top of page

Kanada

1.7.17 - 2.7.17

 

Sault St. Marie, USA - Sault Ste. Marie, Kanada

 

 

„You guys got the f***** greatest rig in the hole world!“

 

Das ist so ziemlich das erste was wir in Kanada zu hören bekommen. Lustig, es geht weiter wie es aufgehört hat.

 

Nachdem wir gestern an unserem guten Platz auf der amerikanischen Seite, viele Schiffe beobachtet und von anderen „Schiff-Nerds“ viel über die hiesige Schifffahrt erfahren haben, Gas und Diesel aufgefüllt und viel im Internet geschafft haben, schauen wir uns am Abend mit vielen anderen Schaulustigen das Feuerwerk zum Canada Day, dem Nationalfeiertag von Kanada, an. 

Dieses Jahr sind die Festivitäten besonders zahlreich und gross, da das Land sein 150 jähriges Bestehen feiert. 

 

Heute Morgen fahren wir bei strömendem Regen und Weltuntergangsstimmung über die „International Bridge“ zur Grenze. Auf unsere Frage bei einem US Zöllner, wo wir denn unser Ausreisestempel holen müssen, erfahren wir, dass keiner nötig ist, fürs Fahrzeug sowieso nicht. Wir fahren also weiter zur kanadischen Grenze, direkt mit dem Auto an einen Schalter, bekommen zwei Einreisestempel, werden gefragt ob wir Waffen oder Drogen an Bord haben und - that’s it. Hat weniger lange gedauert als am Bahnhof ein Zugticket zu kaufen und wir mussten nicht mal aussteigen. Dabei haben wir gestern noch unsere Lebensmittel eingekocht, damit wir bei der Kontrolle durchkommen. Sind wohl noch immer ein wenig in Südamerika. Das interessiert hier kein Mensch. Wir sind in Kanada! Das nördlichste Land auf unserer Reise erreichen wir nach 54’000 km on the road. Verrückt.

 

…und dann sind wir erst mal erstaunt. Wie gross kann der Unterschied denn sein, zwischen zwei gleichnamigen Kleinstädten, die zwar zu zwei verschiedenen Ländern gehören, aber lediglich durch eine Brücke getrennt sind. Und doch; viele der Häuser sind in einem renovationsbedürftigen Zustand, die Gärten sind ungepflegt, die Strassen erinnern uns ein bisschen an Guatemala und den Menschen sieht man an, dass sie es nicht immer leicht haben. Im Gegensatz zur amerikanischen Seite von Sault St. Marie, wo die meisten Leute pensionierte, gut situierte Urlauber mit riesigen Trailern waren, ist hier Arbeitervolk von allen Ethnien in alten Autos unterwegs. Wir sind also gespannt wie es in Kanada für uns weitergeht. Wir werden davon berichten.

3.7. - 10.7.17

 

Nachdem wir, wie in den USA die ersten Nacht auf einem Parkplatz eines grenznahen Casinos verbracht haben, rollen wir weiter, jetzt immer ostwärts. Wir haben die Koordinaten eines schönen Platzes an der Marina am Spanish River, der in guter Distanz von etwa 180 km liegt. 

 

Und der Platz ist wirklich toll. Natürlich direkt am Wasser - logisch Marina -, nur ein paar Boote im Hafen, meist solche die Einheimischen gehören, die gerne mehrere Tage auf den grossen, verbundenen Seen rum schippern. Wir machen einen Spaziergang über Stock und Stein und vom Ufer aus, sehen wir schon Fischotter, kleine Schlangen und eine ziemlich grosse Wasserschildkröte. Bestimmt hat der Panzer einen halben Meter Durchmesser. Wir wussten nicht, dass es hier so grosse Schildis gibt. 

 

Wie bereits an anderen Seen, sind Warntafeln bezüglich Schwimmen angebracht. Offenbar hat es so viele Bakterien im Wasser, dass vom Baden abgeraten wird. Können wir uns gar nicht vorstellen, das Wasser macht einen klaren und sauberen Eindruck. Später erklärt uns ein Segler, dass die Abwässer von ganz Ottawa (1,3 Mio Einwohner inkl. Agglo) ungeklärt in die Seen laufen. Kein Wunder, dass Choli Bakterien ein gefährliches Ausmass angenommen haben. 

 

Wir verbringen am See eine ruhige Nacht und machen uns am Morgen auf, in Richtung Provincial Park (wie die State Parks hier heissen) Algonquin. Da haben wir im ’96 schon Elche und Schwarzbären gesehen und nachts die Wölfe heulen gehört. Damals waren wir mit einem kleinen Mietwagen von Toronto aus unterwegs, mit dem Ländy macht das natürlich mehr Spass. Wir haben telefonisch sicherheitshalber einen Platz auf dem einzigen, von Norden her erreichbaren kleinen Campground reserviert, Glück gehabt, es waren nur noch zwei Plätze frei.

 

Unterwegs ist die Landschaft genau so, wie man sie von Kanada erwartet. Nadel- und Laubwälder so weit das Auge reicht, kleine Seen und wenig Verkehr. Wir machen an einem glasklaren See ein Kaffepäuschen und albern noch rum, dass das ein idealer Platz zum Leben wär, wenn wir jetzt Elche wären. Keine Minute später, sehen wir sie tatsächlich. Eine hübsche Elchkuh kommt ans Wasser um zu trinken. Nur ein paar Kilometer vom nächsten grösseren Ort. So cool.

 

Im Algonquin angekommen, suchen wir unseren zugeteilten Platz Nummer 19. Leider gefällt uns der Platz gar nicht. Er ist unter grossen Tannen, total schattig, es beginnt uns schon zu jucken bevor wir aussteigen. Gestern hatten wir so viele Mücken am See, das wäre unter den Bäumen natürlich wieder genau so. Zudem ist es höchst unpraktisch für den Solar. Keine Sonne - Kein Strom. Wir tuckern also zum ein paar Kilometer gelegenen Office, und bringen dem netten jungen Mann die Story vom Solar. Das begreift er natürlich, hat aber nur diesen und den benachbarten Platz frei. Der ist aber genau so finster. Er meint, er mache kurz einen Anruf und verschwindet im Office. Strahlend kommt er wieder und meint er hätte uns noch eine Alternative. Sie mussten einige Plätze schliessen, weil der starke Regen der letzten Zeit, den Boden total aufgeweicht hatte, und sie nicht befahren werden sollten. Der eine, müsste aber bereits trocken genug sein, damit wir ihn mit unseren Reifen nicht umgraben. Er zeigt uns den Platz - und der ist schlicht perfekt. Einsam am Ende des Campings, direkt am See, grosse Rasenfläche, Feuerring und sogar Partytisch. Und vor allem nicht unter grossen Bäumen. Hier bleiben wir sehr gerne zwei Nächte…und vielleicht hören wir in der Nacht sogar wieder Wölfe.

 

Tatsächlich ist der Abend hier wunderschön. Tinu macht Feuer, wir grillieren ein paar Blätzli, das Mondlicht glitzert auf dem See und in der Ferne hören wir das heulen der Wölfe. Magisch!

Algonquin - Mattawa

 

Der Himmel ist strahlend blau, es ist warm, juhu der beste Tag seit Chicago. Offenbar ist der Sommer auch nach Kanada gekommen. Heute wollen wir zu Fuss auf Bären- und Elchentdeckungsreise im Algonquin. Wir haben für Picknick eingekauft und machen uns ready. Ich will gerade in meine Jeans steigen, da geht bei mir das Licht aus. Ich hab einen solchen unglaublichen Schmerz im Rücken, dass mir der kalte Schweiss ausbricht, ich fange an zu Zittern, sehe Sterne, kann nicht atmen, die Tränen laufen. Alles auf einmal. Ich denk sofort - Ischias Nerv eingeklemmt. Tinu ist ganz verdattert, hat keine Ahnung was mit mir los ist. Ich bin nicht gerade mitteilsam.

 

Ich versuch mich hinzulegen, aber es ist so unglaublich schmerzhaft, die Rückenops bei Prof. Leu war im Vergleich ein Spaziergang. Tinu geht auf dem Campingplatz fragen, ob zufälligerweise ein Arzt vor Ort ist, aber immer wenn man sie braucht…na ja. Die nette Camping Host meint, dass sie eine Ambulanz von Mattawa (40 km) kommen lassen kann, aber da sind wir natürlich schneller,  wenn wir selber fahren. Wir beschliessen noch eine Weile abzuwarten, vielleicht geht der ganze Spuk ja rasch vorbei. 

 

Nein, das macht er nicht. Ich kann mich überhaupt nicht bewegen und hab solche Schmerzen. Tinu ruft vom Office ins Spital an und meldet unser Kommen. Die 40 km gehen überraschend gut, wenn auch holprig, vorüber. Ich hab die Hoffnung, dass irgend ein Weisskittel mir bereits im Ländy ein Schmerzmittel spritzen kommt. Ich hab nämlich keine Ahnung wie ich überhaupt aufstehen sollte, geschweige denn die hohen Tritte aussteigen. Tinu kommt rasch mit einer netten Krankenschwester, die mir aber sofort klar macht, dass Behandlungen im Ländy nicht möglich sind. Wir argumentieren, dass sie bei einem Unfall doch auch auf der Strasse handeln müssen, aber keine Chance, sie sagt, falls ich eine allergische Reaktion auf ein Mittel hätte, wären sie im Ländy ohne Ausrüstung. Leuchtet mir ein, ist aber in dem Moment nicht hilfreich. Sie sagt, ich soll warten bis zwei kräftige Sanitäter von ihrem Einsatz zurück sind, die könnten mich beim Aussteigen unterstützen oder Unten zumindest in Empfang nehmen. 

 

Im Schneckentempo steh ich auf, die Tränen laufen ohne Unterlass, es ist so schmerzhaft. Die Sanis nehmen mich in Empfang und hacken sich bei mir unter. Ich schwebe fast in die Notaufnahme, so gut halten mich die zwei. Dann werde ich in einem Untersuchungszimmer mit zwei Pritschen parkiert, ich bleib stehen und stütz mich einfach auf einer Pritsche ab. Ich kann mir nicht vorstellen hier abzuliegen. Positionswechsel ist die Hölle. Also steh ich rum und meine Gedanken machen Purzelbäume. Ist das das Ende einer wunderbaren Reise?, Hab ich wieder einen Bandscheibenvorfall? Machen die ein MRI? Kann ich überhaupt bis Halifax, denn da werden wir ja erwartet?

 

Irgendwann, nach etwa einer Stunde, marschiert ein grosser hagerer Typ rein und sagt: „Ah, you are from Switzerland?!“ Dann beginnt er mir von seinen Erfolgen am Lausanner Triathlon zu erzählen. Bei schönster Sonne Radrennen, Schwimmen und Laufen, dass er überraschend gut war und es rundum toll fand. Find ich ja in der Regel auch, nur sind im Moment meine Prioritäten anders. Ich würde gerne behandelt, am liebsten mit K.O. Tropfen! Aber nein, er lässt mich auf den Bauch liegen, das Bein anheben, auf den Rücken liegen (grrrrr) das Bein anheben. „ Ein klarer Fall von Ischias. In einem Monat (!) wird das besser und bis dahin nehmen sie Ibuprofen 400 3x am Tag. Wir wollen zusammen zur Physio und schauen, dass die Sie sofort behandeln.“ Ich schleppe mich also zur Physiotherapie - aber alles dunkel. Kurz nach vier, kein Mensch mehr da. Dr. Gushe mein, „dann kommen sie einfach morgen um acht, dann haben sie bestimmt Zeit“. (Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass die Physio erst um neun öffnet und den ganzen Tag ausgebucht ist).

 

Ich werde also eigentlich ohne gar nichts, ausser einer Verschreibung wieder entlassen, natürlich auch mit 300 Stutz weniger - Crazy. Wie soll ich bloss die nächsten Tage überstehen? Da ich sowieso meinen Schrank voll Ibus habe, werfe ich mal 1000 mg ein und hoffe auf zeitige Wirkung. Wir haben beschlossen, zur Entschädigung des üblen Tages zu unserem Camping im Algonquin zurück zu fahren. Einmal wollen wir noch an den See und die Wölfe hören. Fahren geht also wieder ziemlich gut, ist ja nur eine knappe Stunde. Campnachbarn erkundigen sich nach mir als wir ankommen, mega nett. Tinu macht ein Feuer und zumindest er kann den wunderschönen See ein bisschen geniessen. Ab und zu wenn ich aufstehe, kann ich auch einen Blick erhaschen. So unglaublich magisch!

 

Aber Tinus Stellenbeschrieb hat sich heute sowieso drastisch verändert. „Gib, häb u zünd“ an allen Ecken und Enden und vor allem Tröster und Gutzuredner. Bei mir herrscht grad Endzeitstimmung. Die Nacht verläuft aber nicht schlecht und am Morgen ruft Tinu erst mal in der Physio an. Alles besetzt, meint die Sekretärin. Tinu macht ein bisschen Wirbel und sie lässt sich erweichen, vielleicht doch noch etwas zu organisieren. Sie will eine Stunde später zurückrufen. Wir denken schon, dass wir bestimmt nie mehr etwas von ihr hören, aber tatsächlich ruft sie an und hat  eine Stunde später einen Termin bei der einzigen Physiotherapeutin reserviert. Jetzt heisst’s für Tinu rasch alles zusammenpacken und losdüsen.

 

Wir kommen gerade rechtzeitig in die Klinik und Terra, die nette Physio aus Nova Scotia, nimmt sich meiner an. Sie ist verwundert, dass ich nicht andere Medis bekommen habe, und zupft ein bisschen an mir rum. Ich bin offenbar ein schräger Vogel, Hüfte total verschoben und überhaupt. 

 

Der langen Rede kurzer Sinn; wir sind seit 6 Tagen auf einem glücklicherweise wunderbaren Campingplatz direkt hinter dem Spital, an einem kleinen See gelegen, mit sehr netten Nachbarn, die immer wieder fragen wie’s geht, toller Aussicht, guten Spazierwegen, richtig heissen Duschen, ein bisschen W-Lan und ziemlich schönem Wetter. 

 

Ich kann mittlerweile wieder aufstehen ohne auszuflippen, wir machen kurze Bummel, eine Krankenschwester in einem nahen Trailer hat mir noch andere Medis gegeben und schaut ab und zu vorbei, es geht wieder aufwärts. In den nächsten Tagen sollen wir sogar Besuch kriegen. Bereits wir Wochen wurden wir von einem Schweizer Paar kontaktiert, die in ihren Reisevorbereitungen ein paar Fragen hatten. Jetzt sind sie in Halifax angekommen und bereits auf dem Weg gen Westen. Wir hatten eigentlich gedacht, dass wir einander verpassen, aber da wir nun solange hier festhängen, machen sie einen Abstecher zu uns in den Norden. Cool. Wir haben ausser einem sehr netten Deutschen Paar vor einigen Tagen, schon ganz lange keine Overlander mehr getroffen.

 

Wir überlegen uns wie es weitergehen soll, aber haben auch gemerkt, dass es immer noch ganz viele Optionen gibt. Erst mal geh ich in die Physio, dann hat Tinu in Ottawa und Halifax gute Osteopaten gefunden, und da wollen wir sowieso hin. Lisabeth und Ruedi fliegen ja am 8. August ein. Sind ja für uns nur 1700 km! Sowieso kommt dann noch ein weiteres Problem auf uns zu, nämlich das des Visums, welches abläuft. Aber dazu ein ander mal mehr… 

 

 

Alles in Allem kann man sagen; „Am Ende wird alles gut, und ist es noch nicht gut, ist es noch nicht das Ende“.🤒

11.7. - 15.7.17

 

Mattawa (immer noch…)

 

 

Wir verbringen also ein paar nette Tage mit rumhängen und die Annehmlichkeiten des Campingplatzes geniessend, gehen zu Terra und Sherry in die Physio, bummeln dem Fluss entlang, liegen rum und machen Streching Übungen😊. Wir spazieren in die nahe Ortsmitte und besuchen die Galerie von Clermont Duval, was uns Barbara die Nachbarin, ans Herz gelegt hat. 

 

Natürlich kennen wir ihn nicht, aber Barbara sagt, dass er als Maler und Holzbildhauer weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sei. Es ist ein ganz netter bescheidener Typ und uns gefallen vor allem seine Bilder von Wölfen. Er weiss sehr viel über die Tiere und erklärt uns, dass im nahen Algonquin Park die weltweit grösste Population von Wölfen lebt. Wir wussten auch nicht, dass sich bei den Wölfen, wenn die Population im Verhältnis zu den Beutetieren im Lot ist, nur das Alphapaar fortpflanzt, hingegen wenn aus irgend einem Grund die Population zusammenfällt (Waldbrände, Krankheiten etc.), sich alle Paare des Rudels vermehren. Ziemlich smart!

 

Wir bekommen sogar Besuch von einer Wasserschildkröte aus dem nahen Teich, die sich über Land wagt (ob das daran liegt, das es manchmal fast den ganzen Tag schüttet?). 

 

Dann lernen wir Sylvia und Richard aus der Schweiz kennen. Die zwei sind vor gut einem Monat in Halifax gestartet und wollen irgendwann auch in Ushuaia ankommen. Allerdings haben sie unbegrenzt Zeit und werden wohl erst in ein paar Jahren dort eintreffen 😜 (es gibt ja unterwegs so unglaublich viel zu sehen). Wir haben natürlich viele „must see’s“ weiter zu geben, Adressen, Tipps, Bücher etc. so geht der Tag rasch rum. Sie nutzen den Platz um wieder mal den Haushalt zu machen und Wäsche zu waschen und wir sind ganz begeistert von ihrem fast niegelnagelneuen Fahrzeug. Richard hat als Schreinermeister/ Küchenbauer den Innenausbau selber gemacht und das sieht richtig toll aus. Alles super durchdacht, tolle Farben und richtig schön verarbeitet. Tinu und ich finden dieses Fahrzeug von allen, denen wir auf der Panamericana begegnet sind (und das waren ganz schöne viele und ganz schön unterschiedliche) dies das Allerbeste. Aussen keine Spuren von Olivenbäumen, oder Steinschlägen, kein Rost - gar nichts. Unser Ländy möchte mit seinen 20 Jahren auch noch ein bisschen so aussehen. He nu, nützt ja nix, unser Ländy hat halt schon die ein oder andere Geschichte zu erzählen…

 

Weil’s so schön war, bleiben die zwei noch einen Tag länger und wir geniessen das gemütliche Beisammensein. Am Samstag trennen sich dann aber unsere Wege; sie fahren weiter gen Westen und wollen in ein paar Tagen in Alaska sein (und das ist ganz schön weit!). Macht’s mal gut ihr beiden. Schön dass ihr einen Abstecher ins pulsierende Mattawa gemacht habt, um uns zu besuchen. Wir wünschen euch eine wunderbare Reise und viele unvergessliche Erlebnisse! Und vielleicht, never know, sehen wir uns unterwegs irgendwo mal wieder!

Wir machen uns also auch endlich wieder mal auf die Socken, haben uns aber nur eine kurze Strecke zurechtgeschustert. Wir wollen zwar nach Halifax, aber werden wohl pro Fahrtag nicht mehr als 150 km fahren. Zum Übernachten haben wir uns Pembroke ausgesucht, was etwa in der Hälfte der Strecke nach Ottawa liegt. Idyllisch am Ottawa River gelegen, ist dies ein beschauliches Nest. Wir können einmal mehr direkt am Wasser stehen, und bekommen auch hier immer wieder Besuch von neugierigen, interessierten Kanadiern. Ein älteres Paar fragt uns auf Französisch über unsere Reise aus, da muss man die Ohren ganz schön spitzen! Ist irgendwie ein Gemisch aus Englisch und Französisch und dann noch mit hartem Akzent. Schwierig! Als wir die zwei fragen, woher sie denn kommen, meint sie; ach, sie seien aus einem ganz kleinen Kaff, westlich von hier, das würden wir bestimmt nicht kennen: Mattawa😂! 

16.7. - 20.7.17

 

Ottawa 

 

Der Trans-Kanada-Highway bringt uns zielsicher ostwärts nach Ottawa, mit über einer Million Einwohnern, eine der grössten Städte Kanadas, und natürlich Hauptstadt des Landes. Wir entscheiden uns als Übernachtungsplatz für einen Walmart Parkplatz. Endlos gross, genutzt von McDonalds-, Starbucks-, Walmart-, und Shoppingmall Kunden, steht er strategisch gut gelegen zu meiner Osteopathie Klinik und zum Downtown Bus, und offeriert zudem noch Internet. Da wir uns mit der Abfahrt vom schönen Platz am Ottawa River Zeit gelassen haben, ist es, als wir ankommen, bereits früher Abend. Wir wollen uns in einem der Lebensmittelläden ein Abendessen zusammen suchen… und landen direkt im Paradies. Käse in nie gesehener Auswahl, super gute Brote mit Oliven, Kernen und Kräutern (wann gab’s das zum letzten mal?), offene Oliven Theke, Salami und so weiter. Paradies halt! Dies ist ebenfalls der erste Lebensmittelladen in dem Bier und Wein verkauft wird. Alkoholika gibt es in Kanada nämlich sonst nur in speziellen Liquor Stores. Wir kaufen uns also zum Käse und Olivenbrot auch eine Flasche Wein aus Ontario, aber nein, der wird an der Kasse subito konfisziert. Am Sonntag darf Wein nur bis 18.00 Uhr verkauft werden. Aha, anderswo durfte Bier nicht am Sonntag Morgen gekauft werden. Wer soll das verstehen?

 

Wo bisher in den USA und Kanada auf unserer Strecke die Menschen vor allem der weissen Rasse angehörten, hat sich das hier auf einen Schlag geändert. Viele Frauen mit Kopftüchern oder bunten Kaftanen, bärtige Männer, grosses Palaver in fremden Sprachen, Kinder mit bunten Perlen in den Zöpfchen, ziemlich kosmopolitisch. 

 

Kanada ist bekannt für seine offene Einwanderungspolitik. Seit Jahren praktiziert das Land mit heute 36 Mio. Einwohnern ein Bewilligungsverfahren nach Punktesystem. Von 100 Punkten müssen mindestens 67 erreicht werden. Diese Punkte werden für Sprachkenntnisse, Ausbildung, Berufserfahrung, Alter etc. vergeben, allerdings ist auch ein bereits bewilligtes Gesuch eines kanadischen Arbeitgebers nötig. Es gibt eine Liste mit 24 ausgewählten Berufen, und wenn man einen von denen ausübt wird das Verfahren vereinfacht. Ingenieure, Geologen, Ozeanografen, Programmierer, Ergotherapeuten etc. Jährlich werden in Ottawa etwa 250 000 Gesuche bewilligt, davon nur etwa 10% von Kriegsflüchtlingen. Von 2012 - 2013 wurden gar keine neuen Gesuche mehr angenommen, weil ein Rückstau von über einer Million Anträgen aufgearbeitet werden musste. 

 

Ottawa ist als Hauptstadt eher provinziell, ruhig und beschaulich. Sauber, viel grün in den Quartierstrassen und im Zentrum viele Parks und viele Blumen. Der Kulturenmix bringt viele verschiedene Kulinarische Köstlichkeiten mit sich - Restaurants von Thais, Vietnamesen, Indern, Chinesen, Mexikanern und viele tolle irische Pubs machen die Auswahl zur Qual. Die vielen europäischen Einwanderer sorgen auch dafür, dass gutes Brot und wieder mal Käse in riesiger Auswahl zu haben ist. In der Innenstadt ist jeden Tag ein schöner Gemüse- und Früchtemarkt aufgebaut und das Angebot an Beeren ist im Moment grossartig. Wir besuchen mitten in der Stadt die kleinen Schleusen, die den Ottawa River mit dem Lake Ontario verbinden, und durch die vor allem Privatboote verschifft werden. Einen ganzen Nachmittag verbringen wir im Canadian Museum of Nature, vor allem wegen der Sonderausstellung zur Arktis und den Inuit. Es gibt aber auch sonst viel Interessantes zum Thema Wasser, Insekten und Fossilien. Sehr cool ist ein 3D Film über verschiedene Jagdtechniken im Tierreich. 

 

Allabendlich ist auf dem Parliament Hill eine Lichtshow zu sehen, die die Geschichte Kanadas erzählt. Der britische Einfluss ist auch da allgegenwärtig - vom Big Ben bis zu den Wachen bei den Kriegsdenkmälern, von den Backsteinhäusern bis zu den gepflegten Vorgärten in Taschentuchgrösse und natürlich den Denkmälern von Königin Elisabeth und ihrem Konterfei auf den Kanadischen Dollars. 

 

Wir sind mit unserem Platz auf dem Walmart super zufrieden. Wenn wir mal beim Ländy sind, vielleicht draussen eine Tasse Kaffee trinken oder so, kommt immer jemand zum Schwatzen vorbei, sie sind begeistert. Tinu gibt allen geduldig Auskunft, ein Iraki schenkt uns zwei Bananen und wünscht uns eine gute Reise, einer bietet sich sogar an Blut zu spenden, falls wir bräuchten. He? Ach ja, das ist wieder einer der denkt wir seien eine Ambulanz. So luschtig! Auch wenn wir drinnen sind, werden wir oft von Autos umrundet, die vom Fahrzeug einen Augenschein nehmen. 

20.7.- 23.7.17

 

 

Nachdem ich noch eine zweite Sitzung beim Osteopathen gehabt habe, machen wir uns für 70 km auf den Weg in Richtung Montréal. Unterwegs müssen wir, um einen Seitenarm des St. Lorenz Stroms zu überqueren, auf eine kleine Fähre. Nach ein paar hundert Metern können wir diese bereits wieder verlassen - aber kurze Strecke - grosse Wirkung. Läck doch mir! Wir sind direkt hineinkatapultiert worden: ins gute alte Frankreich. Wo im englischen Teil Kanadas alles zweisprachig angeschrieben war (wie Verkehrsschilder, Hinweistafeln etc.) machen Franzosen keine halben oder doppelten Sachen. Ab sofort gilt; wer was will, spricht Französisch. Alles ist nur noch in der Sprache der Grande Nation angeschrieben, Leute sprechen kein Englisch mehr (oder wollen nicht), sie sprechen ihren für uns total unverständlichen Dialekt und haben irgendwie das Gefühl, dass jeder damit vertraut ist. Die Häuser sind nicht mehr im Englischen Backsteinstil wie in Ottawa, sondern halt wie in Frankreich. 

 

In Papineauville wollen wir bei einem ruhigen Platz, wo Private ihre Boote wassern können, übernachten. Eine schöne Ecke mit Picknick Tisch, direkt am Wasser und einem Steg für Fischer.  Offenbar haben die Dorfbewohner das fremde Fahrzeug bereits beim Durchfahren des Örtchens erspäht. In den ersten zehn Minuten geben sich fünf Personen bei uns die Klinke in die Hand. Nicht wie im englischen Teil Kanadas, wo ein Gespräch immer mit „hallo, wie geht’s, ich bin (zum Beispiel) Jo und hab dein cooles Fahrzeug gesehen - willkommen in Kanada“ , beginnt es hier mit dem so berühmten französischen Charme; „ Wie bist du hier her gekommen“? oder „Hast du das Auto verschifft?“ Ehm, Grüezi erst mal😉.

 

Es ist also den ganzen Abend ein Kommen und Gehen, Tinu beantwortet wie immer alle Fragen geduldig (obwohl mir auffällt, dass die Antworten in Franz. nicht ganz so ausführlich sind wie in Englisch😜), aber unter dem Strich ist es ein toller Platz und wir schlafen ruhig und lange, bevor wir uns auf den Weg nach Montreal machen.

 

Die 140 km am Vormittag schaffen wir relativ zügig, es ist Freitag und bereits gegen Mittag zieht es viele Städter mit Wohnmobilen, Trailern und Booten an Anhängern raus aus der Stadt. In unserer Richtung ist der Stadtverkehr moderat und wir finden mitten im Zentrum im Vieux Port einen superguten Parkplatz. Alles fussläufig erreichbar, dürfen wir da zu einem guten Preis auch über Nacht stehen. So haben wir’s gerne! Auch in Montreal haben wir das Gefühl in Europa zu sein. Es ist so vertraut mit seinen Auberges, den Marchés, der Notre Dame, dem schönen Pier und der Hafen City - fast wie in Hamburg. Eine saubere, coole Stadt in der im Sommer viele Veranstaltungen stattfinden. Strassenfeste, Jazzfestival, grosser Jahrmarkt, Feuerwerke - tja wenn der Sommer so elend kurz ist muss wohl alles in den drei Monaten passieren wo nicht Stein und Bein gefroren ist. Denn wie uns Einheimische erzählt haben, ist im Winter der Seitenarm des 

St. Lorenz Strom mit einem Meter dickem Eis zugefroren, dann bleibt wirklich nur noch Eisfischen…

 

Zum ersten mal seit wir in Kanada sind, begegnen wir vielen Touristen - deutlich mehr als etwa in Ottawa. Die Fussgängerzonen, durch die wir bummeln sind voll, die Gartenbeizen an der Sonne sind bevölkert, alle schlecken Eis, degustieren Fois Gras oder Süsswein, staunen über Strassenkunst oder tolle Musik und lassen sich von einem der unzähligen Zeichnern portraitieren. Eine schöne, entspannte Stimmung in dieser Millionen Stadt. Später am Nachmittag schaffen wir es gerade noch zum Ländy bevor ein sintflutartiges Gewitter runtergeht. Eine Stunde Finsternis, dann wird der Himmel wieder blau, und die Menschen strömen wieder alle nach Draussen. Auch nach dem grossen Regen ist es immer noch angenehm warm. Da Tinu heute ein Stativ gekauft hat, sind wir „fötelend“ unterwegs.

 

Auch heute Samstag, ist das Wetter wunderbar, so ziehen wir früh los, denn heute gibt es viel zu entdecken. Dem Fluss entlang zwischen Zirkuszelten von Cinque de Soleil, Marktständen, Karussells und Zuckerwatte, kommen wir zum Pier der Kreuzfahrtschiffe. Die Maardam der Holland America Line liegt fett im Hafen. Wir fragen einen der Security Angestellten wann sie ausläuft, und wollen natürlich dann dabei sein. Weiter geht’s für uns ins Stadtzentrum und in die Underground City. Im Stile vom Shop Ville, im HB in Zürich, gibt es hier einen Stadtteil mit Läden, Schulen, Universitäten und vielen Büros - alles im Untergrund - was hier den Vorteil hat, dass viele im Winter, wo es rasch mal -30 Grad werden kann, gar nicht nach Draussen müssen. Sozusagen im T-Shirt mit der Metro zur Arbeit. Bei Sommerwetter ist dies allerdings nicht besonders attraktiv, somit tauchen wir bald wieder an die Oberfläche und bummeln durch Chinatown. Wir kaufen in einem Lebensmittelladen wieder mal Thai Basilikum, Pfefferschotten und toll aussehende Mangos. 

 

Am Abend stolpern wir quasi von Festival zu Festival. Humorfestival dann ein riesiges Foodfestival, später Africa Night mit guter Live Musik und einem kleinen Markt…und rechtzeitig zum Feuerwerk sind wir wieder beim Ländy. Tinu positioniert sich mit seinem neuen Stativ direkt auf der Kühlerhaube und hat somit den Überblick.

24.7. - 5.8.17

 

Montréal - Quebec - Halifax

 

Am Sonntag Morgen packen wir unsere sieben Sachen und verlassen den superguten Stellplatz im alten Hafen. Es geht in Richtung Quebec. Wir sind gerade mal drei vier Häuserblocks weit gekommen, als meine Rückenschmerzen so stark sind, dass an ein heutiges Weiterfahren nicht mehr zu denken ist. So bummle ich äusserst frustriert zum alten Hafen zurück und Tinu fährt mit dem Ländy wieder dahin, wo wir eben erst noch gestanden haben. Blöd. Mein Rücken braucht definitiv eine Fahrpause und ein paar sachkundige Hände. Wir überlegen hin und her, erwägen alle unsere Optionen und entschliessen uns dazu, dass Tinu die 1200 km nach Halifax alleine zurücklegt, und ich nach drei Tagen in Montréal nach Halifax fliege.

 

Es muss also allerlei getan werden. Hotel für drei Nächte in Montréal buchen, Flug nach Halifax, Tinu schaut nach Übernachtungsplätzen auf seiner Strecke und so weiter. Am Mittwoch Morgen bummeln wir gemeinsam mit meinem neu erstanden Rollkoffer (ja, mein erster in diesem Leben!) in Richtung Hotel Classic**. Mein Domizil im Quartier Latin für die nächsten drei Nächte. Tja also, die Wahl viel ja auf dieses Prachtstück hiesiger Hotellerie vor allem wegen seiner Lage.

 

Da spielt keine Rolle, dass alles verstaubt und abgeblättert ist, dass der Fernseher in einer Technologie hergestellt wurde die kein Kanal mehr anbietet, mein Plastikfarn hat auch schon bessere Zeiten gesehen, das Fenster lässt sich nicht mehr schliessen weil es so verzogen ist (zum Glück ist nicht Winter), das Bett ist total durchgelegen (Gedanken an die Tierwelt in der Matratze versuche ich zu vermeiden)  und sowieso hat das Haus, wenn überhaupt mal, vor mindestens 40 Jahren Glanz verbreitet. Aber egal! Es ist mitten im Ausgehviertel, Beizen Bars, Starbucks gleich um die Ecke, Bus zum Airport 200 Meter, Strassentheater und Musik sogar vom Fenster aus erhältlich, Downtown und alter Hafen alles fussläufig erreichbar - Perfekt. 

 

Während Tinu also seine Kilometer abspult und dazwischen noch kurz Quebec besucht, verbummle ich meine Tage in Montréal. Mein Flug bereitet mir ein wenig Sorge, da Stehplätze nicht zur Verfügung stehen. Aber die eineinhalb Stunden vergehen rasch und der kleine Flughafen von Halifax ist übersichtlich. Tinu erwartet mich bereits, und somit sind wir wieder vereint😘.

 

Er hat im Hafenviertel einen tollen Stellplatz für uns gefunden, wo wir mitten im Zentrum für wenig Geld unbegrenzt stehen können. Wir machen viele Spaziergänge entlang des Harbour Walks, wo am Wochenende die Tall Ship Days stattfinden. Tolle alte Segler, Zwei- und Dreimaster können bestaunt werden, viele davon sind Ausbildungsschiffe für angehende Seeleute. Junge Matrosen zeigen mit Stolz ihre Arbeitsbereiche und geben willig Auskunft. Viele Strassenkünstler bieten ihre Shows an, viele Schaulustige tingeln den ganzen Tag über zwischen Essständen, Rummelplatz und Seglern umher. Wir essen sogar Poutine, des Kanadiers Leibspeise...Mehr darüber ist uns ein paar Zeilen im Foodblog wert - eher für Fast Food Enthusiasten denn für Feinschmecker😊. Natürlich darf auch das grosse Feuerwerk nicht fehlen.

 

Wenn wir im oder beim Ländy sind, werden wir oft angesprochen von wo und wohin die Reise geht. Ein junges Schweizer Paar, Lukas und Amber kommen vorbei, um uns ein wenig über die Panamericana auszufragen. Sie haben eigentlich ihr Fahrzeug erwartet, welches sie von Hamburg aus verschifft haben. Allerdings war es den Behörden zu wenig sauber und durfte den Hafen somit nicht verlassen. Auf ihre Kosten wurde das Auto auf einen Tieflader verfrachtet, in eine professionelle Reinigungsfirma gefahren um dann wieder mit dem Tieflader zurück in den Hafen gebracht zu werden. Der ganze Spass sollte sie um die 1500 US kosten und wir wissen schlussendlich nicht ob und wann sie das Auto in Empfang nehmen konnten. Als sie bei uns waren, dauerte das Ganze bereits fünf Tage…Gemäss Seabridge, der Verschiffungsagentur, kommt dies in Halifax etwa ein- bis zweimal pro Jahr vor. Scheint, sie hatten das grosse Los gezogen. 

 

Ich besuch Angela, eine Engländerin, die in der hiesigen Osteopathie Klinik praktiziert. Sie passt mir auf Anhieb. Sie plaudert nicht lange und nimmt meinen Rücken in Arbeit. Ich glaube, wenn ich ein paar mal zu ihr kann, bin ich wieder auf den Beinen, oder zumindest wieder besser. Auf jeden Fall bin ich froh, dass gemäss ihr, keine Bandscheiben verschoben sind. Das ist doch schon mal was. We’ll see.

6.8. - 12.8.17

 

Halifax

 

Tage sind in Halifax leicht zu verbummeln. Käfele, Spaziergänge, Therapie, Palavern beim Ländy, Ausflug mit der Fähre nach Dartmouth, Einkaufen, Kochen, dazu ist am Wochenende Stadtfest, also überall wieder Musik, Feuerwerk und Strassenkünstler…und dann hat mein Herzallerliebster noch Geburtstag. Als erstes erreicht uns eine schlechte Nachricht. Lisabeth und Ruedi, die wir hier morgen treffen wollten, mussten ihren Flug annullieren. Sie wissen nun nicht genau, ob und wann sie es nach Halifax schaffen werden, wir bleiben vorerst mal noch in der Gegend und warten ab. Vielleicht klappt ein Treffen ja doch noch. Wir haben uns alle gefreut. (Mittlerweile wissen wir, dass sie am 17. August ankommen). Super!

 

Tinu bekommt den ganzen Tag unzählige Glückwünsche, schreibt hier, bedankt sich da, telefoniert mit Familie und Freunden, geniesst das schöne Wetter, sieht den an- und ablegenden Schiffen zu - sein perfekter Tag! Für den Abend haben wir uns das Lokal „The Biycicle Thief“ ausgesucht. Es liegt wunderbar an der Hafenmole und zu jeder Zeit, wenn wir daran vorbeigegangen sind, war die Terrasse voll, und das Gekochte sah immer total lecker aus. Und wir sind tatsächlich wieder mal begeistert. Es ist sogar warm genug um Draussen zu essen. Focciaccia, Jakobsmuscheln und Tuna Tartar verputzen wir genüsslich, bevor wir zum Hummer kommen, auf den wir uns schon seit Langem gefreut haben. Tinu bekommt seinen überbacken, meiner ist in Gesellschaft von Linguinis. Der Wein war vorzüglich (aus Argentinien halt und ein unglaublich feines Glas Deutschen Riesling), so gut haben wir ewig in keinem Restaurant mehr gegessen. Allen die in Halifax mal gut essen möchten, empfehlen wir somit den Velodieb! 

Zudem haben wir uns über unsere weitere Reise Gedanken gemacht - und wurden schlüssig. Da es mir bereits nach zwei mal Osteo besser geht, hab ich gute Hoffnung, dass weitere drei bis vier Termine aus meinem Rücken ein wieder annehmbares Gestell machen werden. Tinu wird die 

2900 km von Halifax nach New Orleans alleine fahren, während ich fliege und die paar Tage, die er braucht, alleine in Louisiana verbringen. 

 

Danach wartet auf uns wieder Mexiko!

 

Wir wollen im Winterhalbjahr noch einige Ecken von diesem grossartigen Land entdecken, und uns natürlich auch noch ein wenig an den Stränden herum lümmeln, bevor wir uns dann gegen Frühling, vielleicht mit kleinen Umwegen, wieder in Richtung Heimat aufmachen. Wir freuen uns!

Ab nun geht's südwärts!                                       

Die MSC Magnifica wird uns ab Mitte März von Brasilien nach Hamburg bringen. Und dies in bester Gesellschaft! Wir freuen uns!

Heute fahren wir nach der Therapie direkt zum Parkplatz des grossen Frachthafens. Wir hoffen, dass wir dort ein paar Tage oder vielleicht auch Nächte stehen dürfen. Leider hat es eine Schranke, an der steht, dass sie ab 20.00 Uhr geschlossen wird. Bereits nach kurzer Zeit schiebt sich der erste Frachter, begleitet von einem Lotsen Boot vorbei, viele kleine Jollen segeln eine Regatta, ein grosser Zweimaster der Hafenrundfahrten anbietet pflügt anmutig durchs Wasser. Auf der grossen Halbinsel machen wir lange Spaziergänge und zum ersten mal seit langem wieder Qi Kung. Eigentlich könnten sich in der Bucht sogar Minkwale rumtummeln, allerdings haben die wohl heute keine Lust. Blair, der uns bereits im Zentrum von Halifax beim Ländy angesprochen hat, kommt vorbei weil er im Hafen arbeitet und uns erspäht hat. Er wird in drei Wochen pensioniert und fragt, ob er uns mal mit seiner Frau treffen darf. Sie möchten auch die Panamericana bereisen und hätten sooo viele Fragen. Am späteren Nachmittag kommen sie also vorbei und es ist sehr gesellig. Immer wieder kommen andere dazu und fragen uns aus. Die meisten sind natürlich davon überzeugt, dass unsere Reise hier in Halifax startet und sind erstaunt, dass wir bereits seit Südamerika unterwegs sind…und offenbar leben wir zwei im Moment den Traum von vielen.

 

Am Abend kommt die nette Lady der Polizei, die die Schranke schliessen soll. Allerdings sind noch etwa 20 Fahrzeuge auf dem Parkplatz von Menschen die auf der Halbinsel spazieren gingen. Sie macht also immer wieder eine Runde und erklärt allen, die sie findet, dass sie nun bald die Schranke schliesst. Tinu lässt seinen Charme spielen und sagt, dass wir gerne bleiben möchten weil am Morgen bereits früh, die Queen Mary II reinkommen wird. Zudem noch ein Cruiser der Holland America Line und eine grosse Karneval Cruise. Das wär halt schon cool, so direkt am Wasser zu stehen. Nun, sie meint, für eine Nacht könne sie ein Auge zudrücken - super! Wir sind somit in der ersten Reihe - bei Vollmond, unterbrochen vom Besuch eines jungen Waschbären, verbringen wir einen sehr ruhigen Abend.

 

Am Morgen müssen wir also ungewohnt früh raus, denn die Queen Mary II kommt bereits um sieben Uhr rein, was heisst, wir sehen sie von unserem Platz aus bereits viel früher, wenn sie vom Piloten abgeholt wird. Und dann kommt sie; majestätisch wie es sich gehört, pflügt sie durchs Wasser im Morgenrot. Cool, sie ist riesig. Sowieso haben wir den ganzen Tag zu tun. Frachter, Segler, Cruiser, immer gibts was zu sehen. Als wir über die Insel laufen, beobachten wir, wie zwei Personen verzweifelt versuchen ihren gekenterten Segler wieder aufzustellen. Zum Glück ist ein Zodiac mit dem Segellehrer dabei, es handelt sich also um eine Übung. Allerdings sind die zwei nach etwa einer Viertelstunde fix und fertig und weil sie offenbar zu leicht sind, schaffen sie es auch zu zweit auf dem Kiel nicht, das Ding umzudrehen. Zudem setzt ihnen bestimmt mit der Zeit das kalte Wasser zu. Mit ein bisschen Unterstützung von Aussen gelingt ihnen dann aber wieder der Einstieg in das kleine Boot.

 

Als am späteren Nachmittag die drei Kreuzfahrtschiffe wieder auslaufen, herrscht bei uns auf dem Platz richtige Jahrmarkt Stimmung. Viele einheimische Fans sind mit Stühlen und Fressalien bewaffnet angerückt, es wird gefachsimpelt, gelacht und fotografiert, gemutmasst warum die Queen Mary II über eine Stunde Verspätung hat und so weiter. Da nur ein paar Meter weiter am Hafen auch der Landeplatz des Rettungshubschraubers ist, bekommen wir sogar noch eine Landung desselben mit und eine Ambulanz bringt einen Brutkasten mit einem frisch Geschlüpften zum Abtransport. Das Kleine hatte wohl einen holprigen Start ins Leben - wir drücken ihm die Daumen!

 

Die Verspätung der Queen Mary II hat sich geklärt. Halifax ist ihr Heimathafen und deshalb wurde sie in allen Ehren vom Militär aus dem Hafen begleitet, und dies gab irgendwie Verzögerung. Die Sonne war auf jeden Fall längst unter gegangen, als die Schaulustigen ihr Hab und Gut zusammen räumen und eigentlich ist bereits acht Uhr. Würde heissen, das Gate wird demnächst geschlossen. Und schon kommt die Lady der Polizei vom Vorabend. Sie ist aber bereit auch noch das andere Auge zuzudrücken und uns noch eine Nacht hier stehen zu lassen. Super!

13.8.-16.8.17 

 

Halifax

 

Der Samstag ist total verregnet, vernebelt und kühl, die Schiffe die vorbeiziehen sehen aus wie Geisterschiffe. Wir lassen es gemütlich in der Markthalle angehen. Bei Kaffee und Pain au Chocolat lässt es sich gut im Internet surfen, wir buchen Flug und Hotel für mich in New Orleans und die Autofähre von Nova Scotia nach Portland/USA für Tinu und den Ländy. Telefonieren mit zu Hause und surfen im Internet bezüglich Verschiffung in Veracruz. An dieser Stelle möchten wir Lawrence herzlich danken, der uns aus Veracruz anruft, weil er seinen Bulli gerade diese Woche problemlos verschifft hat und unsere Anfrage über FB sieht. Er schickt uns sogar einen genauen Ablauf, was wo organisiert, kopiert, gestempelt und abgegeben werden muss. Dies deckt sich so ziemlich mit den Angaben von Hannes, die wir bereits haben. Cool - also kein Grund zur Sorge. Beide empfehlen uns ca. fünf Tage für den Papierkram einzuplanen, ansonsten braucht es nur Geduld, Kopien, ein Lächeln und natürlich Pesos. Sogar einen Hotel Tipp bekommen wir geliefert. Super - muchas gracias! Später am Abend kommen Sheryl und Blair noch auf einen Schwatz vorbei und laden uns für Dienstag zum Barbecue bei Freunden ein. Toll, die Zwei sind supernett!

 

Sonntag und Montag ist der Himmel wieder blau, Therapie und Schiffe beobachten, spazieren, Pläne für die Zukunft schmieden, die Tage vergehen schnell. Wir gehen nochmal ins Bicycle Thief essen, und werden auch diesmal nicht enttäuscht. Tinu nimmt wieder den Hummer Thermidor. Das Essen schmeckt wirklich vorzüglich. 

 

Am Dienstag Abend fahren wir zum Haus von Sheryl und Blair, und nach einem Apéro nehmen wir die kurze Fahrt zu Kathy und Greg unter die Räder. In Sachen Barbecue kann man Greg bestimmt nichts vormachen, er ist mit dem besten Smoker und Grill unter der Sonne ausgerüstet - die Dinger haben die Grösse von Kleinwagen. Er hat gerade seine dreimonatige Auszeit von der Arbeit. Alternierend im Dreimonats Takt, arbeitet er bei den Inuit in der Arktis als Heizungs- und Sanitärspezialist, und hat während dieser Zeit keine Freitage. Kathy arbeitet für die Steuerbehörden in Halifax, aber in wenigen Jahren werden die beiden pensioniert. Allerdings geht es bei Blair und Sheryl nur genau noch zwei Wochen. Die zwei sind schon ganz aufgeregt und schmieden viele Pläne. Das Essen ist supergut, und das Fleisch tatsächlich richtig fein. Dazu trägt aber auch die hausgemachte Barbecue Sauce von Kathy bei. Später zügeln wir in den grossen Garten, wo wir auch den Ländy parkieren konnten, und machen in einer alten Waschmaschinen Trommel ein schönes Feuer. Gerade kürzlich hat Greg viele Bäume die das Haus zu stark beschattet haben gefällt, und daher hat er Holz „zum Versauen“. Die zwei Männer sind total in unseren Ländy verknallt besichtigen Alles und Jedes, und machen uns unmoralische Angebote. Sie meinen sogar, für uns sei doch die Verschiffung viel zu kompliziert, aber sie würden gut auf ihn aufpassen bis wir das nächste mal nach Kanada kommen. Aber so gehts natürlich nicht, unser Heim auf Räder ist unverkäuflich.

 

Wir verbringen einen sehr gemütlichen Abend, und nehmen Greg und Kathy das Versprechen ab, dass sie uns besuchen, wenn sie im nächsten Jahr Verwandte in Irland besuchen. Sie planen also einen Trip durch „good old Europe“ und wichtig ist sowieso nur, dass man fein Essen kann. Die zwei sind richtige Geniesser, wollen sich aber auch unser hausgemachtes Fondue nicht entgehen lassen. Wir schlafen selig in dem grossen ruhigen Garten und machen uns am späteren Vormittag auf den Weg. Heute ist Arbeit angesagt. Wir suchen eine Waschanlage, da wir ja wissen, dass für den Grenzübertritt das Fahrzeug sauber sein muss. Nach einer Stunde Schwerstarbeit für Tinu gehts weiter zum Waschsalon. Drei Maschinen müssen gewaschen werden, aber dann ist alles wieder tiptop und wir können uns auf unseren Lorbeeren ausruhen 😁.

Thanks again, dear friends, for the fantastic evening!

Greg the Grillmaster

Mit Kathy, Sheryl & Blair

Mit Greg, Sheryl, Kathy & Blair

17.8.17 - 19.8.17

 

Halifax

 

Nun ist es also Donnerstag und heute kommen definitiv Zehnders nach Halifax. Am späteren Nachmittag stellen wir uns beim Best Western hin und gehen an die Reception fragen, ob wir hier stehen dürfen, da die zwei eine Nacht in diesem Hotel wohnen werden. No Problem - einmal mehr. Auf dem Parkplatz werden wir von zwei Neufundländern (zweibeinigen) angeplaudert, weil die ziemlich 4x4 verrückt sind. Sie finden den Ländy super und so vergeht die Zeit für uns schnell. 

 

Gegen 21.30 Uhr kommen die zwei ziemlich geschlaucht vom langen Flug, der Jet Lag und der Übernahme des Mietfahrzeugs an. Juhui! Nach der Begrüssung und des kurzen Hotelzimmer Bezugs gibt’s erst mal was zu Beissen und was um die Kehle zu spülen. Natürlich ist es viel zu rasch schon Mitternacht und Zeit für die Federn. Aber egal, wir haben ja noch ein paar Tage zusammen. 

 

Am Morgen gilt es erst mal die nächste Hürde zu nehmen. Das Fahrzeug muss aus dem Hafen ausgelöst werden, und heute Freitag, macht der Hafen bereits mittags dicht. Ob das reichen wird? Häfen und Verschiffungen sind ja immer ein wenig unberechenbar. Wir stellen den Ländy zum Walmart, weil nachher sowieso eingekauft werden muss. Tinu geht mit Lisabeth und Ruedi zum Agenten der ihnen die Papiere übergibt und bereits nach etwa einer Stunde kommt Tinus SMS, dass sie das Auto in perfektem Zustand bereits in Empfang nehmen konnten. Super - weniger als zwei Stunden. Das muss neuer Rekord sein. Mietwagen abgeben und flugs sind sie wieder beim Walmart. Wir bummeln also durch den riesigen Supermarkt und kaufen für ein paar feine Essen ein. 

 

Als wir auf den Parkplatz zurückkommen steht da ein grosses Wohnmobil, welches uns bekannt vorkommt! Hans und Gerlinde, die wir in Mattawa getroffen haben, haben es nach ihrem unverschuldeten Unfall mit einem Sportwagen, mit dem zusammengeklebten WoMo doch noch nach Halifax geschafft. Super. 

 

Tinu und Ruedi machen sich auf die Suche nach passenden Gasflaschen, was sich als Problem herausstellt. Ihr Platz ist für amerikanische Flaschen eingerichtet, blöderweise sind die kanadischen ein kleines bisschen grösser und passen genau nicht! Ohne Gas no cooking, das muss irgendwie gelöst werden. Aber morgen ist auch noch ein Tag und für heute hatten die zwei genug um die Ohren - die Jet Lag ist auch nicht gerade hilfreich. Aber heute kochen sowieso wir, damit sie Zeit haben alles einzuräumen und sich häuslich einzurichten, also brauchen sie das Gas nicht dringend.

 

Wir fahren zu dritt auf den nahen Shubie Campingplatz, wo wir auch Wasser bunkern können. Ein schöner Rasenplatz mit Feuerstelle und grossen Holztischen - perfekt. Gerlinde hat heute sogar Geburtstag und so geniessen die einen plaudernd die Sonne, während die anderen noch arbeiten und verstauen was es alles zu verstauen gibt😌. Bald meldet sich bei allen der erste Hunger, ich mach Lachsbrötchen wie es sich für Kanada gehört, dazu gibt es von Hans ein lokales Bierchen. 

 

Die Männer machen Feuer und zu Poulet und Steaks gibt Nudelsalat und Couscous. Natürlich darf auch ein kleiner Geburtstagskuchen mit Kerzen nicht fehlen. Gemütlich geht der laue Abend vorüber, wir geniessen ihn, denn für morgen ist Dauerregen angesagt.

 

Und so ist es dann auch. Es regnet in Strömen den ganzen Tag. Wir sind alle eine bisschen am nüschelen und irgendwann gehen Tinu, Lisabeth und Ruedi nochmal los, um das Gasproblem zu lösen. Mit ein paar Improvisationen ist das Ding vollbracht, und Gas läuft. So ist es gut, denn am Abend gibt es bei Zehnders Fondue!!! Genau das Richtige an diesem kühlen, verregneten Tag. Es schmeckt super.

20.8. - 22.8.17

 

Halifax 

 

Wir bleiben noch einen Tag länger auf dem Camping, machen einen Spaziergang am See entlang, plaudern, kochen, recherchieren Zeugs im Internet, Tinu baut die neuen Filter ein die uns Zehnders nebst vielem Anderen mitgebracht haben (nochmals vielen Dank an euch!), Ruedi muss noch den Reservekanister montieren - es gibt ja immer was zu tun! Apropos zu tun; Tinu hat wieder bemerkt, dass unsere Batterien, die wir erst vor drei Monaten in Moab gekauft haben, bereits schwächeln. Am Morgen ist der Ländy nur schwer zu starten, da stimmt was ganz und gar nicht. Auf dem Weg ins Zentrum von Halifax machen wir bei einer Werkstatt halt, damit die messen können. Unser Gerät ist manchmal nämlich nicht über alle Zweifel erhaben. Leider haben die keine „Good News“, die eine Batterie ist im Eimer. 

 

Tinu hat zufällig beim Abholen von Zehnders Fahrzeug im Hafen, einen Laden der gleichen Batterie-Firma gesehen, wie die von Moab. Wir fahren also dahin, der Typ misst auch, klarer Fall von Garantie! Ein paar Minuten später schleppt Tinu ein neues Teil aus dem Laden. Nicht ganz genau gleich, aber fast, flugs baut er sie ein und der Ländy startet einwandfrei! Perfekt. Weil es nicht die gleiche Batterie ist, fahren wir sicherheitshalber noch schnell bei einem Autoelektriker vorbei. Der hat die besseren Geräte und vor allem mehr Ahnung. Wir haben seinen Segen, die Batterie sei in Ordnung und geladen werde sie auch. Also geht doch. Witziges am Rande: er erzählt uns, dass im Frühling fast ein gleiches Auto bei ihm war - nur in blau und mit Hubdach - welches ein neues Getriebe gebraucht hat. Ach so, das waren Stefi und Daniel mit denen wir in Tecolote hängen geblieben sind. Der Kreis zu den Stories schliesst sich immer wieder.

 

 

Später fahren wir also frisch aufgeladen die wenigen Kilometer zum Farmers Market wo wir uns wieder mit Lisabeth und Ruedi treffen wollen. Zehnders haben sich während unserer Werkstatttour Peggy’s Cove angesehen und waren beim Swissair Memorial - wir alle erinnern uns noch bestens an den Absturz der Maschine 1998. Später spazieren wir der Hafenmole entlang und Zehnders bekommen einen ersten Eindruck vom kleinen aber netten Zentrum von Halifax. Am Nachmittag müssen/dürfen wir in die Therapie, denn eigentlich waren die Ladies ausgebucht. Sie sind aber kurzerhand bereit uns nach Praxisschluss zu behandeln. So nett! 

 

Am Abend essen wir schon fast traditionsgemäss in Bicycle Thief. Ja, man könnte glauben es gäbe nichts anderes in Halifax. Aber wir mögen das Essen und den Service und selten genug hat man bei einem Restaurant Gelegenheit Draussen zu sitzen und der Abend ist perfekt dafür. Ruedi hat sich bereits als er die Foto auf unserem Blog gesehen hat, für die Linguine mit Hummer entschieden😜. Aber alles ist wieder super gut! 

 

Am Dienstag fahren wir zum Container Hafen in der Hoffnung noch ein paar Schiffe zu sehen. Leider kommt heute keines rein. Aber der Bummel über die schöne Halbinsel ist toll, einige grosse Segelregatten mit Optimisten sind im Gange, grosse Segler sind unterwegs, und als wir zurück zu den Fahrzeugen kommen erwartet uns bereits Blair. Klar hat er vor Antritt seiner Spätschicht im Hafen den Ländy gesehen und ist natürlich auch „gwundrig“ auf den Sprinter von Ruedi und Lisabeth. Er möchte so gerne etwas Ähnliches und man muss ihn nicht zweimal Fragen ob er einen Blick hinein werfen möchte…

 

…und ich muss noch packen. Nicht schön! Heute ist also der letzte gemeinsame Abend mit Zehnders. Mist, die Tage vergehen immer viel zu schnell. Tinu kocht asiatische Nudeln, dazu gibt’s Haussalat à la Zehnders - so fein das Ganze! Leider ist dann Time to say goodbye. Wir müssen nämlich für Overlander Verhältnisse mitten in der Nacht raus. Unser Wecker wird um 5:00 Uhr klingeln. 

 

Ihr Lieben: super, dass es doch noch mit dem Treffen geklappt hat. Wir haben uns mega gefreut euch zu sehen und noch ein paar Tage gemeinsam verbringen zu können. Wir wünschen euch eine wunderschöne Reise im grossartigen Kanada. Geniesst es und lasst euch Zeit. „Jufle“ war gestern!😉

23.8. - 24.8.17

 

 

Kanada - USA

 

Nach mehr als zwei Monaten in Kanada und gut drei Wochen in Halifax, ist es an der Zeit dem Land „Tschüss“ zu sagen. Uns hats hier gut gefallen. Mal ein wenig bleiben, keine weiten Strecken fahren, mit netten Leuten plaudern und einfach so in den Tag hineinleben. 

 

Heute aber, klingelt der Wecker um 5:00 Uhr morgens, mein Flug mit Air Canada verlässt Halifax um 8:00 Uhr in Richtung Toronto und dann New Orleans. Zehnders stellen tatsächlich den Wecker um uns noch zu verabschieden, dann machen wir uns auf den Weg zum Flughafen und machen das Check-In. Schon wieder müssen Tinu und ich getrennte Wege gehen - gar nicht schön! 

 

Ich bummle gemächlich zur Schlange des Security Checks, die mittlerweile die Länge eines amerikanischen Güterzugs erreicht hat. Gefühlte Stunden später muss ich alles, aber wirklich alles auspacken. Tasche, Handgepäckkoffer, E-Reader, Schuhe, Gürtel und so weiter. Egal, ich hab Zeit. Ich komme bei meinem Gate 24 an und bereits hat mein Flug eine halbe Stunde Verspätung, weil das Flugi noch gar nicht angekommen ist. Irgendwann sehen wir durch die grossen Glasscheiben wie unser Flugi zum Fingerdock rollt - alles wird gut. Boarding beginnt also eine halbe Stunde später und als wir alle sitzen, kommt nach etwa einer Viertelstunde die Durchsage des Captains, dass mechanische Probleme aufgetreten sind, deren Reparatur einige Stunden in Anspruch nehmen werden. Leider müssten wir alle aussteigen und ein anderes Flugzeug werde organisiert. Gut. Zurück beim Gate schauen wir zu wie alles Gepäck wieder ausgeladen wird und die Foodwägen wieder abgeholt werden. Leider erfolgt keine Information für die Allgemeinheit. Also geht jeder einzeln zum Boarding Schalter und fragt die Lady vom Bodenpersonal das gleiche. Wie lange wird es dauern, was gibt es für Möglichkeiten, viele haben natürlich in Toronto Anschlussflüge, viele werden diese verpassen, haben Fragen zu den Kosten etc. 

 

Sie meint, bis in etwa zwei Stunden sollte ein neues Flugzeug zur Verfügung stehen. Ups, dann wird es sogar für mich eng. Meine drei Stunden Umsteigezeit in Toronto schmelzen dahin. Aber nach nur einer halben Stunde, kommt der Aufruf unseres Fluges, am gleichen Gate wieder zum Boarding zu erscheinen - unser Flugi konnte geflickt werden. Alle kommen also zurück, Flugi wird wieder gefüllt, nur leider müssen das Gepäck und der Food wieder zurückgebracht werden. Mit etwa zwei Stunden Verspätung machen wir uns auf den Weg nach Toronto. Mein Sitznachbar ist sichtlich erleichtert. Heute morgen wurde bereits sein erster Flug von Montreal nach Toronto abgesagt, und ihm wurde angeboten über Halifax nach Toronto zu fliegen. Zwei defekte Flugzeuge an einem Tag ist schon eine Nummer…ob er in Zukunft auch mit Air Canada fliegen wird?

 

Toronto ist ein riesiger Flughafen. Ich habe noch genau 55 Minuten Zeit, für den Umstieg nach New Orleans. Die Wege sind mega weit vom nationalen zum internationalen Teil des Airports. Es reicht gerade noch um ein Sandwich zu kaufen und die Hände zu waschen. Dann ist bereits Zeit für Boarding. Ohne Schwierigkeiten hebt der Flieger ab und kommt nach gut zwei Stunden in New Orleans an.

 

Im Gegensatz zu Toronto ist dieser Flughafen klein. Nach ein paar Minuten verlasse ich ihn bereits, und lande direkt und ohne Umwege in einem Treibhaus. Heiss - feucht - New Orleans!

 

Mit dem öffentlichen Bus fahre ich ins Zentrum der Stadt, einmal umsteigen und einen kurzen Weg zu Fuss, schon bin ich im netten Hilton Garden Inn Convention Center. Mein Zimmer im sechstens Stock ist super und ich habe sogar Blick auf das nahe Kreuzfahrtschiff der Karneval Cruise, welches auf dem Mississippi ankert. Super. Back in the USA!

Tinus Tag hat natürlich gleich früh begonnen, obwohl sein Transportmittel fährt wann er will! Sein Weg führt ihn heute in den Süden von Nova Scotia, zum Fährhafen in Yarmouth. Er kommt gut vorwärts, besucht auf der Strecke den kleinen netten Fischerort Luneburg und erreicht Yarmouth bereits am Nachmittag (ja, der frühe Vogel fängt den Wurm). Bei der Fähre lernt er ein paar andere Overlander kennen (Deutsche und Schweizer), die entweder auch am nächsten Morgen auf die Fähre fahren oder Nova Scotia bereisen. Sie verbringen gemeinsam einen vergnüglichen Abend und verbringen direkt am Hafen eine ruhige Nacht.

 

Am Morgen früh gehts auf die schnelle Fähre für die nächsten sechs Stunden. Tinu hat viel Unterhaltung und kommt pünktlich in Portland USA an, wo er wieder in die Staaten einreisen muss. 

 

Er fragt den jungen Grenzer nach einer Verlängerung des amerikanischen Visas, weil es am 26. September ausläuft. Wir wollen zwar nicht länger in den Staaten bleiben, aber sollte etwas mit dem Ländy sein was dauert, oder Tinu sich den Fuss verstauchen oder sonst was haben sollte, und er für ein paar Tage nicht fahren könnte, vergehen die Tage schnell. Der Grenzer ist offenbar verunsichert, hatte wohl noch nie eine solche Anfrage. Diese Grenze wird bestimmt nicht oft von Overlandern genommen, da die meisten gegen die Westküste fahren. 

 

Unfreundlich wie die Ami-Grenzer ja sind, lässt er Tinu stehen und fragt eine Vorgesetzte. Die Tante kommt, wie alle Grenzer arrogant um die Ecke und beginnt Tinu auszufragen. Zuerst muss er aber mit dem Ländy in ein abgezäuntes und abgedunkeltes Gelände, soll den Schlüssel stecken und die Tür offen lassen. Holy moly! Gar nicht gut!  Wie lange unterwegs - was zwei Jahre? Wo angestellt - was keine Stelle? wie kann das üblich sein? Will er in den USA arbeiten? Nein?Genug Geld? - Nachweis muss her! Geplante Ausreise aus den USA vorweisen - haben wir nicht? Tinu erinnert sich, dass er auf dem ipad die Buchung der MSC Magnifica ab Brasilien hat und sie fragt ihn wo das ipad sei. Er will es im Ländy holen, sie lässt ihn aber nicht, sondern schickt einen anderen Grenzer. Sie stellt natürlich fest, dass die Buchung auf zwei Personen ausgestellt ist. Sie fragt nach mir. Tinu erklärt das mit dem Rücken, dem Flug, dem Treffen in Nola und so weiter. Eine Weile hat er das Gefühl, dass sie ihn gar nicht ins Land lassen werden. Sie fragt wieder nach dem Finanznachweis. Tinu hat von 2015 die Steuererklärung noch auf dem ipad und zeigt ihr dies. Sie checkt natürlich das Deutsche Zeug nicht und er muss alles haarklein erklären. Nett! 

 

Nach einer Stunde hin und her und nervenaufreibender Diskutiererei gibt die Tante ihm eine Verlängerung von zwei Monaten. Eigentlich die Zeit die wir in Kanada verbracht haben. Mein armer Held, sogar am Telefon Stunden später, merk ich noch wie er geschlaucht ist…und Tinu lässt sich eigentlich nur schwer aus der Ruhe bringen. Alle haben uns ja vor den Grenzübertritten in Süd- und Mittelamerika gewarnt. Da waren die Grenzer aber jederzeit freundlich und niemals überheblich. Welcome back in the USA!

bottom of page