, dass die Menschen hier lauter und ausgelassener sind als in Saudi Arabien. Lautstark wird mitten in der Nacht, hinter unserem Indy über unsere Reisen und die Sticker diskutiert, quasi 10 cm neben meinem Ohr. Einmal war die Diskutiererei so laut, dass ich das Rollo beim Heckfenster heruntergelassen habe. Der eine hat vor Schreck fast seinen Kaffee fallen lassen 🤣. Vielleicht sind alle einfach auf aufgedreht, weil der Start des Ramadan ansteht - und geniessen noch einmal eine letzte Nacht.

1.3.25. Aqaba

 

In Aqaba versuchen wir erst mal eine SIM Karte zu organisieren, aber einmal mehr machen wir die Erfahrung, dass Mitarbeiter von Telefonanbietern nicht zu gebrauchen sind. In mindestens gefühlt 36 Ländern erschrecken die Mitarbeiter wenn man das Geschäft betritt und man sieht direkt wie sie wegsehen, in der Hoffnung, dass man einfach wieder geht. Ansonsten könnte es ja noch in Arbeit ausarten...Hier genau gleich. Bei Orange schläft das Mädel gleich ein, geht überhaupt nicht auf unsere Bedürfnisse ein, kennt das Angebot der Firma nicht und würde sich auch niemals bequemen im Internet nachzuschauen. Eine Angebots- oder Preisliste sucht man ja sowieso vergebens. Grrr!

 

Irgendwann sind wir dann doch im Besitz einer SIM Karte und wieder mit der Welt verbunden. Offenbar sind hier die Gesetze auch lockerer als in den letzten Ländern. WhatsApp funktioniert wieder zum Telefonieren, in öffentliche W-Lans kann man sich ohne Registrierung einloggen und sogar der VPN kann wieder zugeschaltet werden. Läuft!

 

Viele kleine Geschäfte sind in den Gassen geöffnet, Lebensmittel, Klamotten etc. alles kann man da erstehen. Die grossen Malls im Zentrum sind leer. Geschlossen. Aus die Maus. Einige grosse Gebäude im Zentrum, egal ob schon mal geöffnet oder noch im Bau, sind verlassen, werden aber natürlich nicht abgeräumt, weil viel zu kostenintensiv. Sie verfallen also langsam und stehen an bester Lage. Fatal für einen Ort wie diesen. Nichts desto Trotz, finden wir auch während dem Ramadan am Mittag ein geöffnetes Restaurant und essen superfein. Hummus, Hühnchen vom Holzfeuer und Babaganoush (Auberginenpuree), dazu Fladenbrot - offenbar kann man auch in Jordanien fein essen - ein Glück für uns. 

 

Wir fahren nach den ersten Erledigungen und dem Stadtbummel aus der Stadt, wieder mit sehr wenig Verkehr, zurück an den Strand den wir schon bei der Ankunft gesehen haben. Das Wasser ist glasklar, etwa 21°, der Strand menschenleer und sehr sauber. Plätze zum Übernachten hat es unzählige - hier bleiben wir mal ein Weilchen. 

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An diesem tollen, fast menschenleeren und sauberen Strand, stehen wir in diesen Tagen und geniessen die ersten Sommervorboten. Der Wind wird wärmer, wir können wieder draussen Abendessen. Erst zum Sonnenuntergang kommen ab und zu ein paar Grossfamilien mit ihrem Abendessen und feiern "Iftar", das Fastenbrechen. Und wir werden auch in Jordanien wieder von den so netten Menschen verwöhnt. Ein in Frankreich lebender Musiker ist hier bei der Familie zu besuch, und füttert am Strand die wilden Hunde (die übrigens sehr nett sind). Er sagt, dass er das schon immer getan habe, als er noch hier gelebt hat. Er hat ein Abkommen mit einem Metzger, der ihm Innereien, Haut und Knochen auf die Seite legt, die er den Hunden dann bringen kann. 

Offenbar war er aber vorher für sich auch beim Bäcker. Er bietet uns die Hälfte seiner erstandenen Backwaren an. Halbmonde aus Gries mit Quark gefüllt. Super lecker!

Am nächsten Nachmittag kommen wir vom Spaziergang zurück, und sehen bereits von weitem, dass unser Indy ein "Gspähnli" bekommen hat. Der Strand ist bestimmt 3 km lang, Unser Indy ist das einzige Fahrzeug. Bis auf eben jenes, welches fast mit seinem Scheinwerfer unseren berührt. Man könnte sagen wir sind eingeparkt. Distanz oder persönlichen Freiraum ist hier unbekannt. Wie auf der ganzen Halbinsel. Schon irrwitzig. 

Auf jeden Fall sind das vier junge Männer, die am Strand auf den Sonnenuntergang warten, damit sie endlich mit dem Essen anfangen können. Als es soweit ist, kommt einer zu uns, bringt ein grosses Geschirr mit "Buchari", Reis und Hähnchen in Suppe gekocht und riiiiiichtig fein, dazu Naturejoghurt - extra fein. Ein bisschen später kommt er nochmal mit Harissa. Nicht wie in Tunesien dieses scharfe Zeug aus Chilis, hier ist das eine Süssspeise mit Kokosflocken, Kondensmilch und vielleicht Gries. Man weiss es nicht. Aber man weiss, dass es richtig gut schmeckt! Wenn das so weitergeht, werden wir dieses Land kugelrund verlassen...

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4.3.25 Strand - Aqaba - Strand

 

Kühlschrank leer, Wassertank fast leer, Tüte der Schmutzwäsche voll - heisst wir müssen wieder mal in den Ort. Bringen einen grossen Haufen Wäsche in eine ganz kleine Wäscherei, der Mann ist super nett, kann kein Englisch, aber ein Passant übersetzt. Weiter gehts in einen grossen Lebensmittelmarkt, unser erster grosser Supermarkt in Jordanien. Auch hier gibt es alles zu kaufen was das Herz begehrt, wenn man denn über die flüssigen Mittel verfügt, nur die Offenmetzgerei lassen wir aus. Nicht weil sie nicht sauber wär oder so, aber wir wollen keine ganzen Teile kaufen. Das Preisniveau ist hier deutlich tiefer als in Saudi Arabien, aber mit 200 U$ Mindestlohn, erscheint uns hier das Leben fast unerschwinglich.  

 

Im Mövenpick Resort in der Stadt, wollen wir heute Abendessen. Zur Sicherheit nehmen wir schon mal die Badehosen mit, denn es soll einen grossen Poolbereich geben, und vielleicht lassen sie uns als Restaurant Gäste ja auch plantschen. Wir parken direkt vor dem Hotel, aber nur der kleinere Teil der am Meer liegt ist geöffnet, das Haupthaus wird offenbar komplett saniert. Uns reicht aber das Resti am Meer und ein offener Pool. Es ist ausser den Bademeistern niemand auszumachen, keine Gäste, keine Mitarbeiter nix. Leer. Tote Hose. Ein Hotel mit bestimmt 200 Zimmern. Aber der Garten ist gepflegt, die Bademeister begrüssen uns sehr freundlich, aber wir sagen, dass wir zuerst für einen Drink auf die Restaurant Terrasse möchten. Wir werden begleitet, zu einer richtig schönen Terrasse direkt am Meer, wo Susi aus Bali - ein richtiges Schnuckelchen von Servicemitarbeiterin - mit ihrem jordanischen Kollegen die nicht vorhandenen Gäste verwöhnen würde. Wir bestellen also was zu trinken und geniessen den Sonnenuntergang. Danach "reservieren" wir einen Tisch zum Abendessen ( was natürlich nicht nötig wär, aber dann wissen die beiden zumindest, dass noch wer auftauchen wird). Zurück beim Pool, fragen wir wo wir uns umziehen dürfen, werden in ein kleines Wellness geleitet, mit Jaccuzzi, Sauna, natürlich Duschen etc. Wir haben alles für uns, denn das Hotel hat momentan nur 6 Gäste. Also plantschen wir im 29° warmen Wasser des Aussenpools, und im noch wärmeren Jaccuzzi und freuen uns, dass wir alles für uns alleine haben. 

 

Porentief rein, essen wir später auf der Terrasse und freuen uns über den schönen Platz am Meer. Perfekt. Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns am Morgen auf unsere Wäsche abzuholen, und bei einer Wasserverkaufsstelle unseren Zusatztank zu füllen. Wir haben bei Moscheen oder Wassertürmen keine Möglichkeit gesehen, Wasser zu beziehen. Aber die 100 Liter kosten nur etwa 4 CHF und sind dafür bestes Trinkwasser. Von einem anderen Overlander wissen wir, dass beim nahe gelegenen Resort beim Strand ein Liquor Store geöffnet hat - auch während des Ramadan. Dann ist nämlich Alkohol Verkauf nicht erlaubt. Wir fahren also, nach einer Gesichts- und Ausweiskontrolle in die schöne Siedlung, die Wege und Häuser gepflegt, alles bewacht, überall blühen die Sträucher und grosse Bäume beschatten Häuser und Parkflächen. Die Häuser sind rund um eine Marina gebaut, wo gepflegte Motorboote liegen, und einige kleine Restaurants ihre schönen Möbel direkt am Wasser aufgestellt haben. Wir parken und bummeln zur Weinhandlung. Die ganze Siedlung sei christlich, werden wir aufgeklärt und deshalb sei dieser Laden immer und jeden Tag geöffnet. Wir erstehen verschiedenen Jordanischen Wein und sind gespannt wie der uns schmecken wird. Die gängigen Trauben sind hier alle erhältlich egal ob rot oder weiss. Wir schauen uns noch etwas im Resort um, welches ein bisschen an all die Siedlungen auf der Welt erinnert, wo Pensionisten aus Europa hinziehen, wenn sie lieber an der Wärme leben wollen. 

 

Als wir zurück zum Auto kommen sehen wir, wie ein älterer Herr unsere Sticker auf dem Heck studiert. Mit einem breiten "Grüessech" werden wir begrüsst. Wir lernen Urs, den Berner kennen, der hier seit 10 Jahren mit seiner Frau Karin lebt. Er meint, sie seien nach der Pensionierung immer dreimal im Jahr hierher zum Tauchen gekommen, bis seine Frau mal vorgeschlagen habe, in Jordanien zu wohnen und lieber dreimal im Jahr in die Schweiz zu reisen. Ein Monat später sei ihr ganzes Hab und Gut im Container unterwegs nach Aqaba gewesen. Er hat viele Jahre in Middle East gearbeitet und kennt die Gegend bestens. Erzählt uns von den Schwierigkeiten von Jordanien, vom eingebrochenen Tourismus und vieles mehr. Ein sehr interessanter Zeitgenosse. Er fragt, ob wir noch ein paar Tage in der Gegend seien, und lädt uns für den nächsten Tag zu sich und seiner Frau nach Hause ein. Sehr nett. Ich glaube, er freut sich ebenfalls, wieder mal mit Leuten aus der Heimat zu plaudern.

 

Wir kehren zum South Beach zurück, und treffen da auf einige Overlander die wir bereits irgendwo mal kurz getroffen haben. Schweizer, Brasilianer, Deutsche und Österreicher. Wir stellen uns irgendwo dazwischen und geniessen den schönen Sonnenuntergang. In der eigentlich ruhigen Nacht, nur ab und zu kläfft eine Hundemeute in der Nähe, hören wir auf einmal ein regelmässiges Klopfen. Kommt das von unserem Kühlschrank, oder von der Wasserpumpe? Wir horchen und hören nichts, Tinu steht auf und guckt aus dem Fenster. Etwa einen halben Meter von unserer Schiebetüre weg, stellt eine Familie ein grosses Zelt auf, und schlägt momentan gerade die Heringe ein. Es ist drei Uhr in der Nacht ...Der Platz ist riesig. Der Platz ist leer. Sie stellen ihr Zelt genau neben uns auf. Ja, das gelassen zu erkennen gelingt uns nicht immer. 

5.3.25 South Beach

 

Heute sind wir in Tala Bay bei Karin und Urs eingeladen. Die eingeschlossene und bewachte Anlage für Expats ist wirklich sehr schön. Wir parken da, wo uns Urs gesagt hat, und da ist er auch schon um uns abzuholen. Er meint, der Lift sei leider defekt, aber eigentlich hat das Haus gar keinen. Genau mein Humor! Wir erklimmen also den dritten Stock und betreten eine helle Wohnung mit wahnsinns Aussicht auf die Bucht von Aqaba. Zwölf Katzen machen sich mehr oder weniger direkt bemerkbar. Alles Findelkinder mit schlimmer Vergangenheit, die von Karin und Urs aufgepäppelt wurden und nun bei den beiden im Katzen Nirvana gelandet sind.

 

Urs bringt uns noch einen Stock höher auf eine grossartige Dachterrasse, mit Blick auf den Sonnenuntergang, vielen grossen Töpfen mit Sukkulenten, einer grossen Aussenküche und auch hier, vielen verschmusten Kätzchen. Wir lernen seine Frau Karin und ihre Freundin Romy kennen. Zwei aufgestellte Schwarzwälderinnen, die viele Jahre in der Schweiz gelebt, aber dann den grossen Teil der letzten Jahre im Ausland verbracht haben. Karin und Urs haben als Tauchlehrer über 2000 Tauchgänge hinter sich und wissen also über die Region Bescheid. Sie sind gar nicht einverstanden, dass Tinu mit einem Tauchlehrer der uns am Strand vom South Beach angesprochen hat, tauchen gehen will. Die Geräte seien schlecht gewartet und es gäbe eigentlich nur eine Person: Paul, ein Engländer der seine Tauchschule im Mövepick hat, sei der Crack schlechthin, und kein geringerer solle es sein. Urs meint, er organisiere Tinus nächste Tauchgänge und freue sich schon. 

 

Somit haben wir also schon ein nächstes Date, freuen uns jetzt aber erst mal auf die tollen Gespräche, die vielen Informationen zu Jordanien, das leben der drei mit vielen Wendungen und interessanten Stationen. Als Major war Urs für die UN in Namibia, damals noch South West, einige Zeit in Südafrika, für Novartis in Jordanien und sieben Jahre für eine andere Firma in Saudi Arabien, sie waren sogar lange mit einem Segelschiff bei den Grenadinen unterwegs - so interessante Menschen - und in der Schweiz hält sie so gar nichts mehr. Ausser vielleicht sein kleiner Rebberg am Genfersee, den er ab und zu besucht.

 

Die zwei sind in Jordanien angekommen, und leben sehr gerne hier. Urs meint er könnte nicht ohne Wasser vor der Haustür leben und wollte eigentlich seinen Segler vom Genfersee hier wassern. Die Israelis untersagen das Segeln in diesem Teil vom Golf von Aqaba aber, mit der Begründung es sei zu schwierig Freund von Feind auf dem Wasser zu unterscheiden. Haben die überhaupt Freunde? Ich glaube es ist nicht nötig, zu erwähnen was Urs von den Israelis hält. Ab und an, während wir auf der wunderschönen Terrasse sitzen, hört man in der Ferne Kampfjets. Urs weiss genau, dass es die Patrouille des Golfs ist, die sicherstellt, dass die Huthis keine Frachter angreifen. Ich frage ihn, ob wir denn hier sicher seien, er lacht und meint, sonst wären er und seine Frau nicht mehr hier. 

 

Die beiden sind, wie so viele hier, wahnsinnig genervt über den unnützen Krieg im Nachbarland. In Jordanien geht deswegen alles vor die Hunde, aber das ist in den Medien nie Thema. Alles dreht sich um Gaza und Israel, aber all die Länder in der Region, die darunter leiden, werden nie erwähnt. Er meint, seit der Zeit vor Corona, hätte kein einziges Kreuzfahrtschiff hier mehr angelegt. Vorher waren Aida und MSC's hier jede Woche vor Anker und haben Touristen gebracht. Jetzt schliessen immer mehr Hotels und Restaurants ihre Tore, und die die noch existierten, dienten sowieso nur der Geldwäsche. 


Der Abend vergeht wie im Flug, und da wir sowieso bereits für den Sonntag wieder verabredet sind, verabschieden wir uns, und fahren leicht beschwipst zurück zum Strand.

Da werden wir direkt von Layan, der Tochter des Nachbarzeltes abgefangen, und auf Tee und Kaffee eingeladen. Also sitzen wir zur Familie und den anderen Reisenden in die Runde, schlürfen Tee und plaudern direkt weiter. Von der Familie werden wir für den nächsten Abend zum Znacht eingeladen. Sie wollen eine Lammschulter und Hühnchen auf dem Feuer zubereiten. Sie sind so nett.

 

Am nächsten Abend sitzen wir also wieder alle zusammen im Familienzelt und schlemmern was Sarah, die Mutter und Mohamed der Vater gezaubert haben. Es schmeckt köstlich. Das Fleisch wurde für drei Stunden in der Alufolie auf dem Feuer gegart, Joghurt auf frittiertem Brot, Joghurt mit Gurken und Minze, eine köstliche Pilzsuppe, Reis mit gebrannten Mandeln und so weiter, werden uns aufgetischt. Genau 19.47 Uhr können alle essen (es gibt dafür einen Kalender). Endlich ist die Sonne unter und der Muezzin beginnt mit dem Gebet. Layan die arme, ist schon halb verhungert, und fragt seit fünf Uhr wie lange sie noch warten müsse. Natürlich dürfen die kleinen Geschwister alle früher essen, Kinder machen keinen Ramadan. Nur sie und Sarah, die Mutter der kleinen Jungs machen das Fasten voll mit. Mohamed sieht das gelassener. Er isst und trinkt, auch gerne Alkohol und rauchen tut er sowieso. Aber alle die Ramadan machen - auf die Platten mit Gebrüll. Es schmeckt hervorragend und ist wirklich sehr unterhaltsam. 

Wir erfahren viel über Jordanien und die Arbeit Mohameds als Leitender Arzt für die Flüchtlingslager in Jordanien. Über eine Million Syrer, viele Palästinenser (wie Mohamed ursprünglich auch), Jemeniten und Sudanesen suchen hier Schutz. Über eine Million Syrer haben bereits die Jordanische Staatsbürgerschaft, sind also in der hiesigen Bevölkerung gut vertreten.

 

Die Familie ist wahnsinnig nett, sie kämpfen ein wenig mit dem Regen der genau an den beiden Tagen auf ihr neues Zelt niederprasselt, an denen sie die 400 km von Amman nach Aqaba gefahren sind. Tinu hilft ihnen mit grossen Plastikplanen und so sind dennoch alle mehr oder weniger im Trockenen. 

9.3. - 11.3. South Beach und so...

 

Wir sind immer noch am Roten Meer, Tinu besucht jeden Tag die lustigen und bunten Fischchen und ab und zu sieht er auch die Schildkröte. Man könnte meinen, jemand hätte in einem Kindergarten den Kiddies gesagt, sie sollen einen Fisch zeichnen, der dürfe total ihrer Phantasie entspringen, bunt und verrückt aussehen und die hier wären dabei rausgekommen. Wir machen Spaziergänge, schreiben, kochen und geniessen die Aussicht auf die grossen Frachter, die hier jeden Tag vorbei schippern. 

 

Tinu ist verabredet mit Paul, dem englischen Dive Master im Mövenpick. Urs bring uns um 9.00 Uhr dahin, und Tinu macht mit Paul den ersten Tauchgang vom Strand aus. Es ist doch schon länger her seit dem letzten mal, und Paul möchte die Theorie und die Praxis vor dem eigentlichen Tauchgang wiederholen. Paul sieht nicht wie der sportliche Tauchlehrer aus, eher so wie einer der seine Tage im Pub verbringt. Aber er ist einer der bestausgebildedsten die es gibt, hat sämtliche Tauchscheine auch für Unterwasserarbeiten wie Schweissen etc. und ist wohl ein Unikat. 

 

Ich pläuschle in der Zwischenzeit an den diversen Pools des Hotels, und bummle durch die wunderschöne Anlage in der vieles blüht und alles sehr gepflegt und edel wirkt. Leider, wie alles hier, fast komplett leer. Den Lunch nehmen Tinu und ich gemeinsam im Indy, bevor es bereits schon zum eigentlichen Tauchgang geht. Mit einem Boot bringt Paul sie zu einem alten Schiffswrack, welches vor vielen Jahren im Hafen von Aqaba gebrannt hat und danach hier versenkt wurde. Korallen haben sich am Schiffsrumpf angesiedelt und viele Fische tummeln sich in der Gegend. Gemäss Tinu war das Wrack interessant, aber bunte Fische und Korallen hat er vom Strand aus am South Beach mehr gesehen. Hingegen gibt es nach dem Aufwärmen im Jacuzzi bei uns am Strand keine Mövenpick Glacé 😍 und das war seit langem wieder mal sehr lecker!

 

 

Am nächsten Tag sind wir nochmal bei Urs und Karin in Tala Bay eingeladen. Auf der wunderbaren Terrasse bekommen wir zum Sonnenuntergang Jordanischen Pino Grigio serviert, der schmeckt richtig gut. In einem der kleinen Restaurants die zur Siedlung gehören, gehen wir was essen, Tinu und ich bekommen eine Pizza, und die schmeckt uns richtig gut. Wieder ein rundum schöner Abend. Danke ihr zwei!

 

Diesmal verabschieden wir uns wirklich, denn wir haben den Entschluss gefasst, höchstens noch ein zwei Tage am Strand zu bleiben. Schliesslich wartet ein komplett unbekanntes Land auf uns! Aber man weiss es nie. In Jordanien bekommen wir schliesslich ebenfalls 90 Tage Visum und von Amman ist es bis nach Aqaba lumpige 340 km. Wir werden sehen...

12.3.25 Immer noch am South Beach

 

 

Es ist einfach schön hier am South Beach. Wir bummeln durch den Tag und beschliessen morgen definitiv zu fahren. Genau dann kommt eine SMS von Mohamed, ob wir noch am Strand seien, was wir bejahen. Die Antwort: sie seien in vier Stund ebenfalls wieder bei uns - von Amman. Wir freuen uns, sind uns aber bereits jetzt sicher, dass das eine ganze Ecke länger dauern wird und gehen daher trotzdem schlafen. Erstens ist das eine zu manövrierende Grossfamilie, zweitens ist Ramadan, mann muss/kann also erst unterwegs essen, und dann sind es noch fast 400 km von ihrem Zuhause. Gegen drei Uhr in der Nacht hören wir also wieder die gleichen Geräusche wie ein paar Nächte zuvor. Ankommende Autos, kichernde Kinder, das Einschlagen der Heringe und Kochgeräusche gegen Morgen. 

 

Am Morgen freuen sich alle ob dem Wiedersehen. Layan spricht wieder viel mit uns um ihr Deutsch zu praktizieren, für welches sie im Juli nun die Prüfung hat. Sollte sie das Niveau B2 bestehen, kann sie in Deutschland eine Ausbildung zur Pflegefachfrau beginnen. Ein Cousin von Mohamed, der ja selber Arzt ist, ist in DE nämlich ärztlicher Leiter in einem Spital in der Nähe von Frankfurt. Und ehrlich, wir sind die ersten Menschen mit denen Layan ihr in der Theorie erworbenes Deutsch praktisch anwenden kann. Und sie macht das richtig gut. Übersetzt für alle ringsum, denn diesmal sind auch die Eltern von Mohamed dabei. Sein Vater war lange Lehrer in Algerien und Libyen, allerdings ist von seinem Französisch nicht mehr viel übrig. Also übersetzt Layan von Arabisch nach Englisch, von Englisch nach Arabisch oder von Deutsch nach Arabisch - sie ist also schwer beschäftigt, dabei ist sie total ausgehungert ob des Fastens vom Ramandan, die Arme. Aber es ist auch für uns interessant, denn wir lernen von allen viel über Jordanien, und sie über die Schweiz und über Deutschland. Zum Beispiel hat die Kleine ein bisschen Angst vor Deutschland, weil ihr Deutschlehrer gesagt hat, das Essen in Deutschland sei nicht gut und es gäbe nur Würste und Kartoffeln. Wir haben ihr also von Spätzle und Maultaschen, von Klössen und Schnitzel, und natürlich von den absolut geilen Broten und den vielen wunderbaren Süssigkeiten vorgeschwärmt. Jetzt freut sie sich. 

 

Sarah, die vierte Frau Mohameds und Layan die Tochter der ersten Frau sind fast gleich alt. 25 und 23, und vielleicht deswegen verstehen sie sich gut. Sie kochen auf jeden Fall für uns Reisende und für die Familie wieder ein wunderbares Festmal und dies mit einfachsten Mitteln. Also für 12 Personen mit einer Gasflamme und einem Feuer solche Leckereien zu zaubern ist schon cool. Fisch vom Feuer in der Alufolie gedünstet, Samosas mit Käse oder Fleisch, frischer Salat aus Gurken und Paprikas, Gambas in Tomatensauce dazu Fladenbrot vom Feuer, später irgendwann eine warme Creme aus Milch und Süsskram mit Zimt und Baumnussflocken - wie alles was die zwei jungen Frauen kochen, richtig schmackhaft und lecker - und für uns natürlich eine Offenbarung, wo sollten wir sonst zu so echtem lokalem Essen kommen? Nach einem vergnüglichen Abend verabschieden wir uns, während andere noch mehr oder weniger lange ausharren. Es ist nämlich der erste richtig laue Abend seit Langem. Ich glaube, der Sommer ist im Anmarsch.

 

Am Morgen, lädt uns Mohamed direkt wieder zum Abendessen ein. Er hätte bereits eine Idee mit Hühnchen und und und, aber wir lehnen nun definitiv ab. Erklären ihm, dass wir nur ihretwegen überhaupt noch da seien, und nun wirklich weiter wollten. Wir sind bereits zwei Wochen hier und haben von Jordanien noch nichts gesehen - nur nette Menschen kennen gelernt, was ja super ist. 

Mit dem Versprechen uns in Amman zu melden, oder vielleicht hier ans Meer zurückzukehren, lässt er uns dann doch ziehen. Wir brechen also kurz vor Mittag auf, denn wir wollen noch auf dem Polizeiposten unser Visum verlängern, und der hat während Ramadan natürlich nicht den ganzen Tag geöffnet. Wir verabschieden uns also von allen, bunkern Wasser und rollen los. 

 

 

In der Stadt finden wir den Polizeiposten auf Anhieb. Wir sind immer noch in der Freihandelszone, hoffen also darauf, dass wir auch das nächste Visum kosten- und problemlos bekommen werden. Sehr nette und kompetente Polizisten mit vielen Abzeichen auf ihren Hemden nehmen sich unserer an, füllen Zettel und Formulare aus, aber leider brauchen sie von uns noch Fingerabdrücke, die gibts aber nur auf dem Hauptpolizeiposten, welcher etwa 6 km entfernt ist. Wir rollend mit einigen Papieren los, werden dort direkt vorgelassen, und nach ein paar Minuten sind unsere Finger- und Handabdrücke, sowie Fotos gemacht, Zettel gestempelt und wir sind bereits wieder entlassen. Zehn Minuten später sitzen wir wieder auf den gleichen Stühlen wie vorher, Kopie um Kopie Zettel um Zettel wird ausgefüllt - und zack- wir bekommen direkt zwei Monate Visum und dies komplett kostenlos. Der nette Beamte meint, falls wir gerne länger bleiben möchten sollen wir einfach wieder bei ihm vorbei kommen. Er könne uns noch zweimal drei Monate kostenlos geben. Wir bedanken uns, merken aber an, dass der Sommer in Jordanien für uns wahrscheinlich viiiiiiel zu heiss sei. Er lacht und meint, naja 45 Grad könne es dann schon werden. 

 

Wir rollen los zur nächsten Tankstelle, für .- 90 Rappen tanken wir Euro 5 Diesel und weiter gehts. Kühlschrank füllen ist angesagt. Auch das ist recht rasch erledigt, und so können wir bereits am frühen Nachmittag in Richtung Wadi Rum losfahren. 

 

Die Bergwelt ist wieder so unwahrscheinlich schön, und da wir nur etwa 55 km zu fahren haben, erreichen wir das Ziel schon am späteren Nachmittag. Wir finden ausserhalb des Nationalparks einen richtig schönen Platz und zum ersten mal ist es wieder sommerlich heiss. Wir können also wieder mal die grandiose Bergwelt im Abendlicht beobachten und sogar bei Vollmond draussen zu Abend essen. Mega! Wadi Rum! Wir kneifen uns, können es noch gar nicht glauben. Wir sind angekommen.

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