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27.3. - 28.3.17 USA

 

Um es gleicht vorweg zu nehmen; dieser Tag war nicht unserer!

In der Nacht lassen unsere Magenschmerzen nicht nach, wir fragen uns,

ob wir nochmal auf den Platz zu Domenico zurück sollen und trinken erst mal was.

Wir checken ein wenig später nochmal unseren Zustand und entscheiden dennoch zu fahren. Wir kommen also gegen 10. 30 Uhr bei L.A.Cetto los und fahren durch das Weintal in Richtung Grenze. Autowäscherei haben wir seit Ensenada auch noch keine gefunden, der Ländy sieht aus wie einmal quer durch den Matsch, kein Auftritt für einen Grenzübergang.

 

Als wir endlich ein „Car Wash" sehen, geben die uns schlechten Bescheid. Erstens ist die Einfahrt nicht hoch genug um in den Innenhof zu fahren und zweitens haben sie mindestens noch für zwei Stunden Arbeit. Blöd. Wir fahren weiter und sind auf einmal im Zentrum von Tecate. Na denn, muss es halt so gehen. Überall in den vielen Einbahnstrassen sind Militärs stationiert, so fragen wir einen, wo wir denn für den Grenzübertritt hin müssten. Er weisst uns nett den Weg, nach etwa fünf Kilometern auf der Hauptstrasse biegen wir ab…und sehen die Kolonne schon. Oh no. Das wird wohl eine gröbere Angelegenheit. Wir stellen uns also in die Reihe, aber eigentlich kommen wir ganz gut vorwärts. Als wir nach einer Stunde schon fast zuvorderst sind, entdecken wir am Gebäude die amerikanische Flagge - und nur die amerikanische Flagge. Was ist mit den Mexis? Wir sind doch noch gar nicht ausgereist. So fragen wir in der Kolonne, und der Ami-Nachbar meint, hier sei die Einreise in die Staaten. Ausreise wisse er nicht. Aber an diesem Grenzübergang ist Aus- und Einreise offenbar nicht wie sonst im gleichen Gebäude untergebracht. Die Kalifornier die hier öfter über die Grenze gehen, können nur ihren Personalausweis an einen Scanner halten und gut ist. 

 

Wir fragen also den nächsten Soldaten, und der meint, oh; Ausreise ist zwei Blocks die Strasse runter und ein Block rechts. Grrr. Wir erklären ihm unser Dilemma und er meint er könne für uns hier die Abschrankung öffnen, damit wir rausfahren können. Und dann, können wir auch hier wieder reinfahren, meine Frage? Er zuckt entschuldigend die Schultern und meint, das dürfe er nicht machen. Wir müssten leider nochmal anstehen. Ja, leider. 

 

So suchen wir uns halt den mexikanischen Posten und werden irgendwo fündig. Ein Schild oder Wegweiser wäre ein Schild oder ein Wegweiser. Ein netter Polizist mit Spürhund, sagt uns schlussendlich wo wir parkieren dürfen und zu welchem Schalter wir zuerst gehen müssen. Dort nimmt uns die nette Conchita in Empfang. Sie ist zuständig für die Ausfuhr des Fahrzeugs. Und genau wegen Menschen wie Conchita lieben wir Mexiko. Sie hat ein Riesensmile, schickt uns noch  kurz zur Immigration um uns als Personen auschecken zu lassen, und erwartet uns ein paar Minuten später beim Ländy. Sie vergleicht Chassisnummer, Motorennummer etc. mit unseren Papieren, macht Fotos, scannt unsere Vignette und versichert sich im Innern, dass wir über die angegebenen elektronischen Dinge die wir bei der Einreise angegeben haben, immer noch verfügen, sie also nicht verkauft haben. Alles passt - sie ist zufrieden. Sie fragt, ob sie den Ländy endgültig abmelden soll, oder ob sie die Aufenthaltsbewilligung, die zehn Jahre gültig ist, nur sistieren soll. An das hatten wir nicht gedacht. Sie versichert sich noch kurz telefonisch bei einem Kollegen und checkt den Ländy nur temporär aus. Heisst, falls wir nach Mexiko zurückkommen würden, müssen wir die Einfuhrgebühr nicht wieder bezahlen. Muy amable, gracias!

 

Sie entlässt uns, erklärt uns noch wo wir einen „Car Wash" finden können, ist sich aber nicht sicher, ob wir von der Höhe her auf den Platz fahren können. Wir wollen es versuchen, denn an unserem Schmutzfink soll es nicht liegen, wenn wir nicht in die USA eingelassen werden. Wir drehen also nochmal eine Runde etwas ausserhalb von Tecate und werden fündig. Die Jungs bei der Autowäsche sind ganz begeistert von unserem Auto. Mit Hingabe und viel Wasser verwandeln sie unser Fahrzeug wieder in ein präsentables etwas - und das für etwa 3.- Stutz.

 

Nun begeben wir uns also wieder ans Ende der Kolonne, das kennen wir ja bereits. Nach nochmal einer knappen Stunde erreichen wir die Immigration der USA. Eine nette Lady prüft unsere Pässe und schickt uns zu Autokontrolle. Dort hat es eine Menge Grenzer die rumstehen, sich mit vollen Backen in einer Ecke rumdrücken, oder gelangweilt von einem Büro zum anderen bummeln. Keiner interessiert sich für die anwesenden Wartenden. Wir wollen mit unserem Krempel gerade aussteigen, als Tinu in letzter Sekunde das Schild sieht „Remain in your Vehicle“. Nun denn, wir warten also im Auto. Ein unfreundlicher Typ in Uniform, geht an uns vorbei - auch kauend. Offenbar sind wir genau in der Zvieripause angekommen. Eine zackige Frau kommt zu uns und fragt, ob wir schon kontrolliert wurden. Sie fragt nach Frischfleisch, Früchten oder Feuerholz, auch nach Muscheln und Sand. Nein, haben wir alles nicht. Sie will in den Ländy Innenraum, und Tinu geht mit ihr. Wir haben noch ein offenes Päckchen Schinken. Sie rümpft die Nase und meint: „Is this mexican ham?“ Ja sicher, von wo sollte sie sonst sein…Sie nimmt das Päckchen an sich und schickt uns in ein Office. Auch dort sind alle am Essen, keiner grüsst, es gibt nur einen Schalter und irgendeiner nimmt sich später widerwillig unserer Papiere an. Allerdings erst nach ein paar Minuten, in denen wir am Schalter stehen. Nett. Wir werden fotografiert, Finger und Pässe gescannt. Pro Person 8 U$ und wir sind entlassen. Einer meint noch wir sollen zum Gate fahren, das werde dann für uns geöffnet. So machen wir’s, und irgendwann macht sich dann doch noch einer die Mühe, die Barriere zu öffnen. Nicht bevor deutlich demonstriert wurde, dass man hier eigentlich nichts zu wünschen hat. Nun sind wir also im Land der unbegrenzten Möglichkeiten! 

 

Irgendwie wurden wir ja vor jeder Grenze Zentralamerikas gewarnt. Aber die Grenzer waren immer nett, grüssten und hatten Zeit für einen kleinen Plausch. Mein Herz krallt sich gerade am Zaun auf der lateinamerikanischen Seite fest und will nicht in die USA. Aber hei, vielleicht ist das einfach ein Fehlstart und irgendwann, hüpft mein Herz doch noch auf die Ami Seite. We’ll see.

 

Es ist also schon später Nachmittag als wir die Grenze verlassen. Wir beschliessen nicht mehr bis zum Nationalpark Anza Borrego zu fahren, den wir eigentlich anpeilen wollten. So stellen wir uns nur bei einem 70 km entfernten Hotel/ Casino & Outlet hin, welches wir auf „All Stays“ gefunden haben.

 

„All Stays“ ist ein APP welches uns von anderen Reisenden empfohlen wurde. Aufgelistet werden alle erlaubten Übernachtungsplätze wie BLM Land, National Forest, Truckstopps, Hotels, Nationalparks, Campings etc.. Ganz schön praktisch. Wir tingeln also durch das fast menschenleere Outlet auf der Suche nach was Essbarem. Nada. Wir versuchen unser Glück in dem Hotel/ Casino. Unglaublich wie viele Leute hier an Slotmashines ihre Coins versenken. Sehen alle nach amerikanischer Unterschicht aus, auf der Suche nach ihrem persönlichen Geldsegen. Es gibt eine nette Bar und wir bestellen einen Cesar Salat, Potato Skins und zwei lokale Biere. Eigentlich sind unsere Mägen immer noch nicht auf der Höhe, aber wir haben den ganzen Tag nichts gegessen und die Auswahl auf der Karte gibt nicht viel her. Das Ganze macht unglaubliche 38 U$! Es dauert gefühlte Stunden, bis ein Kellner mit einem Plastiksack daher kommt. Ehm, das kann nicht für uns sein, wir wollen hier essen. Er meint, hier werde immer im Plastiksack angerichtet (vielleicht damit man den Food beim Glücksspiel verzehren kann?). Wir wissen es nicht, er bietet an es für uns ausnahmsweise auf Teller anzurichten, und einige Zeit später, kommt das Ganze auf Plastiktellern und kalt daher. Ich sag nur; Lateinamerika ist toll! Gut, dass wir den Weg zurück nach Mexiko kennen!

 

 

Nach einer eher unruhigen Nacht, mit viel Magengegrummel und wegfahrenden Autos, lacht am Morgen zumindest die Sonne vom Himmel. Wir verlassen den Parkplatz und machen uns auf den Weg zum Anza Borrego. Auf der Strecke liegt Julian, ein ehemaliges Goldgräberörtchen. Wir fahren an wunderschönen Seen entlang, überall hat es tolle Picknickplätze, die Häuser sind richtig schön und erstmals sind wieder grosse BMW’s und Chevrolets auf den Strassen - und natürlich Harley’s. Und wann hatten wir den letzten Porsche Carrera gesehen? Muss wohl in Hamburg gewesen sein. 

 

Julian ist ein richtig hübsches Amistädtchen. Schön renovierte alte Gebäude, herzige Restaurants und Geschäfte und überall Bäckereien mit Apple Pie. Tinu überhört seinen seufzenden Magen und schnappt sich so ein süsses Teil. In einem kleinen Laden können wir sogar schöne Früchte und Gemüse kaufen. Eingedeckt mit neuem Futter machen wir uns also auf den Weg in den Desert Park. Es ist Blütezeit der Wüstenblumen. Toll. Unglaublich viele grosse Wohnmobile sind unterwegs. Und ich mein gross! Unser Ländy würde bei den meisten höchstens ein Drittel der Länge einnehmen. Wir cruisen ein wenig über die tollen asphaltierten Strassen und suchen uns in den Hügeln einen schönen Stellplatz. Richtig toll ist es hier. Die kargen Berge erinnern ein wenig an die Anden, es hat viel Platz zum Stehen und die Blumen sind richtig schön. Vielleicht schafft’s mein Herz ja doch noch über den Zaun😌. 

29.3. - 1.4.17

 

Der Anza Borrego Desert Park, ist wie es der Name schon sagt, eine Wüstenlandschaft. Normalerweise wachsen hier nur Kakteen oder anspruchslose Wüstengewächse. Ausser nach feuchten Wintern. Dann überzieht von Mitte Februar bis Mitte April ein vorwiegend gelber, blühender Wüstenteppich die Landschaft. Ausserhalb Alaskas ist dies der grösste State Park Amerikas. Über 800 km Piste können hier befahren werden, wild campen ist überall erlaubt und seine Fans sind vor allem bei den Wanderern und Fotografen zu finden. Zudem gilt dieser Park als eine der heissesten Gegenden der USA. Im März steigen die Temperaturen bereits auf 30 Grad, im Sommer können es dann auch mal 50° werden. Dünen wie in der Sahara, ein grosser Salzsee und wie gesagt die Wüstenblumen, sind die eigentlichen Attraktionen. Der Park ist nur etwa 2 Stunden von San Diego entfernt, daher treffen wir nebst einigen Wohnmobilisten auch auf Tagesgäste. 

 

Wir haben einen schönen Platz mit toller Aussicht direkt an einem ganz kleinen Flüsschen gefunden, können sogar unsere Solardusche füllen. Super. Ab und zu kommen Wanderer oder Autofahrer vorbei und kriegen sich fast nicht mehr ein. „Cute little Rig“, „What a Beauty“, „oh, a real old Land Cruiser“ - die Begeisterung für unser Fahrzeug ist gross. Hier wo WoMo’s locker mit 3-Zimmer Wohnungen konkurrieren können, dafür nur Asphaltstrassen tauglich sind, sind wir die kleine Ausnahme. Neugierig fragen sie uns nach unserer Reise in den USA und sind erstaunt, dass wir gerade erst eingereist sind. Was, dann kommt ihr ja von Süden? Ja, und zwar ganz vom Süden. Huch, das ist den meisten dann doch zu weit weg, zu abenteuerlich, oder schlicht unvorstellbar. 

 

Am Morgen, bevor es richtig heiss wird, machen wir einen Spaziergang durch die Kakteen. Auch von denen blühen einige. Allerdings zieht gegen Mittag ein Wind auf, der es mit den patagonischen Brisen locker aufnehmen könnte. Es ist unmöglich Draussen zu sein. Sand und Staub wirbelt von allen Seiten durch die Gegend, man kann kaum atmen, sich nicht einmal irgendwo ins Lee setzen. So verziehen wir uns trotz wunderschönstem Wetter nach Drinnen, lesen, schreiben Blog, löschen wieder mal ein paar tausend Fotos und recherchieren mit den Reiseführern. In der Nacht lassen wir uns zu lautem Froschgequake im Ländy langsam in den Schlaf schaukeln - nicht ohne vorher noch die zweitletzte Folge von „Narcos“ gesehen zu haben. Für alle die in Kolumbien waren oder sich für deren junge Geschichte interessieren, eine spannende Serie. Netflix hat in 20 Teilen den Aufstieg und den Niedergang von Pablo Escobar verfilmt. Ist ziemlich aufschlussreich, gut erklärt aber auch erschütternd. Wir sind momentan ziemlich angefressen.

Auch am Morgen ist es immer noch richtig windig. Aber richtig. So beschliessen wir, in den Palm Canyon zu fahren und dort eine Wanderung zu machen, denn so ist es immerhin nicht zu heiss. Wir fahren die steinige Piste wieder retour um auf den Hauptweg zu gelangen. Ab und zu kreuzen wir ein anderes Fahrzeug. Witzig, die weichen immer fast in die Kakteen aus, weil wir so gross sind, dabei brauchen wir nicht mehr Platz als die grossen Pickups der Amis. Irgendwie sind die halt die breiten, vielspurigen Highways gewohnt. Wir passieren ein Paar welches gerade gemütlich sein Picknick verdrückt, als der Mann uns erblickt springt er von seinem Picknick Platz auf, den Mund noch voll, und ruft „oh ein Landcruiser“. Ob er von uns (also eigentlich vom Ländy) ein Foto machen darf. Ehm, ja klar. Seine Frau möchte aber auch aufs Bild und rückt ein Stück näher. Schon witzig; unser Ländy würde rot werden, wenn er wüsste…

 

Im Ort Borrego Springs genehmigen wir uns ein Zmittag, und fahren zum Canyon. Dort werden wir als erstes von einem Ranger nach unseren Wasservorräten gefragt. Unter zwei Liter pro Person sei ein Risiko. Erst letzte Woche seien zwei Personen in schwarzen Säcken aus dem Canyon gebracht worden😳. Huch. Nein, wir haben genug Wasser, Hut und Sonnenschutz und gute Schuhe. Die etwa dreistündige Wanderung führt über schöne Wege und felsige Abschnitte hinauf in eine alte Palmenoase. Leider wurde sie bei einer Springflut im 2004 fast komplett zerstört. Wasser hat damals die alten Palmen entwurzelt und ins Tal geschwemmt. Es stehen aber immer noch einige, und neue kleine sind bereits gut gewachsen. Ein kleines glasklares Flüsschen, wo wie wir finden, man bei akutem Durst ohne weiteres das Wasser trinken könnte, fliesst Richtung Tal. Es ist wirklich heiss und im Canyon fehlt natürlich jedes Lüftchen. Aber die Wildblumen und Kakteen blühen wunderschön - Einheimische sagen uns, es sei die schönste Blüte seit 20 Jahren.

 

Nach unserer Rückkehr zum Ländy suchen wir uns ausserhalb ein schönes Plätzchen. Wir suchen eine Stichstrasse und sind uns zuerst nicht sicher ob man hier einfach stehen darf. Allerdings sehen wir auf einmal immer wieder andere Fahrzeuge die irgendwo in den Büschen stehen, alles Amis. Wir gehen davon aus, dass die Bescheid wissen über „Do’s and Dont’s“, so bleiben auch wir und stehen wunderbar ruhig in Mitten von blühenden Kakteen. 

2.4. - 4.4.17

 

Julian - San Diego

 

Nach Julian finden wir einfach keine Möglichkeit mehr irgendwo frei zu stehen. Am Ende landen wir wieder bei dem Casino/ Outlet wo wir nach der Einreise schon gestanden haben. Egal, es ist schon späterer Nachmittag und das Outlet ist heute deutlich belebter. Ich kaufe noch ein tolles paar Jeans - seit Ewigkeiten habe ich keine Jeans mehr getragen. Aber gerade in den Städten sind vielleicht die Outdoor Hosen mit all den Brandlöchern von den grossen Lagerfeuern ein wenig zu „underdressed“. Heute stehen ziemlich viele riesige Wohnmobile auf dem Parkplatz somit sind wir sicher, dass es zumindest erlaubt ist. 

 

Wir kochen selber, verbringen eine ruhige Nacht auf dem Parkplatz und machen uns am Sonntag Morgen recht früh auf den Weg nach San Diego. Einmal mehr haben wir uns entschieden, in die Stadt am Sonntag Morgen reinzufahren. Ist einfach entspannter als an den Werktagen. San Diego hat immerhin etwas über 3 Mio. Einwohnern. Unsere Siri vom Navi bringt zum ersten mal auf dieser Reise den Spruch „auf eine der vier linken Spuren einordnen“ - krass - eine 10-spurige Autobahn. Aber wir haben sie fast für uns alleine. Wir finden unser „Super 8“ Motel auf Anhieb. Eigentlich ist Motel-wohnen für uns nicht sehr attraktiv. Allerdings gibt es in San Diego gemäss anderen Reisenden einfach keine guten Parkmöglichkeiten. Daher haben wir an Stelle des RV- Parks der ausserhalb liegt und über 60 U$ kostet (pro Nacht) ein Motel für ungefähr 50 U$ gebucht. Wir sind uns allerdings noch nicht sicher ob wir das Zimmer beziehen, oder doch im Ländy schlafen und nur die Dusche brauchen😜.  

 

Das Motel ist direkt an der Buslinie gelegen und da unser Zimmer noch nicht bereit ist, nehmen wir den nächsten und fahren Richtung Downtown. In den nächsten zwei Tagen entdecken wir diese coole Stadt. Unglaublich viele Restaurants im „Gaslamp Viertel“, viele Bars, eine schöne Hafenpromenade, sehr modern und total sauber. Dies fällt uns rasch auf. Keine Fassaden sind versprayt, nichts mutwillig zerstört, nicht mal Blätter von den Alleebäumen liegen am Boden. Es ist extrem entspannt. Wir kommen mit einigen Einheimischen in Geschäften ins Gespräch, und der allgemeine Konsens ist; Leben in San Diego ist toll, die Lebensqualität ist hoch, aber es ist extrem teuer. Eine Einzimmerwohnung kostet locker eine halbe Million, ein Ladenlokal mit etwa 90 Quadratmetern ca. 5000 U$ pro Monat. Restaurants haben Preise wie in Zürich im Seefeld - mindestens. Wein pro Glas gibt es selten unter 12 U$, Klamotten, Autos - alles fast unerschwinglich. Seltsamerweise sind aber auf der Strasse die allerneusten Modelle von Mercedes & Co. unterwegs. Vielleicht gibt es immerhin günstige Leasing Möglichkeiten?

Am zweiten Tag in San Diego besuchen wir die USS Midway. Fast unglaubliche sechs interessante Stunden verbringen wir auf dem Flugzeugträger.

 

Die USS Midway war der dienstälteste Flugzeugträger der US Navy (1945-1992). 

4500 Militärangehörige waren pro Einsatz im Dienst, insgesamt dienten 200’000 Soldaten auf dem Schiff. Die USS Midway war auch für humanitären Einsätze unterwegs (nach dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen hat sie zum Beispiel Amerikanische Bürger evakuiert) aber auch im Vietnamkrieg und im ersten Golfkrieg war sie in militärischem Einsatz. Heute kann man über eine geführte Audiotour 60 Ausstellungsräume besichtigen, das Flugdeck, die Brücke, den Funk- und Kartenraum, die Mannschaftsräume wie Kombüsen, Küche und Kajüten. Es gibt interessante Videos und Filme zu sehen und das coolste; Pensionierte Militärangehörige (Piloten, Funker etc.) erklären und erzählen von ihren Einsätzen. 29 verschiedene Flugzeuge sind ausgestellt, man darf in die Cockpits kraxeln und kann seine Flugtauglichkeit in Flugsimulatoren testen. Gefühlte Kilometer Korridore, treppauf treppab, alles eng und verwinkelt, ich vermute mal, dass auch die Diensttuenden am Anfang Mühe hatten sich zurecht zu finden. Ein richtig spannendes Erlebnis! 

 

Auch als wir an der Uferpromenade bummeln, kommen zwei Kriegsschiffe von ihrem Einsatz (oder von Übungen?) zurück. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht stehen viele Gebäude der Navy. Kleinere Versorgungsschiffe werden dort gewartet und neu betankt, für grosse ist die Wassertiefe zu gering. 

 

Wir bummeln nach Little Italy. Inzwischen ist es frisch geworden, es ist bewölkt und nieselt kurz ein wenig. Wir verschwinden daher in einer der unzähligen kleinen Brauereien die ihre vielen Biere anbieten. Riesling haben sie aber auch guten…Später essen wir wieder mal beim Italiener. Eine gute Pizza und hausgemachte Casarecce mit Tartufo - geht immer!

4.4-5.4.17

 

San Diego - Carlsbad - Encinitas

 

Nachdem wir im Hotel ausgecheckt haben, entschliessen wir uns, für mich mal einen Doc betreffend Schulter aufzusuchen. Die schmerzt seit Monaten, aber in Zentralamerika waren die Spitäler irgendwie nicht so verlockend. Ich hab im Internet Kliniken gefunden, die offenbar Patienten ohne Voranmeldung behandeln. Wir machen uns also auf den Weg und staunen nicht schlecht. Das Klinikviertel von San Diego hat etwa zehn mal so viele Gebäude wie in Bern die Insel. Also ziemlich riesig. Wie ein eigener Stadtteil. Irgendwann finden wir die besagte Klinik. Wir haben aber eher das Gefühl in einem 5* Hotel gelandet zu sein. Flauschige Teppiche und Kunst and den Wänden. Wir irren ein wenig durch die Gänge, bis uns eine nette Lady an ihrem üppig dekorierten Schreibtisch fragt, ob wir verloren seien. Sie sei es nämlich nicht und könne uns helfen. Wir erklären die Situation, und merken rasch, dass wir hier nur in der Administration und dem Labor dieser Klinikgruppe sind. Die behandelnden Ärzte sind in einem anderen Stadtteil. Aha. Sie meint aber, dass Termine bei den Spezialisten meist einige Tage im Voraus ausgebucht sind. Wir erklären unsere Reisesituation und sie ist begeistert von unserem Abenteuer.

 

Sie setzt also ein paar Hebel in Bewegung, und bald darauf kommt eine Schwester, die uns mitteilt, dass mich am nächsten Tag, Dr. Douglas Chang, ein Prof. für Sportmedizin und Orthopädie, um 9.30 Uhr in seinen Terminplan einschieben könnte. Super. Sie erfasst also schon mal meine Daten, und kommt dabei arg ins Schwitzen. Natürlich akzeptiert der Computer weder unsere Telefonnummer noch die Postleitzahl. Felder überspringen toleriert er schon zweimal nicht. Aber mit vereinten Kräften tricksen wir ihn aus, und ich bin also als Patientin registriert. Sie war richtig super nett und hilfsbereit. Erklärt uns den Weg und alles Mögliche.

 

Wir fahren schon mal die ca. 20 km nach Encinitas und übernachten bei einem nahen Wal Mart mit total vielen anderen Geschäften. So vergeht die Zeit am Abend schnell mit Einkaufen, Kochen, Abwaschen etc. Am Morgen haben wir dafür keinen Stau zu befürchten, denn die Klinik liegt nur etwa noch zwei Kilometer von uns entfernt. 

 

Wir machen uns früh auf den Weg, weil die Administration auch wieder etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Auch hier ist von Spitalhektik keine Spur. In den Gängen gehen die Menschen ohne für die Krankenhäuser so typische Eile, es ist ruhig und wieder erinnert uns die Klinik eher an ein gutes Hotel. Wir werden in Empfang genommen, die Lady am Counter weiss bereits Bescheid und hat das Meiste schon vorbereitet. Ich hab noch nicht mal die Formulare ausgefüllt, kommt uns bereits ein Assi abholen. Die üblichen Fragen werden gestellt, Blutdruck, Gewicht, Grösse - alles registriert. Wir dürfen Platz nehmen und auf den Arzt warten. Aber bereits nach einem Minütchen oder so, begrüsst uns Dr. Chang. Ein total netter etwa 40 jähriger Asiate, der uns über die Reise ausfragt und sich freut, dass wir aus der Schweiz kommen. Er war in seiner Assistenzzeit in den 80er Jahren, und 2004 für zwei Jahre in Zürich in der Schulthess Klinik. Ups, dann muss er wohl deutlich über 50 sein…Er geht auch heute noch gerne mit seiner Familie zurück. So luschtig! Er untersucht also das Gelenk meiner Sorge und seine Diagnose ist schnell gestellt. 

 

Entzündete Rotatorenmanschette und Frozen Shoulder. Heisst, die Schulter ist blockiert, weil zu wenig Platz zwischen den Knochen für die Sehnen und Muskeln ist. So blöd! Er gibt mir eine Kortison Spritze und erklärt mir Übungen. Warnt mich aber, dass diese Massnahmen wahrscheinlich nicht genügen werden. Es gibt die Möglichkeit, dass ein Radiologe mit Hilfe von Bildern, eine Spritze mit Salzwasserlösung (wie ein Kissen) zwischen die Knochen spritzt. Dieses Kissen sorgt dann für mehr Platz und die Entzündung sollte ausheilen, weil die Sehnen nicht mehr an den Knochen reiben…oder so. Auf jeden Fall gibt er mir die Adresse von einem Kollegen in San Francisco und empfiehlt mir, falls bis dahin keine Besserung eintritt, die Prozedur machen zu lassen. Muss ich mal darüber schlafen. Aber er hat mich auf jeden Fall schon darauf vorbereitet, dass es so oder so eine langweilige und langwierige Angelegenheit sei. Oftmals würde dies aber nach ein bis zwei Jahren von selber besser. Aber wenn schon zum Arzt, dann ist Dr. Chang genau der Richtige. Smart und zuvorkommend - en Schnügel!

 

Ich bin ein wenig vom Prozedere geschlaucht, so nehmen wir uns für heute nicht mehr viel vor. Wir fahren nach Carlsbad. Ein Touris-Örtchen am Meer, schöne Ranunkelfelder sind in voller Blüte. Wir parkieren bei einer grossen, nein riesigen Shoppingmall. Ja, ihr merkt schon, es herrscht ein gewisser Nachholbedarf😇. Dann stolpern wir zwei über ein Angebot…na ja, vielleicht sollten wir es Experiment nennen. Schon zu Hause haben wir uns immer gewundert, wie günstig manchmal Kreuzfahrten in die Karibik angeboten werden. Dann haben wir jeweils gesagt; dass machen wir auch mal wenn wir in den Staaten sind. 

 

Tja, nun ist es wohl soweit. An einem Tresen, waren 4-5 Tages-Kreuzfahrten für zwei Personen ausgeschrieben, dazu noch für vier Tage ein Erstklasshotel nach Wahl in Vegas. Für 199 U$. Für zwei. Mit 75 U$ Guthaben auf einer neuen MasterCard wenn man sofort bucht. Also eigentlich 124 U$ für zwei. Hafengebühren auf dem Schiff und Getränke kommen noch dazu. Und jetzt 8-tung, der Hacken; man muss sich in Las Vegas zwei Stunden eine Führung in Timesharing Appartements anhören. Aber Hotels und so interessieren uns ja sowieso, und vielleicht haben wir 124 Stützli schon blöder ausgegeben (vielleicht aber auch nicht…). Wir haben das auf jeden Fall gebucht, warten nun auf die Hotelbestätigung und werden dann irgendwann im Sommer, von New Orleans oder von Florida aus für 5 Tagen in die Karibik cruisen. Bahamas, Jamaika etc. stehen zur Wahl. Ich bin ja mal gespannt. Übrigens ist das Schiff, eines der Flotte von Carneval Cruises. 3500 Passagiere. Noch Fragen?Bestimmt ein klitzekleiner Unterschied zum Segler auf den San Blas😆.

Wir werden davon berichten.

6.4. - 9.4.17

 

Desert Palms - Palm Springs - Joshua Tree National Park

 

Da wir noch ein paar Tage Zeit haben, bis wir in Los Angeles sein wollen, beschliessen wir einen Abstecher zum Joshua Tree Nationalpark zu machen. Im Westen der USA sind selbst Strassen die auf der Karte aussehen wie Hauptstrassen, grosse, mindestens vierspurige Highways. Entsprechend gut kommen wir jeweils voran. Die Planung von Strecken, kann hier also ganz anders angegangen werden, als zum Beispiel in Zentralamerika.

 

Da auf unserer Route Palm Desert liegt, wollen wir uns davon auch noch einen Eindruck machen.  Angekommen in diesem heissen Wüstenort, staunen wir nicht schlecht. Die Garten-, Rasen- oder Parklandschaften die die Häuser und Boulevards umgeben, sind wie mit der Nagelschere gepflegt, kein Fitzelchen Abfall liegt rum, alles blüht und ist akkurat in Form gebracht. Wir ziehen den Altersdurchschnitt mächtig in die Tiefe - das Durchschnittseinkommen wohl auch🤑. 

 

Die uralte Lady, die sich neben unserem Parkfeld aus ihrem Mercedes-Raketli schält, der Opa mit blankpoliertem Tesla der innovativsten Elektrofahrzeug Generation, das Girlie mit dem allerallerbesten Modell von MINI mit sämtlichen Extras - sie alle gehen zum Shoppen. Bei Escada, Aston Martin & Bentley, D&G, Boss und Co. Die Restaurant Terrassen auf denen sich einige einen Margeritha oder ein Cüpli gönnen, werden per Wasserdüsen besprüht um die Hitze erträglicher zu machen. Alles ein über drüber - aber nice!

 

Wir fahren also mit unserem Toyo-Saurier nach Palm Springs (48’000 Einwohner), wo vor zwei Wochen Roger Federer und seine Kollegen, die Tennisfans aus aller Welt begeistern haben. Man könnte meinen, jetzt sei es ruhiger, aber wir kommen genau zum wöchentlichen Handwerkermarkt. Dennoch finden wir rasch einen der vielen zeitlich unbegrenzten Parkplätze. Wir bummeln durch die Hauptgasse, wo sich Foodstand an Foodstand reiht und viele lokale Künstler ihr Handwerk ausstellen. Bei den Besuchern herrscht Ferienstimmung - es ist Spring Break. Einige der Künstler kommen jede Woche aus dem nur 160 km entfernten L.A. und wohl auch viele Wochenendgäste. Die Nacht verbringen wir auf dem sehr ruhigen Parkplatz und zum schlafen kühlt auch die Temperatur auf angenehme 25 Grad ab.

Starbucks versüsst uns den Start in den Tag bevor wir durch die Wüste in Richtung Joshua Tree National Park fahren. Rechts und links vom Highway ist unglaublich viel Gegend - hier hat es Platz im Überfluss. Riesige Wind- und Solarparks produzieren sauberen Strom und werden wohl einen Teil des Bedarfs von L.A. erzeugen. Beim Nationalpark angekommen, hat sich beim Eingang schon eine beachtliche Kolonne von Fahrzeugen gebildet. Die Campingplätze sind ausgebucht und im Gegensatz zum Anza Borrego ist hier freies Stehen verboten. Spielt für uns keine Rolle, wir haben eh alles dabei und der Nationalpark bietet sogar ausserhalb eine Ausweichmöglichkeit zum Übernachten an. 

 

Wir machen eine kleine Wanderung und glücklicherweise ist es ein wenig bewölkt. Ansonsten wäre es hier wohl richtig, richtig heiss. Die kahlen mystischen Felsformationen sind wunderschön und nur auf den Nationalpark beschränkt, genau wie die namengebenden Bäume, die eigentlich Yucca-Palmen sind. Viele Künstler wurden hier inspiriert, die bekanntesten sind wohl U2, die ihr Album Joshua Tree hier geschrieben haben. 

Heute wollen wir uns schon ein wenig Los Angeles nähern. Wir fahren also die schöne Strecke vom Joshua Tree wieder über den Highway 5 retour. Es ist Samstag und somit hat es ein bisschen weniger Verkehr als üblich. Offenbar herrscht in L. A. Stau und Rushhour von morgens um sieben bis abends um sieben! Über 10 Mio. Einwohner und fast jeder hat ein Fahrzeug. 12-spurige Autobahnen und vierstöckige Autobahnkreuze können an der Situation nichts ändern. In Stadtnähe ist die eine Spur für sogenannte „Carpools“ reserviert. Es müssen mindestens zwei Personen im Fahrzeug sein. Im engeren Gürtel um die Stadt, wo das Chaos noch grösser ist, hat es sogar eine Spur für Fahrzeuge mit mehr als drei Personen an Bord. Die ist meistens ziemlich leer… 

 

Wir sind übrigens total von unserem Navi begeistert. Es funktioniert hier in den USA einfach einwandfrei. Auch auf den riesigen Autobahnen wird man rechtzeitig auf Spurwechsel oder Abfahrt hingewiesen und somit kommen wir am späteren Nachmittag stressfrei beim Disneyland in Anaheim an. Eigentlich wollen wir nicht in den Park, aber es soll einen grossen Bereich geben, den  man auch als „Kurzbesucher“ anschauen kann. Disneyland ist wohl eher etwas für die kleineren Kinder, hingegen soll Disneyworld in Florida auch für Erwachsene interessant sein. Wir werden sehen. Wir sind auf jeden Fall begeistert. Von allen bekannten Filmen gibt es einen extra Shop mit all den bekannten Figuren. Cinderella, Arielle die Meerjungfrau, Susi & Strolch, Nemo und natürlich  die wunderbaren Minnie & Mickey. Ein Legoland begeistert Gross und Klein, riesige Gebilde aus Lego’s zeigen, was alles aus diesen einfachen Klötzchen gebaut werden kann. Überall spielen Livebands, es riecht nach Zuckerwatte und Caramel - einfach so wie es sein muss. Da beim Disneyland selber, keine Camper übernachten dürfen, fahren wir auf den grossen Parkplatz eines nahen Walmarts und schlafen sehr gut.

Bis zu unserem Hotel in Hollywood sind es etwa noch 50 km durch die Stadt. Die ist einfach riesig. Aber es ist Sonntag morgen, somit ist der Verkehr noch einigermassen erträglich. Wir finden unser Hotel auf Anhieb und dürfen uns schon auf dem Parkplatz einrichten. Ab Morgen haben wir ja zusätzlich ein Zimmer, denn Chiara kommt endlich. Wir und natürlich auch sie freuen uns schon mächtig. Die Eltern allerdings haben sind ziemlich nervös, es ist das erste mal, dass Chiara alleine so weit weg fliegt. Aber einmal werden alle Vögel flügge, und bestimmt wird sie tolle Erlebnisse mit nach Hause nehmen. Aber erstmal heisst es für sie 12 Stunden fliegen (oh, wie laaaangweilig). Hoffentlich vergeht die Zeit wie im Flug😜.

 

Wir schauen uns unterdessen schon mal etwas in L.A. um. Neuerdings gibt es eine U-Bahn die das Zentrum mit Santa Monica verbindet. Wir probieren die aus und sind erstaunt wie wenig Gedränge in der U-Bahn herrscht. Vielleicht weil Sonntag ist? Über eine Stunde sind wir unterwegs  bevor wir die Endstation Santa Monica erreichen. Man kann das Meer schon riechen, Palmen schaukeln im Wind und viele Menschen bummeln gemütlich durch die lange Fussgängerzone mit den vielen Geschäften. Es ist sonnig, aber dennoch ist es frisch. Vom Meer her weht eine stete Brise und sorgt wahrscheinlich auch für das tolle Wetter das ganze Jahr über. Bei einem Libanesen essen wir ein superfeines Hummus und trinken dazu ein Glas amerikanischen Weisswein. Wir beobachten die flanierenden Leute, können aber keine Promis ausmachen. Aber wir behalten natürlich die Augen weiterhin offen, und vielleicht erkennt Chiara ja den einen oder anderen Star der jüngeren Generation. 

10.4. - 14.4.17

 

Los Angeles - Stadt der Engel

 

 

Mit der Metro fahren wir zum etwa 30 km entfernten internationalen Flughafen von L.A. Wir brauchen dafür fast zwei Stunden. Auch diese Metro hat ihre Schienen grösstenteils überirdisch, so dass wir ziemlich viel vom „normalen“ L.A. zu sehen bekommen. Quartierstrassen, hübsche Häuschen mit Garten in der Grösse eines Taschentuches, die meisten gepflegt, jedes mit mindestens einem geparkten Auto - wie man sie aus den amerikanischen Filmen kennt. Wir haben nicht das Gefühl in einer Grossstadt zu sein. Keine Hochhäuser oder mehrstöckige Blöcke, nur im Businesszentrum die üblichen Glas- und Metalltürme.

 

Mit fast einer Stunde Verspätung landet die Swiss aus Zürich. Alle ankommenden Passagiere betreten die Ankunftshalle aus dem gleichen Korridor. Für uns praktisch, so können wir Chiara auf keinen Fall verfehlen. Ihre Mama schickt gerade eine SMS (morgens um zwei), ob sie noch nicht angekommen sei, als wir sie mit ihrer Begleiterin der Airline gerade erspähen. Wir sind alle ein bisschen aus dem Häuschen und Chiara ist ganz schön geschafft. Alles neu, alles aufregend, so ein langer Flug und das ganz alleine. Aber jetzt ist sie in L.A. angekommen - und diese aufregende Stadt wollen wir ab morgen gemeinsam entdecken. 

 

Wir erleben unglaublich viel. Besuchen einen ganzen Tag lang die Universal Studios, sehen hinter die Kulissen berühmter Filme, entdecken die Welt der Stunts und Tricks, rasen mit irrer Geschwindigkeit durch Hogwarts, essen Hot Dogs - stehen Schlange.… Wir machen eine Waltour sehen leider nur einige Grauwale von weitem, besuchen das Pazifik Aquarium und Long Beach, geniessen den Blick über L.A. vom über 300 Meter hohen OUE Skyspace, entdecken Berühmtheiten auf den Sternen des „Walk of Fame“, bummeln durch Santa Monica, sind überrascht wie heruntergekommen Venice Beach ist, beobachten die Menschen die an der Muscle Beach ihre Bodys stählen, drehen eine Runde auf dem einzigen solarbetrieben Riesenrad der USA am Santa Monica Pier, fahren mit dem Hop on- hop off Bus nach Beverly Hills, Powershoppen am Rodeo Drive (oder zumindest ein bisschen😇), staunen über Sonderanfertigungen von Bugatti, Ferrari und Co., suchen vergebens nach Promis auf den Strassen, besuchen Fotogalerien und fahren stundenlang Metro. Wahnsinnig wie die Zeit vergeht, ab und zu sollte man auch noch was Essen, aber das kommt irgendwie immer fast zu kurz. Dann gibts noch schnell was beim Thai, eine Ecke Pizza, oder einen Organic Burger bevor wir uns mit letzter Energie ins Hotel schleppen und dort ins Koma fallen. 

 

Unser Hotel ist in den Hollywood Hills gelegen und gehört dem sehr netten Chinesen Felix Ko. Als wir per Internet um ein Zimmer mit RV Parkplatz angefragt haben, hat er sofort zugesagt. Kein Problem, Parkplatz sei ruhig im Innenhof gelegen. Als er uns erspäht kann er kaum glauben, dass wir unseren Ländy von Europa überschifft haben. Und das nicht nach Nordamerika wie er zuerst vermutet hat, sondern nach Südamerika. Er kriegt sich fast nicht mehr ein, dass jemand so crazy sein kann in einem Auto zu wohnen, durch ganz Südamerika zu fahren und dann noch die USA auf diese Weise zu bereisen… und überhaupt. Einen ganzen Monat auf einen Frachter, würden ihn sowieso keine zehn Pferde bringen. Nett! Ein wirklich toller Platz mitten in L.A.

 

Crazy, diese Stadt der unglaublich grossen Gegensätze. Hier sind Menschen nicht wohlhabend sondern superreich, aber wir haben auch in den meisten Grossstädten Südamerikas nicht so viele Obdachlose gesehen oder Menschen die von Drogen zerstört waren, wie in L.A. Viele Ecken waren erstaunlich heruntergekommen und ungepflegt, wie der Walk of Fame oder Venice Beach, andere dagegen einfach unglaublich schön, gepflegt und „nice“, wie Beverly Hills, Brentwood, Santa Monica oder Long Beach. Es gäbe noch wahnsinnig viel zu sehen in dieser Stadt, aber wir wollen weiter. Morgen gehts nach Santa Barbara, an der Küste.

15.4. - 16.4.17

 

Gegen Mittag verlassen wir Los Angeles und nehmen die kurze Strecke nach Santa Barbara unter die Räder. Allerdings ist Osterwoche, Spring Break und Ferien - also ungefähr wie bei uns am Freitag Abend bei Sommerferien Beginn vor dem Gotthard. Jeder ist unterwegs, jeder mit Auto und entsprechend langsam kommen wir voran. Parkplätze und Hotels sind voll, irgendwie herrscht ein bisschen Ausnahmezustand. Wir bummeln durch das hübsche Santa Barbara und fühlen uns wie in Mexiko. Weisse Häuser mit roten Ziegeldächern, grosse Alleen, rote Backsteinfliesen in Innenhöfen. Glace schlecken, durch Läden ziehen und sich von der Sonne wärmen lassen, schön! 

 

Wir verlassen am späteren Nachmittag Santa Barbara gen Norden und suchen eine Unterkunft für die Nacht. Alle Motels und Hotels sind voll. Wir haben aber auf iO einen guten Camping Tipp gesehen, und hoffen, dass der Platz in Ordnung ist. Wir fahren zum Gate wo bereits ein Schild aufgestellt ist „no vacancy“. Tinu geht trotzdem mal fragen, denn der Platz liegt schön an einem See und sieht eigentlich riesig aus. Wir bekommen eine kleine Liste mit Nummern von freien Plätzen und dürfen uns einen aussuchen. Super. Grosse Wiesen mit Feuerstellen wo man stehen darf, denn der Camping liegt im National Forest. Hügel umgeben den blauen See, richtig toll hier. Wir kaufen im Camping Laden noch ein Bündel Holz, damit wir später ein Feuer machen können und kochen uns feine Pasta. Tinu und Chiara stellen in der Zwischenzeit das Zelt neben dem Ländy auf, und richten ein kuschliges Nachtlager ein. Bei Einbruch der Dunkelheit wird es hier an der Küste schon kühler als in den Nationalparks in der Wüste. Wir wärmen uns also am Feuer und sind das erste mal am Abend nicht total K.O.

 

Zum Morgenkaffee wärmen uns schon Sonnenstrahlen, Eichhörnchen suchen direkt vor uns am Boden nach Essbarem und ein Specht klopft direkt über uns seine Morsezeichen in den Baumstamm. 

 

Wir packen unsere sieben Sachen zusammen und fahren durch das Santa Barbara Wine Country nach Solvang. Riesige Ebenen neu gepflanzter Reben links und rechts des Highways. Tinu meint, man werde von dieser „neuen Weinregion“ bestimmt nochmal was hören. Es gibt hier unglaublich viel Sonne und viel weniger Nebel als zum Beispiel im Nappa Valley. Solvang, ein wie wir später feststellen, total herziges Örtchen, gegründet von dänischen Emigranten, erinnert mit seinen Windmühlen und den hübschen Bäckereien sehr an Europa. Vielleicht ein bisschen kitschig, aber uns gefällt’s. Wir essen im sonnigen Biergarten Würste mit Sauerkraut und Kartoffelsalat, probieren dänische Süssigkeiten und Chiara kauft einige Geschenke für Freunde zu Hause - die Zeit vergeht schnell. 

 

Wir suchen eine Weile nach einem Zimmer, alles ist ausgebucht oder hat für „Absteigen“ unverschämte Preise. In einem Motel6 werden wir fündig. Eine Kette ähnlich dem Ibis, modern und zweckmäßig eingerichtete Zimmer und für uns einen Parkplatz direkt vor Chiara’s Zimmertür. 

 

In einem blockhausähnlichen Restaurant essen wir richtig gutes amerikanisches Essen. Das gibt es also auch😄. Zwei riesige Salate mit Steakstreifen, panierter Chicken Brust, getrockneten Tomaten, Blue Cheese, Peperoni und so weiter. Also richtig fein. Tinu nimmt wieder mal Spareribs und Ofenkartoffel mit Sourcream. Satt fallen wir in unsere Betten und verbringen eine ruhige Nacht, obwohl das Motel ziemlich nah am Highway steht.

15.4. - 16.4.

 

Von Solvang nach Santa Cruz

 

Heute ist ein total garstiger Tag. Wann haben wir das letzte mal einen Regenschirm gebraucht? Es ist windig, diesig und kalt (für kalifornische Verhältnisse und uns). Wir fahren gegen Mittag los in Richtung Santa Cruz, etwa 120 km vor San Francisco. Die Strecke führt uns grösstenteils der Küste entlang, viele bewirtschaftete Felder, es sieht sehr fruchtbar aus. Salate, Kohl, ziemlich unnötigen Broccoli und viele Erdbeeren und natürlich Reben. Aber irgendwie sieht bei blauem Himmel alles freundlicher aus. 

 

Ausser….Seeotter. Wir halten an einer Bucht, in der eine Gruppe von etwa 25 Tieren schwimmt. Normalerweise sind Otter eher in kleinen Gruppen oder zu zweit anzutreffen, aber hier scheinen sie sich in der Plantschgruppe wohl zu fühlen. Sie sind sooo putzig! Wir beobachten sie beim Spielen, Jagen, Muscheln öffnen und faul rumlümmeln. In der gleichen Bucht kommen auf einmal noch ein paar Seelöwen angeschwommen und einige tummeln sich auf einer nahen Sandbank. Cool, vor allem da Chiara noch nie solche Tiere in Freiheit gesehen hat. Was für ein Erlebnis.

 

Von unserem Hostel nah dem Zentrum von Santa Cruz, bummeln wir warm eingepackt und mit Schirmen bewaffnet zum nahen Beach. Auch da sehen wir spielende Seehunde. Sogar heute sind Surfer draussen und suchen „ihre“ Welle. Chiara erspäht in den Gassen einen Laden mit echten Vinyl Platten, vielen alten CD und Pin’s. Wir hätten sie auch einfach dort parkieren können und ein paar Tage später wieder abholen, aber das haben wir natürlich nicht getan😜. Es gibt richtig gutes Thaiessen, bevor wir wieder zu unseren netten Unterkunft zurück bummeln.

17.4.- 20.4.17

 

Grau, regnerisch und wolkenverhangen - so empfängt uns San Francisco. Rasch finden wir im Zentrum unser Motel Redwood Inn, Chiara nüschelet sich ein und los gehts per Bus in Richtung Chinatown. Es ist eine komplett andere Welt. Viele, vor allem ältere Menschen sprechen, gar kein Englisch, in den Läden und auf den Märkten (wo uns nicht alles geheuer vorkommt und schon gar nicht „gluschtet“) ist alles chinesisch angeschrieben, die Werbungen auf den Strassen und die Geschäfte - ein Mikrokosmos für sich. Wir lassen uns treiben und kommen zum Union Square. Victoria’s Secret, macy’s, bloomingdales, Converse und wie sie alle heissen, der Gegensatz zur Chinatown könnte nicht grösser sein. 

 

Übrigens muss zum Converse Store noch was angefügt werden. Man kann hier „seinen“ Converse selber gestalten. Mit eigenen Motiven Schuhe bedrucken lassen, die silbrigen Oesen gegen farbige austauschen und natürlich die Schuhbändel in allen Farben haben. Ein paar Stunden später kann man seinen selbstgestalteten Lieblingsschuh wieder abholen. Richtig cool! Chiara wählt ihren Schuh und lässt ihn auf der Aussenseite mit „San Francisco“ und auf der anderen mit „Los Angeles“ bedrucken. Tauscht ein paar blaue und rote Oesen aus - richtig cooles Erinnerungsstück.

 

Ab Dienstag heisst es für uns; Sommerwetter in San Francisco, und vom so gewohnten Nebel keine Spur. In den nächsten drei Tagen entdecken wir meist per Pedes die Stadt. Fahren mit dem Cable Car, essen Chowder in der Fischersmann’s Warf, besuchen die Seelöwen auf ihren Holzflossen, spazieren durch das etwas verrückte Hippie Viertel Ashbury Haights, wühlen uns durch riesige Plattenläden und und und…

Wir fahren mit dem Ländy durch die Lombard Street und über die weltberühmte Golden Gate Bridge, wo wir auf dem Aussichtspunkt einen wunderbaren Blick über die Stadt und ihr Wahrzeichen haben. Da wir nun bereits auf der anderen Seite der Brücke sind, nutzen wir die Gelegenheit einen Abstecher nach Sausalito zu machen. Es ist einfach toll hier. San Francisco begeistert uns von Neuem. So klein und kompakt, unglaublich viel Grün, total sauberere wunderschöne ruhige Quartiere, grosse Parks und natürlich die Uferpromenade. Super. Wir laufen viele Kilometer, füllen die verbrauchten Kalorien mit chinesischem, mexikanischem und amerikanischem Essen auf und nutzen die Zeit um möglichst viel zu sehen und erleben. 

Allerdings ist es leider so, dass alles mal ein Ende hat. Am Donnerstag Abend hat Chiara ihren Swiss Flug zurück in die Schweiz. Wir nehmen ein uber Taxi, was sogar günstiger ist als mit dem Flughafenshuttle. Volle Rushhour, volle Highways. Nach etwa einer Stunde erreichen wir den Airport. Ich verabschiede mich von Chiara. Wir hatten eine erlebnisreiche und tolle Zeit zusammen in den USA. Zwei eindrückliche Städte erkundet, schöne Feuer gemacht, gut gegessen, noch besser geshoppt - es war cool mit ihr! Chiara hat ja einen „begleiteten Flug“ da sie noch nicht 16 ist, aber im Gegensatz zu Zürich, kann hier eine Person - Tinu - mit zum Gate. Die Airline übernimmt die Verantwortung ab dem Abstossen des Flugzeugs vom Dock. Durch die Verspätung einer Amerikanerin verzögert sich der Abflug, alle 300 Passagiere warten in der Maschine auf die Lady, die drei mal ausgerufen wird, und gerade als das Flugi vom Fingerdock rollt, kommt sie angebraust. Besteht darauf, dass sie noch mitgenommen wird, macht totales Theater, aber das Bodenpersonal bleibt hart. Elf Minuten haben sie bereits gewartet, was die Airline elftausend (!) Dollar kostet. Chiara rollt also in Richtung Startbahn und entschwebt in Richtung Familie, eigenem Bett, Freundinnen - im Gepäck viele Erinnerungen, Fotos und Souvenirs. 

…und wir sind noch verabredet. Mit Brigitte und Andrew, die seit 22 Jahren hier das Schweizer Restaurant Matterhorn an der Van Ness Avenue führen. Wir haben zusammen fünf Jahre in Thun gearbeitet und die zwei im 1994 schon mal besucht. Wir düsen also mit einem nächsten uber zurück in die Stadt, sind aber trotz wenig Verkehr erst um halb zehn bei ihnen. Sie haben das Restaurant bereits geschlossen, denn in San Francisco geht man früh essen. Diner beginnt bereits um fünf. Sie kennen ein nettes Lokal in welches sie ab und zu am Feierabend noch etwas essen gehen. Dieses überaus herzige Quartierrestaurant hat bis morgens um zwei warme Küche. Wir fahren nach der herzlichen Begrüssung mit ihrem Auto die paar Minuten, und bekommen ein schönes Tischchen in dem gemütlichen Resti. Es gibt wunderbare Steaks, wieder mal leckeren Salat und Tunatartar. Dazu darf ein Tropfen aus dem Napa Valley natürlich nicht fehlen. Es gibt viel zu erzählen, von ihrem Leben in den USA, von unserer Reise und natürlich von den gemeinsamen Erinnerungen.

 

Die zwei werden ab nächstem Jahr, den wohlverdienten Ruhestand in Florida geniessen und sind dabei, ihre Zelte in SF abzubrechen. Das Leben dort ist zu teuer und das Wetter zu schlecht. Seit 22 Jahren haben sie nur einen Tag pro Woche frei, sie haben also das Golfen, schwimmen im Pool, sonnenbaden im Garten und Nichtstun mehr als verdient. Brigitte erzählt uns, wie teuer das Leben in San Francisco geworden ist. Eine zweieinhalb Zimmer Wohnung gibt es in der Stadt nicht unter 7000 U$, Studios sind ab 4000 U$ zu haben. Irre! Deshalb leben natürlich die meisten „Kleinverdiener“ ausserhalb oder in WG’s mit vielen Personen zusammen. Steuern seien unverhältnismässig hoch, aber wir glauben, dass auch der Lebensstandard in dieser Stadt überdurchschnittlich hoch ist. Uns gefällt es jedenfalls richtig richtig gut! Spät in er Nacht verabschieden wir uns von den beiden. Vielen Dank ihr zwei! Wir wünschen euch viel Glück bei der Haussuche und eine genussvolle und erholsame Zeit in Florida. Wir erwarten euch in ein zwei Jahren in Niederglatt und freuen uns schon jetzt darauf!

21.4. - 22.4.17

 

Napa Valley (Napa & Yountville)

 

Nachdem wir eine weitere Nacht im Redwood Inn auf dem Parkplatz verbringen durften, obwohl wir kein Zimmer mehr hatten, verlassen wir San Francisco. Wir fahren nochmal durch die kurvige Lombard Street und ein weiteres mal über die grandiose Golden Gate Bridge. Da wir nun wieder alleine unterwegs sind, beginnt für uns wieder das Zigeunerleben. Wir bleiben wo es uns gefällt und fahren weiter, wenn es Zeit wird.

 

Unser heutiges Ziel liegt im Napa Valley. Von Andrew haben wir den Tipp bekommen, Yountville zu besuchen. Ein Mekka für Genusssuchende - gute Weine und gute Restaurants (am meisten Michelin Sterne pro Einwohner in den USA) soll es dort in Hülle und Fülle geben. Wir fahren durch kilometerlange Rebberge, von grünen Hügeln gesäumt und besuchen zuerst Napa. Ein kleiner netter Ort, aber nichts zum Verweilen. In Yountville angekommen, gefällt es uns auf Anhieb. Ein toller kleiner Ort, zur Zeit ziemlich gut besucht, viele schöne Häuser und richtig tolle Gärten. Die Rosen blühen überall, es riecht nach Jasmin und Rosmarin, ist unglaublich sauber und rausgeputzt. Wir haben online in einem kleinen Restaurant einen Tisch gebucht, bei näherem Hinschauen vor Ort gefällt es uns leider nicht. Erinnert uns an Restis im Elsass während der Weihnachtsmarktzeit. Voll, laut und gedrängt. Wir annullieren unsere Reservation und suchen uns ein anderes Rest mit schönem Patio. Es ist nämlich im Gegensatz zur Küste schön warm, wir wollen Draussen essen. Im „Hurley’s“ speisen wir dann richtig gut und geniessen lokalen Wein. Richtig schön!

 

Wir übernachten ruhig auf dem öffentlichen Parkplatz der Bibliothek und des Gemeindehauses. Eigentlich wollten wir nur einen Tag bleiben, aber auf der Touristinfo empfiehlt uns die Dame noch einen Tag anzuhängen. Morgen gibts einen grossen Event „Art, Sip & Stroll“, auf dem man die Weine der Region und Kunst von hiesigen Künstlern bewundern kann. Da man nicht bereits am Morgen Weine degustieren kann, verbringen wir einige Zeit in der öffentlichen Bibliothek und nutzen deren W-Lan. Blog muss aktualisiert werden, Bürokram gemacht und die weitere Route angeschaut werden. Tinu telefoniert mit der Mama und Papa von Chiara, die offenbar gut zu Hause angekommen ist, aber nun todmüde ihren Jetlag auskuriert.

 

 

Als wir zurück zum Ländy kommen, besucht uns der Sheriff von Yountville. Er ist begeistert vom alten Landcruiser, möchte auch so einen und fragt uns nach unserer Reise aus. Und natürlich können wir hier auch noch eine zweite Nacht stehen. No Problem!

 

Später kaufen wir also dieses Degustationsticket und tingeln durch die schönen Gassen. Viele Skulpturen, Bilder und Schmuck sind zu bewundern und viele Weine zu degustieren. Überall wird wunderschöne Livemusik gespielt, viele Menschen bummeln und small talken, es ist richtig nett. Tja, uns gefällt's in den USA - aber wirklich gut!

23.4. - 28.4.17

 

Fresno - Lone Pine

 

Heute wollen wir weiter, und einen Teil der Strecke zum Nationalpark Yosemite zurücklegen. Wir sind begeistert von der Landschaft. Schon lange haben wir nicht mehr so offenes schönes Farmland gesehen. Riesige Felder mit hohem Gras, schöne Rinder so weit das Auge reicht, einmal sogar Lamas, Nussbaumplantagen und nur ganz wenig Verkehr. Reisefreunde haben uns geschrieben, dass im Yosemite einige Strassen wegen Erdrutschen und Schnee immer noch gesperrt seien. Es hat ja im vergangen Winter so viel geregnet und geschneit, dass überall die Flüsse über die Ufer getreten sind, und Erdrutsche Strassen und Brücken weggeschwemmt haben. Offenbar soll der Park auch extrem voll sein. Spring Break, Wochenende und sogar freier Eintritt am Wochenende. Somit alle Campgrounds ausgebucht - und wir haben ja sowieso keine Reservation. 

 

Aber ungefähr 60 km vom Parkeingang entfernt finden wir am Merced River einen wunderbaren Übernachtungsplatz auf BLM Land. Dieses Land, welches vom Bureau of Land Management verwaltet wird, gehört niemandem und ist deshalb für alle zugänglich. Der kleine, einfache Campground hat nur ein Toilettenhäuschen, Grillstellen und Kästen in denen man die Lebensmittel „bärensicher“ aufbewahren kann, und liegt direkt am Fluss. Man nimmt sich an einem Briefkasten einen Umschlag, füllt seine Angaben aus und wirft ihn zusammen mit 5 U$ wieder in einen anderen Briefkasten. Als wir ankommen, sind bereits einige Zelte aufgestellt und ein paar RV’s sind auf dem Parkplatz. 

 

Am nächsten Morgen räumt sich bald der Platz und wir sind fast alleine. Wir gehen mal auf Tour im Bärenland, also nicht im Gummibärchen Laden um die Ecke, sondern in der Natur. Gemäss angaben der Ranger sollen hier etwa 300 - 500 Schwarzbären leben. Es ist ein seltsames Gefühl, jeden Moment Meister Pez zu begegnen, sie sind ja doch irgendwie gross. Aber zum Glück ist er scheu, oder hat keine Lust sich zu zeigen. Am Wegrand blühen viele Wiesenblumen, die Temperatur ist angenehm um zu wandern. Es ist toll hier. Vielleicht bleiben wir noch ein, zwei Tage und versuchen dann in den Yosemite zu kommen.

Nachdem wir noch zwei schöne Tage mit Wandern, Fötelen, Faulenzen und am Abend grossen Feuern verbracht haben, wird es also definitiv Zeit die restlichen Kilometer zum National Park zu fahren. Wir bunkern noch frisches Wasser und düsen los. Seit langem wieder einmal, gehts mächtig bergauf. Irgendwann sind wir auf 1800 M.ü.M. haben extrem beschränkte Aussicht, weil heute der Himmel grau ist und es immer wieder ein bisschen regnet. Kalt ist es auch - zum Glück haben wir schöne Tage ausserhalb des Parks verbracht. Die Landschaft war ja ganz ähnlich, wie bei uns in Europa. Lichter Nadelwald, Flüsschen, Seen, Bergwiesenblumen…Allerdings sind die hohen Wasserfälle schon eindrücklich. Der Yosemite Falls ist der höchste in ganz Amerika (740 m) und unglaublich viel Wasser fällt mit noch mehr Getöse in die Tiefe. Manchmal klingt es fast wie eine Lawine. Manchmal führt unsere Wanderung auch an Schneefeldern vorbei😳. Gar nicht das was wir suchen. Überall im Park sind Strassen beschädigt und müssen von Bautrupps repariert werden. Auch in den Wäldern und auf den Wiesen liegt immer noch viel Wasser. Es ist deutlich erkennbar, dass dieser Winter überdurchschnittlich viel Regen und Schnee gebracht hatte. Es ist ziemlich frisch hier. Die eindrückliche Granitwand des „El Capitan“ wird jeder kennen, der einen Apfel zu Hause hat. Hat sie’s doch auf das Hintergrundbild jedes Apple Notebooks geschafft - allerdings bei schönem Wetter. 

 

Die Campingplätze im Nationalpark sind total ausgebucht. Aber macht ja nix, es ist es zu kühl und zu grau um zu bleiben. So verlassen wir den Park gen Süden, denn die Strasse Richtung Osten, zum Mono Lake, die wir eigentlich hatten nehmen wollen ist wegen Schnee gesperrt. He nu, Süden klingt auch gut und so sehen wir auf der etwa 40 km langen Strecke bis zum Südgate noch etwas vom Park. Allerdings zeigt sich kein Bär, kein Adler nicht mal a Hirsch. Dafür klart das Wetter im Tiefland wieder etwas auf und wir entschliessen uns, bis Fresno zu fahren. Nicht weil es da viel zu sehen gibt, sondern weil es gut auf der Strecke liegt, wir gut einkaufen können und dann direkt den Sequoia NP anpeilen wollen. Wir verbringen also eine ruhige Nacht auf dem Walmart Parkplatz, auf dem nun zum ersten mal offiziell steht, dass man mit RV übernachten darf. 

Die 100 km bis zum Sequoia National Park sind rasch gefahren, und bereits von weitem sehen wir die Berge in dicke Wolken gehüllt. Es klart ein wenig auf als wir näher kommen, aber blauer Himmel sieht anders aus. Egal, heute sind wir sowieso im Wald. Wir fahren in den Park und es hat deutlich weniger Menschen als im Yosemite. Die Parkplätze sind fast leer, die Strassen sowieso. Auf den Karten und beim Parkeingang wird von den engen, kurvigen Strassen gewarnt, und geraten beim Auto den kleinsten Gang zu wählen, damit die Bremsen nicht glühen. Es hat sogar Wasserstellen um die Kühler zu kühlen. Witzig, uns erinnert die Strasse eher an einen Highway. Breit, super asphaltiert und ab und zu ein Kürvchen. Sie geht aber bis auf 2300 M.ü.M., links und rechts der Strasse immer noch hohe Schneefelder.

 

Die Highlights in diesem Park sind die Sequoia Trees. Es wird gesagt, es seien die höchsten und ältesten Bäume der Welt. Das haben wir auf dieser Reise schon ein paar mal gehört, aber diese Baumriesen gehören in jedem Fall zu den grössten. Sie sind unglaublich majestätisch. Viele sind über 2500 Jahre alt und um 85 Meter hoch. Fast bei allen ist der Strunk von einem Waldbrand der im Laufe der Jahre ausgebrochen ist, gespalten und bei vielen ist der Stamm aussen verkohlt. Diese Bäume brauchen allerdings Feuer um sich zu vermehren, da nur bei grosser Hitze die Samen platzen. Wir bummeln durch den Wald der Riesen und sind mächtig beeindruckt!

Nachdem wir an einem rauschenden Fluss eine ruhige Nacht verbracht haben, wartet unser nächstes Highlight. Auf dem Weg nach Las Vegas liegt das weltberühmte Death Valley. Nach vielen Kilometern Orangen-, Trauben- und Olivenplantagen, wird die Landschaft wieder trockner und hügeliger. Wir durchqueren die Stadt Bakersfield und fahren dem Kerns Canyon entlang. Auch der Kerns River führt ungewohnt viel Wasser. Überall stehen Warnschilder nicht zu nahe am Wasser zu parken und viele grosse Bäume stehen im Wasser. Diese Gegend gefällt uns super. Wir kommen zum Lake Isabella und zum kleinen Örtchen Kernville. Der Ort an sich ist nichts Besonderes aber der See und die Gegend sind wunderschön. Wir suchen uns einen schönen Platz direkt am See und übernachten da.

29.4. - 30.4.17

 

Lake Isabella  - Lone Pine - Alabama Hills

 

Heute erreichen wir auf unserem Weg ins Death Valley, nach ca. 200 km Fahrt, Lone Pine. Ein kleiner Ort wie aus dem Western Bilderbuch. Ganz in der Nähe liegen die Alabama Hills. Berühmt für ihre grossen Felsformationen, die oft als Kulisse für Western Filme gedient haben. Helden wie John Wayne, Gary Grant, Clint Eastwood und Lee Marvin haben hier viele Filme gedreht. Bereits in den 30er Jahren, wurden grosse Filmsets aufgebaut, Western Städtchen nachgebaut und ganze Filmcrews untergebracht. Teile von Star Wars und Gladiator mit Russel Crow wurden hier gedreht, und heute dient die Kulisse vor allem für Auto Werbung für SUV’s und grosse 4x4 von BMW, Range Rover, Ford und Co.

 

Wir besuchen das kleine, nette Filmmuseum und bestaunen Requisiten, Kostüme, wunderschöne Pferdesättel und Oldtimers. Ein kurzer Film zeigt den Wandel der Filmzeit und wie Lone Pine davon profitieren konnte. Später fahren wir in eben diese Alabama Hills, heute ein Mekka für Kletterer, weil dieser Fels griffig ist und sich auch für Anfänger anbietet. Über ein grosses Gebiet erstrecken sich diese bizarren Felsformationen in der Wüste und direkt dahinter thront der Mt. Whitney mit Schnee. Überall stehen Camper und Zelte in den staubigen Sträßchen und auch wir suchen uns einen tollen Platz. Wir klettern auf den Felsen herum, machen viele Fotos weil richtig tolles Fotolicht herrscht. In der Ferne sehen wir bis zum Salzsee im Tal. Eine Gegend die uns super gefällt.

30.4. - 2.5.17

 

Death Valley

 

Auch die Strecke der 200 km bis ins Death Valley ist wieder grandios. Ich weiss, ich wiederhole mich, aber die Landschaft in dieser Ecke der USA ist wirklich nicht zu schlagen. Erinnert uns sehr an den Norden Argentiniens/ Chile, von dem wir auch begeistert waren. Nur ist hier die Infrastruktur noch um Welten besser. Die Strassen sind alle (und sind sie noch so abgelegen) super asphaltiert, es gibt immer wieder Stellen, die ausgeschildert sind, dass man mit dem Wohnmobil Wasser bunkern darf, man findet immer wieder tolle Plätze in der Wildnis wo man übernachten darf - einfach super!

 

Heute erreichen wir also am frühen Nachmittag das Death Valley, und dies genau als wir auf unserem Tacho die 200 000 km Marke knacken. Davon 45 000 km auf dieser Reise. Was für unglaublich tolle 200’000 km! Und nun sind wir also im Death Valley. Es soll die heisseste Region der Erde sein. Unser Thermometer in der Führerkabine, hüpft wieder mal locker über die 35° Marke, das letzte mal ist ja schon eine Weile her! Wir besuchen das Visitor Center, in dem ein Film über das Valley und die immer noch dort lebenden einheimischen Indianer, die Shoshonen, leben. Wir machen ein paar Kurzwanderungen (aber wirklich nur kurz), es haut uns fast aus den Latschen. Mann ist das heiss! Aber die Natur ist ein Farbspektakel und für Fotofreaks gibt es hier tausende von Motiven. Tinu freut sich so richtig über seine neue Kamera und tobt sich aus. 

 

Wir besuchen den Zabriskie Point, den Golden Canyon, den Mustert Canyon, Badwater in der Salzpfanne und cruisen über den Artists Drive. Super. Wir nehmen, nicht wie die meisten den Highway 190 der nach Osten führt um aus dem Nationalpark zu gelangen, sondern die Südroute. So werden wir viel mehr vom Death Valley sehen und kommen auf dieser Strecke (Highway 178) ebenso nach Las Vegas. Nur auf einem kleinen Umweg. Auf der 178er sind wir fast alleine. Kein Verkehr! Wir suchen uns auf einem Nebenweg einen schönen Übernachtungsplatz. Die muss man hier allerdings nicht suchen. Es hat so viele schöne, einsame Stellen und wir entscheiden uns für einen mit Blick ins Tal, kochen fein und sehen dem Sonnenuntergang zu. Wir freuen uns einmal mehr über unsere Solardusche - eine tolle Erfindung. Nach und nach erholt sich auch unser Thermometer wieder. Von den zwischenzeitlich 40° ist er während der Nacht wieder auf 24° gefallen. Das Klima ist hier schon verrückt. Vor zwei Tagen hatten wir am Morgen im Ländy gerade mal 13° und jetzt ist es am Tag 40°. Crazy!

Weiter gehts im Blog im Rückspiegel von Nevada/ Utah
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