
31.5.22 - 3.6.22 Hamburg
Nach gut zweieinhalb Stunden erreichen wir nach Bremerhaven Hamburg. Wir wohnen im Ibis an der Reeperbahn mitten in St.Pauli. Vorteil wenn das "übliche" zu Hause das Womo ist: Quasi jedes Hotelzimmer ist grösser - also auch das vom Ibis😂. Somit haben wir mehr als genug Platz um unser Zeug auszubreiten.
Mittlerweile kennen wir Hamburg schon recht gut. Über den Rathausplatz an die Alster, von der Speicherstadt zur Elb Philharmonie, vom Fischmarkt in Richtung Portugiesen Viertel, trinken da ein gutes Glas Wein oder essen ein feines Znacht. Erst ist es noch regnerisch aber wie es so ist am Meer und im Norden sowieso, wechselt das Wetter innert Minuten.
Ab und zu müssen wir dann doch noch anderes machen als uns dem Nichtstun hinzugeben.
Wir kämpfen mit technischen Problemen: Unsere Telefone funktionieren nach dem Wechsel der SIM Karten immer noch nicht, beim Mac haben wir ein Thema mit den Fotos, bei der Kreditkarte mit dem Limit und ...ja genau, dann ist da ja auch noch unser Schiff!
Nach neusten Meldungen von Seabridge wird es nun die "Morning Celesta"- die Bess ist also raus. Ein reiner Fahrzeugfrachter, im Moment von Charleston unterwegs nach Bremerhaven. Gemäss App sollte sie am 8.Juni eintreffen, aber gemäss Seabridge erst am 15. nach Südafrika auslaufen. Was macht sie wohl sieben Tage in Bremerhaven? Wir hoffen, dass vielleicht auch mal eine Meldung kommt, bei der ein unerwartet früher Termin durchgegeben wird. Und sonst vertörlen wir uns dann halt in Südafrika. Leider wird das dann schon auf unser Visum laufen...
Aber apropos Afrika. Am Mittwoch treffen wir uns mit Heidi und Werni am Alex. Wir kennen die zwei nicht persönlich, nur von ihrem Blog. https://wenn-nicht-jetzt.com
Die beiden sind vor dreieinhalb Jahren, mit dem gleichen Auto wie unser Indy, von der Schweiz aus in Richtung Südafrika losgefahren, und mittlerweile komplett begeistert und in Love mit dem schwarzen Kontinent. Wieder zurück in Hamburg, wo sie einiges am Auto machen lassen wollen oder müssen kreuzen sich unsere Wege, was wir dank der sozialen Medien herausfinden. Sobald ihr Auto wieder fit ist, also eigentlich geht es vor allem um die Heizung die unterwegs nicht fit gemacht werden konnte, wollen die beiden nach Uruguay verschiffen. Die Strasse aller Strasse lockt sie: Die Panamericana!
Leicht vorzustellen, dass wir mit den beiden sympathischen Weltenbummlern ziemlich viel zu bereden hatten. Tips von Süd nach Nord und von Ost nach West, Fragen und Antworten flitzen zwischen uns hin und her. Der Abend geht sehr schnell vorbei und die zwei waren genau die Richtigen um jetzt in totaler Vorfreude los reisen zu wollen. Schön, dass jemand so viel Positives zu berichten wusste, und nicht wie andere Reisende, vor allem von den korrupten Beamten, den mühsamen Grenzen und den gefährlichen Städten erzählt hat.
Ihr Lieben, es war toll, dass wir uns so überraschend noch in Hamburg gesehen haben. Wir wünschen euch eine grossartige Zeit auf der unvergesslichen Panam und allzeit "save travels". Never know, vielleicht sehen wir uns genau so zufällig einmal wieder? Würde uns freuen.

4.6.22 - 6.6.22 Dubai
Gegen Mitternacht startet unser Flieger von Hamburg in Richtung Dubai. Für mich das erste mal in einem A380 von Emirates. Dieser Flieger übt immer grosse Magie auf uns aus. Wenn wir zu Hause sind, rennen wir auf die Terrasse wenn wir ihn im Anflug sehen, und an unserer "Stammfeuerstelle" wo er abends direkt drüber fliegt, ist schon viel magisches angedacht, besprochen und entschieden worden. Mir allerdings, macht er vor allem bei der Landung unheimliche Ohrenschmerzen. Das hatte ich noch nie. Übelst.
Wir landen morgens um 05.45 Uhr bei 32 Grad wie der Pilot meldet. Daunenjacke ade. Wir fahren mit einem Uber in unser Hotel und sind total positiv überrascht. Ein tolles Hotel mit vielen coolen Gadgets und tollem Design. Das Rove City Center in Deira. Hier haben wir uns für vier Tage einquartiert.
Wir besuchen den Burj Khalifa, die Dubai Mall, den grossen Springbrunnen und das Wasserspiel, den Souk Madinat mit dem alten Wahrzeichen der Stadt, dem Burj al Arab, den Gold Souk und bummeln durch die alten Viertel der Stadt. Immer hinein in die Kühle der Aircon und hinaus in die Hitze der Stadt. 42 Grad. Überhaupt ist Dubai eine verrückte Welt. Auf der einen Seite Dior und Versace für Kids(!), Uhren für 100 000 U$, Rolls Royce und Ferraris in pink und hellblau, auf der anderen Seite arbeiten Handwerker 72 Stunden pro Woche für 350 U$!! In Dubai bekommt ein einheimischer Vater, sobald der erste Sohn zur Welt kommt, 1.2 Mio U$ vom Staat für den Hausbau. Wer studiert hat eine Garantie auf eine Stelle in einem Amt und wird in seinem Leben nie eine Drecksarbeit machen müssen. Dafür werden in Dubai Pakistanis, Nepalesen und Inder angestellt. Aufenthaltsvisum ist immer gekoppelt an einen Arbeitsvertrag. Harte Sitten.
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Am Abend nach ein paar feinen arabischen Spezialitäten, sind wir im Hotel, ich schreibe ein paar Zeilen und Tinu füllt die Formulare für die Immigration für Mauritius aus. Auf einmal stutz er, und meint; wann genau haben wir eigentlich den Flug nach Port Louis? "Dienstag 02.30 in der Nacht" beantworte ich seine Frage. Mir gefallen seine Falten auf der Stirn überhaupt nicht. Die hab ich 19hundert irgendwas schon mal gesehen, und damals haben wir prompt den Flug von Goa nach Genf verpasst. Er schaut sich nochmal die Tickets an und meint, nein, das ist Montag Abend. Dienstag zwar 02.30 Uhr aber das ist ja morgens. Total verwirrt, versuchen wir die Hotelnächte und den Abflug in Einklang zu bringen, was uns nicht gelingt. Fakt; wir haben das Hotel eine Nacht zu lange gebucht, aber egal wir sind ja bis Mitternacht im Hotel. Auf alle Fälle kommen wir nun mit unserem Programm ins Straucheln. Wir wollen auf jeden Fall noch den neuen Top Gun im Kino sehen. Das bietet sich hier an. Erstens ist es Draussen wahnsinnig heiss, und hier in Dubai hat es die grösste Kinoleinwand mit spezieller Tontechnik in Afrika.
Also Tickets reservieren, dann morgens durch den Gewürz Souk schlendern und zu den alten Dhaus im Dubai Creek. Die grossen Handelsschiffe, die immer noch aus Holz gezimmert werden, bringen Waren von Indien und dem Iran. Wir trinken nochmal einen dieser wunderbaren Säfte aus Limone und frischer Minze und verziehen uns ins Kino. Gut einen Schal dabei zu haben, es ist bestimmt nicht mehr als 18 Grad. Aber es lohn sich. Tinu und ich sind mit sechs anderen Personen in dem riiiieesigen Kino, und der Film macht Spass wie von 30 Jahren. Tom Cruise sieht in Uniform immer noch gut aus, die Musik ist immer noch laut und die Flugaufnahmen Spitzenklasse. Also alles so wie es sein muss 😉.
7.6.22 - Mauritius
Nachdem wir mit einer Stunde Verspätung in Dubai gestartet sind, verläuft unser Flug planmässig und ruhig. Wir landen am Morgen um halb zehn, es geht entspannt zur Immigration und später zum PCR Test. Die Mauritier sind nett und freundlich, sprechen Französisch und Englisch und untereinander Kreolisch. Créole ist eine ehemalige Sprache der Sklaven und hat ihren Ursprung im Haitianischen. Keine Chance etwas zu verstehen. Eher nur ab und zu Brocken, dann wenn die Einheimischen übergangslos englische oder französische Ausdrücke untermischen.
Wir fragen einige Personen nach dem lokalen Bus nach Port Louis, der Hauptstadt. Vier Antworten fünf Meinungen - wir sind in Afrika 😂. Wir haben uns ausserhalb für drei Nächte ein Zimmer reserviert, um die 170000 Einwohner zählende Hauptstadt zu erkunden. Nach etwa eineinhalb Stunden erreichen wir mit einem lokalen "Überlandschüttler" die Hauptstadt. Wir nehmen uns ein Taxi zur Villa Alizze in Tambeau. Das kleine Guesthouse mit 11 Zimmern ist sehr sympathisch und Pamela die Gastgeberin erklärt uns bei einem Vanilletee die paar Dinge die man wissen muss. Wir haben ein schönes Zimmer direkt am kleinen Pool und fühlen uns gleich zu Hause. Nach 24 Stunden ohne Schlaf sind wir ein wenig durchgekaut, und lauschen erst mal ein bisschen an unseren Kopfkissen. Bis auf Hundegebell ist es in diesem Viertel sehr ruhig.
Da es in dieser Gegend keine Restaurants oder Läden gibt, werden wir von Hondo, dem Koch mit einem schönen Hauptgang mit Fisch auf Salat verwöhnt. Lecker. Wir schlafen tief und gut, bis auf ein paar Hundegebellintermezzi ist alles ruhig.
Und der Tag hat sooo gut angefangen....Nach einem grossen Frühstück bummeln wir zur Strasse und winken einem der Sammeltaxis die es auf der Insel zu Hauf gibt. Man streckt seinen Arm, das nächste hält an, man sagt wohin man will, und los gehts. Es sind normale Autos, manche wie Minibusse andere wie PKWs. Jede Strecke kostet 30 Rupien, was ca. 60 Rappen ist. In der Hauptstadt am Busbahnhof, ist die Endhaltestelle wo alle aussteigen.
Wir erkundigen die Altstadt, die Waterfront mit ihren lokalen Geschäften und dem hiesigen Kunsthandwerk, aber es hat nur sehr wenige Touristen. Es bräuchte unbedingt ein paar Kreuzfahrtschiffe, mit Touristen die mit Freude Souvenirs kaufen, denn wir haben den Eindruck, dass einige von den Händlern schon lange keine guten Geschäfte mehr gemacht haben. Aber wir können auch nicht jedes T-Shirt und jeden Sarong kaufen, nur weil sie aus super Qualität, mega günstig oder einfach wunderschön sind. Denn obwohl unser Indy sich immer noch in Bremerhaven rumtummelt, irgendwann werden all unsere Einkäufe wieder dort untergebracht sein müssen.
Wir besuchen den Zentralen Markt und haben direkt Lust einzukaufen. Richtig schönes Gemüse, nicht sehr exotisch zwar, aber schöne Rüebli, Kartoffeln, Zwiebeln, Okras, Gurken und Chilis, einige Früchte wie Orangen, Trauben und Äpfel und vor allem wahnsinnig schöne Granatäpfel, locken um selber zu kochen oder Müsli zu machen. Es gefällt uns! Wir bummeln durch einen alten Park, und sehen viele Hinterlassenschaften von Vögeln auf dem Boden. Wir beschliessen da auf keinen Fall auf einer Bank auszuruhen, denn auch die sind weiss vom Vogelkot. Wir hören sie schreien in den grossen Bäumen und schauen uns nach Papageien oder sonstigen grossen Vögeln um. Aber NO! Es sind Flughunde. Sooo cool. Die sind richtig gross und hängen in ganzen Familien in den Bäumen, spreizen ihre Flügel (sagt man bei Flughunden Flügel?) in der Sonne. Das haben wir ja noch gar nie gesehen. Super.
Um in die Villa Alizze zu gelangen, schnappen wir uns wiederum ein Sammeltaxi, laden da und dort noch andere Passagiere ein, oder lassen andere aussteigen. Der nette Fahrer lässt uns zu Hause am Strassenrand aussteigen und wir spazieren die etwa 500 Meter zu unserer Unterkunft. Direkt angekommen, merke ich, dass ich mein Natel nicht mehr habe. HILFE! Mein ganzes Leben ist auf dem Teil organisiert. Denn in der Hülle habe ich auch meine ganzen physischen Kreditkarten, und natürlich sämtliche online Zugänge zu Banken, Post etc. So ein Schei...aber auch. Wir gehen zurück zum Ausstiegspunkt, denn die Fahrer kehren nach einer etwa 10 Minütigen Schlaufe, wieder über diese Strasse zurück in die Hauptstadt. Ich bin eigentlich ganz positiv, dass wir ihn erkennen werden obwohl Tinu meint es sei ein weisses Auto gewesen, der Fahrer habe ein rotes Hemd und keine Maske getragen, ich hingegen denke es war ein blaues Auto, der Fahrer hatte ein blaues Hemd an und eine chirurgische Maske auf. Wir wären also an einem Tatort lausige Zeugen!! Wir stehen auf jeden Fall eine Stunde an der Strasse, doch leider können wir den Fahrer nicht ausmachen, obwohl die Autos hier langsam fahren. Vielleicht war er halt schon vorbeigefahren...Im Guesthouse werden wir gefragt ob wir Glück hatten - leider nein.
Aber wir wollen morgen zum Taxistand in der Stadt zurückkehren und schauen ob wir diesen Taxifahrer, der morgen wohl ein grünes Hemd tragen wird und wahrscheinlich auch ein gelbes Auto fährt, ausmachen können. Oliver der nette Gastgeber von der Villa meint, es könne gut sein dass wir Glück haben. Hier werde wenig geklaut. Und schliesslich habe ich im Zug nach Hamburg auch ein iPhone gefunden und ins Fundbüro gebracht. Vielleicht reicht also das Karma. Zur Sicherheit sperre ich also schon mal sämtliche Kreditkarten temporär und hoffe nun auf das Beste. Aber ansonsten war der Tag toll!
Geendet hat er mit frischen Langusten aus lokalen Gewässern und ein paar gepressten Trauben aus Südafrika. Also, alles gut.
8.6.2022 Mauritius
Heute wollen wir nebst den nächsten 99 Telefonaten um Kreditkarten zu sperren, eine neue SIM Karte zu bekommen, Codes zu bestellen und so weiter, vor allem etwas von Mauritius sehen. Wir fahren also mit dem Bus nach Port Louis, wo wir am Taxistand noch ein bisschen verweilen, vielleicht haben wir ja Glück und sehen den Taxifahrer von gestern. Wobei, eigentlich wissen wir nur sicher, dass das Auto Schiebetüren hatte und nicht die herkömmlichen und dass er innen hellbraun war. Nicht gerade üppig😜. Über den Rest wie Farbe des Fahrzeugs und Marke etc. haben wir ja keine Ahnung. Also blieben wir eine Weile da, verlieren aber nach einer halben Stunde die Geduld, und denken uns, wenn es hätte sein sollen, wäre er schon längst aufgetaucht.
Wir nehmen also den nächsten Bus nach Pampelmousse Gardens. Der Garten beherbergt eine große Vielfalt an tropischen Pflanzen, von denen viele einheimisch sind. Der Botanische Garten erstreckt sich über eine Fläche von 37 Hektar und ist der älteste Botanische Garten der südlichen Hemisphäre. Heute findet man hier mehr als 600 verschiedene Pflanzenarten, darunter 85 verschiedene Palmenarten, die aus verschiedenen Teilen der Welt hierhergebracht worden sind. Direkt zu Beginn des Parks gibt es ein Gehege für Riesenschildkröten und Rehe. Richtig cool ist der Teich mit den Amazonas-Riesenseerosen. Diese stammen, wie es der Name schon sagt, aus dem Amazonas-Gebiet und wurden dort von einem Deutschen Botaniker entdeckt, der diese Königin Victoria von England gewidmet hat.
Ihre Blätter können bis drei Meter Durchmesser haben und schwimmen auf der Wasseroberfläche. Man sagt, sie könnten das Gewicht von Babys tragen, was wir nicht ausprobiert haben. Die Blüte der Riesenseerosen öffnet sich nur an zwei aufeinanderfolgenden Tagen: Am ersten Tag ist die Blüte weiß und die Blume weiblich und lockt mit einem süßen Sekret Insekten an. Während die Insekten in der Blüte sitzen und sich am süßen Nektar erfreuen, schließt sich die Blüte. Autsch. Am nächsten Tag hat sich die Farbe der Blüte von weiß zu violett verändert, sie ist nun männlich und durch die Insekten bestäubt, öffnet sich wieder und das Insekt wird entlassen und kann zu einer neuen, weißen Blüte fliegen. Die violette, jetzt männliche Blume verwelkt, und wird ähnlich einer Mohnblume zu einem Blütenstamm mit ungefähr 500 neuen Samen. Was für eine verrückt-schöne Naturgewalt. Und sie sind zum niederknien grossartig. Die neuen Blätter wachsen mit Stacheln auf der Aussenseite, damit sie nicht von Fischen angefressen werden, pro Tag ca. 30 cm!! Ich bin begeistert!!
Ganz in der Nähe der Gärten gibt es das l'Aventure du Sucre, das Zuckermuseum. Hier kann man alles über den Zuckerrohranbau und die Herstellung erfahren. Aus einer Pflanze Zuckerrohr (= ca 20 Liter gepresster Zuckerrohrsaft) können bis zu 2 kg Zucker gewonnen werden. Wer ein geschältes Stück kaut, schmeckt den Beweis sofort. Unglaublich, wie süß so ein Stück vermeidliches Holz sein kann! Nach dem Zusammenschluss einiger kleiner Zuckerrohrproduzenten, gibt es jetzt nur noch deren drei auf der Insel. Sie betreiben neben dem Zuckerbusiness auch eine Destillerie für Rum (New Groove). Es gibt Zuckerdegustationen, wobei die Degustation des Rums eigentlich fast spannender ist...und weniger klebrig.
Zurück mit einem Express Bus in Port Louis, wollen wir nochmal beim Taxistand vorbei schauen. Wir stehen etwa 5 Minuten da, da kommt ein schwarzes Fahrzeug, der Fahrer öffnet die Schiebetür, innen ist es hellbraun und ich erkenne ihn sofort. Das ist unser Mann von gestern. Ich stelle mich vor, und erkläre ihm die Situation. Er ist geknickt, entschuldigt sich, dass er leider nichts gefunden hat. Ich glaube ihm sofort. Er ist eine ehrliche Haut und ich will ihn keinesfalls anschuldigen oder bloßstellen.
Wir fahren also mit ihm zurück zu unserem Guesthouse und wissen somit Bescheid. Alle Karten sperren, neue SIM Karte schicken lassen, online Banking sperren, das volle Programm. Da unsere Telefone mit der neuen Sunrise SIM Karte seit Deutschland eh nicht funktionieren, telefoniere ich mit Skype. Mehr oder weniger gut, manchmal, nachdem ich die ganze Story erzählt habe, verliere ich den Empfang und beginne von vorne. Diese Callcenter sind ja schon eine üble Sache. Man wird mit Russland, Pakistan oder Gott weiss wo verbunden. Aber Herr Schmitt von der Amexco hat dann doch den Vogel abgeschossen. Auf meine Frage, ob er mir die Ersatzkarte auch nach Südafrika senden kann, meinte er, das sei nicht teil seiner Schulung gewesen, er würde sie lieber nach Niederglatt schicken. Ich kann nicht mehr! ... und brauche noch einen Rum!

Was für eine verrückte Geschichte! Nachdem wir uns in der Villa Alizze vom wunderbaren Gastgeber Oliver verabschiedet haben, nehmen wir uns ein Taxi in die Hauptstadt. Dort wechseln wir auf einen "Express Bus" in den Süden nach Mahébourg. Bereits am Busbahnhof Mahébourg sehen wir das Türkise Meer. Schön. Ab und zu schüttet es, mal ist der Regen nur ganz fein wie Sprühnebel. Wir wechseln nochmal den Bus, der uns nach Blue Bay bringt. Ein kurzer Spaziergang bring uns in unser zu hause für die nächsten gut zwei Wochen. Es heisst Explora Prestige, hat vielleicht 12 Zimmer und einen schönen Innenhof mit kleinem Pool. Als wir ankommen, ist der Gastgeber Hans, schon ganz aufgeregt. Er sagt die Gesundheitspolizei hätte uns am Morgen gesucht und sei direkt im Guesthouse vorbeigekommen?!? Er wisse, dass es nicht um Covid gehe, aber es habe damit zu tun aus welchem Land wir eingereist seien. Dubai, Thailand? Wir wissen es nicht, aber die werden wohl nochmal vorbei kommen.
Dann habe die Polizei von Port Louis angerufen. Jemand hätte mein Telefon mit vielen Kreditkarten auf dem Posten abgegeben. Aber sie könnten mich nicht finden. Sie habens auf dem Telefon von Tinu versucht, was ja dank Sunrise immer noch nicht funktioniert. Sie hätten schon ganz viele Anrufe gemacht, bei der Flughafenpolizei, bei Einreisebehörden etc. und seien jetzt bei ihm gelandet in der Hoffnung mich zu finden. Zuerst hat Hans, der Gastgeber wohl gesagt, dass ich nicht hier wohne, weil die Buchung auf Tinu gelautet hat. Dann habe er aber beim Polizisten nachgefragt wegen Kontaktperson (die man bei der Einreise ebenfalls angeben muss) und das war natürlich Tinu. So haben sie die Verbindung gefunden. Verrückt, dass sich dieser Polizist soviel Mühe gemacht hat.
Ich rufe ihn also in Port Louis an, und er ist ganz begeistert mich endlich am Draht zu haben. Er meinte, als er das Telefon mit den vielen Karten gesehen habe, hätte er alles daran gesetzt, mich zu finden. Sonst wäre doch sicher mein Urlaub komplett ruiniert gewesen. Sooo nett! Jetzt hab ich mit ihm vereinbart, dass wir am Dienstag, wenn er wieder arbeitet, wieder den Bus nehmen und nochmal in die Stadt fahren. So richtig glauben, werde ich es erst wenn ich es in den Händen halte. Aber die Chancen stehen schon mal super! Ich liebe sie, diese Mauritier!
10.6. - Mauritius
Wir sind nun also im Süden der Insel, es ist eher frisch, die Einheimischen jammern, dass es im Winter immer so kalt ist und sie deswegen verschnupft sind. Ha, es handelt sich immerhin um lauschige 24 Grad. Aber der Wind ist stark und zum Baden ist es tatsächlich ein bisschen zu frisch. Die Wellen am Riff sind sicher drei oder vier Meter hoch und die kleinen Boote müssen aufpassen beim Queren des Riffs. Das Guesthouse ist heimelig und die Mitarbeiter sind sehr nett. Alles ist klein und familiär. Wir machen lange Spaziergänge, haben immer wieder Glück, dass wir es vor dem nächsten grossen Regen ans Trockene schaffen, am Abend sitzen wir auf der Veranda, schreiben, surfen im Internet, versuchen unsere Reisepläne auf die Reihe zu bekommen, da unser Frachter, noch weit und breit nicht in Sicht ist. Er ist ja noch nicht mal gestartet, und unser Indy steht immer noch am Hafen. Wir werden also mindestens 17 Tage an der winterlichen Küste Südafrikas überbrücken müssen. Tinu versucht unseren Flug zu verschieben, damit wir die Tage in Mauritius verbringen könnten. Es ist ein Scherz. Den Flug Mauritius - Johannesburg - Port Elizabeth zu verschieben, würde pro Person mehr als 4000.- kosten. Der Flug ab Hamburg über Dubai war nicht mal die Hälfte ...
Am Abend lernen wir in unserem kleinen Garten Bea und Pit kennen. Die beiden aus dem Seeland, sind seit 9 (!) Jahren mit dem Velo unterwegs und haben in dieser Zeit über 100'000 km in ca. 60 Länder "erfahren". Im Moment sind sie mit Rucksack und ÖV unterwegs. Wir haben interessante Gespräche - es ist schön mit ähnlich Gesinnten. Bea findet sogar heraus, dass wir gemeinsame Freunde haben! Chrige und Kölbi, die wir in Mexiko kennengelernt haben, sind beste Freund von den beiden. Die Welt ist ein Dorf. Auf jeden Fall ist es schön mit den zwei Velofreaks Zeit zu verbringen, mal Essen zu gehen, oder zusammen ein Glas Wein zu trinken.
Am Morgen bringen sie uns zum Airport, damit wir unser Mietauto übernehmen können und düsen weiter in Richtung Süden, wo sie ein paar Tage wandern wollen. Wir mieten uns also erst mal eine kleines Auto und erkunden die Insel. Sie ist wunderbar grün, riesige Zuckerrohrplantagen, reihen sich an Bananen und immer wieder sehen wir die grossen Mangobäume. Weil hier ebenfalls Winter ist, tragen die Mangobäume weder Blüten noch Früchte. Aber sie sind majestätisch gross und spenden Schatten für die kleinen Häuser der Einheimischen.
Wir kurven also der Küste entlang in Richtung Osten, die Strassen sind mehrheitlich gut bis sehr gut - ein bisschen wie Cruisen an der Côte d'Azur. Mauritius erinnert uns immer wieder an Madagascar - üppig grün, die Menschen dunkel aber nicht negrid sondern eher tamilischer oder indischer Abstammung (2/3 der Mauritier), alle freundlich aber unaufdringlich und hilfsbereit, immer wieder mal schöne Kolonialhäuser, aber bestimmt weniger arm als auf der grossen Nachbarinsel. Als wir zum Guesthouse zurückkehren, sind wir beinahe die einzigen Gäste. Von den ca. 12 Zimmern oder so, sind nur noch drei besetzt. Ein junges Paar aus Los Angeles hat gerade mit ihrem kleinen Sohn eingecheckt. Natürlich kommen wir ins Gespräch und die beiden sind seit vielen Stunden unterwegs. Los Angeles ist ja gefühlt einmal ringsum. Sie haben aber in Zürich einen zweitägigen Stop over gemacht, um ein bisschen auszuruhen und noch etwas anderes zu sehen. Sie haben im Hotel Opéra beim Opernhaus übernachtet. Echt jetzt? Die Welt ist definitiv ein Dorf ...
14.6. Mauritius
Heute ist Telefontag. Ich hoffe, tatsächlich mein Mobile zurückzubekommen und bin eigentlich guten Mutes. Wir fahren los, mit der Adresse der Hauptpolizei Dienststelle in Port Louis in der Tasche, wo Mr. Allear offenbar arbeitet. Nach einer knappen Stunde fahrt, haben wir im Zentrum einen guten Parkplatz gefunden und bummeln los in Richtung Head Quarter. Dort empfängt uns ein netter Polizist und fragt nach unserem Anliegen. Er ruft Mr. Allear an, und meint der arbeite in der kleineren Polizeistelle am Immigration Square. Ein kurzer Spaziergang bringt uns dorthin, und wir fragen den Polizisten am Eingang nach Mr. Allear. Volltreffer - er ist es höchstpersönlich.
Froh, nach den Anrufen bei der Botschaft, beim Immigration Office, bei der Gesundheitsbehörde und in unserem Guesthouse, mich endlich zu sehen. Sogar über Facebook hat er gehofft mich und meinen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. So viel Einsatz von einem Polizisten, der einen Touri sucht wegen einem Telefon. Ich bin beeindruckt! Ich muss kurz noch einen Abholschein unterschreiben, dann gehört das Telefon wieder mir. Komplett mit allen Kreditkarten und der ID. Viiiiielen herzlichen Dank! Nicht mal das Trinkgeld will er annehmen, dabei bin ich doch so froh, dass er keine Mühe gescheut hat, mich zu suchen. Wir geben ihm das Geld trotzdem, und überlassen es ihm, was er damit tut, oder wem er es möglicherweise gibt. Thanks a lot! Great Mauritian People. Der Eigentliche Dank gehört dem Finder, der das Telefon der Polizei übergeben hat. Unbekannterweise auch hier ein "thanks a lot"!
Wir bummeln noch etwas durch die Stadt und fahren später in Richtung Norden zu den berühmten Stränden von Grand Bay. Wir plantschen am öffentlichen Strand, das Wasser ist glasklar und vielleicht 24 Grad warm.
Unterwegs sehen wir ein Schild "Vallée de Ylang Ylang". Das letzte mal, dass wir eine dieser Duftplantagen gesehen haben, war 1993 in Madagascar. Ylang Ylang, ist eine Blüte des gleichnamigen Baumes, der als Basis zu Parfum Herstellung dient. Duftet wunderbar einzigartig. Wir haben damals eine Blüte in unserem Reiseführer zwischen den Seiten gepresst, und auch viele Jahre später war der Duft noch zu riechen.
Wir halten an einer ganz kleinen Distillerie, bei Josseline. Sie begrüsst uns und meint, wir dürften gerne ihren kleinen Garten und die Destillerie besichtigen kommen. Sie ist ein einfrau Unternehmen und sie sammelt in der entsprechenden Saison, Ylang Ylang, Eukalyptus, Verveine, Zimtblätter, Frangipani, Rosmarin und Bergamotte am Hügel hinter ihrem Haus (meine Bilder sind aus dem Internet, da im Moment Winter ist, und natürlich nichts blüht). Daraus gewinnt sie hochwertige Öle, macht daraus Seifen oder verkauft die Essenzen. Wahnsinnig einfach und doch so genial. Die Distille ist alt und rostig, erfüllt aber jederzeit ihren Zweck. Sie weiss viel über die Heilpflanzen zu erzählen, gibt uns immer wieder Blätter oder Blüten um daran zu riechen. Sie will nichts für die Führung, aber wir kaufen ihr ein paar Seifen und Öle ab - damit ist der Duft unseres Indys über weite Distanz gesichert.
15./16.6 Mauritius
Wir geniessen die Tage in Mauritius und das Auto. So klein wie es ist, gibt uns die Freiheit etwas grössere Distanzen zu erkunden. Im Vallée de Ferney machen wir eine Wanderung von 10km über Stock und Stein und über Hügel und durch Bäche. Wie jeden Tag ist es ab und zu heiss und dann werden wir wieder von einem kurzen Tropenregen überrascht, kurz geduscht oder nur von feinem Sprühnebel erwischt. Aber warm bleibt es trotzdem, somit ist das kein Problem. Wir trocknen in Nullkommanichts. Die Landschaft auf Mauritius ist saftig grün, obwohl nur noch 2% des Primärwaldes übriggeblieben sind. Jetzt sind die Hügel vor allem von Palmen, den silberfarbigen Stämmen von Eukalyptus und Mangobäumen bewachsen. Viele grosse Nonis (indische Maulbeerfrucht) prägen ebenfalls das Waldbild, aber auch die sind natürlich vom Menschen gepflanzt oder durch Vögel oder Flughunde weiterverbreitet worden. Die Frucht des Nonibaumes hat hier übrigens fast die gleiche Bedeutung wie bei uns die Aloe Vera. Ihr Gel hat ebenfalls eine heilende und kühlende Wirkung - sagt man.
Das Geo-Reservat des Vallée de Ferney versucht dieser Entwicklung entgegen zu wirken, und pflanzt in Treibhäusern die ursprünglichen Bäume an, und setzt sie, wenn sie gross genug sind, wieder aus. Aber auch hier im Tal sind es vor allem Zuckerrohrplantagen und einige Felder von Zucchetti die den Bauern das Überleben sichern.
Am Folgetag machen wir wieder eine grosse Tour über die Insel. Diesmal in den Südwesten. Obwohl wir nur 190 km fahren brauchen wir den ganzen Tag. Wir besuchen die Strände von Le Morne und von Tamarind. Das Meer ist auch hier wunderbar klar und türkisblau. Am Strand von Le Morne sind bedeutend mehr grosse Hotels angesiedelt als bei uns in Blue Bay. Entsprechend gross ist das Angebot von Segelschiff-, SUP- und Surferequipement Vermietungen. Wir besuchen die "7 coloured Earth of Chamarel". Die siebenfarbige Erde und den grössten Wasserfall der Insel im Black River Gorges Nationalpark, mit einzigartigen Micro-Klima. Wir sehen viele Flughunde und grüne Sittiche und natürlich den berühmten, siebenfarbigen Felsen.
Die Insel hat einen entspannten Groove. Eile oder Stress ist hier bis auf die Staus im Feierabendverkehr nicht vorhanden. Trotzdem ist es bereits eine gute Angewöhnung an Afrika. Alles geht seinen langsamen Gang, die Mitarbeiter in den Restaurants und bei uns im Guesthouse sind mehr oder weniger motiviert. Scheinbar ist es auch hier schwierig, gute Mitarbeiter in der Gastronomie zu finden. Sie bringen zwar die bestellte Karte oder Ware, aber bis auf einige lobenswerte Ausnahmen haben sie auch hier den Zusammenhang zwischen "Lächeln und Trinkgeld" noch nicht verstanden. He nu. Auch daran werden wir uns in den nächsten Monaten noch gewöhnen.
Übrigens gibts es News von der Reederei. Das neuste Update zu unserem Frachter "Morning Celesta"; Ankunft am Sonntag 19. Juni in Bremerhaven 15.30 Uhr. Das würde zumindest die Hoffnung aufrecht erhalten, dass sie am 21. aus dem Hafen ablegt in Richtung Südafrika, im Idealfall mit unserem Auto an Bord.


17.6. - 25.6. Mauritius
Die Tage auf der Insel plätschern für uns so dahin. Frühstück im Garten, Wettercheck - oft ist es sehr windig und deswegen auch kühl. Es reicht aber für einen langen Spaziergang am Meer oder in den Zuckerrohrplantagen, manchmal führt uns ein Abstecher in den kleinen Dorfladen um Kleinigkeiten einzukaufen, ansonsten liegen wir mal am Strand, Tinu geht schwimmen, oder wir haben Büroarbeiten zu erledigen.
Einmal, Tinu hat sich eine dieser seltsamen Tauchmasken die das ganze Gesicht bedecken im Guesthouse geborgt, paddelt er im türkisblauen Wasser umher und sucht nach bunten Fischen. Ein Einheimischer spricht ihn im Wasser an und sagt, er hätte seine goldene Halskette mit drei goldenen Medaillons soeben verloren, und ob Tinu mitsuchen würde. Das Ketteli ist schnell gefunden, und Tinu findet sogar eines der Medaillons, aber die anderen bleiben leider verschwunden im Sand. Der Einheimische, Sao wie er sich vorstellt, bedankt sich aber für die Hilfe und bringt uns später zwei Kokosnüsse vorbei. Am übernächsten Tag will Tinu nochmal nach Gold tauchen, und findet tatsächlich auf Anhieb nochmal eines der Medaillons. Wie gut, dass er die Stelle mit Steinen markiert hat, so war trotz Wellen das Glück auf seiner Seite. Sicherheitshalber haben wir am Vortag noch die Telefonnummer von Sao notiert - und konnten ihn kontaktieren. Er hat sich sehr gefreut, es seien Geschenke seiner Mutter und Grossmutter gewesen.
Da unser Indy noch mehr Verspätung hat (mittlerweile soll er am 15.6. ankommen), "müssen" wir uns überlegen, wie wir die Zeit überbrücken wollen. Da wir die Flüge nicht umbuchen können, haben wir nun für eine Woche ein Zimmer in Johannesburg gebucht, dann übernehmen wir wieder ein kleines Auto und machen uns auf den Weg zur Panoramaroute. Diese Strecke in den Bergen soll wunderschön sein, aber mit unserem Auto liegt sie später nicht am Weg, deshalb bietet sich an, die Route vorweg zu nehmen. Wir buchen also noch ein paar Hotels für unterwegs und dann nochmal zwei Nächte in Jo'burg. Natürlich brauchen wir auch noch ein Hotel in East London und so weiter.
Zudem schickt mir meine Freundin schon mal Fotos von all meinen neuen Kreditkarten die mittlerweile in Niederglatt eingetrudelt sind (an dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Nikita und Cynthi fürs Organisieren! Ihr seid super!). Ich bin somit wieder Teil der Kreditwürdigen, und kann die diversen angedrohten Rausschmisse gerade noch abwenden. Netflix, Apple ID & Co. schätzen es nicht, wenn die hinterlegten Kreditkarten gesperrt sind und Gebühren nicht abgebucht werden können. Auf jeden Fall kann ich Diverses schon wieder zum Laufen bringen, sogar das Online Banking erkennt mich wieder. Schön wieder dabei zu sein😅.
Beim Bummeln auf den leeren Strassen in Blue Bay werden wir doch tatsächlich von der Polizei in einem fetten Geländewagen angehalten. Wir trügen keine Masken - wie ungefähr 50% der Menschen hier - und dies sei nun mal Vorschrift. Wir sind doch offenbar von einer Überwachungskamera erfasst worden, und dann seien sie leider gezwungen auszurücken. Was dann folgt, ist ein etwas abstruser Dialog:
Polizei: Aus welchem Land seid ihr?
Wir: Aus der Schweiz.
Polizei: Habt ihr eine ID oder einen Pass dabei ?
Ich: Nein.
Tinu: Ja. Er übergibt ihm den Fahrzeugausweis aus der Schweiz.
Polizei: Wie lange seid ihr noch da?
Wir: Bis Montag.
Polizei: Sie müssten uns leider büssen, allerdings würden sie uns nur eine Busse auf-
brummen, obwohl wir ja beide die Masken nicht auf hatten...Das macht 2000
Rupien, also etwa 45.-
Wir: Schmollen ein bisschen, fragen aber dann doch wie und wo wir das bezahlen
sollen.
Polizei: Im nahen grösseren Ort Mahébourg, auf der Polizeiwache
Wir: ok. ist dort heute geöffnet?
Polizei: Nein, am Montag wieder.
Wir: Aber am Montag fliegen wir um 9.00 Uhr nach Johannesburg, und müssen dafür bereits um 6.00 am Flughafen sein.
Polizei: ...überlegt und sagt: na dann bezahlt ihr die Busse einfach nicht.
Wir: oookkeyy? Geht das? Wir möchten dann nicht am Flughafen verhaftet werden
weil wir noch offene Rechnungen haben?
Polizei: Lacht. Nein, so vernetzt sind sie nun doch nicht.
Wir: Wäre es dann nicht besser, den Bussenzettel gar nicht erst zu schreiben, wenn wir
sowieso nicht bezahlen werden?
Polizei: Nein, da auch der Chef die Überwachungskameras sieht, müssen sie natürlich ihrer
Pflicht nachgehen. Zumindest pro Forma.
Wir bekommen also diesen Bussenzettel und werden nochmal ermahnt, die Masken immer zu tragen. Also auch draussen etc.🤪. Das werden wir natürlich in Zukunft immer machen, und wir verabschieden uns alle lachend. Sie sind nett die Polizisten auf Mauritius. Immer wieder!
Zum Glück sind Bea und Pit immer noch im Guesthouse. Wir verbringen unterhaltsame Abende im Garten, gehen zusammen Essen, und erzählen uns bei einigen Gläsern Wein von unseren vielen Reiseerlebnissen. Da kommen gut und gerne 15 Jahre Langzeitreise zusammen und entsprechend viel wird gelacht, gestaunt oder mitgelitten. Jetzt verbringen wir die letzte Tage hier und fliegen am Montag am 27. weiter nach Jo'burg. Die zwei machen sich auf den Weg nach Rodriguez - der Nachbarinsel von Mauritius. Später wollen sie für zwei oder drei Monate nach Madagaskar und dann irgendwo ihre Tochter treffen. Vielleicht sogar in Namibia. Die beiden sind ein bisschen angefixt von einer Reise im Dachzelt und organisieren jetzt auch ihre weiteren Monate. Es gibt also immer was zu tun, zu organisieren oder zu erledigen - für uns alle.
Reiseberichte von den letzten 9 Jahren von Bea & Pit:
26.6. Mauritius - Johannesburg
Wir verbringen einen letzten Abend in unserem Guesthouse Explora Prestige und werden von Hans, dem Gastgeber zum Abendessen eingeladen. Es ist wohl äusserst selten, dass jemand so lange bei ihm wohnt. Die meisten kommen nach der Ankunft oder vor dem Abflug für eine Nacht, weil das Haus nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt ist. Also kocht uns Vicky, der Koch, ein Überraschungsmenü, welches sich als absoluter Knaller entpuppt. Es gibt super feine Hühnerbrüstchen, Scampis und Calamaris - jedes an einer eigenen, hausgemachten Sauce - dazu ein richtig frischer Salat aus allerlei Gemüse und supergute Pommes. Echt lecker. Später Glace mit frischen Beeren, wir wissen nicht was für welche, auf jeden Fall süsse. Wir nehmen mit Bea und Pit ein allerallerletztes Glas Wein und verabschieden uns. Es war toll, dass die beiden gleichzeitig dort waren, und wir sind alle sicher, dass wir uns wieder sehen werden. Irgendwo - irgendwann- in Afrika. Vielleicht in Namibia. Bis dann ihr Lieben, wir freuen uns darauf!


Fazit Mauritius:
Mauritius ist eine tolle Ferieninsel, die viel zu bieten hat. Vielleicht müsste man eine andere Jahreszeit wählen, denn fürs Schnorcheln oder Tauchen war das Meer zu aufgewühlt und der Wind war kühl. Das Wasser ist aber glasklar und türkis und es hat wenig Abfall an den Stränden. Die Menschen sind nett, höflich und nie aufdringlich. Es gibt Einiges zu sehen und erleben, mit Mietauto oder ÖVis ist die Insel gut zu entdecken. Wir haben uns immer sicher gefühlt, ob am Tag oder am Abend und wir hatten nie das Gefühl, über den Tisch gezogen worden zu sein. UND die Polizisten sind nett! So richtig!

Am Morgen geht es für uns bereits um 6.00 Uhr zum Airport. Schnell ist das Gepäck aufgegeben, Security Check gemacht und wir gehen zum Gate von Air Mauritius. Es ist kein allzu grosser Flieger (A350), und er ist nur 2/3 voll. Wie praktisch! Der Sitz direkt neben uns ist frei und wir können uns ein bisschen ausbreiten. Viel mehr Platz als in der Edelweiss und zudem viel bequemer. Innerhalb von vier Stunden landen wir in einer anderen Welt - Johannesburg.
Colleen, unsere Gastgeberin von Airbnb schreibt, sie habe den Schlüssel am Empfang des Hotels 12Decades hinterlegt, welches im gleichen Haus wie unser Zimmer ist. Wir sind rasch eingereist, bekommen drei Monate Visum für Südafrika, und nehmen uns ein Taxi, nachdem die Uber App nicht funktioniert hat. Die Autobahn in die Stadt ist breit und übersichtlich, der Verkehr mässig. Natürlich verfolgen wir unsere Fahrt auf der App "maps.me", damit wir wissen, ob der Typ uns wirklich in die richtige Richtung fährt. Alles in Ordnung, nur die Gegend wird immer wüster, Weisse sieht man gar nicht mehr und es wird deutlich, dass wir in einem Viertel ein Zimmer reserviert haben, dass vielleicht nicht allererste Wahl ist. Junge Schwarze lungern überall herum und stehen zu Gruppen in ihren Hoodies an allen Ecken.
Wir steigen aus, und schauen in einen düsteren, wenn nicht komplett finsteren langen Eingang in einem alten Industriebau, und sehen wohl, dass das Hotel 12Decades an der Fassade angeschrieben ist. Wir haben den Eindruck, als würden wir eine fensterlose Garage oder eine Werkstatt betreten. Ein komplett schwarzer Korridor, eine komplett finstere Reception...wir gehen also langsam in die Dunkelheit und die Augen müssen sich erst an das wenige Licht gewöhnen. Gerade nicht so, hab ich mir die Ankunft vorgestellt. Ich sag mall "hallo, ist da jemand" und ca. 50cm vor meinem Gesicht sagt jemand hallo. Huch! Aber der Typ ist halt auch vollkommen schwarz und so ist er in der Dunkelheit nicht auszumachen. Ja meint er, es sei halt Stromausfall aber er habe unseren Schlüssel für Studio 334. Na immerhin. Natürlich geht der Lift nicht, und ich danke Steve Jobbs insgeheim dafür, dass er unsere iPhones mit einer Taschenlampe ausgerüstet hat. Im ersten Stock ist ein Parkhaus, es riecht auch entsprechend, im zweiten Stock ist irgendwas mit Fashion und Design, und im dritten soll unser Studio sein. Gaaaanz am Ende des düsteren und dunklen Korridors, mit Blick in einen heruntergekommenen Innenhof, finden wir Türe 334.
Ein richtig cooles Studio im Stil einer Betonloft, mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, mit allem was man braucht und sehr sauber, allerdings kalt wie eine unbewohnte Skihütte im Januar. Wir vergessen immer, dass Johannesburg auf fast 1800 m.ü.M. liegt, was so das Pendant zu Pontresina ist und schliesslich befinden wir uns mitten im Winter. Auf einer Schiefertafel im Eingang steht ein Willkommensgruss von Colleen, es gibt verschiedene Tees und Kaffeepulver, viele Gewürze und eine restlos saubere Küche, falls man selber kochen möchte. Zum Glück hat unsere "Suite" ein Fenster zum schmutzigen Hof, so haben wir zumindest ein bisschen Tageslicht. Allerdings kommt eben durch dieses Fenster die kalte Luft. Es schliesst nicht richtig und isoliert ist es sowieso nicht. Es gibt einen Heizstrahler, der natürlich nur mit Strom funktioniert, aber wir stecken ihn schon mal ein, falls etwas durchs Kabel kriechen sollte.
Also das war ja mal ein Start. So ein Viertel und dann gleich im Dunkeln, vielen Dank. Wir wollen gleich mal runter und unser Quartier besichtigen. Colleen heisst uns per SMS herzlich willkommen, und bittet uns, für alles was ausserhalb der Fox Street liegt ein Taxi oder ein Uber zu bestellen. Es sei nicht sicher in Jo'burg. Aha. Wir tingeln also pflichtbewusst nur der Fox Street entlang, und auch einer der Ladenbesitzer ermahnt uns, nicht weiter zu Fuss zu gehen. Jo'burg sei leider nicht sicher. Wir essen also einen ersten Happen beim grossen gelben M, und gehen wieder zurück zum "Hotel". Immerhin gibt es ein paar Restis nur einen Steinwurf von uns entfernt und am Tag werden wir uns in anderen Vierteln aufhalten. Ich frag mich gerade, warum wir sechs Nächte in dieser Stadt gebucht haben und warum genau in diesem Viertel. In irgendeinem Bericht von einem dieser selbsternannten deutschen Reiseblogger, hatte ich gelesen, dass sich das Viertel Maboneng von einer früheren "No go" Region, zu einem hippen Künstler- und Musikerviertel entwickelt hat. Man sollte einfach nicht jeden Mist glauben.
Auf jeden Fall überlegen Tinu und ich uns schon mal Alternativen. Diese günstige Unterkunft einfach sausen lassen und etwas anderes buchen? Den Jo'burg Aufenthalt abkürzen und eher ein Mietauto nehmen? Überhaupt früher nach East London fliegen - allerdings kommt unser Indy nicht vor dem 15. Juli an und East London ist offenbar auch keine Perle...Am Abend gehen wir erst mal direkt auf der anderen Strassenseite im Restaurant "Ravioli" etwas Essen. Immerhin ist unser Überleben schon mal gesichert, denn auf die andere Strassenseite werden wir ja wohl auch im Dunkeln kommen.
Am Morgen hat sich dank Strom unser Zimmer zumindest ein bisschen aufgewärmt. Wir sind jetzt vielleicht bei etwa 16 Grad. In der Nacht fällt das Thermometer hier nämlich auf den Gefrierpunkt. Somit können wir uns nicht beklagen. Wir wollen heute eine Hop on- Hop off Bustour machen. Dazu müssen wir in den Norden der Stadt wo die Touren beginnen. Wir haben Mühe einen Uber zu finden der uns abholt. Ob das am Viertel liegt? Wir wissen es nicht, aber auf jeden Fall wird es eng mit der Bustour, da wir auch noch nichts gegessen haben. Wir beschliessen, da wir eh nichts soviel wie Zeit haben, die Tour zu verschieben und uns heute mal auf die Region Rosebank zu beschränken. Eine total andere Welt im Vergleich zu unserem Viertel. Schöne Shopping Malls, tolle Restaurants und Hotels wie Hilton, Hyatt & Co. sind hier zu Hause. Die Bevölkerung ist vorwiegend weiss. Wir bestellen in einem schönen Café was zu Essen und bummeln durch die Supermärkte die Südafrika zu bieten hat. Wir sind ganz euphorisch - unser Indy wird nach dem ersten Einkauf aus allen Nähten platzen. Es gibt wirklich sehr schöne Lebensmittel und uns wird es, dank den monetären Möglichkeiten, zumindest in diesem Land an wirklich nichts mangeln.
Am Abend wollen wir wieder bei uns über die Strasse in ein Resti zum Abendessen. Ein uniformierter Typ kommt angerannt und fragt uns, ob wir ein Ticket hätten. Ähm nein, was für ein Ticket? Also das sei ein Gesetz, dass man immer einmal die Woche für die ganze Woche ein Ticket ziehen müsse, und das sei für die Sicherheit in den Strassen. Man müsse natürlich nichts bezahlen, aber das sei so etwas wie ein "Passierschein". Er zeige uns, wo wir den bekommen könnten, der sei ja umsonst. Ich stelle mir vor, dass es für sowas wie die Unterstützung einer Bürgerwehr oder Ähnlichem dient. Er führt uns also an unserem Hotel vorbei, macht dabei dauernd einen auf Stress, und zeigt uns einen Bankomaten in einer finsteren Strassenecke, wo noch ein paar Typen herumlungern. Wir bräuchten nur die Visakarte zu scannen, das würde schon reichen. Ich sag zu ihm, dass mache aber gar keinen Sinn, wenn man eigentlich nur vom Hotel über die Strasse möchte - aus Sicherheitsgründen wohlverstanden - man dann um den halben Block müsse für das Ticket? Er geht darauf nicht ein, und bedrängt Tinu seine Visa Karte zu zücken. Nun der meint, er habe keine Kreditkarten hier, die seien alle im Hotel, und als sie auf mich zeigen, winke ich ab. Wenn der wüsste - ich hab ja sowieso keine Kreditkarten mehr... Wir sagen ihm also, dass wir zuerst ins Hotel müssten, was ihm gar nicht passt. Er sagt, er begleitet uns, was uns auch nicht passt, deshalb wartet er vor dem Eingang. An der Reception angekommen, fragen wir einen der Männer, die für das Hotel 12Decades zuständig sind, wie sich das mit dem "Passierschein" verhalte. Der meint schulterzuckend, den gäbe es natürlich nicht. Man müsse in den Strassen grundsätzlich nichts bezahlen. Wir erzählen ihm von dem Uniformierten und er kommt mit uns vors Haus. Natürlich ist der Typ verschwunden, und netterweise begleitet er uns noch bis vors Restaurant. Im Restaurant besprechen und überlegen wir, was uns soeben passiert ist. Wir nehmen uns vor, uns nicht mehr drängen zu lassen, denn mit Zeit und Nachdenken, kann man die Gauner sehr gut selber aushebeln. Wenn wir ihm gesagt hätten, er soll uns mal in Ruhe das Gesetz erklären, wäre er bestimmt abgehauen. Sie wissen um die Macht des Druckes rundum die Unwissenheit der Touris. Aber gerade total von Gestern sind wir ja auch nicht. Wir stossen auf unseren ersten Sieg gegen Afrika an, und sind sicher, das nächste Gefecht wird nicht lange auf sich warten lassen. Solche Diskussionen gehören hier zum Alltag als Reisender, zumindest in Städten und an Grenzen. Aber wir werden dazulernen und bereit sein 😎.
Im Ravioli bemerken wir auf einmal, wie Kellner Kabel bereitlegen und Leitern hervorholen. Wozu das denn? Uns fällt auf, dass es sich so ungefähr um den gleichen Zeitpunkt handelt wie am Vorabend, als der Strom ausgefallen ist. Und zack, alles weg. Dank den Gasfeuern, die in diesem Restaurant die Dunkelheit und die Kälte vertreiben sollen, sieht man überhaupt noch die Hand vor Auge und vor allem das Teller. Wir loben den Kellner für seine Weitsicht, aber er meint, das werde jeden Tag im Radio durchgegeben. Der Strom fällt nicht aus weil das Netz überlastet wäre oder Reparaturen gemacht würden, nein es hat einfach nicht genug Strom. Somit wird meistens zwischen 12.00 und 14.00 und abends zwischen 20.00 und 22.00 der Strom abgestellt. Dann laufen die Notstromgeneratoren dort wo man sie braucht, und anderswo brennen Kerzen, leuchten Taschenlampen oder Handys.
Wieder was verstanden und enträtselt. Vieles wird noch folgen. Aber wir huschen zurück über die Strasse, in unser kühles Daheim, und aus PET-Flaschen werden Bettflaschen und dann passt das schon!
29.6. - 30.6. Johannesburg, die Stadt des Goldes
Zum Glück ist es im kühlen Johannesburg immer strahlend blau und trocken. Wir beschliessen dem Zoo einen Besuch abzustatten. Eigentlich schwören wir uns fast nach jedem Zoo Besuch im Ausland, dass das ausserhalb Singapur und Zürich der letzte war, denn die sind meistens ziemlich deprimierend! Aber wir haben viel Zeit und wollen ihm eine Chance geben. Nachdem die Uber Bestellung besser geklappt hat düsen wir los ins Stadtzentrum. Wirklich mitten in der Stadt auf 55ha ist der Zoo angelegt. Wir werden nicht enttäuscht. Die Gehege sind gross, die Tiere sehen wohlgenährt und gepflegt aus. Überall sind Handwerker an Zäunen, Gehegen, Parkanlagen oder Wegen zu Gange.
Zum Leidwesen des Zoos sind nur sehr wenige Besucher vor Ort, aber es ist halt auch nicht Wochenende und zudem noch Schulferien. Für uns gibt es aber viel zu sehen, und es ist schön mal an der frischen Luft ein paar Schritte zu gehen.
Abendessen gibt es wieder im Ravioli. Wir zählen dort schon zu den Stammgästen. Da bei uns im Hotel bereits Stromausfall war, wissen wir, dass es im Resti ebenfalls so sein wird. Denn dies betrifft immer das ganze Quartier. An diesem Tag von 18.00 bis 20.00. Natürlich gibt es dann auch nicht die ganze Karte. Sie haben aber die Möglichkeit auf Gas auszuweichen. Aber alles was aus dem Ofen oder der Friteuse kommt, ist dann kurzzeitig "aus". Egal, sie haben immer grosse Gaswärmelampen im Restaurant brennen - für mich das wichtigste Argument😊. Aber wir sind allgemein nicht mehr ganz so durchgefroren wie am Anfang. Am Nachmittag im Zoo war es richtig sonnig und der Wind hat nachgelassen. Sogar bei uns im Zimmer ist es mittlerweile bestimmt 18 Grad. Daumen hoch dem Wetter!




Heute wollen wir die verschobene Hop On- Hop Off Tour vom Dienstag nachholen. Wir ubern uns nach Rosebank zum Startpunkt der Tour. Nebst uns hat es noch zwei andere Paare und das wars. Johannesburg im Winter ist echt nicht überlaufen. Dank Sonne hat es vielleicht knapp 20 Grad, und wir können auf dem offenen Deck des Buses sitzen. Es gibt Ohrstöpsel und kann losgehen.
Wir sehen zuerst die Viertel im Norden der Stadt, mit ihren grossartigen Villen, die in der Regel von hohen Mauern mit Stacheldraht oder sogar zusätzlich elektrischen Zäunen umgeben sind. Die Strassen sind gut und Boulevards gesäumt von riesigen Jacaranda Bäumen, die vor bald einem Jahrhundert gepflanzt wurden. Im Sommer blühen sie violett und es ist bestimmt eine Pracht durch die Alleen zu fahren. Leider brauchen die Unmengen Grundwasser, daher hat die Stadt entschieden, dass sie nicht mehr ersetzt werden, sollten sie gefällt werden müssen. Denn Jo'burg hat ein Wasserproblem. Mittlerweile hat die Stadt über 6 Mio. Einwohner und liegt weder an einem Gewässer noch ist ein Hafen in der Nähe. Es muss also alles mit Lastwagen auf die 1800 m.ü.M. gelegene Stadt transportiert werden. Wasser kommt durch eine Pipeline aus einem Reservoir in Lesotho, mehr als 350 km weg.
Elektrizität ist, wie wir schon bemerkt haben, ebenfalls ein Problem. Der Verbrauch steigt und steigt, aber 80% des Stroms wird immer noch mit Kohle erzeugt. Daher gibt es nie genug, und diese täglich verordneten Stromsparmassnahmen, wo die Elektrizität einfach über mehrere Stunden abgestellt wird, wurden eingeführt. Strom ist in Jo'burg die Sache einer Privatfirma , die mittlerweile 430 Milliarden (!) Schulden angehäuft hat. Da ist wohl nichts mehr zu erwarten.
Wir kommen am See des Zoos vorbei, am Militärmuseum und halten am Constitution Hill. Auf diesem Hügel liegt die grosse Gefängnisanlage in der einst Nelson Mandela, nebst Robben Island vor Kapstadt, seine Strafe als Führer des ANC abgesessen hat. Wir besichtigen die üblen Gefängnisräume die aus 1860 stammen, das Frauengefängnis, die Isolierzellen und sehen Filme mit Interviews vieler ehemaliger Insassen. Sogar Ghandi war hier einmal unfreiwilliger Gast - Auszug aus dem Internet:
Wie Gandhi einmal selbst gesagt hat, war Südafrika ein grundlegender Meilenstein in seiner persönlichen Entwicklung. Er verbrachte ganze 21 Jahre in Südafrika, welche in der Zeit von 1893 bis 1914 lediglich von kurzen Aufenthalten in England und Indien unterbrochen wurden. In dieser Zeit verwandelte sich der schüchterne junge Mann, der gerade erst die große juristische Staatsprüfung bestanden hatte und nun eine erfolgreiche Kanzlei für Minderheiten führte, in den Mann der Indien in seine Unabhängigkeit leiten und eine weltweite Entkolonialisierungsbewegung in Gang setzen sollte.
Ein Schlüsselmoment war ein damals alltägliches Vorgehen am Pietermaritzburg Bahnhof, wo Gandhi aufgrund seiner Hautfarbe aus einem weißen Zugabteil verwiesen wurde, was wiederum Dinge in Bewegung setzte sollte, die Jahre später das Aussehen der Welt für immer verändern würden. Denn dieser Zwischenfall war es, der Gandhi dazu bewegte, über die damals allgegenwärtigen Rassendiskriminierungen nachzusinnen. Das war auch der Anfang zahlreicher pazifistischer Demonstrationen, Prozesse und in Folge davon Gefängnisaufenthalte, in dem Versuch die Rechte der indischen Gemeinschaft zu stärken. Der passive Widerstand: Satyagraha („Macht der Wahrheit“ in Sanskrit) war geboren und nahm von Südafrika aus seinen Weg nach Indien und schließlich in die ganze Welt
Wir wechseln den Bus und fahren gemütlich in Richtung Süden der Stadt. Viele Hügel die mit Gras bewachsen sind, fallen uns auf. Offenbar ist das der Aushub der alten Minenschächte aus der Zeit als man direkt hier auf Gold gestossen ist. Daher ist die Stadt überhaupt entstanden. Ausländische Schatzsucher sind in diese Gegend gekommen, auf der Suche nach dem grossen Reichtum entweder durch Goldschürfen oder in den Platinminen. Die Häuser werden kleiner, die Zäune auch, oder es sind riesige Wohnsilos, Abfallhaufen am Strassenrand sehen wir öfter und sie werden grösser. Die Audio-Sprecherin braucht häufiger Ausdrücke wie "kosmopolitisch", "Schmelztiegel der Nationen", "wo sich Chancen für jedermann bieten" und man "gross Träumen darf". Eigentlich weiss man dann schon Bescheid. Man ist in der ärmsten Gegend der Region und somit auch in der Nähe unseres Wohnviertels...Später kommen wir an einem grossen Vergnügungspark vorbei dem "Golden Reef". Achterbahnen, Karussell und Zuckerwatte und natürlich ein riesiges Casino. Der Bus macht kurz Pipihalt und wir schauen in dieser Zeit ins Casino. Viele Automaten die früher einarmige Banditen geheissen haben und heute elektronisch laufen, sind in einer Halle und ein paar einsame Herzen mit Frischluftallergie sitzen gebannt vor den bunten Bildchen und hoffen, dass sich drei gleiche zusammen tun. Elend.
Direkt neben dem Vergnügungspark ist das supermoderne Museum zur Geschichte der Apartheid. Die Zeit zwischen den Bussen ist natürlich viel zu kurz um das Museum zu besichtigen. Das steht bei uns für morgen oder übermorgen auf dem Plan. Die Geschichte ist interessant und das Thema verdient, dass man sich mehr als 20 Minuten damit beschäftigt. Durch weitere Quartiere und Viertel finden wir wieder zum Ausgangspunk in Rosebank. Die Tour war sehr interessant, gerade in einer Stadt die nicht zu Fuss erkundigt werden kann, gibt sie einen guten Einblick.
Beim Aussteigen sprechen uns zwei ältere, weisse einheimische Ladies an. Woher wir kämen? Sie finden es grossartig, dass wir aus der Schweiz sind und uns Südafrika ansehen wollen. Aber sie warnen uns eindringlich. Von Südafrika im Allgemeinen und von Johannesburg im Speziellen. Das sei nicht wie in Europa. Kriminalität sei hier allgegenwärtig und wir sollten gut auf uns aufpassen. Die Taschen immer im Blick und im Auto immer die Türen abschliessen. Wir fragen ob es sich vor allem auf die grossen Städte konzentriert, aber sie verneinen resigniert. Leider nicht. Auch auf dem Land sei es nicht mehr wie früher, und es wäre leider mittlerweile überall nicht mehr so sicher. Na denn, dann wissen wir Bescheid.
Am Abend gehen wir ins Restaurant Pata Pata direkt im gleichen Haus wie wir wohnen. Eigentlich hat es von vornherein gut ausgesehen, allerdings hat es keine Wärmequelle im Innern, im Gegensatz zum Ravioli. Das hat halt in den ersten kalten Tagen den Ausschlag für die Restaurantwahl gegeben. Nun sind wir nicht mehr so durchgefroren, und die Servicemitarbeiterinnen am Eingang waren direkt total sympathisch. Also versuchen wir heute dieses Resti und es war eine gute Wahl. Eine sehr gute Weinkarte, sehr nette Mädels und sogar ein gut angezogener Chef der sich um die Gäste kümmert. Viel Kerzenlicht um schon mal dem Stromausfall vorzubeugen und eine feine Küche. Viele Südafrikanische Spezialitäten die lange gekocht werden müssen, genannt Potje. Also Ochsenschwanz, Kalbskopf, Rindszunge und Kutteln, alles serviert mit dem allgegenwärtigen Milie Pap - ein ähnlicher Meisbrei wie Polenta, dazu süsses Kürbispuree. Wir entscheiden uns dennoch für Chicken Curry mit den gleichen Beilagen und ich wage einen griechischen Salat mit Kartoffelbrei. Alles lecker und nett angerichtet - wir gehen wieder dahin.
Als wir nachher bei Licht die Strasse betreten und das Geschehen ein bisschen beobachten, sehen wir wie viele Menschen gemeinsam an Ecken stehen, palavern und die diversen Bars und Restis ansteuern. Nach der heutigen Bustour kapieren wir, dass wir eventuell einfach im Kreis 4 wohnen. Wenn wir uns vorstellen, dass wir in einem Hotel an der Langstrasse im Dunkeln ankommen würden, alles finster weil kein Strom, wäre es vielleicht genau so spooky gewesen. Und wir sind ja eigentlich sehr gerne in den "Milieu-Vierteln", haben ja auch in Genf im Paquis gewohnt. Also mittlerweile ist für uns hier im Kreis 4 alles im grünen Bereich, und wir finden es eigentlich ganz gut hier.
1.7. - 3.7. Johannesburg
Apartheid Museum: Mir fehlen ein bisschen die Worte. Wir sind nach den vielen Infos, den Filmen, der vielen Gewalt und den Zeitzeugen wie erschlagen. Unbeschreiblich was in diesem Land zwischen Weissen und Schwarzen passiert ist, und dennoch stellt sich die Frage; War es das alles wert? Hat sich wirklich soviel geändert? In den alten klapprigen Bussen, sitzen auch heute nur Schwarze, in den modernen Doppelstöckern nur Weisse, bei den Vierteln und den Häusern ist es das gleiche, also: was hat sich tatsächlich geändert?? Eigentlich teilt jetzt das Geld Schwarz und Weiss aber für die Menschen ist es unter dem Strich doch das gleiche. Natürlich sind die Grenzen ein bisschen verwischt, aber sonst... Endlich ist eine farbige Regierung an der Macht und was hat sich verbessert? Die Weissen Farmbesitzer, die das Land mit Nahrung und Devisen versorgt haben, wurden von ihren Farmen vertrieben, und diese werden jetzt sträflich vernachlässigt und bringen keinen Ertrag mehr? Wo bleibt der Ertrag der Unmengen an Bodenschätzen? Gold, Platin und vor allem Diamanten? Wo gehen die hohen Einnahmen der vielen Nationalparks hin? Würde alles in die Parks reinvestiert, hätten sie Zäune aus Edelmetall...Je ne sais pas...Solche fragen werden wir uns auf diese Kontinent wohl noch oft stellen.
Am Samstag Abend sind wir wieder im "Ausgang" in Maboneng. Da steppt der Bär. Vielleicht ist das sogar eines der wenigen Viertel wo am Abend noch was los ist. Denn die gossen Shoppingcenter mit den Kinos und Restaurants sind alle ab 17.00 Uhr geschlossen. Restaurants sowieso wenn sie nicht gerade in einem Hotel sind. Heute hatten die Südafrikaner ein internationales Rugby Spiel, das hat ebenfalls bereits um 16.00 Uhr angefangen. Hier spielt sich wirklich alles am Tag ab, und nach 18.00 Uhr sind die Menschen zu Hause. Im Dunkeln ist offenbar niemand unterwegs - ausser bei uns in Maboneng. Da geht die Post ab. Die Bars und Restaurants sind voll (wahrscheinlich auch, weil Zahltag war), die Menschen herausgeputzt und aufgebrezelt. Die Zöpfchen sind zu kunstvollen Türmen aufgedreht, die ultralangen Wimpern angeklebt, die langen Fingernägel angebracht und Schmuck glitzert in jeglicher Form von Blingbling bei Mann und Frau...und über all dem hämmern die Beats der Musik aus allen Bars.
Direkt bei uns um die Ecke gibt es sogar noch ein Glas Wein zu Livemusik - wir sind angekommen - in Afrika.
Und dann gehen wir, wie wir gekommen sind. Im Dunkeln - bei Stromausfall. Im Treppenhaus ist es stockfinster und uns wabbert noch der Nebel vom gerauchten Gras der vergangenen Nacht entgegen. Es ist Sonntag Morgen und am Airport wartet unser Mietauto. Nach einem kurzen Frühstück übernehmen wir unseren Nissan Almera. Glücklicherweise ist der Airport am Stadtrand in der für uns richtigen Richtung. So können wir nach nur ein paar Metern direkt auf die Autobahn einbiegen, und Sonntag Morgen herrscht nur sehr wenig Verkehr.
3.7.2022 Panorama Route
Wir kommen flott voran, unser Ziel heute, Belfast. Ca. 240 km in Richtung Osten, zur Panorama Route. Da seit der Abschaffung der Apartheid, die Ortsnamen der Weissen Bevölkerung nach und nach wieder in ihre ursprünglichen Namen geändert werden, ist es manchmal verwirrend. Belfast zum Beispiel heisst jetzt eMakazehni. Es gibt Karten auf denen sind beide Namen verzeichnet, auf den Strassenschildern sind meistens die neuen Bezeichnungen und auf den Navigationsgeräten ist es mal so mal anders. Für uns sind die neuen natürlich schwieriger zu merken geschweige den auszusprechen. Aber richtig schwierig wird's ja erst wenn wir in das Gebiet der Xosha kommen. Die Sprache mit den Klicklauten😉.
Auf jeden Fall ist unsere Strasse top, hat eigentlich die Qualität von vielen europäischen Autobahnen. Wir kommen durch steppenartige Hügellandschaft, ab und zu sehen wir riesige Werke wo Steinkohle abgebaut wird und dann wieder sind ganze Hügelzüge voller angepflanzter Nadel- oder Eukalyptus Bäume. Offenbar werden die Nadelbaumstämme als Stützen in den vielen Mienenschächten Südafrikas gebraucht, und natürlich wird überall noch mit Holz gekocht oder gegrillt, Möbel hergestellt und so weiter.
Wir finden unser kleines Guest House auf Anhieb. Ein sehr netter, dunkler Gastgeber empfängt uns, und erklärt uns unser zu Hause für diese Nacht. Er ist so berührt, dass wir aus der Schweiz sind. Wir seien die ersten Europäer im Guest House welches im 2019 geöffnet hat und voll von Corona erwischt wurde. Seine Kollegin kocht uns ein hervorragendes Abendessen und wir fühlen uns sehr wohl. Bei einem Bummel durch den Ort, treffen wir auf einen Landcruiser mit St. Galler KFZ Schild. So witzig. In diesem Kaff, tankt Ananda gerade sein Fahrzeug auf, und wir bemerken halt die kopierten Nummern Schilder - wir haben ja auch solche :-) Wir freuen uns alle auf einen kurzen Schwatz, dann gehen wir wieder getrennte Wege.
Nach einer kalten Nacht sind wir froh, dass wir unser Frühstück in einer gut geheizten Küche essen können. Wir werden von den beiden gefragt, ob wir gut geschlafen hätten. Wir bejahen und sagen es sei so schön ruhig gewesen nach Johannesburg. Wir hätten da in Maboneng gewohnt und da sei immer viel los gewesen. Die zwei bekommen zuerst kugelrunde Augen, dann lachen sie schallend los. WAS? in Maboneng? Sie können gar nicht glauben, in welchem Viertel wir abgestiegen sind. So witzig. Sie kriegen sich fast nicht mehr ein🤣🤣.
Gut gestärkt geht es für uns weiter in Richtung Graskop. Durch kilometerlange Orangen- und Mandarinenkulturen in denen die Ernte voll im Gange ist, trockenen Hügel und wieder Nadelbäume so weit das Auge reicht. Am Strassenrand stehen immer wieder kleine Marktstände mit ganzen Säcken voller Orangen, Avocados, Macadamia- und Peacannüssen, auch die werden in dieser Jahreszeit geerntet, in Handarbeit geöffnet, geröstet und dann verkauft. UND sie schmecken herrlich!
In der alten Goldgräber Stadt, haben wir für drei Nächte ein herziges Blüemli-Zimmer gemietet. Von dort aus kann man viele Ausflüge und Wanderungen unternehmen, unter anderem zum Blyde River Canyon, dem drittgrößten Canyon der Welt.
Wir haben ein wunderhübsches Zimmer, mit Heizdecke im Bett und einer Heizung. Sollten wir also Strom haben, wäre dieses Problem gelöst. Wir frieren gefühlt seit Dubai. Unsere Gastgeberin Amanda erklärt uns, hier wären manchmal sogar vier Stromunterbrüche am Tag die Regel. Aber sie will es uns jeweils wissen lassen, wann die zeitlich stattfinden. Es sind jedes mal immerhin zwei Stunden...
Wir verbringen eine warme Nacht und fahren am Morgen als erstes zum Spar. Wir decken uns mit Fressalien für ein Pick Nick ein und tuckern los über die Panorama Route. Wunderschön! Tiefblauer Himmel, für uns eigentlich schon selbstverständlich, und warme 20 Grad. Amanda meint, wir hätten Glück, immerhin sei Graskop der regenreichste Ort des Landes, und Sonne den ganzen Tag sei so gut wie nie der Fall. Super, wir haben ein mordsglück, denn auch in den nächsten Tagen soll es so bleiben.
Wir fahren also die gute Asphaltstrasse in einer Höhe von etwa 1800 m.ü.M. durch endlose Tannenwälder mit teils grandioser Weitsicht. Später stolpern wir über Stock und Stein im Blyde River Canyon, und geniessen die tollen Felsformationen die über tausende von Jahren vom Wasser in den Stein geschliffen wurden. Wir staunen über die grossartige Aussicht am God's Window und halten an diversen Aussichtspunkten. Wunderschön.
Zum Glück hat es auch in Graskop zwei, drei Restaurants die sogar am Abend geöffnet haben. Heute hat es für Tinu das laaaangersehnte T-Bone Steak gegeben und erst noch vom Feuer. Dazu, wie meistens in Südafrika, Kürbispüree und Kartoffelschnitze. Er strahlt über alle Backen. In diesem Dörfchen ist es sehr sicher. Alle parken ihre Autos auf den Strassen, ohne Secutitys oder Guards. Man darf zu Fuss unterwegs sein auch wenn es bereits dunkel ist. So können wir ohne Hetze wieder nach Hause bummeln. Ein grosser Unterschied zur Megacity Johannesburg.
6.7. / 7.7.
Wir unternehmen viele Ausflüge in der Umgebung, werden aber auch durch Road Blocks ein bisschen ausgebremst. Am Mittwoch steigen die Dieselpreise um 10%, satte 12 Rappen an. Das ist wahnsinnig viel auf einmal. Dagegen protestieren die LKW Fahrer im ganzen Land und stellen einfach mal ihre Sattelschlepper quer. Ein ziemlich gewichtiges Argument. Vielerorts ist so kein Durchkommen und wir drehen halt einfach um. Es ist aber sehr verständlich, dass sie versuchen die Regierung unter Druck zu setzen. Die Menschen hier haben in den letzten zwei Jahren sehr gelitten und auch jetzt sind noch nicht genügend Jobs geschaffen worden. Vieles ist noch geschlossen und die Kriminalität steigt in Folge der Not. Wir orientieren uns halt einfach um, und ändern unsre Pläne.
So besuchen wir, anstatt eine Wanderung in Hazyview zu machen, eine Seidenfarm. Was für ein Glück! Eine der wenigen Farmen in ganz Afrika die Privat geführt wird, und so eine interessante Führung hatten wir lange nicht. Eigentlich haben wir zuerst einen sehr schönen Laden in Graskop entdeckt. Vor dem Laden hat eine Frau einen Schal gewoben in wunderschönem Material, wie wir meinten Wolle. Aber es war Seide. Im Laden hat uns eine andere Dame die Farm empfohlen, wo man sich über die Herstellung von Seide ein Bild machen kann.
Ein paar Kilometer Asphalt und ein paar Kilometer üble Piste, bringen uns auf die Farm, die ursprünglich auf Macadamianüsse und Avocados spezialisiert war, und seit 2003 zusätzlich Rohseide und Seide produziert. Es ist ein entspanntes Plätzchen Erde, und Nusa, eine sehr nette dunkelhäutige Frau führt uns in die Geheimnisse der Seidenherstellung ein. Sie weiss Bescheid - und wie!! Es ist ihre Leidenschaft und man hat das Gefühl, dass sie jede Raupe persönlich kennt. Was für eine Wahnsinnsarbeit - und alles von Hand. Natürlich wird die Seide auch auf der Farm mit Naturfarben gefärbt. Wir sind tief beeindruckt. Das Endresultat ist großartig und wir würden, wie so oft, gerne etwas kaufen, schon nur um ihre Arbeit wertzuschätzen. Aber es ist einfach unmöglich überall und jedem der was Schönes herstellt etwas abzunehmen. So verabschieden wir uns herzlich - es war schön hier zu sein, und es war ausserordentlich interessant, dieses Produkt in der Entstehung zu sehen - Wo es doch an vielen Orten in der Welt zu einem grossen Teil industriell hergestellt wird.
Wir besuchen die Mac Mac Falls, allerdings sind die Wasserfälle eher für jemanden aus den Emiraten oder einem anderen Wüstenstaat überwältigend. Für uns sind sie schön, aber in der Schweiz sind wir halt mit Wasserfällen verwöhnt. Trotzdem machen wir noch eine zweistündige Wanderung über Stock und Stein zu den Forest Falls. Im Gegensatz zu den anderen Fällen, kann man diese nur zu Fuss erreichen - klar ist hier keiner, denn keiner geht in diesem Land zu Fuss - und die sind richtig schön. Zudem machen wir eine lange Wanderung über Felder mit goldenem Steppengras in der Region der Mac Mac Pools. Erst müssen wir einen kleinen Fluss queren, dann ist ein kleiner Trampelpfad durch das hohe Gras. Wir sind kaum gestartet, als eine Schlange Tinu über den Fuss huscht. WAS? Für Schlangen bin ich so gar nicht bereit. Es ging wahnsinnig schnell, leider ist der grossteil der hier heimischen Schlangen nicht ungiftig. Wir beschliessen die Wanderung fortzusetzen, allerdings bin ich schon ein ganz klein bisschen angespannt😱. Die Landschaft ist toll, das Steppengras ist für uns der Inbegriff von Afrikanischer Landschaft. Ich bin dann trotzdem froh, als wir wieder beim Auto ankommen...
Wir wollen auch das hier berühmte Goldgräberörtchen Pilgrims Rest besuchen, aber kurz nach unserem Hotel, ist die Strasse mit Ästen und grossen Steinen blockiert. Heute soll im ganzen Land gegen die Preissteigerung des Diesels demonstriert werden. Tinu fragt einen Einheimischen Weissen, wie es nach Pilgrims Rest aussieht und der meint, wir sollen einfach durch fahren. Das sei kein Problem. Die Stimmung ist auch weiterhin friedlich. Also besuchen wir ohne aufgehalten zu werden noch dieses herausgeputzte Dorf und kehren irgendwann in unser neues zu Hause "Westlodge" zurück.
Wir wollten verlängern, weil uns die Gegend so gut gefallen hat, aber unser Blüemli-Zimmer im Pilgrims Rest war bereits ausgebucht. Jetzt sind wir in diesem wahnsinnig schönen Haus - der Westlodge. Nirgendwo sonst, wird so liebevoll dekoriert, gekocht, angerichtet und serviert. Was für eine Oase. Wir unterhalten uns gut mit den Gastgebern und am Morgen ebenfalls mit dem Paar, welches für die Küche zuständig ist. Der Koch, Doug und seine Frau Riana, haben früher in Moçambique eine Lodge geführt und sind wieder ganz hin und weg von den Erinnerungen an damals. Sie geben uns ganz viele Tipps und kommen richtig ins Schwärmen. Ich glaube, wir können uns auf dieses Land freuen! Zu guter Letzt schenken sie uns noch ein E-Kochbuch, welches sie während Covid geschrieben haben. Rezepte und Anekdoten aus dem Busch. So cool. Wir freuen uns sehr. Herzlichen Dank!
Für uns wird es Zeit diese schöne Ecke Südafrikas zu verlassen. Es geht retour in Richtung Johannisburg. Am 11. haben wir unseren Flug nach East London, wo wir am 14. unseren Indy entgegennehmen können. Hoffentlich. Impressionen von unterwegs...




Wir sind definitiv erklärte Fans dieses Malers!
11.7. East London
Wir nehmen uns am Morgen früh einen Uber vom Guest House zum Airport in Johannesburg. Heute sollen hier auch Erika und Röbi mit dem Swiss Flug aus Zürich landen. Die beiden sind Teil der Seabridge Gruppe, und wurden mir von einem gemeinsamen Freund empfohlen um mein Kreditkartendebakel zu lösen. Cynthia hat alle meine gesammelten Werke, die an die Heimadresse geschickt worden sind, zu Röbi gebracht und dieser hat nun alles in seinem Gepäck. Danke ihr zwei Besten!
Weil wir alle den gleichen Weiterflug nach East London haben, haben wir uns vorgängig schon mal am Gate verabredet und uns Fotos zugesendet, damit wir uns auch erkennen. Und genau...da sind sie. Nach einem langen Flug immer noch fit und munter, genehmigen wir uns alle zuerst mal ein Kaffee und obwohl wir uns noch nie gesehen haben, ist es als wären es Reisegefährten von früher. Gleiche Interessen und gleiche Vorfreude.
Planmässig landen wir also am Mittag bei schönstem Sonnenschein alle in East London. Wir verabreden uns für den darauffolgenden Abend und verteilen uns rasch auf zwei Uber. Zwölf Kilometer entfernt ist unser zu Hause für die folgenden drei Nächte. Unterwegs passieren wir die grossen Mercedes Werke die, wie uns unser Uber Fahrer erklärt, interessanterweise die linksgesteuerte C-Klasse herstellen und nicht etwa ein rechtsgesteuertes Model, wie es in Südafrika üblich wäre. Auch sonst haben wir nirgends in Südafrika so viele Autowerke, oder Autohäuser gesehen wie hier. Riesige Ausstellungen von glänzenden Volvos, Audis, BMWs und Co. säumen die Hauptstrassen.
Die Gegend wo unser Guest House steht ist hingegen wieder mal nicht grandios. Eigentlich würde sein Name "Lucolo Palace" etwas anderes vermuten lassen, aber es liegt überall Müll, und ab und zu schwelen ein paar kleine Feuer auf dem Gehsteig, da wo jemand versucht dem Abfall Herr zu werden. Aber wir werden sehr nett von einem jungen dunklen Mann empfangen der sich mit einem gefühlt 8-silbigen Namen vorstellt. Ich nenn ihn jetzt einfach mal Sam. Er ist unser Gastgeber Tag und Nacht. Er ist nämlich für alles zuständig und schläft auch auf dem Grundstück als Wache. Ins Guest House kommt man nur nach Gesichtskontrolle, die Mauer ringsum ist hoch und der Elektrozaun auch. Um Einlass zu bekommen, gibt es einen Buzzer am Tor, der wird von ihm nach Überprüfung geöffnet. Wir fragen ihn, ob man sich zumindest am Tag sicher in der Gegend bewegen kann. Er meint, er sei in diesem Viertel aufgewachsen, und leider gäbe es hier Menschen die nichts Gutes wollen. Also lieber nicht nach Dämmerung, am Tag sei es ok. Vor allem auch am Strand entlang sei es zu zweit am Tag kein Problem. Immerhin.
Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten, läuft auch das W-lan und wir sind im guten und grossen Zimmer eingerichtet. Wir haben sogar eine überdachte Terrasse -also alles gut...bis sich das W-lan mit unserem Telefon verbindet und die erste Mail reinkommt. Die ist nämlich von unserer Hafenagentin Natascha. Leider und so weiter und so weiter - Fakt ist, das Schiff mit unserem Auto kommt erst am Wochenende an, und natürlich arbeiten die Hafenbehörden am Wochenende nicht. Will heissen es wird Montag bis wir in den Hafen können. Manno, echt jetzt? Wir müssen erst mal durchatmen und denken uns; ernsthaft? eine ganze Woche in diesem Kaff und dann noch in diesem Viertel. Aber hey, vielleicht entpuppt sich East London ja als Urlaubsparadies.
Wir müssen uns zuerst mal mit der Stadt, die doch eine Viertelmillion Einwohner zählt, vertraut machen. Wir nehmen kurz vor Dämmerungseinbruch ein Uber und lassen uns in ein anderes Viertel in ein Restaurant fahren. Unterwegs sehen wir, dass sich andere Gegenden nicht so sehr von unserer unterscheiden. Bummeln darf man eh nicht, einen Stadtkern wie wir das von zu Hause kennen und wie es in den Kolonialstädten in Südamerika Tradition ist, sucht man in der Regel in Afrika vergeben. Also liegen wir mit unserem zu Hause gar nicht so verkehrt und immerhin sind wir sehr nah am Hafen...und warum überall Müll liegt haben wir mittlerweile auch herausgefunden. Kleine, graue Äffchen machen sich über die Säcke har, natürlich auf der Suche nach was Essbares...und hinterlassen eine Schweinerei. Verteilter Müll wird natürlich von der Müllentsorgung nicht mehr eingesammelt, da sind dann die Anwohner gefordert.
Auf jeden Fall vergehen die Tage hier schnell. Bärbel und Hans, und Patrick und Josy haben mittlerweile auch eingecheckt, wir machen Strandspaziergänge, erkundigen uns schon mal wo wir Gas und Diesel tanken können, suchen uns einen grossen und sicheren Supermarkt wo die Autos während dem Einkauf gut stehen können, besuchen eine grosse Mall um noch dies und das einzukaufen und gehen am Abend jeweils zusammen essen. Gestern waren wir sogar 10 Personen. Ausser uns, alle von der Seabridge Tour, und es war wirklich lustig, unterhaltsam und abwechslungsreich. Cool für uns, dass wir so viele "Mitwartende" haben.
Wir haben gerade herausgefunden, dass wir nach der Übernahme auch alle auf den gleichen Campingplatz fahren werden. Es ist halt der nächste zum Hafen und in einem Naturreservat gelegen. Da werden wir dann die ganze Truppe eh nochmal wiedersehen.
Heute haben wir mit Bärbel und Hans und Josy und Patrick einen Ausflug ins Natur Reservat "Nahoon" unternommen. Nichts erwartet und soo begeistert. In diesem Naturschutzgebiet sind schöne Stege angelegt worden mit vielen Aussichtsplattformen. Die grossartige Aussicht auf die brechenden Riesenwellen am Nahoon Beach, sind nicht wie ich geglaubt habe der Höhepunkt. Wir können grosse Schulen von Delfinen und sogar immer wieder Wale beobachten. Genau jetzt im Winter kommen die Glatt- und Buckelwale von der Antarktis in die Buchten Südafrikas um sich zu paaren und die Kleinen aufzuziehen. Bis die Jungen ein paar Wochen alt sind, verlassen die Mütter die Bucht nicht, um die Neugeborenen vor den Feinden in der offenen See zu schützen. Sie säugen die jungen und plantschen mit ihnen langsam durch die Bucht. Scheint wir sitzen auch mit ihnen im Boot. Auch sie sind auf "stand by" in East London, und warten darauf dieses Kaff endlich verlassen zu können. Für uns sind sie eine grossartige Überraschung und wir vertörlen uns lange am Strand und können die grossen Säuger beobachten.
Für den Abend haben wir doch einige richtig nette Restaurants gefunden, und gehen immer wieder mit grösseren und kleineren Gruppen Essen. Macht Spass mit ihnen und irgendwie vergehen die Tage dann doch wie im Flug.


Röbi, unser Mann mit dem Hotelzimmer mit Blick auf den Hafen, hat seinen Job ausgezeichnet gemacht. Er hat "unsere" Morning Celesta bereits im Morgenrot, mit zarten 17 Tagen Verspätung, in den Hafen einlaufen sehen. Besten Dank dafür! Natürlich arbeiten die Hafenbehörden am Wochenende nicht. Die Autos werden zwar vom Schiff gefahren, aber die Administration kann erst am Montag gemacht werden. Grrr...