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17.02.2016

 

Uspaillata - Mendoza

 

Am Morgen verlassen wir den sehr sympathischen Campingplatz „Ranquit Luncar“ und fahren die tolle Strecke weiter in Richtung Mendoza. Der Canyon ist mal schmaler mal breiter, aber immer haben wir die hohen, kargen roten Berge im Blick, dazwischen mal ein wunderbar blauer See. Wir kommen nach ca. zwei Stunden in die Vororte von Mendoza und sind von 1700 m.ü.M. in Uspaillata, auf ca. 780 m.ü.M. von Mendoza hinuntergefahren. Bereits südlich von Mendoza sind Weingüter wie „Norton“ und „Entre Cielos“ angeschrieben und wir sehen Reben, Reben und nochmal Reben, im Hintergrund die Andenkette und über allem total erhaben - der Aconcagua. 

Wir finden auf Anhieb, den von uns gewünschten Camping Mangrullo. Enrique, wie alle Argentinier sehr sympathisch, zeigt uns den Pool, die Grillstellen, den Platz für grosse WoMo’s und alles was dazu gehört. Er wird uns sogar einen guten Preis machen, wenn wir länger bleiben - was wir ja vorhaben. Wir checken ein, er gibt uns noch einen kleinen Stadtplan und ein paar Tipps, sogar eine aufgeladene Buskarte hat er, denn die kann man nur in der Stadt kaufen. Blöd also, wenn die erste Fahrt von einem Aussenbezirk ins Stadtzentrum führt. Dann kann man nämlich keine Fahrkarte kaufen, denn die werden vom Busfahrer nicht ausgestellt, wir nehmen an aus Sicherheitsgründen. Wenn der Fahrer keine Kasse hat, gibt er auch keine Angriffsfläche. Wir fahren also am späteren Nachmittag mit dem Bus, der direkt vor dem Camping hält, in die Stadt und machen uns auf die Suche nach dem „Instituto Intercultural“ wo man unter anderen Sprachen, auch Spanisch lernen kann. Die Mädels dort sind sehr nett, erklären alles und; ob ich vielleicht Lust und Zeit hätte für einen Einstufungstest?! Was jetzt…äähm, ja. 40 Minuten dauert die Tortur und zeigt mir meine Unzulänglichkeit in aller Deutlichkeit. Da werden keine Fragen zu Auspuff schweissen, Batterie Ladung, alles abschmieren oder Oel des Differenzial messen, gefragt. Nein, Grammatik ist das Mass aller Dinge, „was hätte ich wenn wäre“ -also bitte! Als ob ich das jemals gebraucht hätte…  Auf jeden Fall meint Paula, mein Wortschatz sei sehr gut und die Aussprache auch, ABER…meine Grammatik …sag ich’s doch. Auf jeden Fall, gibts danach erst mal ein kühles Bier, immerhin haben wir hier über 30 Grad. Wir finden ein paar nette Beizlis und überhaupt macht Mendoza einen sehr entspannten Eindruck. Nachdem 1861 die halbe Stadt bei einem Erdbeben in Schutt und Asche gelegt wurde, haben die Stadtväter beschlossen, breitere Avenidas zu bauen, damit der Schutt beim nächsten Beben besser geräumt werden kann. Somit prägen viele, breite Alleen mit grossen Platanen das Stadtbild und einige sehr grosse Parks wurden angelegt. Man hat auf jeden Fall nicht das Gefühl in einer grossen Stadt zu sein, was Mendoza mit 1.5 Mio. Einwohnern definitiv ist. Am Abend essen wir in einem der zahllosen netten Restis. Ja, wir glauben uns könnte es hier gefallen. Auf jeden Fall für zwei, drei Wochen Schulbankdrücken passt das ganz wunderbar. 

 

 

18.02.2016

 

Mendoza - Entre Cielos

 

Heute Morgen stehen wir rechtzeitig auf, um noch etwas von der frühmorgentlichen Kühle zu haben. Auf dem Camping, der zur Zeit nur ganz schlecht besetzt ist, geht es ruhig zu. Wir machen und mit dem Bus auf den Weg in die Stadt, wir wollen uns noch eine zweite Schule anschauen gehen. Nach etwa 20 Minuten Busfahren, sind wir in den Wohnquartieren die ganz ans Citycenter grenzen - gepflegte Häuser, nette Gärten. Wir finden die Adresse, die wir im Internet gesehen haben, aber das ist ein Privathaus. Nichts angeschrieben, kein Schild - nada. Wir klingeln halt trotzdem mal und siehe da, wir sind richtig. Ein grosses Privathaus, unterteilt in ein paar Klassenzimmer, eine Lobby mit Empfangsdesk und ein Garten für die Pausen. Nett. Die Australierin, die früher selber da Studentin war, begrüsst uns freundlich und holt den Direktor. Wir stellen uns schon auf einen kravattierten Anzugmenschen ein, aber der Lockenkopf mit Studibart und bunten Shorts, ist locker drauf, stellt uns alles vor, gibt uns diverse Discounts und das Ganze gefällt uns sehr gut. Wir entscheiden uns direkt am Montag hier anzufangen. Wir zahlen zwar den Gruppenpreis, aber es hat zusammen in allen Klassen momentan nur fünf Studenten. Er meint, man müsse also gar keine Privatstunden buchen, hätte sie ja sowieso fast.  Der Obligate Einstufungstest wird mir auch hier nicht erspart, und er meint eine Gruppe wie ich sie brauche hätte es. Leute die sich gut verständigen können, aber keine Ahnung haben von Grammatik (er hats nicht so direkt gesagt, aber so gemeint :-). Wir werden also von 9.00 Uhr - 12.40 Uhr büffeln, und an den Nachmittagen gibt es freiwillige Events. Mal gehen sie zusammen auf eine Weindegu, mal gibts Kochkurs, mal geht man mit einem Guide ins Museum Historic, mal gibts einen Film und so weiter. Und wahrscheinlich lernt man in diesen Stunden sehr viel dazu, weil man die Sprache halt mal so richtig praktizieren kann. Jeden Tag Tomaten zu kaufen oder Pfirsich zu bestellen, bringt einem auf Dauer auch nicht weiter. So erledigen wir die Formalitäten die es immer zu erledigen gibt. Nico, der Direktor fragt uns wie man unsere Namen für den Papierkram schreibt, und Tinu reicht ihm unsere laminierten Passkopien. Er strahlt. Sowas sagt er, sieht man wirklich nur und nur bei den Schweizern. Er ist begeistert, er meint es seien auch einzig die Schweizer, die ihre Hausaufgaben jeden Tag erledigen. Huch, die Messlatte ist also hoch. Nachdem wir bezahlt haben, bummeln wir noch ins nahe Zentrum um ein paar Dinge zu erledigen. Dann schnappen wir uns unseren Bus zurück auf den Camping und hechten unter die sauberen, grossen Duschen. Unser Ländy steht super auf seinem Platz, ein bisschen Schatten ein bisschen Sonne. Wir haben Glück. Dieser Camping ist mit einer der besten seit wir in Südamerika sind, und genau hier wollen wir ja auch länger bleiben. Wir beeilen uns und machen uns ausgehfertig. Heute wollen wir ja Christophe und Peter mit ihrer Kleinreisegruppe auf dem Weingut Entre Cielos treffen. Wir haben bereits auf unserem Abschiedsfest vereinbart, uns wenn möglich in Mendoza zu treffen. Aber da war das so lange hin, dass wir gedacht haben, das klappt eh nicht. Und siehe da, klappt doch.

 

Wir freuen uns auf die Jungs, aber auch auf das Weingut und sind gespannt, denn die feine Küche ist nicht gerade Argentiniens Kompetenz. Wir finden das Weingut auf Anhieb dank der guten Beschreibung von Cecile Adam, einer der Inhaberinnen. Es ist wunderschön gelegen, ein toller grosser Garten erwartet den Gast und eigentlich ist man ein bisschen wie in einem Paralleluniversum. Denn mit dem „normalen“ Argentinien, wie wir es sonst erleben, hat das alles nicht viel zu tun. Das Hotel mit seinen 16 wunderschönen, durch gestylten Zimmern, jedes individuell, jedes ein Traum, jedes mit Blick auf die Anden und die Reben, dann ein grosser moderner SPA Trackt, mit grossem Entspannungsgarten für Yoga und so weiter, das tolle Restaurant klimatisiert bis in den hintersten Winkel, sehr schöne Möbel kombiniert mit Kunst und wahnsinnig aufwändiger Detailpflege. Natürlich ist der Pool gross, die Liegestühle mit Blick auf die Anden und den gepflegten Garten. Dieses Hotel könnte ebenso in Frankreich oder in Spanien stehen - wäre aber auch dort ein Blickfang. „Small Luxury Hotel“ ist überall sichtbar. Frau Adam (Schweizerin und Mitbegründerin, die seit 7 Jahren hier lebt) zeigt uns einige Zimmer, erzählt von den Träumen am Anfang, von den Schwierigkeiten diese immer umzusetzen, von der Zusammenarbeit mit Baufirmen und Architekten und von der Herausforderung Qualität zu halten. Zum Beispiel sei es ganz schwierig gelernte Köche zu finden (was wir ja anhand des Gebotenen in diversen Restis in ARG schon bemerkt haben). Die feine Küche wird hier nicht gelernt. Sie hat also einen Argentinier als Küchenchef, hätte aber gerne einen guten Europäer, gibt aber offen zu, dass sie sich den nicht leisten kann. Eigentlich hätten wir nach der Hotelführung eine Weindegu mit dem Weinmaker haben sollen, eine behördliche Inspektion, hat ihn aber zur Überprüfung des Inventars abkommandiert.

 

So sind wir im Garten, schauen zu wie für das neue Restaurant „Beef Club“, Fotos für die Webseite geschossen werden, und werden dort sogar noch zu Statisten. Später werden wir in einen kleinen Seminarraume geladen wo José der Sommelier, die Weindegustation vorbereitet hat. Wir werden drei Weine des Gutes degustieren dürfen und José erklärt uns viel zum Argentinischen Weingeschmack, zum Wetter in Mendoza und zum Weingut an sich. Nach kurzer Zeit übernimmt Hubert Weber, der Weinmacher des Gutes, denn die Behörden sind zufrieden mit den Zahlen und lassen ihn springen…Weiter gehen die Informationen übrigens in einem wunderbaren Berndeutsch, denn Hubert ist von Wichtrach, lebt aber schon über 20 Jahre in Mendoza. Lustig. Auf jeden Fall, weiss der Mann meega viel über sein Metier und wir erleben eine schöne Stunde rund um Genuss, Wein und Argentinien. Wir dislozieren ins Restaurant und auf unseren Wunsch wird unser 8-er Tisch auf die Terrasse gezügelt. Die Temperatur ist jetzt angenehm, die Hitze des Tages hat sich verdünisiert und das Abendrot über den Anden ist unschlagbar. Natürlich trinken wir wieder vom heimischen Wein und nach einer gefühlten Ewigkeit kommt auch unser Essen. Wir verstehen, warum Frau Adam einen europäischen Küchenchef möchte, das Essen ist gut, aber keinesfalls Spitze. Egal, wir verleben einen schönen Abend, haben alle viel zu erzählen, denn wenn einer eine Reise tut, dann kann er von Pannen, tollen Eisbergen, netten Grenzbeamten, schlechten Autovermietungen, lustigen Pinguinen, schönen Kreuzfahrtschiffen und netten Menschen erzählen. Als die anderen in ihren bestellten Autos in Richtung Mendoza zurück fahren, genehmigen wir zwei uns in den Liegestühlen am Pool nochmal ein Gläschen vom lokalen Erzeugnis (übrigens war genau jenes Glas zuviel)☺️ . Aber wir lieben diese laue Nacht, den Sternenhimmel und die Sicht auf die Silhouetten der Anden. Wir haben den Abend sehr genossen und freuen uns darauf, dass wir uns morgen nochmal zum Essen verabredet haben. Vielen Dank, Christophe und Peter.

 

 

19.02.2016

 

Mendoza

 

Heute morgen erwachen wir gegen 11.00 Uhr im ruhigen Garten von Entre Cielos. Die Wolken hängen tief und auch der Kopf ist ein bisschen schwer. Aber auf gehts, wir brauchen Motorenoel, denn für die Carretera Austral hat unser Ländy ziemlich viel verbraucht. Wir suchen uns also eine Toyota Garage und auch hier wieder; in der grossen supermodernen Garage sind die Angestellten mega nett, Javier der Englisch sprechende Serviceleiter sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Alle freuen sich mal ein solches Auto zu sehen und scheu fragt er, ob der General Manager und gefühlt das ganze Kader mal einen Blick reinwerfen dürfen. Also geht einer nach dem anderen rein, und ich hab das Gefühl die gehen hinten wieder raus. So viele Menschen waren wohl noch selten in unsrer guten Stube. Wir haben ja noch ein weiteres Problem. Die Solarbatterie hat beim Kurzschluss des Kühlschranks nun doch einen grösseren Schaden davon getragen als zuerst vermutet. Die Firma Tischer befindet es nicht für nötig auf Mails die Schäden/Reklamationen betreffen, die eigentlich durch unsachgemässes anbringen von Kabeln verursacht wurden, zu antworten. Schade, denn zumindest Hilfe in Sachen Wiederbeschaffung oder ausfindig machen wo man so Solarbatterien herbekommt, wäre nett. Wir haben deswegen jetzt mindestens eine Woche in Garagen rumgehangen und einige hundert Franken hinblättern müssen. Wir hatten extra die besten Solarbatterien einbauen lassen, damit sie für die nächsten drei vier Jahre halten, und nun müssen wir bereits nach sechs Monaten neuen hinterher rennen. Auf jeden Fall ist in Mendoza nichts zu machen, aber Javier gibt uns zwei Adressen von Batterie Händlern. Vielleicht wissen die wo wir solche herbekommen können. Ansonsten heisst es für uns retour nach Santiago de Chile oder wieder zurück zum Start nach Buenos Aires. Ärgerlich! Aber heute ist nichts mehr zu machen, denn die obligate Siestatime hat angefangen und die Läden öffnen erst wieder um 17.00 Uhr. So wollen wir das morgen in Angriff nehmen.

 

Wir machen uns also parat für die Stadt. Kurze Dusche und fluggs wieder in den Bus. Wir steigen beim Plaza de Independencia aus, und als wir beim Hyatt vorbei flanieren, kommen unsere Gspänli soeben aus dem Hotel. Also bummeln wir gemeinsam zum Restaurant aZafran. Peter und Christophe waren dort schon einmal am Mittag und haben sehr geschwärmt. Gemäss Tripadvisor ist das die Nummer 5 von etwas über 600 Restaurants in Mendoza. Wir sind also gespannt. Und in der Tat ist das ein richtig nettes Restaurant. An den Wänden sind viele schöne Produkte in Gläsern aufgereiht, es gibt einen wunderschönen, klimatisierten, verglasten Weinraum in dem man sich die Flaschen selber aussuchen kann. Mosaik am Boden und viele schöne Details. UND, die bisher beste Küche in Argentinien! Alles mit viel Flair auf schönem Geschirr angerichtet, gut gewürzt, und sehr nett und kompetent serviert. Für uns eine Ausnahme und wir werden hier bestimmt nochmal vorbei gehen. Wir sind ja noch eine Weile hier. Gegen Mitternacht verabschieden wir uns, es hat uns sehr gefreut wieder mal heimische Freunde zu treffen. „Wir wünschen euch, liebe Emerita & Otti, und euch liebe Claudia & Ruedi nochmal eine gute Heimreise und hoffen, dass euer Auto noch an der chilenischen Grenze steht. Einen schönen Tag in Santiago und Sao Paula und dann einen guten Flug. Christophe & Peter, wir sehen uns irgendwo, irgendwann und freuen uns darauf.“🌴🍹

 

20.02.2016

 

Mendoza

 

Heute ist wieder mal ein Rumkurvtag wegen unserer Solarbatterien. Ich erspare euch lieber die  Details. Auf jeden Fall zeichnet sich irgendwann eine Lösung ab, und alle haben sich grosse Mühe gegeben uns zu helfen. Wir sind jetzt wieder auf dem Camping und freuen uns, morgen noch ein Tag ohne „to do’s“ zu haben, bevor am Montag die Schule los geht. Wunderbar ist, dass bei einer Garage wo wir waren, direkt daneben ein Walmart war. Dies war unsere erste Erfahrung mit dem riiesigen Laden und dem unwahrscheinlich grossen Angebot. Heisst; unser Kühlschrank ist bestückt mit allem was man sich wünschen kann und wir freuen uns jetzt wieder darauf, selber zu kochen und draussen zu essen. 

 

 

21.02.2016

 

Mendoza

 

Heute geniessen wir ein Tag des „Nichtstuns“. Also das heisst nicht, dass wir gar nichts tun. Denn am Morgen waschen wir ganz viel Wäsche, surfen einmal mehr im Internet nach Solar Batterien, beantworten Mails von Reise-Freunden, die demnächst auch nach Mendoza kommen, machen Zahlungen und diversen Büro Kram. Heute ist es gut, sich nicht allzu gross bewegen zu müssen. Die Temperaturen sind bestimmt über 30 Grad geklettert. Tinu kramt sogar seine alte Thailand Hängematte hervor, und kurz nachdem er sich bequem gebettet hat, liegt er auch schon am Boden. Tja, wir brauchen wohl eine neue. Aber die wird bestimmt einfacher zu bekommen sein als Solar Batterien…Wir verabschieden uns von Gustavo und seiner Familie (Brasilianer mit zwei kleinen Kindern die wir schon vermehrt getroffen haben), wir werden sie bestimmt weiter nördlich wieder sehen. Später kommen Adam und Emely mit ihren zwei kleinen Kindern. Junge Amerikaner, die seit drei Jahren unterwegs sind. Sie haben irgendwie einen Internet Handel mit Peruanischen Sachen und sind deswegen eigentlich auch immer ein wenig geschäftlich unterwegs. Ein netter Schwatz hier und da, und der Tag geht flugs vorbei. Und morgen heisst es: Back to school!

 

 

22.02.2016

 

Mendoza

 

Es ist 6.30 Uhr der Wecker klingelt! Mein innerer Schweinehund knurrt ganz laut; es ist früh, es ist noch dunkel und eine halbe Stunde später würde auch reichen!! Aber wir haben beschlossen, dass wenn wir eh früh aufstehen müssen, wir genau so gut ein halbes Stündchen Qi-Kung machen können. Dann Kaffee, ruckzuck Schulzeugs packen und auf zum Bus. Der geht hier nämlich alle 15 Minuten, aber man kann sich nicht ganz darauf verlassen. Daher lieber ein bisschen zu früh. Da es sich um den ersten Schultag handelt, sollten wir auch ein wenig früher dort sein. Sie werden uns noch dies und das erklären oder zeigen wollen. Wir kommen um ca. 8.30 Uhr in der Schule an, und Gabriela die Schulleiterin/ Koordinatorin ist schon vor Ort. Sie zeigt uns die Klassenzimmer, die Aufenthaltsräume und erklärt, dass wir zuerst Grammatikstunden haben, und nach der Pause Plappern. Tinu hätte eigentlich noch ein Gspänli, welcher aber heute nicht auftaucht. So hat Tinu die Ehre, einer Lehrerin ganz alleine das Leben schwer zu machen😂. Später kommt noch John (Juan) ein pensionierter Ami dazu, der kurz reinsitzt um zu sehen ob er in Zukunft auch hier Spanisch lernen will. Er kommt nun auch ab morgen. 

 

Ich bin mit Sara, einer 47 jährigen Londonerin zusammen, die auch heute ihren ersten Schultag hat, und auch zwei Wochen bleiben will. Sie ist während den letzten fünf Monaten mit ihrem Schatz durch Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien gereist, und wird nach Mendoza, wieder an die Themse zurückkehren. Auch sie kann sich eigentlich ganz gut verständigen - ihr Kampf gilt der Grammatik - wie bei mir. Gabi, die Grammatik unterrichtet, legt sofort los und triezt uns mit Indefinido. Eigentlich hatte ich das schon mal gelernt, aber diese Formen seien aus dem Spanischen Spanisch, hier sage das niemand. Aha! Aber ich habe doch bei einer Professora aus Panama gelernt. Immerhin bestätigt sie mir, dass die Argentinier dies auch verstehen würden. Sie tröstet uns; von den 7 gängigen Vergangenheitsformen werden wir nur zwei lernen - immerhin. Wir zwei amüsieren uns sehr mit ihr, aber man muss schon bei der Sache sein. Zu zweit kann man sich extrem schlecht hinter dem Vordermann verstecken. Wir sind auf jeden Fall glücklich als es zur Pause klingelt. Nach der Stärkung mit Kaffee und Guetzlis, gehts weiter mit Conversation. Wir machen mit der jungen Lehrerin Cynthia Spiele und lesen einen langen Text über Spinnen die in Mendoza vorkommen. Bin mir über die Wahl des Themas nicht sicher, hätte fast lieber über gefährliches Getier in Afrika gelesen…Aber nu, der Morgen ging flugs vorbei und Javier Cruz gibt uns noch über die Auswahl der „freiwilligen Events“ Angaben. Man könnte auf Weingüter, in den Nationalpark Aconcagua - und zur Puente del Inca - was wir ja schon gesehen haben. Wir werden also am Donnerstag die „Conversation“ mit gemeinsamem Mittagessen mitmachen, und am Freitag die abendliche Citytour. Javier Cruz wird uns ein altes Viertel mit seinen Bars zeigen. Klingt doch gut! Als Welcome Lunch, werden sehr feine Empanadas mit Schinken und Käse oder mit Fleischfüllung serviert. Wir geniessen die im Patio des Hauses und Gabi gibt uns allen noch Stadtpläne und erklärt was, wo und wann. Alles in allem ein sehr guter Morgen. Wir verabschieden uns und entdecken auf dem Weg ins Stadtzentrum eine superfeine Heladeria. Hausgemachtes Eis so weit das Auge reicht, Sorten die wir nicht kennen, sogar zucker- und glutenfreie. Unser Heimweg wird wohl oft hier lang führen. Wann sollte man Eis essen wenn nicht bei über 30 Grad? Im Zentrum laden wir noch rasch unsere Buskarte und schnappen den nächsten 3er in Richtung Camping. Wir haben nämlich noch richtig viele Ufzgis. Zu Hause büffeln wir bestimmt noch eine Stunde weiter, schlagen in der Zeit gefühlte 100 Moskitos tot und flippen fast aus, so juckt es uns. in Mendoza ist Mückenzeit. Uncool! Aber immerhin gibt es weder Malaria noch Dengue. Aber an  unserer Verteidigungsstrategie müssen wir noch feilen.

 

 

23./ 27. 02.2016

 

 

Mendoza - jeden Tag Schule, seufz.

 

 

So stehen wir dieser Tage immer früh auf, tingeln zum Bus und schleppen uns in die Schule. Gabi unsere Grammatiklehrerin ist streng wie sonst was, was aber natürlich der Motivation auf die Sprünge hilft. In den „Kleinklassen“ sind jeweils, zwei bis drei Schüler, wir waren sogar auch schon alleine wenn die anderen geschwänzt haben …Das ist dann richtig richtig anstrengend. Die Tage gehen ruckzuck vorbei, denn wir haben bis 12.40 Uhr Schule, dann stehen wir in der Regel noch ein wenig zusammen und schwatzen. Dann wieder zum Bus oder noch was einkaufen und bis wir wieder beim Ländy sind, ist es meistens schon gegen 16.00 Uhr. Am Dienstag sind Helga und Helmut angekommen, und so sind wir wieder in der gewohnten Formation. Die zwei haben ihren Flug gegen Ende März und werden in den nächsten Tagen in Richtung Uruguay aufbrechen. Am Mittwoch sind Annina und Pascal, die zwei jungen Thuner die wir seit Silvester in Ushuaia kennen, mit Freunden angekommen. Witzig, so sind wir wieder eine gemütliche Tuppe, grillieren zusammen und haben Zeit für einen gemütlichen Schwatz. Die Abende sind in Mendoza lau und so hält man es draussen lange aus. 

 

Heute ist mein Geburtstag, juhui! Schon früh treffen die ersten Glückwünsche per Mail, What's up und Facebook ein. Den ganzen Tag geht es so weiter - und ich freue mich meeeega! Vielen Dank für all die guten Wünsche und lieben Grüsse aus vielen Ecken der Welt. Am Morgen gibts natürlich kein Pardon - die Schule ruft. Sogar einen Wochen-Abschlusstest , den sie zur Tarnung Quiz nennen gibt es. Das Resultat haben wir auch schon bekommen - ich sag mal, es ist noch Luft nach Oben…Nach Schulschluss gibts für mich in einem schönen Sushi Restaurant ein feines Mittagessen mit einem kühlen Glas Sauvignon Blanc. Wir bummeln gemütlich in Richtung Bus und Campingplatz und als wir „zu Hause“ ankommen, haben die Freunde unseren Ländy geschmückt und der Geburtstagskuchen mit den Kerzen wartet auch schon. Wir enden also bei Kaffe und Kuchen und heute Abend werde ich sogar noch bekocht. Es gibt ein tolles Menü! Wir beginnen mit einem Gläschen Sekt, darauf folgt ein Tomaten-Pfirsich-Mozarella-Basilikum Salat. Super. Dann machen die Männer Tartar - natürlich handgehackt und fein gewürzt. Mit dem argentinischen Fleisch ein Genuss. Dazu Wein, natürlich aus Mendoza - was braucht es mehr zu einem rundum unvergesslichen Geburtstag? Zum Dessert gibts Vanillepudding mit Weingelee. Selbstgemacht von Helga. Ich wurde also richtig richtig verwöhnt und kugelrund und glücklich sind wir um Mitternacht ins Bett gefallen - denn auch morgen ruft die Schule!

 

Endlich ist die erste Schulwoche überstanden - ES IST WOCHENENDE! Schon lange haben wir uns nicht mehr so aufs Wochenende gefreut. Nach Schulschluss tingeln wir ins Zentrum, wir wollen uns die Markthalle anschauen, vielleicht haben wir da Glück und finden noch eine neue Hängematte. Ihr erinnert euch; Tinu hatte die alte aufgehängt und die hat sich das nicht mehr gefallen lassen. Leider ist wie schon befürchtet die Markthalle am Nachmittag zu wie alles andere, so bummeln wir halt unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Wir haben uns mit den anderen zum Grillen verabredet. Jeder bringt das eigene Fleisch und alle machen eine Beilage. Es kommt ein richtig tolles Menü zustande. Annina und Pascal machen Kartoffelsalat (was wir schon ewig nicht mehr hatten -fein!), Helga macht Tomaten-Pfirsich-Mozz.-Minze Salat (die Pfirsiche hier sind göttlich), Nico und Andrea steuern die wunderbare Guacomole dazu bei und wir machen Couscous mit Tomaten, Karotten mit wilden Feigen und Minze aus der Umgebung. Wir haben ein richtig grosses Lagerfeuer - zum letzten mal für längere Zeit. Denn Annina und Pascal fahren heute mit ihren Freunden in Richtung San Rafael weiter, haben uns aber angeboten, wenn sie die Freunde in Santiago auf den Flughafen bringen für uns die Solar Batterien abzuholen. Wäre natürlich super. Wir würden uns ca. 600 km und einen Grenzübertritt sparen, und vor allem könnten wir der Route folgen die wir uns eigentlich gewünscht haben. Wir möchten ja so gerne ins Valle de la Luna und nach Talampaya, was sonst ein riesen Umweg wäre. Allerdings hätten wir die STrecke sonst gemacht, denn in Santiago gibt es genau die richtigen Batterien, allerdings zum halben Preis von Argentinien. Ersparnis ca. 600 Franken. Da würde sich sogar ein Umweg lohnen. Wir werden die zwei also dann weiter nördlich oder an der Küste wieder treffen und dann eine Weile gemeinsam reisen. Mit Helga und Helmut werden wir heute Abend noch aufs Weinfest gehen. Dann düsen die zwei in Richtung Uruguay davon wo „El Gordo" eingestellt wird und auf die nächste Saison und neue Abenteuer mit den zweien wartet wird.

 

 

28.02.2016

 

Mendoza - ganz alleine…

 

Heute ist irgendwie ein spezieller Tag. Nachdem gestern bereits Annina und Pascal und Nico und Andrea weitergezogen sind, heisst es heute nach einer langen und erlebnisreichen Zeit, endgültig Abschied nehmen von Helga und Helmut und ihrem „El Gordo". Wir beginnen den Tag nochmal wie so oft mit Kaffe und einem letzten mal Qi-Kung, tauschen noch einige Reisepläne aus und dann ist es soweit. Helga und ich verdrücken ein paar Tränchen, dann rollen die zwei los in Richtung Uruguay. Bestimmt werden wir uns wiedersehen. Vielleicht in irgend einer tollen Ecke in Südamerika, wahrscheinlicher aber irgendwo in Europa oder sogar in Hannover. Dann werden wir alle viel zu erzählen haben, und uns gerne an unsere tolle Zeit in Argentinien und Chile erinnern. 

 

Wir stürzen uns unterdessen in liegen gebliebene Arbeit wie Wäsche waschen, den Ländy ver- und entsorgen, Hausputz und Bürokram. Wir schmökern im riesigen Angebot der Galapagos-Insel-Touren und brüten über Landkarten für unseren weiteren Reiseverlauf. Es gibt so viel zu sehen, aber eigentlich sind wir uns einig. Wir haben noch eine Woche Schule, dann freuen wir uns auf die Einladung von Cécile Adam aufs ihr wunderbares Weingut „Entre Cielos". Endgültig gehts dann nordwärts. Im hohen, heissen Norden von Argentinien wollen wir uns irgendwo wieder mit Annina und Pascal treffen. Yes, ein guter Plan!

 

Die Schulwoche vergeht, wie Schultage halt so vergehen. Man steht bereits in aller Hergottsfrühe im Dunkeln auf, rafft den Schulkram zusammen und hetzt zur Busstation. Dann langes Warten an der Bushaltestelle. Belohnung wenn er dann endlich um die Ecke brettert; vom Bus aus immer ein toller Sonnenaufgang über Mendoza. Da wir die Schule nicht über Internet sondern direkt vor Ort gebucht haben, bekommen wir sogar noch eine zusätzliche Privatstunde. Ob das jetzt eine Belohnung oder eine Strafe ist, bin ich mir nicht sicher. Auf jeden Fall heisst es für uns am Mittwoch, nicht erst um 9.00 Uhr in der Schule sein sondern bereits um 8.00 Uhr. Dann bis 13.00 Uhr büffeln und Heim zum Ufzgis machen. Die Lehrer sind gnadenlos. Wir sind also wieder mal beim Ländy am Lernen, der Campingplatz hat sich mittlerweile fast ganz geleert, wir erledigen noch ein wenig Kleinkram und so weiter. Als wir gerade unser superfeines Thaicurry essen (ja nach langem suchen, haben wir sogar Kokosmilch gefunden), kommt ein Fahrzeug durchs Campingtor welches uns bekannt vor kommt. Genau, es sind Heinz und Maria Schelbert aus Dietikon - Zürich. Wir kennen die zwei noch nicht persönlich, und doch haben wir das Gefühl sie bereits zu kennen. Heinz hat uns vor der Abreise mal telefonisch kontaktiert, aber zu einem Treffen hats dann nicht mehr gereicht. Als wir von der Antarktis zurückgekommen sind, hatten wir einen Gruss in Form eines Kärtchens unter dem Scheibenwischer vom Ländy, der ja damals beim Hotel Arakur gestanden hat. Wir haben uns dann immer wieder nur um ein paar Tage verpasst. Aber heute Abend rollen sie unerwartet auf den Camping - wir freuen uns…und verbringen einen gemütlichen Abend bei einem Gläschen Wein, und zu erzählen gibt es sowieso immer genug. 

 

Heute haben wir nach der Schule zusätzlich eine Lektion „Aussprache“. Nun denn, wir lernen auch da was und vor allem ist es witzig. Diese Stunde wird von Nico dem Direktor erteilt. Selten haben ich eine Person mit soviel Spontanwitz und Schlagfertigkeit erlebt. So hatten wir bei unseren Zungenübungen viel zu Lachen und zur Belohnung wartet ein gemeinsames Asado. Juan Cruz hat schon vor Stunden angefeuert und der gute Geruch hat uns schon seit dem Morgen durch die Schulstunden begleitet. Zum Glück ist es endlich soweit, die Studenten und einige Lehrer Essen sich durch einen beträchtlichen Berg Gegrilltes. Schmeckt gut. Später bummeln wir satt und geschafft nach Hause und machen noch dies und das. Den Abend verbringen wir nochmal mit Maria und Heinz, denn Morgen ziehen die zwei weiter zum Entre Cielos. Ja genau, auch sie sind dort mit Freunden verabredet die vor ein paar Tagen in Buenos Aires angekommen sind, und dann weiter gen Norden reisen werden. Scheint ein Schweizer Treffpunkt zu sein. Und was für ein guter!

 

Heute war unser letzter Schultag. Man kann sagen, es war „lazy friday“. Die Lehrer kamen zu spät,  die Schüler gar nicht, oder irgendwann. Ich war somit in der ersten Stunde mit der Lehrerin alleine und konnte mich in Sachen Fragen und Parlieren richtig austoben. In der zweiten Lektion, kam dann immerhin noch eine dazu. Tinu war am Anfang auch alleine, und nach und nach tingelten die anderen zwei auch noch ein. Wir bekamen sogar ein Zertifikat und dann war wieder einmal Abschied angesagt. Vielen Dank ihr Lieben. Nico, Gaby, Natalia, Stella und Mariana ihr seid ein tolles, aufgestelltes Lehrer-Team. Wir haben viel von euch gelernt und werden die Schule Ecela/Mendoza gerne weiter empfehlen. Auch lieben Dank an Michael für die Einladung nach Michigan und an John für die Einladung nach Colorado. Vielleicht sehen wir uns ja tatsächlich wieder. Überhaupt werden wir uns immer gerne an Mendoza zurück erinnern. Wir haben hier eine tolle Zeit verbracht, hatten einen sehr netten Campingplatz, immer wieder nette Reisegspänli um Abende und Geschichten zu teilen und viel Spanisch dazu gelernt. Die Menschen von Mendoza sind sehr höflich, offen und zuvorkommend und das Städtchen hat einen netten Groove. Zum Abschluss werden wir morgen noch mit ein paar anderen Studenten an die „Vendimia“ gehen. Das grosse Weinfest.

 

 

Abend der Vendimia 2016

 

Seit Tagen wird unter den Mendocinern, im Radio und in Zeitungen über nichts oder fast nichts anderes mehr gesprochen/berichtet als über die grossartige alles überstrahlende, jährliche Vendimia die man einfach mal erlebt haben muss. Das grosse Weinfest im Amphitheater des Parque San Martin. Die Weinköniginnen aller Weinprovinzen geben sich die Ehre und im Laufe des Abends soll die Reina Nacional gekrönt werden. Uns erwartet Musik, Tanz und Feuerwerk.

 

Wir werden also bereits um 17.00 Uhr von einem Fahrer abgeholt und ins Zentrum gebracht wo wir mit den anderen Studenten einen Minibus besteigen. Von dort aus geht es zum nahen Parkplatz des Amphitheaters. So viele Doppelstöcker-Busse habe ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen. Jeder Busbahnhof einer grösseren Stadt muss den Vergleich mit diesem Parkplatz scheuen. Vielleicht beim „Zibelemärit“? No se, war schon lange nicht mehr am Berner Fest, auf jeden Fall bestimmt über 100 dazu noch die unglaublich vielen Minibus… Wir bummeln also im Schneckentempo mit der ganzen Menschenmasse den Berg zum Amphitheater hoch und versuchen irgendwo einen der wenigen 2 Meter breiten Eingänge in der Mauer zum Theater zu durchqueren. Das Theater ist riesig - es soll 12 000 Menschen Platz bieten. Nur für dieses eine Fest wurden riesige Bühnen, Gerüste, Musikanlagen, Lichtshows und Püros angebracht.

 

Wir sitzen bereits um ca. 19.30 Uhr auf unseren Zementtritten und ringsum macht sich Picknick Stimmung breit. Alle Einheimischen haben Kühlboxen, Kissen, Futter und Getränke dabei und richten sich für eine längere Nacht ein. Bis sich überhaupt irgendwas tut, dauert es tatsächlich Stunden. Es hat wahnsinnig viele Leute auf der Bühne, es herrscht ein Durcheinander und ist offensichtlich, dass hier noch länger nichts geht. Irgendwann wird mal ein Motorrad und später noch ein Auto unter den Zuschauern verlost. Es plärrt endlos laute Musik durch die Boxen und der Sprecher spricht immer wieder von der grossartigen Vendimia 2016, der 80-igsten Ausgabe dieses Events. Gegen 22.00 Uhr werden uns nach und nach in einer Endloszeremonie die Missen vorgestellt. Die armen Mädels. Bestimmt alles Schönheiten. Sie wurden aber unter Zentimeter dicken, altmodischen Schminkschichten erfolgreich versteckt, mit unmöglichen Turmfrisuren, Riesenkronen und Monsterklunkern behängt - und dass die langen Kleider von Pailletten und Glitzer nur so glänzten versteht sich von selbst. Ich bin mir sicher, dass die Mädels in Jeans und bauchfreien Tops super ausgesehen hätten. Sie verschwinden wieder hinter der Bühne und Tänzer übernehmen das Zepter.

 

Es sind bestimmt oft mehr als hundert gleichzeitig auf der Bühne. Wunderschöne Kostüme und unterschiedliches Temperament werden uns aus den verschiedenen Epochen und Regionen von Argentinien gezeigt. Dieser Teil ist sehr unterhaltsam, die Musik toll. Dann nähern wir uns Mitternacht! In einer Endloszeremonie werden die Stimmen der Juroren (uns erschliesst sich während des ganzen Abends nicht wer stimmberechtigt war) einzeln für jede Miss vorgelesen-einzeln! Nach etwa 45 Minuten hatten die, die noch nicht eingenickt waren es geschafft. Neue Miss Vendimia ist das Mädel aus der Region Lucan de Cuyo! Nach endlosen Dankesworten ans geehrte Publikum, an die Organisatoren, an die Tänzer, an die Missen, an die Familien, an das Tourismusministerium, an die Musiker, an die Techniker…ihr merkt schon, auch dieser Teil war nicht kurz und schmerzlos. Aber, wer bis hier immer noch nicht weggedämmert war, hatte sich das nun folgende Feuerwerk mehr als verdient. Nach ca. 10 Minuten war die Pracht bereits vorüber und es hiess nun den ganzen Weg zum Parkplatz zurück. 12 000 Menschen die morgens um 1.30 Uhr zu ihren Transportmitteln wollen, natürlich nur schmale Wege und so weiter. Wir vielen irgendwann nach 3.00 Uhr ins Bett - auch ein wenig glücklich - dass wirs überstanden hatten. Aber einmal muss man einfach dabei gewesen sein…so sei es.

 

 

06./07.03.2016 Argentinien

 

Entre Cielos - Nationalpark Leoncito

 

Es ist Sonntag, unser Aufbruch naht. Wir packen also unsere sieben Sachen zusammen, füllen Wasser und halten noch einen kurzen Schwatz mit Maria und Heinz die wieder zurückgekommen sind, weil sie einen kleinen Defekt an der Aussentreppe ihres WoMo’s haben. Heinz will sich hier auf dem Camping in Ruhe um die Sache kümmern. Wir vergleichen nochmal unsere nächsten Ziele und es kann durchaus sein, dass sich unsere Wege nochmal kreuzen bevor die zwei nach Uruguay zurück fahren. Wir verabschieden uns von den netten Jungs des Campings und tuckern los in Richtung Supermarkt. Die grossen sind hier sieben Tage geöffnet, und die Versorgung im NP Leoncito ist bestimmt eingeschränkt. Nachdem unsere Schränke und Vorratskisten wieder für ca. 14 Tage wunderbare Menüs hervorbringen würden, machen wir uns auf den Weg zum Entre Cielos. 

 

Wir haben von Cecile, der Inhaberin, ja noch die überraschende Einladung bekommen. Ein Hamam Besuch und ein Diner im Beef Club warten also auf uns - Wir freuen uns. Als wir beim Hotel ankommen, begeben wir uns direkt ins einzige Hamam auf dem südlichen Kontinent.  Inspiriert von der Therme Vals, ist der Bau sehr modern, viel Beton und trotzdem mit orientalischen Akzenten. Wunderschön! Ganz alleine geniessen wir den von Jessica geführten Hamam Rundgang. Sie erklärt uns was wann wo. Es ist unglaublich entspannend, die Ruhe, das warme Wasser und die Düfte. Am Ende des Rundgangs bringt uns Jessica in einen orientalischen Ruheraum, mit Liegen und Tischchen. Für uns stehen Fruchtsalat, Hummus, Nüsse, selbstgemachte Sablés und Brownies bereit. Dazu werden Säfte und Eistee gereicht. Unglaublich. 

 

Nachdem wir uns aus dieser Parallelwelt verabschiedet haben, bummeln wir zum Beef Club, für den beim letzten Aufenthalt die Fotos gemacht wurden. Die Feuer lodern bereits, die Tische sind schön eingedeckt und aus den Boxen klingt tolle Latino Musik. Die drei jungen, aufgestellten  Männer die im Beef Club die Gastgeber Rolle inne haben, setzen alles daran „ihren“ Gästen einen unvergesslichen Abend zu bereiten. Nebst uns sind ein holländisches Paar, eines aus New York und ein Mexikaner heute Abend zu Gast am selben Tisch. An einem separaten Tisch ein reisendes Ami Paar mit seinem argentinischen Guide. Wir geniessen zum Apéro ein, zwei Glas Rosé des Weinguts, dann machen wir alle mit Hilfe des Kochs Empanadas. Er hat bereits Teiglinge und Füllungen vorbereitet. Sie erzählen uns über die Eigenheiten der Empanadas in den verschiedenen Regionen. Hier um Mendoza, werden sie meistens mit Rindfleisch, caramelisierten Zwiebeln, Tomate und Gewürzen gefüllt und dann frittiert, während fast im ganzen Rest Argentiniens die Empanadas aus dem Ofen kommen. Die von uns „gebastelten“ schmecken ausgezeichnet - was nicht an unserer Mithilfe liegt. Wir unterhalten uns bestens mit den anderen Gästen, wir sind eine bunt gemischte Truppe. Natürlich wird viel übers Reisen gesprochen, über Argentinien und Mendoza, natürlich ist auch wie immer die Vendimia ein Thema, aber auch Hillary und Mr.Trump geben zu diskutieren. Trump ist offenbar überhaupt nicht beliebt bei den Amis - und zudem sitzt ja bei uns ein Mexikaner am Tisch :-) bei dem schon zweimal nicht. 

 

Dann ist das Asado bereit zum Verzehr. Auf Platten werden schöne Chorizos und Blutwürste gereicht, Côte de Boef Spitzen und für uns eher ungewohnt: grillierte, knusprige Kutteln. Die Chimichurri-Sauce ist die beste ever, und Lena, die junge, blonde, langhaarige Holländerin versucht im Auftrag von uns, dem Koch das Rezept abzuschwatzen. Wenig erfolgreich, denn das Geheimnis ist ein Teil vom Wein des Weinguts (welchen wir leider nicht immer zur Verfügung haben) und was aus einem kleinen Holzfass, niemand weiss Genaues. Dann geniessen wir die Sauce halt hier, essen dazu Kartoffeln und Gemüse welches ebenfalls auf dem Feuer gegart wurde und frisches Brot. Superlecker. Der Koch bringt mehr und mehr vom wunderbaren rosa gebratenen Fleisch, aber irgendwann geht einfach nichts mehr. Zur Krönung gibts Malbec Eis oder hausgemachtes Flan mit - natürlich Dulce de Leche. Es war ein hervorragendes Essen in netter Gesellschaft und wir alle wurden sehr verwöhnt. Müde und froh über unseren kurzen Heimweg, schlafen wir im Park des Entre Cielos bis spät am folgenden Morgen. 

 

Wir bummeln nochmal durch den toll angelegten Garten und bedanken und verabschieden uns bei Cecile. Sie hat hier ein Paradies für Geniesser. Hinter all dem steckt so viel Arbeit und Leidenschaft und vieles davon wird von den Gästen einfach als selbstverständlich hingenommen. Aber in einem Land wo keine Berufsbildungen in unserem Sinne existieren, ist es umso mühseliger ein hohes Niveau zu erreichen und auch zu halten. Im Entre Cielos machen sie das toll. Wir bekommen sogar noch eine Flasche des hauseigenen Olivenöls mit auf den Weg und freuen uns darauf es zu kosten. Wir haben unseren Mendoza Aufenthalt hier „zwischen den Himmeln“ begonnen und werden ihn nun auch hier beenden. Gibt es was besseres? Vielen, lieben Dank an dich liebe Cecile. Es war uns eine Freude dich und dein wunderbares Hotel kennen zu lernen.

 

 

Es regnet und ist verhangen über Mendoza als wir uns auf den Weg in Richtung Norden machen. Kühle 17 Grad schaden im Moment gerade den Trauben und wir mögen es eigentlich auch nicht so. Aber Cecile meinte im Leoncito Tal, wo sich der Nationalpark befindet, herrsche ein mildes Mikroklima. Dort sei das Wetter in der Regel besser. Unterwegs kommen wir sogar noch in ein regelrechtes Gewitter mit Hagel und allem Drum und Dran, dann endlich lichtet sich der verhangene Himmel und es wird wenigstens etwas heller. Im NP Leoncito angekommen, werden wir von einem sehr netten Ranger begrüsst. Er erklärt uns die verschiedenen Wanderwege und wie man zu den Observatorien kommt. Wir dürfen auf dem nahen, kleinen Campground gratis stehen so lange wir wollen. So nett. Aber für den Abend macht er uns nicht grosse Hoffnungen. Es hat wahrscheinlich zu viele Wolken um gut zu den Sternen zu sehen. Aber manchmal geht der Wind so stark, denn wir sind ja immerhin auf 2200 m.ü.M., dass der Himmel auch noch unerwartet aufklart.

 

8./ 9.3.2016

 

NP Leoncito - Complejo Astronomico

 

Gestern war der Himmel nicht bereit uns ein paar von seinen Sternen zu zeigen. Gleich nach Sonnenuntergang haben sich Wolken breit gemacht und dann kam sogar noch ein Gewitter. 

 

Am Morgen machen wir uns nach Qi-Kung und Kaffe auf den Weg zum 5 km entfernten Observatorium Leoncito. Ein guter Weg führt durch eine wunderschöne Landschaft, aber man merkt bereits die 2500 m.ü.M. Schnelles gehen macht einen schon ganz schön zu Schnaufen. Nach einem feinen Picknick kommen wir irgendwann beim Observatorium an, es ist aber noch nicht für Besucher geöffnet. Erst um 15.00 Uhr. Wir geniessen also die Aussicht über die riesige Ebene und zu den Anden und den alles überstrahlenden Aconcagua. Wir machen Fotos und Tinu merkt, dass die hier oben total schnelles Internet haben. Ohne Passwort. Also nutzen wir auch das noch und bald darauf kommt einer der Ranger und öffnet uns die Tür. Das Observatorium war in den 70igern das drittgrösste der Welt. Nun wurde natürlich überall aufgerüstet und es ist irgendwo unter ferner liefen. Auf Hawaii, in Chile und auf den Kanaren sind die führenden Observatorien dieser Tage. Er erklärt uns, dass heute alles digital übermittelt wird (daher auch das gute Internet) und eigentlich niemand mehr direkt vor Ort Dienst schieben muss. Da aber umliegende Observatorien von Universitäten für Astrophysiker von Valencia, Bologna, Kanada und Brasilien genutzt werden, sei es trotzdem wichtig immer in Kontakt zu sein. So ist also Tag und Nacht jemand an den Bildschirmen. Die Kugel ist riesig, und kann bei Bedarf nach allen Seiten hin geöffnet werden. Spezielle Bauanforderungen stellt die Erdbebengefahr dar. Das Teleskop ist auf einem beweglichen 4 Tonnen schweren Sockel aufgebaut. Wir sehen Fotos vom Satelliten von der  Region in der wir uns befinden. Von Oben sieht alles noch viel bergiger aus als es von Unten sowieso schon aussieht. Er erzählt uns viel über die Technik, den Fortschritt und Anderes. Da es aber mitten am Tag ist, sehen wir natürlich keine Sterne. Wir hoffen also auf den Abend…

 

Und wie es aufklart! Zuerst ziehen sich noch dicke Wolken zusammen aber Dank des starken Windes in der Höhe klart es mehr und mehr auf. Wir machen uns also gegen 21.00 Uhr auf den Weg ins 2 km entfernte Observatorium. Es sind bereits einige Menschen da die warten und wir fragen uns wo die herkommen. Auf dem Camping war sonst niemand und weit und breit gibt es kein Dorf oder gar eine Stadt. Ein Guide, auch ein Astronom nimmt uns durch die Dunkelheit mit zu „seinen“ Sternen. Die Lichter sind alle gelöscht, der Weg unbeleuchtet. Unsere Augen gewöhnen sich rasch an die Dunkelheit und bereits nach kurzer Zeit, merken wir, dass er gar nicht so dunkel ist wie zuerst gedacht. Wir sehen Milliarden von Sternen. Abgesehen von den grossen die wir auch zu Hause sehen, gibt es hier total viele winzig kleine, übers Firmament gestreut wie Glitzerstaub. Mit einem Laser Pointer zeigt und erklärt uns unser Guide die Sternbilder. Wir sehen den Orion, das Kreuz des Südens, den Jupiter ganz hell und die Sternbilder. Für die Sternbilder braucht es manchmal ein bisschen Fantasie, aber mit seiner Hilfe sind sie gut erkennbar. Er arbeitet in diesem Observatorium seit 30 Jahren. Sterne sind seine grosse Leidenschaft. Er kennt jeden und sei er noch so klein und versteckt, mit Namen. Er zeigt uns wie man die Himmelsrichtungen bestimmt, den Äquator, zeigt uns kreisende Satelliten (die übrigens nur 90 Minuten brauchen um die Erde einmal zu umrunden) und sogar Flugzeuge :-) Dank der Mondeslosen und des fehlenden Fremdlichts können wir die zweistündigen Erläuterungen total geniessen - auch wenn wir Sternbanausen sind und Erklärungen in Spanisch auch nicht einfach zu verstehen sind. Aber so viele Sterne machen auch bei Kälte glücklich und morgen Abend wollen wir sehen ob wir noch den einen oder anderen wieder erkennen. 

 

 

NP Leoncito - NP Ischigualasto

 

Heute Morgen haben wir im Nationalpark gutes W-Lan und nutzen die Gelegenheit unseren Bürokram zu erledigen. Wir buchen einen 8-tägigen Schiffsturn auf den Galapagos!! Falls jemand reingüxeln will: 

 

 

 

Wir unternehmen im Leoncito noch eine schöne Wanderung, der Himmel ist knalleblau wie er nur hier ist und es ist heiss. Wir geniessen den Tag, machen dies und das im Ländy, schreiben Blog und „whatsupen“ und Mailen mit Freunden.

 

Heute wollen wir trotz des wunderbaren NP weiter in Richtung Norden. Die Fahrt über hohe Berge, durch breite Flusstäler und grosse Canyons ist toll. Karg und felsig die Berge, auf manchem der 6tausender liegt ewiger Schnee. Die sehr gute Asphaltstrasse wird immer wieder durch Umleitungen unterbrochen. In den letzten Tagen und Nächten muss sehr viel Regen gefallen sein, überall sind grosse Maschinen dabei, die Strasse von Geröll und Schutt zu befreien. Die Flüsse sind breit und braun. Die Gegend ist supereinsam und wir sind froh, nicht mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Wie könnte man genug Wasser mitnehmen, wenn über 300 km kein einziges Haus geschweige denn ein Dorf kommt? 

Es ist früher Abend als wir im NP Ischigualasto ankommen. Alles ruhig und der grosse Parkplatz leer. Ein sehr netter Mann erklärt uns, dass wir ins Valle de La Luna nur mit Guide dürfen, aber mit dem eigenen Auto. Also der Guide fährt offenbar voraus und die die wollen hinterher. Aha.

Wir dürfen auf dem direkt hinter dem Besucherzentrum gelegenen Stellplatz übernachten, es hat sogar Duschen und Strom. Perfekt.

 

Heute morgen lacht uns ein wolkenloser Himmel entgegen. Wir freuen uns auf die Tour durch den Nationalpark Ischigualasto - Unesco Weltkultur Erbe. Sie soll ca. 3 Stunden dauern, und wir entscheiden uns des Fotolichts wegen für die 14.00 Uhr Tour. Seht selber wie unglaublich schön das war…

 

Am Morgen machen wir also besagten Rundweg. Uns interessiert vor allem, der bereits von weitem sichtbare Hochsitz auf den man klettern kann, und man bestimmt eine tolle Aussicht über die Wüste hat. Wir laufen also die Strecke, lesen die Infotafeln und kommen endlich zum Turm. Blöd, der ist brandneu und fixfertig bis auf die Leiter. Keine Chance hoch zu kommen. So bummeln wir halt retour zum Ländy und machen uns reisefertig. Wir entschliessen uns auf die grosse Tour zu verzichten, wollen aber die Fahrt durch ein Tal umgeben von roten Bergen fortsetzen welches uns ein Italiener empfohlen hat. Und wirklich, die Landschaft ist einmal mehr beeindruckend, Verkehr hat es fast keinen und die Strasse ist gut. Wir fahren jetzt auf der längsten Strasse der Welt. Die Ruta 40 ist eine Legende unter den Strassen. 5000 km lang (Strecke von Portugal in den Ural), ohne Ampeln und ohne Grenzen, mal Asphalt mal Schotter. In diesem Teil des Landes ist sie in erster Linie gerade und lang, wenn sich aber eine Kurve ankündigt, wird der eingedöste Fernfahrer jeweils mit Temporeduktionen bis 40 km/h, vielen Pfeil-Hinweistafeln, Pfeilen am Boden zur eigenen Spur zurück zu kehren und doppelten, dicken gelben Sicherheitslinien frühzeitig und unübersehbar vorgewarnt. 

 

 

Am frühen Abend erreichen wir El Shincal. Eine der wenigen Inca Stätten in Argentinien. Sie soll gut erhalten sein und nicht überlaufen wie weiter im Norden. Argentinien hat so viel zu bieten, dass bei den meisten, diese Tempelanlage nicht auf dem Besuchs-Plan steht. Wir kommen also zum Eingang und werden von drei Lamas begrüsst. Für die Besichtigung ist es bereits zu spät, denn die Begehung dauert mindestens 1 1/2 Stunde. Wir dürfen aber auf dem Parkplatz übernachten, und der ist momentan komplett leer. Ob der tagsüber voll ist können wir nicht sagen. Auf jeden Fall ist er optimal um zu übernachten, mitten im Grünen und ruhig. Und die Tour machen wir morgen.

 

Die Begehung ist recht interessant. Leider ist kein Guide zu Stelle (vielleicht ist es noch zu früh). Wir sehen aber die Infotafeln überall auf den Gelände und können daraus entnehmen dass früher in dem Dorf ca. 600 Menschen gelebt haben. Das Dorf wurde aufgeteilt in Wohnbereiche, Haupt- und Besammlungsplatz, Arbeitsbereiche wo Mais und Getreide gemahlen wurde und natürlich den Zeremonien- und Opferplatz hoch über dem Dorf thronend. Auf diesen führt eine 103 stufige Treppe. 

 

Wir verlassen den ruhigen Ort um weiter nach Quilmes zu fahren. Bekannt als das Bier in Argentinien, handelt es sich eigentlich um den Namen eines Indianerstammes. Am Fuss der Bergkette hatten sich die Indianer vor ca. 1000 Jahren niedergelassen und sich während vieler Jahren erfolgreich gegen die Eroberung durch die Inkas gewehrt. In ihren Bauten verschanzten sie sich auch gegen spätere Besatzer und die Spanier brauchten im 17 Jh. , 30 Jahre und moderne Waffen um  gegen die wehrhaften Indianer Erfolg zu haben. Die überlebenden Indianer mussten das Dorf verlassen und mit ihren Familien ins ca. 1000 km entfernte Buenos Aires umsiedeln. 

 

Es ist erst gegen 16.00 Uhr als wir von einem sehr netten Einheimischen das Ticket bekommen, und ja selbstverständlich dürfen wir auf dem Gelände über Nacht bleiben. Perfekt. Das Licht ist bereits golden und Touris hat es fast keine. Leider Guides auch nicht. Hmm. Wir machen uns auf den Weg und erkunden die Anlage auf eigene Faust. Die Grundrisse der Häuser sind noch gut erhalten, man sieht wieder Mühlsteine und andere Werkzeuge und kann zu den Aussenposten der Wachen klettern. Von dort hat man einen tollen Rundblick über das ganze Tal. Als wir später zum Übernachtungsplatz zurückbummeln ist noch ein zweites Auto da. Obwaldner mit einem VW Bus! Wir lernen Arnaud und Heidi kennen, und verbringen einen netten Abend mit den beiden. Sie wollen bis Ende Oktober in Kanada sein - ein sportliches Ziel. Am Morgen beim Käfelen kommt wieder mal ein Radler daher. Bruno aus Ennetbaden. Ist seit ein paar tausend Kilometern in Argentinien unterwegs, vorher in Australien, Neuseeland, Thailand und Europa. Er will noch bis La Paz und dann mal über einen Heimflug nachdenken. Also ehrlich, die Radler sind die Helden der Strasse. Wenn ich bedenke wie gross dieses Land ist, und man kommt dann täglich nur irgendwie 100 km vorwärts, dann braucht das bei diesen Bergen und diesem Wind hier schon eine Menge Spucke. Wir ziehen den Hut, vor all diesen Wilden! 

 

Nachdem wir uns von Bruno verabschiedet haben (wir werden uns bestimmt unterwegs wieder sehen), packen wir auch langsam mal zusammen und machen uns auf den Weg nach Cafayate. Es sind nur 50 km Strecke, durch die höchstgelegenen Rebberge dieser Welt. Auf 1900 m.ü.M. gedeihen hier die Trauben für den weissen, trockenen Torrentes. Cafayate ist mit seinen 14’000 Einwohnern ein nettes kleines Örtchen, umgeben von Bodegas und Weinbergen, einem kleinen Hauptplatz mit ein paar netten Restaurants und Touris-Läden.  Wir haben uns auf dem fast leeren Campingplatz gemütlich eingerichtet und wollen hier die paar Tage bleiben, bis Annina und Pascal von Chile herkommen. Dann heisst es Batterien einbauen und ab gen Norden.

 

 

16. bis 18.03.2016

 

Cafayate

 

Wir sind nun also auf dem Camping Luz y Fuerze unter einem grossen, schattenspendenden Baum einquartiert. Der Camping liegt nur etwa 10 Minuten zu Fuss vom Zentrum weg, ist ruhig und nur wenig besucht. Nachdem wir kühle Duschen genossen haben, machen wir uns auf den Weg ins Örtchen. Wir sitzen auf der Terrasse einer Cervezeria die sehr gutes Bier und ebenso gutes W-Lan anbietet. Cool, ich kann meine vielen Bilder und den Blog laden. Die Plaza Major ist klein und überblickbar, umringt von herzigen Kneipen und Läden. Auf einmal kommen Arnaud und Heidi mit ihrem VW daher. Wir winken und sie gesellen sich zu uns auf ein kühles Bier. Später entschliessen wir uns spontan, eines der Restis aus zu probieren. Wir essen gut und geniessen es alle, mal nicht zu kochen und vor allem  nicht abzuwaschen ;-)

 

Sie kommen auch für eine Nacht auf den Camping und machen sich am nächsten Morgen früh wieder auf den Weg weiter nordwärts. Wir bummeln ins Dorf, bringen Wäsche, schmökern ein wenig in den Läden und essen in einem wirklich sehr hübschen Resti was kleines zum Z’mittag. 

Der dort angestellte ca. 60 jährige Kellner, ist bestimmt unter den drei nettesten weltweit. So ein freundlicher, netter und kompetenter Mensch sollte für die Gastronomie geklont werden. Das Essen ist auch sehr gut, und wir versprechen ihm, wieder zu kommen. Vielleicht ist das was für einen Abend mit Annina und Pascal. Die zwei wollen wir auf jeden Fall zu einem schönen Abendessen einladen, weil sie so supernett waren, uns die Batterien von Santiago mit zu bringen. 

 

Am Nachmittag fährt ein Riesenmegamobil mit Berner Nummer auf den Platz. Witzig. Renate und Bruno sind seit 15 (!) Jahren in ihrem Pepamobil.ch auf der ganzen Welt unterwegs…und seit Mexico werden sie von der verschmusten Lola begleitet. Ein seehr netter, ein bisschen grosser und ungestümer Schnügel-Hund. Sie laden uns für den Abend auf eine Flasche Wein ein, was wir gerne annehmen. Es gibt also ein sehr gemütlichen Berner Abend, mit vielen Geschichten und Anekdoten rund um die Welt. 

 

Weil wir noch Zeit haben bis Annina und Pascal zu uns stossen, beschliessen wir eine Nacht in einem wie wir gehört haben, sehr schönen Tal zu verbringen. Wir fahren also diese kurzen 20 km durch rote Felslandschaften, es ist heiss und windig. Wir finden einen tollen Platz an einem fast ausgetrockneten Fluss und machen uns ein Zmittag. Der Wind geht immer stärker, immer mehr Sand weht uns um die Ohren und im Ländy kann man bereits nach kurzer Zeit auf den Oberflächen schreiben. Wenn wir die Fenster ganz schliessen, wird es in kürzester Zeit wie in einem Backofen, lassen wir die Fenster offen ist im Innenraum alles paniert. Draussen sein, kann man eh vergessen, wir können vor lauter Sand in der Luft gar nicht mehr atmen. Wir beschliessen mal etwas abzuwarten, oft legt sich der Wind so rasch wie er aufgedreht hat. Diesmal nicht. Also die Fahrt war toll, aber bleiben wollen wir hier nicht. Wir beschliessen kurzerhand, zum Camping  zurückzukehren. Hier merkt man vom Wind fast nichts, alles gut. 

 

Heute wollen wir eines der vielen Weingüter besuchen - die Wahl fällt schwer, wir kennen sie alle nicht. Wir entscheiden uns für „Domingo Hemanos“ ganz in der Nähe, und bummeln zu Fuss dahin. Auf 250 ha werden drei verschiedene Weine in unterschiedlichen Höhen angebaut. Wir können für einen kleinen Beitrag die drei Weine degustieren und den hausgemachten Käse aus Ziegen- und Kuhmilch. Der weisse Torrontes schmeckt Tinu gut mit ganz und gar nicht. Der Malbec, den wir zuerst degustieren mögen wir sehr. Er gedeiht auf 2700 m.ü.M. Auf unsere Frage, was die Flasche kostet, nennt sie uns 40 Pesos! (umgerechnet ca. 3.- crazy!). Der andere Malbec von diesem Weingut, wächst tatsächlich auf 3000 m.ü.M., die Flasche kostet ca. 6.50 ist total kräftig, dunkelviolett - fast schwarz im Glas. Jetzt verstehen wir, warum die Cafayater vom Wein von Mendoza sagen, er schmecke wie Wasser - hier ist er vollmundig und rund- und schmeckt uns auch viel besser als damals die vielen Weine bei der Degu in Mendoza. Das tolle war, dass es dazu den besten Käse unserer bisherigen ganze Reise gegeben hat. Später bummeln wir also zufrieden retour zum Ländy - Tinu ein Kistchen Wein unter dem Arm - und ich eine Tüte mit verschiedenem Käse. 

 

Bevor wir zum Weingut gegangen sind, hat Tinu einen Fladenbrotteig angesetzt, den wollen wir heute Abend zu Focaccias verarbeiten. Dazu gibts Avocado - Tomaten Salat. Yummie! Wir beginnen gerade die Fladen zu backen, es ist bereits etwa 19.00 Uhr, kommt das rote Feuerwehrauto von Annina und Päscu angefahren. Die zwei haben eine Tagesstrecke von über 400 km hinter sich und sind etwas geschafft. Die Freude desWiedersehens ist gross und es gibt viel zu erzählen. Zeitlich passt es perfekt. Die Focaccias und Käse dazu gibts jetzt zum Apero, und das Gemüse wird mit Pasta zu einem feinen Salat gestreckt. Auch der neue Wein schmeckt allen wunderbar…ich glaube, wir müssen da nochmal hin. Es wird ein total gemütlicher Abend und zur grossen Freude von Annina und mir, haben wir Besuch von zwei mega süssen Kätzchen. Irgendwann ergiesst sich ein starkes Gewitter über unserem Camping. Wir sitzen aber fast im trockenen und lassen es ringsum Blitzen und Donnern. Ganz schön eindrücklich, wir sind froh nicht mit dem Zelt hier zu sein.

 

19.- 24.03.2016

 

Cafayate - Paso de Jama

 

Am Samstag sind wir richtig fleissig. Päscu baut uns die Batterien ein, es wird geschraubt, gebohrt gemacht, denn natürlich passt der Sockel der neuen Batterien nicht auf unseren alten. Also gibt es ziemlich viel zu tun. Während dem tauschen Annina und ich unsere Bücherdateien für die E-Reader aus. Wir haben somit über tausend Bücher. Cooler Strand mit Hängematte - du kannst kommen! Wasser wird aufgefüllt, die WoMo’s wieder reisetauglich gemacht, eingekauft, Wäsche zum waschen gebracht, noch fehlende Teile für den Batterie Einbau geholt und so vergeht der Tag im Flug. Am Abend gibts zur Belohnung an der Plaza ein feines Essen. Zum Schlummertrunk bummeln wir nach Hause. Wir sind ja jetzt ausgerüstet. 

 

Am Sonntag werkeln die Männer nochmal an den Batterien rum, Annina und ich holen Wäsche, gehen nochmal auf den Gemüsemarkt und kaufen zur Sicherheit noch ein Kistchen von dem guten „Domingo Hermanos“ und von deren Käse. Duschen und auf gehts. Wir haben keine Lange Strecke vor uns (ca. 250 km bis Salta), allerdings ist ein grosser Teil davon wieder Schotter. Wird also Zeit brauchen. Kaum verlassen wir das Örtchen Cafayate wird es wieder sehr grün. Das breite Tal ist fruchtbar, voller Rebstöcke, Maisfelder und Rinder und Pferde die weiden. Die Strasse ist recht gut, aber wir kommen wegen des Wellblechs nicht so richtig voran. Dafür haben wir Zeit das Farbschauspiel zu bewundern, welches sich uns bietet, als sich das Tal verjüngt. Die Felsen werden rot, grau oder grün, aber auch durch die unterschiedlichen Schichten gestreift. Es gleicht einer Mondlandschaft, karg und lebensfeindlich. Es ist schon lange her seit wir die letzten Guanacos gesehen haben. Hinter einer Düne finden wir einen super gelegenen Stellplatz für die Nacht. Weg von der Strasse auf der nachts eh wenig Verkehr herrscht. Wir werden von Annina und Päscu bekocht und geniessen dazu den klaren Sternenhimmel. Ab und zu besucht uns ein Graufuchs, eine Riesenspinne oder ein Esel, ansonsten ist hier einfach nichts los. Toll!

 

 

Wir wollen heute den Rest der Strecke bis Salta schaffen. Ca. 190 km, wir wissen nicht genau wie die Strassenverhältnisse sind, daher machen wir am Morgen nicht zu lange und rollen los. Auch dieser Streckenabschnitt bietet uns unglaublich schöne Bilder. Wir werden euch einige in die Fotogalerie stellen, beschreiben ist schwierig. Die Gegend ist nur sehr spärlich besiedelt, ab und zu sieht man ein, zwei kleine rote Lehmhäuser, aber hier gibts wohl ausser der Landwirtschaft nicht viele Arbeitsplätze. Uns ist aufgefallen, dass in diesem Teil Nordargentiniens bereits viele indigene Menschen leben und arbeiten. Gleich den Gastarbeitern in Europa, kommen Bolivianer und Peruaner über die Grenze, um hier ihr Auskommen zu suchen. 

 

Salta ist mit 950 000 Einwohnern natürlich eine der grössten Städte Argentiniens. Wir suchen einen Camping, finden aber den einen den’s gibt, nicht. Also beschliessen wir mitten im Gewühl unser Glück bei einem bewachten Parkplatz zu versuchen. Tinu fährt ins Stadtzentrum und es hat gefühlte tausend Parkplätze wie wir sie brauchen. Leider haben alle eine Höhenbegrenzung bei ca. 2.4 m. Für uns viel zu niedrig. Glücklicherweise werden wir doch noch fündig. Eine überdachte Halle, eher einem Hangar gleichend und nicht wirklich das was wir uns unter einem guten Nachtplatz vorstellen. Aber Tag und Nacht bewacht, mitten im Zentrum mit Wasser und sogar Wi-fi von einem Nachbarn. Und wie Annina richtig feststellt sind wir nur zum Schlafen drin, und wenn man mal drin ist, ist es egal wo man steht. Allerdings ist ein Sternenhimmel schon was schönes. Auf jeden Fall bummeln wir ein bisschen durch das Städtchen, genehmigen uns auf der Plaza 9 Juli ein Apéro und suchen uns ein Restaurant. Wehmut erfasst uns alle, als wir realisieren, dass dies der letzte Ort auf unserer Argentinienreise ist. Dieses tolle Land, mit seinen netten Menschen, der unübertroffenen Landschaft, der unglaublichen Grösse und Vielfalt, den unvergesslichen Erlebnissen mit den Walen, dem lange ersehnten Abstecher in die Antarktis, und nicht zuletzt den unterschiedlichen und netten Begegnungen mit Reisenden. Argentinien war uns für vier Monate ein wunderbarer Ländy-Tummelplatz und wir haben uns hier sehr wohl und immer sicher gefühlt. Wir stossen also auf „unser Argentinien“ an, essen nochmal richtig gutes Fleisch und übernachten im Hangar. Tja, alles passt.

 

 

Unser nächstes Ziel ist San Pedro de Atacama in Nordchile, wofür wir aber wieder die Anden überqueren müssen. So fahren wir von Salta los in Richtung Himmel. Wir erreichen Purmamarca auf 2200 m.ü.M, einer der seltenen Touris Orte auf der Strecke. Wir bummeln durchs Örtchen und zum ersten Mal sehen wir einer dieser, wie wir glauben, typischen bunten Märkte. Die Ware ist aus Bolivien und Peru, günstig und zum Teil richtig schön. Wir setzten unsere Fahrt auf der Ruta 52 fort, einmal mehr durch grandiose Landschaft, aber auch grandiose Steigungen die den Ländy im zweiten Gang richtig ins Schnaufen bringen. Da die Passhöhe auf 4800 m.ü.M liegt, beschliessen wir eine Nacht zum Akklimatisieren einzulegen, Kopfschmerzen und Übleres was zur Höhenkrankheit gehört, haben wir nicht gebucht. So finden wir eine gute Stelle an der nicht stark befahrenen Strasse, ca. 3100 m.ü.M. wo wir einigermassen gerade stehen können, und überdies ist da noch so was wie eine Grube, auf dem der Mercedes von Päscu am Abend noch kurzerhand einen Ölwechsel bekommt. Tinu kocht ein wärmendes Thaicurry, denn nach Sonnenuntergang fällt die Temperatur. Am Tag wars wohl so um 23 Grad und in der Nacht vielleicht noch 14. Vollmond und Sternenhimmel und totale Ruhe. Zweitletzte Nacht in Argentinien😥.

 

Am Morgen besprechen wir, wie immer bei Sonnenschein und Kaffee unsere Route für heute. Wir wollen zum grossen Salzsee bei Salinas Grandes auf ca. 3500 m.ü.M. So führt uns unsere Strasse immer weiter über lange Serpentinen hinauf auf 4200 m.ü.M. in Richtung Chile. Wir wundern uns, wie geduldig unser Ländy das hinnimmt, zwar werden wir von PW’s überholt, aber wir machen dennoch „flotte“ 30 km/h. Unterwegs gibt es tatsächlich noch kleine Häuser in denen Einheimische leben. Wir haben keine Ahnung wie die ihren Lebensunterhalt auf 4000 m.ü.M. bestreiten. Heute begegnen wir auch zum ersten mal Lamas. Die sind so schön. Ihr habt vielleicht unsere Bilder von den vielen Guanacos im Süden von Argentinien gesehen. Guanacos waren im Gegensatz zu den Lamas immer schlau genug, sich nicht vom Menschen zähmen zu lassen. Genau wie die kleinsten der Andenkamele, die Vicunjas. Alpacas bezahlen auch für ihre vergangene Dummheit und haben nur ein Leben als Haustier. Allerdings werden sie von den Menschen sehr geschätzt, immer Draussen gehalten und gepflegt. Also alles nicht so wild.

 

Bereits von Weitem sehen wir in der riesigen Ebene, die gleissend weisse Fläche des Salars. Auch mit Sonnenbrille total hell - wie Schnee. Auch wir stellen uns auf die harte Fläche und machen Faxen beim Fotografieren. Da man hier aber noch die Hügelkette im Hintergrund sieht, werden richtig gute Fotos wahrscheinlich erst im Salar de Uyuni möglich sein, wo man gar keine Referenzpunkte mehr sieht. Wir kaufen natürlich auch vom hiesigen Salz, essen noch etwas zu Mittag und rollen weiter. Hier ist es zu „überlaufen“ um zu übernachten. Auf der weiteren Strecke, begegnen uns immer wieder Lastwagen, die das abgebaute Salz weg transportieren. Wir haben auf der Karte einige Salzseen gesehen, die sich noch auf argentinischer Seite befinden. Denn die Grenzprozedur nach Chile wollen wir auf keinen Fall heute noch auf uns nehmen. So kommen wir auf 3980 m.ü.M. an die nächste grosse Salzebene und suchen uns einen etwas windgeschützten Platz. Die Böen fegen hier mit über 92 km/h (Päscus Windmesser fürs Kaiten) durch die Ebene und nehmen Salz und Sand mit. 

 

Wir finden hinter einigen Dünen einen Platz mit toller Aussicht auf den See, sogar noch einigermassen windstill. Wir bleiben und geniessen die Hammer Aussicht. Annina macht das beste Salami-getrocknete-Tomaten-Brot-südlich-des-Äquators und dazu gibts Matetee. Das allseits beliebte Gesöff der Argentinier. Wir können uns für das bittere Kraut nicht recht begeistern, geniessen aber das super Brot und die Knorr-Spargelsuppe. Es wird bereits vor Sonnenuntergang ziemlich frisch, und bald sind wir gekleidet wie damals in Patagonien. Der Vollmondaufgang in dieser kahlen Bergwelt auf 4000 m.ü.M sucht natürlich Vergleichbares. Fast unmöglich. Das Licht des Vollmonds spiegelt sich auf dem Salzsee wieder, es ist sehr hell und die Nacht unglaublich klar. Natürlich deswegen auch frisch. Aber wir sind froh, dass wir die Höhe alle gut vertragen, denn niemand hat starke Kopfschmerzen oder wird von Übelkeit geplagt. Aber bereits ziemlich früh machen wir uns auf in die Federn, denn es ist sehr frisch!

 

 

Am Morgen ist es beim Aufstehen schon wieder richtig sonnig und daher haben sich auch die Temperaturen wieder einigermassen eingekriegt. Wir Käfelen draussen, stehen gemütlich beieinander und hören auf einmal Autos hupen. Wir wurden von der Strasse aus von Heidi & Arnaud und Brigitte & Daniel gesehen. Sie beigen kurzerhand ab und leisten uns Gesellschaft für ein morgentliches Palaver. Ein tolles Wiedersehen einerseits, für uns eine nette erste Begegnung mit Brigitte und Daniel, den zwei Baslern. Wir hatten schon viel von ihnen gehört, sie aber noch nie getroffen - umgekehrt ist es ihnen gleich ergangen, sie wussten nur, dass wir mit dem gleichen Auto wie sie unterwegs sind.

 

Sie nehmen aber eine andere Route als wir, und so verabschieden wir uns nach einer halben Stunde, und alle gehen ihren Weg. Wir werden uns bestimmt wieder sehen. Schlussendlich gehen wir jetzt alle nach Nordchile und dann nach Bolivien. Wir fahren weiter auf der Ruta 52 in Richtung chilenischer Grenze. Huch, schon von weitem sehen wir die lange Schlange vor dem Grenzübergang. Bestimmt 2 km lang. Wir hatten nicht bedacht, dass heute Gründonnerstag ist, und alle Einheimischen 4 Tage frei haben. Quasi Osterstau auf 4200 m.ü.M. Wir reihen uns um genau 12.00 Uhr am  Ende der Kolonne ein. Wir machen mal etwas zu Essen, dann wird noch ein wenig in den Fahrzeugen rumgekramt, unser Kompressor wird geflickt, Blog geschrieben, Fotos aussortiert, und ab und zu können wir ein paar Meter vorwärts rutschen. Nach ca. zwei Stunden sind wir „schon“ 100 Meter weiter und können uns bereits ausmalen wie lange das noch dauern wird. Alle steigen aus ihren Autos und schwatzen vorne und hinten. Wir beobachten eine Ambulanz die unaufhörlich den Stau auf und ab fährt und Menschen hilft die mit der Höhenkrankheit zu kämpfen haben. Wir sind ja schon seit mehr als zwei Wochen auf über 2000 m.ü.M. und haben auch nochmal eine Nacht auf 3000 und eine auf 4000 verbracht. Ausser trockener Haut und ein wenig Sonnenbrand am Gesicht (trotz Schutzfaktor 30), hat uns die Höhe bisher nichts ausgemacht. Aber die ganzen Familien, die fast von Meereshöhe nun auf diesem Pass auf 4200 m.ü.M. angekommen sind leiden. Normalerweise, wenn man nur drüber fährt reagiert der Körper nicht schnell genug um Symptome zu bekommen, aber viele stehen schon Stunden hier. So verteilt die Ambulanz Wasser, gibt Medis und Ratschläge. Eeeendlich schaffen wir es um 18.00 uhr zur Grenzstation. Wir stehen also in Reih und Glied mit allen anderen die an der Reihe sind, und tatsächlich sind wir um 19.10 Uhr sind wir durch. Nach nur sieben (!) Stunden sind wir wieder in Chile. Es ist saukalt auf 4200 m.ü.M. und so entscheiden wir noch ein paar Höhenmeter zu verlieren, bevor wir einen Übernachtungsplatz suchen. Die Standheizung von Annina und Päscu hat die Höhe auch nicht so gut vertragen…Wir fahren also, und geniessen die Abendstimmung über den Anden. Die Aussicht ist auch so toll, und als der Vollmond aufgeht ist die Stimmung super. Wir stellen fest, dass wir zuerst, bevor wir Höhe verlieren können, den Paso de Jama überqueren müssen. Wir tuckern also slowly auf 4800 m.ü.M.(!!!) hoch, und unser Ländy macht überhaupt nicht den Eindruck als ob ihn die Höhe in irgend einer Weise belasten würde. Ein bisschen weniger Kraft, ein bisschen mehr Qualm, aber sonst alles gut. Auf 4800 geht es uns allen gut, wir haben keine Symptome und freuen uns, höher als alle Berge Europas zu sein - und das mit unserem Ländy. 

 

 

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