Südafrika 5.2.23
Heute ist Grenztag!
Wir verlassen also die tolle Lodge am Oranje River und erreichen nach etwa 2 Stunden Fahrt die Grenze. Wahnsinnig wie easy das hier geht. Obwohl dies quasi die A1 zwischen Genf und dem Bodensee ist, denn diese Strasse verbindet Windhoek mit Kapstadt, hat es nur vereinzelt andere Grenzgänger. Wir werden an jedem Schalter bereits erwartet und so geht das rasch.
Wir hatten ja ein 4-monats Visum, aber leider nicht bemerkt, dass der Strassenzoll jeweils maximal für drei Monate bezahlt werden kann. Somit fahren wir seit einigen Wochen ohne die Maut bezahlt zu haben, und werden von dem netten Beamten darauf aufmerksam gemacht. Ups. Er meint, das sei nicht so schlimm. Eigentlich müssten wir für die Zeit nochmal einen solchen Schein lösen, aber er will ein Auge zudrücken, da wir ja das Land verlassen. Sehr nett, danke!
Die Route führt uns weiter durch die herrlich kargen Cederberge, Südafrika empfängt uns mit grossartigem Ausblick. Wir erreichen Springbock, ein Kaff im Nirgendwo, allerdings für uns gut gelegen um die Freunde, die vom Transfrontier Park herkommen werden, zu treffen. Wir kaufen im grossen Checkers für die ersten zwei Abende ein, damit die anderen keinen Stress haben. Der Nationalpark Goegap macht nämlich um 16.00 Uhr seine Lucken dicht.
Wir übernachten eine Nacht im Caravan Camp und fahren am nächsten Morgen in den Nationalpark. Toll in der Wüste umgeben von hohen Felsen gelegen, werden wir von einem jungen Mädel bereits vor dem Reception in Empfang genommen. Wie sie uns erzählt, hatte sie in den letzten zwei Tagen gar keine Gäste gehabt und wir haben sie nun aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Wir fahren zum nahen Campingplatz mit nur fünf Plätzen, der natürlich leer ist.
Erst machen wir mal Teig für unsere Naan vom Feuer, dann bereiten wir einiges für das Abendessen vor. Es soll als Vorspeise Tsatziki und einiges zu Picken geben, und dann Tinus Butter Chicken aus dem Duch Oven. Gegen 15.00 Uhr kommen dann Clöidi, Peter und Christophe an. Sie hatten heute eine 400 km Strecke auf gutem Asphalt, kein Problem. Sie richten sich erst mal häuslich ein und machen ein paar Gin Tonics. Lecker!
Wir versuchen noch einen Konsens über unsere weitere Reise zu finden, merken aber rasch, dass ganz andere Erwartungen vorhanden sind, und einigen uns fürs erste darauf, Morgen während der Fahrt einen Platz zu suchen. Nach mehr als 300 km kommen wir auf dem Weingut Highlander an, am Olifants River. Von Reben umgeben ist das Weingut sehr gepflegt und grün, die fünf Stellplätze sind unter hohen Bäumen mit schönen Feuerstellen, gefällt uns. Die drei möchten in der Lodge wohnen und nicht im Zelt, und Rauly zeigt uns die kleinen aber netten Zimmer. Nach einer Runde im sauberen Pool, treffen wir uns zum wine tasting. Mit einer Gruppe von jungen Leuten die gemeinsam in einem grossen Bus reisen, wird das total lustig. Die haben sich erst gestern in Kapstadt kennengelernt, ein netter Mix aus vielen Nationen, auf dem Weg nach Kenia.
Wir machen schon leicht angeschickert erst mal ein Feuer und einen feinen Couscoussalat und grillen grosse Steaks - der Mensch lebt nicht von Flüssigem allein. Erneut wollen wir unsere gemeinsame Weiterreise planen, was irgendwie nicht gelingt.
Die einen wollen lieber Wüste, die anderen Lodge. Die einen wollen lieber Lagerfeuer, die anderen lieber Austern. Das Tempo können wir erst recht nicht mithalten, wir sind nicht auf der Flucht und haben einen super schmerzhaften Rücken, bereits nach den ersten 300 km am Stück. Wir verschieben die Diskussion auf den nächsten Morgen, aber auch mit einem Kaffee in der Hand finden wir keine Lösung. Ausser die einzige: Wir gehen getrennte Wege. Nach nicht mal 36 Stunden trennen wir uns. Verrückt!
Tinu und ich nehmen noch einen Kaffee und packen gemütlich zusammen. Revuepassieren nochmal das Geschehene: unglaublich dass sich fünf Erwachsene nicht eine gute Zeit gönnen und Kompromisse eingehen können! Für uns ist die Erfahrung lehrreich: Wir werden in Zukunft besser abwägen, wann wir für Besuch viele Kilometer zurücklegen, oder Umwege machen oder gar ein tolles Land frühzeitig verlassen. Wenn's passt dann passt 's, ansonsten soll's halt nicht sein.
Unser Weg führt uns heute an die Küste nach Lamberts's Bay zu einer Kaptölpel Kolonie. Unterwegs sehen wir zum ersten Mal Roiboosh Felder, die gerade abgeerntet werden. Wie anderes auch. Hier ist Herbst - Erntezeit. Auf dem Caravan Park in Lambert's Bay sind viele Plätze frei, denn der ist riesig. Wir stellen uns natürlich direkt ans Meer, haben Sicht auf einen Surfer und sehen von weitem erste Delfine. Wir bummeln zur kleinen Halbinsel wo die Vogelkolonie, mit den ungefähr 20'000 Tieren, angesiedelt ist. Ist das ein Lärm! ...glücklicherweise weht der Wind aus der richtigen Richtung, und so erreicht uns nur ab und zu eine übel riechende Wolke vom Guano, der hier sogar abgebaut wird. Tinu macht viele Fotos, denn die Tölpel sind richtig hübsch und tollpatschig.
8.2.23 Lambert's Bay - Langebaan
Der schönen Küste lang folgend, immer wieder durch Blaubeeren- und Roibooshfelder, erreichen wir nach dem Mittag Langebaan, das Kiter-Mekka schlechthin. Wir sehen die bunten Schirme über dem Wasser schon von weitem, der Wind bläst mächtig, auch über den weissen sauberen Strand.
Dieser Ort erinnert eher an Florida, denn an Afrika. Weisse Häuschen, saubere Teerstrassen, gepflegte Vorgärten, schöne Geschäfte und immer wieder mal ne Bar oder ein Restaurant. Afrika ist gerade in weite Ferne gerückt. Wir finden den schönen Campingplatz mitten im Zentrum und bleiben direkt für zwei Nächte. Zwei Tage hintereinander Sushi als Abendessen - es gibt soviel Schlimmeres 😋!
10.2.23 Langebaan - Kapstadt
Am Morgen fahren wir die kurze Strecke nach Kapstadt. Der Verkehr ist total geordnet, keine Fahrräder oder Fussgänger, nur Autos auf vier oder fünf Spuren. Es wird nicht gedrängelt oder gehupt. Der Verkehr nimmt in Stadtnähe zu, ist aber gut zu händeln, und Tinu kurvt durch die Strassen, als wäre er schon 10 Jahre in Kapstadt Taxifahrer. Bereits von weitem sind Tafelberg, Lions Head und Signal Hill zu bestaunen und dies bei strahlend blauem Himmel. Wir finden die Waterfront auf Anhieb. Hier ist das Zentrum der reichen, weissen Südafrikaner, hier frönen sie gutem Essen, dem Shoppen und Flanieren, ein Groove wie in einer Touristenmetropole in Europa. Vor 20 Jahren gab es all die Hallen mit den Shops und Restaurants noch gar nicht, keine Flaniermeile weit und breit und alles viel heruntergekommener. Südafrika kommt uns hier sehr sicher vor. Wir parken unser Auto direkt an der Waterfront, Parkplätze sind hier bewacht und mit Schranke gesichert.
Es gibt viel zu sehen in Kapstadt. Wir erkunden zu Fuss die Region der Waterfront, steigen auf zum Bo-Kaap, dem Quartier mit den bunten Häusern und den steilen Strassen. Hier hatten sich die ersten Kap-Malayen angesiedelt, entsprechend gibt es heute noch überall indische Restaurants und es riecht nach unbekannten Gewürzen. Das berühmte Museum Mocca, für zeitgenössische Kunst, welches in einem umgestylten Getreidesilo untergebracht ist, streifen wir nur - das Wetter ist einfach zu gut. Ein interessantes Museum zum Thema Diamanten verschieben wir ebenfalls auf später und auch nach Robben Island, wo Nelson Mandela viele Jahre Haft verbüsst hat, verschieben wir auf März, wenn wir wiederkommen. Allerdings nehmen wir den grossartigen Markt in der alten Keks Mühle mit. In umgenutzten Fabrikhallen wird von afrikanischer Kunst über afrikanisches Handwerk, bunten Klamotten und allerhand Skurrilem alles angeboten. Natürlich gibt es auch jede Menge zu Futtern. Zwischen Riesenburgern, Brot aus dem Holzofen, frischen Säften, Samosas und koreanischen Spezialitäten, aber auch veganen Currys, Austern und Paella wird hier bestimmt jeder fündig.