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Honduras 28.10.16

Heute morgen ist es auf

800 M.ü.M. ziemlich frisch.

Etwa 18 Grad, was wir schon

ewig nicht mehr hatten. Wir packen unsere sieben

Sachen, fahren die Schotterpiste zur Panamericana

zurück und machen uns auf den Weg nach Honduras.

Wir sind gespannt. Eigentlich alle Reisenden aus

Norden haben uns von den komplizierten und mühsamen

Grenzen Zentralamerikas gewarnt, an denen immer wieder Beamte bestochen werden müssen. Bisher war es noch bei keiner einzigen auch nur ähnlich, wir folgern daraus, dass die noch kommen müssen.

 

Bei der Ausreise aus Nicaragua empfängt uns ein langer Brummistau, allerdings dürfen PW’s den passieren. Ansonsten sind nur ganz wenige Menschen an einem Grenzübertritt interessiert. Wir bezahlen also die „Gemeindesteuer“ von zwei U$, bekommen die Quittung, füllen das Formular aus, welches bestätigt, dass wir das temporär eingeführte Auto wieder ausführen - und weiter gehts. Wir erbarmen uns bei einem Studenten des Ministerio für Turismo, der arme muss Erhebungen machen, wie lange, wo und so weiter Touristen ihren Urlaub in Nica verbracht haben. Aber es hat ja fast keine. Also stehen wir ihm etwa 10 Minuten Rede und Antwort und er freut sich. Sagt sogar auf Deutsch „Auf Wiedersehen“. Hasta luego, Nicaragua - die sind einfach nett!

 

Wir werden von ein paar „Helfern“ angesprochen, stehen aber schon mal bei der Migracion in die Reihe. Allerdings sind nur etwa sechs Personen vor uns dran. Rasch werden vom netten Beamten unsere Fingerabdrücke genommen, das Gesicht gescannt und schon sind wir drin. Wir warten auf die Quittung für die je drei U$, und weiter gehts. Unterdessen habe ich schon mal das Einfuhrformular für den Ländy ausgefüllt. Beim Zoll wird er eingetragen und für 35 U$ darf er nun versichert auf Honduras Strassen fahren. Wir brauchen vom Einreisestempel zwei Kopien, no Problem, direkt daneben hat’s ein Baucontainer mit dem gewünschten Apparat. Ein Helfer warnt uns, dass wir für den Polizeibeamten schon mal „Trinkgeld“ bereitmachen sollen, ansonsten gehe die Inspektion des Fahrzeugs zwei Stunden. Was sollte der zwei Stunden im Ländy machen wollen? Wir antworten, dass wir Zeit haben, was zwei Stunden dauert, dauert eben zwei Stunden.  Der Polizeibeamte, schaut dann aber kaum von seinem Tisch auf, fragt welches Auto, schaut die Papiere an und lüpft nicht mal seinen Allerwertesten. Bienvenido en Honduras! Grenzrekord - nicht mal eineinhalb Stunden. 

28.10.16 - 01.11.16

 

Danli - Lago Yojoa

 

Nun sind wir also in Honduras. Eines der Länder welches nebst El Salvador, bei uns in Europa nicht gerade für familienfreundliche Ferien oder Massentourismus bekannt ist. Wer aber die Panamericana über beide Kontinente fahren will, hat nicht viele Alternativen. El Salvador oder Honduras. Wir haben uns für’s zweite entschieden. Drei mal so gross wie die Schweiz, gut 8 Mio. Einwohner und eine Million Honduraner die in den USA leben. Mehrheitlich illegal. Diese allerdings, schicken pro Jahr 3.2 Milliarden U$ in die Heimat, was etwa 18% der honduranischen Wirtschaft ausmacht. 

 

Honduras belegt leider oft eine der Spitzenpositionen bei unrühmlichen Statistiken. 

2012 kamen in keinem Land der Welt, mehr Menschen durch Gewalt ums Leben (viermal so viel wie in Mexico, und 20 x mehr als in den USA), allein in San Pedro Sula werden pro Tag 15 Morde verübt. Sogar der internationale Friedenskorps zog sich 2012 zurück - ein herber Rückschlag für die normale Bevölkerung. Bandenkriege beherrschen die grösseren Städte. Räuberische Erpressung durch Banden in armen Stadtvierteln treiben die Kosten für die ganze Nation in die Höhe. Strassenhändler müssen für ihren Standplatz bezahlen, Busse für die gefahrlose Durchfahrt durch bandenkontrolliertes Territorium usw. und internationale Firmen scheuen die hohen Sicherheitskosten, und kommen daher schon gar nicht nach Honduras. Es wird geschätzt, dass 79% aller illegalen Kokainflüge aus Südamerika in Honduras landen, von wo aus, es schnell per Boot in die USA geht. Es sind also unglaubliche viele Drogenkuriere und -Händler unterwegs, bestimmt auch einen Grund für die Gewaltspirale.

 

Aber Honduras ist ein armes Land, wo die legalen Mittel zur Beschaffung für den Lebensunterhalt begrenzt sind. Viele arbeiten in der Landwirtschaft. Kaffee-, Tabak-, Mais-, und Yucaplantagen beschäftigen unzählige Mitarbeiter. Eine grosse Textil- und Nähindustrie beschäftigt über 150 000 Menschen. Und dennoch, ist es schwierig in diesem Land zu überleben. Was wir als Reisende erleben sieht so aus; die Menschen sind offen und freundlich, sprechen uns an und fragen uns aus ohne aufdringlich zu sein, heissen uns in ihrem Land willkommen. Wir haben uns entschieden, nicht „frei“ zu übernachten, sondern stellen uns zu Hostels, Hotels, Tankstellen oder auf offizielle Campingplätze. Überall werden wir sehr herzlich aufgenommen. Die Landschaft ist üppig grün und gepflegt, wenig Müll verunreinigt die Strassengräben, überall arbeiten die Menschen auf den Feldern, die Gärten um die Häuser sind sauber. Die Häuser sind einfach aber in Ordnung.

 

In Danli, dem ersten Ort nach der Grenze, stehen wir beim alten Mario Duarte, auf seiner Finca Villa Alejandra. Eine Farm für die überall geliebten und verspeisten roten Bohnen, allerdings erweitert um ein paar Cabañas und Gästezimmer. Ein Overlander- freundlicher alter Mann, der gerne erzählt und interessiert zuhört. Nett!

 

Weiter gehts über 270 km mal gute und mal schlechte Asphaltstrasse, teils mit riesigen Kratern. Wir lassen die Hauptstadt Tegucigalpa über die Umfahrungsstrasse vorbei ziehen und fahren an den Lago Yojoa, dem grössten Binnensee des Landes. Unterwegs kaufen wir ein, und finden ein überraschend gutes Angebot an Lebensmitteln und Gebrauchswaren. Wahrscheinlich ist es aber nicht für alle gleich gut erschwinglich. Am Lago wollen wir zur Finca Gloria. Wieder eine Farm, diesmal für den Kaffeeanbau und grosse Zebuherden bekannt, sogar ein paar Wasserbüffel und Esel leben auf dem riesigen Gelände. Wir sind ein bisschen erschrocken als wir angekommen, zwei grosse Busse stehen auf dem Parkplatz, mega laute, spanische „Bierzelt-Schunkel-Musik“ beschallt das ganze Gelände, es gibt ein grosses Restaurant und bestimmt 40 Bungalows. Reitvorführungen, Bullenreiten, Pool und Landcruiser Oldtimer Ausstellung - fast ein bisschen zu viel des Guten. Und es ist Samstag. Also ziemlich viele Familien unterwegs…und die Musik ist sooo laut und hässlich. Oh no! Das Beste; wir haben einen Stellplatz direkt am See mit schöner Aussicht und über dem ganzen Gelände liegt stets ein Duft von frisch geröstetem Kaffee. So fein! Am Abend bummeln wir über die Farm und sehen tausende Glühwürmchen! MEGA!

 

Obwohl der Platz eigentlich schön ist, möchten wir den Sonntag nicht auch noch hier verbringen. Einfach zu viel von allem. So machen wir uns auf den kurzen Weg zum Camping der D&D Brewery nur acht Kilometer weiter. Und der Platz ist schlicht perfekt. Eine grosse Wiese, schattig, beim Resti kann man im kleinen Pool plantschen, saubere warme Duschen und natürlich Bier. Mir schmeckt zwar keines, aber Tinu hat das Beer Shipping mit 5 verschiedenen Bieren bestellt und mag sie. Alles gut. Auch hier - am Abend grosse Glühwürmchenparty. Cool! Wir lieben sie🤗.

1.11.16 - 

 

Lago Yojoa - Copàn Ruinas

 

Heute morgen ist es etwas diesig, grau der Himmel aber warm und wir verlassen den netten Platz bei der D&D Brewery. Die Strasse variiert zwischen gutem, schlechtem und saumässigem Asphalt. Die Löcher haben zum Teil Kratergrösse und vor, nach und während den Dörfern sind wieder viele der blöden Bodenwellen zur Geschwindigkeitsbegrenzung angebracht - Topes. Wir werden sie zu Hause nicht vermissen. 

 

Wir erreichen Copàn am Nachmittag und fragen beim Hotel El Bosque ob wir in deren Garten, man könnte fast sagen Park, stehen dürfen. Für 100 Lempira (ca.4.40) dürfen wir, haben W-Lan, Dusche und vor allem einen sicheren Platz um den Ländy am Tag alleine stehen zu lassen. Wir bummeln ins nahe Örtchen, mit seinen 8500 Einwohnern sehr überschaubar. Hier sehen wir sogar ab und zu ein paar Backpaker, es hat ein paar nette Restaurants um die grosse Plaza und in der kleinen Markthalle wird richtig schönes Gemüse verkauft. Vor der Weiterfahrt werden wir uns da auf jeden Fall noch eindecken. Die Einheimischen sind alle sehr nett, ob in den Läden, auf den Strassen oder bei uns im Hotel. Wir fühlen uns auch sicher. Nur ab und zu werden wir an die prekäre Situation im Land erinnert. Zum Beispiel als ein kleiner Lieferwagen bei einem 

Mini-Mercado halt macht um ein paar Artikel zu liefern, steigt auf der Beifahrerseite ein bewaffneter Wachmann aus, und überwacht den Vorgang wie bei einem Geldtransporter. Bei allen Tankstellen sind Wachmänner mit Schrotgewehren postiert, bei Banken sowieso. Seltsames Gefühl. 

 

 

Heute Morgen wollen wir die berühmten Maya Ruinen von Copàn besuchen. Es sind nach Teotihuacan bei Mexico City, die grössten auf dem Kontinent und sehr gut erhalten. Und Honduras hat natürlich einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen berühmten Ruinen; es hat keine Touristen. So bummeln wir vom Hotel etwa eine halbe Stunde Orts auswärts und erreichen den leeren Parkplatz. Schlange stehen um Tickets zu kaufen ist nicht, und so können wir direkt los. Wir hören das Gekrächze der Aras in den Bäumen schon von Weitem. Hier gibts nur Rote Aras, eigentlich leben sie wild, werden aber mit Früchten und Kernen zu Futterstellen gelockt. Und da die Futterbeschaffung ja allgemein ein mühsames und langweiliges Unterfangen ist, sind die nicht blöd, und verköstigen sich an den dargebotenen Köstlichkeiten. Für uns hat das den unschätzbaren Vorteil, dass wir wilde Aras gut beobachten können. Sie sind einfach wunderschön. Wenn sie paarweise fliegen, sieht man die ganze Farbenpracht vom Gefieder. Ich hoffe immer, dass einer mal eine Schwanzfeder erübrigen kann, aber nix da, werden alle noch gebraucht.

 

So besichtigen wir die Ruinen, die heute Welt-Kulturerbe sind, hören den interessanten Geschichten der Guides zu und lassen uns treiben. Eine der wichtigsten Maya-Zivilisationen hat hier gelebt und verschwand dann auf mysteriöse Weise. Es folgen auf unserem Weg noch unzählige Maya Stätten und sicher werden wir nicht alle besuchen, aber diese bleibt uns in toller Erinnerung weil wir sie fast für uns alleine hatten. Bestimmt wäre es hier auch bei blauem Himmel schön, aber man kann ja nicht alles haben.

In Copàn gibt es nebst den Ruinen noch mehr Interessantes zu sehen. Der Macaw Mountain Park. Ein privater Vogelpark, der sich in erster Linie um das Wappentier, den Ara kümmert, aber auch andere grosse Vögel wie Tucane und Eulen aufnimmt, wenn sie verletzt oder als Haustier nicht mehr erwünscht sind oder von der Polizei beschlagnahmt wurden. Unser Guide Franklin, zeigt uns die grossen, gepflegten Volieren die sich in einem kleinen Tal an den natürlichen Fluss schmiegen. Dort werden Jungtiere und verletzte aufgepäppelt, grosse misshandelte und daher aggressive Tiere, werden einzeln in Gehegen gehalten, wo sie sich erst mal abregen können, weil sie nicht mehr getriezt werden und man sie mal in Ruhe lässt.

 

Viele werden komplett ohne Federn „eingeliefert“, weil sie sich aus Langeweile, Einsamkeit oder Stress die Federn ausreissen. Ein trauriges Bild. Wir sehen aber auch richtig gesunde, wohlgenährte Aras mit tollem Federkleid. Diese werden nach und nach in die Freiheit entlassen. Einige die bereits in Freiheit leben, kommen aber des Futters wegen immer noch vorbei und nehmen sich was sie brauchen, dann verschwinden sie wieder. Wusstet ihr, dass ein Ara bis zu 50 Töne total echt nachmachen kann? Wenn zum Beispiel eine Schlange in die Nähe seines Geleges kommt, stösst er den Schrei eines Falken aus, weil er weiss, dass die Schlange Falken fürchten und dann abhaut. Wir erleben mit Franklin eine unterhaltsame und lehrreiche Führung, und können so die tollen Vögel auch mal von Nah bestaunen. Später bummeln wir die etwa drei Kilometer zurück ins Dorf, und füllen dort noch etwas unsere Vorräte auf. Tinu ist ein bisschen angeschlagen und fühlt sich nicht so gut. Mal schauen. Wenn’s ihm morgen besser geht, ist wieder Foxtrail-Tag. Guatemala ruft. Ansonsten bleiben wir noch ein zwei Tage, bis er sich besser fühlt.

Fazit von Honduras: Nach nur einer Woche werden wir morgen das Land wieder verlassen. Wir haben hier eine schöne Zeit verbracht, nette Menschen kennengelernt und uns auch sicher gefühlt. 

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