
Unser Heimweg
7.3.23 Natascha
Wir fahren bereits früh zu unserer Agentin Natascha, bringen ihr das Carnet de Passage vom Auto und fahren mit ihr die etwa 25 km zum Storage. In einem dreckigen Industrieviertel stehen viele Hallen, eine davon wird das zu Hause von unserem Reisebegleiter. Ein automatisches Tor, ein Security, der seinen Job ernst nimmt und nochmal ein Tor, welches nur von einem Hubstapler geöffnet werden kann weil es so verzogen ist - alles macht einen sicheren Eindruck. Unser Indy steht also bis auf weiteres zwischen riesigen Mengen Hühnerfutter und Milchpulver, hat einen grossen Parkplatz und sollte da sicher stehen. Natascha macht einen guten Job und will sich weiterhin um einen Platz auf einem Frachter bemühen. Sie meint, es wollen im Moment viele WoMo's nach Hause verschiffen, jetzt wo in Europa der Sommer kommt. Aber wir sind ganz Oben auf der Warteliste, weil wir im Storage stehen, und wir sind immer noch guter Dinge, dass das mit dem Schiff Ende März klappt.
Alles Gute, du unser treuer Reisegefährte. Wir hatten eine tolle Zeit mit dir in Afrika, null Pannen, nicht mal einen Platten, durch tiefen Sand und über ruppige Pisten - ein richtig gutes Fahrzeug! Wir freuen uns schon, wenn es mit uns dreien weitergeht.

Gut bepackt und verschlossen, geben wir schweren Herzens den Schlüssel ab. Das mögen wir so gar nicht! Zwischen Hühnerfutter und Milchpulver wartet Indy nun auf ein Schiff welches ihn nach Europa mitnimmt.

Bereiste Länder : Südafrika, Eswatini, Moçambique,
Zimbabwe, Botswana, Namibia
Gefahrene Kilometer : 15'856
Verbrauchter Diesel : 1785 Lt
Pannen : 0
Bestechungsgeld : 0
Unfall : 0
Natascha bringt uns in P.E. zum Flughafen und pünktlich heben wir in Richtung Kapstadt ab. In der schönen Stadt am Kap haben wir uns im Hotel Sky einquartiert, wohnen im 13. Stock mit Blick auf den Hafen, genau auf den Pier an dem am Freitag unsere MSC anlegen wird.
8.3.23 Kapstadt
Wir kennen die Stadt ja schon ein wenig, aber heute werden wir dank eines geforderten Antigentests für die Schiffsreise, noch eine neue Ecke kennen lernen. Sea Point. Eine sichere Ecke der Stadt mit einem langen Weg entlang des Wassers, grosse Wohnblöcke mit tollen Wohnungen direkt am Meer, Restaurants und Läden. Von einem kleinen Restaurant lesen wir im Internet, dass die grossartige Sushi und andere asiatische Gerichte servieren, somit gehen wir dahin. Ein herziges Resti, eine gute Karte, wir bestellen uns vorauf wir Lust haben. Zum Hände waschen, geh ich kurz ins Bad und bereue schon, hier bestellt zu haben. Mein Gott ist das ein dreckiges Badezimmer! Unglücklicherweise kommt man auf dem Weg zum Bad noch an einem Kühlschrank der Küche vorbei...schon mal schlecht...Nicht gerade vertrauenswürdig. Zudem kommt gleichzeitig wie ich ein Koch aus der Herrentoilette, nestelt noch an seiner Hose und der Schürze rum und sticht in Richtung Küche. Ich hau ihn an, ob er von Händewaschen nicht so viel hält; er lächelt verlegen und meint, er mache das in der Küche. Wer's glaubt. Aber was einen nicht umbringt und so weiter.
Nach dem wirklich ausgezeichneten Essen, ist es zwei Uhr und für uns eine gute Zeit zum Testzentrum zu bummeln. Der Antigentest darf nicht älter als 48 Stunden sein, und wir haben Check-Inn Zeit um 12.00 Uhr am Freitag. Passt also. Das Testzentrum ist winzig, die einzige Mitarbeiterin sitzt an ihrem Tisch und isst zu Mittag. Sie lacht und meint, wir sollen eintreten. Also wieder einmal Maske setzten, aber weil wir ihr sagen, dass wir nicht krank sind, sondern nur einen negativen Test für eine Kreuzfahrt brauchen, entspannt sie sich. Sie arbeitet mittlerweile im einzigen Testzentrum in Kapstadt, ein gutes Zeichen. Ratzfatz nimmt sie, nachdem wir uns registriert haben den Abstrich, wir bezahlen und wir sind schon wieder entlassen. Wir laufen die 6 km zurück in die Stadt alles dem Meer entlang. Richtig schön, denn normalerweise kann man in Südafrika aus Sicherheitsgründen ja nirgends laufen. Nach einer halben Stunde kommen die beiden Mails, negativ!
In der Stadt schauen wir uns noch ein wenig nach Koffer/Tasche um, denn auf dem Herflug von P.E. hat meine Tasche den Geist aufgegeben. Reissverschluss ausgerissen. Der hat uns noch Aufregung beschert. In P.E. am Flughafen wurde auf einmal Tinus Namen ausgerufen, eine Mitarbeiterin holt ihn ab und verschwindet mit ihm. Kommt nicht wieder und es ist bereits Boarding Zeit. Ich überlege mir, ob wir irgendwo unser Gepäck aus den Augen gelassen haben, und jemand vielleicht was reingetan haben könnte. Aber ich glaube nicht. Vielleicht seine Taschenmesser? Kurz bevor die letzten die Maschine besteigen, kommt er wieder, und sagt dass der Reissverschluss der Tasche komplett kaputt war. Sie mussten das Gepäck also mit dieser Plastikfolie einpacken und dieser Arbeiter akzeptierte nur Bargeld (was fast nirgends mehr der Fall ist), Tinu hatte aber kein Bares - nur US $. Nach einigem Hin und Her wurde auch dieses Problem gelöst, aber deshalb hat es etwas länger gedauert. Phu, irgendwie hatte ich doch kurz Schiss, dass Tinu in den Knast kommt😅.
Am Abend besuchen wir den Farmers Market "Oranijezicht". Ein Foodmarket wo sich die Einheimischen zum Feierabendbier treffen und was Kleines essen. Sympathisch. Es gibt viele Foodstände und natürlich Getränke - überall lange Schlangen. Aber die Südafrikaner sind sowas von entspannt. Da wird in der Schlange geplaudert und gescherzt und irgendwann kommt jeder dran.
9.3.23 Kapstadt
Nachdem wir nochmal bei unserem Lieblingstürken zu Mittag gegessen haben, besuchen wir das berühmte Diamantenmuseum von Shimanski und bekommen eine tolle Führung mit sehr interessanten Einblicken in die Welt der Funkelsteine. Wir haben die Möglichkeit beim Schleifen zuzuschauen, in den Ateliers wo Kundenaufträge gemacht werden reinzuschauen und wie die Kunststücke am Ende des Prozesses aussehen.
Danach muss eine Tasche oder ein Koffer her. Gar nicht so leicht. Sie sollte ja später auch mal noch in den Indy passen. Wir werden irgendwann fündig und bummeln noch ein wenig durch die Waterfront.
Schon vor einiger Zeit haben wir im Restaurant Utopia in Bo-Kap einen Tisch reserviert. Eines der neueren gehobenen Restaurants mit grossartigem Blick über die Stadt. Wir bekommen ein tolles Menu mit Weinbegleitung - unser letztes Abendessen auf dem Kontinent! Wir freuen uns schon auf das nächste...
MSC Sinfonia



10.3.23 Kapstadt - MSC Sinfonia
Gemäss unserer Schiffs App (Find Ship) soll die MSC um 5.00 in Kapstadt anlegen. Wir haben Check-In Zeit 12.00 Uhr. Tinu ist die ganze Nacht hibelig, weil so ab 4.00 Uhr mit dem Schiff in der Hafeneinfahrt gerechnet werden muss. Bis so ein grosses Schiff geparkt ist, dauert es ja eine Weile. So schauen wir immer wieder zum Fenster raus, weit und breit - Nichts. Nur die Hafenkräne die unaufhörlich Container um Container ab- und aufladen. Gegen Morgen zieht auf einmal Nebel auf. Auf dem FB Gruppen Chat der MSC, schreiben Passagiere die bereits an Bord sind, dass sie vor dem Hafen auf Reede sind, weil der Nebel viel zu dicht ist um zu manövrieren. Also dümpelt sie da und wartet auf bessere Sicht. Wir schlafen also noch eine Runde, bevor wir uns ans Packen machen und schlürfen Kaffee aus der feinen JURA Maschine im Hotelkorridor.
Ab und zu hat man das Gefühl, dass sich der Nebel lichtet, allerdings nur kurz um darauf noch dichter im Hafenbecken zu liegen. Um 11.00 ist bei uns Check-Out Time, wir nehmen unser Zeug und fahren in den 15. Stock, wo die Bar ist. Die ist zwar noch geschlossen, dafür ist die Aussicht auf den Hafen ebenfalls grossartig. Irgendwann kurz vor Mittag lichtet sich der Nebel und ein wunderbar blauer Himmel zeigt sich.

Wir fahren also mit einem Taxi zum Cruise Terminal (wie 2000 andere auch), können die grossen Taschen abgegeben, und uns nur mit dem Handgepäck anstellen.
Was da für Koffer hereingerollt werden ist ausserhalb normaler Vorstellungskraft. Ausmasse von Einzimmerwohnungen, und nicht nur eine, oft zwei und zusätzlich noch ein Handgepäck. Wahnsinn. Wozu? Jedenfalls wird die Schlange im überdeckten Bereich des Terminals immer länger, da zuerst das Schiff geleert werden muss. Es pilgern also unzählige Passagiere mit ihrem Gepäck vom Schiff in Richtung Hafenausgang. Dafür fahren Lastwagen um Lastwagen zum Schiff um Material - vor allem Getränke und Lebensmittel - abzuladen. Nach zwei Stunden anstehen, ohne dass sich die Kolonne auch nur ein klitzekleines bisschen bewegt hätte, mache ich mich im Hafen mal auf Nahrungssuche. In einer grossen Halle ist ein Foodmarket mit wahnsinnig viel Auswahl. Ich entschliesse mich für verschiedene Samosas mit scharfer Sauce, und bummle zurück. Sie sind richtig super, und guter Fingerfood während wir nur rumstehen. Immer mehr andere Passagiere fragen, von wo die leckeren Teilchen her seien, und pilgern ebenfalls zum kleinen Inder. Der kam wohl ganz schön ins Schwitzen...
Irgendwann kommt jemand von MSC und versucht bei den anstehenden Passagieren Ordnung in die Papiere zu bringen. Sie erklärt was wir beim Einchecken brauchen werden, und was weggeräumt werden kann. Nach etwa 3.5 Stunden geht es endlich los. Ziemlich zügig können wir die Schalterhalle betreten, nur um die eine Schlange gegen die nächste auszutauschen. Hier geht es aber ziemlich flott. Etwa 20 MSC Mitarbeiter checken Passagiere ein, händigen Kabinenkarten aus, machen Fotos für die Datei und lassen uns auf Deck. Cool. Ein grosses stolzes Schiff. Wie immer in den Häfen, sind Mitarbeiter dabei, die Aussenhaut des Schiffs zu streichen, damit sich der Rost nicht direkt durchfressen kann. Alles macht einen sehr sauberen Eindruck. Die Mitarbeiter, egal in welchem Bereich sind supernett, angeschrieben mit Namen und Herkunft. Unser Cabin Stewart ist natürlich, wie bei den meisten Schiffen aus den Philippinen, total nett, erklärt uns alles und meint bei einer so langen Cruise sei man sowieso "Family". Tinu bedankt sich bei Jolesh auf philippinisch, und er strahlt. Wir werden noch Zeit genug haben mit ihm zu plaudern...
Wir machen uns daran, dass Schiff zu erkunden. Da es nicht unsere erste Kreuzfahrt ist, und wir ja auch auf Schiffen gearbeitet haben, ist diese Welt für uns nicht neu, und Schiffe funktionieren im Grundsatz ähnlich. Vier Stunden nach Ankunft im Hafen erreichen wir endlich das Aussendeck! Das musste sich aber wirklich verdient werden. Weit unter uns, werden immer noch ganze Paletten mit Früchten, Gemüse und Mineralwasser abgeladen, nur um dann vom nächsten Stapler in den Bauch des Schiffes gebracht zu werden. Immerhin sind hier die Zugänge so gross, dass der Stapler hineinfahren kann. Auf der Hanseatic in Alaska, mussten wir das Material über Menschenketten weiterreichen, bis der letzte Mann alles in den Entsprechenden Kühlraum gepackt hatte. Ein Riesenkrampf!
Natürlich können die vier Stunden Verspätung nicht aufgeholt werden. Ziemlich genau mit drei Stunden Verspätung legen wir zur Musik von Andrea Bocellis "Time to say Good bye" ab.
Schon ein wenig emotional, dankbar, dass alles gut verlaufen ist, dankbar für die vielen grossartigen Begegnungen und Erlebnisse, dankbar dass mit unserem neuen Fahrzeug alles pannenfrei gelaufen ist und dass wir weder gesundheitliche noch sicherheitstechnische Probleme hatten, laufen wir aus. Es ist kalt und windig. Der Winter kommt. Time to say goodbye!
11.3.23 MSC - Tag 1 und 2 auf See
Am Morgen erkundigen wir mal das Wichtigste. Die Restaurants und die Buffets😂. Eine riesige Auswahl an Food in allen Variationen. Aber wir wollen hier ja nicht schwächeln und laufen erst mal fast eine Stunde auf der Joggingrunde. Wir finden sogar einen richtig tollen Chi-Qung Platz, fern von Animation und lauter Musik - Perfekt. Hier werden wir nun jeden Morgen beginnen bevor wir uns zum Müesli-Corner begeben. Viele tolle Früchte wurden eingeladen, und Ananas und Wassermelone schmecken ausgezeichnet. Im Prinzip könnte man den ganzen Tag über futtern. Überall hat es Buffets, Pasta Stationen, frische Pizzen die jede Minute aus dem Ofen kommen und verheissungsvoll riechen, aber auf wundersame Weise auch in minutenschnelle wieder verschwinden, kaum sind die Mittagsbuffets abgeräumt werden die Tea Time Buffets mit Kaffee und Kuchen aufgestellt, und so weiter.
Am Abend essen wir im Restaurant, wo in der Regel ein Dreigangmenu serviert wird, wobei man für jeden Gang ziemlich viel Auswahl hat. Wir haben einen schönen Zweiertisch und werden von der supernetten Eka, einer jungen Balinesin, betreut. Unsere Tischnachbarn sind das amerikanische Paar Bill und Linda. Er war Commander bei der Navy und hat die ganze Welt aus der Luft oder vom Flugzeugträger aus gesehen. Natürlich sind die beiden pensioniert und machen hier und heute gerade ihre 48igste Kreuzfahrt...Ansonsten sind viele Australier und Neuseeländer an Bord, Schweizer und sogar Deutsche hat es kaum. Passt!
13.3.23. Durban
Wir fahren heute am Morgen 5.00 Uhr Durban an. Die Hafenstadt mit ihren 4 Mio. Einwohnern hat nicht den besten Ruf, allerdings wurde für die Fussball WM 2010 vieles runderneuert. Zum Beispiel die Promenade entlang des Meeres und der Hafen für die Kreuzfahrtschiffe. In Durban ist der grösste indische Bevölkerungsanteil Südafrikas wohnhaft, deswegen es in dieser Stadt auch ein grossen "indisches Viertel" mit entsprechenden Gewürzläden, Märkten und Gewusel gibt. Da wollen wir hin. Es hätte natürlich auch unzählige Ausflüge mit Guides die man buchen kann, was von MSC auch dringend empfohlen wird. Aber wir sind jetzt schon so oft alleine unterwegs gewesen, dass ändern wir am letzten Tag in Afrika nicht mehr.
Als wir von Bord können, stehen schon viele Busse um die Passagiere aufzunehmen vor dem Schiff. Alles ist offenbar gut organisiert. Eine ewig lange Schlange bildet sich beim Taxistand von den Leuten die in die Stadt wollen. Wir haben immer noch unser Bolt App und bestellen uns einen Fahrer. Nach etwa 4 Minuten ist er da - und wir sind weg. Lassen uns an den Victoria Market im indischen Viertel fahren, und unser Fahrer, ein "born and raised in Durban" bestätigt uns, dass am Tag das Viertel sicher ist. So sind wir wieder mal in Mitten von Gewürzen, bunten Stoffen und Holzfiguren - schön.
14.3.23 - 17.3.23 Auf See
Zwischen Durban und dem nächsten Hafen von La Réunion liegen ca. 2600 km. Wir haben lange keinen Sichtkontakt zur Küste, auch nicht als wir fast nur noch 50 km südlich von Madagaskar durchsegeln. Das Schiff liegt unglaublich ruhig und fast lautlos im Wasser. Wir haben zwischendurch Wellenhöhen von ca. 4 Metern, aber man spürt fast keine Schaukelbewegung. Auf dem obersten Deck, wo man Runden laufen kann, ist es aber schier unmöglich ein Cap oder eine Brille auf der Nase zu tragen, der starke Wind weht einem alles weg, und sogar beim Laufen spürt man den extremen Wind. Wir verbummeln unsere Tage mit Qi-Kung, Zmörgele mit vielen feinen Früchten, dann laufen wir ein bisschen auf dem Oberdeck, sehen ab und an andere Schiffe, allerdings nur Frachter. Lektoren halten Vorträge zu den nächsten Destinationen und für Animierungswillige gäbe es allerlei Kurse (Tanz, Basteln, Karaoke, Wassergymnastik und viele lustige Spiele - beliebt und schon gesehen auf Hochzeiten...). Tischtennis ist schwierig bei starkem Wind und auch Töggele ist eine ziemliche Lotterie. Am Abend ist für uns jeweils um 18.00 Uhr Abendessen, da wir die erste Sitzung gebucht haben, um 20.30 war uns zu spät. Somit können wir nach dem Essen ins Theater, oder ins Casino, oder in eine der vielen Bars mit Livemusik - was auch immer.
Die Tage gehen schnell vorbei. Schliesslich sind wir auch mit Büchern gut ausgerüstet und ich suche uns auf Second-Love Plattformen Mobiliar für unser Zuhause. Alles in allem eine runde Sache.
17.3.23 La Réunion - ca. 1 Mio. Einwohner (FRA)
Gruppenreisen sind für uns schwierig! Man muss schon Nerven wie Drahtseile haben, um ob all der Kreuzfahrer nicht in die Luft zu gehen. Wir finden es schon grenzwertig, dass Durchsagen auf dem Schiff immer in fünf Sprachen durchgegeben werden (egal wie lange sie sind), reicht nicht englisch und die anderen alle auf den Monitoren? Es hört ja eh keiner zu. Auch Obligatorisches wie die Safety Übung, oder wenn man mit den Pässen in eine Bar muss weil die Behörden des nächsten Hafens den Papierkram bereits erledigen (nicht auszudenken wenn das erst beim Landgang gemacht werden würde)...egal, keiner hört zu, und die fehlenden Personen müssen am Schluss dann namentlich ausgerufen werden, nachdem man wohlverstanden bereits etwa viermal aufgefordert wurde, in dieser oder jener Bar mit den Unterlagen zu erscheinen. UND natürlich sind die Unterlagen, wenn sie dann endlich an der Reihe sind, nicht ausgefüllt 🥱.
Und immer wieder: in fünf Sprachen.
Jedenfalls erreichen wir am Morgen sehr früh den Port von La Réunion. Tolles Wetter über der grünen, bergigen Insel. Wir sehen als erstes also nicht etwa schöne Buchten oder tolle Strände, La Réunion ist eine Vulkaninsel und hat fast keine Strände. Den einen Beach des gibt, ist natürlich nicht weisssandig sondern schwarz, ja Vulkansand halt. Ernsthaft wird der Lektor gefragt, ob dieser Sand nicht zu schmutzig sei, um da zu baden (nicht zu fassen!). Egal, wir haben keinen Ausflug gebucht und wollen in einen der grösseren Orte auf den Markt um Gewürze zu kaufen. Es stehen viele Busse bereit um ins Nachbarörtchen zu fahren, wo sich ebenjener schwarze Strand befindet, und auch wir müssten, um nach Saint Denis zu gelangen, dort in einen anderen Bus umsteigen. Wir denken uns, das lassen wir, und wollen uns ein Taxi suchen. Aber La Réunion wäre nicht ein Teil Frankreichs, wenn nicht die Taxifahrer heute streiken würden. Saint Denis können wir also vergessen, mit dem Bus dauert das viel zu lange. Wir entscheiden uns also wie alle anderen für Saint Gilles, und müssen erst mal laaaaange anstehen, um an ein Busticket zu gelangen. Wir stehen also alle ewig in der Hitze in der Kolonne, der Typ vor mit hat kein Bargeld, aber das eine (!) Kreditkartenterminal der Ticketschalter hat irgendein Dödel mitgenommen und noch nicht wieder zurückgebracht. Andere kramen ihre Kröten erst zusammen wenn sie bereits vor dem Schalter stehen, obwohl sie vorher eine Viertelstunde Zeit gehabt hätten - solche Momente sind schwierig für uns. Schwierig! Wir haben das Problem nicht, haben Bares sogar in der richtigen Grösse. Zack!
Im Bus werden wir ins Zentrum von Saint Gilles gefahren, zudem hat es nebst dem Grossen Markt noch zwei andere Haltestellen. Die Busse fahren also ein Zirkel, und wir - gut erkennbar mit den leuchtorangen Armbändern🥴 - dürfen ein- und aussteigen wo wir wollen. Wir steigen also im Zentrum aus und bummeln zum "Grossen Markt". Das ist leider gar kein Markt, sondern eher nur eine kleine Ansammlung von Fressständen. Aber das Örtchen ist sehr sauber, die Häuser sehen gut aus und sind nicht mehr so eingemauert mit Schutzzäunen wie in Südafrika. Aber die Menschen sind irgendwie mehr Franzosen als Afrikaner. In jeder Beziehung...
Irgendwann merken wir, dass Tinu seinen neuen Lieblingshut aus Oudtshorn im Bus liegen gelassen hat. Mist. Wir warten also an der nächsten Haltestelle bis unser Bus Nummer 3 wieder vorbei kommt und fragen den Chauffeur. Nein, hat nichts gesehen und keiner hat was abgegeben. Wir hoffen also, dass jemand intelligent und nett genug war, ihn aufs Schiff mit zurückzunehmen. Kann ja nur einem Kreuzfahrer gehören...
Zudem hat sich ja gestern noch Natascha gemeldet. So wie es aussieht, hat sie für unseren Indy auf dem Schiff nach Bremerhaven Ende April einen Platz ergattert. Wir müssen zwar eine Inventarliste vom ganzen Inhalt machen, unterschreiben, bestätigen, schwören oder was auch immer, dass wir die Reederei bei einem Diebstahl nicht haftbar machen werden - aber hey, die können alles von uns haben! Aber das bleibt eine unsichere Sache, bis er wirklich auf dem Dampfer steht - es bleibt abzuwarten.
18. und 19.3.23 Mauritius
Die Seereise ist kurz und bereits am nächsten Morgen erreichen wir Port Louis, Mauritius. In den drei Wochen im letzten Juni als wir hier waren, war es jeweils eher sonnig, kühl und windig, ein Wintermonat halt. Jetzt, ist es heiss und schwül, also richtig heiss und richtig schwül. Boah, der Schweiss rinnt nach Minuten in Strömen, sowas hatten wir länger nicht mehr. In Afrika ist die Hitze trocken und irgendwie knackig, hier ist sie feucht und zäh wie Kaugummi. Tinu und ich verbummeln unseren zweitägigen Aufenthalt auf eigene Faust. Da wir damals ein Auto gemietet hatten, wollen wir die Ausflüge nicht mitmachen. Wir gehen in den grossen Markt, Chinatown, zu den Flughunden in den riesigen Banyantrees, an die Waterfront und bummeln in der grössten Hitze durch Marktstände und viele Menschen. Endlich können wir guten Pfeffer kaufen und Muskatnüsse. Beides aus dem Süden der Insel. Gegen Nachmittag hängen jeweils tiefschwarze Wolken über den Bergen. Aber wir haben Glück und kommen immer trocken nach Hause.
Natürlich gibt es wieder allerlei Aktivitäten an Bord, langweilig wird es nie.
23. und 21.3. Tage auf See
Unser nächstes Etappenziel ist der Hafen von Victoria, Hauptstadt der Seychellen, mit ihren 24'000 Einwohnern (kleinste Hauptstadt der Welt). Für die 800 Seemeilen brauchen wir zwei Tage. Das Schiff fährt wie gewohnt mit ungefähr 30 km/h, die Wassertemperatur beträgt 30° und unter dem Schiff sind ungefähr 4000 Meter Tiefe. Was sich da wohl alles tummelt? Wir entdecken aber weder grosse noch kleine Tiere, nicht mal Vögel, da wir ungefähr 200 km entfernt vor der Küste Nordmadagaskars segeln.
Um etwas von den Seychellen zu sehen, haben wir heute bereits einen Ausflug gebucht. Mit einem Glasbodenboot werden wir zu einem Marine-National Park fahren und dort schnorchelnd die Meeresfauna erkunden. Ich fürchte mich ein wenig davor, vielleicht mit 200 oder mehr Menschen gleichzeitig zu schnorcheln, aber hey - vielleicht alles nur halb so schlimm. Wir sind gespannt. Jetzt gehen wir erst mal zum Vortrag über die Inseln knapp unterhalt des Äquators. Ja, übrigens haben wir ja einen Lektor an Bord. Er weiht uns jeweils für die kommenden Ausflüge in Geschichte, Wissenswertes und Aktuelles ein. Und er hat spannende Themen. Allerdings leider null Talent, dies in einer spannenden oder witzigen Weise zu überbringen. Wir schwanken also immer zwischen ins kalte Theater sitzen, eine Stunde fast einzuschlafen, obwohl die Quintessenz in 5 Minuten gesagt wäre - oder im Internet selber zu lesen. Sogar das Internet ist spannender als der liebe Francis.
22. und 23.3. 23 SEYCHELLEN
Wir erreichen am Morgen früh den Hafen von Victoria. Allerdings ist der schon besetzt mit dem Kreuzfahrtschiff Silver Shadow und einem grossen Containerschiff. Somit ist der nicht allzu grosse Hafen belegt. Heisst für die 2500 Passagiere von unserem Schiff, tendern. Wir sind auf Reede ausserhalb des Hafens, unsere Beiboote werden zu Wasser gelassen, und später die Passagiere zum Ufer übergesetzt. Ein riesiges Prozedere für ein so grosses Schiff wie die MSC. Es wäre sehr viel einfacher gewesen, die paar hundert Pax der Silver Shadow zu tendern. Aber offenbar liegt die schon seit dem Vortag im Hafen und wird ihn am Mittag verlassen. Wenn also die Passagiere alle auf den Ausflügen sind, wird unsere MSC den Platz auf Reede verlassen und in den Hafen schaukeln.
Wir bekommen am Vorabend unser Ticket für den Ausflug in die Kabine geliefert und erfahren Besammlungsort, Bus Nummer, Zeit etc. Am Morgen ist es dann wie bei einer Schulreise. Nur viiiiiieeel grösser. Natürlich verzögert sich der ganze Ablauf, weil wir nicht direkt im Hafen aussteigen können. Alle besammeln sich im grossen Theater. In gefühlt 17 Sprachen, wird immer wieder von den Reiseleitern gesagt, dass man das Ticket und die Schiffskarte dabei haben muss, weil nachher keine Zeit mehr bleibt, um etwas in die Kabine holen zu gehen. Langes Warten auf die Bewilligung der Hafenbehörden mit dem Tendern beginnen zu können. Dann sollen alle für Bus Nummer 1 aufstehen und dem Guide folgen. Nur Bus Nummer 1! Alle für Bus Nummer 1!.....Sind noch Leute im Saal für Bus Nummer 1? Ihr dürft bitte dem Guide folgen...das gleiche mit Bus 2, 3, 4, bis 9. Als wir bei Bus Nummer 8 ankommen, folgt die unausweichliche Frage: Sind noch Passagiere im Saal für Bus Nummer 1. Oder 2 und so weiter. Dann kommt die geilste Frage des Tages: Wo auf dem Ticket sehe ich meine Busnummer!!!!!!! Bäääääm! Gruppenreisen sind schwierig!
Aber wir kommen mit einer Stunde Verspätung in unseren Tender, und werden nach einer kurzen Fahrt sorgfältig im Hafen ausgeladen. Natürlich ist unser Bus zu klein, aber dieser Faux Pax ist schnell behoben, ein zweiter kommt und weg sind wir. Nur ein paar Kilometer zu unserem Katamaran Anahita. Mit der Anahita geht es raus auf das glasklare Wasser in Richtung des Marinen Nationalparks St.Anne. Einer der ersten Nationalparks der Region. Bereits 1973 haben die Seychellen den Wert ihrer Natur erkannt und strickte Regelungen erlassen. Es darf also im grossen Nationalpark nicht gefischt werden, nur wenige Boote sind zugelassen und natürlich darf nichts entfernt oder mitgenommen werden.
Unser grosser Katamaran hat Platz für 100 Personen, was wir wahrscheinlich annähernd sind. Aber das stört überhaupt nicht, denn es sitzen alle drinnen am Schatten, nur wir und ein paar einzelne geniessen draussen die grossartige Aussicht. Wow, das Wasser ist türkis und glasklar. Die Inseln sind grün und hügelig, nur schmale Streifen direkt am Meer kennzeichnen die weissen Sandstrände. Zu uns gesellt sich ein Boot, offenbar unser Glasbodenboot. Nicht wie ich mir vorgestellt hatte, mit einem durchsichtigen Boden, sondern ein "normales" Boot, mit einer Treppe im Innern, über die man den unteren "Stock" (unter Wasser) des Bootes erreichen kann. Man steigt also die Treppe runter und erreicht einen schmalen Korridor. Sitze lassen sich runterklappen und dann ist man links und rechts gefühlt direkt im Wasser. Seltsam aber toll. Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt und können als erstes ins Boot. Wir sind begeistert. Mitten in den bunten Fischen, nähern wir uns dem wirklich gut erhaltenen, lebenden Riff. Grosse und kleine Fische, bunte und gestreifte, Gurken und Seeigel und großartige Korallenformen tummeln sich auf diesem Riff. Wow. Zurück auf der Anahita bekommen wir Schnorchelausrüstungen. Neoprenanzug braucht hier niemand, das Wasser hat bestimmt 34 Grad oder mehr. Also Flossen, Maske und Schnorchel - sind schnell anprobiert und weg sind wir. Das Wasser ist sooooo schön warm. Ich liebe es. Ein bisschen aufgewühlt und nicht ganz klar aber klar genug. Wir werden also ziemlich umschwärmt von kleinen bunten Fischchen und man könnte stundenlang im Wasser bleiben. Aber gerade im Wasser ist die Sonne tückisch und so nach einer halben Stunde, machen wir uns auf den Rückweg zur Anahita.
Wir werden mit dem Zodiac an den Strand gebracht, wo wir noch ausgiebig in den kleinen Buchten plantschen und schwimmen können. Es gibt ja auf der ganzen Welt wunderbare Strände. Was die Seychellen ausmacht, sind die runden, grossen Granitfelsen. Die gibt es jedenfalls nicht, wie wir vermutet hatten nur auf Pralin oder La Digue, sondern überall. Wunderschön.
Gewitterzellen nähern sich, und wir bekommen innerhalb kürzester Zeit eine nette, heftige Süsswasserdusche. Nach vier Stunden dreht unser Kapitän von der Anahita wieder in Richtung Land, und lässt uns, superpraktisch, direkt neben der MSC aussteigen. Das nenn ich ja mal Service👍🏻.
Am nächsten Tag wollen wir mit einem Taxi oder einem Bus nach Beau Vallon. Auf der anderen Seite der kleinen Insel Mahé, nur über einen Hügelkamm. Es soll der schönste Strand auf der Hauptinsel sein, und diejenigen Passagiere die am ersten Tag dorthin eine Tour gemacht haben, waren begeistert. Wir schnappen uns also ein Taxi und werden durch die Rushhour durch Victoria und über den kleinen Hügelkamm gelotst. Der Strand ist wirklich toll. Breit, weisser Sand, glasklares Wasser, nicht viele Menschen. Wir kriegen nicht genug. Wie lange hatten wir kein so warmes Wasser mehr. Und vor allem, wie lange werden wir kein solch glasklares, warmes Wasser mehr haben? Irgendwann ist halt auch das vorbei und wir lassen uns zum Schiff zurückbringen. Schön wars! Mega schön wars! Aber wahrscheinlich kommen wir nicht mehr wieder. Hat ja keine Brücke😆!
24.3.23 - 28.3.23 Seetage
Um es gleich vorweg zu nehmen: In den nächsten Tagen sind Tinu und ich ein Totalausfall. Sonnenstich, Grippe oder sonstwas....Wir liegen meist schlafend und dampfend in unserer Kabine, Husten uns durch Tag und Nacht, schleppen uns ab und an an die Wasserzapfsäule und essen irgendein Müsli. Die Sache ist zäh, auf dem ganzen Schiff wird gehustet, viele verschwinden mit Tee in den Kabinen, das Virus krallt sich an uns fest. Tinu geht es nach 4 Tagen wieder besser, mir ist nun noch der Geschmacksinn abhanden gekommen. Wie dieses Virus wohl heissen mag? Aber auf einem Schiff würde man das böse Wort mit C***** niemals in den Mund nehmen. Allzu präsent ist wohl allen, wie im 2021 Kreuzfahrtschiffe für Wochen in Häfen blockiert wurden, weil die Passagiere von den Behörden nicht an Land gelassen wurden.
Wir haben ja vor der Einschiffung alle Covid Zertifikate und einen Antigentest vorweisen müssen, aber wir sind ja immer wieder an Land, Behörden kommen an Bord etc. viele Möglichkeiten für das Virus als blinder Passagier mitzureisen.
29.3.23 Jeddah
Heute ist Landgang in Jeddah. Wir bleiben an Bord. Das Visum war uns zu teuer (130.- p.P.) und zudem ist Ramadan. Somit vieles geschlossen...und eh, verbringe zumindest ich den halben Tag immer noch im Bett. Ich bin noch nicht wieder fit.
30.3.23 - 1.4.23 Seetag - Safaga - Sharm El Sheik
Safaga wäre der Ausgangshafen für den Ausflug nach Luxor. Allerdings sind die Wellen schon seit Stunden so hoch, dass an Landgang nicht zu denken ist. Unser Captain "parkt" ca. 15 km ausserhalb des Hafens, abwarten und Teetrinken ist angesagt. Die Hafenbehörden wollen noch zuwarten um dem grossen Schiff die Einfahrt in den Hafen zu erlauben. Gegen halb elf dann die Absage. Für die Sinfonia ist es heute nicht möglich in den Hafen einzufahren. Tendern geht sowieso nicht, die Wellen sind eher höher geworden als kleiner. Sie sprechen von 6 Metern. Der Captain beschliesst nicht mehr länger zuzuwarten und nimmt Kurs auf unser nächstes Ziel:
Sharm El Sheik.
In Sharm El Sheik gehen wir wieder mal an Land. Ein Nest irgendwo am Roten Meer, muss man keinesfalls gesehen haben. Die Region ist bei Touristen wegen der tollen Tauchgründe beliebt. Und das Wasser ist tatsächlich glasklar und ziemlich warm, wir sehen sogar eine grosse Wasserschildkröte vom Strand aus. Aber auch in diesem Ort hat die Pandemie viele Opfer gefordert. Viele Geschäfte oder Cafés werden nie mehr öffnen, und da wir uns im Ramadan befinden, öffnen die verbleibenden Geschäfte später. Die Touristen, die wohl in diese Region reisen, bleiben wahrscheinlich vor allem in ihren Resorts und gehen zum Tauchen oder Schnorcheln. Auch wir bummeln bald wieder zurück zum Schiff.
2.4.23 Port Sokhna
Port Sokhna ist abgesehen von Alexandria der grösste Hafen der Region und nächster Hafen für die Versorgung von Kairo. Dementsprechend riesig ist er, und zudem eine 24 Stunden Baustelle, da er in alle Himmelsrichtungen ausgebaut wird. Wir haben uns für den Shuttleservice nach Sokhna angemeldet und wollen am Nachmittag an den Strand. Noch ein letztes mal klares und zumindest ein bisschen warmes Wasser geniessen. Nur leider wurden wir auf der Liste der Passagiere, die den Hafenbehörden gemeldet wurden, vergessen. Nachträgliches Melden offenbar unmöglich. Mist, wir bleiben also auf dem Schiff und sind ein bisschen sauer. Aber wie uns unsere Tischnachbarn aus den USA am Abend erzählen, haben wir nichts verpasst. Es war vor allem zu spätes Abfahren, dann lange im Stau stehen und später in einem riesigen Hotelkomplex abgeladen werden um vor geschlossenen Shops und Restaurants zu stehen. Ok, vielleicht nichts verpasst.
2.& 3.4.23 SUEZ-KANAL
Am Abend legen wir ab, um gegen 22.30 Uhr an unserem Ankerpunkt vor Suez, Position zu beziehen. Die Position wird von den Behörden, gemäss Platz im Konvoi, festgelegt. Bis auf den kleinen und grossen Bitter Lake, wird der Kanal einspurig befahren, in der Reihenfolge; Militär, Passagier, Cargo, RoRo, Container und Gefahrengut Transporter. Entsprechend ist vor uns ein kleines Aufklärungsschiff der USA, wir auf Position zwei, gefolgt von 39 weiteren grossen Schiffen, alle in gebührendem Abstand. Begleitet werden wir natürlich von einem Piloten an Bord und einem Bugser, der uns die ganze Zeit am Heck klebt. Morgens gegen 7.00 Uhr verlassen wir unseren Ankerplatz und machen uns auf den Weg zur Einfahrt in den Kanal. Viele Schiffe sind auf Reede oder im Trockendock, in Suez ist viel los. Übrigens sind die Gebühren für eine Kanaldurchfahrt exorbitant. Ein grosser Container Carrier, mit 18 000 Containern an Bord, kostet um 800 000.- U$. Kann allerdings auch ca. 6500 km Weg einsparen, womit es sich offenbar lohnt die Abkürzung zu nehmen.
Wir starten also zu unserer ca. 10-stündigen Durchfahrt, bei einer maximal erlaubten Geschwindigkeit von 19 km/h. Passieren kleine Örtchen, Oasen, grosse Sanddünen, immer wieder Fährplattformen, mit denen vor allem LKWs auf die andere Seite des Kanals übersetzen. Auf den ganzen 200 km sind etwa alle 200 Meter Soldaten postiert. Sie stehen den ganzen Tag in der prallen Sonne und bewachen den Kanal, zusätzlich zur Mauer, die den ganzen Kanal abschirmt. Sie winken uns freundlich zu.
Streckenweise wurde ein zweiter Kanal ausgehoben, welcher erst vor ein paar Jahren fertig geworden ist. Dies ermöglicht natürlich eine effizientere Abwicklung, bei dem immer grösseren Frachtaufkommen. Wir passieren die Eisenbahnbrücke El Ferdan und die grosse Brücke Mubarak Freedom Bridge, die Asien mit Afrika verbindet. Gegen Abend dann, naht das Ende der grandiosen Durchfahrt. Wir erreichen den Hafenort Port Said, je nachdem aus welcher Richtung man kommt, das Ende oder der Anfang des Kanals. Die Wellen werden höher, je mehr wir in Richtung Mittelmeer kommen, die türkise schöne Farbe weicht einem kalten graugrünen Mittelmeerton und es wird frisch. Tja, welcome to Europe! Die Fahrt war ein oder das Highlight auf dieser Kreuzfahrt - nebst den Seychellen natürlich. Wir nehmen also Kurs auf Heraklion, der Hafenort auf Kreta. Nach einem Tag auf See, sollten wir am 5.4. morgens den Hafen erreichen.
5.4.23 Heraklion
Am Morgen früh erreichen wir den schönen Hafen von Kreta. Es ist toll, wieder mal eine Altstadt mit tatsächlich historischen Gebäuden zu besuchen. In Heraklion herrscht Aufbruchstimmung. Viele Geschäfte sind neu, die Restaurants sind voll und in den Gassen sind überall viele Touristen unterwegs. Nebst unserer MSC liegt noch die "Norwegian Jade" im Hafen, etwa in der gleichen Grösse wie unsere MSC. Dies schwemmt natürlich schon mal 4-5000 Menschen in die Gassen, aber auch sonst scheint es hier, vielleicht wegen der Osterferien, mehr Betrieb zu geben als zum Beispiel in Sharm El Sheikh.
6.4.23 Piräus - Athen
Der Himmel über Athen empfängt uns mit vielen Wolken, aber immerhin ohne Regen. Wir müssen uns wohl oder übel von dem wunderbaren, ewigen Blau Afrikas verabschieden. Der Wind ist kühl, aber was soll's, wir nehmen uns einen Uber und fahren die ca. 12 km vom Hafen Piräus in die Altstadt von Athen. Am Monastirakis Platz, wo all die kleinen Gassen abgehen, direkt unterhalb der Akropolis steigen wir aus. Auch in Athen ist viel los. Richtig viel, aber wir mögen es allen gönnen, die irgendwie mit Tourismus direkt oder indirekt zu tun haben. Schöne Gassen, ab und zu sogar Sonne - Athen gefällt uns. Wir sind zwar nicht zum ersten mal hier, aber es ist schon eine Weile her. So komplett anders, als unser vergangenes Jahr. Übrigens fällt uns auch auf, dass die Menschen offenbar wieder Geld für Sprayfarben haben. Viele Fassaden sind restlos versaut - nein, in Afrika würde niemand für so etwas Absurdes Geld in die Hand nehmen. Miete, Essen, Schulgeld, Arztbesuche und Kleider ...all das muss zuerst irgendwie beschafft werden.
7. und 8.4.23 Auf See - Split
Der letzte Tag auf See ist nochmal einer der gemütlichen Sorte. Keine Wellen - überhaupt hatten wir Wetterglück und kein Geschaukel. Wir lachen uns nochmal ab Mark Sampson schlapp, 12 x Comedy mit ihm war toll. Dann bekommen wir viele Informationen zum Check-Out Prozedere, am Abend ist Captains Cocktail (zwar ohne Captain) und Farwell Diner. Die Küche gibt nochmal was sie halt kann...und wir alle sind froh, bald wieder dem MSC Menü entfliehen zu können.
Am Morgen sind wir in Split. Was für eine schöne alte Stadt. Die Sonne scheint, aber der frische Wind lässt uns schon ein wenig frösteln. Einige der Amis und Brasilianer verlassen das Schiff bereits nicht mehr, weil es ihnen zu kalt ist😂. Nun, so schlimm ist es nicht aber auch nicht mehr wie auf den Seychellen.
9.4.23 VENEDIG - nach vier Wochen
Weil mittlerweile so viele grosse Kreuzfahrtschiffe täglich die Lagunenstadt angelaufen haben, hat sich in den letzten Jahren viel Widerstand von den Einheimischen gebildet. Sie fürchten um die Bausubstanz der alten Palazzi und um die Stabilität der Holzpfähle, auf denen die Stadt gebaut wurde. Seither wird an einem neuen Terminal für die Riesenkreuzer gearbeitet, was aber natürlich seine Zeit dauert. Als Übergangslösung legen Schiffe über 180 Meter nun im Industriehafen an, und die Passagiere werden mit kleinen Booten in den bereits fertigen neuen Teil des Terminals gebracht, wo sich auch der Zoll und die Immigration befindet. Das Gepäck (richtige Berge von Gepäck), wird auf Lastwagen geladen und ebenfalls ins Terminal gekarrt. Eine logistische Herkulesarbeit also. Aber irgendwann nach viel Verabschieden und noch mehr Warten, kommen auch wir im Terminal an. Danach geht es für uns in die Personenschwebebahn die uns zum Bahnhof Venedig bringt (die Schwebebahn hat übrigens genau 2 Ticketautomaten, bei denen meistens nur mit Bargeld bezahlt werden kann, weil das Kreditkartenterminal nicht funktioniert. Für tausende von Schiffspassagiere und Schiffsbesatzungsmitglieder die aus dem Ausland ankommen, keine Euros haben und sich mit den Automaten und den Strecken nicht auskennen...nur so als Info🤪).


Eigentlich hatten wir gedacht früher in der Stadt zu sein, und somit genug Zeit zu haben, um Barbara, Tinus Schwester vom Bahnhof abzuholen. Aber als wir beim Automaten der Personenschwebebahn in der langen Schlange anstehen, sehen wir ihren Zug schon von weitem in den Bahnhof einfahren. Blöd. Wir werden uns verspäten. Also schicken wir ihr den Plan um unser "Häuschen Al Pozzo" zu finden und verabreden uns direkt in der Unterkunft. Als wir ankommen, ist sie auch noch nicht lange da und hat sich erst gerade häuslich eingerichtet. Ein richtig tolles Häuschen in einem super Viertel Venedigs, ganz ruhig in einem Innenhof gelegen und trotzdem direkt am Geschehen. Genau richtig zu dritt.
Wir bummeln also die nächsten drei Tage durch die alten Gassen, entdecken nette Restis, noch schönere Bars und wunderbare Läden, machen Ausflüge nach Murano, bestaunen die Glasbläser und ihre Kunst, Essen fein, haben viel zu erzählen und die Zeit fliegt nur so vorbei. Bereits am Mittwoch Mittag geht ihr Zug wieder retour in die Schweiz. Danke Bärblä, einmal mehr, dass du uns in Europa in Empfang genommen hast, und ein paar Tage mit uns Venedig unsicher gemacht hast. Bis bald wieder in der Schweiz!
14.4. - 19.4.23 ROM
Unser Flieger aus dem regnerischen Venedig geht pünktlich, aber Italien wäre nicht Italien, wenn nicht gestreikt würde. Diesmal trifft es uns mit den Zügen. Das Zugpersonal streikt italienweit am Freitag den 14. April. Somit kommen wir genau bis nach Roma Fiumicino, dann ist die Reise erstmal zu Ende. Zwei ganz junge Mädels sind vom Kundendienst abgestellt um den gestrandeten Reisenden Auskunft zu erteilen. Die zwei Armen! Der Flughafen ist riesig, die ankommende Passagiermenge ebenfalls. Es strömen also unaufhörlich grosse Menschenmassen in den Bahnhof, nur um auf der Anzeigetafel zu sehen, dass alle Züge ausfallen. Sehr geil! Alle fragen das gleiche, alle wollen in die Stadt, alle haben ein Zugticket für einen Zug der nicht fährt, alle wollen zu Tante, Onkel oder dem Papst und natürlich haben alle kein Verständnis ...und die zwei Girls haben keine Ahnung was sie sagen sollen. Es kann sein, dass eventuell demnächst einer fährt, aber eventuell auch nicht. Taxi ist keine Option, es hat es natürlich am Taxistand schon längst keine Taxen mehr, und es sind fast 30 km bis ins Zentrum.
Nach einiger Zeit kommt Bewegung in die Masse, offenbar soll einer der Schnellzüge ins Zentrum fahren. Ohne Halt bis Roma Termini. Allerdings sind die Billette, die wir alle haben, für diesen Expresszug nicht gültig. Bei den ersten Passagieren die den Zug besteigen wollen, versucht die Zugführerin dies noch durchzusetzen, aber keine Chance. Es steigen einfach alle ein. Die Zugführerin ward nicht mehr gesehen und wir sind schlussendlich doch noch gut in die Stadt gelangt. Allerdings haben wir vom Flughafen bis ins Zentrum gleichlange gebraucht wie vorher vom Hotel in Venedig bis Rom Airport.
Es ist also schon nach 16.00 Uhr als wir im B&B Easy in Ostiense ankommen. Eine super Wohnung mit 4 Zimmern und Gemeinschaftsküche, mit Maurizio dem Gastgeber. Die im Januar neu renovierte Wohnung in rot/weiss, verfügt über alle erdenkbaren Gadgets die man sich unterwegs so wünscht. Von Netflix über Regen- und Massagedusche, von Milchschäumer und Kaffeekapseln über Waschmaschine und vielerlei verlegten Ladekabeln und Lautsprecherboxen, einem vollem Kühlschrank, Toaster...und das Beste: jeden Morgen sind für jedes Zimmer frische Gipfeli, Joghurt und Madeleines bereit. Alles funktioniert bestens und ist eingerichtet. In einem super Stadtteil von Rom, alles fussläufig erreichbar und unbegrenzten Möglichkeiten für die Nahrungsaufnahme. Viele japanische Restaurants aber auch viele Trattorien und Pizzerien - also verhungern muss hier wirklich keiner. Perfekt...verdiente 9.4 auf Booking. Maurizio erklärt uns alles, gibt uns noch Tipps für die Stadt und einen Stadtplan und wir richten uns häuslich ein. Sind ja immerhin fünf Nächte hier.
Am Samstag regnet es in Strömen. Ich fühle mich mittlerweile richtig krank und überlege zum Arzt oder zum Apotheker zu gehen. Mein Husten geht seit drei Wochen nicht weg und ist wohl der Rest meiner "Schiffsgrippe". In der Apotheke werde ich gleich wegen einer Infektion auf Antibiotika gesetzt und bekomme ein ganzes Tütchen voller Zeugs. Na denn. Wir verbringen einen gemütlichen Regentag in unserem B&B in Rom, trinken Tee und schauen Netflix. Auch mal cool.
In den nächsten Tagen zieht es uns dann aber in die Stadt. Schliesslich sind wir nicht in Rom um rumzulümmeln. Über abgeschliffene Pflastersteine geht es für uns viele Kilometer per Pedes durch die Stadt. Zum Kolosseum, Circus Maximus, Fontana di Trevi (den man vor lauter Menschen fast nicht sehen kann), Spanische Treppe, zum Pantheon, der Engelsburg, den Vatikan und und und. In der ewigen Stadt gibt es soo viel zu sehen und zu entdecken. Wir sind zum ersten mal in Rom aber bestimmt nicht zum Letzten. Nicht viele Städte haben so viel Geschichte und alten Charme wie Rom. Viele nette kleine Restaurants, Museen, Gallerien, wunderschöne Geschäfte mit der allerneusten Mode oder Second Hand Entdeckungen, natürlich grossartige Schuhgeschäfte, kleine Gassen und erstaunlicherweise richtig guter Luft. Noch nie haben wir irgendwo so viele Elektroautos in Kleinstformat gesehen wie hier.
So gehen unsere verbleibenden Tage rasch vorbei, und langsam holt uns die Realität ein. Bisher war Zürich noch so weit weg, und wir konnten Diverses vor uns herschieben. Neuerdings geht das nicht mehr. Termine müssen organisiert, Wohnungsübergabe abgemacht, Möbel gekauft und Papierkram erledigt werden. Bäääääh! Aber Natascha aus Südafrika hat sich gemeldet, unser Indy sollte tatsächlich am Freitag, dem 21. in den Hafen gefahren werden. Zoll und Papiere macht sie am Donnerstag, dann kann er am Wochenende pünktlich auf das Schiff. Daumen drücken!
Er ist erst drauf, wenn er drauf ist und der Kahn schwimmt.

Ein aufregendes Jahr geht für uns zu Ende. Wunderbar wars. Danke allen die virtuell oder auch real mit uns mitgereist sind, danke den tollen Menschen die wir unterwegs getroffen haben und den vielen netten Travelbuddies von Nah und Fern.
Nach der Reise ist bekanntlich vor der Reise...vielleicht sollten wir uns langsam mal ans Planen machen😁. Ideen haben wir schon.

Mit der "Aquarius Leader" ist seit dem 22.4.23 auch unser Indy unterwegs. Sollte nach ca. drei Wochen hoffentlich unbeschädigt in Bremerhaven ankommen. Wir sind gespannt!
