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23.10.2015  Argentinien

 

Gen Süden

 

Nach einem gemütlichen Kaffe in der Stadt, geht Tinu in den Brillenladen

und voilà, sie ist tatsächlich fertig und passt bestens. Wir bummeln

gemütlich in Richtung Landy und begeben uns in den Verkehr der

Grossstadt. Flux sind wir auf der Stadtautobahn und schwimmen im

Verkehr mit. Alles ist gut ausgeschildert und so kommen wir flott voran.

Die Stadt ist gross und es dauert seine Zeit bis die Häuser weniger und

die Rinder mehr werden. Wir sehen auf den ersten 300 Kilometern

wahnsinnig viele Pferde, Rinder und tolle Vögel. Störche, Adler,

Bussarde und allgegenwärtig die Reiher. Die Tiere haben viel Platz,

die Pampa ist flach, zu dieser Jahreszeit grün, und immer wieder sieht

man keine Seen die noch von der Regenzeit im Winter stammen.

In einem kleinen Ort kommen wir in die erste Verkehrskontrolle.

Der Polizist will Fahrzeugausweis und Führerschein sehen.Wir geben ihm

nur unsere laminierten Kopien und das scheint in Ordnung.

Er fragt uns dies und jenes, nein wir können kein Spanisch und verstehen ihn nicht.

Na, dann sollen wir halt weiter fahren😜. Manchmal ist es besser, sich unwissend zu stellen, denn eigentlich ist mein Spanisch schon ganz passabel. Wir fahren also weiter durch die schöne Landschaft und machen erst gegen Abend auf einem Campingplatz in Azul halt. Der ist schön an einem Fluss gelegen und wir sind fast alleine. Ist halt wirklich noch Vorsaison. Wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen und freuen uns, dass es bereits merklich länger hell ist. Erst so um 20.00 Uhr wird es dunkel. Das Örtchen ist sehr ruhig und wir nutzen den Abend für einen schönen Spaziergang dem Wasser lang.

 

24.10.2015 Argentinien

 

Bahia Blanca 

 

Wir fahren weiter durch die Pampa, und entgegen aller Unkenrufe, finden wir die Landschaft weder langweilig noch eintönig. Wir sehen Flamingos, viele schöne Pferde und wieder wahnsinnig viele Rinder. Bestimmt einige tausend. Die Wolken ziehen sich zusammen und kurz vor Bahia Blanca beginnt es wolkenbruchartig zu schütten. Innert Kürze sind die Strassen überflutet, und da keine Kanalisation vorhanden ist, kann das Wasser nicht abfliessen. Mit flachen PW’s muss man bereits achtgeben um nicht stecken zu bleiben. Wir suchen uns einen grossen Supermarkt, weil wir für die nächsten Tage einkaufen wollen. Bei den nächsten Zielen, werden wir in der Natur sein uns wollen wieder selber kochen. Da es nun sowieso schüttet und wir Zeit haben, nehmen wir die argentinischen Produkte unter die Lupe. Es gibt eine riesige Auswahl in solchen Supermärkten bei grösseren Städten. In den Dörfern ist die Auswahl dann in den kleine Mini-Mercados deutlich eingeschränkter. So decken wir uns mit tollem Fleisch, vielen Früchten, Gemüse und natürlich Wein, für die nächsten Tage ein. Am Abend gehen wir zu einer Tankstelle des Autoclubs Argentinien, wo wir super übernachten können. Die Tankstellen sind entgegen den europäischen gross und haben in der Regel Picknickplätze im Grünen und viel Platz. Daher steht man ruhig und sicher, und in der Regel ist sogar das Wi-Fi gut. Der Regen prasselt ungebremst die ganze Nacht, wir geniessen ein feines Znacht und haben’s kuschlig warm im Landy. 

 

25.10.2015 Argentinien

 

Viedma

 

Es ist Wahlsonntag in Argentinien. Im Radio berichten sie über nichts anderes. Wir nutzen das gute Wi-Fi der Tanke um die ersten Rechnungen von zu Hause zu bezahlen und das funktioniert einwandfrei. Danke, lieber Nicola! Der Regen hat aufgehört, wir fahren weiter in Richtung Süden. Unser nächstes Ziel ist die weltweit grösste Kolonie von ca. 32’000 Paar Loris (Kleine Papageien), an der Küste. Die Landschaft ist weiterhin abwechslungsreich, wir sehen Adler, Geier die sich über die Kadaver vereinzelter Rinder hermachen, Nandus, Flamingos und wieder viele Rinder und Pferde. Oje, wir nähern uns der ersten Lebensmittelgrenze. Viele Geschichten ranken um die allseits von Reisenden gefürchteten Kontrollen der Gesundheitspolizei. Um zu verhindern, dass sich Krankheiten über grosse Landesteile verbreiten, haben diese Beamten die Befugnisse, zu beschlagnahmen, was kontaminiert sein könnte, oder was irgendwo keimen könnte ohne einheimisch zu sein. So hören wir davon, dass einige alle frischen Lebensmittel wie Fleisch, Gemüse und Früchte einziehen (vielleicht auch je nachdem was zu Hause gebraucht werden kann), und andere noch weiter gehen im Sinne von keimenden Dingen, wie Samen oder Gewürzen. Oh no, wir haben doch gerade so gut eingekauft. Der Beamte ist nett, will aber in den Wohnbereich und den Kühlschrank sehen. Tinu, geht mit ihm nach hinten, öffnet Tür und Tor. Ich harre der Dinge die da kommen, und sehe den Beamten im Aussenspiegel mit einer Orange in der Hand wieder aussteigen. Er bringt sie zu mir und sagt die müsse vor oder direkt nach der Grenze gegessen werden, sonst müsse er sie beschlagnahmen. Die leckeren Zitronen haben ihn nicht gestört. He? Wir hatten mehrere Orangen und soo viel Grünzeug und Fleisch. Hatte wohl einen seiner guten Tage. Danke, lieber Zöllner, wir werden beim Kochen an dich denken. Wir rollen gemütlich weiter, bald kommt die nächste Grenze. Wir kommen vom Bundesstaat Buenos Aires nach Patagonien. Hier geht es nur um Frischfleisch. Der Grenzer ist sehr nett, fragt uns von wo nach wo wir fahren wollen, wir erklären, sind höflich und kramen unser ganzes Spanisch hervor. Er freut sich und lässt uns passieren. Cool.

Bei der Loriskolonie treffen wir wieder auf Hans und Bärbel und Georg und Irene. Super. Wie immer freudiges Wiedersehen, wir sind wie eine unabhängige Kleinreisegruppe. Allerdings mit selbstgewählten Teilnehmern. Bei Ebbe gehen wir am breiten, sauberen Strand entlang zu den Loris. Über 12 Kilometer lang sind Nistplätze in den Felsen und es herrscht ein Riesenlärm. Die bunten Flugkünstler haben bis zu 6 Meter tiefe Höhlen für ihre Brut gebaut. Gut vom Wind und Wetter geschützt. Wir werden auch hier immer wieder von netten Einheimischen angesprochen, wie überall seit wir unterwegs sind. Sie interessieren sich sehr für uns und unsere Reise, und erzählen auch gerne von sich und Argentinien. Sie sind gespannt auf den Wahlausgang, denn viele sind mit der Regierung Kirchner nicht mehr einverstanden. Viel zu wenig sei in den letzten 12 Jahren gegen Kriminalität und für die Bildung getan worden. Momentan reiche das Monatseinkommen nicht mal mehr für die Miete, so stark sei der Währungszerfall. Später erfahren wir, dass keine Partei das absolute Mehr erreicht hat und in einem Monat, also am 25. November, die Einheimischen erneut an die Urnen müssen. 

 

 

26.10.2015 Argentinien

 

La Loberia / Poza Salada

 

Wir fahren alle zusammen zu der Seelöwenkolonie von La Loberia. Der Aussichtspunkt liegt wunderschön gelegen hoch über den Klippen und es gibt ein kleines Besucherzentrum. Schon beim einsamen Besucherzentrum sehen wir einen kleinen Schakal der nach Essbarem sucht. Das Mädel beim Empfang gibt uns Ferngläser mit und viele Informationen, die im Besucherzentrum erweitert werden können. Wir sehen uns einen kurzen Film an und begeben uns auf die Plattform. Die Aussicht ist gigantisch. Das Meer zweifarbig; braun wo der Rio Negro einfliesst und türkis wo es sich um Meerwasser handelt. Wir sehen hunderte von grossen und kleinen Seelöwen. Die Bullen haben Stress mit ihrem Harem, die Weibchen mit den Bullen und die kleinen müssen sich vorsehen, dass sie nicht irgendwo unter die Räder kommen. Die Bullen sind nicht gerade zart besaitet. Wie wir alle zusammen auf der Plattform stehen, sehen wir schon von Weitem Helmut und Helga mit ihrem „Dicken“ kommen. Super, freudiges Wiedersehen. Das Mädel erklärt uns, dass wir anstelle der Ruta 3, auch die 130 km lange Ruta 1 nehmen können. Die führe wunderschön am Meer entlang und sei nach den letzten Sandverwehungen wieder „geschoben“ worden (riesige Maschinen des Strassenbaus, die die Pisten wieder befahrbar machen. Also Löcher füllen, Sandverwehungen von der Strasse schieben und so weiter). Perfekt denken wir uns, das sollte somit auch für die nicht 4x4 WoMo’s von Hans und Georg machbar sein. Da die zwei noch beim Zentrum zu Mittag essen, entschliessen wir uns schon mal zusammen mit Helga und Helmut die Strasse in Angriff zu nehmen. Wir vereinbaren einen Treffpunkt wo es gemäss dem Mädel eine wunderschöne Beach geben soll - ca.60 km. Die Piste führt durch unglaublich schöne Landschaft, buschig und blumig rechts, türkis Meer mit kilometerlangem breitem Strand links. Wir haben noch nie einen so grossen Strand gesehen, und nirgends ist eine Menschenseele. Wir kommen ab und zu durch Sandfelder die für uns und den Dicken kein Problem darstellen, wo wir uns aber fragen ob es für die normalen WoMo’s möglich ist. Helmut und Tinu nehmen den 4x4 raus und kommen gut durch die nächsten Sandverwehungen. Also müssten auch die zwei gut durchkommen. Später treffen wir auf Strassenarbeiter die mit diesen Monstermaschinen zu Gange sind. Wir halten an und fragen sie nach dem weiteren Verlauf der Piste. Die schauen unsere Fahrzeuge an und meinen das sei kein Problem. Ich erkläre ihnen, dass nach uns noch zwei weitere normale WoMo’s kommen und die sich ein wenig Sorgen machen. Der eine meint, kein Grund: sie würden sich darum kümmern. Als wir nach einem kurzen Schwatz weiter rollen, sehen wir wie sie bereits hinter uns her die grösseren Sandfelder wegschieben.Toll. Wir finden nach viel gerumpel über einen üblen Strassenabschnitt mit Wellblech den vereinbarten Camping. Nicht schön! Ist hinter den Dünen, die sanitären Anlagen sind nicht der Rede wert und es gibt kein Wasser. Das hatten wir uns aber anders vorgestellt. Wir gehen zu Fuss an den Strand und der ist wie versprochen; hermosa! Es ist absolut wunderschön, einsam, warm und die Aussicht gigantisch. Wir beschliessen mit unseren Fahrzeugen über die Sanddünen zum Strand zu fahren und stellen uns an einen grandiosen Platz. Beim ersten Bierchen geniessen wir den Sonnenuntergang. Von den anderen ist weit und breit noch keine Spur. Später am Abend, Tinu will sich auf den Weg zum Camping machen um mal die Lage zu checken, kommen Irene und Bärbel um die Ecke. Beide total erledigt und noch voller Emotionen. Sie haben sich mehrere male eingesandet und mussten mit den Schaufeln ans Werk. Beim zweiten Mal hatten sie Glück, weil sie in der Nähe der Strassenbauern waren, die haben sie rausgezogen und über die restlichen Sandfelder geführt. Oje, die Stimmung ist gar nicht gut. Sie gehen erst mal zurück zu ihren Fahrzeugen, denn sie bleiben natürlich auf dem Camping und kommen schon gar nicht auf die Idee, bis zum Strand zu fahren. Für heute genug geschaufelt. Wir verabreden uns für später. Bei uns gibts heute ein Riesenschnitzel und Krautsalat. Richtig lecker! Später am Abend, als wir noch immer nichts von den vieren gehört haben, beschliessen wir, zusammen mit Helmut und Helga zum Camping zu bummeln. Jeder mit einem Glas Wein in der Hand, den Vollmond über uns, ist die Stimmung bei den vieren schon deutlich besser als früher am Abend. Schlussendlich können sie über ihr Abenteuer lachen, aber weiterfahren wollen wir dann zu viert. Sicher ist sicher. 

 

Wir bleiben noch einen Tag an diesem tollen Fleckchen Erde und sehen bereits am Morgen zum ersten Kaffee Seehunde die in den Wellen nach Futter jagen. Wir machen alle zusammen Qi-Kung, sammeln Muscheln, beobachten die Loris und machen lange Spaziergänge. Das Leben ist schön. 

 

28.10.2015 Argentinien

 

Las Grutas

 

Wir erwachen weil der Regen so laut auf unser Dach klopft. Mist. Es schüttet wie aus Kübeln. Da heute Fahrtag ist, ist es nicht so schlimm, aber auch zum Fahren ist es natürlich schöner wenn die Sonne lacht. Wir holen die zwei mit den WoMo’s ab und machen uns auf den Weg. Die Piste ist jetzt nach dem Regen in einem schlechten Zustand. Immer noch Wellblech, ergänzt mit riesigen Pfützen und der Untergrund verwandelt sich in Schmierseife wie auf Schnee. Wir fahren langsam, und sind froh, den Dicken dabei zu haben, denn wenn eines der WoMo’s sich eingräbt, ist es für Helmut ein Leichtes ihn wieder raus zu ziehen. Aber alles läuft „wie geschmiert“ und wir kommen wohlbehalten nach ca. 40 Kilometern in ein Dörfchen. Es gibt eine richtig gute Tankstelle, bei der wir Diesel, Wasser und etwas Essbares bekommen. Alle füllen vor allem von Diesel genug auf. Wir haben gemerkt, dass Distanzangaben, weder auf den Karten noch von den Einheimischen stimmen. Gemäss Karte und Mädel mass die Distanz von Viedma nach Las Grutas gut 130 km, auf dem Tacho stehen mehr als 200 km! Diesel wurde schon langsam knapp. Nun denn, Glück gehabt. Wir suchen in Las Grutas noch einen Autoelektriker weil wir Probleme mit einer der Batterien haben. Es hat wohl bei einem Kurzschluss den Kontakt geschmolzen (damals als wir das Problem hatten mit dem Radio). Ein junger Mechaniker meint das sei kein Problem, aber die Fahrer der anderen Fahrzeuge meinen, da müssen neue Batterien her. Wir werden also in eine richtige Garage in Puerto Madryn gehen, und den Sachverhalt nochmal richtig abklären lassen.

 

29.10.2015 Argentinien

 

Puerto Madryn

 

Nach einer gemeinsamen Fahrt mit Helga und Helmut über ca. 260 km, kommen wir am Nachmittag in Puerto Madryn an. Madryn ist ein richtig hübscher Ort mit 70’000 Einwohnern. Schöne, bunte Ferienhäuser mit Gärten, eine breite Promenade mit kleinen Kneipen, gelegen in einer schönen Bucht. Alles sehr gepflegt und in der Saison sicher ein sehr belebter Ort. Jetzt ist eher wenig los, aber alles ist schon offen. Wir sehen direkt bei der Einfahrt in das Städtchen eine grosse Toyota Garage. Der Mechaniker, der sich der Sache annehmen müsste ist noch in der Zimmerstunde und kommt um 16.00 Uhr zurück. No Problem, wir gehen also in den grossen Supermarkt (Carrefour) und kaufen erst mal richtig ein. Wegen der Lebensmittelgrenzen, haben wir ja in den letzten Tagen alles aufgebraucht und somit sind unsere Vorräte geschrumpft. Es gibt eine riesige Auswahl an Gemüsen, natürlich Fleisch und Wein, aber auch viel mehr Non Food als üblich. Wir decken uns mit allem mögliche ein, damit wir uns für die nächsten Tage nicht kümmern müssen. Nach vier Uhr tingeln wir nochmal zur Garage und nun ist der Chef da. Er sieht das Problem sofort, und meint man könne so weiterfahren und das Risiko nehmen, mal liegen zu bleiben, er könne auch nur die kaputte Batterie wechseln, was in der Regel nicht gut ist, denn beide sollten das gleiche Fabrikat und Alter haben, weil sonst die Spannungen unterschiedlich sind. Also entscheiden wir uns dafür beide zu wechseln. Er macht sich gleich mit einem jungen Mech. an die Arbeit und sie wechseln zügig beide Batterien und den Alternator, den wir zum Glück mit dabei hatten. Nach einer Stunde sind sie fertig und geben uns sogar noch einen Preisnachlass für die ausgebaute gute Batterie. Die werden sie bestimmt noch irgendwo einbauen können. Wir berappen also die 350 US$ (25% MwSt) und hoffen, dass wir nun ganz lange keine Garage von Innen mehr sehen. Wir fahren zum verabredeten Campingplatz zu den anderen.Da wir die Einfahrt verpassen, müssen wir ein paar Meter weiter wenden, und sehen direkt vom Auto aus Wale, Wale und nochmal Wale. Wir hüpfen aus dem Auto und können es fast nicht glauben. Wir sehen Fontänen von ihrem Atem, sehen lange Rücken und Flossen - alles ganz nah. Es handelt sich um Bartwale die grösseren hier in der Gegend sind so um die 16 Meter lang. Crazy, das ist 3 x unser Landy. Nachdem wir vom Wind, der wie immer zügig unterwegs ist, schon ein wenig durchfroren sind, schaffen wir es endlich zum Camping. Die anderen sind alle schon da, beim kochen, essen oder duschen. Nur haben sie nicht gesehen, dass wir Wale direkt vor der Haustür haben. Sie lassen also alles stehen und liegen und sind weg! Nach einer heissen, wunderbaren Dusche, kochen wir uns ein feines Znacht. Das haben wir uns nach dem kalten Nachmittag in der Garage verdient. Es gibt also Risotto mit grünem Spargel, und dazu Rindsfiletstreifen, was einfach grossartig schmeckt! Das Fleisch ist unvergleichlich grandios. Aber ich glaube, ich wiederhole mich…Bei einem gemütlichen Glas Wein mit den anderen, lasen wir den Abend ausklingen.

 

 

30.10.2015 Argentinien

 

Weg zu Halbinsel Valdez

 

Nach dem Frühstückskaffee füllen wir unsere Wasservorräte auf und verabreden uns für den Abend mit den anderen auf Valdes. Wir fahren alle separat, da wir wie immer die letzten sind am Morgen und eine Piste und nicht die Teerstrasse nehmen wollen. Wir machen uns auf den Weg, kommen aber nicht weit, weil wir schon wieder vor dem Camping stehen bleiben. Natürlich - Wale! Wir sehen viele, wieder ganz nah. Es ist so unglaublich eindrücklich. Was für ein toller Start in den Tag. Irgendwann fahren wir zur nächsten Tanke und dann gleich weiter zum Städtchen hinaus. Eigentlich wollen wir erst irgendwann nach 60-70 km zu Mittag essen, aber kaum am Ende von Madryn - soo viele Wale. Ganz nah! Aussteigen, staunen. Ich mach Guacomole, feine geröstete Brötchen, dazu gibts Wal à discrétion. Ich könnte ewig bleiben. Irgendwann, überwinden uns doch weiter zu fahren. Die Piste führt wunderschön der Küste entlang und zu einem Aussichtspunkt. Wir sehen übers Meer, sehen Wale und …sehen von weitem Horst und Karins Laster (die zwei waren auch auf dem Schiff). Wir tuckern also in ihre Richtung und überraschen sie. Seit Montevideo haben wir sie und ihre Freunde Peter und Geli nicht mehr gesehen. Grosse Freude beim Wiedersehen. Aber oje! Vor ein paar Tagen wurden ihre beiden Fahrzeuge aufgebrochen, und ausgeräumt. Die Schlösser sind im Eimer und zum Glück hatte Peter ein Reserve Fenster dabei, denn seines wurde eingeschlagen. So ein Mist. Tut uns wirklich total Leid. Und dies am Start der Reise. Aber sie haben schon ein wenig Abstand und nehmen es zumindest äusserlich gelassen. Man kann es eh nicht mehr ändern. Sie stehen an einem grandiosen Platz und wir wären geblieben, wenn nicht die anderen in Puerto Piramides auf uns warten würden. Aber wir denken, dass wir mit den anderen, nochmal an diesen Platz zurück müssen. Diese Einbrüche bei den beiden machen mir natürlich auch etwas zu schaffen. Normalerweise hört man solche Sachen ja nur über einige Ecken, aber wir haben leider schon Einiges in der Art hören müssen. Wir werden wohl auch etwas Vorsicht walten lasen müssen. Schade. Aber wir sind ja immer noch die Kleinreisegruppe der Grande Francia😏und werden nun wahrscheinlich des Öfteren zusammen weiterziehen. Warum was riskieren? Nun denn, die Fahrt ist toll und wir treffen gegen Abend in Puerto Piramides ein. Ein herziges Örtchen in Naturschutzgebet der Halbinsel Valdes. Leider darf man da auch nirgends frei stehen und wir gehen wieder auf den Camping. Egal, wir stehen gut und sicher und kochen nach einem schönen Spaziergang ein feines Znacht. Natürlich Steak!

 

31.10.2015 Argentinien

 

Halbinsel Valdes

 

Am Morgen strahlt der Himmel in schönstem Blau. Keine Wolken, kein Wind - ein toller Tag erwartet uns. Die anderen haben am Vorabend beschlossen um 9.30 Uhr los zu fahren, damit wir bei Flut am Punta Norte sind. Dort soll es Orcas geben. Wir fahren nach einem gemütlichen Kaffee los, decken uns in der Panaderia von Punta Piramides noch mit frischem Baguette ein und fahren los. Die Piste ist in einem guten Zustand, Gravel aber keine Sandverwehungen. Rechts und links Papa, kleine und grössere Büsche. Wir sehen viele Guanakos aber fast keine anderen Autos. Beim Punta Norte sind wir zuerst ganz alleine. Das Wasser in der Bucht ist wunderbar türkis und glasklar, wie in der Karibik. Nirgends Müll oder sonst was, was nicht hingehört. Wir sehen von der leicht erhöhten Plattform direkt auf eine Gruppe mit Seeelefanten. Später erzählt uns der Ranger sehr viel Interessantes über diese Tiere. Die ganze Bucht wird beherrscht von zwei riesigen Bullen mit ihren Harems. Die ca. 30 Jungtiere wurden vor ein paar Tagen von der Muttermilch entwöhnt und dösen am sonnigen Strand vor sich hin. Da sie im Moment noch nicht hungrig sind und sie nicht wissen was ihnen blüht sind sie ganz relaxed. Sobald sie hungrig werden, die Mütter sie aber nicht mehr säugen lassen, werden sie das erste mal im Meer jagen müssen. Sie wissen aber nicht, dass sie nach erfolgreicher Jagd auf Fische oder Langusten nicht zu rasch aufsteigen dürfen. Folglich werden ca. ein Drittel dieser Jungtiere an den gleichen Symptomen wie Taucher die zu rasch aufsteigen, sterben. Natürliche Auslese. Jedes Jahr kommen die Seeelefanten in die gleiche Bucht um sich zu paaren und dann die Jungen zur Welt zu bringen. Der Ranger ist ganz gesprächig, erzählt uns von den Orcas die an dieser Stelle in der Regel nur vorbei schwimmen, da das Wasser zu seicht zum Jagen ist. Weiter südlich, fällt der Strand rasch in grossen Tiefen ab, daher finden sie eher Beute unter den Robben oder Seeelefanten. Nach einem gemütlichen Picknick mit sehr frechen Vögeln, einem Plausch mit einem Gürteltier machen wir uns wieder auf den Weg. Wir fahren dem Meer entlang, weiter auf guter Piste. Die Landschaft ist wunderbar. Wir sehen blaue Lagunen, an denen sich noch mehr Seeelefanten lümmeln, viele grosse Vögel und Guanakos. Bei einem nächsten Aussichtspunkt hat es einige niedliche Magellan Pinguine. Sie sind wie für die Touristen hingestellt und stellen sich in Pose. Sie zeigen keine Scheu und watscheln witzig umher. Wir können gar nicht genug kriegen. Weiter gehts wieder Richtung Innland der Halbinsel, denn die Sonne senkt sich schon langsam gegen den Horizont. Zurück am Camping Platz sind wir alle voller Eindrücke von diesem tollen Tag. Auf einer gemütlichen Terrasse am Strand geniessen wir ein kühles Glass Chardonnay und sehen in der Ferne ein paar Wale springen und spritzen. Die Wetterprognosen versprechen weiterhin tolles warmes Wetter. Das Leben ist schön. Hier werden wir noch eine Weile bleiben.

 

01.11.2015 Argentinien

 

Halbinsel Valdes

 

Am Morgen lacht der Himmel bereits wieder in strahlendem Blau. Keine Wolken und noch besser kein Wind. Wir machen uns auf den Weg an die Ostküste der Halbinsel. Gute Piste auf ungefähr 70 Kilometern. Wir fahren an den Pinguin Punkt vom Vortag und wieder sind die Pinguine gut zu sehen. Wir verweilen ein bisschen und fahren weiter auf einen Aussichtspunkt erhöht auf einer Klippe. Der Nationalpark ist auch hier sehr gut gepflegt, die Wege gut zu finden und immer wieder kann man auf tolle Aussichtsplattformen. Wir treffen eine Rangerin und fragen sie, ob heute schon Orcas vorbei gekommen sind. Sie verneint, meint aber in der 2 km weiter gelegenen Bucht, seien heute schon welche gesichtet worden. Es kann nicht schaden, da auch mal auf einen Sprung hin zu  gehen und es sind schon einige Leute anwesend. Auch Georg und Hans mit ihren Frauen. Sie hätten soeben gesehen wie eine Orca Familie einen Seelöwen erlegt hat, und sich in die Bucht zurückgezogen hat um ihn zu verzehren. Die müssen also spätestens mit der Ebbe wieder bei uns vorbei, denn es gibt keinen anderen Ausgang aus dieser  Bucht. Ein Ranger informiert uns, dass eine andere Orcafamilie von Süden her zu unserer Bucht unterwegs ist um zu jagen (die Ranger haben untereinander Funkkontakt). Und tatsächlich! Eine Familie mit zwei grossen Weibchen mit ihren Jungen schwimmen genau auf uns zu. Wunderschön. Wir können bestens sehen, wie sie ihre Kreise ziehen, und nach Seeelefanten Ausschau halten. Einmal erwischen sie tatsächlich ein unvorsichtiges Jungtier und fressen sie direkt vor Ort. Sie schmeissen sich richtiggehend auf den Strand und können sich trotz ihrer Grösse irgendwie wieder ins Wasser befreien. Im türkis blauen Wasser sind sie extrem elegant und wendig. So schön an zu schauen. Wir bleiben bestimmt zwei Stunden an dem Platz und sehen zu wie sich die Familie Futter beschafft und andere Orcas dazu kommen. Dann ist das Spektakel vorbei und sie ziehen weiter. Wir sind voller Eindrücke und die Kamerabatterie ist leer. Heute war wieder einer dieser Tage, die wir im Leben nicht vergessen werden. Auf dem Rückweg zum Camping, testen wir noch eine Sandpiste weil wir die Koordinaten von Hans und Doris, die wir in Montevideo kennen gelernt haben, gespeichert haben. Dort soll sich ein toller Stellplatz befinden. Wir wollen uns aber vor gängig vergewissern ob es für die „normalen“ WoMo’s von Hans und Georg auch passierbar ist. Und der Weg hat sich gelohnt. Die Bucht ist ein absoluter Traum und sogar für PW’ s möglich. Wir werden uns also morgen richtig mit Proviant eindecken und diese Bucht nochmal ansteuern. Da werden wir ein paar Tage bleiben. Mein Rücken wird es mir danken. Die bereits 500 km gefahrenen Kilometer der letzten Tage auf Piste, sind ihm nicht so gut bekommen. Aber wir werden uns dort sehr gut beschäftigen können. Einige müssen ihr Tagebuch auf Vordermann bringen, lesen, mal ein wenig an den Autos was tun UND Wale beobachten. Wir haben nämlich heute schon gesehen, dass sich wieder riesige Bartwale in der Bucht ganz Nahe beim Ufer tümmeln, obwohl Ebbe war. Juhui, ich kanns kaum erwarten!

 

 

02.11.2015 Argentinien

 

Halbinsel Valdes / Playa Pardelas

 

Wir erwachen bei stehlendem Himmel und strammem Wind - den haben wir alle ein bisschen satt!Also den Wind…

Wir gehen einkaufen, bringen unsere Wäsche in eine Lavanderia, tanken Wasser und Diesel und duschen nochmal ausgiebig. Dann machen wir uns auf den Weg nach Playa Pardelas. Die Piste ist heute schon wieder ein wenig sandiger, und wir fragen uns, ob sich Hans und Georg zutrauen, an den Strand runter zu fahren. Als wir mit Helga und Helmut ankommen, befinden sich nur ein argentinisches WoMo und ein PW in der Bucht. Wir suchen uns einen schönen Platz aus und sehen bereits den ersten Wal! Kurz nach uns kommen tatsächlich die beiden WoMo’s der vierer Gang. Super. Sie freuen sich, es gewagt zu haben, denn diese Bucht ist jede Mühe wert. Leider frischt der Wind noch mehr auf und das Meer wird sehr kabbelig. So wird es frisch und Wale sind schwer zu sehen, weil sie bei Wellengang länger abtauchen. Aber die Landschaft hier ist der absolute Hammer und so gehen wir nach einem Picknick am Strand entlang spazieren. Man könnte viele, viele Kilometer gehen, ohne eine Menschenseele zu treffen. Nur einmal warnt uns ein Falken Paar mit aufgeregten Schreien uns von der Klippe zu entfernen. Wir sehen, dass sie ein Nest in der Felswand haben und entfernen uns etwas aus ihrer Nähe. Mit den Raubvögeln ist nicht zu spassen. Wir sehen immer wieder Fontänen von Walen und glauben, dass es sich um zwei Weibchen mit ihren Jungen handelt. Die Bucht ist günstig für die ersten Wochen der kleinen Säuger, weil sich keine Räuber wie Haie oder Orcas in der Nähe rumtreiben. Diese finden hier kein Futter da es weder Seeelefanten noch Seelöwen gibt. Ich möchte hier gar nie mehr weg. Es ist so unglaublich toll und hat bereits jetzt einen Platz ganz oben auf meiner Lieblingsplatz-Hitliste erobert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir morgen vom Bett aus die erste Wale sehen werden!

 

 

03.11.2015 Argentinien

 

Halbinsel Valdes / Playa Pardelas

 

Tatsächlich sehen wir die ersten Wale vom Bett aus. Wir müssen zwar etwas geduldig sein, aber etwa nach 10 Minuten zeigt sich die erste Fontäne. Es ist wunderbar. Es herrscht nur wenig Wind, daher wenig Wellen, was für uns heisst, man sieht die Wale besser😛. Zwei Seeelefanten tummeln sich heute in der Bucht und sorgen für Abwechslung. Nach den ersten Kaffees packen wir unseren Rucksack und machen uns auf den Weg dem Strand entlang. Man könnte hier locker 50 km weit gehen und kein Ende käme in Sicht. Nur die Flut, die an dieser Küste gut 5 Meter beträgt, gibt vor, wann ein Weg zu Ende ist. Am Nachmittag sehen wir bei ein paar Touris-Wale-Watching-Booten wie sich die Wale in Pose schmeissen. Man könnte glatt meinen die seien für die Show bezahlt. Sie springen, winken mit den Finnen, klatschen mit den Schwanzflossen und hüllen die Touris in ihre riesigen Atemwolken. Ein weiterer toller Tag. Kurz vor Sonnenuntergang füllt sich die Bucht. Horst und Karin und Peter und Geli kommen mit ihren Monstertrucks angerattert. Cool, alle von der Grande Francia haben sich wieder getroffen. Nur Irmi und Peter fehlen. Schade. Aber wie wir gehört haben, konnten sie sich mittlerweile auch auf den Weg in Richtung Buenos Aires machen. Die Fäden bei Peter wurden gezogen, und er erholt sich. Bestimmt werden die uns irgendwann einholen, und spätestens in Ushuaia zu Silvester, sind wir ja sowieso mit ihnen verabredet. Bin gespannt was der morgige Tag bringt. Von mir aus können wir gerne noch hier bleiben.

 

 

04.11.2015 Argentinien

 

Halbinsel Valdes / Playa Pardelas

 

Wir trödeln ein wenig durch den Morgen, gucken Wale und schwatzen mit Nachbarn. Gegen Mittag  machen wir uns mit Helmut und Helga nochmal auf den Weg zum Aussichtspunkt wo wir die Orcas gesehen haben. Eigentlich rechnen wir nicht damit die nochmal so gut zu sehen wie montags. Aber, never know! Wir fahren also die frisch geschobene, gute Piste bis zum Punta Caleta und sehen wieder das Filmteam vom Montag, die auf neue Bilder hoffen. Sie waren leider am Montag nicht zufrieden. Sie wollen Aufnahmen die zeigen, wie Orcas Seeelefanten am Strand jagen. Wir freuen uns auch über jeden nicht jagenden Orca, und das tun wahrscheinlich auch die Seeelefanten. Wir bleiben ca. 5 Stunden, aber weit und breit nicht das Klitze-kleinste-mini-fitzelchen von Orca in Sicht. Aber nicht die kleinste Flosse. Nun denn, wir freuen uns wenn wir sie an einem anderen Ort, zu anderer Zeit wieder sehen werden. Vielleicht in der Antarktis? Wir machen uns auf den Heimweg in „unsere“ tolle Bucht und verbringen da wieder einen vergnüglichen Abend. Bei tollem Sonnenuntergang, Steak und Wein, und wie immer viel Palaver. 

 

 

 

06.11.2015 Argentinien

 

Puerto Madryn 

 

Am Morgen verlassen wir den wunderbaren Platz bei Playa Pardelas und machen uns auf den Weg nach Punta Piramides. Ich muss meine gewaschene Wäsche holen und wir wollen dort zu Mittag essen, weil es kleine wirklich nette Beizlis hat. In der Lavanderia ist die Besitzerin ganz begeistert mich zu sehen, denn sie dachte schon ich hätte die Wäsche bei ihr vergessen und sei weiter gereist. Naja, wir sind halt ein bisschen hängen geblieben. Nach dem Essen auf einer gemütlichen Terrasse, wir sind erstaunt  wie viele Busse in diesen kleinen Ort fahren, fahren auch wir weiter Richtung Puerto Madryn. Wir kaufen im grossen Carrefour ein und gehen weiter zum Camping. Dort treffen wir alle anderen wieder, und verabreden uns zum Apéro. Wir haben ausgemacht, dass Tinu einmal handgehacktes Tartar für alle macht. Heute haben wir die Gelegenheit genutzt, ein ganzes Filet gekauft, und wollen nun zur Tat schreiten. Tinu mischt also die ganzen Gewürze, schneidet das wunderbare Fleisch klein, und ich röste Baguette Scheiben in der Bratpfanne. Wir machen etwa 40 schöne Tartar Brötchen und die Reisefreunde sind ganz begeistert. Es wurde also der Plan gefasst, mal ganze Filets zu kaufen und dann Tartar als Hauptgang zu machen. Klingt gut! Helmut schmeisst schon mal seinen Grill an, und wir alle bringen unser Fleisch und die Salate mit. Es wird ein gemütlicher Abend bei gutem Essen und Wein, netten Gesprächen und lachen. 

 

 

07.11.2015 Argentinien

 

Puerto Madryn 

 

Ich konnte gestern dank dem netten Hüttenwart des Campingplatzes noch meine Bettwäsche waschen, und so entsanden wir mal unseren Landy, schmieren wieder mal alle Scharniere und so weiter. Als alles wieder tip top glänz, machen wir uns zu Fuss auf den Weg ins Städtchen. Ein schöner Weg führt über ca. 4 km dem Strand entlang ins Zentrum. Da kein Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt, ist es in dem kleiner Ort richtig ruhig. Wir essen in einem kleinen Beizli, Scampis umwickelt mit Speck und Aiolisauce, dazu frisches Baguette. Lecker! Wir bummeln ein wenig durch das Örtchen, schlecken Glace und bummeln wieder gemütlich nach Hause. Ein sonniger Tag geht zu Ende, mit einem scharfen Glasnudelsalat und Rindfleischstreifen und natürlich einem kleinen Schlumi mit den anderen. 

 

08.11.2015 Argentinien

 

Punta Flecha

 

Wir verabschieden uns am Morgen von den anderen die nun Richtung Punta Ninfas fahren. El Gordo und wir machen uns auf den Weg nach Punta Flecha. Ein wunderbares Fleckchen Erde an der Bucht von Madryn. Wir fahren die Piste der Ruta 1 weiter, bis nach dem Leuchtturm und stellen uns zusammen mit Helmut und Helga direkt an den Strand. Ein anderes deutsches Paar, Andreas und Anika, ist mit ihrem Riesen LKW auch schon da, und stellt sich gerne zu uns. Sie haben auch gehört, dass die Autos von Horst und Peter hier aufgebrochen wurden. Zu dritt wird das aber kein Problem sein, dann kann man sich ein wenig abwechseln mit Spaziergängen. Auf jeden Fall, ist das erste was ich sehe, als ich im Landy die Fenster öffne…ein Seelöwe! Juhui! Wahnsinnig wendig schwimmt und taucht er in den Wellen. Draussen sehen wir Wale, die Bauchklatscher und Grummelgeräusche machen. Wird da etwa Nachwuchs gezeugt? Im Moment ist Ebbe, wir sind alle gespannt ob die Wale bei Flut mehr in die Nähe des Strandes kommen werden. Well’s see! 

Es ist später Nachmittag als tatsächlich Hans und Georg mit ihren Frauen auftauchen. Die wollten ja eigentlich weiter, haben sich aber nach dem Besuch einer Seelöwenkolonie entschieden noch eine Nacht an zu hängen und zurückzukehren. Immer wieder gerne, verbringen wir einen Abend mehr alle zusammen am Strand bei einem Glas Wein. 

 

09.11.2015 Argentinien

 

Punta Flecha

 

Bevor die 4er Gang am Morgen weiterreist, treffen wir uns nochmal alle zum gemeinsamen Qi-Kung. Wir bemerken, dass uns allen das regelmässige Training fehlt. Wir sind gstabig und haben die Übungen nicht mehr chronologisch im Griff. Zeit also, endlich wieder damit an zu fangen. Nach dem gefühlt hundertsten Abschied machen sich die vier auf den Weg. Helmut und Helga und wir bleiben, und sind froh darum. Wir sehen Wale zum Greifen nahe, kaum 20 Meter vom Strand weg. Wir kriegen nicht genug, die Tiere den Strand entlang zu begleiten, tauchen sie doch immer wieder auf und bleiben lange an der Oberfläche. Es gibt immer wieder Muttertiere mit Kalb, aber auch flirtende Riesentiere. Wir verbringen den ganzen Tag am Strand und entscheiden uns kurzerhand nochmal einen Tag an zu hängen. Warum weg, wenn der Platz doch mehr als perfekt ist und man alles dabei hat was man braucht! Tinu überwindet sich am Nachmittag ins Meer zu gehen. Es ist zwar nur etwa 15 Grad kalt aber glasklar. Er schwimmt ein paar Züge, da taucht ein Seelöwe neben ihm auf und begutachtet ihn. Dies ist sein Strand und seine Bucht. Wir sind gespannt wie er reagiert. Tinu schwimmt in ruhigen Zügen entlang des Strandes, und immer wieder taucht der Seelöwe hinter oder vor ihm auf. Irgendwann ist es ihm dann doch egal oder zu langweilig und er taucht mit einer eleganten Bewegung unter. Am späteren Nachmittag werden wir von Jerry, einem Jungen der zu einer Schweizer Familie mit drei Kindern gehört, in „sein“ WoMo zum Apéro eingeladen. Herzig. Die Family war während 17 Monaten auf dem Kontinent unterwegs, und fliegt nächsten Monat für zwei Monate in die Schweiz, bevor es nachher mit dem Rucksack nach Neuseeland geht und von dort weiter nach Südafrika wo sie ihr WoMo wieder übernehmen und weiter durch Afrika fahren werden. Crazy - mit drei Kindern. Aber die sind ganz entspannt unterwegs und haben viel Interessantes zu erzählen.

 

10.11.2015 Argentinien

 

Punta Flecha

 

Heute Morgen werden wir von Bernd bereits vor 8.00 Uhr geweckt. Wale! Wir hüpfen auf und sehen die Tiere wieder total nah. Man hört sie atmen und pusten und kann sie fast anfassen. Es ist wieder einer dieser Tage, wo die Sonnenbrille direkt schon auf dem Nachttisch liegen sollte, damit wir nicht erblinden, wenn wir das Rollo öffnen. Seit zwei Wochen haben wir nun so tolles Wetter, und jetzt steigen auch die Temperaturen merklich. Heute ist es bestimmt 30 Grad und fast kein wind. Das erste mal, suchen wir Schattenplätze. Es kommen weitere LKW Mobile, alles Franzosen oder Romands mit Kindern. Die haben ein Fest. Auf diese 8 Erwachsenen kommen 9 Kinder. Sie geniessen es, sich wieder mal in Muttersprache unterhalten zu können, und gleichaltrige Gspänli zu haben. Wir schwatzen hier und da, die einen sind schon lange unterwegs, die anderen eher so wie wir und auch auf dem Weg nach Süden. Wir kochen wieder ein tolles Abendessen, Rindfleischwürfel mit einer tomatierten Rahmsauce, und dazu etwas Pasta und natürlich Salat. Bei einem gemütlichen Glas Wein und einem tollem Sternenhimmel, lassen wir den Abend ausklingen. 

 

 

11.11.2015 Argentinien

 

Punta Flecha

 

Bereits am Morgen brennt die Sonne auf unseren Landy. Wir erwachen, weil wir ein sehr lautes Schnauben hören. Sonnenbrille auf, Rollo runter - Riesenwal Lady mit Kalb ! Direkt vor uns. Wir hasten aus den Federn, schnell T-Shirt und Hose überziehen und raus stolpern. Meega! Sie ist direkt vor uns und bestimmt nur 10 Meter weg. Die Kinder rennen aus den Nachbar WoMo’s und begleiten die Waldame den Strand entlang. Sie ist nicht in Eile, und wir haben genügend Zeit sie zu beobachten. Der nächste Wal kommt bereits aus anderer Richtung, der Seelöwe tummelt sich wieder hier in der Bucht - genau richtig für Qi-Kung. Bernd macht zum ersten Mal auch mit. 

Tinu und sogar Helmut gehen baden und wir beschliessen, schweren Herzens, heute zurück nach Puerto Madryn zu fahren. Wir haben kein Wasser mehr und müssten auch wieder mal einkaufen. Und vor allem müssten wir auch wieder mal weiter. Schliesslich sind es noch gut 2000 km bis nach Feuerland, und es gibt noch viel zu sehen. Wenn wir also überall so lange hängen bleiben wir hier, sind wir an Ostern noch nicht in der Antarktis. So ist das hier. Schön!

 

11.11.2015 Argentinien

 

Puerto Madryn 

 

Wir stehen also am Abend frisch geduscht und bereit zum Kochen auf dem Camping von Madryn, und wer kommt da angebraust - Irmi und Peter! Die Freude ist gross, als sie auf den Platz fahren und sich zu uns stellen. Zum Glück hat Helmut ein ganzes Filet gekauft und Tinu Tartar für Alle gemacht, so können Irmi und Peter nur an den gedeckten Tisch sitzen und müssen nach der langen Fahrt nicht noch kochen. Sie hatten nämlich erst kurzfristig am Morgen bei den Sittichen gemerkt, dass heute die letzte Chance ist uns noch zu treffen. Wir wollten am nächsten Tag ja weiter, und ihr Weg führt nach Valdes wo man sich sowieso vertrödelt. Also haben sie sich kurzerhand entschieden, heute mit Bleifuss bis Madryn durch zu fahren, damit wir noch ein paar Tage gemeinsam verbringen können, bevor wir uns dann in Ushuaia zu Silvester treffen werden. Wir verbringen einen geschichten-reichen Abend, denn auch sie haben schon viel erlebt. Wir sind alle total überrascht als es auf einmal halb zwei ist, und trollen uns dann doch mal in die Betten. 

 

12.11.2015 Argentinien

 

Punta Ninfas

 

Irmi und Peter haben sich dazu entschieden, mit uns nach Ninfas zu kommen und erst wenn wir weiter südwärts rollen in den Nationalpark zu fahren. Bei Punta Ninfas soll es eine Kolonie Seeelefanten geben, an die man ganz nah heran kann - so haben wir gehört.Wir machen uns auf die ca. 90 km lange, gute Piste und kommen beim Leuchtturm an. Das Auto von Jens und Bärbel ist schon da und sonst nur ein PW von Tagesausflüglern. Toll. Die Klippe ist etwa 100 Meter hoch und man hat einen traumhaften Blick auf türkises Wasser, Seeelefanten die sich müde in der Sonne aalen, einige die Schwimmen und tauchen, andere die spielen. Der Wind weht patagonisch, daher machen wir mit den Fahrzeugen eine Wagenburg - das hilft - zumindest ein wenig.

Tinu macht sich alleine auf den Weg den Abstieg zum Strand zu erkunden. Für den Einstieg gibt es eine senkrechte Strickleiter, danach geht es einen schlechten sandigen Pfad, zum Teil sehr Steil in Richtung Meereshöhe. Oje, bin mir nicht sicher ob ich da runter möchte. Also unten sein, möchte ich schon aber mir wird schon etwas schummrig wenn ich da runter gucke. Mal sehen, was Tinu dann erzählt…und als er nach ein paar Stunden zurück kommt, ist der Fall klar! Ich muss da irgendwie runter. Tinu erzählt und erzählt und zeigt tolle Bilder von den Tieren. Er konnte ganz nahe an sie heran ohne, dass sie sich gestört fühlten - eigentlich pennen sie vor allem und gucken niedlich. Wir wollen grillieren und Qi-Kung haben wir auch noch auf dem Programm, weil wir heute morgen alle noch den gestrigen Abend in den Knochen hatten, haben wir das verbummelt. Also eins nach dem anderen, machen wir zum Sonnenuntergang unsere Übungen und dann gehts an die Töpfe. Wir machen Bohnensalat, Tomaten- und Kartoffelsalat und Helmut bereitet den Grill vor. Das tolle Fleisch ist subito fertig und wir geniessen einmal mehr ein sehr gutes Essen in netter Gesellschaft.

 

12./13.11.2015 Argentinien

 

Punta Ninfas

 

Natürlich beschliessen wir noch einen Tag zu bleiben, und Tinu und ich wollen unser erstes Brot im Topf backen. Wir bereiten also mit Weissmehl den Teig vor und lassen ihn gehen. Qi-Kung und Mittagessen, danach geben wir das Brot in die eingeölte Pfanne. Wir sind uns ein wenig unsicher über Backzeit und überhaupt, aber es ist ja das Gesellenstück. Auf jeden Fall lassen wir den Teig auf kleinster Flamme vor sich hin schwitzen und mit fehlt die Glasscheibe des Backofens. Neugierde wie es im Topf aussieht macht sich breit, aber wir können uns zurück halten. Nicht dass es dann misslingt weil keine Oberhitze war😜. Nach 40 Minuten wagen wir doch mal ein Blick - und oje- das sieht gar nicht gut aus. Riecht vom Boden her schon etwas „afrikanisch“ und oben sieht er eher aus wie eine Dampfnudel. Hmmm?! Wir beschliessen, dem Ganzen noch etwas Zeit zu geben, und lassen den Teig nochmal 20 Minuten in der Pfanne. Es riecht in unserem Landy wie in einer Backstube und alle sind gespannt wie das Endprodukt sein wird. Eigentlich sieht unser erstes Brot gar nicht schlecht aus. Auf jeden Fall löst es sich gut aus der Pfanne, und wir lassen es kühlen, während wir zu den Seeelefanten wollen. Wir schnüren also die Wanderschuhe, aber oh weh, dieser Abstieg gefällt mir gar nicht. Tinu geht voraus und erwartet mich unterhalb der Strickleiter. Von Oben schauen Helmut, Helga und Irmi zu, die sich den Abstieg nicht zu trauen. Es ist irgendwie geschafft und wir rutschen und steigen den steilen Pfad hinunter. Die Aussicht ist grandios - wenn man schwindelfrei ist. Wir kommen auf dem kiesigen Strand an und da liegen schon die ersten Kolosse. Auge in Auge mit den Tieren sehen die schon richtig gross aus. Tinu und natürlich Peter, der Fotograph, sind in ihrem Element. Aber wir können so nahe an die Tiere ran, dass ich sogar mit meinem Natel ohne Zoom Fotos machen kann. Die Viecher haben die Ruhe weg. Wenn wir uns nähern, öffnen sie höchstens mal kurz die Augen um zu gucken wer da rum lümmelt, dann dösen sie friedlich weiter. Sogar die riesigen Machos, schauen nur kurz auf und kümmern sich weiter um ihrem Harem, oder um gar nichts. Die Bullen sind bis zu 5 Metern lang und 5 Tonnen schwer. Die Landschaft ist toll. Während der Ebbe sind die bewachsenen Felsen zu sehen und die Tiere sind darauf sehr gut getarnt. Wir müssen aufpassen keines zu treten, weil es soviel zu sehen gibt. Einige spielen in Pools zwischen den Felsen, andere kabbeln sich spielerisch und nochmal andere kümmern sich um ihre Hautpflege - sie sind gerade im Fellwechsel, weil der Sommer kommt. Wir beobachten und sitzen einfach nur ruhig am Strand und sind Teil dieser wunderbaren Natur. Toll, dass es noch solche Plätze gibt, wo kein Müll rumliegt, die Tiere Raum haben um zu sein und wir Menschen uns dazu gesellen können und total unwichtig sind. Mit vielen Eindrücken im Gepäck  machen wir uns an den Aufstieg. Die Kraxlerei hat sich gelohnt. Es war ein toller Tag. Oben angekommen, geht Tinu direkt wieder runter und ich schau mal nach unserem Brot. Das sieht nicht schlecht aus und riecht super. Der Boden ist halt etwas schwarz, aber das schneide ich einfach weg. Der Rest schmeckt gut, dürfte beim nächsten mal noch etwas mehr gesalzen sein. Ich mache daraus Bruscettas, röste die Stückchen in der Pfanne und bestreiche sie mit Paradiser Tapenade von Erich aus dem Burgenland. Gut, noch was von den letzten Ferien im Gepäck zu haben. Als wir alle wieder bei unseren Fahrzeugen sind, gibts Apéro mit Häppchen. Die Anderen finden unser Brot toll, und möchten dass wir noch ganz oft üben. Sie würden sich zur Verfügung stellen und die Ergebnisse jeweils testen. Ja, das machen wir, denn definitiv ist da noch Luft nach Oben. 

Irmi hat eine riesige Pfanne Lasagne für alle gemacht, und Helga und ich machen dazu noch Salat. Es geht uns gut! Tinu meint, unser Herzinfarkt Risiko sei in den letzten Wochen drastisch gesunken, darauf Irmi trocken; Dafür ist das Risiko Alkoholiker zu werden drastisch gestiegen.🍷 

 

15.11.2015 Argentinien

 

Punta Ninfas / Punta Tombo

 

„Bereits“ etwa um 10.30 Uhr verabschieden wir uns schweren Herzens von Irmi und Peter. Die zwei gehen weiter in Richtung Valdes und wir Richtung Süden nach Punta Tomba, der grossen Pinguin Kolonie. Es sind etwa 200 km Piste. In Trelew versorgen wir uns bei einer Tankstelle mit frischem Wasser, einem Supermercado mit frischem Gemüse und düsen nach einem kleinen Imbiss weiter. Auf der Ruta 3 sind die Fahrrillen der Lastwagen so tief, dass wir mit dem dazukommenden Wind die ganze Zeit hin und her schaukeln. Kein gutes Gefühl. Die 40 km Piste von der Ruta 3 weg in Richtung Küste zu den Pinguinen hingegen, ist super. Tolle Landschaft, rote Dünen und von Weitem sieht man schon das azurblaue Meer. Im Nationalpark angekommen, fragen wir nach einer Stehmöglichkeit für die Nacht. Oh-Fehlanzeige. Übernachten im Park ist nirgends gestattet. Mist. Früher war das noch möglich, aber wahrscheinlich haben wieder ein paar  

Idioten-Touris die Pinguine des Nachts gestört oder Müll entsorgt und jetzt ist es halt verboten! Heist für uns am Abend nochmal ca. 70 km weiter nach Capo Raso. Dies hat uns der Typ vom Park empfohlen, es sei „muy hermosa“ da und habe einen netten Campingplatz. Ist uns eigentlich recht, nach fünf Tagen ohne Dusche, wäre dies ja auch mal nicht schlecht. Helmut und Helga, und wir fahren also weiter und kommen gemäss GPS in Capo Raso an. Ehhmm?! Da ist nichts! Zwei Häuser und zwei kläffende Hunde. Ok. Wir suchen nach menschlichen Wesen, und die versichern uns, dass direkt hier der Campingplatz ist. Ok. Wir fragen nach „Duschas“ und einer meint, es gebe Latrinas. Also Latrinas ist wohl eine international verständliche Bezeichnung. Gut, wir erwarten keine Duschen mehr. Und das ist gut so; es ist eigentlich parken auf einer Wiese am Meer, nur zum Preis eines Camping Platzes. Eigentlich bräuchte ich noch W-Lan, damit ich Mary, die sich für ein Treffen in Trelew angemeldet hat, schreiben kann, aber auf meine Frage lachen die nur. W-Lan - Nein das gibt es hier nirgends. Aha. Aber eigentlich ist der Platz toll und duschen wird eh überbewertet😜. Wir staunen einmal mehr über den grandiosen Sonnenuntergang, geniessen ein Glas Sauvignon Blanc, und mein Rücken hat sich nach acht Stunden Fahrt auch wieder eingekriegt. Nun denn, wir werden sehen. Morgen haben wir viele Möglichkeiten, und vielleicht erreiche ich auch mal noch Mary. Eines hat sich aber heute wieder gezeigt; eine Route ist nie so lang oder kurz wie sie zu sein scheint, denn heute wahren es schlussendlich 312 km auf zum Teil schlechter Piste, und dann dauert es eben länger als man denkt. Für 312 km zum Beispiel eben 8 Stunden, anstatt der gerechneten 6. 

 

16.11.2015 Argentinien

 

Camarones 

 

Beim aufstehen ist es wieder patagonisch windig, Sonne und Wolken gemischt. Wir machen nach dem Kaffe Qi-Kung und fahren dann auf weiter nach Camarones. 28 km von dort gibt es nebst Punta Tombo eine weitere Pinguin Kolonie, weiter entfernt von den grossen Städten und daher für Tagestouristen nicht geeignet. Wir erhoffen uns, da nicht viele Leute an zu treffen, und richtig in Ruhe diesen Nationalpark geniessen zu können. Die Ruta 1 führt über eine grösstenteils gute Piste mit sehr wenig Verkehr, durch eine Dünen artige Buschlandschaft. Eine sehr einsame Gegend. Nach etwa 2 1/2 Stunden kommen wir im verschlafenen Camarones an. Ein Ort mit vielleicht 1000 Einwohnern, einem kleinen Hafen und eben einem netten kleinen Camping. Die heissen Duschen rufen uns schon von Weitem zu, und die Hüttenwartin ist eine ganz nette gesprächige Mittfünfzigerin. Sie schaut gerade Wahlkampf im Fernsehen und erzählt uns auch vom Attentat in Paris. Davon hatten wir noch gar nichts mitbekommen. Einmal mehr denke ich, wie toll es ist, einfach keine Nachrichten zu hören, keine Zeitung zu lesen und tagelang kein Internet zu haben. Anstelle dafür Seeelefanten und Pinguine beobachten und Pulpos grillieren. Ein vielfaches besser für die Seele. Wir beziehen also den Campingplatz und hüpfen schon mal unter die Duschen. Total einfache, alte Sanitäranlagen aber sauber und heiss. Super. Wir kaufen bei der Besitzerin frischen Pulpo und Tinu füllt ihn mit Zwiebeln, frischen Tomaten und Kräutern. Helmut schmeisst schon mal den Grill an und macht sein Fleisch fertig. Helga macht Geschwellte und dazu Kräuterquark. Als wir eine schöne Glut haben, kommen die Tintenfischlis auf den Grill und kurz darauf gibts zu Futtern. Richtig, richtig gut! Wir sitzen gemütlich beim Kaffe beisammen, als auf einmal der Wind dreht. In null Komma nichts, haben wir Böen mit Windstärke 7. Auf dem Camping! Wir versuchen zu retten, was sich noch nicht selbstständig gemacht hat, und rennen dem nach was schon auf und davon ist. Crazy. Für uns ein Zeichen, den Tag zu beenden und in die Heja zu verschwinden. Also der Wind hier, ist anders. Man ist immer falsch angezogen, und je nach Windrichtung ist er lau wie unser Fön oder kalt und kommt aus der Antarktis. Das fiese ist, dass er dermassen rasch wechselt, dass man fast nicht mit ihm schritt halten kann.

 

17.11.2015 Argentinien

 

Camarones 

 

Nach einer windigen Nacht ist es auch am Morgen immer noch ziemlich stürmisch. Allerdings scheint die Sonne strahlend blau vom Himmel. Wir beschliessen die 28 km in Angriff zu nehmen, und vor Ort zu schauen ob man die Pinguine sieht oder ob es zu sandig/windig sein wird. Wir fahren aus dem Ort in Richtung Piste der Ruta 1 und die Landschaft ist wieder richtig toll und abwechslungsreich. Wir sehen Guanakos und Nandus, Feldhasen und immer wieder Schafe die zu einer Estancia gehören. Beim Eingang des Nationalparks werden wir von einem netten Ranger begrüsst. Er fragt uns, ob wir vor einer Woche auf Valdes waren. Er hat unsere Autos wieder erkannt weil er damals auf Valdes Dienst tat. Offenbar arbeiten die Ranger im Turnus in allen Nationalparks der Region. Er freut sich, dass wir auch diesen Park besuchen und erlässt uns den Eintritt. Sehr nett, danke! Wir fahren die paar Kilometer bis zum Pinguin Spot. Über sehr schön angelegte, neue Stege kann man durch das Gebiet der Magellan Pinguine bummeln. Die Tiere sind ganz nah und haben keine Scheu vor Menschen. Wir sind die einzigen Touristen und es ist schon toll ihnen direkt in die Nester schauen zu können. Wir sehen auf der vorgelagerten Isla Morena viele Seelöwen die sich sonnen und immer wieder fressen Guanakos im hohen Gras. Friedlich und still ist es hier. Wir fragen den Ranger ob wir hier irgendwo übernachten können, und er meint, zwischen dem Gate und Camarones sei es überall erlaubt und sicher. Wir erinnern uns an eine schöne Bucht die wir auf der Herfahrt gesehen haben, und entschliessen uns bis dahin zu fahren und über Nacht zu bleiben. Wir verlassen also den Park und fahren die kurze Strecke zur Bucht retour. Nach etwa 20 Minuten finden wir die wunderbare, kleine Bucht mit glasklarem, blauem Wasser. Keine Menschenseele weit und breit und nur das Meeresrauschen und der stetige Wind die uns in den Schlaf wiegen werden. Die Abende sind bereits lang und angenehm, da sich die Sonne immer erst um 20.00 Uhr senkt, und es nie vor 21 Uhr dunkelt. 

 

 

18.11.2015 Argentinien

 

Zurück nach Trelew

 

Der Morgen ist leicht bewölkt, windig wie immer, aber nach Qi-Kung machen wir uns auf den Weg nordwärts. Nicht gerade logisch, aber da wir Mary und Rony in Trelew treffen wollen, gehts halt nicht anders. Wir nehmen die schöne Piste nach Camerones, geben wieder Luft in die Reifen und weiter gehts auf der guten Teerstrasse. Wir kommen flott vorwärts und treffen früh in Dolavan auf dem Camping Platz ein. Ein schöner total sauberer Platz, ganz leer. Später trifft der Hüttenwart ein und wir fragen nach Duschen. Das Häusle mit den Banos ist nämlich geschlossen. Selbstverständlich dürfen wir die Duschen brauchen und natürlich hat es heisses Wasser. Sogar Trinkwasser. Perfekt. Die Landschaft ist hier ganz anders als in den letzten Tagen, wieder mal Bäume und Gras. Sehr schöne Estancias mit Pferden und Rindern und sogar Obstbäume. Es gibt wieder einmal Flüsse, die den Namen auch verdienen, denn bisher führten die Bachbetten nirgends Wasser. Wir machen uns auf in das Dörfchen und suchen mal vernünftiges Internet. Fehlanzeige. Einmal mehr sind wir erstaunt wie schlecht die W-Lan Abdeckung in Argentinien ist. Wenn man Onlinebanking oder was mit grösserer Datenmengen machen möchte ist das echt schwierig. Es ist, wie es ist.

 

19.11.2015 Argentinien

 

Trelew

 

Nach einem ziemlich langen Fahrtag Richtung Norden treffen wir in Trelew ein. Wir wollen einkaufen und uns einen guten Parkplatz für die Nacht suchen. Wir haben bereits von einigen Reisenden gehört, dass ihr Fahrzeug oder das von Freunden da aufgebrochen wurde. Wir suchen das Hotel in dem Mary und Rony wohnen, und ich frage da nach einer Parkmöglichkeit. Leider ist deren Parkplatz nicht für die Höhe unserer Fahrzeuge gemacht und er ratet mir davon ab, auf einem öffentlichen Parklatz zu stehen. Leider, meint der Hotelangestellte, werden sehr viele Autos aufgebrochen. Mist, wir wollen nach dem Abendessen nicht noch bis zur nächsten Tankstelle fahren (denn da steht man jeweils super). Da sehen wir einen bewachten Parkplatz, mit Schranke und allem Drum und Dran direkt im Zentrum. Ich gehe fragen, ob wir hier stehen können. Der junge Typ, der da Dienst tut, meint dieser PP gehöre am Tag der Uni und nachts dem direkt gegenüberliegendem Casino. Klingt nach einer perfekten Kombination, und für uns entscheidend -er wird bewacht. Ab Tag von Uni-Guards und in der Nacht von Securities vom Casino. Nur leider meint er El Gordo sei zu gross für die normalen Parkfelder, aber unser Landy, das gehe schon! Einmal mehr, die perfekte Grösse. Helmut und Helga entschliessen sich, bis zur nächsten Tanke zu fahren, da es chancenlos ist, El Gordo irgendwo bewacht unter zu bringen. Wir verabreden uns für den nächsten Tag. Unser Landy steht hier sehr gut bewacht, und wir verbringen gefühlte 20 Stunden in einem sehr guten Internetcafé und erledigen endlich mal Diverses, was schon lange wartet. Später holen wir Mary und Rony in ihrem Hotel ab. Freut uns, dass es geklappt hat. Wir bummeln durch die Gassen und suchen nach einer Parilla (Grillerei), die ihnen vom Hotel empfohlen wurde (mit diesen Empfehlungen ist es immer so eine Sache: Vielleicht gehört sie dem Bruder, Schwager, Cousin oder so, und ist nicht mal besonders gut). In dem Fall trifft das auch ein bisschen zu, aber wir haben gemütlich gegessen und getrunken, und einen schönen Abend verbracht. Schön wars, Besuch aus der Heimat zu haben. Endlich haben wir auch den brandneuen Reiseführer Peru/ Bolivien, der erst im September rausgekommen ist. Danke Mary! Spät am Abend bummeln wir wieder zurück zum Hotel beziehungsweise Landy. Die zwei fliegen am nächsten Tag weiter nach BA und dann noch für ein paar Tage nach Uruguay. Unser Weg führt uns wieder nach Süden wo die anderen bereits auf uns warten.

 

 

20./21.11.2015 Argentinien

 

Rada Tilly

 

Wir treffen uns also bereits am Morgen wieder mit Helmut und Helga und machen uns auf den Weg nach Rada Tilly. Eine Stadt ca. 380 Kilometer südlich. Die Ruta 3 ist gut und der Wind heute nur mässig. Zwischendurch fallen sogar ein paar Tropfen und die Bewölkung ist ungewöhnlich dicht und grau. Aber für einen Fahrtag ist Regen ja egal. Wir sind also ziemlich lange unterwegs und treffen am späten Nachmittag in Rada Tilly ein. Auf dem Camping werden wir bereits von Bärbel und Irene begrüsst, Hans ist wieder mal per Pedes unterwegs, die Gegend zu erkunden. Später kommen noch Cath und A.J. ein junges Ami Paar dazu (mit einem tollen Schäferhund-Alex), und wir verbringen einen geselligen Abend mit Grillieren und Schwatzen. Die Amis sind seit 1 1/2 Jahren unterwegs und haben ihre Reise zu Hause in Colorado begonnen. Sie erzählen uns von ihren Erlebnissen von unterwegs und haben viel Gutes zu berichten. Einmal mehr, treffen wir auf Fans von Kolumbien. Ich glaube, noch nie über ein Land soviel Gutes gehört zu haben. Wir treffen nur auf Begeisterte und die Augen leuchten, wenn die Reisenden von Kolumbien erzählen. Toll. Wir freuen uns! Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege, die vier gehen weiter südlich und wir bleiben noch ein zwei Tage auf dem Camping. Es waren zwei lange Fahrtage und der Camping ist schön. Bernd kommt auch noch daher getuckert, und so geniessen wir mal das Nichtstun, schrauben ein wenig an den Autos, wischen mal den Sand raus, grillieren, schwatzen und planen unsere nächsten Reiseziele. Am Mittwoch 25 igsten haben wir wieder mit den vieren vom „La Strada“ abgemacht, die machen in Deseado eine Tagestour mit Zodiac zu Pinguinen. Wir wollen die Tour nicht machen, da wir in der Antarktis noch viele Pingus sehen werden. Wir geniessen also noch eine Weile das Sweet-Touris-Leben.

 

 

22./23./24.11.2015 Argentinien

 

Caleta Olivia

 

Wir haben auf unserem i-overlander (Programm mit Tipps zu Stellplätzen, Restis, Tanken, Gasstationen und POI jeweils mit Koordinaten), über ein paar tolle Stellplätze direkt am Meer bei Caleta Olivia gelesen Da wollen wir hin. Wir bunkern also in Rada Tilly alles was wir brauchen und machen uns auf den Weg. Es sind etwa 80 Kilometer, immer auf der Ruta 3, direkt am türkis farbenen Meer entlang. Eine sehr schöne Strecke. Wir sehen unterwegs die Franzosen mit ihrem Orangen-Mega-Monstertruck die wir schon in Madryn getroffen haben (ihr Auto wurde übrigens auch in Trelew aufgebrochen). Es gibt viele schöne Buchten, aber die die wir finden ist die Allerallertollste. Direkt am blauen Meer, ewig langer sauberer Strand, geschützt von einer Klippe und nur ein paar Fischer versuchen ihr Glück. Später kommen ein paar Jugendliche und stellen sich direkt in den Windschutz von El Gordo. Sie machen Feuer, grillieren und es läuft laute Musik aus einem Riesenkübel des abruchwürdigen Fiats. Die Musik ist toll, und später kommt einer von den Jungs und bietet uns eine Platte von ihrem Asado an. Gemischt auf einem Holzbrett angerichtet, versuchen wir Blutwurst, Schweineirgendwas, Rinderlende, Chorizo und Feuerkartoffeln. Einiges schmeckt toll, Anderes interessant und Einiges gar nicht! Aber die Jungen sind sehr herzlich, schwatzen mit uns, können kein Englisch, was sie ärgert und wir klauben unser Spanisch zusammen. Das passt schon. UND sie haben einen jungen Hund. Einen 5 Wochen alten, schwarzen frechen Feger, der überall reinbeisst und alles klaut. Ich will ihn haben!

Später machen Sie noch ein paar Fotos mit uns und verabschieden sich, und Tinu und Helmut helfen mit, deren Fahrzeuge an zu schieben. Funktionierende Batterien werden total überbewertet. Es wird also ruhig, als die Musik mit den Jungs verschwindet, wir hören nur noch das Meer rauschen und geniessen die hammermässige Aussicht. Einmal mehr ein wunderbarer Platz. Ein paar Minuten später hören wir den klappernden Motor eines Fahrzeugs. Hier?! Oje, Argentinier mit einem ururalten Wohnmobil, packen Scheinwerfer aus, einen Generator und Angelruten. Aha. Nachtfischen. Der Generator wird angeworfen, Musik dröhnt aus den Boxen und der Strand ist hell erleuchtet. Zum Glück ist Flut und die Wellen kommen immer näher und sind immer lauter. So geht der Generator Lärm bald im Getöse der Wellen unter und alles ist wieder im Lot. Wir beschliessen, hier auf jeden Fall drei Nächte zu bleiben. Das Wetter soll auch in den nächsten Tagen super bleiben und es ist schön warm und fast windstill. Wir haben viel Zeit, denn in Ushuaia schneit es immer noch ab und zu und die Temperaturen schaffen es auch am Tag nicht über 10 Grad. 

 

 

 

 

25./ 26.11.2015 Argentinien

 

Nach zwei wundervollen Tagen an der Bucht bei Caleta Olivia, machen wir uns einmal mehr mit „El Gordo" (Helga & Helmut), auf den Weg zum Nationalpark Bosques Petrificados im 150 Km entfernten Innland. Wir sind dort mit den vieren von „La Strada“ (Bärbel & Hans, Irene & Georg) verabredet. Es ist eine abwechslungsreiche Fahrt auf der Ruta 3 bis 50 Km vor den Nationalpark. Danach folgt Piste. Wir lassen wieder Luft aus den Reifen, denn die Schotterstrasse sieht fies aus. Die Landschaft ist total anders als bisher und erinnert uns an Namibia oder von Bildern her auch ans Monument Valley. Die Berge sind karg und die verschiedenen Gesteinsschichten leuchten in wunderbare Farben. Es ist total einsam und fast schon unheimlich still. Irgendwo auf der Strecke treffen wir auf unsere Reisegspänlis. Sie sind schon seit ein paar Stunden da, haben gemütlich zu Mittag gegessen und waren die Gegend auskundschaften. In dieser Region ist vor 150 Mio (!) Jahren, bei einem Vulkanausbruch, das Holz der Bäume durch den Druck versteinert. Man findet überall Stücke die eigentlich wie Holz aussehen und nur wenn man sie berührt merkt man, dass es sich um Stein handelt. Im Nationalpark ist das Mitnehmen von Steinen natürlich wie immer streng verboten, aber auch ausserhalb des Parks finden wir schöne Stücke. Erinnern ein wenig an Alabaster oder an Tigerauge. Wir verbringen alle zusammen einen gemütlichen Abend mit schönem Sonnenuntergang und hellem Vollmond. Wir fahren am Morgen zum Park. Die Landschaft ist extrem Karg und wir fragen uns, von was die kleinen Herden Guanacos mit ihren Neugeborenen leben. Die Aussicht ist grandios und der Mensch als Solches wird unwichtig und klein, wenn man denkt wie lange er lebt, und wie lange es diese Bäume schon gibt. Ein sehr netter Ranger erklärt uns alles Wissenswerte zum Park und gibt uns Infomaterial mit auf den Weg. Wir verweilen ziemlich lange, es ist sehr eindrücklich und imposant. Später bummeln wir retour und machen uns wieder auf den Weg in Richtung Küste. In San Julian wollen wir wieder mal auf einen Campingplatz, wir müssen wieder mal Wasser usw. bunkern. Allerdings gilt es in den nächsten Tagen alle Lebensmittel auf zu brauchen. Wir werden schätzungsweise in einer Woche, das  erste mal die Grenze nach Chile queren. Die Lebensmittelkontrollen sollen sehr streng sein. Alle Milchprodukte, Fleisch, Gemüse und Früchte, sogar einige Gewürze sollen an der Grenze beschlagnahmt werden. Die Chilenen fürchten, dass mit Nahrungsmitteln Krankheiten und Keime in ihr Land eingeschleppt werden. Böse Zungen behaupten allerdings, es sei nur ein Hick Hack zwischen den Ländern, da die sich nicht ausstehen können. He nu, wir werden das mal austesten, aber vorsichtshalber schon mal unsere Rindsfilets, Avocados und alles andere vertilgen.

28./ 29.11.2015 Argentinien

 

San Julian - Nationalpark Monte Leòn

 

Am Morgen verlassen wir nach dem obligaten Qi-Kung, diesmal mit Sicht auf schwarz weisse Delfine, den Camping in Puerto San Julian. Wir holen unsere Wäsche in der Lavanderia im Ort wieder ab, und fahren weiter in Richtung des Nationalparks Monte Leòn. Auf der 170 km langen, guten Teerstrasse durch wundervolle Landschaft, herrscht kaum Verkehr. Wir sehen viele Guanakos die sich am frischen Gras freuen, denn der kurze heftige Regen der letzten zwei Abenden, hat alles mit einem feinen Grün überzogen. Kurz nach dem Passieren des Gates in den Nationalpark treffen wir wieder einmal auf Horst und Peter mit ihren Trucks. Sie kommen von da wo wir hin wollen, dem Camping und einzigen Übernachtungsort im Nationalpark. Nach kurzem Geplauder und updaten unserer Reisepläne, setzen wir unseren Weg in Richtung Küste, wo der Camping liegt, fort. Die Landschaft ist sehr eindrücklich. Die Berge karg und schroff, wenig Vegetation, knall blauer Himmel und in weiter Ferne das türkis blaue Meer. Wir können uns fast nicht satt sehen. Wir treffen unterwegs auf den Abzweig zu einer Pinguin Kolonie. Wir machen uns zu Fuss auf den 2 Km kurzen, guten Weg in Richtung Geschnatter- und Geruch. Viele Pingus sitzen auf ihren Nestern, bei einigen sieht man noch die Eier die sie ausbrüten, bei anderen bewegt sich schon ganz zaghaft ein kleines, flauschiges Etwas. Die ersten sind also schon geschlüpft, es kann sich aber nur ein paar Tage handeln, denn sie sind noch sehr wacklig auf ihren kurzen Beinen, und kuscheln sich an ihre Eltern. Von der Klippe aus wo die Pinguine brüten, sieht man auf eine grossartige Bucht. Wir lesen, dass hier 60’000 Brutpaare ihre Jungen aufziehen und genau so sieht es am Strand in der Bucht aus. Ziemlich dicht bevölkert! Wir machen wieder viele Fotos und sind froh, dass wir nicht mehr wie früher mit den 36er Filmen zu Gange sind. 

 

Beim Camping angekommen, treffen wir auch hier wieder auf Bekannte Gesichter, schwatzen hier und da, schreiben uns beim netten Hüttenwart und seiner Frau ein und suchen uns Plätze für unsere WoMo’s. Es gibt ein nettes Beizli, wo die Dame des Hauses selber Brot bäckt, Pizza und Empanadas selber macht, und man auch ein paar gute Flaschen Rotwein kaufen kann. Also alles da. Wir sind gerade beim Apéro, als der Hüttenwart uns Zeichen gibt mit ihm zu kommen und keinen Lärm zu machen. Wir sehen einen flauschigen Graufuchs ganz nah und ohne Scheu. Er legt sich hin und beobachtet uns. Der Hüttenwart sagt, dass dieser Fuchs unter dem Resti seinen Bau hat und hier nach was Stibitzbarem sucht. Da es viele Grill Stellen gibt, wird er Früher oder Später auch auf seine Kosten kommen. Rotfüchse, welche deutlich grösser sind, sieht er nicht so oft, da sie viel scheuer sind. Da überall „Puma-Verhaltensregeln-Schilder“ aufgestellt sind, fragen wir den Hüttenwart wie oft er den einen sehe; und offenbar sind hier mehrmals pro Woche Pumas auf dem Grundstück unterwegs, allerdings in der Regel nicht um Touris an zu greifen oder zu fressen. Die haben hier ja ein ganz einfaches Jagdleben bei den vielen Pinguinen. Die sind an Land extrem leichte Beute. 

 

Nach dem Abendessen, treffen wir uns noch mit den anderen im Resti an der Wärme, obwohls eigentlich heute gar nicht mal so kalt und windig ist. Aber es ist auch mal gemütlich, nicht in vier Schichten Klamotten eingewickelt draussen mit den Zähnen zu klappern 😁. Der Abend geht also unterhaltsam zu Ende, und um Mitternacht bummeln wir alle in Richtung unsrer zu Hause auf Rädern. Die Frauen klammern sich an die Männer und werfen ab und zu einen Blick über die Schulter, und die Männer tun so, als ob das mit den Pumas alles kein Problem wär. So muss es sein.

 

Tinu: Wie wir gestern Spätabends abgemacht haben, hatte ich heute um 06.00 Uhr Tagwacht. Nach einem Kaffee machten wir uns zu acht auf, die Vogelinsel zu umrunden. Heute war der letzte der 3 Tage an denen die Ebbe ihren Jahrestiefstand erreicht und nur dann ist es möglich, zu Fuss um die Insel zu gehen. Als wir am nahen Strand ankamen, war der Gezeitenunterschied noch grösser als sonst. Der Wasserstand war 10 Meter unter dem Höchststand. Bei wunderschöner Morgenstimmung - ja das gibt’s! - gingen wir entlang der hohen Klippen und hoch über uns, sah man wie hoch das Wasser normalerweise steht. Kurz darauf erreichten wir den Grund vor der Vogelinsel. Auf schmalen, rutschigen Felsen, gelang es mir als Einzigen, die Insel komplett zu umrunden. Es war ein tolles Gefühl auf dem Meeresgrund zu stehen und weit oben tausende von Kormorane und Möwen segeln zu sehen. 

 

Zurück bei Landy gab es Spiegelei mit Schinken und frischen Brötchen. 

 

Als Tinu mit den andern wieder zurückkommt, steh auch ich endlich für die erste Tasse Kaffe auf. Ich geniesse es, ab und zu so richtig ausgiebig aus zu schlafen, dann rum zu lümmeln und nicht in die Gänge zu kommen. Toll! Nur meine elektrische Zahnbürste hatte in der Nacht wieder einen Knall. Irgendwie bekommen ihr die schlechten Pisten nicht. Manchmal kann man sie nicht starten, oder noch blöder sie startet von selber, aber am Schlimmsten - manchmal fängt sie einfach mitten in der Nacht an zu surren. Hee? Du liegst also ganz friedlich in deinen Träumen, und auf einmal ssssrrrr! So war es diese Nacht auch wieder. Aber ich hab mich mit meiner Zahnbürste ausgesöhnt und lass ihr ihren Willen. Spätestens nach drei Minuten ist eh jeweils Feierabend, denn der Timer tuts noch!

 

Wir beschliessen Picknick ein zu packen und zu den ca. 6 Km entfernten Seelöwen zu bummeln. Der Tag ist ein bisschen wolkig, aber der Wind kommt vom Inland und nicht aus der Antarktis. Gut so- Antarktis Wind macht keinen Spass. Wir bummeln also mit ein paar anderen die sich uns angeschlossen haben los, und geniessen den Spaziergang an der Küste, den Blick auf das türkis blaue Meer und die Vogelinsel. Auf dieser Insel brüten nur Möwen und Kormorane. Zwischen 1940 und 1970 wurden hier jedes Jahr mehr als 10’000 Tonnen Guano abgebaut. Heute ist glücklicherweise die ganze Region unter Naturschutz. Zum Caveza del Leòn Aussichtspunkt ist es noch etwa 3 Km und unterwegs sehen wir eine kleine Guanako Familie. Auf der Klippe beim Mirador pfeift der Wind wieder, dass es einem fast aus den Schuhen hebt. Wir beschliessen dennoch unser Picknick ab zu halten, und sehen den Seelöwen bei ihrem Spiel zu. Sie sind so unglaublich wendig im Wasser und irgendwie haben die einfach sympathische Gesichter. Man könnte ihnen stundenlang zu sehen. 

30.11./ 1.12. 2015 Argentinien

 

Nationalpark Monte Leòn - Rio Gallegos

 

Nachdem wir am Morgen von der Hüttenwartin die bestellten, frischen Empanadas in Empfang genommen haben, tuckern wir über die Piste wieder zur Ruta 3. Ich mach mir ein wenig Sorgen, da heute der Wind richtig über die Ebenen fegt. Mein Wetter App meldet Wind bis 68 Km/Stunde und das ist der Durchschnitt. Böen sind also noch deutlich stärker! Das mag ich gar nicht. Der Ländy mit seinen 3,5 Tonnen schaukelt sich dann durch die Gegend und die riesigen Spurrillen von den Monstertrucks kommen noch dazu. Auf jeden Fall schaukelt heute sogar „El Gordo“, der 10-Tönner Mercedes von Helmut. Die Landschaft in Richtung Süden ist wieder wunderschön. Flusstäler in denen es vom letzten Regen noch etwas Wasser hat, Wildgänse, Flamingos und Guanakos - einfach toll. Leider kann ich dies wirklich nicht geniessen. Ich fühl mich einerseits ein wenig wie seekrank von dem Geschaukle und andererseits bin ich total verkrampft (hat irgendwie  Parallelen zum Zahnarzt). Tinu versucht so wenig Spurrillen und Schlaglöcher wie möglich zu erwischen, er muss aber ganz schön Gegensteuer geben, damit wir auf Kurs bleiben. Am Abend meint Helmut auf dem Wasser wären es zwischen 9 und 10 Windstärken gewesen, dies bei einer Scala bis 12…Ich bin auf jeden Fall froh, als wir in Rio Gallegos ankommen, denn in der Stadt weht es zwar auch stark, aber durch die Häuser geht es einigermassen. Wir suchen die Toyota Garage und fragen den jungen Werkstattchef, ob jemand Zeit habe beim Ländy einen Oelwechsel zu machen und sonst noch ein paar Sachen zu kontrollieren. Sehr nett, machen er und seine Leute sich subito an die Arbeit und nach ca. 1 1/2 Stunden ist alles fertig. Wir wollen noch Gas tanken gehen, aber als wir bei diesem Depot ankommen ist schon geschlossen. Wir fahren also zur Tanke, wo wir mit den anderen verabredet sind (es hat hier keinen Camping für WoMo’s), füllen noch Diesel und Wasser auf und stellen uns zu denen die schon da sind. Am Abend gehen wir in direkter Nachbarschaft in eine Parilla und essen Rindsfilet vom Feuer mit feinen Kartoffeln. Wir nehmen das „Kleine“ - 250 Gramm 😜. Auch in der Nacht werden wir ein wenig geschaukelt, allerdings haben wir uns zwischen LKW’s gestellt und so ist es ok.  

 

Am Morgen machen wir uns nochmal auf zum Gasdepot und das geht superfix und unser Heizen und Kochen ist wieder garantiert. Toll, denn jetzt wird’s tendenziell kühler, denn wir fahren ja Richtung Antarktis. Wir tuckern also mit einem Teil der anderen schon mal los, gegen die chilenische Grenze. Auf dem Weg liegt ein kleiner Nationalpark mit einem Kratersee an dem wir übernachten wollen. Da wir nicht wissen wie lange ein Grenzübertritt dauert, wollen wir lieber am Morgen dort sein. Wenn die Grenzer vier Fahrzeuge auf sich zurollen sehen, ist es vielleicht zu viel Arbeit alle zu filzen - hoffen wir zumindest. Der Nationalpark Laguna Azul ist eigentlich nur ein Kratersee, allerdings in grüner und nicht in blauer Farbe. Es ist ruhig aber immer noch windig, aber die Sonne scheint vom Himmel und gemäss unserer Wetter App sollte es gegen Abend auch weniger Wind geben. Wir kraxeln runter zum See, machen Fotos und bummeln rum. Es ist wieder eine schöne Gegend. Es gibt sogar ein paar Blümchen, allerdings bleiben die alle klein, denn gegen diesen Wind hat man als Blume schlechte Karten. Wir kochen mit den letzten Resten Gemüse feine Penne mit Kürbis, und können sogar noch draussen essen. Somit haben wir für den Grenzübertritt nicht mehr viel, was nicht den Vorschriften entspricht. Der Wind hat nachgelassen und Sonnenuntergang ist jetzt erst nach 21.30 Uhr. 

 

 

Zum ersten mal heisst es für uns: Adios Argentina!

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