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1.6. - 4.6.17

 

Mesa Verde - Tao’s - Santa Fé

 

Heute überqueren wir die unsichtbare Grenze zum neuen

Bundesstaat New Mexiko. Unterwegs nach Tao’s, dem Künstlerdorf im Adobe Stil, kommen wir auf der Fahrt an ein paar merkwürdigen Häusern vorbei. Sie erinnern uns an eine Mischung aus Hundertwasser und Gaudi. Es ist sogar ein Visitor Center angeschrieben, das wollen wir uns ansehen.

 

Diese zukunftsorientierten, umweltfreundlichen Häuser bestehen aus Recyclingmaterial wie Dosen, Flaschen und alten Reifen und erzeugen ihre Energie über Solarpanels auf dem Dach selber. Das auf den Dächern gefasste, und über eine Wasseraufbereitungsanlage gesäuberte Regenwasser, wird drei mal verwendet. Nach dem ersten Filtern hat es Trinkwasserqualität, das fürs Kochen, Duschen etc. verwendete Wasser wird durch Pflanzen (vor allem Kräuter, Gemüse und Früchte) die im Haus wachsen gereinigt, am Ende wird es noch für die Toilettenspülung verwendet. In den Siebziger Jahren wurden die ersten Häuser durch Kommunen gebaut,  mittlerweile gibt es in vielen Ländern vergleichbare Objekte. Man kann Baupläne übernehmen oder ganze Bautrupps engagieren. Wer Interesse hat, über diese coolen Projekte mehr zu erfahren findet hier das Gewünschte: www.earthship.com

Über den Rio Grande, den wir später überqueren, führt die zweithöchste Brücke der USA. Die Rio Grande George Bridge. Schwindelerregende 200 Meter hoch! 20 km später erreichen wir das herzige Tao’s. Die Kleinstadt schmiegt sich an die hohen Berge der Sangre de Cristo und hat den Ruf, eine der höchsten Künstlerdichten der USA zu haben. Die Häuser sind alle im Adobe Stil, also aus Lehmziegeln und maximal zwei Stockwerke hoch. Viele spanisch sprechende Familien wohnen hier, genauso wie Menschen mit indianischen Wurzeln, Aussteiger und Kunstbesessene. Jeden Donnerstag Abend wird auf der zentralen Plaza Live Musik gespielt, die wir uns natürlich auch anhören wollen. Es herrscht eine gemütliche Stimmung. Zu Country Rock von lokalen Grössen, wird getanzt geklatscht und gesungen. Sogar die drohenden Gewitter ringsum verschonen das kleine Volksfest.

Wir sind innert weniger Stunden in ein komplett anderes Amerika katapultiert worden. Reichtum, der zur Schau gestellt wird wie in Kalifornien, scheint hier nicht vorhanden zu sein. Viele Autos sind alt, die Häuser einfach, die Menschen bodenständiger. Spanisch wird wieder öfter gesprochen und viele Gesichter zeigen indianischen Ursprung. Gefällt uns sehr!

 

 

Nächste Destination ist für uns Santa Fé, an der Historic Route 66 gelegen und immer noch auf 2000 M.ü.M. Als wir am Nachmittag über den Highway düsen und von den Hügeln auf die Ebene wo die Stadt liegt sehen, finden wir sie fast nicht. Der immerhin fast 80’000 Einwohner zählende Ort, liegt so gut getarnt in all den grossen Bäumen. Per Gesetz sind Bauten die grösser als die Kathedrale wären, verboten. Wegen eines grossen Unfalls auf der Autobahn werden wir von der Polizei auf Umwegen ins Zentrum geleitet. Als wir beim Parkplatz des Visitor Centers ankommen, wo man auch übernachten darf, verdunkelt sich der Himmel und die Schleusen öffnen sich. He nu, wir kochen mal Kaffee und machen eine kleine Siesta. Im Ländy versteht man sein eigenes Wort nicht, so laut klatschen die Tropfen - von Blitz und Donner begleitet.

 

Als der Regen nachlässt bummeln wir von unserem Parkplatz ins nahe Zentrum. Wir sind gleich begeistert von dieser tollen Stadt. Sie ist gerade gross genug um Abwechslung zu bieten und niemals langweilig zu sein, aber klein genug um keine Hektik aufkommen zu lassen. Fast alle Häuser, ob alt oder neu, sind im Adobe Stil gebaut, überall blühen Blumen, die Stadt ist grün und sehr sauber. Wir werden öfter angesprochen woher wir seien, ob es uns hier gefällt und willkommen geheissen. Einheimische geben uns ungefragt gute Tipps oder fragen, ob sie uns helfen können, wenn wir mit dem Stadtplan zu Gange sind. Total nett. Viele sind latein-amerikanischer Abstammung, aber auch indianischen Ursprungs oder ganz „normale“ Amis. Unzählige Galerien, in den Gärten viel Kunst, schöne Geschäfte und gepflegte Restaurants mit tollen Innenhöfen. In dieser Stadt hat alles seinen Pries, aber es scheint uns gerechtfertigt. Die Qualität ist hoch und es gibt nur wenig Touris Krimskrams. 

 

Sogar für einmal viele Stiefelläden! Mein El Dorado. Allerdings sind die meisten aus Alligator-, Schlangen oder sogar Elefantenleder. Gut, dass ich jeweils problemlos ablehnen kann; bei uns sei der Import solcher Materialien „leider“ nicht erlaubt. Dann haben sie immer ein bisschen Mitleid mit mir…Als wir in einem Laden fragen, ob Alligatorleder hier von Zuchten stammt und ob das Fleisch auch verwendet wird, antwortet die Lady; Nein, aber in Florida liegen die Viecher in den Gärten und fressen die Kinder in den Swimming Pools. Kann also nicht schaden, sie einem besseren Zweck zuzuführen - ein ruhiges Dasein als Stiefelspitze oder so…😉

 

Am Samstag Morgen ist Farmers Market in den neu renovierten Hallen am kleinen Bahnhof. Es riecht überall nach frisch gebackenem Brot, Kräutern und Käse, Künstler bieten ihre selbstgemachten Leder-, Schmuck- oder Töpferwaren an - eine tolle Marktstimmung.

 

Auf einigen Terrässli wird Live Musik gespielt, eine gemütliche chillige Atmosphäre. Gegen Abend trinken wir in einem netten Garten ein lokales Bierchen, denn hier zupft eine bestimmt siebzigjährige Lady auf ihrer Gitarre tolle Herzschmerz Musik. Später lernen wir Lisette kennen. Sie stammt ursprünglich aus Chile, hat in Rom Oper studiert was ihr nie gefallen hat, ist durch die Welt getingelt und lebt nun in Santa Fé. Für den Moment, denn wie sie sagt würde sie gerne noch ein wenig von Europa sehen. Eine richtige (Lebens-) Künstlerin. Wir kaufen ihr eine CD ab und machen uns nochmal auf den Weg durch die Gassen. Ob wir zu Hause unseren Krempel in einen Container laden sollten und uns hier niederlassen? Zwischen den vielen Künstlern, den Bohemians und Schöngeistern, lässt es sich bestimmt ganz relaxed leben. Wir sind ein bisschen „in Love“ mit Santa Fé. Auf meiner persönlichen Liste der „Lieblingsstadt auf der Reise“, hat sie soeben Cartagena in Kolumbien auf dem begehrten ersten Platz abgelöst. Wir kommen hoffentlich (ganz bestimmt) wieder!

4.6. - 9.6.17

 

Albuquerque - Amarillo - Lake Clinton - Elk City - Foss State Park - Wes Watkins Lake

 

Von Santa Fé führt uns die Strasse nach Albuquerque. Nicht weil uns die Stadt viel verspricht oder einen besonderen Ruf hätte, sondern weil sie uns zurück auf die Route 66 führt - die eigentlich hier Interstate 40 heisst. Als wir in Albuquerque ankommen ist Sonntag Mittag, somit nur wenig Verkehr in dieser 600’000 Einwohner grossen Stadt. Wir parkieren im Zentrum bei einem Supermarkt und bummeln in die nahe Downtown. Auf der grossen Plaza spielt eine Liveband, viele Tanzen, schlecken Glace, führen ihre Hunde aus und geniessen ihren freien Tag. Es ist heiss, obwohl wir immer noch auf 1600 M.ü.M. sind. Bestimmt 35 Grad. Wir sehen uns ein paar Gassen und Geschäfte an, freuen uns an unserem Becher Joghurtglace und hören der guten Musik zu. Später fahren wir zum riesigen Walmart um zu übernachten. Die nächsten Tage heisst es für uns Strecke machen und nicht rumbummeln. Wir wollen ja nach Memphis, was ungefähr 1800 km östlich liegt. Dazwischen ist viel Weide- und Farmland und eigentlich nicht besonders viel zu sehen.

Ausser natürlich die Route 66. Die ist aber bis jetzt über grosse Strecken, muss man leider sagen, vor allem Geschichte und Legende. Heute ist die Interstate 40, die ab 1926 Chicago mit Los Angeles verband, eine vierspurige Autobahn, ab und zu kann man zwar auf die Historic Route 66 ausweichen, aber dann fährt man parallel zur Autobahn. Also nicht wirklich super. Bisher war vor allem der Abschnitt zwischen Seligmann und Kingman in Kalifornien so, wie wir uns die Route 66 vorgestellt haben. Mit den alten Tankstellen, den rostigen alten Amischlitten, den Dinern und den kleinen verlassenen Tante-Emma Läden. 

 

Anyway, unser Weg führt heute über fast 480 km von Albuquerque bis nach Amarillo. Somit haben wir auch den Bundesstaat New Mexiko verlassen und sind in Texas angekommen - patriotisch konservatives Stück Amerika. Weites Land, riesige Getreidefelder, grosse Rinderherden und viele Windparks. Das überrascht uns, ist Texas doch einer der erdölreichsten Staaten. Unterwegs kommen wir an der Cadillac Ranch vorbei. Moderne Kunst eines Ranchers auf dessen Land. Offenbar dürfen die in der Erde steckenden Autos beliebig verziert werden. Einige Künstler sind mit Spraydosen zu Gange und viele leere Dosen zeugen von Vorgängern. In Amarillo gibt es ansonsten nichts zu sehen. Keine Altstadt oder Downtown, wie es hier heisst, keine Quartiere mit netten Läden oder schönen Restaurants. Die Einheimischen werden ihre Einkäufe wohl in den gefühlten tausend, ausserhalb gelegenen Einkaufszentren tätigen.

 

Beim schön gelegenen Visitor Center, zwischen Pferdekoppeln und einem kleinem See übernachten wir, weil dies in Texas offiziell erlaubt ist. Während wir kochen und essen, kommen auch andere Wohnmobile und Trucks um hier eine ruhige Nacht zu verbringen. Wir werden oft angesprochen, von Einheimischen oder Touristen. Nettes Geplauder all evening long. Überall sind Warntafeln, weil sich hier Klapperschlangen herumtreiben können, allerdings beobachten wir viele wilde Hasen, die bei uns in der Nähe ihr Futter suchen. Die werden wohl einen siebten Sinn haben, damit sie nicht verspeist werden…

Dann geht es für uns weiter in Richtung Oklahoma City im gleichnamigen Bundesstaat, noch einmal etwa 400 km. Viele Oberflächen von Stauseen glitzern, es ist grün, Gras wird gemäht und zu Millionen von Ballen gepresst, Landwirtschaft all over. Wir bekommen im Visitor Center gute Unterlagen und entdecken viele interessante State Parks. Einen, der berühmt für seine Bisonherde ist, wollen wir uns ansehen. Deshalb übernachten wir in der Gegend, am kleinen Lake Clinton. Der See ist bestimmt 26 Grad warm, wir plantschen, geniessen die Wärme (Decken, warme Kleider etc. dürfen wieder in den Keller!) und kochen ein feines Nacht. Dazu ein Gläschen Wein, in dem sonst so alkoholfreien Staat. Cool! Bereits am späteren Abend zucken über dem Horizont in Richtung Norden, viele Blitze. Als wir ins Bett gehen ist bei uns alles noch ruhig, wir sehen sogar noch den Sternenhimmel. Irgendwann in der Nacht beginnt es bei uns zu brausen. Zum Glück stehen wir richtig im Wind, so dass wir nicht die volle Breitseite abbekommen. Wir schliessen rasch alle Fenster und hoffen, dass unser Tisch neben dem Ländy und die zwei Abfallsäcke auf der Kühlerhaube bleiben wo sie sind. 

 

Ich mach mir ein ganz kleines bisschen Sorgen, denn wir stehen mitten in der Tornado Alley Amerikas. Durch diesen Korridor fetzen die Stürme von der Ostküste her, und erreichen unglaubliche 480 km/h. In Patagonien waren für uns Winde ab 70 km/h gerade noch verträglich. Böen mit mehr Tempo sind bereits gefährlich. Jetzt stelle man sich 480 km/h vor!! In den Visitor Centers von Oklahoma gibt es sogar Tornado Shelters. Das sind spezielle Räume in die man sich in Sicherheit bringen kann, wenn ein Tornado aufzieht. Aber natürlich ohne Ländy…

 

Für die in Amerika lebende Bevölkerung steht eine spezielle Seite im Internet mit den aktuellen „Weather Alerts“ zur Verfügung. Also mit all den Alarmstufen von Hitze, Tornado, Hurricanes, Überschwemmungen etc. damit die Menschen sich, falls nötig, entsprechend in Sicherheit bringen können. Gestern war aber nur ein laues Lüftchen und Tornado ist weit und breit keiner in Sicht. Zum Glück! 

Am nächsten Morgen fahren wir die kurze Strecke nach Elk City. Da wir entschieden haben, noch ein wenig in der Region zu bleiben, müssen wir unsere Vorräte aufstocken. Wir fahren also in den nahen Walmart, kaufen ein, und besuchen das „Route 66 Museum“ von Oklahoma State. Eine Tour Neuseeländer mit Mustang Cabrios, die die Route 66 fahren, verlässt gerade die diversen Gebäude des Museums. Mexikanische Motorradfahrer kommen gerade an, und ein Busfahrer mit einer Ladung voller Touristen bringt seine Fracht, als wir gerade das Museum verlassen. Hier ist ganz schön was los. Es gibt einen coolen Film über die Entstehung der Route 66 zu sehen, über Mr. Ford der das erste Auto für die Massen produzierte, und spannend; bereits als die Aufnahmen noch schwarz weiss waren, also bestimmt in den 50er Jahren, war die 66 bereits die Interstate 40 und vierspurig. Damals gab es übrigens schon oft lange Staus, und die Ausfahrt auf der 66 wurde zum Meet and Greet mit dem Vorder- und Hintermann.

 

 

Wir fahren weiter in den Foss State Park und melden uns beim Visitor Center. Die nette Lady am Empfang sagt, Tickets brauche es keine, dieser State Park sei kostenlos, nur die Campingplätze kosten. 14 U$ für einen Platz ohne Strom und Wasser. Das klingt gut. Wir fragen sie nach den Bisons, aber sie meint, die seien heute weit weg. Man kann sie nur sehen, wenn sie in die Nähe des Visitor Centers kommen, denn da ist die Wasserstelle. Sonst weiden sie auf einem unzugänglichen Gebiet. Schade, aber wir werden es morgen nochmal versuchen. 

 

Wir suchen uns aus den unzähligen freien Plätzen am See einen schönen aus und richten uns ein. Kanadische Wildgänse kommen mit ihren Jungen vorbei, wir sehen Hasen und Rehe - und natürlich gerade als wir schwimmen wollen, eine grosse, richtig schöne Wasserschlange. Bestimmt zwei Meter. Tinu macht das nichts aus - mir schon…

 

Später kommen noch ein paar Ranger vorbei und bedanken sich, dass wir den Foss State Park besuchen. Die haben wahrscheinlich nicht viele Ausländer die hierhin kommen. Es ist nett mit ihnen zu plaudern. Sie meinen wir hätten Glück, gerade letzte Woche seien noch Tornados vorbeigezogen. Aber jetzt sei es die nächsten Tage wieder ruhig. Wir sind überrascht, weil wir nirgends umgestürzte Bäume oder Hausruinen sehen. Aber der Ranger meint, es werde Leichtbauweise vorgezogen und nur ein Raum sei sehr solide gebaut. Dann gehen die Menschen dort rein und warten den Sturm ab. Wenn was beschädigt ist, wird halt wieder aufgebaut. Das sei vor allem eine Glückssache. Einige Häuser seien hundert Jahre alt, andere werden alle paar Jahre weggefegt und wieder aufgebaut.

 

Als wir am Morgen nochmals zu den Bisons wollen, lässt sich bloss einer blicken. Der ist aber ein ganz schöner Brocken. Wohl ein alter Bulle - ziemlich beeindruckend. 

 

Wir fahren in Richtung Oklahoma City und besuchen das Viertel Bricktown. Die Häuser sind alle aus Backstein, viele Restaurants, Theater und Kinos. Wir fahren weiter und wollen ausserhalb der Stadt übernachten. Wieder kommen wir an schönen Seen vorbei, wir suchen uns den Wes Watkins Lake aus und nehmen eine Stichstrasse. Sie führt uns direkt durch ein schönes Quartier zur Bootseinschiffungsrampe. Kein Mensch weit und breit nur ein toller See. Der ist auch nicht so veralgt wie die letzten, allerdings auch schön warm. Später besuchen uns Betty und ihr Mann Dave. Sie wohnen etwa 200 Meter vom See weg und haben den Ländy gesehen. Er sei ein „Motorfreak“. Alles was Speziell ist und motorisiert, interessiert ihn. Sie fragen uns über unsere Reise aus und sind total aus dem Häuschen. Sie bieten uns sogar an, bei ihnen Wasser zu tanken, aber wir haben genug. Natürlich geben sie uns gute Tipps, vor allem betreffen Arkansas und Mississippi, denn sie sind ursprünglich aus Louisiana. Die Amis sind wirklich total nett, interessiert und unglaublich höflich. Wirklich alle bedanken sich, dass wir uns die Staaten ansehen wollen, und finden es toll, dass wir so lange Zeit haben um ein bisschen mehr zu sehen, als die üblichen Hot Spots. Meistens entschuldigen sie sich, dass sie uns gestört haben, dabei ist es mit allen wirklich nett zu plaudern.

9.6.- 11.6.17

 

Oklahoma City - Lake Dardanelle - Little Rock - MEMPHIS!

 

Um es gleich vorweg zu nehmen, Oklahoma City bietet für uns nicht viel. Wir machen ein paar Schlenker durchs Zentrum, und entschliessen uns, lieber an einem schönen See zu übernachten. Es ist wieder heiss, und bädele klingt einfach zu verlockend. So fahren wir nochmal ca. zwei Stunden bis zum Lake Dardanelle, auch auf State Park Gebiet gelegen. Wir bekommen noch den zweitletzten freien Platz (es ist Freitag Nachmittag), toll in den Bäumen, mit Grillstelle, Holz und allem drum und dran. Sofort mal Badezeugs raus und ab in den See! Der ist richtig sauber - Wasserreservoir von Oklahoma City. 

 

Am nächsten Tag fahren wir bis Little Rock. Yes, es gibt eine Hillary und Bill Clinton Avenue, Hillary und Bill Clinton Universität und Hillary und Bill Clinton Park. Die zwei sind hier die lokalen Grössen. Das Örtchen ist aufgeräumt, sauber, fast schon geschniegelt und zum ersten mal sind die Weissen in den Strassen nicht mehr in der Überzahl. Harleys und Cabrios mit dröhnender Musik werden in den Strassen voller Stolz präsentiert, viel Blingbling auf dunkler Haut. Mitten im Zentrum finden wir einen guten Parkplatz wo wir auch übernachten können. Gehört wohl von Mo-Fr zu einem Bürohaus. Eigentlich ist es hier richtig ruhig, nur die hausgrossen Klimaanlagen auf den Bürohochhaus- und Hoteldächern machen Krach. 

 

Wir bummeln zum nahen River Market, wo normalerweise der Bär tanzt. Nur jetzt nicht. Wir sind genau zwischen Farmer Market am Morgen und dem Funk Konzert am Abend hier. Blöd. Da nix anderes in Little Rock läuft, nehmen wir unsere Apfel Gadgets und gehen in die Lobby des nahen Marriotts. Gutes W-Lan wär ja auch nicht schlecht. Wir sind erstaunt wie viele Menschen mit totaler Körperverzierung im Marriott verkehren. Tinu sieht irgendwann das Hinweisschild zur Tattoomesse im Untergeschoss. Aha, drum! Wir studieren bei jedem der an uns vorbei geht, die neu gestochenen unter Plastikfolie sauber gehaltenen Bildli, und Tinu überlegt kurz…das wär ja die Gelegenheit. Vielleicht den Ländy auf die Wade oder so?! Natürlich nicht!

 

Am Abend ist es als dann am Arkansas River ziemlich funky. Nicht gerade das was uns gefällt. Wir gehen was essen und bummeln dann zum Barfestival. Viele lokale Brauereien bieten ihr Erzeugnis an, und irgend ein Typ, der bei „the Voice“ mitgemacht hat, zupft auf der Bühne an seiner Gitarre. Gar nicht mal schlecht. Hat eine gute Country Stimme. Das war also Little Rock. Muss man auch nicht unbedingt gesehen haben, aber bei 1800 km bis Memphis muss man ja irgendwo Halt machen…

Am Morgen knorzt wieder mal unser Zündschloss. Wohl zu viel Sand oder Staub abbekommen. Aber nach einigen Versuchen springt er doch an. Ein bisschen schmieren hilft. Wir düsen weiter immer in Richtung Elvis. Nach einem Einkauf bei Wali und weiteren zwei Stunden erreichen wir endlich die Bundesstaatsgrenze von Tennessee. Wir gehen zum Visitor Center und…es dröhnt draussen schon „Notbush City Limits“ von Ike & Tina Turner aus den Boxen. Ja, die zwei haben hier ihre Platten aufgenommen. So cool! Wir lassen uns mit diversen Karten und Flyer eindecken.

 

Als wir wegfahren wollen - total Blockade des Zündschlosses! Mist. Wir üben bestimmt eine halbe Stunde, bis es uns gelingt, das Teil zu entsperren. Also heute wird der Ländy bestimmt nicht geklaut! Wir machen es in Zukunft wie die Amis, lassen ihn vor jedem Einkaufszentrum und überall einfach laufen😄…Ne, das muss irgendwie gelöst werden. Wir werden uns in den nächsten Tagen eine Garage suchen, die Zeit und Geschick hat das zu reinigen oder ganz auszuwechseln. 

 

Wir fahren zum RV Park von Graceland. Direkt gegenüber der Villa von Elvis. Als wir uns bei der Reception melden meint die nette Zöpfli-Lady; „Welcome to Graceland“. Soooo cool! Hühnerhaut pur. Wir sind angekommen!

12.6.

 

Memphis

 

Endlich in Memphis. Aber wir verbringen den Morgen nicht etwa in Graceland oder den Sun Studios, auch nicht bei Gibson, sondern in einer Toyota Werkstatt. Immerhin konnten wir den Ländy starten, was ja neuerdings auch nicht mehr selbstverständlich ist. Wir sorgen für allgemeines Staunen in der Garage. Einige der älteren Mitarbeiter erkennen den Landcruiser, ein Junger staunt, und sieht aus als ob er nicht glauben könnte, dass so ein Saurier noch auf den Strassen unterwegs ist. Sie bemühen sich redlich, aber haben weder den nötigen Lift und den Ländy für den Ölwechsel zu heben (in Mexiko hatten sie den auch nicht, da ist einfach einer drunter gelegen), zu alledem ist es noch ein Diesel, das machen sie eh nicht, und die Filter haben sie auch nicht, dass wir einen dabei hätten hilft in dem Moment wenig. Für das Schloss können sie auch nichts tun, haben uns aber eine gute Adresse eines Schloss-Spezialisten. 

 

Der Chef Mech fragt, ob der Junge sich das Auto nicht etwas genauer ansehen kann. So etwas hat er noch nie gesehen. Er ist aus dem Zeitalter wo Scheiben sich elektrisch heben und senken, Autos bereits von weitem per Klick geöffnet werden können, UND Autos ohne Klimaanlage sind für ihn sowieso unfassbar. Witzig. Wir verabschieden uns und gehen zu „Smith Locks“. Der nette Typ der sich unserem Problem annimmt, kontrolliert die Schlüssen, an denen kann es nicht liegen, weil die Türschlösser ja einwandfrei funktionieren. Kling logisch. Er checkt das Schloss, aber kein Dreck sondern die Abnützung der kleinen Federn im Innern sind das Problem. Nach tausenden von Starts sind die immer ein bisschen weniger gespannt, erklärt er uns. Aber dies halte noch ewig, man muss einfach wissen, wie man ihn startet. Ein bisschen mehr nach Unten drücken, damit der Schlüssel in die ursprüngliche Position geht, und klick - wir starten. Wir üben ein paar mal, funktioniert einwandfrei. Dafür haben wir jetzt, wie die modernen Fahrzeuge, eine automatische Wegfahrsperre😃!

 

Es ist erst kurz nach Mittag, somit düsen wir zurück auf den Camping, duschen kurz denn es ist so heiss und feucht, und bummeln zum Shuttle Bus der uns zu den Sun Studios bringt. Das ist ein tolles Erlebnis. Von außen wirkt das angestaubte Musikstudio eher unscheinbar, doch hier begann der Siegeszug des amerikanischen Rock’n’Roll. Anfang der 1950er Jahre begann Sam Phillips vom Sun Studio damit, Platten von Blues-Künstlern wie B.B. King und Ike Turner aufzunehmen. Danach folgte die Rockabilly-Dynastie mit Jerry Lee Lewis, Johnny Cash, Roy Orbison und, natürlich, dem King of Rock ’n’ Roll höchstpersönlich, dessen Karriere 1953 hier ihren Anfang nahm. Bei der sehr informativen 40-minütigen Führung durch das winzige Studio werden Originalbänder von legendären Aufnahme- Sessions vorgespielt und der Guide spickt seine Ausführungen mit Anekdoten. Viele tolle Fotos von damals aber auch von heute. Stars wie Simon & Garfunkel, Bruno Mars, Bono mit U2 und viele andere nehmen auch heute noch ihre Platten hier auf. Kein elektronischer Schnick Schnack, nur die Beleuchtung von damals und eine super Akustik!

Mit dem nächsten Bus fahren wir Downtown. Eigentlich wollen wir die Führung durch die Gibson Factory mitmachen. Blöd nur, die arbeiten bis um drei Uhr, und wenn die Manufaktur geschlossen ist, ist auch mit den Führungen Schluss. Schade, wir hätten gerne gesehen, wie diese berühmten Gitarren hergestellt werden. 

 

So bummeln wir zur autofreien Beale Street, rund um die Uhr eine Partyzone, in der frittierter Food, Bier to go und Musik, Musik und nochmals Musik das Ambiente prägen. Einheimische sucht man hier vergebens, Gift Shop an Bar, und Bar an Gift Shop. Es ist schmuddelig und wie auch der Rest von Memphis hat die Beale Street bestimmt schon bessere Zeiten gesehen. Obdachlose hängen rum, man wird um Geld angepumpt und die Bars und Clubs sind düstere Löcher. Dies aber alles am heissen, sonnigen Nachmittag. Am Abend wenn es kühler und dunkler wird, gewinnt die Gasse, und sogar die Bars erstrahlen von den Neonleuchtreklamen in anderem Glanz.

 

Allerdings hat man auch in anderen Teilen von Memphis den Eindruck, dass die Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Armut hier um sich greift. Häuser verfallen oder sind mit Kletterpflanzen überwuchert, dunkle dreckige Gassen in den Quartieren und leerstehende Fabriken - morbider Charme. Allerdings sind die Menschen richtig freundlich und man fühlt sich überall willkommen.

 

Als der Hunger ruft, besuchen wir Gus’s Famous Fried Chicken. In einem kleinen unscheinbaren Bettonbau werden Hühnchenteile frittiert und mit allen möglichen Beilagen serviert. Die Tische sind mit rotweiss karierten Plastiktischtüchern gedeckt, das Essen wird in Einweggeschirr serviert und von Hand gegessen, Bier wird aus der Flasche getrunken - und es schmeckt ausgezeichnet. Ist übrigens im TripAdvisor von den 1600 Restaurants in Memphis die Nummer 1😋!

13.6.17

 

Memphis Graceland

 

Endlich in Graceland! Wer kennt sie nicht, die tolle Musik des charismatischen Amerikaners? Egal ob jung oder alt, aus allen Herren Ländern pilgern die Menschen zu tausenden auch heute, 40 Jahre nach seinem Tod, noch nach Graceland zu seinem Grab. 1982 öffnete Priscilla die Villa für Besichtigungstouren. Lisa Marie hat später alles andere verkauft (Hotel, Flugzeuge, Merchandising etc.) und nur die Villa behalten. Sie hat nur an Ausnahmetagen, wenn keine Touren angeboten werden, das Recht sie zu nutzen. So feiert sie zum Beispiel mit Freunden und Familie jeweils Thanksgiving in Graceland. Im ersten Stock sind immer noch Privaträume, die nicht besichtigt werden können.

 

Auszug aus dem Lonely Planet:

Obwohl Elvis Presley in Mississippi geboren wurde, war er doch ein Sohn der Stadt Memphis. Er wuchs in einer Sozialwohnung im Viertel Lauderdale Courts auf, wurde in den Clubs der Beale Street vom Blues inspiriert und im Sun Studio auf der Union Ave 1956 entdeckt. Im Frühjahr 1957 kaufte der 22-jährige, bereits zu Ruhm gelangte Sänger für 100 000 U$ eine Kolonialvilla, die von ihrem vorherigen Besitzer den Namen Graceland erhalten hatte. Der King selbst ließ die Villa 1974, nun ja, umdekorieren. Mit seiner 4,6 m langen Couch, einem künstlichen Wasserfall, gelben Vinylwänden und grünen, flauschigen Teppichen an der Decke könnte es glatt einem pompösen Einrichtungskatalog aus den 1970ern entsprungen sein. 

 

Unsere Führung beginnt mit einem Film über Elvis’s Leben und mit Konzertmitschnitten. Wir sind ja jetzt nicht die allergrössten Fans ever, daher erfahren wir doch Einiges was uns erstaunt. Zum Beispiel wurde Elvis als Zwilling geboren. Allerdings hat sein Bruder bereits bei der Geburt nicht mehr gelebt. Die Eltern wussten nicht, dass sie Zwillinge erwarteten und waren nach der Bestürzung über das tote Kind, natürlich mehr als happy, dass Elvis ebenfalls das Licht der Welt erblickte. Er kam aus sehr ärmlichen Verhältnissen und hat seinen Eltern bereits als kleiner Junge versprochen, dass er dafür sorgen werde, dass es ihnen später besser geht. Nach dem Kauf der Villa zogen die Eltern und die Grossmutter mit ihm nach Graceland. Die Grossmutter hat alle überlebt und bis in die 80er Jahre Graceland bewohnt. Zudem hatte er einen schwarzen Gürtel in Karate, liebte Pferde und war ein Motorrad- und Autonarr. Viele seiner Autos kamen in den zahlreichen Filmen vor, die anderen hatte er wohl nur zu seinem Vergnügen. Rolls Royce, Lincolns, Mercedes und natürlich sein pinker Cadillac können im Automuseum, nebst seinen vielen Motorrädern, bestaunt werden.

 

Natürlich gibt es auch eine Hall of Honour, unzählige platine, goldene und silberne Schallplatten sind ausgestellt. Seinen Bühnenkostümen und seiner Zeit in der Armee in Deutschland, sind eigene Hallen gewidmet. Überall wird seine Musik gespielt, es gibt sogar eigens ein Kino, in dem seine (ziemlich kitschigen) Filme laufen. Wir vertörlen uns über vier Stunden, man könnte auch einen ganzen Tag in all den Gebäuden verbringen. 

 

Die einschlägigen Shops dürfen nicht fehlen, die Kommerz Maschinerie läuft wie geschmiert. Von T-Shirts über Socken, Taschen und Tassen, Aschenbecher und Karten kann einfach alles gekauft werden. All dem grossen Andrang und kommerziellen Nutzen zum Trotz, hat uns Graceland gut gefallen. Es gehört einfach zu Memphis und zu den Staaten, die Musik weckt Kindheitserinnerungen als zu Hause die grossen Tonbänder gelaufen sind, die vielen Fotos sind toll und an seinem Grab denkt man nochmal über die grossartige Hinterlassenschaft von Elvis Presley nach. Was wäre eine Musikwelt ohne „Suspicious Minds“? Nichts! Es war uns eine Ehre, Mr. Presley.

Im Ländy greifen wir zu Elvis „Greatest Hits“ (nein, wir haben immer noch nicht genug) und machen uns auf den Weg in Richtung Nashville. Nach etwa 170 km kommen wir zum Pickwick State Park. Auf dem einfachen Camping, wo wir direkt am Fluss mit Sicht auf die Schleuse stehen können, wollen wir erst mal bleiben. Vielleicht können wir ein paar Schiffe beobachten…

 

Wir haben also noch einen Tag an diesem wunderschönen Platz angehängt, und mit drei mal kalt duschen und einmal plantschen im Tennessee River hat man es sogar in dieser Hitze gut ausgehalten. Wir beobachten lange Transportschiffe, lesen, Tinu macht Teig für Brottaschen und ich mache Füllung aus Feta, Zwiebeln, Tomaten und Kichererbsen. Am Abend sammeln wir Holz und backen unsere Teigtaschen und Speck auf dem Feuer. Das war richtig fein. Das Brot ist richtig schön aufgegangen (trotz Vollkornmehl) und mit schöner Aussicht auf den River haben wir gut gegessen.

 

Am Morgen machen wir uns auf den Weg ins kleine Städtchen Lynchburg.  Unterwegs wollen wir noch kurz einkaufen und fahren in einen Walmart. Eigentlich hatten wir geplant direkt da unser Müsli zu machen aber als wir aus dem Wali kommen, geht fast die Welt unter. Es ist dunkelschwarz, die Wolken hängen tief und wir sehen schon, dass wir uns besser vom Acker machen. Unser Ländy kriegt zwar ein Vollbad, aber es wird dann doch nicht so schlimm. Glücklicherweise sind wir sofort weitergefahren. Später hören wir im Radio, dass ein Minitornado über die Gegend zieht, und man wenns geht, von der Strasse soll. Huch!

 

Wer kennt die Werbung nicht; alte Männer die auf Holzfässern vor der Scheune sitzen, über die Felder im schönen Abendlicht schauen und dazu ein Glas - genau; Jack Daniel’s geniessen. Die Jack Daniel’s Brennerei war die erste offiziell lizenzierte Brennerei in den USA, ausgerechnet in einem „trockenen“ County. Bei der eineinhalbstündigen Führungen durch die Brennerei werden aber immerhin kleine Kostproben ausgeschenkt. Schon seit 1866 wird hier Whiskey tropfenweise durch eine 3m dicke Schicht Holzkohle gefiltert und reift anschließend in Eichenfässern. Lynchburg an sich ist auch klein und hübsch, allerdings werden hier die Bürgersteige vor 18.00 Uhr hochgeklappt. Dann ist keine Menschenseele mehr unterwegs.

14.6.-17.6.17

 

Lynchburg - Nashville

 

Nachdem wir die Nacht im stillen Lynchburg verbracht haben, fahren wir weiter in Richtung Nashville. Unterwegs lassen wir wieder mal einen Ölwechsel machen, abschmieren, Niveau Kontrolle, Räder auswuchten etc. Gut, dass wir eine Werkstatt gefunden haben, die sich auch auf Trucks spezialisiert hat. Sie haben einen anständigen Lift und sind gut ausgerüstet. Auch Diesel ist kein Problem …Zwei Stunden später und nachdem nur 75U$ die Hand gewechselt haben, ist alles ready und wir fahren weiter. 

 

In Nashville wollen wir wieder auf einen Parkplatz im Zentrum. Wir suchen ein bisschen rum, als wir in einer Seitengasse einen „Cruise America“ in „Künzli-Grösse😊„ sehen. Vier junge Männer sitzen drinnen im Kühlen. Wir fragen sie ob sie hier übernachtet haben, sie meinen ja, das sei ohne Probleme gegangen. Direkt neben uns parkiert eine Lady. Die sieht wie eine Einheimische aus, wir fragen auch sie. Ihrer Stimme hört man schon an, dass sie von hier ist. Klingt sehr nach vielen Club Nächten…Sie meint, Nashville sei sehr sicher und dass wir bestimmt hier stehen können. Allerdings sei die Parkuhr auch am Wochenende aktiv. Perfekt. Wir lassen unseren Ländy also in der Gasse stehen und bummeln in den District nach Downtown. Wir müssen eigentlich nur um die Ecke und sind bereits mitten im Geschehen. Nashville gefällt uns richtig richtig gut. Viele tolle Clubs mit guter Musik für jeden Geschmack. Von Country über Rock’n’Roll, zu Blues aber auch Jazz. Die „Leiseren“ spielen vom Vorabend bis ungefähr um Zehn Uhr, dann ist eine halbe Stunde Pause und in dieser Zeit ist in den Clubs Schichtwechsel. Dann wird's laut! Eigentlich kann man sagen, dass in jedem Restaurant, Pub oder Bar Live Musik gespielt wird. Das haben wir so nicht mal in Irland oder Lissabon gesehen. Ist richtig cool! Wir essen auf einer Dachterrasse mit Blick auf den Cumberland River zu Abend, es ist einmal mehr nicht berauschend, aber die laue Nacht und die tolle Aussicht machen alles wett.

 

Hier ist sogar „nur die Strasse beobachten“ toll. Schaulaufen der aufgemotzten Autos und Motorräder. Wir denken kurz an die Fahrzeugkontrolle in der Schweiz. Die würden aus den Latschen kippen, wenn man mit einem solchen Vehikel erscheinen würde. Die stark verchromten Harleys sind in der Lieblingsfarbe des Fahrers/Besitzers beleuchtet, mit Gügerlis am ganzen Rahmen und wer was auf sich hält, hat natürlich auch die Schuhe mit den entsprechend leuchtenden Sohlen an. Die Musik dröhnt aus den Lautsprechern es ist ausserirdisch!

 

Später, als wir nach diversen Clubs, wieder zum Ländy bummeln, merken wir, dass „zentral“ in Nashville einher geht mit „laut“. Schlafen schwierig, denn man muss um einzuschlafen einen Augenblick zwischen zwei vorbeidröhnenden Harley Clubs abpassen (die übrigens mit ihren lauten Maschinen die Alarmanlage diverser parkierter Autos auslösen). Natürlich sind auch noch viele Menschen unterwegs, und einige davon hören wir über den Ländy dozieren (sie wissen ja nicht dass wir drin sind). Einer weiss ganz genau Bescheid, und klärt seine Begleiter über Modell, Baujahr, Extras etc. auf. Wir grinsen im Innern. Wo er Recht hat, hat er Recht. Irgendwann schlafen wir dann doch, und dies gar nicht mal schlecht.

 

Am Morgen läuft in Nashville ja gar nichts, dann ist Kater pflegen angesagt. Wir haben keinen und suchen uns somit ein Kaffee, wo wir wieder mal unsere Apfel Gadgets laden können und ein paar Dinge im Internet recherchieren. Hotel in Chicago, State Parks unterwegs etc. 

 

Als Tinu sein Facebook öffnet, lacht uns ein Foto vom Ländy hier in der Seitengasse an - wir haben das nicht gepostet! Heee? Jetzt hat wahrscheinlich der Dozent von letzter Nacht, eine Anfrage in Facebook gestellt, ob jemand dieses Fahrzeug erkennt. Einer hat ihm empfohlen, dieses Pic auf’s Panamericana Forum zu stellen, und prompt hat uns einer erkannt. Et voilà, am Morgen ist die frischgebackene Freundschaftsanfrage bei Tinu auf dem Tisch. So geht das!

17.6.-30.6. 2017

 

Nashville - Lake Rend 

 

Nachdem es uns am Vortag so gut in Nashville gefallen hat, entschliessen wir uns noch einen Tag zu bleiben. Samstag ist bestimmt viel los. Wir wollen aber versuchen einen anderen Übernachtungsplatz zu finden, denn 40 U$, zwar mitten im Zentrum, ist doch ziemlich viel. Wir fahren durch die Stadt, schauen da und dort auf den Parkplätzen nach Alternativen, aber alle sind etwa in der gleichen Preislage oder total in Hanglage, was fürs Schlafen nicht sehr angenehm ist. Etwa nach einer Stunde kurven, keine gute Alternative finden, landen wir wieder auf dem Platz, auf dem wir losgefahren sind. He nu, dann soll es halt so sein. Dafür ist er super gelegen und offenbar sicher. 

 

 

Am Nachmittag schlendern wir also wieder durch die Gassen, schauen beim Training von Speedbooten auf dem Cumberland River zu, was übrigens ziemlich verrückt ist. Die sind wahnsinnig schnell, und fahren total enge Kurven. Wenn man glaubt der eine in Führung sei bis am Ziel auch noch der Held - weit gefehlt. Ein Fahrfehler und die Sache hat sich erledigt. Cool, haben wir noch nie gesehen.

 

Wir schnuppern in der Hall of Fame noch ein wenig Country Musik Theorie, aber uns gefällt's vor allem in den Clubs. Wir nehmen ein Apéro im Cerveza’s Jack, in der eine richtig gute Männerband ihre Songs spielt. In anderen Clubs und Bars spielen ebenfalls wirklich gute Bands. Manchmal auch nur zwei Personen mit Gitarre, manchmal bis fünf sechs Personen, mit allem Drum und Dran. Irgendwann ist es dann doch Zeit Nashville „Good Bye“ zu sagen, und wir verschwinden in unser nicht ganz ruhiges zu Hause. In diesen Tagen zwar eher eine Schwitzhütte…

Am Morgen macht uns ein wahnsinnig lauter Truck, der direkt neben uns hält, die Abreise leicht. Natürlich lässt er während er seine Kunden mit Ware beliefert, seinen Lastwagen samt Klimaanlage laufen. Wir packen unsere sieben Sachen und machen uns auf den Weg Richtung Norden. Unterwegs kommen wir wieder in ein sagenhaftes Gewitter, zum Glück ohne nennenswerte Folgen. Hier wird auch auf dem Highway sofort von allem langsamer gefahren, sobald sich Aquaplaning bildet. Immerhin, denn am Handy fummeln ist hier offiziell erlaubt und das macht nun wirklich jeder. Wir queren die Grenze zum nächsten Bundesstaat Kentucky und dann nach Illinois. 

 

Beim Visitor Center bekommen wir einmal mehr gutes Kartenmaterial und einen guten Tipp von einem schönen See, auf dem Weg nach Chicago. Den Lake Rend erreichen wir nach noch einmal etwa 100km. Wieder ein schöner State Park mit vielen freien Plätzen. Fathers Day ist vorbei, die Väter müssen am Montag wieder zur Arbeit. Somit für uns die volle Auswahl von Plätzen direkt am See. Das passt.

 

Fast 400 km Highway führen uns heute bis auf 100 km an Chicago heran. Beim Kankakee River übernachten wir im State Park irgendwo am Fluss. Wir sind nicht sicher, ob dies erlaubt ist, aber der Camping ist geschlossen und Ranger Office hat es auch keins. Der Platz liegt wunderschön am River, der zeitweise sogar über die Ufer kommt. Auch am Abend geht über uns ein kräftiges Gewitter nieder, kein Wunder dass es hier so üppig grün ist. Eigentlich wollten wir am Morgen weiter. Allerdings schläft es mir ziemlich lange und zum Kaffee kommt ein netter Einheimischer, auf seinem Morgenspaziergang mit seinen beiden Huskies, vorbei. Wir schwatzen und schwatzen bis es bereits kurz vor Mittag ist. Jetzt lohnt sich das Aufbrechen auch nicht mehr. Der Huskie-Mann meint, dass wir hier ohne Probleme stehen dürfen. Sie hätten in der Gemeinde schon lange kein Geld mehr um Ranger, die Parks schliessen, zu bezahlen. Irgendwie sind sich die Republikaner und die Demokraten über die Wege der Steuereinnahmen nicht einig, und somit wird das Budget seit Jahren torpediert. Auch gut, dann bleiben wir noch eine Nacht und versuchen Morgen früher los zu kommen…denn - Chicago wartet!

Am Kankakee River

Mittlerweile sind wir bereits im Staat Illinois unterwegs. Das Klima hat sich merklich verändert. Die feuchte schwüle Hitze von Memphis am Mississippi wurde abgelöst, von windigem veränderlicherem Wetter, ähnlich wie bei uns zu Hause. Am Tag sommerlich warm, am Abend manchmal gewitterhaft. Vom grossen Michigan See her weht immer eine Brise, mal wärmer mal kühler. Für einen Städtebummel ideal. 

 

Bereits viele Kilometer ausserhalb der Stadt, beginnen die Bauarbeiten auf den Highways und die unausweichlich dazu gehörenden Staus. Wir kommen auf der 55 in die Stadt, eigentlich auch die „berühmte“ Route 66. Es wird gedrängelt, gehupt und um Wagenlängen gekämpft. Das hatten wir auch schon länger nicht mehr (auch nicht vermisst…). Die Grossstadt hat uns wieder. Wir haben die Koordinaten eines guten, zentral gelegenen Parkplatzes, der zu einem Messegelände/Bahnhof gehört. Das Stadion der Chicago Bears (Soccer) ist auch gleich um die Ecke. Rasch finden wir ihn und für 35U$ am Tag und einigem handeln für den nächsten Tag können wir dort gut bewacht für 20 U$ stehen, mit Bahn- und Busanschluss in der Nähe. 

 

Wir bummeln also zu diesen Messehallen und suchen erst mal den Eingang zur Bahn. Wow, nur ganz wenig Menschen, alles ruhig, nur schlechte Beschilderung, kein Bahnlärm?! Wir fragen uns durch, und stehen irgendwann vor diesen weltweit unglaublich blöden Ticketautomaten, wo man nie weiss, welche Strecke man lösen muss (A-D, G-I, 1-5, etc.?). Wir entscheiden uns für A-D nur einfach. Die Steile Treppe für uns in die dunklen Katakomben des Bahnhofs, wo gerade mal ein Mensch steht. Das kommt uns seltsam vor, denn wo hat es auf einem Bahnhof in einer Millionenstadt keine Leute? Wir fragen also den Schwarzen in Baukleidern wie das hier läuft. Er meint, er fahre in die andere Richtung, wisse daher die Abfahrtzeit Richtung Innenstadt nicht. Man können aber mit einem Telefon, welches am Perron an einem Pfosten hängt, in die Leitstelle anrufen, dann sagen die einem wann der nächste Zug fährt. Heee? Zuerst dachten wir, der will uns auf den Arm nehmen. Aber dem ist es total ernst. Ich heb also mal den Hörer ab, nichts. Kein Frei- oder Besetztzeichen. Auf einmal meldet sich ein netter Herr und fragt nach meinem Wunsch. „Öh, können Sie mir sagen, wann der nächste Zug von McCormick Place nach Downtown fährt?“ Moment bitte, jawoll, der fährt um 12.51 Uhr. Einmal pro Stunde. Luschtig! Wir stellen uns gerade vor, wenn in Zürich jeder für Zugsauskünfte die Leitstelle anrufen würde. Die bräuchten etwa 300 Telefonistinnen.

 

Auf jeden Fall, heisst das für uns fast 45 Minuten warten, das stinkt uns. Der nette Baumensch erklärt uns, dass es ausserhalb vom Gebäude noch Busse gibt, die öfter fahren. Er zeigt uns sogar den Weg und bereits ein paar Minuten später sind wir in der Innenstadt. Hunger treibt uns in Imbissbuden, denn hier gibt es die „berühmten“ Hot Dogs. Nur findet sich keiner. He nu, dann gibt es halt richtig feine chinesische Dumplings mit verschiedenen Füllungen. Wir bummeln zum Schild wo die „Route 66“ offiziell beginnt. Übrigens wurde die Route 66 auch auf den letzten Metern nicht schöner, abenteuerlicher oder spannender. Highway mit acht Spuren…Wie bereits früher schon mal erwähnt, ist das was von der Route 66 übrig geblieben ist, nur noch ein gut gehätschelter Mythos. Aus unserer Sicht hat die Welt tausende von bereisenswerteren Strassen. 

 

In der Innenstadt der „Windy City“ ist vor allem der Riverwalk sehenswert. Ein Flussarm der die Stadt von Ost nach West durchquert. Daran liegen unzählige kleine Restaurants mit Bier von lokalen Brauereien, Boote mit Touris an Bord bieten Führungen an, viele joggen oder sind mit Hunden unterwegs. Neben beeindruckender Architektur gibt es in Chicago ein vietnamesisches, ein chinesisches und ein polnisches Viertel. Viele Kulturen sind hier vereint. Neben vielen Musikclubs und Theatern, gibt es vor allem auch kulinarische Highlights. Viele coole Konzepte werden angeboten, es gibt Food im Überfluss. 

 

Der 800 m lange Navy Pier ist die meistbesuchte Attraktion der Stadt. Er wartet mit einem 45 m hohen Riesenrad und anderen Fahrgeschäften, einem IMAX-Kino, einem Biergarten und kitschigen Kettenrestaurants auf. Eigentlich ein bisschen Rummelplatz, doch die Lage am See mit toller Aussicht auf die Stadt und einem frischen Lüftchen ist unschlagbar. Es gibt viele Parks und noch mehr Museen, aber bei schöne Wetter sind uns die Parks lieber. 

 

Am Abend wollen wir die „berühmte“ Pfannenpizza bei Giordano’s essen. Die soll einzigartig sein. Bereits von weitem sehen wir die vielen Menschen vor dem Restaurant. Stehen die etwa alle an? Wir fragen den Typ am Eingang, der meint die Wartezeit betrage etwa eine halbe Stunde. Naja, das ist ja nicht allzu viel, wir lassen uns auf die Warteliste setzten und geben unsere Telefonnummer an. Sobald unser Tisch frei ist, werden wir per SMS benachrichtigt. Dank gutem Wifi sind die Menschentrauben beschäftigt, es wird telefoniert, gesimst, gewhatsupt und gespielt. Was haben die Menschen nur gemacht, bevor es Natels gab? 

 

Irgendwann kommt unser SMS und wir werden ins Restaurant begleitet. Es fühlt sich an, wie in der Tiefkühltruhe bei Walmart. Maximal 18 Grad und strammer, kalter Wind von Oben auf unseren Tisch. Schön. Ich montiere schon mal mein sicherheitshalber mitgebrachtes Fliessjäckli. Der Kellner kommt und fragt, ob wir schon bestellt haben. Ehm nö, er hat ja gesehen, dass wir gerade erst abgesessen sind. Oh, dann gehts für die Pizza eineinhalb Stunden bis sie fertig ist. WAS? Was ist denn das für eine Pizza? Dann hätte der SMS-Clown am Eingang vielleicht mal erwähnen sollen, dass man besser bereits bei der Ankunft bestellt. Es kommen ja nicht nur Stammgäste die das Ritual gewohnt sind. Wir beratschlagen was wir machen wollen. Nach der halben Stunde draussen, jetzt nochmal so lange warten. Und das in diesem Kühlschrank? Wir schauen uns um, und stellen anhand der Pizzen auf den Tischen und des Geschirrs fest, dass dies das Restaurant der Kette ist, welches uns in Las Vegas schon empfohlen wurde. Auch da hat es ewig gedauert bis die Pizza kam, aber da hat uns keiner vorgewarnt. Wir waren nicht begeistert. So verlassen wir den Laden wieder, und sind ganz glücklich, dass uns was anderes wartet. Das Leben ist zu kurz, für zwei mittelmässige Pizzen. 

 

Wir schlendern weiter, aber überall das gleiche Bild. Menschentrauben drängen sich um die Eingänge, Wartelisten so weit das Auge reicht. Egal, wir entdecken das „Eataly“. Unser ganz persönlicher Food-Garten-Eden! Auf zwei Etagen sind kleine offene Restaurants, wo Parma Schinken und anderes Trockenfleisch aufgeschnitten wird, kleine Pizzastände aus deren Öfen es himmlisch duftet, frischgerösteter Kaffe vom Espresso Stand, hausgemachte italienische Gelati, eingelegte Köstlichkeiten, Käse in einer unglaublichen Fülle, dazwischen werden frische Teigwaren gefertigt, Olivenöl und Aceto kann probiert werden - dazu natürlich Wein und Dolci. Perfekt. Wir teilen uns eine der superleckeren Pizzen und holen uns zum Dessert bei der Käsetheke grossartigen Käse. Dazu ein bisschen lauwarmes Brot mit Olivenöl und ein Glas Wein. Ja, wir sind dem Himmel ganz nah. Zum Glück gab’s bei Giordano’s keine schnelle Pizza…

Auf unserem Parkplatz verbringen wir eine ziemlich ruhige Nacht, nur als gegen Morgen ein starkes Gewitter nieder geht, schliessen wir kurz die Fenster. Heute besuchen wir das kleine geschäftige Chinaviertel und stellen erfreut fest, dass auch in diesen Restaurants offenbar ein Generationenwechsel stattgefunden hat. Weg sind die sonst so unvermeidlichen roten Laternen. Moderne und stylische Restis, gute Konzepte mit gluschtigen Gerichten sind in einer kleiner Strasse wie an der Perlenschnur aufgereiht. Dim Sum, Dumplings, Gyozas und vieles mehr ist hier zu haben.

 

Unser Spaziergang führt uns über vierzehn Kilometer zu Fuss durch verschiedene Viertel, zu netten Biergärten, Wahrzeichen, und ans Wasser. Wir sind ja lernfähig und reservieren uns für den Abend einen Tisch in einem allseits gelobten japanischen Restaurant. Wunderbare Sushikreationen machen Mädels wie mich nun mal glücklich. Und es war wirklich grossartig! Wir bummeln noch an den Navy Pier, wo aber zu späterer Stunde nicht mehr all zu viel los ist. So nehmen wir wieder mal ein „uber“ und lassen uns zum Ländy zurück bringen. Ein schöner Tag in Chicago.

Moderne Grossstädte gleichen sich halt doch immer wieder. Uns gefallen die kleineren, individuellen, wie Nashville, Santa Fé oder Cartagena nun mal besser. Deshalb verlassen wir Chicago nach zwei Tagen, demnächst werden wir noch Ottawa, Quebec, Montreal, New York, Washington etc. besuchen, und somit genug Gelegenheiten haben, Grossstadtarchitektur zu bewundern. Wir verlassen also unseren wirklich empfehlenswerten Platz (ist im iO.) und fahren über die manchmal 12 (!) spurige Interstate in Richtung Norden. Wir sind kurz im Bundesstaat Indiana, bevor wir die unsichtbare Grenze nach Michigan, unserem 15 Bundesstaat, queren. 

 

Wir möchten heute in einen der zahlreichen State Parks am Ufer des Lake Michigan, allerdings ist heute Freitag, was natürlich heisst die Plätze werden gut gebucht sein. Nachdem wir eingekauft haben, fahren wir den ersten Park an. Blöd, der hat gar keinen Campingplatz und frei stehen ist verboten. Wir fahren etwa 35 km zum nächsten - voll. Blöd, aber Tinu sieht auf dem GPS in der Nähe einen Picknickplatz am See, die sind oft sehr gross und schön gelegen. Als wir dorthin kommen, ist bereits ein Police Officer in seinem parkierten Auto und hat das ganze im Blick. So kommen wir nicht drumrum zu fragen, ob wir hier über Nacht stehen dürfen. Nein dürfen wir nicht. Ein Passant, der offenbar auch ein WoMo Mensch ist, meint hier sei es fast nirgends erlaubt, erst weiter im Norden des Michigan Lakes sei es total entspannt. He nu, wir fahren einen nächsten Platz an, der uns von einem Camp Host empfohlen wurde. 

 

Flywheelers ist ein Club, in erster Linie für Traktor- und Landmaschinen Fans. Überall auf dem riesigen Gelände sind alte Teile ausgestellt, rosten vor sich hin, zum Teil bestimmt hundert Jahre alt. Wir bleiben nur eine Nacht, da der Platz nebst schöner Aussicht und viel Platz nichts bietet und trotzdem 25 U$ kostet. Offenbar sind viele der State Parks nicht direkt am See, aber wir  wollen noch nicht aufgeben. Vielleicht finden wir ja einen.

 

Wir fahren der Küste entlang immer Richtung Norden und machen einen kleinen Abstecher nach Saugatuck. Ein kleiner gepflegter Küstenort, mit vielen Gallerien, Restaurants, Cafés und einer tollen Marina. Grosse Segler und Motoryachten liegen vor Anker, auf dem See sind kleine Raddampfer unterwegs.

 

 

Weiter immer der Nase nach landen wir in - jawoll - Holland. Die Universitätsstadt mit 33 000 Einwohnern, liegt direkt am See und bietet viel „der Name lässt es vermuten – niederländische Folklore in Tulpengärten, Holzschuhfertigung, Kachelfabrik und das Dutch Village, ein Mini-Grachtenstädtchen aus der Kitschschublade“. Viele nette Läden und die Fabrik, in der Heinz die kleinen Gürkchen in Essig einlegt verhelfen der Stadt wohl zu einem gewissen Reichtum. Die Häuser sind alle gut in Schuss, die grossen Gärten sind gepflegt und fast jedes Haus hat nebst irgendwelcher Kunst, tolle alte Laubbäume im Garten. Wir fragen im Visitor Center nach freien Campingplätzen, aber Samstag ist halt schwierig. Der einzige Platz den die nette Lady uns finden kann ist fast 60 U$ und nicht am See. Das stinkt uns. Wir bummeln dem langen Seeweg entlang und kommen zu öffentlichen Parkplätzen die zu Picknickstellen und Parks gehören. Da wir kein Verbotsschild zum Übernachten sehen, entscheiden wir uns hier zu nächtigen. Wir schauen den vielen Fischern zu, die alle ziemlich erfolgreich ihre nächste Malzeit besorgen. Einige haben bereits einen fetten Fisch an der Angel, kaum haben sie den Köder versenkt. Einer hat sogar zwei mal Glück und zieht Lachse aus dem See, die beide bestimmt sieben oder mehr Kilos wiegen.

 

Wir verbringen eine ruhige Nacht, ab und zu weht der Wind ziemlich stark über den See und ruckelt am Ländy. Das Morgenkaffee ist natürlich direkt am Wasser besonders schön, aber der Wind ist immer noch kräftig und kühl.

 

Weiter nördlich wird es wieder wärmer, die Sonne scheint offenbar in dieser Wetterlage eher am Nachmittag wenn es dank des Windes aufklart. Wir fahren in den Silver Lake State Park, und dank Sonntag Nachmittag gibt es wieder viele freie Plätze auf den Campings. Wir können direkt am See stehen und haben besten Blick auf die vorgelagerten Sanddünen. Seltsam an einem Süsswassersee Sanddünen zu sehen, aber cool. Wir klettern auf die Dünen beobachten die Buggies und Pickups die auf den bezeichneten Pisten über den Sand brettern. Dann ist wieder mal Wäsche angesagt. Seit Mesa Verde vor vier Wochen haben wir keinen Waschsalon mehr gesehen. Langsam gehen schon die Klamotten aus. Das war weiter südlich schon um einiges praktischer. Da hat es immer eine nette Maria oder Dolores gegeben, die sich gerne und rasch um unsere Wäsche gekümmert hat…

Weiter nordwärts kommen wir durch den kleinen Küstenort Manistee. Schöner feiner Sandstrand liegt hier an Seeufer und der Lake Michigan ist hier so breit, dass kein Ufer auf der gegenüber-liegenden Seite auszumachen ist. Wie am Meer. Genauer gesagt, wie an der Nordsee. Es weht eine steife Brise, eine leichte Daunenjacke ist nicht blöd. Wir bummeln durch das Örtchen, was nicht viel hergibt, und suchen einen Stellplatz für die Nacht. Direkt am Beach hat es öffentliche Parkplätze, die offenbar keinen Restriktionen unterliegen. Kein Schild weit und breit. Wir parkieren und machen uns auf die Gegend per Pedes zu erkundigen. Wunderschöne Häuser, wohl Ferien- oder Wochenendhäuser, denn viele scheinen unbewohnt. Eine tolle Marina mit Anlegeplatz für mindestens ein Boot, direkt vor jedem Haus. Nicht schlecht. Jeder hat hier seine Spielzeuge, Scooter, Segler, Motoryachten, Motorräder und Buggies, aber leider fehlt so wie es aussieht, die Zeit das Zeug alles zu bewegen. 

 

Zum grossartigen Sonnenuntergang finden sich viele Einheimische mit ihren Autos ein. Die meisten steigen nicht aus, geniessen aus der ersten Reihe das Spektakel. Ein paar kommen zum quatschen, wohnen alle ein paar Meter weg vom Strand. Aber hier wird nicht spaziert oder Fahrrad gefahren, das ist einfach nicht üblich. Man nimmt für jeden Meter das Auto. Leider kommt dann genau zum Sonnenuntergang doch noch ein Regengutsch und vertreibt die meisten. Wir verbringen eine ruhige Nacht sogar mit dem Segen der Polizei.

 

Am Morgen ist es zwar windig, aber es wird scheinbar ein schöner Tag. Da die Prognosen für die nächste Zeit alles andere als gut ist, beschliessen wir, den sonnigen Tag für lange Spaziergänge am Seeufer zu nutzen und meinem Rücken wieder mal eine Fahrpause zu gönnen. 

Weiter der Nase nach geht es für uns über Travers City, Charlevoix und St. Ignace. In jedem der kleinen Küstenorte übernachten wir irgendwo schön am See. Mittlerweile sind wir bereits in der Nähe der kanadischen Grenze und haben entlang der über 500 km langen Küste des Lake Michigan viele Sommerferienorte gesehen, aber die Menschen sind enttäuscht vom bisherigen Sommer. Wir übrigens auch. Es war oft windig, kühl und wechselhaft und die Wassertemperatur der Seen ist noch unter 20 Grad.

 

Zum Glück haben wir ja warme Kleider dabei, denn die Daunenjacke und die Gummistiefel gehören dieser Tage zum Aussen-Programm. Eigentlich schade, denn im Bundesstaat Michigan gibt es ausserordentlich viele State Parks. Aber wandern macht bei diesem Wetter nicht so richtig Spass. Deshalb schauen wir, dass wir Land gewinnen und  uns Zeit nehmen können, sobald der Sommer kommt. In diesem Gebiet wachsen übrigens auch die meisten Beeren der USA. Him- und Blaubeeren kommen von hier und vor allem Kirschen. Die hätten auch gerne mehr Sonne. Die Gegend ist sogar im Guinness Buch der Rekorde mit dem grössten Kirschkuchen der Welt vertreten. 

Angekommen in Sault St. Marie erreichen wir den nördlichsten Punkt der die Great Lakes (Lake Michigan, Lake Huron und Lake Superior) verbindet. An der grössten Schleuse der Welt, werden jährlich über 10’000 Schiffe bis über 300 Meter (!) Länge abgefertigt. Es gibt Ausstellungen, Videovorführungen und Beobachtungsdecks, von denen aus man sehen kann, wie die Schiffe die rund 6,5 m Höhenunterschied zwischen dem Lake Superior und dem Lake Huron überwinden. 

 

Für uns ist die Ecke gerade richtig, denn es nahen die Nationalfeiertage der beiden grossen Länder. Am 1. Juli der von Kanada und am 4. Juli der von den USA. Irgendwo bei der Brücke, die die beiden Länder verbindet, werden Festivitäten veranstaltet, natürlich wie überall auch Feuerwerke. Dazu haben wir hier beste Sicht auf die vorbeifahrenden Schiffe, die Segler und die Privatboote. Ab und zu sieht man sogar Wasserflugzeuge. Für uns sind das die letzten Tage in den USA in Richtung Norden. Bald heisst es am Strassenrand; Welcome to Canada!

Fazit USA: Die USA sind ein grossartiges Reiseland. Unvergleichliche Naturschauspiele, alles übertreffende National Parks, Highlights die jeder kennt und die man gesehen haben muss und viele wunderschöne Stellplätze für Camper. Nicht zuletzt wurden wir in keinem anderen Land so oft und so wohlwollend angesprochen wie in den USA. Die Amis sind Ländy Fans - und er unsere Kontaktbörse. Wir kommen definitiv wieder. Schon bald!

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