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2.-5.4.2016

 

Grenze Bolivien - Uyuni

 

Wir verlassen unseren tollen Übernachtungsplatz

am Morgen und fahren in Richtung Grenze. Wir haben uns gegen die

Lagunenroute entschieden obwohl die von vielen gefahren wird. Wir

haben genug von schlechten und schlechtesten Strassen und keine

Lust auf 500 km Wellblech. Aber die Landschaft die wir auf der Ruta 21

antreffen ist ebenfalls wunderschön. Wir fahren an die Grenze von

Chile in dem kleinen Ort Ollagüe. Die Grenzer sind ganz alleine und

haben Zeit - als ob sie auf uns warten würden. Wir werden rasch

ausgecheckt, zuerst die Personen, am nächsten Schalter die Fahrzeuge. Easy…

 

Nach 2 Kilometern kommen wir an die Bolivianische Grenze und erwarten einen langwierigen und zähen Prozess. Vorurteil! Die Grenzer - auch ganz alleine - sind total nett, erklären uns in welchen Häusern wir zuerst die Stempel holen müssen, und bei welchem wir am Ende mit allen Stempeln erscheinen müssen. Der Mann der die Schranke hebt. Wir werden als Personen migriert, dann die Fahrzeuge, alles ganz entspannt und nett. Wir fragen den ersten ob es eine Möglichkeit gibt hier irgendwo Geld zu wechseln. Nein eigentlich nicht, er könnte uns aber mit ein paar Bolivianos aushelfen. Wir wechseln also zu einem total guten Kurs (er könnte uns auch einen schlechten geben, da wir unbedingt lokale Währung brauchen) ca. 30 Franken. Wir haben gehört, dass Strassen Maut erhoben wird, und man die nur in Bolivianos zahlen kann - was sich im Nachhinein ebenfalls als Gerücht herausgestellt hat. Nach einem weiteren Schwatz hier und da - einer will noch aus Neugierde in unsere Fahrzeuge  schauen - verlassen wir ohne Lebensmittelkontrolle - winkend die Grenze. Eine kurze Stunde und es war geschafft. Wir sind in Bolivien. Wir fahren nicht mehr weit und finden rasch einen guten Platz um zu übernachten. In der Weite einer ersten Salzebene parkieren wir und machen noch dies und das. Annina kocht ein tolles „Zauber Gschnätzeltes“, fein. Es wird auf 3700 m natürlich nach Sonnenuntergang rasch kühl und so bleiben wir heute nicht allzu lange draussen. Aber wir haben ja eine Fülle von Kinofilmen und geniessen wieder mal einen Abend in der guten Stube.

 

 

Einmal mehr brennt die Sonne am Morgen vom Himmel als wir uns auf den Weg nach Uyuni machen. Wir wollen endlich zum grössten Salzsee der Erde. Ungefähr 170 km liegen vor uns, mal schlechte mal bessere Piste. Die Landschaft ist extrem karg, und trotzdem sehen wir ab und zu grosse Lama Herden und wilde Vicunjas. Wir kommen am Nachmittag in Uyuni an - der grösste Touristenmagnet Boliviens. Zuerst besuchen wir den „Eisenbahnfriedhof“ ausserhalb Uyunis. Die verrosteten Locks und Wagen haben ihre beste Zeit längst hinter sich. Wir schätzen, dass die Züge bereits mehr als 40 Jahre hier vor sich hinrosten. Eine unwirkliche Szenerie bietet sich uns, und für Annina und Päscu, die beide bei der SBB arbeiten und Zugfans sind, ist es hier perfekt. Danach erkundigen wir das 2 km entfernte Uyuni. Es ist ein staubiges kleines Örtchen, mitten im Dorf ist ein lokaler Markt im Gange, auf dem man von Früchten über Schrauben, und von gerösteten Nüssen bis Waschpulver alles kaufen kann. Einige wenige Touristen sind unterwegs, viele sind wohl auf Ausflügen zum Salar. Wir können Geld wechseln und bei einem lokalen Schlüsseldienst können wir sogar endlich mal einen zusätzlichen Ländyschlüssel nachmachen lassen. Für 3 Franken macht er uns von Hand ein Duplikat und als wir zurückkehren passt er sogar! Perfekt. Wir wollen, wenn möglich noch irgendwo Diesel und Wasser tanken, sind uns aber bewusst, dass es vielleicht nicht einfach ist. Touristen zahlen in Bolivien nicht den gleichen Tarif wie Einheimische, und oftmals soll es so sein, dass an Touristen gar nicht verkauft wird, weil das entsprechende Formular für die vorgeschriebene Rechnung nicht vorhanden ist. Wir fahren die erste Tanke an - geschlossen. Wir fahren ans andere Ende von Uyuni und finden eine weitere, offenen Tankstelle. Mit all unserem Charme fragen wir ob wir denn Treibstoff kaufen könnten? Na klar, einfach zur Säule fahren. Aha. Wir sollen anstelle der 3.7 Bolivianos (ca. 60 Rappen) 8 Bolis bezahlen, was so ungefähr 1,25 wäre. Ist uns recht, denn wir bekommen gesagt, dass wir sogar Wasser bei der Tankstelle bunkern dürfen. Wir fragen, ob sie auch ohne Rechnung verkaufen und die nette Tankwartin meint, klar, für 7 Bolis (dann wandert die Differenz natürlich in ihre Tasche - wir sehen es als direkte Entwicklungshilfe). Wunderbar, das machen wir. Wir verlassen also glücklich die Tankstelle mit vollen Diesel- und Wassertanks, einmal mehr überrascht von den Geschichten die unter Touris kursieren. Es war ganz einfach an Treibstoff zu kommen, die Menschen sind überall total nett, die Grenze war einfach - Wir lieben Bolivien! Wir fahren für die Nacht zurück zum „Eisenbahnfriedhof“ weil wir da noch Fotos machen wollen, und wir da bestimmt gut und ruhig stehen werden. 

 

Nach einer ruhigen Nacht kommen am Morgen die ersten Touris um sich die Eisenbahngerippe an zu schauen. Die einen fotografieren die Züge, die anderen unsere Fahrzeuge. Viele fragen wie wir denn hierher gekommen seien und können es kaum fassen, dass wir mit dem Frachter und dann auf dem Landweg über Ushuaia nach Bolivien gereist sind (wir übrigens manchmal auch nicht). Später machen wir uns auf den Weg zum Salar de Uyuni. . Es ist verrückt. Diese riiiiesige (übrigens ein Drittel der Grösse der Schweiz) gleissend weisse, glitzernde Fläche auf 3700 m ist so unwirklich. Es sind viele Landcruiser mit Touris unterwegs die ein- bis mehrtages Touren machen, die brettern unglaublich schnell an uns vorbei. Aber auch wir können mitten auf dem Salar gut 80 km/h fahren. Wir können sogar wieder mal den fünften Gang brauchen. Der hatte ja in der Vergangenheit viel Auszeit. Wir kommen am Start der Ralley Dakar 2015 vorbei, und sehen ab und zu kleine Reisegruppen, die sich für einen Nachmittag auf dem Salar tummeln. 

 

Mitten im Nirgendwo auf dem Salar kommt uns auf einmal ein Fahrzeug entgegen, welches wir kennen. Heidi und Arnaud mit ihrem VW Bus, die wir bereits in Quilmes und Cafayate angetroffen haben. Natürlich halten wir für einen Schwatz, aber die Sonne brennt erbarmungslos nieder. Wir verabschieden uns, denn die beiden wollen heute nach Uyuni und wir zur Insel im Salzsee. Nach einem herzlichen Tschüss und dem Versprechen, dass wir uns eh irgendwo irgendwann wiedersehen werden, fahren wir alle wieder los. Nach einer Weile bemerken wir im Rückspiegel, dass uns ein Auto folgt. Wir sehen nicht so genau was für eines, denn das Licht im Rückspiegel ist einfach zu hell. Es kommt näher und siehe da, die beiden haben umgedreht und sich dazu entschlossen, mit uns noch einen Abend im Salar zu verbringen. Super! Es werden viele Fotos geschossen und rumgealbert, um die begehrten Bilder ohne Horizont zu bekommen. Am Abend gibt es Spaghetti Carbonara und einen feinen Salat für alle von Päscu und Annina, und der Abend wird einmal mehr unterhaltsam und gemütlich. 

 

Heute Morgen als ich mein Rollo öffne, fallen mir vor Helligkeit fast die Augen aus dem Kopf. Subito beginnen sie zu tränen. Man sollte auf dem Salar die Sonnenbrille stets auf dem Nachttisch haben! Tinu ist schon am Käfele, ich bin noch nicht richtig wach höre aber bereist wie ein Auto sich nähert. Hee, hier hats nie Autos in der Nähe? Nun ja, was könnten es anderes sein als Zürcher…Es wird noch ein grösserer Schweizer Treff als gewohnt, denn Melanie und Lukas stossen dazu. Die zwei sind seit einigen Monaten von Nord nach Süd unterwegs und haben ein paar gute Tipps für uns. Eigentlich wollten wir ja früh zur Insel Incahuasi, es wird aber wieder viel gequasselt, Routen abgemacht, Tipps getauscht und so wieter - wie immer halt. Arnaud und Heidi verabschieden sich das erste mal so um 10.30 Uhr um 14.00 Uhr fahren sie dann effektiv los 😜.

Es ist halt gemütlich zusammen und wir haben ja alle Zeit. Wir verabreden uns auf jeden Fall für Morgen in Uyuni, denn morgen ist Wellness Tag für unsere Fahrzeuge. Der ganze Unterboden ist total Salzverkrustet, in jeder Ritze hat es Salz und im Innenraum sowieso. Wir hören schon den Rost anklopfen…Aber es hat sich mega gelohnt mit den eigenen Fahrzeugen zu gehen. Die zwei Tage und Nächte auf dem einsamen Salar werden für immer unvergesslich sein. 

Heute Morgen machen wir zur Abwechslung wieder mal Qi Kung - und das auf dem Salar. Toll. Es werden noch einige Fotos gemacht und dann rollen wir los, von der Mitte des Salars wieder in Richtung Festland. Es liegen etwa 40 Kilometer vor uns. Einige grosse Löcher (Ojos), welche um- oder schnell überfahren werden müssen sind auf den Pisten entstanden. Auch gegens Ufer hat es wie es uns scheint heute mehr Wasser. Gestern haben wir gesehen wie sich ein grosser Bus in eines dieser Ojos manövriert hat, und ein ganzes Bergungsteam musste anrücken. Das wollen wir vermeiden. Wir kommen gut an und machen auf der brandneuen Strasse in Richtung Uyuni gut Fahrt. Wir suchen eine Waschmöglichkeit für unsere Fahrzeuge. Am Liebsten hätten wir, wenn wir auf eine Erhöhung fahren könnten, damit man den Unterboden gut erreicht. Wir kurven durchs Örtchen und finden nicht das gewünschte. Wir fragen hier und da und alle schicken uns irgendwo hin, aber wir finden keine schlaue Möglichkeit. Bei der Tankstelle von Vorgestern fragen wir auch aber die haben keine. Wir dürfen aber wieder Wasser bunkern und fahren dann zum Ortsausgang wo wir früher schon eine gesehen haben. Eine tiptope Waschanlage, wo wir gleichzeitig mit beiden Schmutzfinken rauffahren können, und für 14.- pro Fahrzeug wird uns sogar das Waschen abgenommen. Blitz blank, zumindest Aussen. Wir dürfen auf dem Platz stehen bleiben und putzen auch noch das Führerhaus und Innen gründlich. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, dass wir  direkt in dem daneben liegenden Haus Wäsche abgeben könnten. Super, auch die Chance nutzen wir, und bald sieht unser Ländy (fast) nigel-nagelneu aus. Super! Wir fahren zurück ins Örtchen und stellen uns wieder beim Hotel Tonito hin. Hier soll es die aller allerbesten Pizzen von Bolivien geben. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen…

6.-9.4.2016

 

Uyuni - Potosi

 

Heute Morgen wollen wir von Uyuni weg. Also eigentlich nicht, denn wir würden ohne weiteres direkt wieder zurück auf den Salzsee, es war so toll. Wir machen uns noch auf den Weg zum Mercado, kaufen Früchte und Gemüse, hohlen Geld und fahren noch ein paar Werkstätten an. Wir haben den Deckel unseres Wassertanks verloren. Blöd. Wie vermutet, geben sich zwar alle Menschen in Ihren Läden Mühe uns zu helfen, aber leider vergebens. Das Model oder auch nur ein ein ähnliches, gibt es nicht. So verkleben wir die Öffnung, damit wir den Wasservorrat nicht verdreckt bekommen, und rollen los in Richtung Potosi. Diese Stadt hat nicht viele Vorschusslorbeeren in Sachen Schönheit, aber die Männer unserer kleinen Reisegruppe wollen die Silbermine besuchen. So fahren wir durch die wunderschöne bergige Landschaft mit ihrem roten Fels, den vielen vielen Lamas und kommen schon bald in Potosi an. Die Aussenbezirke sind nicht gerade einladend. Über der ganzen, steil am Hang aufragenden Stadt liegt ein grauer Schleier aus Sand und Dreck, vielleicht aus der Mine (?). So erwarten wir nicht viel, als wir im Zentrum eine Agentur für die Minentour suchen. Aber die höchstgelegene Grossstadt nach La Paz, sie liegt auf 4069 m ist nett. Schöne, saubere Plätze, nette Menschen, schöne Stände mit unbekannten Esswaren, Patisserie und Früchten die wir schon lange nicht mehr gesehen haben. Die Männer buchen also nach einigem Suchen eine Minentour. Wir Frauen haben uns entschieden, diese „unter Tag Mine“ zu überspringen. Die Schächte sollen, eng und steil, die Luft stickig und heiss sein. Wir finden in einem engen Innenhof Stellplätze für drei Fahrzeuge, was gar nicht so einfach war. Es ist total ruhig, Arnaud und Heidi machen ein wärmendes Chili con Carne für alle und später bummeln wir noch durch das nächtliche Potosi. Viele Menschen sind zu später Stunde noch auf der Strasse und den Plätzen, es ist sehr friedlich, beschaulich und gefällt uns gut. Am Morgen brechen die Männer früh auf zu Mine -  

 

Tinu:

 

Umgeben von absoluter Dunkelheit erscheint plötzlich im Schein der Stirnlampe der Teufel. Im Rucksack habe ich eine Stange Dynamit, Cocablätter und 96% Zuckerrohrschnaps… 

 

Wie es dazu kam:

Morgens um 9.00 Uhr starteten wir, Arnaud, Pascal und ich, zur Besichtigung der Silberminen. Mit 8 weiteren Reisenden aus aller Welt wurden wir durch die engen und steilen Gassen in die Oberstadt gefahren. Dort gibt es alles zu kaufen was die Minenarbeiter brauchen. In einem kleinen Kiosk probierten wir Cocablätter und den  96 % Schnaps, kauften beides plus Dynamit. Alles als Geschenk für die Arbeiter die wir in der Mine treffen werden. Mit dem Minibus ging es weiter zu einem Haus, in welchem wir mit Stiefeln, Überhose und -jacke, sowie Helm mit Stirnlampe ausgerüstet wurden. Von dort fuhr der Bus noch 10 Minuten weiter bis zum Eingang der Mine auf 4400 m.ü.m.

Die Stirnlampen wurden angemacht und dann ging es hinein in Mine. Schon nach ein paar Metern wurde es stockdunkel, die Luft staubig und roch nach verschiedenen Gasen. Das Atmen durch die dünne Schutzmaske fiel schwer. In gebückter Haltung, der Oberkörper oft im 45 Grad Winkel, ging es erst durch knöcheltiefes Wasser und manchmal wurde der Tunnel so Tief, dass man eine Strecke in der Hocke gehen musste. Auf einmal zischte es einem wieder aus einer der undichten und verrosteten Pressluft Leitungen ins Ohr. Zwischendurch musste man sich in schützende Buchten retten, wenn einer der bis 400 kg Schweren Wagen, beladen mit Geröll, von 2 bis 3 Männer mit erstaunlicher Geschwindigkeit durch den Tunnel gezogen wurde. Wir wären auch ohne Wagen nicht so schnell gewesen. Tiefer drinnen im Berg ging es über eine Leiter und steiles enges Geröllfeld runter zu einem stillgelegten Tunnel. Weiter ging es durch den schmalen Tunnel, manchmal hatte es links oder rechts 10 m tiefe schwarze Löcher, bei einem lief man auf einer waagrechten Leiter drüber. Wie alles im Tunnel ungesichert und unbeleuchtet. Man musste immer gut acht geben wo man hintritt. Nach einer Stunde waren wir ca. 900 Meter tief im Berg und über uns waren 500 Meter Fels und Geröll, seit fast 500 Jahren durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Dort trafen wir Tio, den Teufel George. Die Bergleute haben bei jedem Tunnel einen Teufel dem sie Cocablätter, brennende Zigaretten und Zuckerrohrschnaps opferten, damit er sie im Berg beschützt und Kraft gibt. Der Teufel ist für sie im Berg ein Amigo, ein Freund. Wenn sie wieder aus dem Berg sind, beten die Meisten wieder zu Jesus oder ihren indigenen Göttern. Auch unsere zwei Führer opferten von den mitgebrachten Geschenken für Tio. Dort wurde uns zudem viel Wissenswertes über die Mine und die Arbeit erzählt: „Der Abbau der Gesteine wird fast ausschliesslich von Hand gemacht, elektrische  Bohrer seien zu teuer und die Arbeiter mit sehr wenig Schulbildung nicht fähig, diese richtig zu bedienen. Die Arbeiter welche mit Beil und Dynamit die Stollen vorwärts treiben, verdienen am meisten - bis Fr. 450.- pro Monat - und hätten eine Lebenserwartung von ca. 35 Jahren. Auch die anderen Arbeiter werden nicht viel älter. Es gibt keine Schutzvorrichtungen, jeder kann fast beliebig einen Stollen in den Berg hauen, die Luft ist voller Staub und giftigen Gase, so dass viele Tuberkulose, Krebs oder andere Krankheiten bekommen. Es sind wirklich sehr sehr harte und menschenunwürdige Bedingungen, wie diese Männer arbeiten müssen. Die jüngsten davon sind noch Schulkinder.

 

Als wir nach über 2 Stunden wieder nach draussen kamen, waren alle sehr froh, wieder gute Luft zu atmen und die Sonne auf der Haut zu spüren.

Im Jahr 1650 hatte Potosi nahezu 160’000 Einwohner ( jetzt 200’000) und war zu dieser Zeit die grösste Stadt von Nord- und Südamerika, grösser als Madrid, Paris oder Rom zu jener Zeit. Es war die ertragreichste Mine der Welt und füllte die leeren Kassen der Spanier. Hier wurde ebenfalls das Geld für Spanien geprägt. Ganze Dörfer wurden zur Zwangsarbeit in die Minen verdammt, wo die indigenen Menschen schon nach kurzer Zeit ab den menschenunwürdigen Bedingungen starben. Jährlich wurden auch über 30’000 Esel nach Potosi gebracht wo sie nach bereits 70 Tagen Minenarbeit starben, die Schwächsten überlebten nicht einmal die ersten 8 Tage…

 

 

Wir Frauen beginnen den Tag gemütlich mit Kaffe und wollen uns danach die Stadt ansehen. Wir bummeln durch die engen Gassen, zu Fuss bedeutend praktischer als im ersten Gang mit den Fahrzeugen. Wir finden viele interessante Läden. Schönes Handwerk, viele tolle Wollsachen, zum Teil aus Alpaca oder Lama aber auch aus Schafwolle. Die berühmten, megabunten Baumwollstoffe sind allgegenwärtig und überall riecht es nach unbekannten Essensgerüchen. Uns gefällts. Die Menschen in den Läden sind alle sehr freundlich, können zum Teil auch sehr gut Spanisch nebst ihrer indigenen Sprache. Eine nette Lady nimmt sich unserer an, als sie merkt, dass wir uns mit den verschiedenen Materialien nur schlecht auskennen. Sie erklärt uns die verschiedenen Verarbeitungen und die unterschiedlichen Stoffe. Die Muster auf den Wollmützen, die Rückschluss auf deren Herkunft schliessen lassen usw. Ich mag ja das beissende Wollzeugs nicht gerade, aber ein Mischgewebe aus Lama und Alpaca ist richtig kuschelig! Heidi kauft ihr eine flauschige Wollmütze ab und ich eine Tasche. Wunderschön und da wir uns im ärmsten Land Südamerikas befinden natürlich auch sehr günstig. Wir lassen auch das Feilschen, denn die Sachen sind wirklich sehr schön - und bis Wolle von einem Lama das aufgezogen werden muss, verarbeitet in einem Laden ist, müssen viele Menschen davon ernährt werden. 

 

Wir besuchen den Mercado Central und sind von das reichhaltige Angebot überrascht. Sogar das Fleisch und ganze Hühnchen sehen zum Teil richtig gut aus. Viel Gemüse, Früchte, Eier, Käse und allerlei Haushaltartikel werden zum Verkauf angeboten. Hier kann man sich also problemlos mit allem Möglichen eindecken. Nur Milch gibt es nicht. Wenn wir danach fragen, ist die Gegenfrage immer: „flüssig“? Es gibt hier, wie wir herausgefunden haben, nur Milchpulver…natürlich von Konolfingen ;-) Nachdem wir Empanadas, eine Cherymoia und was Süsses probiert haben, bummeln wir zurück zu unseren Fahrzeugen. Ein paar Minuten später kommen die Männer zurück. Sie sehen müde und staubig aus und sind voll von Eindrücken aus der Mine. Es ist wohl ziemlich elend unter welchen Bedingungen die Menschen das edle Metall abbauen. Wir Frauen sind froh, dass wir einen Städtebummel vorgezogen haben. 

 

Wir fahren am Nachmittag nur noch 35 km raus aus Potosi, wir wollen beim Ojo del Inca übernachten. Dies ist eine runde, natürliche warme Quelle, gelegen in einem schönen Tal auf 3600 m. Als wir ankommen, versuchen wir mit der netten Indio Frau ein wenig über den Eintrittspreis zu verhandeln, da wir ja zu sechst sind. Aber sie bleibt hart und wir bleiben trotzdem, denn es ist hier sehr idyllisch. Wir haben den Teich für uns alleine, nur zwischendurch kommt irgendwann mal ein kleiner Bus und lädt ein paar Menschen zum Plantschen aus. Die sind aber nach einer halben Stunde auch wieder weg. Wir kochen, stellen uns ab und zu ein wenig unter unser Dach, da es regnet (seit wie lange hat es am Tag nicht mehr geregnet?) und gehen ebenfalls ins warme Wasser. Es gibt ein wärmendes Kartoffel-Rüebli-Chorizo Gulasch und kurz vor Mitternacht nochmal ein wärmendes Bad. Ein schöner Tag.

 

9.4.2016

 

Ojo de Inca - Sucre

 

Wir wollen heute in die Unesco geschützte Kolonialstadt Sucre. Sie liegt auf 2700 m und ist offizielle Hauptstadt von Bolivien. Politische Hauptstadt ist La Paz. Wir fahren durch die schon gewohnt tolle Landschaft und kommen gut durch das Gewusel der Stadt. Sie ist recht gross - 

200 000 Einwohner. In der Innenstadt sind die Kolonialgebäude alle weiss und um die schöne Plaza Major gebaut. Die Stadt ist beschaulich und ruhig, keine Spur von Hektik. Die Menschen, egal ob die Campingplatz Besitzer, die Marktfrauen oder die in den Läden, alle sind sehr freundlich und offen. Wir hatten noch nie das Gefühl, dass wir in irgend einer Weise über den Tisch gezogen wurden, oder das uns spezielle Touristen Preise verlangt wurden. Ausser natürlich beim Benzin, dieses ist vom Staat für Einheimische subventioniert und Touristen bezahlen den Spezialpreis. In Sucre finden wir wirklich mitten im Zentrum einen tollen Campingplatz. Eigentlich ist es ein Parkplatz auf Rasen für 4 Fahrzeuge mit einer alten Dusche, richtig gut abgeschlossen und ruhig. 

 

Wir haben Glück. Als wir auf dem Platz ankommen befindet sich nur ein Fahrzeug auf dem Grundstück. Eine Waadtländer Familie die wir schon früher mal gesehen haben. Unsere drei Fahrzeuge passen also genau in den Garten - alles in Schweizer Hand. Das sehr nette Camping -Besitzer-Paar erklärt uns alles und gibt bereitwillig zu allem Auskunft. Wir haben nur ein paar Minuten Fussweg ins Zentrum und bummeln am Abend zum zentralen Markt. Es herrscht ein riesiges Gewusel, es werden von Früchten über Wattestäbchen, von Eiscreme über Badelatschen, Fleisch und Batterien…einfach alles angeboten. Wir finden ein uriges Resti fürs Apéro und geniessen lokales Bier, das Huari, welches wirklich ausgezeichnet schmeckt. Überhaupt merkt man, dass wir in einem Bier- und nicht Weinland angekommen sind. Die Biere sind alle sehr gut, Wein schmeckt eher nicht so gut. Später testen wir das erste mal Lamafleisch. Auch das, überraschend schmackhaft zubereitet, in Form von Spiessen, Quinoaburger - auch lecker - uns mangelt es an nichts. Es wird spät an diesem Abend, bei Latino Musik und Bier, schön dass wir nachher nur einen kurzen Heimweg haben. 

 

Am Morgen treffen wir uns schon früh beim Bus an der Plaza, wir wollen heute nach Tarabuco an den Sonntagsmarkt. Die Indios aus den Tälern treffen sich an diesem Tag um ihre Waren anzubieten. Für die 63 km braucht der Bus sage und schreibe zwei Stunden. Die Strasse ist nicht schlecht, aber wie gewohnt geht es einige hundert Höhenmeter rauf und dann wieder runter. Der Bus schleppt sich also über die Berge in grosser Höhe und irgendwann treffen auch wir in Tarabuco ein. Nebst uns, kommen noch zwei weitere Busse und spucken Touris aus. Das Dörfchen ist klein und und einfach. Die Menschen nett und der Markt bunt wie man es in Bolivien erwartet. Wir bummeln durch die Gassen, auch hier wird kreuz und quer alles angeboten. Der Markt ist natürlich in erster Linie für die Einheimischen, so werden da auch Kleider, Schuhe und Haushaltartikel verkauft. Wir probieren hier und da Empanadas, süssen Hefeteig und andere Teilchen. Alles schmeckt sehr gut und ist für jeweils ca. 20 Rappen zu haben. Wir geniessen das bunte Treiben, den Schwatz mit den Einheimischen und kaufen das Eine und Andere. Superscharfe Chilis werden später im Ländy zu Chiliöl verarbeitet 👿.

 

 

11.-13.04.2016

 

Sucre - La Paz

 

Uns gefällt Sucre und unser Camping so gut, dass wir kurzerhand alle beschliessen noch einen Tag zu bleiben. Päscu will oder muss an seinem Auto schrauben, sein Motor stellt auf einer Höhe von über 4000 m manchmal einfach während der Fahrt ab. Aber er weiss sich ja immer zu helfen. Wir anderen tauschen Fotos, Musik, Filme und Koordinaten für unsere Weiterreise da sich morgen unsere Wege trennen werden. Geniessen das gute W-lan, blogen, laden Karten herunter usw. Heidy kuriert sich aus, sie hat sich irgendwas eingefangen. So vergeht der Tag wie im Flug und am Abend gehen wir nochmal gemeinsam auf den Mercado Central, kaufen Füchte und Gemüse und probieren dies und das…und das war genau falsch! Eine halbe Stunde nach dem (ungewaschenen) Früchte probieren, wechselt die Gesichtsfarbe von Annina von sonnengebräunt auf grün. Ihr gehts gar nicht gut, und wir verfluchen uns für unsere Dummheit. Weiss eigentlich jeder, dass solches Zeug nicht probiert werden sollte. Aber wir hatten noch nie auch nur  irgendwas auf dieser Reise, so wird man ein wenig sorglos. Päscu bringt also Annina auf schnellstem Weg zum Fahrzeug, damit sie sich auskurieren kann. Wir anderen haben ein Thai Restaurant gesehen, und wollen das ausprobieren. Unser zweiter Fehler an diesem Abend. Thai Ähnlichkeit liess sich nur erahnen, alles war lauwarm, fad und freudlos und Tinu und ich haben noch gesagt, würde uns nicht wundern wenn es uns andere wegen diesem Food ins Bett legen würde. Wir haben also einiges an diesem Abend falsch gemacht und die Quittung dafür bekommen. Vielleicht erinnern wir uns das nächste mal daran ;-)

 

 

Wir sind heute alle früh auf, weil wir viele Kilometer vor uns haben. Heidy und Arnaud wollen gegen Osten in einen Nationalpark im Dschungel und Annina und Päscu und wir wollen nach La Paz. Die höchstgelegenen Grossstadt der Welt. Sie erstreckt sich von 3000 m bis auf 4000 m.ü.M. Wir haben etwa 700 km vor uns und wollen das in zwei Tagen schaffen. Nur leider ist der Campingwart nirgends zu finden und unser Schlüssel geht nur für die Tür für Fussgänger. Die Autos können nicht rausgefahren werden. Mist! Ich mache mich also auf den Weg zu ihrem Privathaus, da ist bereits ein Büetzer an der Fassade zu Gange. Er meint, die zwei seien schon vor einer Weile weggegangen, vielleicht zum nahen Camping? Nein, von da komme ich und wir möchten unsere Fahrzeuge rausfahren. Aha. Er ist sehr nett, wechselt seinen Kokablattballen von der einen in die andere Backe und sagt, er versuche sie an zu rufen. Leider meldet sich nur die Combox. Blöd, mittlerweile ist es bereits nach 10 Uhr und wir möchten schon weg sein. Der Büetzer verspricht mir, die zwei subito zum Camping zu schicken, sobald sie wieder zu Hause sind. Der langen Rede kurzer Sinn; es wird fast 11 Uhr bis wir endlich los können. Wir fahren alle durch Sucre und tanken nochmal genügend Diesel. Dann verabschieden wir uns. Schade, wir hatten eine schöne, gemeinsame Reise mit Heidy und Arnaud. Aber vielleicht sehen wir die zwei in Cusco wieder. Never know.

 

 

Wir rollen also los. Unser Weg führt retour über Potosi (die Minenstadt), die wir aber diesmal nur umfahren. Unser Ländy muss immer wieder von unter 3000 m auf über 4000 m klettern. Mal gibts also einen heissen Motor, und kurz darauf wieder glühende Bremsen. Wir kommen so natürlich nicht rasch vorwärts, daher haben wir Zeit die tolle Landschaft zu geniessen. Die Strasse ist überraschend gut. Hier in den kleinen und grösseren Bergdörfern, wird uns wieder bewusst, dass wir im ärmsten Land Südamerikas unterwegs sind. Die Häuser sind einfach, ohne fliessend Wasser und Strom. Die Menschen leben von Landwirtschaft, Schaf- und Lamazucht. 

 

In der Ferne brauen sich Gewitter zusammen, die ab und zu auch über uns abregnen. Wir fahren, wegen der morgendlich verspäteten Abfahrt bis in die Dunkelheit uns suchen uns einen ruhigen Platz nahe an der wenig befahrenen Strasse. Päscu macht einen feinen Tomaten Risotto und ich Avocado Tomatensalat. Genau richtig für den kalten Abend - wir übernachten ja wieder auf 3800 m (irgendwie kommen wir einfach nicht von diesen Anden runter). Wir verbringen einen spannenden Filmabend mit Till Schweiger und wollen morgen früh weiter.

 

 

Unser Wecker klingelt um 8 Uhr. Der Himmel ist einmal mehr strahlend blau, wir trinken Kaffe und gleichen unsere GPS für La Paz ab. Über diese Stadt hört man alles mögliche. Von Grossstadt Moloch mit mörderischem Verkehr bis zu charmante und interessante Andenstadt. Wir wollen uns selber ein Bild machen, denn wie in der Vergangenheit schon oft festgestellt, wird unter Reisenden viel erzählt. Wir haben bereits eine gute Adresse um zu übernachten. Das Hotel Oberland ist weit über die Grenzen berühmt. Geführt von einem Schweizer, mit Pool, Fondue und allem Drum und Dran. Tinu träumt schon in wachem Zustand von Fondue. Er hat sowieso eine Glückssträhne…in Sucre gabs eine wunderbare Chocolaterie. Was kann man mehr verlangen zum grossen Glück als Käse und Schokolade? Wir brauchen Treibstoff und steuern den grossen Ort Ouro an. Wir fragen bestimmt an acht Tankstellen bis wir irgendwo widerwillig Diesel tanken können. Die Tankwarte sind einfach zu faul um den für Ausländer nötigen Schreibkram zu erledigen. He nu, wir haben Diesel und fahren den Rest der Strecke bis La Paz. Das Hotel Oberland erreichen wir gut über eine Umfahrungsstrasse und können so dem Gewusel der Millionenstadt entgehen. Wir finden rasch das gewünschte Hotel und stehen super in dessen Innenhof. Hier werden wir wohl für zwei Nächte bleiben, denn am Freitag können wir zu Ernesto Hug, einem ausgewanderten Schweizer, mit einer sehr gelobten Autogarage. Dort wollen wir wieder mal den Service und ein paar andere kleine Sachen machen lassen.

 

13.-14. 4. 2016

 

La Paz - die Friedvolle

 

Später am gestrigen Abend haben wir noch Fränzi und Martin (aus dem St. Galler Rheintal) kennen gelernt. Sie sind seit einigen Monaten von Kanada her unterwegs und stehen ebenfalls bei Werner im Innenhof des Hotel Oberland. Zusammen haben wir am Abend Fondue gegessen (die Männer) ich hatte Rindsfilet mit Champignonsauce und Spätzle, andere genossen Stroganoff. Es war sehr gut, nur die Desserts waren eine richtige Enttäuschung. Eigentlich waren Aargauer Rüeblitorte und Apfelkuchen auf der Karte, war aber leider alles aus. Also Eis mit Schlagrahm. Eigentlich ungeniessbar. Offenbar brauchen die nicht viel Glace und der grüne (Lebensmittelfarbe) Schlagrahm aus Pulver, hat uns gar nicht geschmeckt. Päscu meinte, der sei höchstens geeignet als Bauschaum…

 

Wir schlafen super ruhig im Innenhof, sind nur vier Fahrzeuge und geniessen einen fast privaten Stellplatz. Heute wollen wir in die Stadt. La Paz  - rund 2 Millionen Einwohner - irgendwann im Tal entstanden und durch das Wachstum immer mehr den Bergen entlang gebaut. Die Häuser sind regelrecht an die Felsen geklebt, fast alle unverputzt, im rötlichen Backstein Ton. Von Weitem wird die Stadt nur vom Illimani überragt, dem 6400 m hohen Hausberg. Er sieht eigentlich gar nicht so hoch aus, aber die Stadt liegt halt bereits auf 4000 m. Wir nehmen uns ein Taxi für die 12 km und bleiben im Zentrum natürlich stecken. Der Verkehr ist sehr dicht, es wird mit allen Mitteln um Wagenlängen gekämpft und gehupt wird sowieso. Im Taxi kann man diesem Treiben ruhig zusehen, ist ja nicht das eigene Auto. Irgendwann kommen wir im Zentrum an und sind begeistert. Natürlich hätten die tollen Häuser mit ihren Stuckaturen ein Lifting nötig, aber man erkennt immer noch sehr gut den Glanz der vergangenen Zeit. Wunderschön begrünte Innenhöfe, alte Pflastersteingassen, tolle Holztüren und einmal mehr sehr nette Menschen prägen unser Bild von Bolivien. Wir fühlen uns in der wusligen Stadt sehr sicher, kaufen viel ein und haben nie das Gefühl übers Ohr gehauen zu werden. 

 

Wir bummeln zu einer der beiden (natürlich von Schweizer Firmen gebauten) Gondelbahnen und lassen uns für 40 Rappen in die Oberstadt, 4100 m.ü.m. schaukeln. Dort ist heute der lokale Markt. Von alten Scheibenwischern, über Rückspiegel, zu Mützen und Batterien, aber auch frischen Jus und Esswaren - auf diesen Märkten ist schlicht alles zu finden. Sobald man sich hier ein bisschen rascher bewegt als normal, oder kurz eine Treppe in Angriff nehmen muss, kommt man ganz schön aus der Puste. Aber es gefällt uns sehr gut in La Paz, hätte offenbar auch tolle Museen, aber es fällt so schwer den Tag in Häusern zu verbringen. So bummeln wir halt lieber durch die Gassen.

 

Am Abend kommt Werner vom Oberland zu uns und gibt uns noch viele wertvolle Tipps zu unserer Weiterreise. Wir wollen dann in den Dschungel nach Rurrenabaque, dazu müssen wir tatsächlich sieben Berge überqueren (davon auch auf der sehr berühmt-berüchtigten „Ruta della Muerte“) die sogenannte Todesstrasse. Früher, als es noch keine alternative Route gab, musste der ganze Verkehr, also auch die grossen Brummis über diese einspurige, unasphaltierte Bergstrasse, die sich immer wieder über 4500 m windet. Viele Autos und Lastwagen sind bei waghalsigen Manövern in die tiefen Schluchten gestürzt (denn natürlich hat es keine Leitplanken), und offenbar ist die Strasse gesäumt von Grabkreuzen…Jetzt hat sich das geändert. Eine Umfahrungsstrasse wurde vor allem für den Schwerverkehr gebaut, somit wird die Ruta vor allem noch von Touris wie uns und neuerdings von halbwilden Mountenbikefahrern benutzt. Da die Ruta della Muerte ebenfalls verbessert wird, gibt es unterwegs viele Baustellen und die Strasse wird sogar den ganzen Tag über gesperrt. Wir wollen aber am Wochenende fahren, dann sollte die Strasse durchgehen geöffnet sein, weil die Büetzer frei haben. Werner ist sehr nett, empfiehlt uns noch gute Campings und Lodges für die Dschungeltouren. Natürlich kennt er sich nach über 20 Jahren in Bolivien aus. Wir essen auch an diesem Abend im Oberland, hier ist es nett und La Paz in der Nacht nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Annina und ich versuchen Quinotto (Risotto aus Quinoa mit Steinpilzen) und die Männer essen zur Abwechslung mal Raclette! Sehr fein. 

 

15.4.2016

 

La Paz

 

Heute morgen haben wir mit unseren Fahrzeugen um 8.00 Uhr Termin bei Ernesto Hug in der Oberstadt. Der in Bolivien geborene Schweizer hat hier eine blitzsaubere, pickfeine Garage und ist der Landcruiser Spezi Südamerikas. Wir wollen einiges machen lassen, aber nur Kleinkram. Zum Glück läuft alles gut, aber Service, Ölwechsel, abschmieren und die Kontrolle des Differenzial und der Blattfedern etc. müssen bei diesen Strassen auch öfter gemacht werden. Wir sind seit Niederglatt ungefähr 20’000 km gefahren, davon viele auf schlechten Strassen wie der Carretera Austral. Werner empfiehlt uns, die 12 km früh in Angriff zu nehmen um dem gröbsten Verkehr in der Innenstadt zu entgehen. Wir fahren also kurz nach 7.00 Uhr los und kommen gut voran. In den Vororten natürlich kein Problem, im City Center wird dann wieder gedrängelt, gehupt und überholt. Aber eigentlich ist es ziemlich easy. Mein Fahrer macht sowieso einen entspannten Eindruck in der  quirligen Stadt und ich bin froh, nur mit dem Navi beschäftigt zu sein und nicht mit dem Steuer. Die Strasse zu Ernesto hat etwa eine Steigung von 30 °. Verrücktes La Paz! Wir fahren im 1. Gang (!) die Stadt rauf und rauchen ganze Quartiere ein. Der schlechte Diesel, und die Kraft die der Motor leisten muss, fordern ihren Tribut…

 

…zweitens kommt es anders als man denkt. Als wir bei Ernesto ankommen, treffen wir auf Dani und Brigitte. Sie sind mit ihrem 20 jährigen Landcruiser seit etwa 10 Tagen in der Garage von Ernesto. Es muss vieles gemacht werden und Teile müssen vom ganzen Land her bestellt und mit dem lokalen Bus geliefert werden. Gut, dass man in der grossen überdeckten Garage stehen und leben darf. Die zwei kennen also La Paz schon ziemlich gut. Die Mechaniker schmeissen sich also unter unsere Autos und erstes Stirnrunzeln macht sich breit als die Bremsbeläge und Bremsscheiben kontrolliert werden. Durch das viele bergauf und vor allem bergrunter, wurden die Bremsen durch das Gewicht das wir mit all dem Wasser und Diesel mitschleppen, stark beansprucht. Zu stark. Neue Bremsbelege müssen her, die sind auch vorrätig. Leider aber die zwei Bremsscheiben nicht. Sie müssen in Santa Cruz bestellt werden, das heisst drei Tage Busfahrt für unsere neuen Teile. Dazu kontrollieren sie noch diverses Anderes, was aber die Prüfung besteht, machen Oelwechsel und so weiter. Die Jungs arbeiten zügig und sehr sauber und alles wird von Chef kontrolliert. 

 

Bei Päscu sieht es ähnlich düster aus mit den Bremsbelägen, auch sie müssen gewechselt werden. Aber er hat noch ein Problem mit einer seiner Antriebswellen, da muss auch was gemacht werden. Auf jeden Fall geht es auch bis Dienstag, somit können wir die Fahrt nach Rurrenabaque wohl streichen. Die zwei müssen nämlich am 2. Mai in Cusco sein, sie bekommen Besuch von einer Freundin und freuen sich schon mächtig. und schliesslich wollen wir auch noch zum Titicaca See. Aber es ist wie es ist, und so werden auch wir La Paz noch richtig gut kennen lernen. Und ich komme wohl doch noch zu meinem Gold Museum - Glück oder Pech, wer weiss das schon! 

 

Während die Männer unter den Autos liegen und fachsimpeln, machen Annina und ich uns auf den Weg in die Stadt. Wir schnappen uns eines der ultragünstigen Taxis und lassen uns ins Zentrum fahren. Wir müssen unbedingt Geld wechseln. Wir bummeln durch die schönen Gassen, feilschen hier und da um Preise, halten einen Schwatz mit Marktfrauen und lassen uns treiben. La Paz gefällt uns! Der grosse, an steilen Strassen liegende Lebensmittelmarkt von La Paz ist einer der best sortierten die wir je gesehen haben. Das Angebot ist riesig, Kartoffelstände haben 20 verschiedene Sorten, alles sehr sauber und frisch, unbekannte Früchte und Gemüse, Gewürze und sogar Oliven, Fleisch und Fisch, alles sehr frisch. Wir fragen uns bei den Marktfrauen durch und uns wird geduldig erklärt wie die unbekannten Früchtchen heissen und ob sie gekocht oder roh gegessen werden können. Wir erstehen einen Sack voller wunderbaren Maracujas für etwa 1.50 CHF, eine riesige Papaya, viele Tomaten, Oliven, sogar Basilikum. Annina und ich sind die einzigen Touristen auf diesem Markt, wir fühlen uns aber total sicher und werden überall nett bedient und zahlen die gleichen Preise wie die Einheimischen. Wir bummeln über den gewaltigen Markt und saugen die neuen Eindrücke und Gerüche ein.Am Abend, die Mechaniker und der Chef haben die Werkstatt längst verlassen, verarbeiten wir unsere Einkäufe des Marktes zu einem wunderbaren Znacht. 

 

Offenbar hat in La Paz die Kriminalität in den letzten Jahren stark zugenommen. Diebstähle, express Entführungen und Ähnliches haben sich wohl hier eingebürgert. Wir wissen nicht, ob das so ist. Wir bewegen uns in der Stadt am Tag, meiden die Dunkelheit zu Fuss und sind mit den Fahrzeugen niemals nachts unterwegs, und natürlich gibt es Quartiere die wir meiden. So finden wir es sehr sicher und sympathisch.

 

 

16.4.2016

 

Gegen Mittag gehen wir ins Stadtzentrum, um für die Männer eine Tour auf den Huayna Potosi zu suchen. Sie wollen während drei Tagen den 6080 m hohen Berg besteigen. Zielstrebig gehen sie auf eine Agentur zu, bei der sie bereits am Vortag eine ihnen passende Tour gesehen haben. Der Guide berät sie persönlich, sie probieren Kletterschuhe, Jacken, Helme usw. an. Der Huayna Potosi ist zuoberst mit Schnee und Gletschereis bedeckt, somit ist zum Teil klettern und gehen mit Steigeisen angesagt. Sie buchen also die Tour und verabreden sich für den nächsten Morgen mit dem Guide in der Stadt. Annina und ich planen unsere männerfreie Zeit, und es gibt viel zu tun und zu sehen in dieser coolen Stadt. Wir gehen noch einkaufen und bummeln später zurück zu Ernesto Hug. Tinu und Päscu packen ihre Rucksäcke, bereiten ihren Proviant vor und alles was dazu gehört. Päscu und Brigitte machen ein feines Gulasch für alle, und wir verbringen einmal mehr einen gemütlichen Abend.

 

 

17.4.2016

 

…zweitens kommt es anders als man denkt. Am Morgen, Tinu freut sich auf das Abenteuer Sechstausender, kommt Päscu aus seinem Fahrzeug und sieht gar nicht gut aus. Die ganze Nacht Durchfall! So geht das natürlich nicht. Um einen solchen Berg zu besteigen, braucht man all seine Kräfte und Reserven. Tinu ist hin und her gerissen ob er alleine gehen soll oder nicht. Alleine ist es natürlich auch viel teurer als zu zweit und natürlich ist es schöner, wenn man ein solches Erlebnis teilen kann. Aber er hat sich so gefreut, und so überrede ich ihn dennoch zu gehen. Laufen muss man ja sowieso alleine, und in der ersten Hütte auf 5300 m wird er bestimmt noch andere Bergler treffen. So macht er sich gegen 9.00 Uhr mit den Taxi auf den Weg in die Innenstadt um seinen Guide zu treffen…Mehr zur Tour erfahren wir alle später.

 

Annina und ich haben beschlossen, den Sonntag zu nutzen um die Dinge zu erledigen, die wir in der Werkstadt machen können. Ländy mal in den Schränken vom Sand befreien (hier hat es sogar einen Industriesauger), Blog schreiben, Webseite machen, Filme gucken, lesen und so weiter. Dann können wir am Montag und Dienstag in die Stadt Museen besuchen, Wäschereien aufsuchen etc, und stören die Mechaniker nicht bei ihrer Arbeit. 

 

 

18.4.2016

 

Heute ist die Werkstadt wieder geöffnet, es herrscht Gewusel von den Mechanikern und der Stadtlärm dringt schon früh zu uns. Annina, die bei mir geschlafen hat damit Päscu seine Ruhe hat und sie nicht ansteckt, schaut schon früh nach dem Patienten. Es geht schon etwas besser, aber natürlich muss er erst noch zu Kräften kommen. So bringen wir zuerst unsere Schmutzwäsche, gehen einkaufen und versuchen wieder bei unzähligen Bankomaten Geld zu ziehen. Wir müssen Ernesto Hug mit Bolivianos bezahlen, da hier 11 % Komission für Kreditkarten verrechnet werden. Wir bummeln also einen nach dem anderen ab, kriegen weder Geld noch sonst was. Geht einfach nicht. Wir wissen nicht, ob kein Geld drin ist, die Karte nicht geht oder einfach die Kästen nicht funktionieren. Stunden später…finden wir dann doch einen der uns netterweise viiiel Geld ausspuckt. „Rasch“ keuchen wir den Berg hoch um unsere Schätze ins trockne zu bringen. Wir kommen bei der Werkstatt an und wen sehen wir; Heidi und Arnaud. Die Freude ist gross, sie sind im Moment noch im Hotel Oberland kommen aber morgen auch in die Werkstatt von Ernesto. So werden wir mit Pizza vom Take Away das Wiedersehen, und hoffentlich auch die Besteigung des Potosi durch Tinu, feiern. 

 

19.4.2016

 

La Paz

 

 

Päscu ist heute schon wieder über den Berg, seine Ersatzteile sind fixfertig geliefert worden, daher möchte er wieder am Auto schrauben. Annina und ich wollen bei dem kühlen Regenwetter heute mal die Museen von La Paz besuchen. Wir nehmen uns für wenige Bolivianos ein Taxi ins Zentrum und  lassen uns in der Calle Jaén absetzten. Das kleine Strässchen ist eine Augenweide. Pflastersteine in einer engen Gasse, gesäumt von kleinen bunten Häusern. Fast in jedem verbirgt sich ein Museum. Wir beginnen mit zeitgenössischer Kunst, gehen dann ins berühmte Inca-Gold Museum und zuletzt ins Muesum der Instrumente. Alle sind von Aussen recht klein, haben aber eine Fülle von Exponaten. Im Gold Museum wird gezeigt, wie zu Zeiten der Incas Gold in den Minen geschürft wurde, wie und zu was es erarbeitet wurde und wer das Anrecht hatte, sich überhaupt mit Gold zu behängen. Leider ist das Fotografieren in allen Museen verboten, daher muss ich euch wohl Bilder von den schönen Ausstellungsstücken schuldig bleiben.  

 

Interessant war auch das Museum der Instrumente. Alles was Töne beim Draufhauen, Dreinblasen, Dranzupfen oder Draufklimpern von sich gibt wird dort ausgestellt. In erster Linie Instrumente aus Südamerika, aber auch Balalaikas aus Russland, Örgelis aus der Schweiz, Validas aus Madagaskar (wie eine in unserer Stube steht), von Gitarren deren Klangkörper aus einem Gürteltier oder einer Schildkröte besteht, bis hin zu Hörnern aus dem Tibet und Maultrommeln aus Mali. Wirklich toll ausgestellt, in einem schönen Haus mit grünem Innenhof. Dies alle für einen Gesammteintritt von etwa 3.- Franken. Wir bummeln später wieder zur Plaza San Francisco und frieren uns den Ar…ab. Es ist wirklich richtig kalt in La Paz, bestimmt nicht über 10 Grad. Armer Tinu. In Richtung Huayna Potosi ist es verhangen, er hat bestimmt keine gute Aussicht vom Berg hinunter ins Tal. Annina und ich bummeln durch die Gassen, kaufen uns warme Socken und Stulpen,  Annina sogar Handschuhe. So haben wir uns das aber gar nicht vorgestellt. He nu, immerhin kann Mann und Frau sich in La Paz gut vertörlen und immerhin lernen wir die Stadt auf diese Weise gut kennen. So wie es aussieht, werden wir noch ein zwei Tage länger hierbleiben müssen, bei uns muss an der Vorderachse auch noch was gerichtet werden. Dafür müssen die Teile erst gedreht und Dichtungen etc. müssen besorgt werden, weil bei Ernesto natürlich nicht alles auf Lager ist. So kanns gehen. Heute Abend sind noch Heidy und Arnaud erschienen, so ist es wie auf einem Campingplatz mitten in La Paz. Wir sind eine nette achter Runde, alles Schweizer und seeehr gemütlich. Im nahen Take Away holen die Männer sehr feine Pizzas, was unserem soeben zurück gekehrten erfolgreichen Bergsteiger, sehr gefällt!

 

20.4.2016

 

…und immer noch in La Paz

 

Heute morgen hören wir, als wir erwachen, amerikanische Stimmen und lautes Diskutieren. Emily und Adam mit ihren zwei Kindern sind eingetroffen. Sie sind von Rurrenabaque, wo wir eigentlich hinwollten gekommen, und irgendwo in der Pampa der Ruta della Muerte liegen geblieben. Ihre Hoffnung, dass ihnen Ernesto helfen kann, löst sich rasch in Rauch auf. Sie fahren zwar die Hülle eines VW Busses, aber drin ist ein Subaru Motor. Subaru Teile sind offenbar in Bolivien nicht zu bekommen. Es wir hin und her überlegt, aber es führt wohl kein Weg dran vorbei, dass Adam mit dem Getriebe nach Chile reist und es dort flicken lässt. Oh Mann ganz schöne kompliziert, vor allem auch mit zwei kleinen Kindern. Er will es trotzdem noch in La Paz bei einer kleineren Werkstatt versuchen, schliesslich sind sie gewohnt zu improvisieren.

 

Nach einem ausgedehnten Frühstück mit den Amis, verbummeln den Tag mit Autos vorbereiten, fahren mit den drei Gondeln der Stadt nochmal in luftiger Höhe über La Paz, suchen vergebens  eine Festplatte für Annina und fahren am Abend zu einem Fussballspiel des Copa Sudamerica. Bolivar spielt gegen eine Mannschaft aus Argentinien. Eigentlich ist das Spiel keine Sensation aber die Theatralik der Argentinier, alle zwei Minuten eine Schwalbe zu produzieren war schon richtig lustig. Ihnen war jedes Mittel recht, das Spiel zu unterbrechen, damit die Spieler wieder mal durchatmen konnten. Von Meereshöhe auf 4000 m fordert seinen Tribut. Wir kommen ja schon aus der Puste, wenn wir nur kurz irgendwo zwei drei Treppen steigen müssen. Geschweige denn 90 Minuten über den Rasen flitzen. Ein Schauspiel war auch die Präsenz von Polizei- und Militärkräften. Hohe Militärs mit langen Mänteln und steifen Hüten, haben einen irgendwie an andere Zeiten erinnert als sie die Reihen der Ersatzspieler abschritten, Polizei in Vollmontur - einige Hundertschaften. Wenn die Ersatzspieler zu nah am Spielfeldrand standen, oder den Ball unzulässig zurück aufs Spielfeld schossen, schritt das Militär ein. Total seltsam. Die Polizei war wohl eher dazu da, die Fans im Griff zu haben, denn da gings ganz schön emotional zu.  Auf jeden Fall war es unterhaltsam und so haben wir La Paz auch noch am Abend kennengelernt.

Wir lieben diese Stadt!

 

 

Tinus Bericht:

 

Besteigung des Huayna Potosi 6088 m

 

Ohh nein! Ich trank startklar mein Morgenkaffee, als Pascal um 7.30 Uhr kam und sagte er sei krank und könne die Tour nicht mitmachen. Er fühlte sich die ganze Nacht schlecht, so macht es natürlich keinen Sinn es überhaupt zu versuchen, einen fast 6100 m hohen Berg zu besteigen. Er hat gestern Mittag in einem Restaurant was schlechtes gegessen oder sein Ananas-Milkshake war nicht gut. Blöd!

Kurz vor 9.00 Uhr riefen wir den Tour Operater an, um zu sagen das Pascal nicht mitkommt. Ich habe mich entschlossen die Besteigung alleine zu machen, war doch schon alles gepackt und organisiert. Mit einem Taxi fuhr ich ins Zentrum von La Paz, kurz noch Geld abheben um den Trip zu bezahlen und rauf ins Reisebüro, wo ich auch schon erwartet wurde. Nachdem ich bezahlt habe ging's los mit Bergführer Macario und Fahrer, von 3500 m.ü.m. fuhren wir hinauf in die Oberstadt El Alto, auf 4100 m.  Auf dem grossen, bunten Sonntagsmarkt wurden Lebensmittel für die nächsten 3 Tage eingekauft. Von dort gings weiter auf einer schlechten und holprigen Piste hinauf zum Base Camp auf 4700 m.ü.m. In dieser einfachen, aber sauberen Hütte gab es ein gutes Mittagessen, Schnitzel im Ei gebraten mit Reis, Kartoffel und einer halben gebratenen Banane. Zum Trinken gabs Grüntee mit Coca. Dies ist hier völlig legal und harmlos und soll helfen der  Höhenkrankheit vorzubeugen. Nach dem Mittagessen, ca. 14.15 Uhr, wanderten wir eine knappe Stunde zum Gletscher auf über 4900 m.ü.m. Unterwegs, als es erst zu Regnen und dann schneien begann, merkte ich was ich vergessen hatte. Die Regenjacke...! Leicht durchnässt bin ich beim Gletscher ankommen. Dort hiess es z Gschtältli, zum gehen am Seil, die Steigeisen und den Helm anziehen. Nachdem mir Macario die Grundschritte mit Steigeisen und Beil gezeigt hatte, stiegen wir eine über 50 Meter hohe, fast senkrechte Gletscherwand hinauf. Ich war überrascht wie einfach das war, mit den Steigeisen und dem Beil klebte man förmlich am Eis. Auf dem selben Weg ging's dann wieder runter. Anschliessend wanderten wir entlang des Gletschers zu einer zehn Meter hohen Eiswand. Macario befestigte oben ein Seil und als er wieder unten war sicherte er mich, gab mir 2 Eispickel und rauf ging's. Auch hier waren die Steigeisen sehr hilfreich. Wie Spiderman konnte ich die Eiswand hochklettern. Als ich unten die kleinen Menschen sah war ich froh, gut gesichert am Seil zu sein. Oben musste ich über einen kleinen Überhang klettern und schon war es fast geschafft. Ich musste nur noch die Eiswand wieder runter und dies ging ganz ohne Arme. Gut gesichert am Seil konnte ich mich zurück lehnen und langsam runterlaufen. Unten angekommen war mir trotz Schneefall warm und ich war auch ein wenig ausser Atem. Man merkt, dass auf fast 5000 m.ü.m. weniger Sauerstoff vorhanden ist. Nach dem klettern ging's wieder runter in Base Camp, erst weiter durch Schneefall und dann durch Regen. Wir kamen um ca. 17.00 uhr wieder in der Hütte an. Nach einem warmen Tee gabs eine kurze Siesta, und um 18.15 Uhr wurde schon das Abendessen serviert; bolivianisches G'hackets und Hörnli und zuvor eine gute Gemüsesuppe. Die Hütte war knapp zur Hälfte belegt, es hatte noch vier junge Australier und ein jüngeres, französisches Paar. Einer der Australier, mein Bettnachbar sagte mir, dass er morgen wieder runter will, er vertrage die Höhe nicht. Dies obschon er die letzten Wochen in La Paz auf fast 4000 m.ü.m. war.  Hoffen wir, dass es ihm morgen wieder besser geht. Jetzt ist 19.45 Uhr und alle ausser mir sind im Bett, die Meisten schlafen schon. Viel Anderes kann man auch nicht machen, draussen und in der Hütte ist es kalt. Deshalb gehe ich jetzt auch in den Schlafsack und lese noch ein wenig. Zeit habe ich genug. Morgen ist erst um 7.30 Uhr Tagwach.

 

Montag 18.4.2016  

 

Die Nacht war lang, wann geht man schon um 20.00 Uhr ins Bett, wenn man nicht krank ist? Die Holzpritsche war recht bequem und es war auch von der Temperatur her recht angenehm, ruhig eigentlich auch, aber wie es so ist in kleinen Massenlagern, gibt doch die unterschiedlichsten Geräusche und immer wieder einer der aufsteht und raus geht...

 

Zum Frühstück gab es ein warmes, luftiges Pancake, Brötchen und Nescafé. Gut gestärkt marschierten wir um 9.30 Uhr los zum High Camp. Die ersten 100 Höhenmeter ging es stetig Bergauf, nach einer kurzen Pause folgten die nächsten 300 Höhenmeter im Zickzack über einen felsigen Weg, eine steile Bergwand hinauf. Mein Rucksack war rund 15 kg schwer, eigentlich zu viel, aber davon waren alleine 5 Liter Getränke plus Steigeisen, Beil, Schlafsack und warme Kleidung. Da kommt schon was zusammen. Oben auf 5100 m.ü.m. bezogen wir, um 12.00 Uhr, eine fast neue, 4 Monate alte Hütte. Die ist sehr schön gemacht, mit Massenlager für 12 Personen. Da Macario und ich alleine waren, konnte ich mir mein Bett aussuchen. Macario kochte uns wieder ein feines Mittagessen, Pouletschnitzel im Ei gebraten, Quinoa mit Gemüse, Salzkartoffeln und Kochbanane. Beim Aufstieg war das Wetter windig und bewölkt nur zwischendurch ein Sonnenstrahl. Um 15.30 Uhr hörte man auf dem Wellblechdach draussen ein Schneesturm toben. Gut sind wir schon in der Hütte. Am heutige Nachmittag gibt eine lange Siesta damit sich der Körper ein wenig  an die Höhe akklimatisieren kann. Für mich ist es auch ein kleines, persönliches Experiment, ob ich nach rund neun Monaten ohne Sport und ohne Vorbereitung einen über 6000 Meter hohen Berg besteigen kann. 2008 habe ich mich mit zusätzlichem Training recht intensiv auf die Besteigung des 5900 Meter hohen Kilimanjaro vorbereitet. Heute fühle ich mich auf 5100 Meter viel besser. Heisst; im Ruhezustand merke ich nichts von der Höhe, nicht wie damals beim Kili auf gleicher Höhe. Dort hatte ich Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit. Die letzten rund 2 Monate waren wir nie unter 2000 m.ü.m., meist zwischen 3000 und 4300 m.ü.m., dies scheint zu helfen. Um Mitternacht ist Tagwach und Frühstück, um 01.00 Uhr gehts los. Nach rund 6 Stunden Marsch über Gletscher und Schneefelder sollten wir auf dem Gipfel sein, bin gespannt wie ich mich dann fühle...

 

17.30 Uhr, Wir sind immer noch alleine in der Hütte, Temperatur 5 Grad in der Hütte, zum Abendessen gibt es Quinoaschnitzel im Ei gebraten mit Reis und Salzkartoffel. Nach dem Essen gibt es ein Briefing betreffend des Aufstieges und der richtigen Kleidung. Anschliessend mache ich meine Ausrüstung startklar und um 19.00 Uhr steige ich in den von der Sigg Flasche mit heissem Wasser vorgewärmten Schlafsack, lese Berichte von unseren Reisefreunden und hoffe, dass ich  ein wenig Schlafen kann, Mitternacht ist bald und dann stehen 14 Stunden Marsch bevor...

 

Mitternacht; zum Frühstück gibt es Nescafe und alte Brötchen, kurz darauf geht es los. Der Himmel ist etwas bedeckt dennoch kann man die Berge mit dem Vollmondlicht recht gut erkennen. Der Marsch sollte für die erste Stunde über die Felsenroute führen, da es kurz zuvor aber geschneit hat, war eine Eis-Schneeschicht auf den Felsen. Dies machte das Gehen darauf zu einer rutschigen Sache. Deshalb sind wir links zum Gletscher abgebogen und über die etwas weitere Gletscheroute nach aufgestiegen. Am Gletscherrand montieren wir die Steigeisen und schnallen die Pickel vom Rucksack. Mit einem Seil werde ich mit Macario verbunden und los geht’s. Gleich zu beginn geht es schon richtig steil den Berg hinauf. Dank der Steigeisen, hat man sicheren Halt und Rutscht nicht. Dies ist auch gut so, manchmal brauchts einen langen Schritt über eine Glescherspalte. Die sind 10-20 Meter tief, oft sieht man gar nicht, wie weit es herunter geht und dies ist vielleicht auch besser so. Nach ca. 1 Stunde steiles Bergauf gehen, kommt ein starker Wind auf und es beginnt waagerecht zu schneien, die Temperatur fällt auf minus 15 Grad. Vorher habe ich noch geschwitzt aber jetzt müssen wir die Regenjacke anziehen und weiter geht es steil bergauf. Die Strecke vom High Camp auf 5100 m.ü.m. zum Gipfel, 6088 m.ü.m., ist nur 5 km lang und trotzdem braucht man dafür 5 bis 6 Stunden. Als wir auf ca. 5800 m.ü.m. angekommen sind stehen wir vor einer rund 30 Meter hohen, senkrechten Eiswand. Jetzt weiss ich auch, dass das Eisklettern vom Vortag nicht nur ein Zeitvertrieb war, sondern seinen Grund hatte… Die junge Französin, welche vor 3 Wochen noch einen 6300 Meter hohen Berg bestiegen hat, gibt an dieser Stelle auf und kehrt zurück zum Camp. Es gibt keinen andern Weg, also Pickel mit gestrecktem Arm über dem Kopf ins Eis schlagen und die Spitzen der Steigeisen in Eis rammen, dann nach oben klettern. Oben angekommen bin ich ausser Puste und muss ein paar Minuten gut durch atmen bevor es weitergeht. In dieser Höhe ist der Sauerstoff knapp und das merkt man gut. Weiter geht’s zum Schlussaufstieg und die letzten 200 Höhenmeter, dabei traversieren wir ein über 1000 Meter steiles Schneefeld mit einer Steigung von über 90 %. Der Pfad ist so breit wie meine 2 Füsse und mit Neuschnee bedeckt und es schneit und windet immer noch sehr stark. Jetzt nur keinen Fehltritt machen, sonst gibt es eine lang Rutschpartie. Es geht immer noch steil bergauf, alle 20 Meter halten wir kurz an, tief durch Atmen und weiter geht’s. Kurz vor dem Gipfel reisst für einen Augenblick die Wolkendecke auf und die roten Sonnenstrahlen des Sonnenaufgangs beleuchten die Gipfel und die Wolkendecke. Leider stehen wir so exponiert im Schneehang, dass ich keine Fotos machen kann. Trotzdem ein wunderschöner Moment. Die Sonnenstrahlen begleiten uns nur kurz und schon tobt der Schneesturm wieder. Noch ein paar hundert Meter und wir haben es geschafft und stehen, nach ca. 5 1/2 Stunden Aufstieg, auf dem Gipfel auf 6088 Meter über Meer. Ein tolles Gefühl! Viel Platz auf dem Gipfel haben wir nicht, nur ca. 2 auf 1 Meter. Auf der Seite wo wir aufgestiegen sind geht es steil und tief hinunter und auf der Rückseite des schmalen Grates, geht es sicher über 2000 Meter senkrecht hinunter. Ich kann gar nicht bis zum Grund sehen, da der in den Wolken versteckt ist. Gemütlich ist es nicht da Oben, sind wir doch dem Schnee und Wind so richtig ausgesetzt. Nach ca. 15 Minuten Fotos machen und verschnaufen geht es den selben wieder hinunter. Dies ist gar nicht so einfach, da der Pfad recht rutschig geworden ist. Dafür macht es Spass sich in der Eiswand abzuseilen. Das Seil gut um den Bauch geschlungen, kann ich mich zurücklehnen und langsam die senkrechte Wand rückwärts hinuntergehen. Mittlerweile ist es hell geworden, man sieht nun links und rechts die Gletscherspalten mit grossen Eiszäpfen. Ein schönes Bild. Wir erreichen das High Camp kurz nach 10 Uhr. In der Hütte gibt es eine Pause mit heissem Tee, anschliessend verpacke ich meinen Schlafsack und das restliche Gepäck und wir gehen hinunter zum Basecamp. Weiterhin begleitet von Wind und Schnee. Wir erreichen das Base Camp um 12.00 Uhr. Macario hätte ein paar Empanadas zum Mittagessen für mich, aber ich habe leider keinen Hunger. Ich bin glücklich den Gipfel erfolgreich bestiegen zu haben. 

 

Und wie geht es mir jetzt im Vergleich zur Kilimanjaro Besteigung? 

Rauf ging es hier besser, da ich mich über viele Wochen an die Höhe gewöhnen konnte und so auch keine Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit hatte. Beim Schlussabstieg vom High zum Base Camp, merke ich heute an den müden Beinen, das fehlende Training. 

 

21.4.2016

 

La Paz - Ruta de la Muerte 

 

Eeendlich können wir heute morgen die Garage von Ernesto verlassen. Letzte Handgriffe werden von den Mechanikern noch erledigt, unser Ländy sieht wieder aus wie ein Ländy, ich meine so mit Rädern und allem Drum und Dran. Bei Dani müssen jetzt auch noch die Batterien neu bestellt werden, da die mittlerweile auch noch den Geist aufgegeben haben. Aber wir und „Lotti“ wollen los, da bei Annina und Päscu auch alles erledigt ist. So bleiben Heidy und Arnaud (die noch ihr Visum verlängern wollen) und Dani und Brigitte noch für mindestens einen Tag in La Paz während wir uns auf den Weg machen. Wir fahren also quer durch die Riesenstadt, brauchen dafür etwa eine Stunde und sind kurz ausserhalb auf der nächsten Anhöhe bereits wieder auf 4700 m. Vorbei an einem schönen Stausee und grossen Lamaherden fahren wir weiter in Richtung Coroice. Wir wollen die „Todesstrasse“ (Camino de la Muerte) von Coroice auf 1700 m nach La Paz fahren. Ernesto hat uns diese Richtung empfohlen, da man so auf der Felsseite fährt und der Gegenverkehr ausweichen muss. Auf dem Camino herrscht ausnahmsweise Linksverkehr, damit der Fahrer auf der Abgrundseite sitzt und somit seinen Platz besser sehen und einschätzen kann. Da es nur selten Leitplanken gibt, nicht ganz unwichtig.  Wir fahren auf guter Teerstrasse durch spektakuläres Gebirge und sehen irgendwann einen Abzweig auf den Camino. Das Wetter ist gut, wir sind noch früh am Nachmittag und beschliessen daher nach kurzem Überlegen, direkt auf den Camino einzusteigen und ihn halt von Oben nach Unten zu fahren. Dann hat es bestimmt keine Mountainbiker. Denn seit der Schwerverkehr nicht mehr über die Strasse führt, ist er in Hand der Touristen unter Anderem der Biker. Die fahren aber in der Regel am Morgen los und natürlich von Oben nach unten. Somit sind die von heute schon alle durch. 

 

Wir sehen in den Hohen, bewaldeten Bergen wo unsere Route durchführt und sind gespannt auf den Zustand und die Breite der Strasse. Sie ist schmal, immer wieder fallen Wasserfälle direkt über die Strasse oder den Felswänden lang, das Grün ist unglaublich üppig, Vögel pfeifen, es ist feucht und riecht erdig nach Urwald. Es ist wunderschön diese Strecke zu fahren. Einmal kreuzt uns ein Lastwagen, ansonsten ist kaum Verkehr. Dicke Nebelschwaden steigen auf und verdecken die Sicht, dann wird es wieder klar und wir sehen in unglaublich tiefe Täler. Alles überwuchert mit Dschungel. Unvorstellbar, dass bis vor kurzer Zeit hier der ganze Schwerverkehr gefahren ist. Crazy, der Camino ist meistens nicht breiter als irgend ein Feldweg. Allerdings sind die vielen Kreuze am Wegrand Zeugen von vielen Unfällen; denn wer da fällt, für den gibt es keine Rettung…

 

Unterwegs treffen wir wieder mal auf einen dieser verrückten Velofahrer. Einen Taiwanesen der seit 2014 unterwegs ist. Heute ist er ist ohne Gepäck auf dem Camino, da er nur ein „Velotürli“ von La Paz aus macht. Allerdings ist er zeitlich im Verzug wie er uns erzählt, da er einer Kolumbianerin, die oft hingefallen ist, geholfen hat mit ihrem vielen Gepäck und dem kaputten Rad. Auf jeden Fall freut er sich, dass wir seine Heimat schon mal bereist hatten, auch wenn das im 1993 war, und er damals entweder noch gar nicht geboren, oder zumindest sehr klein war. 

 

Wir verabschieden uns und weiter gehts durch die spektakuläre Landschaft. Wir machen viele Fotos und können uns an der grünen Üppigkeit gar nicht satt sehen. Über den Anden ziehen sich dunkle Wolken zusammen, Anfang der Regenzeit. Als wir um eine enge Kurve kommen, sehen wir auf einmal eine Ambulanz und andere Fahrzeuge. Oh nein, ein Unfall? Nein wir sehen ein paar Personen ganz relaxed auf dem Weg stehen und sich unterhalten. Da war wohl heute irgendwann ein Erdrutsch. Ein Bagger ist bereits dabei die grossen Erdmassen entweder in die Tiefe zu befördern oder fest zu  fahren. Die Leute, die bereits da stehen, meinen es gehe etwa noch 40 Minuten. Never! Ich glaube eher, dass wird morgen, den wir haben ja bereits 17.00 Uhr. Wir lernen nun doch noch die kolumbianische Velofahrerin kennen, die sich immer noch nicht von ihren Stürzen erholt hat und total aufgelöst ist. So mache ich erst mal für die Einen Kaffee und für die Anderen Cocatee. Annina und ich sind mittlerweile ziemliche Fans vom Cocatee, hier natürlich völlig legal. Unterdessen schauen wir zu, wie der Baggerfahrer arbeitet und wirklich rasch voran kommt. Nach nicht mal einer Stunde ist die Strasse soweit geräumt, dass wir durch können. Perfekt, aber nun ist bereits abends nach 18.00 Uhr und es wird bestimmt schon bald einnachten. Wir bieten der Kolumbianerin noch an, ihr Gepäck mitzunehmen, aber sie und der Taiwanese haben bereits eine Mitfahrgelegenheit bei einem Pick-Up gefunden. Das ist natürlich noch besser. Wir fahren also nur noch zum nächsten Checkpoint, weil wir uns wieder „austragen“ müssen. Aber als wir dort ankommen ist niemand mehr vor Ort. Wir steigen aus, und schauen uns erst mal um. Zwei kleine Mädchen Carla 12 und Vanessa 9 jährig. Beide mega herzig und offenbar ausserhalb der Zeiten, zuständig für das Abreissen der Zettel. Sie nehmen ihren Job ernst und erklären uns wo Coroico ist, wann die Bikefahrer in der Regel kommen und so weiter. Süss! Wir fragen ob wir 

direkt bei der Station übernachten können, natürlich sagen die zwei. Sicherheitshalber fragen wir noch die Mutter, aber auch die ist sehr nett und so bleiben wir direkt da stehen. Es ist ruhig und einsam und am Abend wird eh niemand mehr auf die Todesstrasse einfahren. Wir kochen und geniessen den Abend. Auch die zwei sind fasziniert von unseren WoMo’s, stellen fragen und sind gwundrig. Aber total anständig und höflich. Annina schenkt den zweien je eine Spielkiste und die zwei weinen fast, so freuen sie sich. Wir geben ihnen auch noch von unserem Znacht zu probieren, nicht weil sie Hunger haben, aber weil sie es möchten. Sie wollen fast nicht ins Bett haben aber am Morgen früh Schule. Die zwei Mäuse fragen uns ob wir früh am Morgen weggehen, wir könnten sie doch mitnehmen in die Schule. Die Schule ist aber nur etwa 200 Meter entfernt, so beschliessen wir lieber aus zu schlafen. Natürlich klopfen die zwei am Morgen an unsere Türen um sich zu verabschieden…  

 

 

22.4.2016

 

Corioco

 

Heute Morgen brechen wir auf um eine grössere Runde im Tiefland zu besuchen. Es hat einige schöne Orte und die Strecke dem Rio Coroico entlang soll schön sein. Wir verlassen also unseren Checkpoint und fahren weiter in die Tiefe. Mittlerweile sind wir auf 1500 m, es ist tropisch feucht, überall hat es Hibiskusblüten, Engelstrompeten, Papayabäume und sogar Avocados. Es ist bereits am Morgen 20 Grad. Toll, für ein paar Tage nicht mehr frieren. Unterwegs bemerken Annina und Päscu an ihrem Lotti ein lautes Geräusch, wenn sie schnell fahren. Das Auto ist hat auch 20 jährig…Päscu liegt unters Fahrzeug, findet aber nichts. Wir halten immer wieder an um heraus zu finden an was es liegen kann. So können wir auf jeden Fall nicht weiter fahren. Wir beschliessen nach Coroico zu fahren und zu versuchen Ernesto zu erreichen. Wir drehen also um und fahren die ca. 30 Kilometer zurück. Wir brauchen für die Strecke etwa eine Stunde, dann kommt der Abzweig für das auf dem Berg gelegene Coroico. 

 

Wir wollen zum Hostel Luna y Sol, da soll es gutes W-Lan geben um zu telefonieren. Leider wurde der Weg nirgends gut beschrieben. Es ist unheimlich steil und schmal. Die Äste kommen immer tiefer runter und unser Ländy kommt nur noch knapp durch die Bäume. Die Strasse oder besser gesagt, der Weg wird auch immer schlechter und als wir uns verfahren können wir kaum wenden. Der Ländy legt sich in Schieflage, dass es mich so richtig graust. Aber schlussendlich kommen wir an, aber der einzige ebene Platz ist kaum gross genug um zu wenden. Zwei Fahrzeuge gerade hinstellen kann man hier vergessen. Wie jeder Ort in Bolivien ist auch das Hostel an einem Hang gelegen. Allerdings in einer tollen Landschaft. Üppiges Grün von Kaffee-, Papaya-, Avocado- und Orangenbäumen. Tolle Blumen wie Weihnachtssterne und Amarillis blühen in ihrer ganzen Pracht. Grillen zirpen und die Geräusche des Dschungels sind bereits am Tag hörbar. Ein kleines herziges Outdoor-Restaurant, eine schöne Veranda mit Hängematten und sogar ein Naturpool sind vorhanden. Päscu erreicht Ernesto welcher ihm sehr nett Auskunft gibt. Er erkennt die Symptome vom Lotti sofort. Weil Benzin hier eine schlechte Qualität hat, sprich eine tiefe Oktanzahl aufweist, gibt es bei den Motoren in tieferen Regionen Fehlzündungen. Nur in der Höhe, wie zum Beispiel La Paz wo der Motor viel mehr arbeiten muss, passiert sowas nicht. Päscu strahlt, er wird den Benzintank nun leer fahren und erst wieder in Peru tanken. Dann sollte dies kein Problem mehr sein. Ernesto sei Dank, wir können den Abend richtig geniessen und Päscu muss nicht wieder unters Lotti liegen.

 

 

23.-25.4.2016

 

Coroico - La Paz - Titicacasee

 

Ursprünglich wollten wir versuchen auf einem anderen Weg nach Peru zu gelangen, damit wir nicht wieder von 1500 m auf über 4000 m hoch nach La Paz hätten fahren müssen. Aber auch nach der irgendwie zehnten Person (inklusive Polizei etc.) musste wir uns geschlagen geben. Es führt nun mal keine Piste nach Peru, auch wenn sie auf unserer Karte verzeichnet ist. So nehmen wir’s halt wie es ist und fahren die vielen Höhenmeter in Richtung La Paz. Es ist strahlend blau, und im Nachhinein haben wir bereut nicht wieder auf der Ruta de la Muerte gefahren zu sein. Aber egal, wir haben den Asphalt unter die Räder genommen und unterwegs auf ca. 3500 m übernachtet. Annina fühlt sich nicht gut, wir wissen nicht, ob’s an der Höhe liegt, an den Fruchtsäften oder an der riesigen Papaya die wir verdrückt haben.

 

Am nächsten Morgen ist ihr noch nicht wirklich besser. Sie hatte eine schlechte Nacht, ist aber trotzdem bereit weiter zu fahren. Wir wollen nämlich an den grössten See auf über 3800 m - an den Titicacasee. So machen wir uns auf den Weg durch La Paz und brauchen sage und schreibe zwei Stunden dafür. In El Alto hat es unglaublich viele „Colectivos“ (öffentliche Minibusse), die Menschen auf den Sonntagsmarkt bringen. Auch sonst hat’s viel Verkehr und viele Baustellen. Entsprechend lange dauert die Fahrt, wir haben dafür eine gemütliche Stadtrundfahrt. Irgendwann gehts dann doch wieder aufs Land, wir haben einen tollen Blick auf die Schneeberge, alles natürlich Sechstausender, unter Anderen auch der Huayna Potosi auf dem Tinu war. 

 

Bald schon sehen wir auf dem GPS den See und sogleich auch Live und in Farbe. Ein riesiger See, scheint einem wie das Meer, da man das Ufer nicht sieht. Das Wasser dunkelblau, wenig verbaut - wunderschön. Der Titicacasee. Magisch - immer wollten wir schon hier hin. Um auf die andere Seeseite zu kommen, muss man eine kurze Seeenge überqueren. Viele flache Boote stehen bereit um Fahrzeuge über zu setzen. Eines kann drei Pw’s oder einen Bus befördern.  Unsere zwei Fahrzeuge passen genau auf so ein Boot. Die Fahrt dauert nur etwa zehn Minuten und schon sind wir auf der anderen Uferseite. Wir fahren bis zum kleinen Ort „Copacabana“. Ein Backpacker-Örtchen mit schönem Strand. Wir suchen einen Camping, aber es gibt keinen. Wir stellen uns ans schöne Ufer und treffen auf zwei grosse argentinische Wohnmobile. So richtige Hippie-Busse. Wir lernen Paolo aus Buenos Aires kennen, der ein Jahr Urlaub hat und von Norden her wieder in Richtung Heimat unterwegs ist. Er steht schon seit ein paar Tagen hier und offenbar is es erlaubt. Seit dem Nachmittag fühlt sich nun auch Tinu schlecht. Offenbar geben wir in der Runde den Käfer weiter. Er friert, hat keinen Appetit und ihm ist übel. Mit Schlafsack, Socken und Wärmeflasche verschwindet er unter dem Duvet. Mal sehen wie es morgen ist. Hier wäre allenfalls ein guter Ort um sich einen Tag Verschnaufpause zu gönnen und zu kurieren. Annina ist auch immer noch bei Suppe und Brot…Bin gespannt obs mich auch noch erwischt, oder ob ich mich wehren kann. Sonst nehm ich dann noch einen Cocatee. Das hilft für und gegen alles. 

 

 

25.4.2016 

 

Titicacasee

 

Heute stehen wir schon früh auf, wir wollen zur Isla del Sol auf dem Titicacasee. Das Boot fährt um 8.30 Uhr und die Überfahrt soll zwei Stunden dauern. Die 70 km2 Meter grosse Insel, mit ein paar tollen Ausblicken und interessanten Ruinen kann man gut über felsige Pfade bewandern. Es gibt keine Fahrzeuge auf der Insel, die Bewohner sind fast selbstversorgend und was auffällt - keinen Abfall. George unser Guide ist Aymara (Nachfolger der Incas), hier aufgewachsen und hat immer auf der Insel gelebt. Er kann uns viel zu Traditionen, Mythen, Landwirtschaft und Menschen erzählen. Die Sonne brennt auf 3800 m erbarmungslos auf das Eiland, und obwohl wir Sonnenschutz eingecremt haben, merken wir rasch wie die Haut spannt und bei allen eine rötliche Farbe annimmt. Die Bootsfahrt ist eher gemütlich, daher auch zwei Stunden lang. Wir sind aber froh, macht das Boot keine flotte Fahrt, am Morgen ist es nämlich saukalt. Die Inseltour ist interessant und abwechslungsreich. Leider kann man das von den „Floating Islands“ nicht behaupten. Eigentlich werden die Schilfinseln der Uros, hier eher „ballenbergähnlich“ vermarktet. Es sind aber keine eigentlichen Schilfinseln, sondern Holzbauten auf Sagexflossen, über die Schilf gestreut wurde. Kein Mensch wohnt mehr da, es sind nur noch Beizen mit Plastikstühlen wo frittierte Forellen an den Mann und die Frau gebracht werden. Enttäuschend. In Original sollen diese Inseln interessante Konstruktionen sein. Wer weiss, vielleicht werden wir in Peru noch andere sehen. 

 

Apropos Peru! Heute gehts los zum Grenzübertritt. Übrigens, falls ihr ein, zwei unterbeschäftigte  Daumen übrig habt, wärs toll wenn ihr sie uns drückt. Soll ein mühsamer Grenzübergang sein, und wir haben immer noch keine Autoversicherung…

 

 

Unser Fazit von einem Monat Bolivien: Nette Menschen, wundervolle Landschaft - vorallem der Salar de Uyuni ist unvergesslich, keine Polizeischikane und auch die Abfallberge sind nicht so gross wie befürchtet. Alles in Allem ein wunderschönes Reiseland.

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