top of page

Grenzübergang am 8.7.2016

8.7.2016

 

 

Finca Sommerwind (Ecuador) - Ipiales (Kolumbien) - Hotel Miravalle

 

 

Wir verlassen also die Finca Sommerwind am Morgen und machen

uns auf den Weg zur Grenze. Die dreistündige Fahrt führt uns

wieder auf 3000 m.ü.M. durch grüne, hügelige Landschaft.

Überall werden Mais, Kartoffeln, Brombeeren und Yuka angebaut.

Seit nun mehr sechs Wochen streiken die Lastwagenfahrer in

Kolumbien und bringen keinen Treibstoff mehr an die Tankstellen.

Die kommen normalerweise von Ecuador, weil der Sprit ja unglaublich billig ist. Daher wollten wir vor dem Grenzübertritt noch tanken, aber zum Teil hatten die Tankstellen bereits kein Benzin mehr, weil viele Kolumbianer natürlich nach Ecuador zum Tanken kommen. An einer wurden wir dennoch fündig, wollten Tank und Zusatztank füllen, aber die Begrenzung wurde auf 30 Dollar festgelegt, damit kein illegaler Handel statt findet. Für uns nicht so schlimm, denn für 30 Dollar bekommen wir 140 Liter. Bei einer nächsten füllen wir noch ganz auf und bekommen schlussendlich für 38 Dollar fast 200 Liter Diesel. Das reicht ja wieder ein ganze Weile. Die Grenze ist keine lange Angelegenheit. Wir sind etwa nach einer halben Stunde aus Ecuador ausgecheckt, lösen eine dreimonatige Versicherung für den Ländy für Kolumbien und begeben uns an die Schalter vom neuen Land. Auch das geht zügig voran, und als wir die geforderten Kopien fürs Fahrzeug haben, geht auch das ganz schnell. Niemand interessiert sich für unser Fahrzeug, keine Lebensmittelkontrolle und schon gar nicht will irgendwer das Innere inspizieren. Noch rasch Geld wechseln, neu sind das Kolumbianische Pesos. Es fühlt sich ein wenig an wie früher in Italien. Für einen Dollar bekommen wir fast 3000 Pesos. 

 

Unser nächstes Ziel heiss Ipiales. Der erste Ort in Kolumbien ist berühmt für seine Kirche in Las Lajas. Das Santuario befindet sich in der Schlucht des Río Guáitara. Das heutige Gebäude wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut. Die Kirche wurde aus grauem und weißem Stein im neogotischen Stil errichtet. Wunderschöne Glasmosaik Fenster eines deutschen Künstlers beherrschen das Innere des Schiffs. Unfassbar wie die grosse Kirche in den engen, steilen Canyon gebaut wurde…und das Beste - am Abend wird sie wunderschön beleuchtet.

 

Wir haben am Nachmittag Chrigu und Alex von Thun kennen gelernt. Mit den beiden verbringen wir die Zeit bis es dunkel wird bei ersten kolumbianischen Bier. Sie sind von Nord nach Süd unterwegs und haben daher viele Tipps für uns, was Zentralamerika betrifft. Umgekehrt natürlich auch. Nachdem wieder einmal viel zu viele Fotos gemacht wurden, bummeln wir zurück zum Ländy und fahren zum Übernachtungsplatz von Chrigu und Alex. Gemeinsam verbringen wir einen gemütlichen Abend, tauschen Strassenkarten, Geld und noch mehr Tipps. Es war nett mit euch! Wir wünschen euch eine interessante Weiterreise im unvergesslichen Südamerika!

 

Wir erwachen im kühlen Las Lajas auf fast 3000 Meter, und freuen uns, dass es nun talabwärts in Richtung Popayan, an die Wärme geht. Von üppig grün, wechselt die Landschaft fast schlagartig auf karg und felsig. Und heiss. Am Mittag haben wir 38 Grad. Verrückt! Die Strassen sind gut, die Örtchen machen einen gepflegten zum Teil sogar modernen Eindruck. Aber hier in Grenznähe, herrscht nun starke Polizei- und Militärpräsenz. Sie bewachen Brücken und strategisch wichtige Punkte und begleiten einige Lastwagen Konvois - Streikbrecher. Allerdings begegnen wir unterwegs auch einigen Lastwagen mit eingeschlagenen Frontscheiben - Streikende gegen Streikbrecher. Wir sind davon aber nicht betroffen und werden überall durchgewunken. In dieser Region Kolumbiens sind die FARC Rebellen aktiv. Durch den historischen, vor ein paar Tagen unterzeichneten Friedensvertrag mit der Regierung, ist es aber ruhig. 100 km vor Popayan finden wir einen schönen, grasigen Stellplatz bei einem Hotel. Erinnert ein wenig an ein Hotel im toskanischen Stil - und sogar mit Pool.   

10.-12.7.2016

 

Hotel Miravalle - Ecoparque Rayos del Sol Popayan

 

 

Vom Hotel Miravalle nehmen wir die nur 100 km nach Popayan unter die Räder, allerdings gehts wieder steil rauf und runter. Die ganze Strecke ist sehr kurvig und daher brauchen wir doch drei Stunden bis zum Ziel. Unterwegs sind wieder die begleiteten Lastwagen Konvois, einige Militärposten, aber für uns und die normalen PW’s kein Problem. Wir werden uns wohl einfach an die grosse Militär- und Polizeipräsenz gewöhnen müssen. Wir kommen beim sehr netten Campingplatz gerade rechtzeitig an, damit Tinu den EM Fussball Final schauen kann, Armando der Hüttenwart ist sehr nett und hilfsbereit, zack ist der Fussballkanal eingestellt. Die Temperaturen sind hier angenehm, da Popayan auf fast 2000 m liegt. Der Camping liegt im Grünen etwa 12 km vor der alten Kolonialstadt. Eigentlich ist sie gar nicht so alt, denn im 1983 wurden grosse Teile der Stadt während eines Erdbebens zerstört. Die Kolonialbauten wurden aber detailgetreu wieder aufgebaut und heute hat die Stadt 280 000 Einwohner. 

 

Gegen Mittag machen wir uns mit dem Taxi auf den Weg diese Stadt zu erkunden. Trotz der Grösse macht sie einen gemütlichen Eindruck, überall sitzen die Einheimischen in den Pärken, essen lokale Früchte an den Ständen, verkaufen Krims Krams und bummeln gemächlich durch die Gassen. Das koloniale Flair ist im Zentrum überall sichtbar, die Stadt ist sauber, die Menschen modern angezogen und in den Geschäften, gibt es Klamotten die sogar in Europa angezogen werden könnten. Auch schöne Schuhe und Taschen wären im Angebot, allerdings ist das Angebot des Platzes im Ländy beschränkt🙄. Später lassen wir uns von einem Taxi in ein nahes Shoppingzenter, welches wir auf der Fahrt zum Camping gesehen haben, fahren. In einem neuen Land sind die grossen Lebensmittelmärkte immer spannen. Und wir werden nicht enttäuscht. Weine, die wir aus Argentinien und Chile kennen sind zu haben, Nescafé, Sweet Chilisauce, Kokosmilch in Dose für wunderbare Currys, wieder mal richtigen Senf - aus Dijon, Früchte, Gemüse, Fleisch und Torten, alles in riesiger Auswahl. Seit Chile war das Angebot nicht mehr so gigantisch. Wir kaufen also ein, und werden in der nächsten Zeit entsprechend abwechslungsreich kochen können. Juhui! Mit dem Taxi fahren wir die restlichen paar Kilometer zurück zum Camping - und uns erwartet eine freudige Überraschung. Karin und Horst, mit denen wir auf der Grande Francia vor vielen Monaten den Atlantik überquert haben, sind gerade angekommen. Sie waren schon ganz im Norden und sind nun unterwegs  in Richtung Brasilien. 

12.-14.7.2016

 

Ecoparque - 

 

Heute war wieder einer dieser Tage, an dem wir unser „Werkstatt-Spanisch“ aufgebessert haben. Gefragt waren Riss, Schweissen, Aufhängung, beweglich und sonst noch so Einiges. Einer der drei Punkte an denen die Träger der Kabine am Fahrgestell befestigt sind, hat irgendwo einen Schlag bekommen (kein Wunder) und ist in Folge angerissen. (Nachdem die Firma Tischer unsere Anfrage per Mail auch nach drei Arbeitstagen noch nicht beantwortet hat, werden wir selber tätig). Armando hat uns eine Mazda Werkstatt um die Ecke vorgeschlagen und die haben sich das auch ganz kompetent und nett angesehen. Leider hatten die kein Schweissgerät welches dazu in der Lage gewesen wäre, den Schaden zu beheben. Wir brauchten einen Industrie Schweisser. Die nette Inhaberin der Garage hat sich aber ans Telefon gehängt und einen Kollegen in Popayan angerufen. Sie hat uns direkt angekündigt und nach einer sehr guten Wegbeschreibung von ihr, haben wir die kleine Werkstatt von Señor Lopez rasch gefunden. Er hat ziemlich schnell erfasst was wir brauchen und einige Vorschläge gemacht. Nachdem auch die allerletzte Sicherung und alle Batterien abgehängt wurden, haben sich die Mechaniker ans Werk gemacht. Zwei Stunden später und nachdem 30 U$ die Hand gewechselt hatten, waren wir bereits wieder auf dem Rückweg zum Ecoparque. Wäre zu spät geworden um noch weiter gen Norden zu fahren. Horst, der eine gute Ahnung von Kabinen und Fahrzeugen hat, hat sich das Flickwerk angesehen und für sehr gut befunden. Das gefällt uns natürlich. Nach einem gemütlichen, wirklich nun allerletzten Abend, mit den Beiden verabschieden wir uns. Wir werden uns wiedersehen. Irgendwo, irgendwann!

Am Morgen machen wir uns also auf den Weg in Richtung Norden, in die Kaffeeregion. Es sei eine gute Strasse haben wir gehört, daher machen wir uns Hoffnungen die 360 km in einem Tag zu schaffen. Es geht durch grüne Hügel, oft über eine vierspurige, neu asphaltierte Strasse, daher kommen wir gut vorwärts. Kolumbien überrascht uns. Die Häuser sind stabil gebaut, die Strassen gut, die Menschen und die Autos modern. In unseren Augen besser als in Ecuador, wo wir diesen Standard eher erwartet hätten. Immer wieder begegnen wir den schon gewohnten Lastwagen Konvois in Polizei Begleitung. Auch die Polizei ist mit den neusten Motorrädern und Autos unterwegs und die vielen Ambulanzen die wir kreuzen machen einen guten Eindruck. 

 

Wir kommen tatsächlich am späteren Nachmittag in der Finca Guayabal, im Herzen der Kaffeeregion an. Die Finca liegt auf 1500m auf einem Hügel, umgeben von 400 000 Kaffeebäumen. Die ganze Umgebung ist üppig grün. Bananen, Avocados, sechs Sorten Guavas, Mangos, Papayas aber auch blühende Bäume und Büsche - alles unglaublich gepflegt und schön. Bunte Vögel fliegen und schwirren von Blüte zu Blüte, Orchideen blühen als Schmarotzer auf Bäumen, grüne Tukane krächzen in luftiger Höhe und Spechte klopfen die Maden aus den Baumrinden. Wir bekommen einen schönen Stellplatz, kochen was, und geniessen die schöne Aussicht.

Heute Morgen machen wir eine Kaffeetour auf der Hacienda - sie ist nur eine von 590 000 Kaffeeproduzenten in Kolumbien. Diego, ein junger Einheimischer führt uns und ein Pärchen aus Neuseeland in die Welt des Kaffees ein. Von der Pflanzung, über die Ernte bis zur Verarbeitung - aber auch über die Röstungen, den Zuckergehalt, die Qualität, die Vorlieben der Kaffeetrinker, den Transport und die Weiterverarbeitung in Europa oder Asien. Er weiss sehr viel und ist selber begeisterter Kaffeetrinker - wie alle Kolumbianer. Im Gegensatz zum Kaffee, welchen wir in Europa trinken (dem ein Drittel Zucker beigefügt wird), wird er in Kolumbien gänzlich ohne Zucker genossen. Der natürliche Zucker der Bohne, wird in einem längeren Prozess fast komplett entzogen. Daher finden wir bei der Degustation, den Kaffee auch viel zu sauer. Uns schmeckt er gar nicht. Aber wir sind halt verwöhnte Nespreso-Premium-Kapseln-Trinker und an einen grossen Anteil Zucker im Kaffee gewohnt. Er macht mit uns einen Bummel in den Hügeln, erklärt Vieles und weis auf Fragen Alles! Muy simpatico! Wir beschliessen erst morgen weiter zu fahren und den Nachmittag noch auf der Hacienda und am Pool zu verbummeln.

15.7.2016

 

Finca Guayabal - Medellin

 

 

Gestern sind am Abend noch David und Claudia aus dem Thurgau bei der Finca Guayabal angekommen. Mit den beiden verbringen wir einen vergnüglichen Abend. Sie haben ihr riesen Pick-Up in Vancouver gekauft, und reisen südwärts. Gut für uns, denn wir bekommen wieder viele Tipps. Nachdem wir uns am Morgen verabschiedet haben, machen wir uns wieder mal auf den Weg in eine grosse Stadt (3.8 Mio.Einwohner). 190 km ist die Strecke nur lang, aber die vielen nur einspurig passierbaren Baustellen sorgen dafür, dass wir dennoch einige Stunden brauchen. Zudem geht’s wieder mal auf 3000 m, dann runter auf 600 m und wieder rauf auf 1600 m. Vorzugsweise ist die Ankunft in einer grossen Stadt abends oder am Wochenende. Heute ist sie genau im Feierabendverkehr des Freitags. Entsprechend dauert die Fahrt ins Zentrum. Wir haben auf iO einen gut gelegenen, bewachten Parkplatz ausgemacht und peilen den an. Aber unsere Info ist wohl nicht ganz aktuell, denn da steht nun ein Gebäude…

 

Wir fahren noch näher ans Ausgehviertel „Poblado“ und haben wieder mal Glück! Wir können bei einer Tagesklinik die am Wochenende geschlossen ist für ein Trinkgeld übernachten. Der Guard des gegenüber liegenden Parkplatzes, hat für ein Trinkgeld auch ein Auge auf unseren Ländy. Wir stehen da bestens und schlafen in der Nacht auch ruhig. 

 

Das Ausgehviertel pulsiert am Freitag Abend. Die Jungs sind eitel, die Röcke kurz und von Silikon wird rege gebrauch gemacht. Viele sehr schöne Restaurant Konzepte, nette Bars, live Musik und schöne Läden prägen hier das Bild der Gassen. Eines der belebteren Viertel, von all den bisherigen Grossstädten auf unserer Reise. Wir geniessen, nach gefühlten hundert Lichtjahren wieder einmal leckere Sushis und ein gutes Glas argentinischen Weisswein von Finca Las Moras. 

 

 

Am Morgen schlafen wir aus, denn es ist ruhig in unserer Strasse. Heute wollen wir ins Zentrum, welches etwa 4 km von uns entfernt liegt. Wir schnappen uns ein Taxi und durch das Gewusel des Samstagsverkehrs sind wir eine halbe Stunde später mitten im Gewühl. Medellin hat keine dieser tollen Kolonialgebäude wie andere Städte Kolumbiens. Aber die Stadt ist lebendig, viele Menschen sind unterwegs um zu shoppen, viele Essstände - mal mehr oder weniger „gluschtig“ -, Strassenkunst ist allgegenwärtig. Uns gefällt’s. Wir versuchen einige der Spezialitäten Kolumbiens. Arepas con Queso - kleine Teigküchlein gefüllt mit Käse, die auf einer heissen Metallscheibe die sich dreht gebacken werden - frittierte Empanadas (nicht so fein wie in Argentinien wo es einfach die allerallerbesten gab). Später als sich dicke Regenwolken über die Stadt schieben, fahren wir mit der Hochbahn zu den Gondeln, mit denen man über die Stadt schweben kann wie in La Paz. Von Oben wird auch die andere Seite der Medaille sichtbar. Nicht alle leben auf der Sonnseite des Lebens. Viele Menschen die in den 80er und 90er Jahren der Gewalt auf dem Land entgehen wollten, sind in Medellin gestrandet und haben heute einen schweren Überlebenskampf. Die Aussicht ist aber toll und natürlich bekommt man aus dieser Perspektive einen besseren Eindruck von der Grösse der Stadt. Es schüttet nun wie aus Kübeln. Wir beschliessen uns mit einem Taxi in eine der riesigen Malls bringen zu lassen und machen dort einen auf „power-shoppen“! Wir tingeln durch die Läden und erstehen zwei Paar neue Flipflops 🤗.

Am Abend machen wir nochmal eine Runde durch Poblado. In einem feinen, kleinen italienischen Restaurant, die auf Tripadvisor die Nummer eins der ganzen Stadt ist, essen wir sehr gute Pizza. Dazu gibts stilecht Adriano Celentano und Umberto Tozzi - ti amo. Lange nicht mehr gehört…

 

 

Heute ist Sonntag. Wir haben gestern ein Schild ganz in der Nähe von unserem Parkplatz gesehen, auf welchem ein Sonntagsmarkt ausgeschildert war. Den besuchen wir, und sind überrascht. Ein richtig schöner Lebensmittelmarkt, vieles Bio, wieder mal Kräuter und Blattsalat, viele frische Säfte, Pestos, Käse und schöne Würste. Viele scheinen jeden Sonntag hier ihr Gemüse kaufen zu gehen. Von der grossen Zubringerstrasse ins Zentrum ist eine Spur für Jogger, Fahrradfahrer und Spaziergänger gesperrt. Es hat wirklich nur sehr wenig Verkehr und alle scheinen ihren freien Tag zu geniessen. Einige beenden ihre Joggingrunde mit einem feinen Saft. Nebst den „normalen“ wie Orange, Mango und Passionsfrucht, gibt es auch Brombeer oder Saft von grüner Mango und Guayabena. Lecker! Gegen Mittag fahren wir durch fast leere Strassen in Richtung Guatapé. Ein kleiner Ort in einem Seengebiet 85 km ausserhalb Medellins. Wunderbar farbige Fassaden, viele Blumen und Strassenstände für die vielen Ausflügler von Medellin. Es ist alles sehr sauber und gepflegt - richtig nett!

18.-24.2016

 

Guatapé - Camping Los Angeles - Tayrona National Park

 

Tinu hat gestern bei der Ankunft in Guatapé ein schönes, fast neues Hotel mit Pool gesehen, welches direkt an einem der Seearme liegt. Wir beschliessen zu fragen, ob wir auf dem Platz eine Nacht stehen dürfen. Wir wollen noch auf den Peñon. Klar dürfen wir, und für wenig Geld dürfen wir die ganze Anlage nutzen. Wir haben den gepflegten Pool, Duschen und sehr gutes W-lan, alles für uns. Das Hotel ist leer. Perfekt. Wir gehen zu Fuss zum etwa zwei Kilometer entfernten Felsen, der einst bei einem Vulkanausbruch entstand. 700 Stufen führen auf den Aussichtspunkt, von dem aus man eine wunderschöne Aussicht auf den Stausee hat, und erst oben sieht man wie gross der See eigentlich ist. Es ist sehr warm, obwohl es in der Nacht wie aus Kübeln geschüttet hat, und die 700 Stufen haben es in sich. Aber es lohnt sich!

 

Auf dem Gipfel gönnen wir uns ein Picknick bevor wir den Rückweg antreten. Mit Gummiknien kommen wir Unten an. Umso mehr freuen wir uns auf den schönen Pool, und hoffen, dass mittlerweile keine Gruppe das Hotel geentert hat…Aber es ist immer noch ganz ruhig, wir plantschen und geniessen das kühle Nass, machen ein wenig Bürokram, aktualisieren den Blog und machen ein paar Anfragen per Mail, bezüglich der Verschiffung des Ländy’s nach Panama… und freuen uns über die Liegestühle am Pool.

 

Am Morgen fahren wir durch das grüne Kolumbien weiter. Viele Tomatenfelder, Mais und überall Blumen und Treibhäuser. Nebst der starken Erdölförderung, sind Blumen der Exportartikel dieses Landes. Kolumbien ist der zweitgrösste Hersteller von Rosen und Nelken, die dann nach Europa und in die USA verschifft werden. Wir kommen sogar an grossen Ringelblumenfeldern vorbei, die wohl für die Herstellung von Kosmetika, Tee usw. verwendet werden. Viele der 48 Mio. Einwohner Kolumbiens haben dadurch Arbeit - offiziell gibt es „nur“ 13 % Arbeitslose. Mindestlohn für einen Monat Arbeit beträgt 250 U$.

 

Heute geht es zum letzten Mal in Südamerika über die grosse Kordilliere, heute bis auf 2800 m. Wie oft haben wir in den letzten zehn Monate die Anden überquert? Keine Ahnung, aber es war oft und immer wieder war die Landschaft eindrücklich, manchmal unwirklich, aber immer unvergesslich. Nach acht Stunden Fahrt suchen wir uns einen guten Übernachtungsplatz. Wir fragen bei einer Tankstelle die rund um die Uhr geöffnet hat, die viel Platz weg von der Strasse bietet, und natürlich dürfen wir bleiben. Und wir sind extrem gut bewacht. Gleich gegenüber ist ein Militärposten. Vier Schützenpanzer und geschätzte 30 Soldaten sorgen für unseren ruhigen Schlaf. Danke! Wir sind zurück in den Tropen, auf 400 m.ü.m sind die Temperaturen wieder warm und die Luft feucht und drückend. In den Bergen sehen wir schwarze, tiefhängende Regenwolken und zuckende Blitze. Vielleicht gibt in der Nacht noch eine Abkühlung.

Heute war wieder ein Fahrtag. 440 km fehlen uns noch bis Cartagena. Wir fahren also bei den netten Leuten der Tankstelle weg, und bereits am Morgen zeigt das Thermometer 28 Grad. Wird wohl ein Heisser heute…Unterwegs sieht es oft aus wie in der Schweiz. Grüne Hügel, grasende Kühe, Maisfelder - aber auch Bananenstauden, Palmen und an der Strasse Marktstände mit tropischen Früchten. Die Mangos scheinen überall reif zu sein, es gibt sie im Duzend billiger und sie schmecken einfach grossartig. Hier im Norden scheint der Streik der Brummis kein Thema zu sein. Sie sind wieder einzeln, ohne Begleitung des Militärs unterwegs, überholen in den Kurven und brettern durch die Gegend. Auch die Motorräder kennen hier nichts. Sie überholen langsam fahrende Autos im Zick Zack und heute sind zwei auf ihrem Töff genau aus diesem Grund auch übel auf die Nase gefallen. Offenbar haben sie das Auto vor uns gestreift, auf jeden Fall sind Fahrer und die schwangere Beifahrerin (natürlich ohne Schutzkleidung) zu Boden. Tinu hat angehalten, das Pannendreieck aufgestellt, beim Motorrad den Motor abgestellt, beauftragte eine Einheimische, die Polizei und die Ambulanz zu rufen und dann haben wir mit dem Ländy die Unfallstelle nach hinten gesichert, da wir ja gut zu sehen sind. Zum Glück haben die beiden Unfallopfer nur einen Schreck und Schürfwunden davon getragen. Nach etwa einer halben Stunde kam die Polizei und hat das Ganze übernommen. In einem Dorf haben sie hunderte von Hängematten ausgestellt und auch wir haben uns eine für zu Hause gekauft. Schön!Gegen fünf Uhr hatten wir keine Lust mehr noch weiter zu fahren und haben daher bei einem Hotel gefragt ob wir parkieren dürfen. Ja, wir dürfen und eine Dusche in einem der leeren Zimmer können wir gegen ein kleines Endgeld auch brauchen. Perfekt.

 

Am Morgen entschliessen wir uns nicht nach Cartagena zu fahren, sondern in Richtung Norden in die Region der schöne Strände. Annina und Päscu werden auch irgendwo dort rumkurven, und wir haben gerade keine Lust auf Stadt. Wir schicken den beiden eine SMS, sie sind aber offenbar in einem Funkloch (nein Flugmodus - wie sich später herausstellt). Wir entschliessen uns über Santa Marta zum Camping Los Angeles zu fahren. Von vielen Reisenden haben wir gehört, dies solle einer der schönsten Plätze auf der ganzen Reise sein. Das wollen wir uns natürlich ansehen. Wir fahren also durch ein total anderes Kolumbien als bisher. Dies ist die der Region der Fischer, der breiten Strände, der einfachen Hütten und der schmutzigen Kinder. Viel Abfall liegt um die einfachen Häuser, Kinder spielen mit selbstgebasteltem Spielzeug und Autoreifen. Eine sehr gute Asphaltstrasse führt uns direkt zum Camping und der ist wirklich toll. Er erinnert uns an Koh Samui und Koh Chang in Thailand. Viele Palmen, schöner Sandstrand, tolle Fruchtsäfte und nicht zuletzt nette Menschen. Joel junior empfängt uns und ist offenbar Teil der Kolumbianischen Familie die diesen Camping führt. Er ist sehr nett, erklärt uns alles, warnt uns vor den hohen Wellen und der unberechenbaren Strömung, und zeigt uns wo wir stehen könnten, ohne Gefahr zu laufen, dass uns eine Kokosnuss das Dach einschlägt. So cool, wir sind endlich in der Karibik!

Ein französisches Paar mit seinem Land Rover ist auch auf dem Platz, und sie berichten uns, dass Annina und Päscu am Nachmittag weiter gefahren sind. Ha, so e Seich. Bald darauf bekommen wir aber von den Beiden eine SMS sie seien im Nationalpark Tayrona, der ist vom Camping aus nur etwa 7 km entfernt. Wir beschliessen eine Nacht auf dem Camping zu bleiben und dann zum Nationalpark zu fahren. Aber wir kommen mit Sicherheit wieder zum Los Angeles zurück. Der ist toll und lädt ein zu verweilen. Joel hat auch unsere schmutzige Wäsche entgegengenommen und will die während unserer Abwesenheit waschen lassen, und er hat versprochen sich bezüglich Spanisch Unterrichts bei der Dorflehrerin zu erkundigen. Das wär natürlich das Allerallerbeste, wenn jemand zu uns kommen würde. Bei dieser Hitze zwei Wochen in einer Stadt zu bleiben und jeden Morgen die Schulbank zu drücken, danach ist uns irgendwie nicht. So geniessen wir den wunderbaren Abend unter den Palmen, haben einmal mehr Glück - es hat keine Mücken - und auch die Temperatur ist abends wieder angenehm. Vielleicht sogar unter 30 Grad…

 

Den Morgen gehen wir gemütlich an. Es ist bereits früh wieder über 30 Grad und schnelle Bewegungen sind zu vermeiden. So krümeln wir ein bisschen rum, lesen, studieren die Karte, schwatzen mit den Franzosen die heute auch in den NP fahren, bezahlen die Rechnung und schlürfen noch einen der unvergleichlichen Säfte. Warum nicht mal Piña / Coco? Fein! Dann packen wir die Tasche mit den Dingen die wir im Lotti mit nach Hause geben werden. Super von Annina und Päscu, dass die zwei uns etwas von ihrem Platz anbieten. Die Parkas aus der Antarktis brauchen wir in der nächsten Zeit nicht wirklich, und ob das feucht-heisse Klima Daunen zu Gute kommt, da sind wir auch nicht sicher. Alpaca Mantel aus Cusco, Hängematte aus Kolumbien, Taschen, Schuhe, T-Shirts und so weiter alles geht schon mal in die Schweiz. 

Als alles fertig zusammengepackt ist, machen wir uns auf den Weg zum National Park. Vorher noch kurz tanken, dann ab zum Gate. Ganz schön kompliziert ist es da. Zwei Menschen bei der Schranke, die uns anweisen zu parken. Dann zu Fuss zu einem Informationsposten, der aber fast keine Informationen hat, dann zu einem Tisch, bei dem man bestätigt, dass man beim Informationsposten war, dann zur Kasse. Zwei Nächte und der Eintritt ist für Ausländer um die 40 Franken. Dafür gibts aber keine Karte des Parks, keine Erklärung zu den Tieren die man sehen kann - nichts - nada. Denn halt. Wir bummeln zurück zur Schranke und dürfen dann, nachdem man uns ein Bändel in „All inclusive Hotel Manier“ umgebunden hat, die Schranke passieren. Bereits nach einigen Kilometern befindet sich der Parkplatz den wir benutzen dürfen. Es hat einen riesigen tollen Campingplatz, der zwar leer ist, aber von uns leider nicht befahren werden darf. 

 

Wir sehen Lotti und den Rover der Franzosen und stellen uns dazu. Ein sehr netter Parkwächter, der mehr an Informationen zu bieten hat als der Informationsposten, erklärt uns die Wege, die Strände wo man schwimmen darf und die, die zu gefährlich sind. Hohe Wellen und  Strömung sind hier an der Karibikküste zu stark. Wir bummeln also an einen der näheren Strände. Der Weg führt beschattet unter Bäumen hindurch, trotzdem tropft der Schweiss schon nach ein paar Minuten von der Nasenspitze. Bestimmt ist es 35 Grad und extrem feucht. Der Strand ist wunderschön und menschenleer. Wir waren noch nie auf den Seychellen, aber die runden Felsen erinnern uns an die Buchten dieser Inseln. Die Wellen sind tatsächlich hoch und branden mit grosser Wucht an den Strand. Wir sehen unterwegs Agutis (etwas wie sehr grosse Meerschweinchen) und sogar einen Regenbogen Tukan. Als wir zurück zum Auto gehen, kommen Annina und Päscu auch daher gebummelt. Auch pflotschnass und durstig, so stossen wir als Erstes mal auf unser Wiedersehen an. Wir freuen uns. Ein Monat ist vergangen, seit wir andere Wege eingeschlagen haben, und es gibt viel zu erzählen. Sie haben von Kolumbien bereits Einiges gesehen und geben uns Tipps über Strecken, Stellplätze und gute Pizzerien 😝. Wir kochen Spaghetti Bolo mit Salat, trinken einen letzten Rotwein von Dos Hermanos aus Argentinien und verbringen einen gemütlichen Abend. Spät ist es wunderbar angenehm um draussen zu sitzen, man schmilzt nicht vor sich hin, und für einmal haben wir auch keine Gänsehaut wie so oft wenn wir zu viert am Abend noch lange Draussen waren. Una perfecta ultima cena, muchas gracias queridos!

 

Am Morgen heisst es erst mal ausschlafen bis es im Fahrzeug zu heiss wird. Natürlich trinken wir trotz der Hitze Kaffee, aber es kann ja fast nicht heiss genug sein. Innert Minuten klebt alles Textile. Annina und Päscu decken uns noch mit Medis, Esswaren, Gewürzen und sonstigem Allerlei ein, was sie nicht mehr benötigen. Mega lieb, können wir alles sehr gut gebrauchen-Danke.(Schade, gell Annina, dass keine Galakäsli dabei waren - aber das mit dem Züpfe - Galakäsli Zmorge holen wir mal zu Hause nach!). 

 

Wir machen uns also für die kleine Wanderung zur Badebucht des Nationalparks bereit, während die zwei noch zusammenpacken. Einmal mehr heisst es Verabschieden. Oh no! Wir wären gerne noch ein wenig mit euch weiter gereist. Dann macht’s mal gut in Kuba ihr zwei - und gutes Verschiffen für’s Lotti! Wir sehen uns in Niederglatt - und freuen uns darauf.

Tinu und ich bummeln also, diesen eigentlich nicht anstrengenden Weg durch den Wald. Ein grosser Teil der insgesamt zwei Stunden führt am Schatten unter Bäumen entlang. Aber es ist soo heiss! Aber als wir ankommen, werden wir mit einer wunderschönen Badebucht belohnt, wenig Menschen und das Wasser ist super. Klar, kein Müll und pinguinfrei - also warm! Endlich sind wir bei meinen Wassertemperaturen angekommen! Wir plantschen, liegen am Schatten und schauen auf die wunderbare karibische See. Ein paar einheimische Frauen backen kleine Arepas, diesmal gefüllt mit Ei oder Fleisch und natürlich werden wie immer feine Säfte angeboten. Wir schnappen uns was davon und geniessen die Leckereien. Am späteren Nachmittag bummeln wir die zwei Stunden wieder zurück. Es ist immer noch heiss und feucht, aber wir haben Glück mit den Mücken. Überhaupt waren uns die Mückengötter auf der ganzen bisherigen Reise gnädig gestimmt. Wir sind zwar mit Vitamin B Tabletten, Coils, Sprays und Kleider Imprägniermittel gut ausgerüstet, aber ganz drum rum kommt man dennoch nicht. Aber wir hatten sogar im Amazonas keine Stiche - hoffentlich gehts weiter so!

 

Wir machen uns also einen gemütlichen Abend, haben Schlaf von gestern nach zu holen, und beschliessen die Nacht nochmal im National Park zu verbringen. Am Morgen packen wir unsere sieben Sachen zusammen und verlassen den Park. Wir wollen wieder auf dem Camping Los Angeles. Da werden wir bestimmt ein paar Tage bleiben, und mal sehen ob Joel einen Spanisch Lehrer aufgetrieben hat, dann bleiben wir bis wir fliessend sprechen können😎. 

Übrigens, liebe Leser, war dies unser hundertster Blogeintrag. Verrückt! 

25.7. - 8.8.16

 

Camping Los Angeles - Santa Marta - Los Angeles - Cartagena

 

Wir richten uns also auf dem Camping gemütlich ein, da wir ja ein paar Tage bleiben wollen. Unsere neue Hängematte hat zwei würdige Palmen gefunden und für den Ländy gibt es einen kokosnussfallfreien Platz. Leider hat sich die Dorflehrerin nicht mehr bei Joel zurückgemeldet, aber er hat eine Alternative. Die junge Venezuelanerin Andrea, die seit 6 Monaten auf dem Campingplatz lebt bietet uns ihre Hilfe an. Sie ist eigentlich ein „Wirtschaftsflüchtling“ aus dem nur 200 km entfernten, gebeutelten Venezuela. Ein Land mit grossen Erdölvorkommen und daher eigentlich reich, aber Misswirtschaft und der fallende Ölpreis haben dem Land einen herben Rückschlag verpasst. Es gibt keine Lebensmittel mehr zu kaufen, die Dinge des täglichen Lebens sind ausverkauft - und es betrifft diesmal nicht nur die arme Bevölkerungsschicht, sondern alle. Denn auch wer Geld hat, kann sich in leeren Supermärkten nichts kaufen. Andrea, hat an der Uni Sprachen studiert und wollte wie ihre Schwester Französisch Lehrerin werden. Da sie aber nebenher als Köchin kein Geld mehr verdienen konnte und die politische Lage immer kritischer wurde, versucht sie sich in Kolumbien mit selber hergestelltem Schmuck, etwas Sprachunterricht und Barjobs über Wasser zu halten. Sie ist gerne bereit, Tinu morgens und mich nachmittags in die Geheimnisse des Indefinidos und des Imperfectos einzuweihen. Und das pro Stunde für 3 U$. Perfect für alle - und das am Strand und nicht in einem stickigen Schulzimmer. Besser geht nicht. 

 

Und so plätschern unsere Tage auf dem Los Angeles dahin. Wir stehen eigentlich ziemlich früh auf, Tinu meistens schon nach sieben. Wir nehmen ein, zwei Kaffees, lesen und bummeln dann zu unserem Qi-Kung Platz. Etwa zehn Minuten vom Camping weg, hat es einen gerodeten Platz unter Palmen, schön schattig, total einsam und direkt am Strand. Dann machen wir eine Weile Qi-Kung und andere Übungen, beobachten Pelikane, plantschen ein bisschen (schwimmen geht wirklicht nicht) und bummeln zurück zum Ländy. Dann lernt Tinu bis am Mittag Spanisch mit Andrea. Zu Mittag gibts meistens Müsli, weil die Früchte hier einfach super sind. Später quäle ich mich durch die spanische Grammatik und meistens machen wir sogar noch einige Aufgaben. Zum Glück ist Andrea gnädiger als die Lehrer in Mendoza. Irgendwann später genehmigen wir uns mit einem dieser unvergleichlichen Jugos noch einen Vitaminschub und beschäftigen die Hängematte und unsere Bücher. Wunderbarerweise haben wir ja e-reader mit etwa 2000 Büchern dabei- einfach eine unglaubliche Bibliothek in so einem kleinen Gerät (danke Urs, dass du mich davon überzeugt hast 😊). Sobald die Sonne tiefer am Himmel steht, sind die Temperaturen so, dass wir uns auf einen Strandbummel machen können. Ein wenig plantschen kann nie schaden, und schön, dass der Strand über viele Kilometer menschenleer ist. 

 

 

Da wir nun schon eine Woche in dieser Ecke Kolumbiens sind und nicht vorhaben, dies demnächst zu ändern, müssen wir mal wieder Lebensmittel beschaffen. So beschliessen wir mit dem Bus nach Santa Marta zu fahren. Die Stadt mit etwa einer halben Million Einwohner ist ca. 30 km entfernt. Wir bummeln also am Morgen zur nahen Strasse und bald schon kommt ein Bus der uns mitnimmt. Für zwei Stutz werden wir in dem lottrigen Teil bis in die Stadt befördert. Der grosse Busbahnhof ist ein bisschen weg vom Zentrum, daher bummeln wir durch schmale Gassen, die fast alle von Marktständen gesäumt sind in Richtung Plaza Bolivar. Auf dem Markt erstehen wir einen kleinen Ventilator um im Ländy die heisse Luft wenigstens ein bisschen zu bewegen. Der grosse Platz ist, wie so oft in Kolumbien, umgeben von schönen Kolonialgebäuden. Es ist heiss! Die Schweisstropfen rinnen nur so und Schatten gibt es wenig. Im Wasser bei der Uferpromenade schwimmen viele Einheimische, obwohl der Stadtstrand für uns wenig einladend ist. Das Wasser ist trüb, der nahe Hafen trägt sicher auch dazu bei und schliesslich wird in einer Stadt dieser Grösse, auch viel Abwasser produziert - und Kläranlagen sind hier sowieso unbekannt. Daher bleiben wir mal besser am Trocknen.

 

In einem kleinen Resti bei der Marina, wo wie überall auf der Welt die tollen Boote und Segler der Reichen und Schönen liegen, genehmigen wir uns eine kleine Stärkung. Wieder mal Ceviche von Thuna - fein!

 

Überall in den Strassen herrscht emsiges Treiben. Die Stadt feiert an diesem Wochenende 491. Geburtstag und überall werden Bühnen eingerichtet und Abschrankungen aufgestellt, offenbar für einen Umzug. Bald mal sind wir der Stadt, der Hitze und der vielen Menschen überdrüssig, und nehmen uns ein Taxi zur Mall Buena Vista. Eine riesige, neue (klimatisierte - juhui!) Shoppingmall die auf unserem nach Hause Weg liegt, wo wir uns super mit Lebensmittel eindecken können und wo es wieder Bankautomaten gibt. Wir schlendern also durch die Läden, ich bekomme das allerallerbeste Joghurtglace ever, mit frischen Himbeeren und Tinu natürlich Schokolade mit Mani -Erdnüssli.

 

Dann wagen wir uns in die Tiefen des Supermarktes vor. Ein Albtraum für alle die nur kurz was Kleines einkaufen wollen (so wie Helmut oder Hans 😂), denn so oder so, verbringt man in diesem sicher zwei Fussballfelder grossen Ding Stunden - wenn man überhaupt je wieder raus findet…Natürlich wird hier von Gartenmöbeln, über Früchte zu Elektronik und Medikamenten alles verkauft. Die Schwierigkeit besteht darin, gewünschtes zu finden. So tingeln wir Regalschlucht für Regalschlucht ab und schnappen uns links und rechts was wir brauchen. Ist schon immer wieder interessant. Seit Wochen kochen wir mit langweiligem Salz, wollen uns daher ein neues beschaffen. Den Restaurants ist es bereits seit Peru verboten eine gewisse Salzmenge zu überschreiten (Gesundheitsprävention). Deshalb sind viele Gerichte in den Restis auch langweilig und fad. Nebst etwa 40 verschiedenen Zuckerarten und -formen gibt es in diesem Laden bestimmt 30 verschiedene Salze…und das Beste, fast alle sind „entsalzt“. Es steht dann zum Beispiel „40% desalada“. So blöd, wer braucht denn entsalztes Salz??!!

 

Endlich wieder mal hat es auch eine riiiesige Dessousabteilung. Ich will mir einen neuen BH kaufen, denn die Auswahl ist hier gigantisch. So suche und suche ich nach meiner Grösse, Regal auf Regal ab und nach langem, langem Suchen finde ich wie ich glaube, das Passende. Allerdings würde ich nie so etwas ohne Anprobe kaufen. So suche und suche ich die Umkleidekabinen, und finde sie ganz am Ende des Ladens, also nach Toilettenpapier, Bier, Orangen und Elektronik, nicht etwa direkt bei den Klamotten. Ich lächle die nette Dame am Empfang der Kabinen an, sage ich habe drei Stück und möchte sie probieren, als sie mich anschaut, den Kopf schüttelt und sagt: „nein, weisse nie! Mi Amor!“. Ehm, was „weisse nie“? Weisse BH’s darf man nie anprobieren. Frau muss in einer anderen Farbe das gewünschte Modell probieren und wenn das passt, dann den weissen suchen gehen und kaufen. Würde heissen, ich wandere zurück in die Kleiderregion, suche wieder ewig bis ich das gleiche Modell in einer anderen Farbe finde und nehme mir wieder ein Taxi zu den Kabinen. Mit einem sauren Lächeln sage ich zu der Lady „nei merci!“ und verlasse fluchtartig die Region der Kabinen…Ja, so ist das hier in Kolumbien. Weiss nie, mi Amor!

 

Vollbepackt mit Lebensmitteln verlassen wir dann subito diesen riesigen Einkaufstempel und flüchten uns wieder an den wunderbaren Sandstrand von Los Angeles. Da viele Overlander sagen, es sei einer der schönsten auf der Reise überhaupt, bleiben wir noch ein Weilchen. Wir sind ja nicht in Eile…

Alles hat ein Ende…auch unsere Ferien auf dem Camping Los Angeles. Tinu feierte gestern hier seinen Geburtstag und hat unzählige Mails, SMS und Facebook Gratulationen entgegennehmen dürfen - und sich sehr darüber gefreut. Obwohl hier der Bär nicht tanzt, kein tolles Resti in der Nähe ist, der Kühlschrank nahezu leer war und leider auch keine Freunde hier waren, wird Tinu sich bestimmt immer an diesen Geburi erinnern. Es war toll hier an der Karibikküste von Kolumbien. Vielleicht kommen wir wieder - never know!

 

Aber jetzt haben wir wieder Lust auf Neues! Es geht weiter in Richtung Cartagena. Die schöne Kolonialstadt an der Küste wartet.

8.8. - 9.8.16

 

Camping Los Angeles  -  Cartagena

 

Wir verlassen mit ein bisschen Wehmut den wunderbaren Strand Los Angeles. Es ist bereits morgens um 35 Grad, also ziemlich warm - auch im Ländy. Wir fahren zurück in Richtung der Millionenstadt Baranquilla (übrigens die Heimat von Shakira) und wollen erst mal unsere Vorräte aufstocken. Wir verbummeln wieder viel Zeit in einem unterkühlten Konsumtempel, sind danach aber immerhin wieder gut ausgerüstet. Ungefähr 250 km wollen wir heute zurücklegen, was bei den sehr guten Strassen Kolumbiens überhaupt kein Problem ist. Nur die vielen Mautstellen und in den Dörfern die Topes bremsen uns aus. Wie in Europa hat es in den grossen Städten unzählige Baustellen, der Brummiverkehr ist ungleich dichter als in der Schweiz, da keine Güter über die Bahn transportiert werden. So stecken wir ab und zu zwischen Monstertrucks fest und schmelzen vor uns hin. Am späteren Nachmittag kommt die Skyline von Cartagena in Sicht. Wir sind gespannt auf diese 1 Mio. Einwohner grosse Stadt, mit den unglaublich vielen Vorschusslorbeeren. Weil wir eine Seitenstrasse zu früh abgebogen sind, müssen wir wegen der Einbahnstrassen einen kurzen Umweg von 2 km machen. Dieser Weg führt uns direkt weg von den Hotels am Strand, in deutlich ärmere, einfachere und schmutzigere Ecken der Stadt. Gemäss einer Einheimischen vom Camping hat Cartagena viele Arbeitslose, da von den Landbewohnern immer wieder einige das Glück in der Stadt suchen. Aber das Überleben scheint schwierig zu sein.

 

Das Hotel Bellavista, direkt am Meer, ist eines der wenigen, welches einen grossen Parkplatz für Overlander anbietet. Es ist ein wenig heruntergekommen, aber irgendwie auch ok. Wir haben den staubigen aber beschatteten Innenhof für uns, es gibt ein nettes Patio mit w-lan - welches schnell sein soll - und Duschen mit kalt Wasser (falsche Versprechen die waren lauwarm…- wie sich doch die Ansprüche seit Patagonien geändert haben😉). Wir nehmen uns ein Taxi für die kurze Strecke in die Innenstadt (offenbar abends empfohlen), die von einer breiten Stadtmauer umgeben ist. Und tatsächlich, es ist eine Stadt wie aus dem Märchen. Die Kolonialbauten sind restauriert, die Häuser in allen Farben, viele richtig coole Restaurants und Bars, wunderschöne Plätze mit Live-Musik und wirklich tolle Shops - meistens sind die Läden an sich schon richtig schön und auch was angeboten wird ist von sehr guter Qualität und absolut auf das grosse Kreuzfahrer Publikum ausgerichtet. Fast jeden Tag sollen hier von den ganz grossen auf einen kurzen Stop vorbeikommen. Vermutlich aus eben diesem Grund, sind viele Kutschen mit meist etwas klapprigen Rösslis unterwegs. Die Strassen und Plätze sind stark bevölkert, es herrscht eine gelassene Atmosphäre.

 

Fernando Boteros dralle Bronzeskulpturen sind wie in Medellin auch hier allgegenwärtig. Viele tolle Museen (Marine-, Gold-, Smaragd- und moderne Kunst) sind in aussergewöhnlich schönen Kolonialhäusern untergebracht. Ehemalige Spitäler, Zollhäuser und Schulen wurden umgenutzt und sind nun der Öffentlichkeit zugänglich. Wir sind begeistert. Mit Cusco in Peru für uns die bisher schönste Stadt auf der ganzen Reise. So genehmigen wir uns erst mal unter einem grossen Baum einen Maracuya-Daiquiri und beobachten das Treiben auf dem Platz. Da werden Fotos mit den Skulpturen gemacht, um Preise bei den fliegenden Händlern gefeilscht, gequasselt und gelacht. Endlich ist auch die Temperatur im erträglichen Bereich - also; das Leben ist herrlich!

10.8. - 12.8.16

 

Cartagena - Mompox

 

 

Heute haben wir uns viel vorgenommen und dann sogar superschnell erledigt. 

 

Die Verschiffung nach Zentralamerika steht demnächst an, weil blöderweise zwischen Kolumbien und Panama 90 km Strasse fehlen. Weder Nord- noch Südamerika ist daran interessiert an diesem Zustand etwas zu ändern, offizielle Begründung ist „dem Drogentransport gen Norden soll kein Vorschub geleistet werden“. Wir sehen das anders; es ist ein unglaublicher Industriezweig und eine richtige Cash Cow! Jede Ware von Nord nach Süd oder von Süd nach Nord muss zwingend auf einen Frachter oder ein Flugzeug umgeladen werden. Der Darien Gap wie die Lücke heisst, kann also nicht mal mit einem Motorrad befahren werden. Von einem Ländy schon zweimal nicht, heisst für uns eine unglaubliche Menge an Papierkram, viel Polizei- und Zollkontrolle, Drogenchecks und so weiter. 

 

Mit dem Taxi machen wir uns auf die Suche nach dem Büro von Enlace Caribe und sind schlussendlich überrascht, dass acht Menschen dort arbeiten und das Ganze einen sehr geordneten und professionellen Eindruck macht. Wir haben mit Ernesto und Sonja jemanden mit viel Erfahrung gefunden, sie bereiten die Papiere vor, reservieren die Passage, machen Termine mit dem Zoll und so weiter. Wir haben von den beiden einen sehr guten Eindruck. Sie werden uns bis zum Hafengelände begleiten und dann darf nur der Fahrer mit dem Auto auf das Hafenareal. Wir haben nun den genauen Ablauf der Verschiffung.

 

8.9.  mit Originalpapieren und Ernesto zum Hafen  - bezahlen in bar

 

9.9.  mit Ländy und Ernesto in den Hafen zum Check des Äusseren des Fahrzeugs

 

10.9.mit Ländy und Ernesto zum Drogencheck zur Hafenpolizei, Abgabe der Schlüssel ( da es sich um ein Schiff mit Roll on/ Roll off System handelt - er ist ja zu gross um in einem Container verschifft zu werden, wird ein Hafenangestellter den Ländy auf das Schiff fahren). Heisst für uns vorher alles gut wegräumen, nach Möglichkeit abschliessen und den Durchstieg von der Fahrer- in die Wohnkabine zu verbarrikadieren. 

 

Ernesto macht aber einen kompetent-gelassenen Eindruck, so sind wir guten Mutes, dass dieses Prozedere rasch von statten gehen wird. In Panama muss dann das gleiche wieder rückwärts abgehandelt werden, aber das ist eine andere Geschichte. 

 

Auf jeden Fall können Tinu und ich nicht auf dem gleichen Frachter mitfahren, was schade ist, aber halt so ist. Wir hatten eigentlich vor zu fliegen (ist ja naheliegend) haben aber von anderen Reisenden von der Möglichkeit gehört, zu segeln. Es gibt kleine Yachten die in fünf Tagen von Cartagena aus nach Panama segeln. Und das Beste…man verbringt drei Tage davon auf den San Blas Inseln. Klingt für uns nach einem Plan und so machen wir uns nach Ernesto auf den Weg zum Blue Sailing Office, wo wir mit Laurel ein Girl kennen lernen, welches Bescheid weiss. Und zwar über Segler, Crew, Kabinen, Route und Papierkram (wir reisen ja dann über den Wasserweg nach Panama ein) und überhaupt, die war toll! So haben wir kurzerhand für den 13.9. eine Überfahrt mit der „Amande 2“ gebucht. So haben wir noch etwas Spielraum, falls der Frachter sich verspäten sollte. Die „Amande 2“ ist ein 15 Meter Segler mit Platz für 12 Personen. Kommt mir vor als würden unsere Schiffe immer kleiner. Zuerst die Grande Francia, der Riesenfrachter, dann die Sea Spirit, das kleine Antarktis Kreuzfahrtschiff, dann die Majestic auf den Galapagos und nun die Amande 2. Das nächste mal wird’s dann wohl hoffentlich kein Floss sein…

 

So wird es also Mittag und wir haben die beiden „to Do’s“ bereits erfüllt. Heisst, wir können also unbeschwert rumbummeln, einkaufen, Glace schlecken und uns treiben lassen, in den wunderschönen Gassen von Cartagena. 

 

Heute wollen wir uns, solange wir noch gutes Internet haben, ein Hotel für die Zeit ohne Ländy suchen. Schon nach einem kurzen Blick auf die Buchungsplattformen stellen wir fest, dass Mitte September in Cartagena irgendwas los sein muss. Viele Hotels sind schon ausgebucht. Freie Zimmer gibt es entweder in riesigen Hotelbunkern, weit weg vom Stadtzentrum, oder ohne Pool, oder megateuer. Nach ein paar Stunden geben wir entnervt auf. Können uns einfach nicht entscheiden. Es ist offenbar ein vielfaches schwieriger ein Hotel zu buchen als einen Frachter über Landesgrenzen und einen Segler auf Karibikinseln. Wohl gut, dass wir im Normalfall unser eigenes Hotel dabei haben…

 

Am Abend treffen wir uns in der Altstadt mit Stefanie und Orlando. Stefanie arbeitet seit längerem im Ambi in Zürich und ist mütterlicherseits aus Kolumbien. Daher verbringt sie fast jedes Jahr einige Wochen Ferien bei ihrer Familie. Bereits beim Abschiedsfest vor einem Jahr in Niederglatt, haben wir darüber gesprochen, uns wenn möglich zu treffen. Und es hat tatsächlich geklappt. Wir verbringen einen gemütlichen Abend mit den beiden, und essen im besten Restaurant  Cartagenas, dem „Carmen“. Bei einem Degustations 5-Gänger, lassen wir uns von kolumbianischen Spezialitäten in spannenden Kombinationen überraschen. Viel Pulpo und Camarones, mal süss mal sauer, immer sehr schön angerichtet - es schmeckt uns sehr gut!

 

Viel zu schnell ist es Mitternacht und wir werden von den Kellnern, nach und nach deutlicher aus dem Restaurant hinauskomplimentiert. Nun denn , dann gehen wir halt. Die Gassen sind mittlerweile leergefegt, als wir in Richtung des Hotels von Stefanie und Orlando bummeln. Danke euch beiden, es war sehr nett wieder mal in Gesellschaft von zu Hause! 

Am Morgen räumen wir langsam zusammen, machen noch letzten Bürokram und surfen nochmal betreffend Hotelbuchung. Nach nur zehn Minuten werden wir fündig. Das kleine, koloniale Casa Relax, mitten im Zentrum, mit Pool für wenig Geld, hat genau noch ein Zimmer. Spontan schnappen wir uns das und machen die Buchung fest. Schon witzig; gestern war das so ein harter Knochen und heute Morgen - zack das Passende! Perfekt. Also; Frachter ok! Segler ok! Hotel ok! 

 

Jetzt können wir uns wieder dem widmen, was wir mögen. Wir fahren also los um Cartagena zu verlassen - werden ja noch lange Zeit haben, die Stadt zu geniessen. Stau, Baustellen und unglaublich heiss ist es. Wir brauchen alleine, um in die Aussenbezirke zu kommen, eineinhalb Stunden. Dann geht s aber flott voran, die Strasse ist gut, es ist hügelig und grün. Überall grosse Zebuherden - sie erinnern uns an Afrika. Diese Rinder sind einfach grossartig anzuschauen - und natürlich zu essen! Wir denken, dass wir heute die Strecke bis Mompox nicht schaffen. Denn 

40 km vor Mompox gilt es, per Fähre einen breiten Fluss zu überqueren. So weit wir wissen, fährt die letzte um 16.00 Uhr. Aber vielleicht können wir ja da übernachten oder in der Nähe und dann eine Fähre am Morgen nehmen. Wir werden sehen. Irgendwann gegen halb fünf treffen wir in dem Ort Magangé ein, wo die Fähre irgendwo ablegen soll. Wir fahren nach ausserhalb des Örtchens, die Strasse gleicht einer Kraterlandschaft, wir fahren Schritttempo. Die Fähre wird soeben noch mit grossen Lastern, Motorrädern, PKW’s und Kühen beladen, aber es hat nicht mehr viel Platz und einige grosse Laster stehen noch in der Schlange. So wird das wohl heute nichts mehr. Wie immer bei Schiffen und Fähren ist ein irres Geschrei, zwölf verschiedene Menschen geben Kommandos, man weiss nicht wer ist offiziell und wer nur laut und ein hin und her „gemanöver“ von all den Fahrzeugen weil natürlich auch kein Platz ist zum Wenden und jeder rückwärts auf die Fähre fahren muss, Fussgänger werden fast angefahren, Töfflis fallen fast um und so weiter - wie immer halt bei Anlegestellen. Auf einmal kommt ein Typ laut und hektisch, fragt ob wir auch noch drauf wollen, darauf ich; ja schon aber scheint voll zu sein. Da wird wieder zusammengerütscht und neu gebigelet es ist eine Freude. Tinu wird mit dem Ländy auf die Fähre gewunken - und ich frag mich wie die die Rampe hochziehen wollen. Das Heck schaut nämlich deutlich über die Scharniere der Bugklappe hinaus. Aber ich mach mir zu viele Sorgen - der Bug wird einfach nicht geschlossen. Aha. An Land ist immer noch ein grosses hin und her weil einer der Laster keinen Platz mehr hatte und erst am nächsten Tag wieder eine Fähre geht. Aber der ist nun mal riesig und es nützt ja nichts, kein Platz ist halt kein Platz. So legen wir nach langen Diskussionen ab, treiben auf dem Fluss ruhig dahin, eine warme Brise weht, aber es hat keine Mücken. Der Abendhimmel ist wunderschön. 

 

Eigentlich fahren wir abends, wenns dämmert oder bereits dunkel ist, nicht gerne. Fahrräder haben kein Licht, viele Fussgänger sind unterwegs die man fast nicht sieht, Kinder spielen am Strassenrand und Hunde queren die Strasse. Aber da die Fähre halt gerade beladen wurde hat sich das angeboten. So ist es schon fast dunkel als wir nach 45 Minuten am Ziel ankommen. Tinu muss rückwärts ab der Fähre manövrieren, es ist steil und die Zufahrt ausgewaschen vom Regen. Natürlich ist dann auch kein Platz um zu wenden, aber bei einer Seitenstrasse ist es dann doch möglich. Wir möchten ja nicht rückwärts nach Mompox. 

Die Strasse für die nächsten Kilometer ist neu asphaltiert, wir vermuten, dass dies bereits die Vorarbeiten für die Brücke sind. Mitten im Flussbett stehen nämlich bereits zwei riesige Pfeiler für die Brücke die in drei Jahren die beiden Flussufer verbinden soll. In einem der nächsten Dörfer landen wir mitten in einem Dorffest, Pferdekutschen müssen verschoben werden, Töfflis umparkiert und Getränkestände etwas zurückversetzt werden, damit es für uns ein durchkommen gibt. Aber die Kolumbianer machen das mit stoischer Ruhe und grüssen nett. So treffen wir gegen 19.30 Uhr in Mompox ein, und haben noch keinen Übernachtungsplatz. Wir fragen an einer Tanke, dürften auch bleiben, aber irgendwie passt uns die nicht so richtig. Wir fahren weiter und kommen zum Hostel Amarillo, wo Freunde von uns vor einiger Zeit gestanden sind. Es gibt zwar keinen bewachten Parkplatz, aber der nette Receptionist meint, hier in Mompox sei es sowieso sicher. Wir stehen also direkt beim Eingang, dürfen sogar das W-Lan brauchen und hören die schöne Salsa-Musik aus einer Bar am Fluss nebenan.

 

Mompox ist ein richtig beschaulicher, ein bisschen verlorener Ort, mitten auf einer Flussinsel des Rio Magdalena. Von der einen Seite her, nur mit der Fähre mit der auch wir gekommen sind erreichbar. Die 45 000 Einwohner leben über ein grosses Gebiet verstreut, das Zentrum ist klein, die Häuser höchstens zweistöckig. Gegründet wurde das Dorf 1537 und erlebte dank dem Hafen, da es für Transportschiffe direkt am Weg nach Cartagena lag, eine gute und reiche Zeit. Damals wurden viele Kirchen gebaut und grosse Anwesen errichtet. Irgendwann verschlammte der Fluss und der Warentransport musste auf einen anderen Flussarm umgeleitet werden. Seit damals liegt Mompox im Dornröschenschlaf. Viele Gebäude und Strassen wurden restauriert und das Dorf gehört mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe.

 

Nirgends Hektik, überall nette Menschen die ziemlich gut Leben. In Mompox werden die berühmten Schaukelstühle, die man überall sieht, hergestellt und auch genutzt, zudem ist das Örtchen für seinen filigranen Silberschmuck bekannt. In vielen kleinen Läden sind alte und junge Silberschmiede am Werk, wir werden überall freundlich hereingebeten und uns wird alles gezeigt. Wir werden aber auch sehr nett verabschiedet, wenn wir nichts kaufen. Erstaunlicherweise hat es dennoch ab und zu Individualtouristen. Einige Franzosen und Engländer. Am Abend gehen wir in einem sehr netten Hotel essen, weil es uns einen guten Eindruck macht. Es wird von einem kolumbianischen Paar geführt, welches bestimmt über siebzig ist. Als sie unsere Bestellung aufnimmt, könnte man meinen wir würden ein Bankett für 100 Personen besprechen. Sie fragt was wir mögen, wie wir es mögen, empfiehlt uns jene und diese Spezialität von Kolumbien, sagt wir sollen doch verschiedene Beilagen nehmen, um soviel wie möglich zu versuchen. Sie kocht alles frisch und eigentlich nur für Hausgäste aber weil wir so früh am Nachmittag bestellen, kann sie für uns auch das Gewünschte vorbereiten. Sie ist richtig nett. Als wir am Abend aufkreuzen sind wir die einzogen Gäste, obwohl alle 12 Zimmer von Italienern und Franzosen besetzt sind. Offenbar gehen die auswärts. Schade, denn wir wurden verwöhnt. Nach dem Essen gesellen sich die zwei noch auf einen Schwatz zu uns. Sie erzählen uns, dass sie lange in Panama gelebt haben, dies zur Zeit Noriegas, als alles schwierig war, Banken und Schulen geschlossen, in den Läden fast nichts erhältlich und dennoch hat ihr diese Zeit besser gefallen als die heutige Konsumgesellschaft. Nach einer Weile entschuldigt sie sich, ihre Daly - Soap beginnt. So lustig. Er zeigt uns den schönen Dachgarten und gibt uns noch einige Reisetipps. Ein richtig netter Abend. 

13.8. - 15.8.16

 

Mompox - El Portal bei Bucaramanga

 

Nach zwei schönen Tagen in Mompox fahren wir am Morgen los in Richtung Bucaramanga. Kurz vor dieser grossen Stadt soll es einen schönen Ecoparc geben, da wollen wir hin. Vor uns liegen etwa 319 km. Wie wir vom Receptionisten des Amarillo erfahren, sind viele Kilometer davon ziemlich schlecht. He nu, wir werden sehen. Nachdem die Tanks wieder voll sind verlassen wir das Dorf und tatsächlich; irgendwo ist Asphalt noch zu sehen, aber nur die Reste davon. Vor allem gleicht die Strasse einer Kraterlandschaft und wir kommen nur langsam voran. Schon ewig her, seit wir auf einer so schlechte Piste gefahren sind. Irgendwann ist der Asphalt zu Ende, eine sehr schöne ungeteerte Piste führt weiter. Die ist uns viel lieber als die vielen grossen Löcher. Die Erde ist rot, die Bäume riesig, alles in Allem ist die Landschaft toll. Alleine was für Fahrzeuge unterwegs sind, und was so alles transportiert wird - witzig.  Kurz vor unserem Ziel, blockieren Cavailleros die Strasse. Wir wissen nicht genau ob die Reiter damit gegen irgendwas protestieren, oder ob sie auf dem Weg zu einem Fest sind. Die Autos und vor allem die Lastwagen finden das gar nicht komisch und lassen ihrem Frust per Hupe freien Lauf. Es ist zum Glück für uns nur wenige Kilometer vor unserem Ziel, daher hält uns das Ganze nicht lange auf.

 

Wir fahren in den tropischen Ecoparc El Portal und werden vom Parkwächter nett willkommen geheissen. Nach einem kurzen Dokumenten Check, lässt er uns zum Innern des Parks fahren und gibt per Funk am Eingang Bescheid. Dort werden wir von Carolina empfangen die uns zu Fuss das Gelände zeigt, und uns aussuchen lässt, wo wir mit dem Ländy stehen wollen. Der Park ist sehr gepflegt und üppig grün. Vieles blüht, es duftet schwer und süss. Von vielen Wasserfällen gespeiste Naturpools, kleine Seen, viele Grünflächen, ein sehr schönes Resti und Wanderwege können in diesem Park genutzt werden. Es gibt sogar Hängematten Vorrichtungen und Strom, was will man mehr. Die Solarbatterien brauchen in dieser Hitze unbedingt Unterstützung. Oft ist es ein wenig bewölkt aber durch die Hitze verbraucht der Kühlschrank Unmengen von Energie. Landstrom ist also ab und zu ein Muss. Da heute Samstag ist, sind viele kleine Zelte auf dem Platz aufgestellt. Grosse Gruppen Jugendlicher geniessen das Wochenende. Lautsprecher von der Grösse die normalerweise Discos besounden, sind auf den Pick ups und beschallen den Campingplatz. Eigene Musik ist also nicht von Nöten, es reicht für alle - und wie! Bestimmt werden die aber am Sonntag Abend wieder verschwinden, dann ruft ja wieder der Alltag. Ist also ganz ok.

 

 

Am Morgen werden wir von eben diesen Boxen bereits vor sieben Uhr geweckt. Also ehrlich, gehts noch! Na denn, stehen wir halt auf und nehmen auf den Schreck erst mal ein Kaffee. Wir verbummeln den halben Morgen machen uns aber dann doch mal auf diesen Park zu entdecken. An einem keinen See versuchen einige bereits mit den Angelruten ihr Glück, die Grills glühen und viele sind beim Baden in dem Naturpool direkt beim Hotel und dem Camping. Es soll aber schönere Pools direkt am Fluss geben, und die gehen wir suchen. Wir bummeln über gepflegte Wege und später Trampelpfade den Hügel rauf, alles dem Flüsschen und den Wasserfällen entlang. Die Temperatur ist hier sehr angenehm. Wir sind auf 700 m, am Tag wird so 29 Grad und nachts wieder verträgliche 22. 

15.8.- 19.8.2016 

 

Ecoparc El Portal - San Gil - Barichara

 

Gestern, noch am  Abend spät, hat sich auf einmal der ganze Zeltplatz geleert und die Kiddies wurden alle mit Bussen abgeholt. Auch die Familien haben zusammengepackt, denn wie wir nun wissen, war der Montag ein Feiertag und daher langes Wochenende. Aber auch das hat ein Ende und wir sind ganz alleine mit ein paar Glühwürmchen auf dem schönen Platz. Eigentlich war der Plan, dass wir am morgen nochmal zu den Naturpools aufsteigen, aber bereits nach dem Kaffe beginnt es zu regnen. Es ist diesig, wolkig aber immer noch schön warm. Wir beschäftigen uns also mit Bürokram, Telefonieren mit zu Hause, basteln an der Webseite und informieren uns über unsere weitere Reise mit Karten und Internet. Lange her, seit dem letzten Regentag. Stört uns aber überhaupt nicht, es gibt immer was zu tun - Kram der sonst liegen bleibt. 

 

Am nächsten Morgen wollen wir weiter in Richtung San Gil. Dazwischen liegt die Millionenstadt Bucaramanga, die wir aber nur umfahren werden. Erstmals seit Langem, gehts wieder etwas in die Höhe. San Gil liegt auf 1100 m. Eine kurvige, gute Asphaltstrasse bringt uns langsam aber sicher auf über 1600 m. Wiederum ideales Klima für Kaffee, Guavas, Papayas und Mangos. Stinknormale Kühe weiden auf den Wiesen, offenbar sind Zebus eher in der tropischen Region zu Hause. Viele Lastwagen kriechen bergaufwärts, überholen ist schwierig. So tuckern wir gemächlich durch die Gegend und erreichen gegen Abend das Städtchen San Gil, ein Mekka für Abenteuer Sportler - hier werden Bunjee-Jumping, River-Rafting, Paragliding und sonst noch Einiges angeboten. Wir suchen uns einen Lavadero für den Ländy, der von der salzigen Luft an der Küste und den Bäumen auf den letzten Übernachtungsplätzen nur so klebt. Direkt am Rio Fonce hat es seit langem auch wieder mal eine richtig grosse Auswahl an Campingplätzen. Wir entscheiden uns für den Camping Fogata, eine schöner grüner Platz unter Bäumen mit Flechten, einigen Hängematten und vor allem - komplett leer. Wir können also direkt am Fluss stehen uns geniessen die super Lage. Erfreut stellen wir fest, dass es fast keine Mücken hat, das ist super - allerdings wieder von diesen wirklich ultra lästigen Sandfliegen. 

Man merkt die Bisse nicht sofort, aber irgendwann jucken die richtig und bleiben manchmal über Wochen erhalten. Aber das Allerallerbeste; hier wohnt Laura! Ein wunderschöner Gelbbrust Ara, den William, der den Camping betreibt, mal geschenkt bekommen hat. Sie klettert den ganzen Tag auf den Bäumen rum und lässt sich mit Sonnenblumen Kernen verwöhnen. 

 

Heute Morgen steht Ländy-Grundreinigung auf dem Programm. Da man auf diesem Platz sogar eine Waschmaschine benutzen kann, ergreifen wir die Gelegenheit und waschen mal wieder Bettwäsche und Moskitonetz, putzen Fenster, pflegen die Dichtungen mit Silikon, schmieren die Schlösser, imprägnieren die Netze an den Fenstern mit Anti-Mückenspray und so weiter. Wir schuften richtig und gönnen uns danach einen Ausflug mit dem Bus ins nur 4 km entfernte San Gil.  Den Ort muss man nicht gesehen haben. Allerdings befinden sich im Zentrum die Büros für River Rafting. Tinu wird mit dem Rio Suarez fündig. Hier finden Rafting Touren mit Level 4-5 statt, er meldet sich subito an und wird dann am nächsten Tag um 10.00 Uhr erwartet. 

 

Nach Riesenbananensplit und Jugo de Maracuja hüpfen wir wieder in den Bus zum Camping. Als wir ankommen, fragt uns William ob wir kurz ein Auge auf den Camping haben könnten, sie müssten ebenfalls rasch in die Stadt. Aber claro. Tinu schmeisst sich in die Hängematte und ich wurstle noch ein wenig rum. Ein paar Minuten später, ruft mich Tinu. Er hat in der Hängematte Besuch gekriegt - Laura der Papagei. Sie langweilt sich offenbar, weil die Familie weg ist und macht eine Runde durch ihren grossen Garten. Tinu reicht ihr von Oben die Hand und sie klettert tatsächlich auf seinen Arm. Er lässt sie auf die Hängematte klettern, sie erkundet alles - vor allem auch Tinu. Eine Swatch Uhr hat sie noch nie gesehen, und seine Armbändeli haben einen ganz besonderen Reiz. Sie beknabbert alles, ist aber sehr vorsichtig und gar nicht grob, wie man bei so einem grossen Vogel vermuten könnte. Sie läuft auf Tinus Armen auf die andere Seite der Hängematte und auch da, krallt sie sich nicht fest. So ein Tier könnte einen ja mit nichts ziemlich verletzen. Ihr Schnabel ist riesig und die Krallen sind auch dazu gemacht auf Bäumen rum zu turnen. Aber dieser Vogel ist wirklich lustig. Sie bleibt eine ganze Weile bei Tinu, murmelt immer ihren Namen und spaziert auf sein Bein um wieder auf den Boden gelassen zu werden. Dann watschelt sie gemütlich wieder zu ihrem Baum, und klettert auf ihr Futterbrett. Das war richtig toll. Wir hatten so die Gelegenheit, einen dieser wirklich wunderschönen Vögel mal aus der Nähe zu betrachten. In der Wildnis fliegen die immer sehr hoch, dann unterschätzt man ihre Grösse, die schöne schwarz-weisse Gesichtszeichnung sieht man nicht, und die Vielschichtigkeit der Federn ist von nah auch beeindruckend. Und das Schöne; sie sieht richtig gesund aus und ist total neugierig. 

 

Ich mache mir heute einen ruhigen Tag. Da es gegen Mittag zu regnen anfängt, koche ich schon mal Bolognese, bearbeite Fotos und lese. Duschen und all das braucht auch seine Zeit und bald schon kommt Tinu von seinem River Rafting Abenteuer zurück. Er hatte offenbar einen tollen Tag. Auf dem Rio Suarez, hat er mit vier Spaniern das Boot geteilt und sie hatten einen sehr guten Guide, der seit 20 Jahren solche Touren begleitet. Ab und zu haben sie ganz schön Wasser abbekommen, aber im Gegensatz zu Chile war das Wasser hier warm. Ist ja auch mal was.

Wir nehmen unseren Weg wieder auf in Richtung Barichara einem kleinen Ort auf 1400 m. Vorher wollen wir noch versuchen in San Gil Gas zu tanken. Das letzte mal war das in Lima nötig, und wir sind nicht sicher, ob wir hier ein Lager finden. In der Regel funktioniert das wie bei uns mit dem Heizöl, man bestellt, der Laster bringt’s nach Hause und befüllt den Tank. Privatpersonen gehen nicht direkt zu den Firmen, daher sind die nie gut angeschrieben und schwer auffindbar. Wir fragen uns durch und kommen zu einem Tanklager, bei dem allerdings nur ein Maurer zu Gange ist und irgendwas pflastert. Nein, im Moment sei niemand hier, aber befüllen sei kein Problem. So in einer Stunde sollte der Füllmensch wieder da sein. Wir entscheiden uns zu warten und bereits nach etwa 10 Minuten kommt ein Wagen samt Füllmensch - oder doch nicht? Aber er kann den Füllmensch anrufen. Und zudem können wir hier nicht tanken und müssten den Berg hoch zu einem Laster. Direkt ab dessen Tank wird umgefüllt. Aha. Wir fahren also den Berg hoch, durch eine schmale Einfahrt und sehen wirklich einen Gastank auf Laster. Wir warten und nach ein paar Minuten kommt ein netter Typ mit seinem Pick-Up. Er schaut sich unser System an, nickt anerkennend und meint, es sei nicht nötig die Flasche aus zu bauen. Er habe einen Füllstutzen der zu unserem Adapter passt. So ist es ein Kurzes und wir sind wieder für die nächsten zwei bis drei Monate ausgerüstet. Wenn wir die Heizung nicht brauchen, mit dem ist ja nicht zu rechnen, reicht die 11 kg Gasflasche für gut drei Monate kochen. 

 

Durch hügelige, nun fast baumfreie Landschaft, fahren wir in’s 27 km entfernte Barichara. Dies ist die Region der Ziegelbrennereien, der Tontopf- und Dachziegel Hersteller. Die Erde ist rot und lehmig, die Häuser sehen aus wie in der Toscana. Barichara wird von ungefähr 4000 Einwohnern bewohnt. Die meisten Häuser sind über 300 Jahre alt, aber alle renoviert. Für das Dorfbild wird darauf geachtet, dass für Restaurants und Läden keine Leuchtreklamen oder Plastikschilder gebraucht werden, die Fassaden dürfen nicht in irgendwelche Fantasiefarben gestrichen sein, es gibt keine aufgemalten Parkfelder oder Fussgängerstreifen und sowieso kein Abfall. Schöne Parks, viele Kirchen und sehr nette Menschen bleiben uns von hier in Erinnerung. Es ist ein bisschen wie Ballenberg, so gepflegt und sauber, aber irgendwie doch nicht, weil hier wirklich Menschen leben, die Sorge zu ihrem Dorf tragen. Abends sind die Gassen stimmig beleuchtet und man wähnt sich fast an einem Filmset. Wer am Wochenende vorbei kommt muss das Örtchen wohl mit den Stadtmenschen von Bogota teilen, aber unter der Woche herrscht hier ländliche Ruhe. Schön!

20.8.2016 - 26.8.2016

 

Barichara - Villa de Leyva

 

Wir verlassen Barichara ungern, denn das Örtchen im Dornröschenschlaf hat uns sehr gut gefallen. Allerdings wartet auf uns Villa de Leyva. Im Lonely Planet steht geschrieben; wenn man nur für eines, dieser schmucken Kolonialdörfer Zeit hat, sollte die Wahl auf Villa de Leya fallen. Also nehmen wir die paar Kilometer ziemlich gute Strasse unter die Räder, fahren durch die „Toscana“ weiter und hüpfen die letzten Kilometer vor Leyva über eine ganz miese Piste. Wir finden das Hostel Renacer auf Anhieb da einmal mehr die Koordinaten im iO korrekt sind. Wir sehen bereits von weitem einige Overlander Fahrzeuge, unter anderem auch den Landcruiser von Dani und Brigitte, die wir schon mehrfach getroffen haben (zudem mehr als eine Woche bei Ernesto in La Paz). Wir freuen uns, denn schon länger haben wir keine bekannten Gesichter mehr gesehen. Auch mit Werner und Christine, den beiden Deutschen die bereits seit 2014 unterwegs sind, unterhalten wir uns gut und tauschen wertvolle Tipps aus. Der Platz beim Renacer ist sehr schön. Ein wenig oberhalb des Dorfes gelegen, üppig grün mit einem gepflegten Garten, sehr sauberen warmen (!) Duschen und einer schönen Feuerstelle in einem Patio. Abends kochen wir zusammen, machen Feuer, grillieren wieder mal - diesmal eher Würste, denn das Fleisch hier (auch Filet) ist zäh wie Schuhsohle! Aber ein Schwatz an der Feuerstelle ist immer gemütlich, und wenn dabei noch Anregungen für schöne Plätze oder tolle Nationalparks rauskommen, um so besser. Wir vertrödeln also schon mal den ersten Tag, ohne auch nur einen Fuss ins Dorf zu setzen. Irgendwann spazieren wir dann doch die etwa 1,5 km bis ins Zentrum. Ein wunderbarer Ort. Die Häuser sind renoviert, die Strassen mit grossen unförmigen Quadern gepflastert, es gibt nette Läden und kleine Restaurants. Sogar eine deutsche Kneipe liegt am Hauptplatz, natürlich auch Pizzerien und das Allerbeste; eine unschlagbare Bäckerei. Auf etwa 4x4 Metern werden allerbeste Vollkorn-, Oliven-, Haferflocken- und Weissbrote (alle nicht süss!) produziert. So geil!

 

Auf der riesigen Plaza Major lassen die Kinder mit ihren Vätern Drachen steigen, alle geniessen die gemütliche Atmosphäre. Allerdings ist am Wochenende hier ganz schön viel los. Dann kommen die Stadtmenschen aus Bogota mit ihren Autos und stellen die kleinen Gassen voll. Wir kaufen also einige Lebensmittel, damit wir noch ein paar Tage im Renacer bleiben können. Es gefällt uns, und wir wollen erst am Wochenende nach Bogota reinfahren.

 

Nachdem Dani und Brigitte und auch Werner und Christiane im Renacer die Abfahrt immer wieder hinausgeschoben haben, ist heute endgültig Tag des Abschieds. Die vier fahren weiter in Richtung Medellin. Irgendwann sehen wir uns wieder! Wir freuen uns darauf! Jetzt ist es im Renacer ruhig geworden, denn auch einige Backpacker sind abgereist. Wir sind einmal mehr mit Fotos beschäftigt, müssen Wasser tanken, Moskitonetz flicken und sonst noch so Einiges. Uns gefällt hier, und heute wollen wir uns nun wirklich mal in Ruhe den Ort anschauen gehen.

27.8. - 30.8.16

 

Villa de Leyva - Zipaquira - Bogota

 

Obwohl es uns in Villa de Leyva sehr gut gefallen hat, ist es irgendwann dennoch Zeit weiter zu ziehen. Wir wollen ins 130 km entfernte Zipaquira. Die 100 000 Einwohner zählende Stadt ist an sich keine Sehenswürdigkeit, allerdings gibt es dort die weltweit einzige Höhlenkirche in einem Salzbergwerk. Seit dem 19. Jahrhundert wurde in diesem Berg von Minenarbeitern Salz abgebaut und bald schon entstanden, 180 Meter in der Tiefe, die ersten Kappellen für die Bergleute. Wegen Einsturzgefahr wurde die Mine 1954 geschlossen. Es fand sich allerdings 1992 ein Architekt, der mit Hilfe von 80 Tonnen Sprengstoff die Kathedrale wieder begehbar machte. Besucher werden durch einen langen Kreuzweg geführt, der geheimnisvoll beleuchtet, das glitzernde Salz zur Geltung bringt. Er endet in der dreischiffigen, grossen Höhlenkirche, mit ihrem 16 Meter hohen Kreuz. Sonntags findet dort sogar eine Messe statt. 

 

Nach dem Besuch der Salzkathedrale, hat man die Möglichkeit, eine „virtuelle“ Smaragdmine zu besichtigen. Kolumbien ist führend in Menge und Qualität der gefundenen Steine. Es ist interessant, mehr über diese Bodenschätze zu erfahren. Allerdings müsste man für einen Kauf auch etwas davon verstehen. Bei der Salzkathedrale können wir nicht übernachten, dafür beim nahe gelegenen Archäologischen Museum. Als wir auf den Platz fahren ist es da ruhig, nur einige Fahrräder stehen mit den dazu gehörenden Menschen rum. Wir bummeln ein wenig durch die Altstadt, aber die ist schnell gesehen. Als wir zurück zum Ländy kommen, hat es bereits etwa 600 Velos. Wir werden aufgeklärt; heute Abend findet eine kleine Velotour durch die Innenstatt statt, mit dem Motto; ein Fahrrad ist ein Auto weniger. Offenbar werden diese „Touren“ in ganz Kolumbien veranstaltet, um auf den starken Verkehr aufmerksam zu machen, und die Menschen auf den Drahtesel zu bringen. Wir werden von diversen Menschen angesprochen, woher, wohin, seit wann und so weiter. Sie sind alles sehr nett und meinen unser Platz vor dem Museum sei sehr sicher. Eine junge Frau fragt ob wir nicht mit velölen wollen. Tinu will (er kann ja auch gut auf einem Fahrrad sitzen ;-). So radelt die Menge hinter der Polizei und der Ambulanz her von dannen. 

Wir verlassen Zipaquira bereits am Morgen früh, denn wir wollen vor dem Mittag in Bogota sein. Es ist Samstag, daher erhoffen wir uns weniger Verkehr. Wir haben Glück und flutschen über die fünf Spuren mitten ins Stadtzentrum. Eigentlich hatten wir einen bewachten Parkplatz im Visier, auf dem schon einige die wir kennen gestanden sind, aber heute haben die Guards irgendwie keine Lust, denn sie lehnen es ab, uns über Nacht stehen zu lassen. Offenbar wird der Platz über Nacht geschlossen. Blöd. Es gibt viele bewachte Parkplätze in Innenhöfen, aber alle schliessen am späteren Nachmittag oder abends. So kurven wir jetzt halt doch durch dichten Verkehr, und haben auf dem Navi ein grosses Spital ausgemacht. Das Spital San Jose ist riesig, und umgeben von einem öffentlichen Parkplatz mit Wächter. Nicht billig, dafür super gut bewacht und ruhig. Allerdings ist das Viertel eher nicht so gut. Viele kleine Autowerkstätten, es wird direkt auf der Strasse gearbeitet, viele Obdachlose treiben sich rum, alle von irgendwelchen verbotenen Substanzen vernebelt. Viele schlafen auf Kartons auf den Trottoirs, viele durchwühlen die Abfalleimer. Aber es ist erst Mittag und wir haben einen sicheren Platz. Wir nehmen direkt vor dem Tor des Parkplatzes ein Taxi und lassen uns zum weltberühmten Goldmuseum fahren, welches sich unter den Fittichen der Banco de la Républica befindet, und zu den besten Museen Lateinamerikas zählen soll. Es liegt in einem der vielen Zentren dieser 10 Mio. Stadt. Hier ist die Gegend sicher, viele Geschäfte, viele Museen und Restaurants. Wir genehmigen uns eine Stärkung im Mc Donald’s und machen uns auf den Weg zum Museum. An der Kasse müssen wir nicht einmal anstehen und sind schnell mit Tickets ausgestattet. Das Museum zeigt die Geschichte der verschiedenen Metalle, wie sie bereits 2000 v. Chr. verwendet wurden. Zuerst war das Kupfer und Bronze und später eben Gold. DasTragen von Schmuck oder Gegenständen aus Gold, waren in der Präkolumbianischen Zeit, alleine den Häuptlingen und Stammesführern und vor allem den Schamanen, vorbehalten. Ausgestellt sind wunderschöne Stücke, toll beleuchtet und immer gut erklärt. Auch das Museum an sich, ist in einer sehr modernen Architektur gebaut - verdientermassen die wichtigste Sehenswürdigkeit Bogotas. Ein nettes Kaffe in welchem ausgezeichneter kolumbianischer Kaffe serviert wird, und natürlich ein sehr schöner Museumsladen gehören dazu. Später machen wir uns zu Fuss auf, die Stadt zu entdecken. Den grossen, baumlosen Plaza Bolivar mit seinen Regierungsgebäuden, die vielen Gassen und Fussgängerzonen. Die Temperaturen auf 2600 m sind angenehm, mal ein wenig sonnig, mal ein wenig wolkig. Wir bummeln ins Quartier „La Candelaria“. Ein alter Teil der Stadt (noch vor ein paar Jahren eine no-go aera) heute das historische und intellektuelle Zentrum Bogotas. Viele, kleine Kopfstein gepflasterte und schachbrettartig angelegte Gassen, Hostels, Strassenkunst, Handwerksläden und kleinen Beizen. Über dem ganzen Viertel liegt eine Wolke von Marihuana, überall wird geraucht und getrunken, gemütlich zusammengesessen - nirgends Hektik von Grossstadt. An den Mauern ist überall Street Art zu bewundern, also nicht irgendwelche Schmierereien, sondern richtig tolle Kunstwerke. Wir sind begeistert. Ebenso sind in diesem Viertel viele Museen, historisch bedeutsame Gebäude und Kirchen zu bestaunen.

 

Am Abend gehen wir in das Viertel „Zona Rosa“, das Ausgehviertel der hiesigen, reicheren jungen Menschen. Riesige Malls, mit all den bei uns auch bekannten Labels wie Armani, Versace, Dior, Boss und so weiter, aber auch sehr viele schöne Restaurants und Bars. Wir genehmigen uns in der BBC, der Bogota Beer Company, im Garten eines ihrer feinen Biere und beobachten die Stadtjugend. Alle sind aufgebretzelt und bereit für eine Samstag Nacht, teure Autos und Harley’s werden im Schneckentempo vor den Restaurants zur Schau gestellt. Wir schlendern durch das Viertel und essen in einem Libanesischen Restaurant ein paar Mezzes. Auch wieder mal fein. Dann beginnt es wie aus Kübeln zu Schütten. Wir nehmen uns ein Taxi zu unserem Ländy, und dank des Spitals direkt daneben, finden die Taxifahrer unseren Parkplatz auch jeweils auf Anhieb. Allerdings warnt uns jeder; dies sei kein sicheres Viertel, wir sollen unsere Taschen lieber gut festhalten…

Heute ist Sonntag. Von Stefanie haben wir den Tipp erhalten, den Hippie-Markt in Usaquen zu besuchen. Ein Stadtteil im Norden, eher Heimat der Mittelschicht, etwa eine halbe Stunde von uns mit dem Taxi entfernt. Es ist erst neun Uhr, die Strassen sind frei und wir kommen gut voran. Genau wie in Medellin, werden an Sonntagen in Bogota auch viele Strassen für Fahrradfahrer und Jogger gesperrt. Trotzdem hat es nicht viel Verkehr. Das Viertel ist super - danke für den Tipp, liebe Stefanie. Ein sehr gemütliches, dörflich anmutendes Quartier, viele haben ihre Stände schon aufgebaut, trinken Kaffe und palavern entspannt quer über die Gasse. Nicht der übliche Touriskram wird hier verkauft, es ist eher ein Handwerker Markt. Viele verkaufen Dinge die sie selber hergestellt haben. Bilder, Drechsler-Arbeiten, Schmuck, Gewobenes und Dinge aus Leder. Eine sehr nette Abwechslung zur quirligen Innenstadt. Sehr cool, oder wie die Kolumbianer sagen; Que chevere! In einem kleinen Kaffe in einer sonnigen Gasse, nehmen wir ein Latte Macchiato und ein feines Pain au Choccolat. 

Kurz nach dem Mittag, halten wir ein Taxi an, welches uns zum Parque de los Periodistas im Zentrum bringen soll. Wir haben bei Carlos eine „Graffity Tour“ gebucht. Carlos, ein junger Grafiker und ehemals Street Art Künstler, der wegen seiner Malereien, als die Gesetzte noch strenger waren, ein paar Mal im Knast war, will uns etwas von seiner Stadt zeigen. In Bogota ist es jedem Hausbesitzer freigestellt, was er mit seiner Fassade macht (man stelle sich vor, bei uns könnte jeder wählen ob pink oder hellblau). Wenn also ein Künstler das Einverständnis eines Eigentümers bekommt, darf er die Wand, oder die Mauer bemalen. Die Street Art Künstler geniessen unter den Einheimischen grosse Unterstützung, denn sie verschönern die Stadt mit tollen Bildern und Kunstwerken. Im Gegensatz zu den Graffity Sprayern, bei denen es gemäss Carlos nur darum geht, Präsenz im Quartier zu markieren - im Sinne von „diese Wand gehört mir“, die auch niemals bei Eigentümern anfragen, und die mit unlesbaren Schriftzügen überall ihre Signatur zurück lassen. Sie geniessen in Bogota von den Einheimischen keine Unterstützung, nicht selten werden sogar Graffitys in der Nacht übermalen. Bei den Street Art Bildern ist das tabu. Werke werden von anderen Künstlern geachtet, und wenn einer an der gleichen Mauer ein Bild ergänzen will, fragt er den vorhergehenden Künstler an, ob dies in Ordnung ist. Gerade in Candelaria sind die Bilder einfach bunt und schön, politische Aussagen werden nicht gerne gesehen. Im modernen Teil Bogotas allerdings, geht es nur um politische Statements; die Regierung, Wahlen, Drogen- und Rebellenbekämpfung, Krieg, Waffen und die Bestechlichkeit der Politiker, werden hier zum Thema. Viele der Bilder wurden von anonymen Künstlern gemalt, weil ihnen das Statement wichtiger ist, als der Künstler dahinter. Es ist interessant mit Carlos durch „seine“ Stadt zu laufen, er weiss zu Allem eine Geschichte oder eine Anekdote. Nach drei Stunden bedanken und verabschieden wir uns von ihm. Ein cooler Einblick in eine tolle Stadt!

Bogota erschliesst sich einem vielleicht nicht auf Anhieb. Sie ist keine aufgetakelte, herausgeputzte Schönheit, sie buhlt nicht um die Anerkennung von Touristen, schwarz und weiss sind nah beieinander. Im Norden eher reich, gen Süden ärmer und für Touristen unsicherer. So wie wir uns in Bogota bewegt haben, fühlten wir uns aber jederzeit wohl. Die Stadt hat sich in unsere Herzen geschlichen - es war toll hier zu sein!

30.8. - 1.9.16

 

Bogota - Rio Claro - Santa Marta

 

Eine Nacht parkieren wir noch am Stadtrand bei einer grossen Shopping Mall, damit wir am Morgen nicht mehr durch ganz Bogota müssen. Ein guter Entscheid, das Wochenende zu nutzen. Stadteinwärts bilden sich am Montag Morgen auf fünf Spuren dicke Staus, wir kommen hingegen flott voran. Den Weg nach Norden unterbrechen wir im Nationalpark Rio Claro. Leider können wir mit dem Ländy nicht auf den Campingplatz fahren, auch nicht direkt an den Fluss und allgemein ist es ein wenig enttäuschend. Tinu macht einmal mehr eine „Böötlifahrt“ durch den Dschungel, diesmal wirklich nur der Stufe 1, also wie auf der Aare. Ich schreibe Blog (es gibt viel zu erzählen über Bogota), sichte und wähle Fotos aus und nutze die Zeit um ein wenig zu nüschelen. Bis zur Verschiffung bleiben uns noch ein paar Tage, und nach einigem hin und her, haben wir uns entschieden, nochmal an den tollen Strand in Los Angeles zu fahren. Ist von der Strecke her nicht weiter als der Küste entlang, und es war toll da. Auf dem Weg liegt wieder Santa Marta, die grosse Stadt die wir schon kennen, und wir wollen versuchen, in einer Toyota Garage nochmal den Service machen zu lassen. Bestimmt ist das in Kolumbien einiges günstiger als dann in Panama, und hier haben wir Zeit. Am Abend geht über uns und dem Nationalpark ein Gewitter runter, wie wir es im Ländy noch selten erlebt haben. Es schüttet wie aus Kübeln, Blitze zucken aus allen Richtungen gleichzeitig und es kracht ringsum. Manchmal wird es taghell, dann erschüttern wieder heftige Donner die Erde. Uns stört es nicht wirklich, wir haben’s im Ländy ja kuschlig, aber die in den Iglus auf dem Camping…In der Nacht fall ich mal fast aus dem Bett. Nur etwa 50 Meter entfernt, ist ein grosser Baum mit Riesengetöse, einfach entwurzelt umgestürzt. Gut, dass wir wegen den Solarzellen, immer unter freiem Himmel stehen, und nie unter Bäumen.

 

 

So fahren wir am Morgen ungewohnt früh los, wir wollen so viele der 800 Kilometer wie möglich, bereits heute fahren. Vielleicht reicht es dann für den Service morgen Nachmittag. Mal sehen. Wir kommen über die hügelige Strecke gut voran. Mal ist es eine vierspurige Autobahn, dann kommen immer wieder Dörfer, mit den unmöglichen Topes (Bodenwellen), meist kann da nur etwa 40 gefahren werden. Gegen 18.30 Uhr fragen wir bei einer Tanke, ob wir übernachten dürfen. Die Tankstelle ist riesig und leer. So dürfen wir bleiben, und nach und nach füllt sich der Parkplatz mit riesigen Trucks. Das wird wohl keine ruhige Nacht, wenn die alle nach einer Mütze voll Schlaf weiterfahren. Übrigens ist wieder irgendwas los in Sachen Treibstoffversorgung. An „unserer“ Tankstelle gibt es nur Diesel, alle anders betriebenen Fahrzeuge werden weggewiesen. No hay!

 

Wir wissen nicht, ob wieder irgendwo gestreikt wird, oder was genau läuft. Aber unser Interesse gilt ja sowieso eher dem Diesel ;-) Also, wie schon vermutet, wird die Nacht eine der unruhigeren Sorte. Wir sind zwischen all den Riesenbrummis regelrecht zugeparkt, und nach und nach verlassen die irgendwann in der Nacht oder gegen Morgen den Platz wieder. Jeder lässt aber seine Maschine zuerst mal zehn Minuten warm laufen, fährt dann unter grossem Gebimmel rückwärts und so weiter. Unsere Fenster sind der Hitze wegen alle sperrangelweit offen, somit bekommen wir die Geräuschkulisse mit, als würde sie direkt unter dem Kopfkissen stattfinden. Aber egal, wir nehmen den Weg somit auch früh wieder in Angriff - uns bleiben noch etwa 280 km bis Santa Marta. Wir kommen am Mittag an, die Toyota Garage öffnet erst um zwei Uhr wieder. Wir beschliessen unsere Vorräte auf zu füllen, und eine SIM Karte zu kaufen. Am Automaten müssen wir noch Geld ziehen, und so wird es dann doch halb vier, bis wir bei der Garage sind. Sie haben uns morgen den ersten Termin um acht Uhr zu gesagt. Wir wollen nicht in der Stadt bleiben, entschliessen uns daher, dem Örtchen Taganga einen Besuch ab zu statten. Ein kleines verschlafenes, Hippie-Backpacker Traveller Dorf in einer schönen Bucht, 7 km von Santa Marta entfernt. Bestimmt wird es in der nächsten Zeit, wenn Kolumbien populärer wird, einen grossen Aufschwung erleben. Es hat irgendwie alles, um Rucksack-Touris anzulocken. Eine kleine, ruhige Bucht, warmes Wasser, viele Bars und Läden, Hostels und Junk-Food ohne Ende. Jeder hat irgendwie ein „Trümmeli“ oder eine Gitarre dabei und trällert etwas vor sich hin. Ab und an tun sich ein paar zusammen, und singen eins das alle können. Jekami, halt! Beim Hostel Paraiso de Taganga können wir parkieren und die Infrastruktur nutzen. Sehr gut gelegen und günstig - perfekt. Wir bummeln am Abend durch den Ort, und geniessen die allgegenwärtige Happy Hour…

 

Am Morgen fahren wir zum vereinbarten Zeitpunkt zur Toyota Garage. Die Mechaniker machen sich ziemlich bald ans Werk. Oelwechsel, abschmieren, Bremsen kontrollieren usw. Alles gut und nach einer guten Stunde, verlassen wir das Gelände bereits wieder. Super. Gemacht ist gemacht.

 

Wir wollen für die Verschiffung, noch ein Holzbrett zuschneiden lassen, damit wir von der Kabine, den Durchstieg ins Führerhaus, verbarrikadieren können. Einmal mehr, ist es eine Geduldsprobe.

Also, eines muss ich jetzt wirklich mal loswerden. Die Kolumbianer sind ja eigentlich nett. Vor allem die Menschen auf der Strasse. Aber genau die in den Dienstleistungsbereichen wie Hotels, Restaurants, Tankstellen, oder eben Baumärkten oder grossen Geschäften, sind wirklich nicht zu topen. Machen einen Lätsch als gäb’s kein Morgen, schlurfen in Zeitlupe auf ihre Kunden zu, würden niemals aufstehen wenn man auf einen Counter zu geht, würden sich auch niemals ein Bein ausreissen, um einem was zu organisieren….grrrr, manchmal könnte man Wände hochgehen. Kleinstes, was man in kurzer Zeit erledigt glaubt, dauert eeeewig (und der böse, böse Puls rast…sind wohl noch nicht lange genug unterwegs…). 

 

So fahren wir nach getanen Einkäufen wieder auf den Camping Los Angeles. Er ist genau so schön wie beim letzten mal. Einsam, unter Palmen, gutes Wetter und das Meer hat eine wunderbare Farbe. Am Abend zieht ein megastarkes Gewitter auf. Innert kürzester Zeit, ist es von irgendwo her, direkt über uns. Donner krachen, Blitze zucken und auf einmal geht ein heller Schein wie ein Blitz, direkt über den Boden zu unserem Ländy, denn wir waren noch mit dem Landstrom verbunden. Das hat gar nicht gut ausgesehen. Wie wir später bei diversen Kontrollen feststellen, hat es uns verschiedene Geräte beschädigt. Den Stromumwandler, der dafür sorgt, dass Landstrom von 110 und 220 Volt Strom in die Geräte wie Heizung, Kühlschrank, Wasserpumpe etc. eingespeist werden kann, macht keinen Mucks mehr. Die Sicherung zwischen ihm und den Batterien ist zu Kaugummi geschmolzen und die Solarbatterien haben eine viel zu hohe Spannung. Es ist erst kurze Zeit her, da hat sich Dominik, „unser“ Spezialist für alle „Elektrik-Fälle“ erkundigt, er habe schon lange nichts mehr von uns gehört…ob alle in Ordnung sei. Tja, jetzt nicht mehr :-( Mist. Aber er ist immer rund um die Uhr ansprechbar und gibt uns rasch Antwort auf unsere vielen Fragen. Danke vielmals, Dominique! So wie es auf den ersten Blick aussieht, sind wir nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Offenbar hat es den Stromumwandler, oder dessen Sicherung (wer weiss) verbraten. Hätte allerdings auch von den Endgeräten eines oder mehrere heftig beschädigen können. Die laufen aber alle wie sie sollen. So sind wir an diesem Tag wieder ausgelastet mit Schraubkram, und entschliessen uns daher, bereits morgen Montag wieder retour nach Cartagena zu fahren. Dann haben wir noch drei Tage Zeit, im Idealfall so ein Gerät aufzutreiben und zu verbauen. Dies sollte hier möglich sein, weil das gleiche Gerät für den Bootsbau genutzt wird. Und tolle Boote hat es hier viele.

 

Heute findet auf dem Strand beim Camping eine Hochzeit statt. Den ganzen Tag sind Leute damit beschäftigt, alles zu schmücken, Blumen zu binden, Tische aufzustellen und dem Ganzen einen festlichen Rahmen zu geben. Das gelingt ihnen auch ganz toll. Gut haben die zwei Wetterglück. Nur ganz kurz fallen mal ein paar Tropfen, aber im Gegensatz zu gestern, sind die nicht der Rede wert. Wir sind gespannt auf die kolumbianische Zeremonie. Allerdings geht es wider Erwarten ganz ruhig zu. Nur 16 Gäste sind anwesend, Während der temperamentvollen Zeremonie des Pastors, ist immer ein Geläufe, alle kommen und gehen, holen sich was zu Trinken usw. Ein Saxophon spielt leise Musik, und das Essen, geht in aller Stille vorüber. Hmmm, das hatten wir uns irgendwie anders vorgestellt.

Am Nachmittag sind Emanuelle und Thomas auf den Camping gekommen. Zwei junge Belgier, Sie haben gerade erst ihr Auto aus dem Container in Cartagena befreit, und starten nun ihr Abenteuer in Richtung Ushuaia. Wir können den beiden noch einige Tipps und Adressen geben und verbringen gemeinsam einen netten Abend.

5.9.16 - 9.9.16

 

Cartagena - unsere letzte Destination auf dem Kontinent Südamerika

 

Unsere Tage in Cartagena sind vollgepackt mit „to do’s“ für die Verschiffung. Ländy muss innen und Aussen blitze blank sein. Eigentlich ein Leichtes, allerdings nicht in Cartagena. Bei den Waschanlagen, in denen alles von Hand gemacht wird und es deshalb nicht nur fünf Minuten dauert bis ein Auto wieder salonfähig ist, sondern eher eine Stunde, schwant uns schon Böses, als wir die vielen Nummern auf den schmutzigen Autos vor der Waschanlage sehen. Ja, vielleicht könnten wir es am Abend nochmal versuchen?! Oh no. Diese Antwort bekommen wir von Einigen, aber nach längerem Suchen, finden wir dann doch noch einer der sich erbarmt. Ländy wird also Aussen auf Hochglanz gebracht, dann füllen wir noch den Zusatztank mit billigem Sprit. Fahren wieder zurück zum Bellavista (was uns mittlerweile ein wenig auf die Nerven geht. So ungepflegt und unmotivierte Mitarbeiter…aber halt gut gelegen und sicher etc.), reinigen Innen, packen unsere Taschen für die Zeit im Hotel und auf dem Segler. Dann müssen wir mit den Original-Papieren zu Ernesto. Alles muss von Tinu im Office nur noch unterschrieben werden- weil super vorbereitet von Carolina, kurz kopieren und ab in den Hafen. Diesmal werden nur die Zollformalitäten gemacht und der Ländy ins Hafengelände fahren. 

 

Der Hafen ist wieder mal so eine Sache für sich. Ich bin immer wieder erstaunt, wie all die Fracht die über den Seeweg hin und her jongliert wird, am Ende beim Empfänger eintrifft. Unglaublich wie viele Container hier gestapelt sind, sekündlich treffen neue riesige Laster ein, die entweder noch mehr Container bringen oder holen, aber auch andere Fracht - es ist ein Megagewusel und Hektik überall. Wir werden von Franzisco aus der Agentur in den Hafen begleitet. Allerdings dürfen ins effektive Gelände nur noch Fahrzeugeigentümer. Also müssen Franzisco und ich draussen warten. Tinu findet im ersten Anlauf den richtigen Ort für die Abgabe des Fahrzeugs nicht, kommt retour durch all die riesigen Trucks, mir wird schon ein wenig anders…Aber er erklärt einem Hafenmitarbeiter sein Problem, und wird danach prompt von einem anderen mit dem Motorrad zur      entsprechenden Halle begleitet. Das Gelände ist halt riiiiesig. Irgendwann kommt er zu Fuss zurück, der Ländy wurde von einem ihm unbekannten Menschen in Empfang genommen und der hat ihn weggefahren…das haben wir gaaar nicht gerne! Aber he nu, nützt ja nix! 

 

So gehen wir mit den erhaltenen Papieren zu einem anderen Büro, dort kriegen wir Unterlagen für die Fahrzeugkontrolle und die Drogenkontrolle und sonst noch irgend welches Zeug. In dem Büro treffen wir Marcus, den Brasilianer, den wir mit seiner Familie in Villa de Leyva kennen gelernt haben. Sein Puls ist schon leicht erhöht, er wird seit vier Tagen von Office zu Office geschickt um seine Verschiffung nach Panama auf die Reihe zu kriegen. Er wollte sich die 300 US sparen, die ein Agent kostet. Allerdings kann er natürlich perfekt Spanisch und hat die südamerikanische Gelassenheit (meistens - jetzt im Moment gerade nicht mehr ;-). Wir verabreden uns mit ihm und seiner Familie in Panama, dann wird es sicher viel zu erzählen geben. Gegen Mittag sind unsere to do’s für diesen Tag erledigt. Carolina geht später nochmal mit Papieren von uns in den Hafen, aber unsere Anwesenheit wird da nicht gebraucht. Also machen wir uns mit dem Taxi auf den Weg in unser Hotel für eine Nacht. Das Casa Relax, hatte für eine Verlängerungsnacht die wir wegen der Vorverlegung des Frachters gebraucht hätten, kein Zimmer mehr frei. So haben wir uns für das Blue Concept entschieden. Dieses Hotel liegt im neuen Stadtteil Bocagrande. Damit haben wir die Möglichkeit auch diesen noch kennen zu lernen. Allerdings wissen wir nun, dass die Altstadt uns wirklich viel besser gefällt. Bocagrande, ist eine Halbinsel, verbaut mit vielen architektonisch nicht sehenswerten Hochhäusern, viel Verkehr und einem typischen Stadtstrand. Der ist zwar recht nett, und viele baden auch, aber uns gefällt das historische Zentrum besser. Wir werden aber noch genügen Gelegenheit haben, dort rum zu bummeln, denn vier Tage sind wir noch im Casa Relax.

 

Genau, da war ja noch was (ihr merkt schon, ich war ein wenig nachlässig mit dem Tagebuch, jetzt bekomm ich nicht mehr alles auf die Reihe...Auf jeden Fall war ja noch das Problem, des Blitzes und des Converters. Wir haben im Internet ein Laden im Yachthafen gefunden, der genau dieses Gerät vertreibt. Wir fahren also guten Mutes dahin, und der nette junge Mann hilft uns auch gerne. Allerdings könnte er uns einfach ein neues Gerät verkaufen. Wir möchten es aber gerne zuerst von einem Techniker prüfen lassen. Den gibts da aber nicht, denn das ist nur ein Verkaufsladen. Sie haben aber noch ein zweites Geschäft, natürlich am anderen Ende der Stadt, die könnten vielleicht helfen. Wir fahren also durch den ganzen dichten Verkehr zu diesem anderen Laden von Todomar. Da gehen wir der Verkäuferin, die wir soeben aus dem Dämmerschlaf geweckt haben, mächtig auf den Zeiger. Diese Touris immer; haben hundert Fragen und geben nie Ruhe. Am Ende lässt sie sich dazu erweichen, die Disposition der Techniker an zu rufen. Sie kann unser Anliegen aber nicht selber erklären, sondern drückt mir ihren Telefonhörer in die Hand. Das hab ich gerne. In Spanisch ein Problem erklären, was ich nicht mal in Deutsch richtig verstehe. Aber die Disponentin verbindet mich mit irgend einem Techniker, und der hört mir richtig genau zu, spricht deutlich und ist sehr nett. Allerdings hat heute unmöglich einer Zeit, sie sind total ausgebucht. Ich frage ihn, ob wir morgen eine Chance haben, einen Techniker zu bekommen. Wir würden auch zu ihnen in die Firma fahren…Er meint er komme zu dem Laden wo wir jetzt seien, denn das Industriegebiet in dem sie untergebracht seien, sei weit und schwierig für uns zu finden. Das ist ja nett. So verabreden wir uns für den nächsten Tag um zwei. Wir drücken die Daumen, denn unser Ländy ist nur noch morgen hier…dann gehts ja ab aufs Schiff. 

 

Am nächsten Tag sind wir vor zwei Uhr wieder bei Todomar in Manga. Es wir drei Uhr und kein Techniker weit und breit. Hmmm! Ich geh mal in den Laden, die Tussi fragen ob sie was weiss; ah ja, der Techniker habe angerufen, es werde ein bisschen später, er hätte keinen fahrbaren Untersatz gefunden.Sie fällt zurück in ihren Dämmerschlaf. Aha. Und wirklich. Um Halb vier kommt ein junger Schwarzer - Samir, mit all den offenbar nötigen Gerätschaften. Er ist total nett und schaut sich das Ganze mal an. Misst hier und da die Spannung, schliesst dieses und jenes an, misst wieder und nach etwa einer halben Stunde gibt er Entwarnung. Alles lädt und tut wie es soll. Kein Grund das Gerät auszutauschen. Super. Wir sind mega froh, das ist natürlich das Allerbeste! Samir gibt uns sogar noch seine Telefonnummer und meint wir könnten jederzeit von unterwegs anrufen, sollte wir neue Probleme haben. So vergeht die Zeit mit Diesem und Jenem und heute Morgen hatten wir den Termin für die Drogenkontrolle. Tinu ist seit ungefähr vier Stunden im Hafen und ich habe keine Ahnung was da geht. Ich werde euch berichten.

 

Tinu ist also nach fünf Stunden wieder zurück. Er ging ja mit dem Agenten in den Hafen und zusätzlich wurden dort noch drei andere Fahrzeuge kontrolliert ( auch das von Marcus - ihr erinnert euch - der hätte ja gestern drankommen sollen). Alles sei gut gelaufen, meint Tinu, einfach überall eine ewige Warterei. Zum Glück musste er nur die zwei Fächer, die von Aussen zu öffnen sind, ausräumen. Drinnen sei nur kurz ein Polizist gewesen und ein verspielter Polizeihund. Der Schäferhund Max wollte sich offenbar mit allem was er in die Schnauze bekam, aus dem Staub machen. Die Türen wurden alle versiegelt und die original Frachtpapiere ausgehändigt. Mit vielen zusätzlichen Papieren ausgestattet, konnte er nach einigem Bürokram mit den Anderen den Hafen wieder verlassen. Jetzt ist also diesseits des Darien Gap alles erledigt und wir können die Tage in Cartagena nur noch geniessen. Diese Stadt ist wirklich eine der schönsten ganz Südamerikas und somit können wir uns hier gut „vertörlen“. 

10.9.2016

 

Wir haben uns nun im Hotel Casa Relax eingenistet und fühlen uns wohl. Im Viertel Getsemani gelegen, ist es mitten im Ausgehviertel. Viele Hostels, schöne Restaurants, lauschige Bars und viele Einheimische die hier ihren Freitag oder Samstag Abend verbringen - nicht nur Touris. Die nahe Plaza de La Trinidad ist abends gut besucht, Essstände ziehen viele Hungrige an, Tanz- und

Musikgruppen sorgen für lateinamerikanisches Flair. Es ist einfach eine tolle, bunte und sichere Stadt. Wir geniessen das Hotelfrühstück an einem grossen Tisch mit den anderen Bewohnern und machen uns wieder auf in die Stadt. Wir bezahlen unseren Segelturn und bringen die Pässe (der Kapitän wird unsere Immigration machen) und erfahren, dass bis jetzt erst 7 der 12 Plätze ausgebucht sind. Das wär natürlich super. Platz ist ja auf so einem Segler nicht im Überfluss vorhanden. Wir bummeln durch die Gassen, Tinu macht wieder viele schöne Fotos, weil hier die Motive einfach nicht ausgehen. Wir lassen sogar noch einen Friseurbesuch über uns ergehen - mann und frau will ja auf dem neuen Kontinent einen anständigen Eindruck machen.

So plätschern die Tage in Cartagena so vor sich hin. Wir buchen ein Hotel in Colon, machen Bürokram und Blog, recherchieren im Internet über die nächsten Länder, kühlen uns im Pool und treffen uns am Abend mit Reisefreunden. Brigitte und Dani kontaktieren uns. Sie werden für ein, zwei Tage ebenfalls in Cartagena sein. Super! Wir beschliessen, das Nachtleben in Getsemani zu erkunden. Und nach einem Caipiriña-Mojito-BBC Bier-Rotweinseeligen Abend, mit sehr feinen Tapas im „Dementi“ (was wir übrigens nur empfehlen können), verabschieden wir uns nun endgültig von den beiden. Sie wollen morgen an der Küste weiter, ebenfalls auf den Camping Los Angeles. Also ihr zwei…see you then in Switzerland. Wir freuen uns!

 

Auch am nächsten Abend sind wir verabredet. Diesmal mit Guillaume, seiner Freundin und deren Schwester die auf Besuch ist. Das junge Päärli haben wir vor Kurzem in Villa de Leyva kennengelernt, sie sind aus dem französischen Teil des Wallis. Ursprünglich vor zehn Monaten mit dem Rucksack gestartet, haben sie sich mittlerweile in Chile einen kleinen Bus gekauft und reisen nun auch nordwärts. Ich bin ihnen nach dem Friseurbesuch über den Weg gelaufen, und so haben wir uns verabredet. Sie wollten noch Tipps von uns bezüglich Verschiffung, Agenten und Segeln und wir schmieden zusammen ein paar Pläne und tauschen Infos die wir bereits von anderen Reisenden bekommen haben. Wir sind mit ihnen auf dem Plaza de La Trinidad verabredet und genau als sie auf uns zukommen, bummeln auch Brigitte und Dani herbei. Sie haben die Abreise um einen Tag verschoben und sich entschieden, nochmal einen gemeinsamen Ausgehabend mit uns allen zu verbringen. Fanden wir eine klasse Idee! 

Liebe Leser, das wars von uns von hier. Schön, dass ihr ab und zu ein wenig mit uns mitgereist seid. Ein bisschen wehmütig sind wir schon. Nach fast einem Jahr und mehr als 30 000 gefahrenen Kilometern  in Südamerika, verlassen wir nun diesen aussergewöhnlichen Kontinent. Wir haben hier grandiose Landschaften gesehen, nette Menschen kennen gelernt, viele Reisebekanntschaften geschlossen und die tollen Schiffsreisen werden immer einen speziellen Platz in unseren Erinnerungen haben. Begeistert werden wir an diesen Kontinent zurückdenken…und vielleicht - never know -  kommen wir wieder!

...und jetzt - segeln wir während fünf Tagen nach Panama!

bottom of page