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Reise in die Antarktis mit der Sea Spirit 19.-29. Dezember 2015

17./ 18.12.2015 Antarctica

 

Ushuaia

 

Die Vorfreude ist gross! Wir packen also unsere sieben Sachen, räumen den Kühlschrank, bringen Wäsche, putzen den Ländy und los gehts in Richtung 5* Leading Hotel Arakur. Wir waren ja vor einer Wochen schon mal da fragen, wegem Parkieren von unserem Ländy. Alles gut, wir sollen ihn einfach mal vor dem Eingang stehen lassen, sie geben uns dann Bescheid wenn sie genau wissen wo sie ihn haben wollen. Alles klar. Wir sind froh, dass sie uns überhaupt reinlassen, denn die letzten 10 Tage ohne Dusche und mit vielen Lagerfeuern haben optisch und geruchstechnisch ihre Spuren hinterlassen😊.Jenny von der Réception, die gestrandete Mexikanerin aus Acapulco, erklärt uns schon mal alles zum Hotel und gibt uns bereits den Zimmerschlüssel, da unseres schon bereit ist. Nette Hütte, muss man schon sagen. Nein ehrlich, ich glaube, es ist das beste oder eines der besten Hotels in dem wir je waren! Die Mitarbeiter alle sehr nett und hilfsbereit, Innen total schöne Architektur, moderne Elemente immer kombiniert mit Materialien die es auf Feuerland gibt, wandhohe Kunst aus Filz, viele tolle Möbel aus altem Holz und Eisen, mal rostig mal poliert. Und eine Aussicht! Wir haben in unserem Zimmer ein Fenster vom Boden bis zur Decke mit hammermässiger Aussicht auf die Bucht, die Stadt und den Hafen. Die Trennwand zwischen dem megamässigen Bad und dem Schlafzimmer ist aus Glas, damit man auch aus der Badewanne durchs Zimmer direkt auf die Bucht sieht! Und, wir haben uns vergrössert. Von etwa 6 Quadratmetern auf etwa 30… Im Zimmer packen wir gar nicht erst aus, sondern gehen direkt ins SPA. Da das Hotel zu dieser Tageszeit noch einen ziemlich leeren Eindruck macht, wollen wir planschen gehen, bevor die anderen alle ankommen. Das SPA ist toll. Durch die erhöhte Lage, hat man auch von hier freie Aussicht auf die Bucht und Ushuaia, es gibt verschiedene „wörlende“ und „nicht wörlende“ Pools und einen hammermässigen Aussenpool, etwa 35 Grad warm, mit Unterwassermusik - Walgesang. Was sagt man dazu? Es weht ein kalter, feuerländischer Wind und wir sind im Warmen. Besser geht nicht. Später nutzen wir das ab und zu doch ziemlich gute W-Lan um ein paar Freunde und Familie an zu rufen. Es macht Spass, mal wieder die Lieben zu Hause zu hören. Zu einem Glas hiesigem Sauvignon Blanc, in zwei wunderbaren Sesseln in der Lobby, mit der gleichen betörenden Aussicht wie überall in dem Haus, beobachten wir, wer denn alles so eincheckt. Sind ja potenzielle Antarktis-Reisegspänli. Allerdings haben wir gesehen, dass am gleichen Tag noch ein zweites Schiff mit gleichem Ziel ausläuft, also Genaues weiss man nicht. Auf jeden Fall kommt eine Chinesen Reisegruppe an, so die Trainer und Bequemklamotten Fraktion…und dann noch Amis. Nein, kompliziert sind die ja gar nicht. Können kein Wort Spanisch und texten die Mitarbeitern voll mit dem was sie wollen und vor allem mit dem was sie gar nicht wollen, oh je! Hotel Mitarbeiter haben’s wirklich nicht leicht. Auf jeden Fall gibt für uns dann ein schönes Abendessen im Restaurant, nein nicht selber kochen und vor allem nicht abwaschen. Sehr fein wars. 

 

19./ 20.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: At Sea

 

Nach einem tollen Frühstück checken wir aus, da das Hotel wieder voll ausgebucht sein wird. Wir dürfen aber natürlich den SPA Bereich noch nutzen, denn der Shuttle zum Schiff fährt erst um 15.30 Uhr. Wir lümmeln uns also nochmal in den warmen Pools und geniessen die bequemen Liegestühle und machen noch ein paar Telefonate von der Lobby aus. Als es soweit ist, wird’s dann doch 16.00 Uhr bis wir fahren, denn eine hat ihren Spind Schlüssel vom SPA vernüderet. Musste zuerst also noch aufgebrochen werden. Oh je. Wir sind etwa 20 Personen, die anderen stossen im Hafen zu uns, denn sie kommen direkt vom Nationalpark oder vom Shopping. Wir werden mit dem Bus direkt vor die Sea Spirit gebracht und heute scheint grosser Aufbruch-Tag zu sein. Ein Schiff von National Geographics ist ablegebereit, die Sea Adventurer und noch zwei andere, alles auch kleinere Schiffe, werden beladen oder Gäste checken ein. Wir werden von der Crew begrüsst und müssen an der Reception die Pässe abgeben. Danach gehts bereits ans Beziehen der Kabine. 257. Wir haben eine sehr gemütliche, kuschelige Kabine mit drei grossen Bullaugen. Anders als bei der Grande Francia, können wir hier vom Fenster aus den Delphinen direkt in die Augen schauen. Wir sind etwa 3 Meter über der Wasseroberfläche, während es beim Frachter etwa 25 Meter waren. Schönes Bad, viel Platz, Sofa und so weiter. Liebe Zita, ich hab sehr an dich gedacht, denn wir brauchten eine geschlagene Viertelstunde, bis wir all der Lichtschalter habhaft wurden und endlich alles gelöscht hatten. Auf jeden Fall, freuen wir uns darauf die nächsten zehn Tage ein neues zu Hause zu haben. UND, direkt über der Wasseroberfläche zu sein, hat einen entscheidenden Vorteil- vor allem in der Drake Passage. Weniger Geschauckle! Uns sind die Tüten, die diskret im Korridor angebracht sind nämlich schon aufgefallen… How ever, auf uns wartet nach einem kleinen Cocktail viel Information in der Oceanus Lounge, die Mitarbeiter und deren Funktionen werden vorgestellt, Gepäck wird ausgepackt und wir machen uns ein wenig mit dem Schiff vertraut. Besuchen mal alle Decks (sind gerade mal fünf), es gibt eine schöne Bar und ein Aussenbistrot auf dem Fünften, das Restaurant auf dem Zweiten, einen sehr guten Infodesk auf dem Dritten usw. Beim Infodesk ist die aktuelle Position auf einem Bildschirm ersichtlich, die voraussichtliche Route, die Wetter- und Windprognosen, welche Tiere gesehen werden könnten und welche bereits gesehen wurden, wer zu welchem Rettungsboot gehört, und die Zusammensetzung der Gäste. Es sind also 54 Amis, 24 Chinesen, vier Franzosen, drei Deutsche, drei Thais, drei Inder und irgendwo unter ferner liefen noch dos Suizos💞. Für 17.00 Uhr ist ein erstes Safety-Breafing angesetzt. Nachdem das Notsignal vom Schiffshorn ertönt, müssen wir mit unseren Schwimmwesten bewaffnet an unseren Treffpunkt gehen. Es gibt Appell und Erklärungen zur Sicherheit an Bord. Die nehmen das Ganze ziemlich ernst. Irgendwie machen die das seriöser als auf der Grande Francia. Ist aber halt auch kein RoRo…Ziemlich genau gemäss Plan, segeln wir um 18.00 Uhr aus dem Hafen. Wir sehen Helga und Helmut mit El Gordo, die uns zuwinken im Hafen, sind aber nicht sicher, ob sie uns sehen, oder einfach nur das Schiff welches ausläuft. Der Himmel zieht sich zusammen, es wird diesig und erinnert uns ein wenig ans Ablegen in Hamburg. Eins ums andere verlassen alle Schiffe den Pier und segeln los in Richtung Antarktis. Cool!  Auf unserem Rundgang haben wir im Restaurant viele grosse runde Tische gesehen. Das möchten wir in diesem Fall nicht unbedingt. Aber da wie fast immer auf den Schiffen „free Seatings“ üblich ist, bekommen wir ein ganz schönes Zweiertischli und unser Kellner William von Nicaragua meint, dass wenn wir früh kommen, immer eines der Zweiertischlis frei sein wird. Juhui. Wir waren jetzt die ganze Zeit mit Reisenden unterwegs, dass wir uns darüber freuen. Als Abendessen gibt es drei Vorspeisen, drei Hauptgänge und mehrere Desserts zur Auswahl. Als Vorspeise nehmen wir geräucherte Entenbrust, als Hauptgang Tinu Chicken Cordon bleu, was wir ewig nicht mehr hatten und ich den Fisch. Mag ich ja eigentlich, aber nicht im Ländy zubereiten. Die Geruchsemission stört mich. Alles war sehr gut, fein gewürzt, schön angerichtet und von feinem argentinischen und chilenischen Wein begleitet. Wir freuen uns, denn die Küche scheint hier sehr gut zu sein, und nicht selber zu kochen, macht auch mal Spass. Auch nach dem Abendessen ist noch nicht Feierabend : Deckweise müssen Parkas, Zodiac-Schwimmwesten und Gummistiefel anprobiert und geholt werden. Mit allem eingedeckt, freuen wir uns über die schönen Parkas und gehen direkt an Deck ausprobieren, ob sie auch wirklich warm sind. Sind sie! Kuschlig, mit warmer Kapuze, wind- und wasserdicht, also richtig gut. Danach ist endlich Feierabend. Wir sind ziemlich müde, die Spirit rollt durch die Drake, die Betten sind bequem und wir lassen uns übers Meer schaukeln. Auch nachts ist die See zwar nicht stürmisch aber da die 4-5 Meter Wellen von hinten links kommen, ist es unangenehm. Beim Schlafen ist das ok, aber als ich aufstehe, wird mir irgendwie doch flau. Und dann riecht’s im Korridor noch nach Frühstück. Oh no! Wir gehen trotzdem hin, ich nehme ein Müsli und ein Tee und Tinu langt ordentlich zu. Ein sehr schönes, grosses Frühstücksbuffet, der Chinesen wegen, auch mit vielen scharfen, warmen Gerichten. Yes, das mag ich eigentlich auch zum Frühstück- nur nicht heute. Ich hab so Kaugummis gegen Seekrankheit dabei und genehmige mir einen. Der Geschmack ist so übel, dass mir davon noch schlechter wird. Ich gehe an die Reception, wo man kleine Tablettlis kriegen kann und nehme probehalber mal eine. Eine Stunde Tiefschlaf und ich bin wieder wie neu. Der Vortrag, der hätte stattfinden sollen, muss wegen technischer Schwierigkeiten verschoben werden. Somit haben wir Freizeit. Wir gehen mit unseren Parkas an Deck und die 8 Grad Aussentemperatur fühlen sich nicht kalt an. Ab und zu scheint sogar die Sonne, dann ist es richtig schön warm. Es hat immer noch ziemlich Wellen (also nicht für hiesige Verhältnisse), aber die Spirit liegt halt ganz anders im Wasser als der Frachter der mehr als doppelt so lang war und 4500 Autos an Bord hatte, die haben für einen schönen, tiefen Schwerpunkt gesorgt. Ich bin froh, dass auch für die nächsten Tage ruhige See angekündigt wurde, möchte hier echt nicht an Bord sein, wenns kracht und rollt.

Vor dem Mittag hören wir von Jonathan, dem französischen Expeditionsleiter, viel Interessantes zur Antarktis. Zum Beispiel, dass dieser Kontinent 2x so gross ist wie Australien oder gleich gross wie China und Indien zusammen. Crazy. Nur 2% des Kontinents sind Stein oder Fels, alles andere ist Eis. Das Eis der Küste entlang ist das einzige, welches ab und zu taut, dort ist auch die Chance am grössten eine Pflanze, sprich Flechten zu sehen. 70% des Süsswassers auf der Erde sind in   der Antarktis gefroren. Im Innern des Kontinents ist das Eis überall mindestens 2 km tief. Durch das Ozonloch ist in den letzten Jahren die Menge der abgeschmolzenen Eismasse stetig angestiegen, und in den nächsten Jahren erwarten Forscher einen Anstieg des Meeresspiegels auf der ganzen Welt. Küstenregionen werden also demnächst noch mehr in Schwierigkeiten kommen und Inseln sowieso. Das Ozonloch ist auch für die Tiere ein Problem. Seit die UV Einstrahlung so stark angestiegen ist, erblinden viele Seelöwen und Robben. Allerdings haben Forscher die das ganze Jahr über auf dem Kontinent verbringen und tägliche Aufzeichnungen vergleichen herausgefunden, dass das Ozonloch zumindest nicht mehr grösser wird wie bisher, sondern eher stagniert oder sogar eine Tendenz zur Schrumpfung aufweist. 

 

Auch am Mittag gibt es ein sehr schönes Buffet. Asiatische Gerichte, Pasta, viele verschiedene Salate, Vegigerichte und alles mögliche an Süsskram. Sehr fein.  Es folgen wieder Informationen zum morgigen Tag. Wir sollten am späteren Nachmittag „Halfmoon Island“ erreichen, wo bei gutem  Wetter ein Landgang geplant ist. 1991 wurde in Madrid von 47 Nationen ein Abkommen unterzeichnet, welches vorschreibt wie und was in der Antarktis getan werden darf und was nicht. Die Nationen haben sich verpflichtet, niemals Waffengewalt anzuwenden um das Territorium zu besitzen, niemals Bodenschätze zu fördern und den Kontinent nur zu Forschungszwecken oder für den sanften Tourismus zu nutzen. Und eben diese Touristen - also wir -  müssen sich an das Protokoll halten. Die Aussenkleider müssen abgesaugt und desinfiziert werden, damit keine fremden Samen oder Keime verbreitet werden. Man darf ausser Erinnerungen und Fotos nichts mitnehmen, also keine Steine, Pflanzen oder Holz, und es gelten Mindestabstände zu den Tieren einzuhalten. Man darf nur markierte Wege gehen, man darf die Pinguin-Highways nicht betreten, man muss aufpassen keines der gut getarnten Kücken zu stören und so weiter. Ihr seht, man kann vieles falsch machen…

 

Wir saugen also am Nachmittag alle unsere Aussenkleider ab, damit wir auch ja kein fremdes Material einschleppen, vor allem auch Rucksäcke müssen gut gereinigt werden. Nach dem servierten Abendessen wird nochmal ein Film gezeigt. Diesmal über die Globale Erwärmung und deren Folgen. So ein Tag auf der Spirit ist ganz schön voll gepackt mit Terminen. Da ist nichts mit Schlendrian oder so. Es gibt immer wieder Programmpunkte, zum Teil vom Gesetz vorgeschrieben, zum Teil zur Information oder Unterhaltung. Auf jeden Fall, schlafen wir in dieser Nacht gut und tief, entweder haben wir uns also schon ans Rollen gewöhnt, oder die Wellen kommen von einer günstigeren Seite.

 

 

21.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: Halfmoon Island

 

Nach dem Frühstück gibts wieder diverse Informationen zum Tag. Sehr eindrücklich ist der darauf folgende Vortrag von der Deutschen Lektorin und Journalistin Birgit Lutz, die mit zwei Männern eine Expedition zum Nordpol  unternommen hat - per Ski. Ihr Vortrag wird auf einmal über die Borddurchsage von Jonathan unterbrochen. Wale steuerbord! Also alle nicht wie raus. Wir sehen die Walkuh mit ihrem Kalb ganz nahe beim Schiff und auch weiter weg, sehen wir immer wieder Fontänen von Walen. Unser Kapitän drosselt die Fahrt und wir dümpeln nur noch dahin. So haben wir die Möglichkeit die Wale lange zu beobachten. Schon bald nach dem Mittagessen, sehen wir viele grosse Eisberge, manche davon sind riesige Blöcke und viel Treibeis. Nachdem wir nun die Drake Passage hinter uns gelassen haben, wird die See ruhiger, es hat fast keine Wellen mehr und wir sehen immer wieder schwimmende Pinguinen in kleinen Gruppen. Je näher wir „Halfmoon Island“ kommen, umso höher wird das felsige Gebirge welches überall schneebedeckt ist. Die Luft wird dünner und kälter. Ab und zu zeigt sich die Sonne, meist ist es bedeckt. Am Horizont sogar ziemlich düster. Am späteren Nachmittag werden wir zum Champagner Cocktail geladen. Wir feiern Sommersonnenwende und natürlich die erfolgreiche Überquerung der Drake Passage, die es mit uns ja ziemlich gut gemeint hat. Mittlerweile haben auch die meisten Passagiere wieder eine gesunde Gesichtsfarbe und so geniessen wir den Moment. Heute gibt es ein frühes Abendessen, damit genug Zeit an Land bleibt. Kurz darauf gehts los zum ersten Landgang. Drei Schichten IceBreaker (Wollzeugs) und den Parka, Kaputze des IceBreakers, Mütze und Kaputze des Parkas und so weiter. Ihr kennt bestimmt das Männchen von der Pneu Werbung - Michelin. Ja so in etwa…Wir treffen uns also an Ausgang zum Zodiac Desk mit unseren Guest Cards und werden ausgecheckt. Wenn man zurückkommt wird man wieder eingecheckt somit wissen sie immer wer an Bord ist und vor allem wer nicht. Immer in zehner Gruppen können die Zodiacs bestiegen werden. Als alte Seefahrer ;-) wissen wir ja wie die zu besteigen sind, bin aber trotzdem froh um einen festen Griff des Drivers - Es schaukelt halt doch ein wenig, auch wenn wir total Glück haben mit den Wellen. Es hat genau keine. Mittlerweile hat sich reges Schneetreiben mit Regen vermischt und man sieht die Hand vor Augen kaum. Wir düsen los, es ist nur eine kurze Strecke bis zum Ufer. Kleine Pinguinkolonien gucken uns neugierig oder gelangweilt zu und raz faz sind wir zum ersten mal auf dem antarktischen Kontinent. Wir können den verschiedenen ausgeschilderten Wegen folgen, Pinguine haben Vortritt! Wir sehen drei verschieden Arten und vor allem auch Adelies, die eigentlich hier nur selten gesehen werden. Auch die grossen Weddel Seelöwen liegen in einer Bucht und einer planscht als gäbs nichts schöneres als im 1 grädigen Wasser zu lümmeln. Apropos, der Expeditionsleiter Jonathan hat nach dem Landgang zum Bade geladen. Für all die Mutigen oder „Gepickten“ je nach Blickwinkel, bestünde die Gelegenheit vor der Rückkehr zum Schiff ein Bad zu nehmen. Badetücher seien mit dabei. Halllooooo, gehts noch!? Aber Tinu, ihr kennt ihn ja, montiert schon mal seine Badehose unter all dem anderen Zeugs, falls es ihn dann doch überkommen sollte. Und tatsächlich: der Verrückte schwimmt mit Pinguinen. Seelöwen in Valdes waren ihm nicht genug, hier hat er fünf oder sechs Pinguine die dauernd um ihn rumtauchen. Nach dem Vergnügen raus in den Schneefall, abtrocknen, anziehen und subito aufs Zodiac. Jonathan sagte zu Tinu er sei „impressed“, selten sehe man jemand solange schwimmen. Noch während wir auf dem Zodiac sind, beginnt die Wasseroberfläche durch den eisigen Wind zu gefrieren. Wieder auf dem Schiff erwartet die Schwimmer schon eine heisse Tasse Pfefferminztee. Trotz der schlechten Sicht war es ein schöner erster Landgang. Genau richtig angezogen, bin ich auch nicht erfroren, und Tinu hat unterwegs sogar noch eine Schicht Pullover ausgezogen. Müsste man also überleben können. So gehen wir nach einem kleinen Schlummertrunk an der Bar müde in Bett und freuen uns auf den nächsten Tag.

 

 

22.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: Mikkelsen Harbour / Cierva Cove

 

Direkt nach dem frühen Frühstück gehts los. Wir liegen bereits mit dem Schiff vor Anker bei „Mikkelsen Harbour“. Aus den Bullaugen können wir den grossen Gletscher, Eisberge und viel Treibeis sehen. Auch immer wieder schwimmende Pinguine - direkt vor dem Fenster! Die Sicht ist auch heute nicht sehr gut, allerdings schneit es weniger als gestern, aber das Licht ist diffus. Zuerst fahren wir mit dem Zodiac eine Runde zwischen den Gletschern und den Eisbergen hindurch und umrunden die Insel. Die Eisberge sind aus der Nähe noch imposanter als von Weitem. Man sieht die Bruchstellen, das alte, blaue Eis, das neuere und den Neuschnee. So ist ein Eisberg der eigentlich weiss ist, aus der Nähe von bläulicher Farbe - toll! Nach etwa 45 Minuten, sind wir froh, dass wir an Land können und uns die Beine vertreten. Auf dem Zodiac, feucht und windig, wirds dann mit der Zeit auch kühl. Wir gehen also über die glitschigen Steine auf einem schmalen Pfad hinauf auf den höchsten Punkt der Insel. Wir sehen viele brütende Pinguine, die einen sitzen auf ihren Eiern, die anderen bereits auf den Kücken. Wenn man genügend Abstand hält fühlen sie sich überhaupt nicht gestört. Auf der Rückseite der Insel hat es Weddel Seelöwen. Die sehen irgendwie anders aus als die auf Valdes. Sind grösser. Die ganze Insel ist umgeben von wunderschönen Eisformationen. Von glasklar über weiss, von bläulich zu grau. Wir bummeln also auf der Insel rum und später nimmt uns das Zodiac wieder mit zur Spirit. Ein schöner Ausflug - und mein Wetter APP meldet spätestens für morgen besseres Wetter, heisst blauen Himmel. Denn eigentlich ist hier ja gutes Wetter. Wir haben keine Wellen und fast keinen Wind. Oft sind wir mit dem Schiff im Lee irgend einer Insel, sehr gut.

 

Nach dem Mittagessen, wird in der Lounge ein neuseeländischer Dokumentarfilm gezeigt, in dem ehemalige Walfänger, also alles alte Männer, sich einem Projekt von Naturforschern angeschlossen haben. Die Humpback Wale sind seit den 50er Jahren geschützt da sie fast ausgestorben waren. Die Männer suchen in einer Bucht wo sie früher Wale gejagt haben, nach Walen und zählen sie jedes Jahr, um den Bestand zu verfolgen. Die Forscher sagen, dass sie, die zwar Biologie studiert haben, niemals das Wissen über diese Tiere haben, wie die alten Walfänger, die jahrelang mit und von diesen Tieren gelebt haben. War sehr interessant.

 

Um 15.00 Uhr gehts schon wieder weiter. Jonathan erwartet uns zu einer Zodiac Cruise durch die Eislandschaft von „Cierva Cove“. Wir sehen während der 1 1/2 Stunden wundervolle Eisformationen, schwimmende Pinguine direkt neben unserem Boot, einmal sogar einen Wal der kurz auftaucht und dann in die Tiefe abtaucht, viele Vögel und natürlich viele Pinguine an Land. Ab und zu schneit es, ab und zu ist es klar. Aber leider ziemlich schlechtes Fotolicht. Ein wenig fröstelnd kehren wir zum Schiff zurück, welches immer noch in der Bucht liegt. Eine warme Dusche und danach ein kaltes Glas Sauvignon Blanc….kann es besser sein? Ja, tatsächlich. Kurz nach dem Dinner, Tinu und ich wollen kurz aufs Deck, sehen wir von weitem einige Walfontänen. Bei genauerem Hinschauen sehen wir auch Wale, oh und auch ganz nah beim Schiff! Kurz darauf folgt die Durchsage von Jonathan, dass Wale rund ums Schiff Krill jagen. Also nutzen wir die am Anfang ausgesprochene Einladung des Kapitäns, jederzeit auf die Brücke zu kommen, düsen am Steuermann und den Offizieren vorbei, raus auf Deck 5. Und tatsächlich. Die Humpback Wale liefern sich ein Gefecht mit den Krillschwärmen. Immer mindestens drei Wale treiben einen Schwarm tief im Wasser zusammen, dann sieht man an der Oberfläche viele Luftblasen, wenn die Wale den Schwarm mit einem „Luftnetz“ umkreisen, get the Föteler ready, denn nach den Luftblasen stossen die Wale mit offenen Mäulern an die Oberfläche und fischen den Krill ab. Und sie kommen an die Oberfläche wie Torpedos. Nur so nebenbei; die Wale sind 18 Meter lang und haben 5!! Meter lange Seitenflossen. Gigantisch. Und anders als auf der Grande Francia ist man auf der Spirit sehr nah, denn man ist wirklich nur wenige Meter über der Wasseroberfläche. Das Spektakel dauert ewig. Wir sehen etwa 20 Wale die alle nah beim Schiff jagen. Nachdem meine Füsse schon abgefroren sind (denn wir kamen ja direkt aus dem Restaurant und nicht in Daune gewickelt) muss ich wirklich in die Kabine düsen um unsere Jacken zu holen. Es sieht ganz so aus, als ob dieses Schauspiel noch länger andauern würde. Und wirklich: Wir stehen etwa 45 Minuten an Deck, erfrieren fast, und trotzdem kann man nicht weg. Es ist einfach zu schön. Schon total verrückt. Tinu muss mich kneifen, damit ich weiss, dass ich nicht träume. Und ehrlich, von Walen kann ich einfach nicht genug kriegen! Danach wärmen wir uns mit einem heissen Tee in der Bar auf - ich hab übrigens noch nie eine Bar gesehen, in der soviel Tee getrunken wurde wie hier! Und auch von der Bar aus, sehen wir immer noch Wale, Fontänen und Flucken in der Tiefe verschwinden. Und zack, schon wieder Mitternacht - und es ist immer noch taghell. Grandios.

 

23.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: Cuverville Island / Neko Harbour

 

Wie immer holt uns die ruhige Stimme von Jonathan um 8.00 Uhr aus dem Schlaf. „Good Morning….Good Morning…“ Er gibt Position, Wasser- und Lufttemperatur und Wetter durch. Wir sind also vor Cuverville Island und können uns ab 9.30 Uhr von Zodiacs an Land bringen lassen. Die grösste Pinguinkolonie der Antarktis wartet auf uns. Heute ist die Sicht klar, obwohl der Himmel bewölkt ist. Das Licht ist toll. Wir bummeln über die Insel, machen die nächsten Tausend Pinguin Fotos (nach den tausend Seelöwen Fotos und den zweitausend Seeelefanten Fotos die wir schon haben😜) und gucken den possierlichen Tieren zu. Die Kajaker umrunden die Insel und haben vom Wasser aus tolle Sicht auf die schwimmenden Pinguine. Die Eisformationen sind auch hier gewaltig. Gut sind wir auf einem kleinen Schiff. Das Madrider abkommen schreibt vor, dass niemals mehr als 100 Menschen gleichzeitig an Land sein dürfen. Auf grossen Schiffen wird also am Morgen Lösli gezogen wer an Land darf? Oder vielleicht wie Autofahren in Athen. Mal die geraden und mal die ungeraden Kabinen? He nu, bei uns dürfen immer alle die wollen an Land, und das ist cool so. Direkt im Anschluss an die Rückkehr auf die Spirit, heben wir den Anker und passieren den engen „Herrera Channel“. Das Schiff muss durch schmale Lücken zwischen Eisbergen und viel Treibeis gesteuert werden. Links und rechts vom Schiff riesige Gletscher vom Kontinent. Ab und zu sehen wir Seelöwen auf Eisschollen - Wunderschön! 

 

Schnell, schnell in die Kabine, eine oder zwei Kleiderschichten ausziehen, Mittag essen, wieder in die Kabine, wieder anziehen denn um 15.00 gehts bereits wieder mit den Zodiacs an Land in Neko Harbour, auf den grossen Gletscher. Und wer denkt, dazwischen gäbs ne Pause … weit gefehlt. Dazwischen gibts Info, was morgen läuft, und Dima einer der Biologen an Bord erzählt uns viel zu den Seelöwen und Walen die hier vorkommen. Eine Kreuzfahrt ist also kein Honiglecken sondern richtig viel zu tun - wie wir es ja auch von RoRo auf der Grande Francia kennen! 

 

Mit etwas Verspätung gehts um 15.30 Uhr los mit den Zodiacs zum Gletscher. Riesige Eiswände türmen sich in allen Blau- und Weisstönen vor uns auf. Wir landen wegen der Ebbe auf dem felsigen Strand und steigen dann auf etwa 300 Meter auf. Von Oben ist die Aussicht unwahrscheinlich schön. Wir sehen einen grossen Teil des Gletschers, von Weitem unser Schiff und die Zodiacs, die andere Passagiere an Land bringen. Immer wieder kreuzen Pinguine unseren Weg und wir sehen in der Bucht sogar Seelöwen. Dies ist die erste Begehung auf dem Festland des 7. Kontinents. Zurück am Strand nimmt uns ein Zodiac auf um vom Wasser aus den Gletscher zu beobachten. Man hört das Knirschen des Eises und es gibt viele Stellen am Gletscher, wo grosse Eiswände abstehen und drohen in die Tiefe zu stürzen. Da es sich um haushohe Wände handelt, ist es ratsam mit den Zodiacs gebührend Abstand zu halten. Wenn diese Wände in die Tiefe stürzen, gibt es natürlich eine grosse Welle die unter Umständen den Zodiacs gefährlich werden könnten. Sobald alle an Bord sind, segeln wir nochmal einen Teil zurück in der engen Wasserstrasse. Die Passagiere die wollen, können heute draussen Campen. Dazu werden sie auf einer kleinen Insel ausgesetzt und morgen früh wieder vom Schiff aufgenommen. Da wir zwei jetzt eh zu den Langzeitcampern gehören, schenken wir uns das und geniessen das Schiff. 

 

24.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: Port Lockroy (Goudier Island)

 

Da gestern noch nicht bekannt war wie das Wetter und die Eissituation heute sein wird, wurde die Bekanntgabe der Pläne auf heute verschoben. Wir gehen also nach Port Lockroy! Eine bekannte britische Walfängerstation, die bis 1939 in Gebrauch war, und dann nach vielen vergessenen Jahren, von der British Antarctic Trust im 1996 wieder in Schuss gebracht wurde. Das Hauptgebäude dient heute als Museum und als Post Office - das südlichste der Welt. Wir bekommen tolle Postkarten und wunderschöne Briefmarken, allerdings werden die Karten sechs bis acht Wochen bis Europa brauchen ;-) Das Museum ist sehr authentisch, man sieht wie die Walfänger damals gelebt haben, die Stube ist noch original eingerichtet und in der Küche sind noch die Vorratsboxen von damals. Es gibt eine Werkstatt mit altem Werkzeug und im zwar einfachen Bad, hatten sie sogar einen Wasserboiler! Vier Angestellte der Britisch Antarctic Trust, sind über den Sommer in der Station und geben den Touristen Auskunft über deren Geschichte. Im Winter ist die Bucht und der Kanal komplett zugefroren, somit Port Lockroy geschlossen. Wir werden mit den Zodiacs nach Pleneau Island gebracht, wo erneut eine Pinguinkolonie auf uns wartet. Heute reissen sogar die Wolken mal auf und man sieht ab und zu ein paar Ecken blauen Himmel. Auch schön. Aber in der Antarktis erwartet das ja keiner. Aber die grossen Gletscher in grellem Weiss und dann in der Bucht unser blau weisses Schiff, das hat schon was!

 

Auf dem Programm für den Nachmittag war ebenfalls ein Landgang. Leider ist die Bucht in wenigen Stunden zugefroren. Somit gab es eine Zodiac Fahrt durch die Gletscher und das Treibeis. Wundervoll bei stahlblauem Himmel. 

 

Heute ist ja Heiligabend und wir feiern Weihnachten auf dem Schiff. Da es Passagiere gibt, die am 24. feiern (die Südamerikaner), solche die am 25. feiern (die Amis) und solche die gar nicht feiern (die Chinesen), hat Jonathan, der Expeditionsleiter, den 24. zum Party Abend erklärt. Wir werden also um 18.30 Uhr in der Oceanus Lounge zum Cocktail erwartet. Es steht ein schöner Tannenbaum im Raum und die elektrischen Kerzen blinken. Nur, bis jetzt hatten wir während der ganzen Cruise noch nie so warm und so toll Wetter wie genau jetzt. Also alle in den Blüschen und Fähnchen raus aufs Deck, zum Fötelen, small talken und Anstossen. Wir fahren durch den Lemaire Channel und besser könnte die Szenerie nicht sein. Ein paar Mitarbeiter vom Expeditionsteam, lesen aus Logbüchern von alten, berühmten Seefahrern. Die Einträge, die sie vor ca. 100 Jahren am Weihnachtsabend geschrieben haben. Sehr interessant. Es gibt Geschenke vom Santa Claus und danach ein sehr schönes Essen im Restaurant. Heute Abend ist ein Licht und ein Sonnenuntergang der eigentlich gar nicht zu beschreiben ist. Tinu macht alleine an diesem Tag 500 Fotos. Und trotzdem; man kann zwar Fotos machen, auch hammermässige Fotos, aber das wird der Landschaft hier nie und nimmer gerecht. Die klare Luft, das Farbenspiel, das Knacken des Eises die schwimmenden Pinguine und die 360 Grad rundum Sicht lassen sich einfach nicht einfangen. Auf jeden Fall hat die Antarktis mit uns zwei neue Fans gefunden, und niemals, niemals werden wir diese Tage hier vergessen. Wir sind total begeistert. Trotz halb erfrorenen Füssen, und richtig viel Geschlotter, gehen wir am Abend immer wieder raus aufs Deck. Heute ist um Mitternacht Sonnenuntergang und direkt im Anschluss wieder Sonnenaufgang. Es ist immer hell, und man merkt nur daran, dass man langsam vom Stengel fällt, das Mitternacht schon längst vorbei ist. Wann soll man schlafen? Ich hab immer das Gefühl, einfach noch nicht genug gesehen zu haben. Und schliesslich werden wir nur einmal in unserem Leben hier sein. 

Später am Abend in unglaublich tollem Licht sehen wir von Weitem das Schiff „The World“. Ein Rieeeesenpott. Eines der wenigen Schiffen auf der Welt, wo man die Kabinen (besser gesagt Wohnungen) kauft und nicht nur für eine oder zwei Wochen mietet. 

Dort sind also alles Eigentümer an Bord. Blöd nur, dass der Kahn so gross ist. Die können nicht in die kleinen Kanäle und natürlich schon gar nicht landen, oder ins Eis. Aber so von Weitem macht sie schon was her! Auf jeden Fall, irgendeinmal, später, viel später gehen auch wir wiederstrebend zu Bett. Wir öffnen unser letztes Couverts des wunderbaren Weihnachtskalender von Mungge, freuen uns über die lieben Worte, und fallen dann tot müde ins Bett.Es war ein wunderschöner Heiligabend.

 

25.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: Orne Harbour / Enterprise Island

 

Besser als jedes Weihnachtspäckchen unter dem Baum ist unser heutiges Wetter. Stahlblauer Himmel, brennende Sonne und lockere 9 Grad. Ja, es ist Sommer in der Antarktis. Wir gehen mit den Zodiacs an Land und besteigen einen Hügel. Zuoberst, ist doch tatsächlich eine Pinguinkolonie. So ein Stress für die kleinen, denn vom Wasser bis zu den Nestern ist es ein Gewaltmarsch. Aber die Aussicht für uns (und natürlich auch für die Pinguine) ist unübertroffen. Wir sehen in der Ferne Forschungsschiffe und ein Schwesterschiff der Sea Spirit. Geniessen die Aussicht, machen Fötelis (ich hab bestimmt für die nächsten 100 Jahre Profilbilder😜) und lassen uns die Sonne auf die Gesichter scheinen. Zurück auf der Spirit widme ich mich wieder dem Tagebuch. Wenn ich nicht jeden Tag schreibe, bekomm ich die Tage hier nicht mehr auf die Reihe. Es passiert soviel und man sieht so tolle Landschaften, wir werden an die schönsten Plätze gebracht und erleben Grandioses. So lass ich mir auf Deck 5 die Sonne aufs Gesicht scheinen, schreibe Tagebuch, geniesse die Aussicht und seh, dass die Mitarbeiter des Restaurants das Oberdeck für den Lunch vorbereiten. Juhui, draussen essen! Mann o mann, ist das Leben schön!

 

Zum Z’Mittag gabs dann ein grosses Salatbuffet und Burger wurden, wie man sie wünscht, zusammengestellt. Dann natürlich wieder Desserts für die Süssen. Während des Essens sind wir eine wunderbare Passage durch hohe Eisberge und stilles Wasser gefahren. Kein Lüftlein ging und somit war es ein wenig wie vor einer Skihütte. Dick eingemümmelt an der Sonne, perfekt. 

Für den Nachmittag wurde eine Zodiacfahrt um Enterprise Island geplant. In dieser Bucht soll es oft Wale geben und wir hoffen natürlich auf unser Glück. Die Fahrt ist toll bei dem Wetter. Die Eisberge leuchten in den verschiedenen Blautönen und durch das klare Wasser sieht man, dass nur ein kleiner Teil der Eisberge wirklich aus dem Wasser ragt. Und tatsächlich - wir sehen Wale. Humpbuck Wale tauchen auf, pusten, tauchen unter, zeigen uns ihre Flucken wenn sie wieder in die Tiefe tauchen, von links und rechts - auf einmal sind sie überall. Sogar noch später an Deck der Spirit sind sie gut sichtbar. Manchmal sogar ganz nah beim Schiff. Es war wieder so ein wunderschöner Tag.

 

Und falls überhaupt noch jemand von euch Lust hat…unten gibts noch mehr Eisberge.

 

26.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: Deception Island (Whaler’s Bay) / Aitcho

 

Heute morgen ist der Himmel dunkel, die Wolken hängen tief und es weht ein antarktisch eisiger Wind. Wir beobachten alle dick eingepackt an Deck, wie unser Kapitän durch die schmale Öffnung des „Neptuns Window“, manövriert. Übrigens unser Kapitän: Er ist nicht bekannt als grosser Small-Talker oder Socializer, aber ein Schiff manövrieren und sehr gut in Schuss halten - das ist sein Ding. Er ist, auch optisch, eher der Typ Sean Connery „Roter Oktober“ - U-Bootkapitän während des kalten Krieges. Aber er ist nett, und wenn man ihm auf seinen vielen Rundgängen übers Schiff begegnet, macht er einen „ich kann mich jederzeit, auch im grössten Sturm auf diesen Mann verlassen-Eindruck“. Aber ich schweife ab. Hier ist also der einzige aktive Vulkan (ausser einem auf der australischen Seite) auf dem antarktischen Kontinent, und eben diese Öffnung ist sein Krater. Die Walfangstation Foster’s Bay kann besichtigt werden und uns wird erklärt, wie sich der Walfang und die Produktion des begehrten Oels damals abgespielt haben. Hunderte von Wale wurden von den Schiffen in die Bucht geschleppt und direkt vor Ort geschlachtet. Es wurde aber nur die dicke Fettschicht zur Oelgewinnung verwendet, fast der ganze Rest blieb liegen. Man kann sich den Gestank der verwesenden Wale nicht vorstellen, der im Sommer über dieser Bucht gelegen haben muss. In den grossen Öfen, die zur Schmelzung des Fettes gebraucht wurden, wurde übrigens mangels Holz mit Pinguinen geheizt. 

Es ist elend windig und nach einem Spaziergang über eine Krete vergeht einem die Lust ziemlich rasch. Aber heute ist ein letzter „Polar Plunch“ und Tinu will sich nochmal in die Fluten stürzen. Er hat sich mit Michael, einem Engländer der unbedingt nochmal ein gutes Foto von seinem Plunch braucht (weil er beim letzten mal total lächerlich in seinen Socken und der Badehose da gestanden hat!) verabredet, und ich mach mal die Kamera bereit. Ehrlich, mir stinkt es schon die Handschuhe für die Kamera aus zu ziehen. Niemand kommt doch auf die Idee hier zu schwimmen. Anyway. Die zwei sputen in den Badehosen an den Strand und legen sich in den Sand. Durch die Aktivität des Vulkans ist dieser angeblich ein bisschen warm. Eigentlich ist es windig und saukalt. Auf jeden Fall stürzen die zwei sich in die Fluten und sind die einzigen die nicht nur kurz untertauchen und wieder schreiend rausrennen, sondern schwimmen ein wenig und halten Plausch. Eine Amerikanerin sagt zu mir; „Ohhhh girl, you married a crazy man!“ Ist mir ja nicht ganz neu….Auf jeden Fall wirds dann doch ziemlich frisch, wir schnappen uns ein Zodiac und Tinu spring auf der Spirit direkt in den Whirlpool um sich auf zu wärmen.

 

Nach einer schönen Fahrt durch bereits etwas offenere Gewässer kommen wir so gegen 16.00 Uhr bei den „Shetland Islands“ an. Es gibt drei grosse Pinguinkolonien auf „Aitcho Island“ die man beobachten kann.

Gerade in diesen Tagen schlüpfen die ersten Kücken und vielleicht können wir schon welche sehen. Wir gehen also wieder mit den Zodiacs an Land und spazieren über die Hügel und der Bucht entlang. Wir sehen viele Pingus aber keine Chicks. Egal, nach einer Weile nehmen wir Abschied vom Festland der Antarktis, denn dies war unser letzter Landgang. Zum Abschied gibts Barbecue auf dem Oberdeck. Dick eingemümmelt essen wir von den zwei Lämmern, die am Nachmittag auf dem offenen Feuer immer wieder gewendet wurden. Sie schmecken super! Der Hot Man hat sie direkt auf den Falklands eingekauft. Dazu gibts viele Beilagen und wie immer ein grosses Salatbuffet. Dessertbuffet und von allem bis genug. …und irgendwann, irgendwann wenn dann die Zehen blau, die Nase eingefroren und die Hände erstarrt sind, muss man halt trotzdem rein. Wir verbringen noch eine Weile an der Bar und gehen dann zu Bett. Zwei Seetage warten nun auf uns. Bereits am Abend werden wir in die Region der Drake Passage segeln. Hoffentlich ist sie mit uns gnädig. Aber Jonathan hat beim „Recap“ schon mal die Wind- und Wellenprognosen für die Drake durchgegeben. Die sehen eigentlich ganz gut aus. Er meinte wir hätten ja jetzt Erfahrung. Wer Seekrank war auf der Herfahrt, der würde bestimmt auch wieder Seekrank bei der Rückfahrt und solle sich schon mal mit Tabletten eindecken. Die, die nicht Seekrank waren,  würden es auch diesmal nicht. Ha, good to know! 

 

27.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: Tag auf See (Drake Passage)

 

Auch die Tage auf See sind irgendwie vollgepackt. Nach dem Frühstück hält Dima, der witzige russische Biologe für alles was Federn hat (ob fliegend oder nicht) einen Vortrag über Pinguine. Danach der Holländer Maarten, der mit einem 8 Meter kleinen Segelboot von Buenos Aires bis Ushuaia gesegelt und in einen schweren Sturm gekommen ist. Nach dem Mittagessen erzählt uns der Norweger Baldur über seine Leidenschaft für die Wale. Diese Lektoren sind alle auf ihrem Gebiet super kompetent und voller Begeisterung. Es macht Spass ihnen zu zu hören. Aber es geht allen Passagieren gleich. Man ist von den vielen Eindrücken der letzten Tage, der vielen frischen Luft, den langen Tagen weil hell bis irgendwann, schon richtig müde. So geniessen wir auch die Tage auf See um zu schlafen, mal wieder richtig auf zu wärmen, zu lesen, Fotos zu bearbeiten und ein wenig „rum zu nuschen“ - einige natürlich auch wieder „knocked out“ von den Wellen. Vor dem Abendessen hält der Schwede Matthias einen Vortrag über das „Rennen zum Nord Pol“ zwischen Amundsen und Scott. Eine sehr interessante, auch traurige Geschichte. Aus historischen Aufzeichnungen lesen die Lektoren nach dem Abendessen vor. Die Briefe und Tagebücher die Scott und Amundsen in  ihren letzten Tagen der Expedition geschrieben haben. 

 

 

 

28.12.2015 Antarctica

 

Sea Spirit: Tag auf See (Drake Passage)

 

Bereits vor dem Frühstück gibts heute um 7.00 Uhr Yoga (erinnert mich das an was?). Nach dem Frühstück hören wir von Birgit über ihre Reise mit dem Nuklear Eisbrecher zum Nord Pol. Wir sehen tolle Fotos von der Arktis, vom Eisbrecher und von Eisbären - hui, das wär vielleicht auch noch was für uns! Danach startet der Fotowettbewerb der unter den Passagieren läuft und wir gehen hoch in die Bibliothek zum Screen, wo Anthony der Sea Spirit Fotograph die Bilder aufgespielt hat. Es hat einige wirklich ganz tolle Aufnahmen dabei. Pinguine in allen Variationen, aber auch ganz schöne Walaufnahmen und Anderes. Es ist schwer sich für eines zu entscheiden. 

Danach gibt es bereits einige Informationen zum Check out und zum Prozedere der Debarkation. Eigentlich hätten sie einen Bus der uns direkt vom Pier zum Hotel Arakur bringen würde, aber wir glauben das Helmut und Helga, vielleicht sogar Irmi und Peter im Hafen auf uns warten werden. Dann wär es doof vorbei zu düsen. Also werden wir das Gepäck bei uns behalten, selber aus dem kleinen Hafen tragen und dann den Hotelbus, der offenbar jede Stunde fährt, etwas später nehmen.

 

Nach dem schönen Abendessen gibts doch noch einen Cocktail mit dem Kapitän. Einmal muss er sich ja zeigen. Sehr sympathisch, witzig hält er eine Rede, macht etwas Small talk und gut ist. Seinen Teil hat er sowieso erfüllt. Er hat hier eine nette, kompetente Truppe und ein schönes Schiff. Er hat uns sicher durch die Cruise manövriert und schliesslich ist das sein Job, nicht socializing. Anthony prämiert noch die besten Fotos und zeigt seinerseits einen Ausschnitt von der Reise. Eine sehr schöne Diaschau, mit kleinen Filmausschnitten. Nach einem kleinen Drink an der Bar, ist es dennoch Zeit zu packen. Ein letztes mal schlafen wir in der wunderbaren, kuscheligen Kabine und haben den Wecker für 6.00 Uhr gestellt. Wir wollen auf Deck sein, wenn die Sea Spirit in den Hafen von Ushuaia einläuft. 

 

Bei wunderbarem Wetter und heftigem Wind, laufen wir im Hafen von Ushuaia ein. Der Pier ist schon gut besetzt und wir kriegen den letzten Anlegeplatz. Wir sehen schon von Weitem, dass „El Gordo" und auch „Lieschen“ von Irmi und Peter im Hafen stehen. Es hat sogar noch einige Mobile mehr, aber wir sind uns aus der Distanz nicht sicher, wer es ist. Wir freuen uns auf jeden Fall auf unsere Reisegspänli und darauf, unseren Ländy ab zu holen. Ein bisschen haben wir Mitleid mit den Passagieren die jetzt von Bord gehen und einen 30 Stunden Flug nach Hong Kong oder Australien vor sich haben. Aber für uns geht das Abenteuer ja weiter!

 

Wir danken dem Team der Sea Spirit für die wunderbare Gastfreundschaft und das unvergessliche Erlebnis!

Noch nicht genug Eisberge? Wir haben noch etwa 800 Bilder...

29.12.2015 Argentinien / Tierra del Fuego

 

Ushuaia

 

Um 6.10 Uhr klingelt unser Wecker! Wir wollen die Einfahrt der Sea Spirit in den Hafen von Ushuaia auf keinen Fall verpassen. Der Himmel hat sich über Nacht aufgeklart und wir sehen bereits die Felsen und den Leuchtturm ausserhalb von Ushuaia. Es ist also nicht mehr weit bis zum Ziel. Rasch anziehen und raus auf Deck. Da haben sich aber noch nicht sehr viele versammelt. Es ist mega windig (der Kaffee wird aus der halb leeren Tasse geweht) und die Sicht superklar. Der Hafen, die angedockten Schiffe und die WoMo’s unserer Reisefreunde sind schon gut sichtbar. Wir legen an und somit können wir in Ruhe frühstücken gehen. Ein letztes mal bedienen wir uns an dem tollen Buffet, halten noch hier und da einen Schwatz, und immer mehr Passagiere verabschieden sich, 70 davon um den Flieger zu kriegen. Auch wir packen unsere sieben Sachen und bummeln vom Pier in Richtung Hafen. Wir klopfen bei Irmi und Peter und Helga und Helmut, alle sitzen gemütlich beim Frühstück. Wir beantworten ganz viele Fragen und erzählen schon mal ein bisschen von der Reise und den Eindrücken. Offenbar strahlen wir über alle vier Backen, denn die anderen meinen, man sehe, dass es uns gefallen hat. Hab ich an dieser Stelle schon mal erwähnt, dass wir total begeistert waren? Nu, auf jeden Fall schnappen wir uns den nächsten Hotelbus vom Arakur und lassen uns auf den Hügel kutschieren. Unser Ländy steht unversehrt und bereit für neue Abenteuer bereit, wir gehen an die Reception und melden uns zurück. Kriegen den Ländy-Schlüssel, fragen nach unserem Paket, welches ja schon ewig von DHL hätte geliefert werden sollen, aber auch heute ist es noch nicht hier. Tinu macht erneut einige nervende Anrufe und der langen Rede kurzer Sinn, irgendwann geben wir auf und entschliessen uns, später persönlich im DHL Hauptoffice in der Stadt vorbei zu gehen. So ein Theater wegen eines klitzekleinen Päckchen hab ich ja noch gar nie erlebt. DHL Argentinien ist unbrauchbar! In der Zwischenzeit lade ich bei ziemlich gutem Netz schon mal meinen grossen Blog von der Antarktis, versende SMS und checke Mails. Das dauert halt mit über 100 Fotos auch seine Zeit. Wir wollen noch eine grössere Datei mit Film verschicken, was nicht funktioniert und bei meinem Natel kann ich die PrePay Voucher auch nicht laden. Grrrr. Mein Versuch bei salt.ch anzurufen, scheitert spätestens bei „alle Mitarbeiter sind zur Zeit besetzt, bitte bleiben Sie am Apparat“. Als ich endlich einen sehr netten Mitarbeiter am Draht habe, verliere ich wieder die Verbindung. Oh no! Also ca. fünf Stunden später, fahren wir, halbwegs verrichteter Dinge, gegen Ushuaia. Wäsche holen, Wäsche bringen, Diesel und Wasser tanken…uns reicht es fürs Erste. Tinu versucht im Tourist Office nochmal die grosse Datei zu schicken (was wieder nicht funktioniert), während ich unser Gepäck auspacke, Bett wieder anziehe und den ganzen Kram wegräume. Eigentlich wollten wir noch einkaufen gehen, aber dazu fehlt uns jetzt die Lust. Wir nehmen mit den Anderen an der Hafenmole einen Apéro, schauen einem planschenden Seelöwen zu, sehen wehmütig zu wie die Sea Spirit mit den nächsten Gästen wieder ablegt und machen uns dann gemeinsam auf den Weg zu einer Pizzeria. Die Pizza war genau genommen auch ein Reinfall, aber es war gemütlich und wir freuen uns, dass es morgen wieder über Land weitergeht. 

 

 

 

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