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29.1. - 3.2.2017

 

Mexiko City - Havanna

 

Heute Morgen ist Sonntag. Unser uber Taxi braucht über die leere Autobahn

für die 50 km bis zum Flughafen, nur etwas mehr als eine halbe Stunde.

Wir treffen am richtigen Terminal ein und finden da Cynthia und Mike, die bereits auf uns warten. Nach einigem Hin und Her mit Anstehen fürs Einchecken, eine Etage tiefer Stempel organisieren weil wir über Land eingereist sind (was unnötig war, wie wir schon gedacht hatten), nicht mehr anstehen weil wir direkt vordrängeln durften und so weiter, sind wir bereits mit Boarding Card ausgerüstet und dürfen weiter. Der Airport von Mexiko City sieht aus wie alle Airports dieser Grösse. Swarovski, Boss, Tissot und so weiter preisen ihre Auslagen an. Unser Flug wird um fast eine Stunde verschoben, gilt aber auf der Anzeigetafel immer noch als „on time“. Dabei sind wir total hibbelig und wollen endlich nach Havanna. 

 

Gegen mittag können wir endlich boarden, verbringen zwei Stunden im Flugzeug immer in der Hoffnung doch noch was zu Essen zu bekommen - und juhui, ein 18 Gramm Chips Säckli und ein Saft werden gebracht. Für Pédaleurs, die dringend Essen brauchen, natürlich viiiel zu wenig. Also setzen wir unsere Hoffnungen in den Flughafen Havanna. Wir brauchen allerdings gefühlte Stunden bis wir endlich unsere Taschen bekommen. Die Männer warten also auf unser Gepäck, während Cynthia und ich uns schon mal in der ewig langen Schlange beim Geldwechsler anstellen. Da für Ausländer in Kuba eine andere Währung gilt als für Einheimische, muss natürlich der hinterste und letzte Touris sein Geld wechseln. Entsprechend lange ist das Prozedere um an Havannische CUC zu kommen. Die zwei Wechselstuben sind ausserhalb des Flughafens, daher haben wir beim Anstehen schon Gelegenheit die wunderschönen Autos zu bestaunen. Aber kein Food weit und breit.

 

Auf jeden Fall klappt das Abholen einwandfrei, denn Jorge unser Gastgeber im Llava del Golfo, hat uns ein Cab geschickt. Wir haben ziemlich lange nach einer vernünftigen Unterkunft in Havanna gesucht. Entweder sind die Hotels unglaublich teuer und schlecht, oder sie sind billig und schlecht. Von Gianni und Sabrina haben wir aber den Tipp vom „Llava del Golfo" bekommen (an dieser Stelle herzlichen Dank an euch zwei - es ist toll hier). Zehn bis fünfzehn Minuten mit dem Taxi entfernt vom Centro Historico, mitten in einem Wohnquartier, befindet sich dieses Kleinod und könnte direkt dem Magazin „schöner Wohnen“ entsprungen sein. Eine alte Koloniale Villa, toll restauriert, gedeckte Veranda, grüner Innenhof, schöne, ganz neue Zimmer und ein gemütliches Esszimmer - wie ein Privathaus. Jorge, der kubanische Gastgeber macht seinen Job mit Herzblut, ist immer zu haben für Tipps betreffend Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Musikclubs und Ausgehempfehlungen. Es ist bereits nach fünf Uhr am Abend als wir ankommen und wir sind froh, dass wir uns fürs Essen im „Golfo“ angemeldet haben. Jorge kocht nämlich als Hobbykoch ausgezeichnet. Wir geniessen zu später Stunde die Veranda, ein Glas Wein und lassen unsere Ankunft in Havanna ausklingen. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

Gemütlich starten wir unsere Entdeckungen in Havanna. Wir schlafen aus, geniessen kubanischen Kaffee und unser Frühstück, welches sogar bis um 12.00 Uhr zu haben ist. Jorge bestellt uns ein Taxi, dieses bringt uns bis zum Pier, direkt vor den Gassen zur Altstadt. Die MSC Opera liegt riesig und fett im Hafen und hat, wie es scheint, soeben all ihre Passagiere ausgespuckt. Die Altstadt ist voll…Wir suchen uns ein paar ruhigere Gassen und lassen uns treiben. In Havanna gibt es viel zu entdecken. Wir schaffen uns einen ersten Überblick während der Fahrt in einem „Oben-ohne-Bus“. In den folgenden Tagen besuchen wir den Artesanal Markt, einige Zigarren Läden, essen in wirklich guten Restaurants, hören tolle Musik und bummeln immer wieder durch schöne Gassen. Natürlich sind in Havanna viele Häuser aus der Kolonialzeit noch nicht restauriert. Dies gibt der Stadt aber ihren ganz eigenen Charme. Überall sieht man jedoch Bautrupps, die Regierungsgebäude oder Häuser in der Altstadt oder am Malécon renovieren.

 

Aber das Aller- Allerbeste sind wirklich die Autos. Chevrolets, Plymouth, Buiks, Cadillacs und Ladas in allen Farben. Als Cabrios oder geschlossen, viele wunderschön restauriert, viele auch in ihrem uralten, zerbeulten aber immer noch fahrbaren Zustand. Auch die Taxen die wir ab und zu nutzen, sind Teil dieser alten Classic Cars. Die meisten sind aus den 50zigern. Einer unserer Fahrer gibt stolz das Alter seines Wagens an. Er ist von 1953! Die Fahrer lassen es sich nicht nehmen, in ihren Oldtimern nicht abzufallen. Es werden farblich passende Shirts oder Hemden getragen. Von quetschgelb über zuckerwattenrosa, himmelblau und fröschligrün, grosse Strohhüte und Sonnenbrillen gehören klar in die Cabrios. Sie fahren immer langsam und somit hat man genug Zeit, die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Nicht, dass sie nicht schneller fahren könnten. Aber abgesehen von der Nationalstrasse die vom Flughafen in die Stadt führt, sind die Strassen in einem erbärmlichen Zustand. Der Begriff „Schlechter Belag“ bekommt hier eine ganz andere Bedeutung. In den Quartieren kann nicht schneller als Schritttempo gefahren werden, so gross sind die Krater im Asphalt. Aber hei, wen kümmerts, in Kuba hat man Zeit. Wir können uns gar nicht sattsehen und sind begeistert von all den bunten Blechkutschen und der Liebe mit der man sie verhätschelt.

Auch die Kubaner gefallen uns gut. Sie sind freundlich, offen und es gibt keine unangenehmen Diskussionen über Taxipreise oder Ähnliches. Die Stadt hat ein gemütliches Flair, viele Einheimische sitzen draussen in den Gassen, irgendwo in einem Türrahmen oder auf einem Fenstersims, palavern mit Nachbarn oder Passanten und gönnen sich eine dicke Zigarre. 

Man hat hier Zeit und wir fühlen uns auch spät abends jederzeit sicher. 

 

Schon ist wieder ein Tag vorüber. Heute setzen wir mit einer kleinen Fähre auf die nahe Halbinsel über und besuchen das Monument von Christo. Vom Hügel haben wir eine tolle Aussicht über die Altstadt und den Hafen. 

Wir besuchen die Festung, die über der Hafeneinfahrt tront, auch sie wird nach und nach restauriert. Überraschenderweise sind am Malécon (Uferpromenade), fast alle Häuser in einem erbärmlichen Zustand. Entweder leer oder schon fast verfallen. Aber wie uns Jorge, unser Gastgeber erzählt, sind die Häuser an vorderster Front entweder bereits verkauft, oder nicht mehr zahlbar. Es wartet offenbar der Aufschwung.

 

Auch Jorge und seine Partner haben nochmal eine alte Villa erstehen können. Ebenfalls im Viertel Vibora, wo das Llava del Golfo steht. Bis in ein zwei Jahren soll auch sie restauriert sein und als kleines Hotel, Gästen zur Verfügung stehen. Seine Augen leuchteten auf jeden Fall schon beim Gedanken daran, dieses verfallene Gebäude zu restaurieren. Es soll einem berühmten kubanischen Künstler gehört haben, der bis in die 60er Jahre selber darin gewohnt hat. Mit tollem Garten, Brunnen im Innenhof und Dachgarten. Wir sind gespannt, bis in ein oder zwei Jahren soll dieses Hotel Kleinod bereits Gästen zur Verfügung stehen.

 

Am Abend gehen wir noch einmal ins Nao zum Abendessen. Erstens kocht der ehemalige Koch von Fidel wunderbar, und zweitens ist die Musik von Nuevo Son, die dort jeden Abend spielen, einfach genau so, wie wir uns das in Havanna vorgestellt hatten. Zwei französische Strassenmusiker werden kurzerhand mit in die Band eingeladen und ergänzen mit einem afrikanischen Touch die kubanische Musik. Es gibt in Havanna übrigens viele richtig tolle Restaurants, auch an den anderen Abenden essen wir sehr gut…Und richtig gute Musik…hab ich das vielleicht schon erwähnt?

 

 

Heute steht auf unserem Programm eine Ausfahrt mit einem Oldtimer Cabrio. Nach dem Besuch des Mercado Central suchen wir uns also ein entsprechendes Mobil - und die Auswahl ist fast zu gross.  Wir haben aber eine ziemlich genaue Vorstellung. Pink und alt soll es sein. Wir werden in einem Chevrolet Baujahr 1940 fündig. Ein tolles Auto, wie eine rosa Wolke, immer noch mit original Motor und einem sehr netten Driver. Er erzählt uns währen der Fahrt viel über die Stadt und die Sehenswürdigkeiten. Die Plaza de la Revolucion, der John Lennon Park, viele Museen, das Capitol, altehrwürdige Hotels mit viel Geschichte, die kleine Chinatown und das Gesicht von Che, das uns allgegenwärtig scheint. Wer allerdings zum Shoppen nach Havanna kommt, wird wohl eher enttäuscht werden. Nicht einmal die sonst allgegenwärtigen Label Shops, wie Boss, Nike oder Tissot, sind hier vertreten. Auch in den Supermärkten ist die Auswahl eingeschränkt. Snickers oder Mars, Chips, Coke ist alles nur sehr limitiert zu bekommen. Elektronikläden wie wir sie kennen sind kaum vorhanden, auch sonst sind Luxusartikel fast nicht zu kriegen. Reiche Kubaner statten sich bestimmt im Ausland mit all diesen Dingen aus. 

Jorge war überrascht, dass wir keine Ausflüge über den Rest der Insel gemacht haben. Wir haben aber in diesen fünf Tagen richtig viel von der Stadt gesehen. Mussten nicht nur rumrennen, sondern konnten uns langsam treiben lassen. Kaffees auf Dachterrassen geschichtsträchtiger Hotels, gute kubanische Musik, feines Essen, staunen über die Entspanntheit einer so grossen Stadt, die Menschen waren wirklich richtig nett - und halt die Autos - die haben uns total begeistert. Zudem macht natürlich alles mehr Spass in guter Begleitung. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir die Stadt mit Cynthia und Mike entdecken konnten. Es war mega, danke ihr zwei!

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